Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Ruch der Umstand, daß bet Brunshausen an sich mehr 
Platz zu einer langsam durchführbaren Kursänderung ge— 
desen sei, könne den Lotsen nicht von der Verpflichtung be— 
reien, die Weiterfahrt mit den kurzen Trossen einstellen zu 
aussen. Einmal habe er stets mit Ausweichmanövern an jeder 
Zteile rechnen müssen, dann habe er seinerseits die Oertlich— 
it bei Brunshausen gar nicht gekannt. Eine Mitschuid der 
Zchlepper liege endlich auch darin nicht, die Trossen bei Er—⸗ 
Tnntnis der Gefahr nicht rechtzeitig gekappt zu haben. Denn 
ie von der Klägerin benutzte Einrichtung sei ortsublich ge— 
sen. Die Revision der betlagten Reederei, als deren 
ßargin die Dresdner Bank verurteilt worden war, machte 
geltend, auf der Elbe sei es üblich, daß beheimatete Revier⸗ 
Hlepper selbständig schleppten. Dann aber sei es kein Ver⸗ 
Fuͤden, wenn der Lotse nur dann eingreife, wenn er etwas 
hefahrdrohend erkenne, was der Schlepper nicht selbst auch 
nezken konne. Zum mindelten liege ein Mitverschulden der 
Schlepper vor. Auch die Frage sei offen geblieben, ob die 
Zdiepper nicht doch, ein Verschulden infolge mangelhafter 
Sn ing der Trossen treffe. Das Reichsgericht wies 
jedoch die eingelegte Revision zurück. Die Verwendung der 
Nrzen Trofsen allein sei noch keiner Partet als Verschulden 
zur ehnen, da sich in dieser Beziehung bestimmte Vor⸗ 
e aeeehtuffsteslen lieben. Der Lotse habe aber unter 
llen Umstanden dann eingreifen müssen, als er gelehen gehabt 
habe, daß schon bei der eisten Kursänderung Trossen von 
der benutzten Länge der Fahrt gefährlich werben konnten. 
Wiit Recht set das Oberlandesgericht der Ansicht, daß dann 
der Lotse die Trossen habe verlangern lassen oder ganz andere 
Schlepper nehmen müssen. Die Schlepper ihrerseits hätten 
nicht tennen können. was das Schiff an der ordnungs⸗ 
wmäßigen Kurswendung gehindert habe. Besondere Er⸗ 
wägungen hätten sie gleichfalls nicht nötig gehabt, solange 
D den Lolsen untätig desehen hätten. Der Schaden sei so⸗ 
durch die Unterlassung des Lotsen verursacht und ver— 
schnidet und die beklagte Reederei zum Ersatz verpflichtet. 
Zur Revision des Gesetzes rom 19. Sept. 1898, bett. 
dee Anlegung von Mumdelgeld teilt der Senat der Bürger—⸗ 
schaft nachstehendes mit: Nach 8 10 des am 1. Jan. 1900 
in Kraft getretenen Gesetzes vom 19. Sept. 1698, betr. 
die Anlegung von Mundelgeld, sollen die Bestimmungen 
der 88 2 bis 5 bieses Gesetzes nach Ablauf von je 10) 
Jahren, zuerst im Jahre 1010, einer — 3 
— „einer Nachprüfung unter⸗ 
zogen werden. Die Nachprüfung ist in dielsem Jahre nach 
Anhörung der vorwiegend mit der praktischen Handhabun 
des Gesetzes befahten Abteilungen des Amtsgerichts . 
