Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Vermißten,. Die Hündin schlug den Weg nach dem alten Kanal 
in, ging mehrere Mal ins Wasser und lief dann in der Rich⸗ 
ung nach Ecernförde weiter. Als die Hündin überanstrengt 
var, nahm ihr Begleiter sie mit aufs Rad und setzte den 
Weg nach Eckernförde fort. Dort gelang es ihm, den ver—⸗ 
nißten Maat in einer Wirtschaft aufzufinden. Als R. das 
Lokal betrat, zog der Gesuchte sofort einen Revolver aus der 
Tasche und tötete sich durch einen Schuß in die Brust. 
Kiel; 22. Juli. Zum Unglücksfall auf „Von 
»er Tann'““. Die Leichen der ertrunkenen Matrosen Rie— 
nann und Günther waren bis gestern mittag noch nicht 
zefunden. Daß die drei des Schwimmens kundigen Seeleute 
ich nicht über Wasser halten konnten, bis Hilfe kam, ist jeden⸗ 
falls dem Umstande zuzuschreiben, daß sie bei der bewegten 
See mit schwerem Oelzeug und Seestiefeln angetan waren, 
vodurch die Bewergungsfreiheit außerordentlich gehemmt wird. 
— Als Freitag nachmittage Von der Tann“ in den Hafen 
einlief, ereignete sich noch ein ernster Unfall. — Beendetée 
Arbeiterbewegungen. Die seit April im Klempner—⸗ 
Steinmetz- und Tapeziergewerbe bestehenden Differenzen sind 
runmehr erledigt und die in diesen Gewerben bestehenden 
Streiks aufgehoben. * 
Oldesloe, 22. Juli. Die Stadtkollegien be— 
chäftigter sich in letzter Sitzung u. a. mit den mangelhaften 
zugängen zum hiesigen Bahnhof. Bürgermeister Stawitz machte 
zie Mitteilung, daß er gemeinsam mit Vertretern des Haus— 
ind Grundeigentümervereins und des Bürgervereins mit dem 
Präsidenten der Kgl. Eisenbahndirektion in Altona verhandelt 
ind dieser zugesagt habe, nach hier zu kommen und sich 
»ersönlich von den gerügten Uebelständen zu überzeugen. An 
ie Tirektion in Lübeck will Bürgermeister Stawitz sich wegen 
Aenderung des Zonentarifs und Ausgabe von Sonntags⸗- und 
Wochentarten wenden. Von der Licht- und Wasserwerks-Kom⸗ 
nission wird auf Grund eingehender Darlegung empfohlen, 
gegen die Magdeburger Gas-Aktiengesellschaft einen Vrozeß 
anzustrengen, da bei der Festsetzung der Kaufsumme für die 
Gasanstalt ein unzutreffender Modus angewendet sei und die 
Stadt das Gaswerk um rund 115 000 Muzu teuer bezahlt 
habe. Des ferneren empfiehlt die genannte Kommission, gegen 
den von der Stadt engagierten Gutachter bei dem Bau des 
Wasserwerks gerichtlich vorzugrhen. Die Kommission sucht 
iachzuweisen, daß die Stadt durch Schuld dieses Herrn um rund 
25 000 Megeschädigt worden sei. 
Neumäünster, 22. Juli. Während einesstrengen 
ßewitters wurde Donnerstag der Besitz des Schäfereibe— 
siters Zierow in Hasenkrug durch Blitzschlag eingeäschert. — 
Für 120 000 Meverkaufte Landmann Johs. Runge in 
Armsledt seinen Besitz, 107 To. groß, an Maack-Heide und 
Micheel⸗-Kellinghusen. — Wegen der Maul-und Klauen— 
seuche wurden im Kreise Bordesholm sämtliche Lustbar- 
keiten verboten. — Die Stadtkasse schließt für das 
Rechnungsjahr 1910 mit einem Ueberschuß von 89 000 Muab, 
eilweise durch die Erhöhung der Steuerzuschläge hervorge— 
ufen. 
Neumünster, 23. Juli. Reingewinnverteilung 
pvom Kornbkumentag. Bei der Verteilung des Rein— 
jewinns vom Kornblumentag können 27 Kriegsteilnehmer be— 
rücksichtigt werden. Jeder erhält für dieses Jahr 50 M. 
In den nächsten Jahren kommen die qgleichen Beträge zur 
Verteilung. 
Flensburg, 22. Juli. Gröbere Landankäufe 
werden z. 3t. in der Nähe des projeltierten neuen Bahnhofs 
potgenommen. Für Koppeln, welche bisher nur einen land— 
virtschaftlichen Wert hatten, werden Preise gezahlt, wie sich 
ie bisherigen Besitzer nicht haben träumen lassen. Ob die 
Terrainspekulanten hier auf ihre Kosten kommen werden, dürfte 
im Sinblick auf die Erfahrungen, welche man in anderen Städten 
zei fislalischen Bahnanlagen gemacht hat, mehr als zweifelhaft 
ein. — Bei einem Probeschießen auf dem St. Nikolai⸗ 
zchützenhof wurde dem Scheibenzeiger durch eine Kugel die eine 
zand durchbohrt und dadurch drei Finger derselben in 
Mitleidenschaft gezzogen. — Erhängt aufgefunden wurde 
nuder Waldgenossenschaft der Gasarbeiter Ulansen von hier. 
Das Motip zu seinem Selbstmord ist unbekannt. 
Großherzogtümer Medlenburg. 
MX Rehna, 22. Juli. Die Einweihung der neuen 
Orgel. Mit dem gestrigen Tage ist nunmehr die in unserer 
kKirche neuerbaute Orgel fertig gestellt, dieselbe