Vormundschafts · und für Grundbuchsachen vorgenommen 
worden. Sie hat ergeben, dah sich das Gefetz durchaus 
hbewährt hat und daß seine Handhabung ——— und 
zweifelsfreie ist. Es ist auch erwogen worden ob es 
sich etwa empfehle, an Stelle der bisherigen Schãtzung 
der Grundstücke (58 83,6 des Gesetzes) nunmehr die Schãbung 
nach dem gemeinen Werte in dem Umfange, wie sie durch 
das Grundsteuergesetz vom 11. Mai 1910 Naefuhrt worden 
st. d. h. für die Stadt und die Vorlstädte —* 
zu legen. Der Senat glaubt jedoch von * Aenderun 
des Gesetzes in dieser Richtung noch absehen zu ge 
bis auf Grund des Gesetzes vom 11. Mai 1910 in 53 
nuf die Schätzung des gemeinen Wertes weitere ——— 
GErsahrungen gesammelt sein werden, und behält * ie 
zu gegebener Zeit, und zwar cvenluell auch vord an 
maligen, im Jahre 1920 stattfindenden ,, ee 
auf eine Aenderung, namentlich der Bestimon * Feten 
neede Grundstucke, zurückzukommen ungen Iber die 
eS BVer Lubecer Echuten⸗ Vere — 
im Konzerthaus —— e 3 dennerstas 
gnügen. Nach einem Konzert ie ner e 
4 n Konzert von Mitgliedern der Regi— 
eeee der Liederkranz ,Concordia“ die 
i durch einige Lieder. Es wechselten dann S logesänge 
von Damen der Mitglieder, humoristische Vorträ —— 
zertstüde der Kapelle mieinander b — And ßzy, 
—— ab. Zur Erheiterung des 
malers bei. e e we nd emee 
den Schluß des Festes. In den n — pidg 
— ——— —S—— 
* s, 
ar 7 und Treiben, das erst am früben In 
vb. Berein der Musikfreunde. Zur Leitung seines fünften 
Sinfoniekonzertes (Sonnabend, den 21. Jan.) hat der Vorstand 
des Vereins der Musikfreunde Professor Arthur Nikisch ein— 
gjeladen. Aubßer der III. Sinfonie in Es dur Eroica) von 
2. van Beethoven wird der berühmte Gast das Vorspiel zur 
Rer „Melusine“ von Carl Grammann und folgende Werke 
dichard Wagners dirigieren: die Ouvertüre und das Bacchanale 
Venusberq) in der Pariser Bearbeitung aus „Tannhäuser“, 
owie das Vorspiel zu „Die Meistersinger von Nürnberg“. 
)ie öffentliche Hauptprobe findet Sonnabend. den 21 Jan. 
ormittags 11 Uhr uatt. 
— — — r — — — 
die „hildebrandt“⸗Katastrophe. 
Dr. Bröockelmann, der Vorsitzende des Fahrtenaus— 
chusses des Berliner Vereins für Luftschiffahrt, der sich zur 
Antersuchung der Katastrophe des Ballons „Heldebrandt“ 
nach der Fundstelle, dem Göhrensee bei Wildenbruch, begeben 
hatte. gibt folgenden ersten authentischen Bericht: 
Meber die Urfache der Katastrophe des Ballons 
Hildebrandt“ sind Nachrichten in die Oeffentlichkeit gelangt, 
ije dem Fuhrer die Schulb an dem Unglüdsfall zuschrieben. 
da diese Nachrichten un Teil auf unrichtigen Angaben über 
nen tatsachlichen Befund an Ort unb Stell— beruhen, so möchte 
ich in folgenden Zeilen einen kurzen Bericht über den von 
mir an der Unfallstelle aufgenommenen Tatbestand geben. 
a r Gohrensee hat etwa die Grohe des Schlachtensees 
inb ist von hohem Laubwald ungeben, der sudlich von der 
Jundstelle des Ballons die dicht gen See heranreicht. 
Dle langere Achse des Seee lienen suͤdnördlicher Richtung, 
der Ballon lag an der schmeisten Stelle ungefähr 40 w 
don dem Westufer entfernt. Ein Teil der Hülle war auf 
em Eise eingefroren, der ubrige, gröhere Teil lag im 
Wasser und war durch den schweren Korb nach unten 
zogen. Der Korb stand in dem Schlamm des 4 dieser 
teile etwa 8 mm tiefen Sees, war jedoch von oben nicht 
htbar. In dem Korbe befanden sich sechs volle Säcke 
ballast zu je 25 xE. Die Taschenuhr zeigte 8,25, der Baro— 
raph eine 212stünd. Fahrzeit; die Bondung durfi— also aegen 
Ahr abends erfolgtsein. 
Der Leichnam von dr. Kohrs schwamm aufrecht im Wasser 
ind zwar befand sich der Kopf 10m unter der Oberfläche. 
or. Kohrs stedte mil der Brust in einer Netzmasche und war 
an den Beinen in dem Netz verwickelt, so daß die Leinen 
zerschnitten werden mußten, um den Körper frei zu be— 
mimnen. Von der Leiche des Herrn Keidel war zunächst 
ichts zu sehen. Das Ventil war in ordnungsmäßigem Zu⸗ 
und, die Reißleine ausgeklinkt und der Ballon fast ganz 
ufgerissen. In einer Entfernung von ungefähr 50 wm fud⸗ 
ich des Ballons waren, in dem Eise eingefroren, vor meiner 
inkmf zwei Pakete mit Generalstabskarten gefunden worden. 
Haͤs ESchleppnetz war ausgelegt gewesen und lag im Wasser, 
deraus mit Sicherheit geschlossen werden kann, daß das 
Basser am Tage des Unfalles nicht gefroren war. Nach 
slngabe einiger Forstbeamten soll der See am 29. Dezember 
in den UAfern bis etwa zehn Meter weit gefroren gewesen 
ein und zwar bis in die Nähe der Fundltelle der Karten— 
akete. 
Am 209. Dezember war das Wetter neblig, ab und zu 
iel Schnee, es herrschte Sud-⸗Süd-Westwind, da außzer dem 
och Neumond war, konnten die Luftschiffer sicher wegen der 
dunkelheit nur auf ganz kurze Entfernung das Gelände unter⸗ 
cheiden. Dr. Kohrs hatte seinem Vater, der sich selbst sehr 
uür die Luftschiffahrt interessiert, öfters erklärt, er würde 
mmer dicht hinter einem Wald zu landen versuchen, was 
urchaus richtig ist, besonders bei starkem Winde. Man 
eht nun wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß die 
datastrophe sich in folgender Weise abgespielt hat: 
Dr. Kohrs, der vor dem Aufstieg ausdrücklich erklärt 
atte, er wolle auf keinen Fall über die Ostsee fahren, 
erior wegen des Nebels und der Dunkelheit die Orientierung, 
nd nahm an, daß er bald an der Küste sein müsse; viel— 
eicht sah er auch ein, daß er bei dem Schneefall oder Negen 
en Baillon nicht mehr lange werde in der Nuft halten 
õnnen, jedenfalls entschloß er sich zur Landung. Da er dicht! 
eben der Fahrtlinie einen Ort liegen sah (es war Wilden— 
ruch), spähte er nach einem geeigneten Landungsplatz. Ueber 
enr Walde fliegend, sah er plötzlich vor sich eine Lichtung, 
onnte aber wegen der Dunkelheit nicht erkennen, daß es ein 
zee war, sondern glaubte jedenfalls eine Waldwiese oder 
in Feld vor sich zu haben. Er zog das Ventil, bis der 
dorb die Baumwipfel berührte, und riß dann über den letzten 
zäumen vor der Lichtung den Ballon auf. Dieser fiel rasch, 
er Korb stieß auf das am Rande des Sees befindliche Eis 
uuf und kippte um. Hierbei fielen die beiden Kartenpakete 
ud vielleicht auch Herr Keidel aus dem Korbe. Der Ballon 
rhob sich noch einmal wenige Meter in die Luft und stürzte 
ann, fast völlig von Gas entleert, 50m weiter in das 
Vasser, in dem der mit noch 6 vollen Ballastsäcken be— 
chwerte Korb sofort unterging. Dr. Kohrs, der ein aus— 
gezeichneter Schwimmer war, sprang aus dem Korb, um 
in das Ufer zu schwimmen, geriet jedoch in das über 
hm liegende Netz, aus welchem er sich naturgemäß nicht 
nehr zu befreien vermochte. Herr Keidel ist entweder, wie 
rwäbnt, schon bei dem ersten Aufsetzen des Korbes aus 
iesecm herausgefallen oder er ist noch vor Dr. Kohrs her—⸗ 
rusgesprungen. Sein Leichnam wurde 50m südlich von dem 
ßalion im See gefunden. 
Die beiden Luftschiffer sind also dem verhängnisvollen, 
ber leicht verzeihlichen Irrtum erlegen, daß der Führer die 
sor dem Walde liegende Lichtung, auf welcher er die Lan— 
zung in durchaus sachgemäßer Weise vollzog, für eine 
eeianete Landunasstelle ansah. Man könnte vielleicht sagen, 
aß er erst den Ballon aufreißen durfte, als er sich über— 
eugt hatte daß er festes Gelände unter sich hatte, und 
ielleicht hätte dies auch ein älterer, erfahrener Führer ge⸗ 
an, es muß aber berücksichtigt werden, daß er gezwungen 
var, rasch zu handeln, denn jenseits begann schon wieder 
ach etwa 200m Entfernung der Wald, den er hei dem 
harken Winde in weniger als einer Minute erreicht hätte. 
luch hatte er ja bei dem ersten Aufsetzen des Korbes auf 
as Eis Widerstand empfunden und konnte nicht ahnen, 
aß sich gleich dahinter offenes Wasser befand. Der Ballon 
zjar nun auch schon aufgerissen und nur ein rechtzeitiger 
5prung in das Wasser hätte ihn vielleicht noch gerettet, 
ber als pflichttreuer Führer konnte er sich wohl nicht 
nntschließʒen, seinen Ballon freiwillig zu verlassen. 
Ferner wird dem L.⸗»A. von einem Leser des Blattes, 
her sich seit einiger Zeit in einer Ortschaft in der Nähe 
»er Fundstelle des Ballons aufhält, nachstehendes mitge— 
eilt: „Ich befinde mich seit vierzehn Tagen hier auf 
rer Jagd. Schon am vergangenen Freitag wurde mir 
rzählt, daß auf dem Eise des Göhrensees ein Luftballon 
iege. Durch Erkältung wurde ich verhindert, mir den Ballon 
inzusehen. Am Sonnabend wurde wieder von diesem Ballon 
rzählt, und Sonntag war eine reine Völkerwanderung 
ach dem Göhrensee. Ich teilte meine Vermutung anderen 
deuten mit, daß der genannte Ballon der gesuchte „Hilde— 
»randt“ sein könnte. Am Sonntag abend wurde mir 
däheres mitgeteilt, daß am Ballon im Wasser sich ein 
dorb befände, in welchem ein Mensch aufrecht stände. 
Am Montag vormittag ging ich hin, um mir die Sache 
voch einmal näher anzusehen. Am Orte angelangt, erkannte 
ch gleich an der Sülle, daß es der Ballon „Hildebrandt“ 
var. Von Leuten war bereits ein Loch ins Eis ge— 
hlagen worden. Durch diese Oeffnung konnte man genau 
ie Gondel sehen, und man bemerkte darin einen Mann 
n aufgerichteter Haltung. Es waren Hunderte von Personen 
uuf dem Eise. Ich begab mich sofort nach Wildenbruch, 
im mich zu erkundigen, was in dieser Sache geschehen 
ei. Auf dem Amte traf ich den Sekretär vom Amts— 
orsteher und machte ihn aufmerksam, daß dort noch ein 
röheres Unglück geschehen würde, wenn nicht das Eis 
im den Ballon herum abgesperrt wurde, was auch dann 
eschehen ist. Man sagt zwar, daß schon alles mal da— 
sewesen ist, aber so etwas habe ich Voch noch nichg 
rlebt. Seit Tagen weiß man, um was es sich handelt, 
aͤkt die Leichen im Wafsfer liegen und tut zu ihrer 
BReraung nichts“ 
. 
Gegenüber dieser Darstellung wird uns von Herren, die an 
yer Unglüchsstätie weilten, solgendes mitgeteilt: Die Lage des 
leinen Göhrensees ist ähnlich der des Uglei⸗Sees, nur ist ersterer 
rheblich kleiner als letzterer. Der Göhrensee muß bereits am 
Abend des Unglückstages völlig zugefroren gewesen sein, denn 
»er Sägemühlenbesitzer Liehse und Frau in Wildenbruch, in 
»eren Hause die Leiche Dr. Kohrs aufgebahrt war, bekunden, 
daß sie am 31. Dez. am See vorbeigefahren sind und Frau 
diehse ihren Mann auf eine bisher nicht im See bemerkte gelb⸗ 
iche, gleich wie der ganze See leicht mit Schnee bedeckte Masse 
ufmerksam gemacht hat. Beide erinnern nun ganz bestimmt, 
aß deit dem Abend des 20. Dez. lein Schnee mehr gefallen war. 
daraus ergibt sich, daß bereits am Donnerstag, 29. Dez., der 
zee mit einer, wenn auch nur leichten Eisdeche überzogen ge⸗— 
pesen sein muß, da sonst der Schnea nicht liegen geblieben wäre. 
luch der Förster, dem das Revier um den kleinen Göhrenser 
terstellt ist, erlärt, daß er bereits am Freitag eine bisher 
icht wahrgenommene Insel im See gesehen, sie für eine Rohr⸗ 
nsel gehalten und versucht hat, sie auf dem Wege über das 
kis zu erreichen. Letzteres ist aber noch nicht tragfähig genug 
ewesen, so daß er sich der vermeintlichen Insel nicht hat nähern 
önnen. Auch er erinnert nicht, daß nach dem 29. Dez. Schnee 
jefallen ist; wäre neuer Schnee niedergegangen, hätte er das bei 
»er Beobachtung der Wildspuren sofort erkennen mülsen. 
dieraus ergibt sich gleichfalls, daß der See am 29. Dez. 
bends bereits völlig mit Eis und Schnee bedeck gewesen 
ein muß. Es ist daher Dr. Kohrs vom Ballon aus ganz 
anmöglich gewesen, auch nur zu vermuten, geschweige denn 
u erkennen, dah der für die Landung ausersehene Platz 
iin mit Eis und Schnee bedeckter See war und keine 
Waldlichtung. Daß das Schleppseil im Wasser gelegen 
zat, ist nicht weiter verwunderlich wenn man bedenkt, 
aß das Seil ein Gewicht von etwa 100 Pfund hadt 
und das Eis schon eine erhebliche Stärke haben muß, 
um eine solche Last tragen zu können. — Gegenüber 
»en Mitteilungen verschiedener auswärtiger Blätter über die 
de'sche des Rechtsanwalts Dr. Kohrs sei nochmals hervor— 
jsehoben, daß die Gesichtszüge des Verewigten diejenigen 
ines ruhig und friedlich schlafenden Mannes sind und die 
behauptung von einer Entstellung des Gesichts durchaus 
uhegründef ist. 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
W. Bremen, 20. Jan. Enigegen der Blättermeldung, daß 
zie Kronprinzessin auf der Rückreise von Aegypten nach 
Zizilien den Lloyddampfer „Schleswig“ benußen werde, der 
im nächsten Sonnabend die neue Linie Genua— Tunis — 
Ilexandrien des Norddeutschen Lloyd eröffnen wird, steht 
est, daß die Kronprinzessin am 1. Febr. mit dem Dampfer 
„Prinzregent Luitpold“ des Norddeutschen Lloyd von 
Llexandrien nach Catania abreist, welches der Dampfer 
zu diesem Zwecke anläuft. 
WT. Bremen, 20. Jan. Nach langiährigen Verhandlun— 
jen mit der ungarischen Regierung ist es dem Morddeut⸗ 
chen Llonyd gelungen, die Konzession für die Auswandere?- 
veförderung aus Ungarn zu erhalten. Die amtliche Bestätigung 
„er Konzessionserteilung seitens des königlich ungarischen Mi— 
uiisters des Innern ist heute erfolgt. 
W. Berlin, 20. Jan. Da der Polizeipräsident erklärt 
hat, daß er die Erteilung der Genehmigung zum Bau 
iner unterirdischen Nord-Sad-Bahn von der Einigung Ber— 
ins mit Tempelhof abhängig mache, obwohl bei der 
Prüfung der Genehmigung nach 8 4, Absatz 4 des Klein— 
vahngesetzes lediglich die Wahrung der Interessen des 
oͤffentlichen Verkehrs zu berücsichtigen ist, beschloß die 
rädtische Verkehrsdeputation des Berliner Magistrats, sich 
beschwerdeführend an den Minilter der zffentlichen Arbeiten 
zu wenden. 
W. Metz, 20. Jan. In der Angelegenheit der Lorraine 
Zportive wurde jetzt Anklage gegen den Schlosser Schneider, 
»er bei den Demonstrationen verhaftet wurde, und Genossen 
vegen Aufruhrs erhoben. Es sind 72 Zeugen geladen. 
W. Stuttgart, 20. Jan. Oberbürgermeister Cauß 
zeabsichtigt, wie das Neue Tageblatt meldet, aus Gesundheits— 
rüchsichten am 1. April aus dem Amt zu scheiden. 
W.7T. Stuttgart, 20. Jan. Das Oberlandesgericht wies in 
vollem Umfange die Klage des Polarfahrers Lerner gegen den 
Srafen Zeppelin betreffend die Beteiligung der Polarexpe— 
dition ab. 
W. London, 20. Jan. Die englische Regierung berief 
eine Konferenz ein, die sich mit der Frage der Bekämpfung 
der Schlafkrankheit beschäftigt. Die Konferenz erörtert eingehend 
»ie Methode der Bekämpfung der Krankheit und gibt An—⸗ 
egung zu einer weiteren Erforschung, insbesondere zur Ver— 
hütung der Weiterverbreitung im Hinblick auf den Ausbau 
des afrikanischen Eisenbahnnetzes. 
W. London, 20. Jan. Die Vertreter der Londoner 
Drucker⸗Vereinigungen beschlossen, am 4. Februar in 
den Ausstand zu treten, wenn die Arbeitgeber nicht eine 
18stündige Arbeitszeit wöchentlich bewilligen. 
W.7T. Paris, 20. Jan. Die Kellereien der Weinhändler 
m Epernay und Umgebung werden militärisch be— 
vacht. Der Abgeordnete in Epernay, Pechadre, teilte dem 
Ministerpräsidenten mit, daß er ihn in der Kammer bei 
ßeginn der heutigen Nachmittagssitzung über die Vorkomm— 
nisse in der Champagne sowie die Maßnahmen hefcagen 
werde, die er zur Erfüllung der Forderungen der Minzer 
zu ergreifen gedenke. 
W. Epernay, 20. Jan. Der Versammlung der Wein— 
zauern in Venteuil wohnte der Präfekt bei, der die Wein— 
»auern zur Ruhe ermahnte. Dementsprechend nahmen die 
Teilnehmer eine Tagesordnung an, in welcher sie sich ver— 
„Flichteten, jeden Akt von Sabotage einzustellen, und in welcher 
ie die Erwartung aussprechen, daß die Regierung unverzüglich 
hren Forderungen gerecht wird. — Um Mitternacht 
berrschte in der ganzen Gegend Ruhe. 
W. WValencia, 20. Jan. 800 Bergarbeiter sind 
vegen Entlasfung einiger Arbeitsgenossen in den Ausstand 
getreten. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung wurden Truppen 
zach dem Ausstandsgebiet entsandt. 
W. Santiago de Chile, 20. Jan. Die Regierung be— 
absichtigt. im April in London und Washington die Lieferung 
von zwei Schlachtschiffen zu je 26 000 Tons, die mit dreizehn⸗ 
zölligen Geschützen bestückt werden sollen, zu vergeben. 
W. Washington, 20. Jan. Champ Clars wurde in einer 
zestern abgehaltenen demokratischen Versammlung einstimmig 
zum Sprecher für den nächsten Kongreß desianiert 
Wt. VBerlin, 20. Jan. Erna Fröhlich, die Geliebte 
Dargolins, gestand, dem Berliner Tageblatt zufolge, vor dem 
Untersuchungsrichter, daß sie die Tame in Trauer gewesen sei, 
zie in Begleitung Margolins vor dem Notar Mühsam die 
iotarielle Urkunde mit der Unterschrift der Frau Kommerzien⸗ 
⸗zat Hecht versah. Sie sei von Margolin verleitet worden. 
Wt. London, 20. Jan. Das Vollschiff „Melete“, von 
damburg nach Tocopilla mit Salpeierladung, ist in der Nähe 
on Queenstown gestrandet. Man hofft, daß es mit der 
nächsten Flut wieder flott wird. 
W. London, 20. Jan. Einer Lloydsmeldung aus Queens— 
town zufolge ist das Vollschiff „Melete“ wieder flott 
und in den Binnenhafen geschleppt worden. 
Wt. Liverpool. 20. Jan. Der Ausstand der Kessel— 
reiniger ist beendet. Die Arbeitgeber bewilligten eine 
dohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit. 
Wt. Madrid, 20. Jan. Der frühere republikanische Mi⸗ 
nister Perez Costales del Alamo ist gestorben.
	        
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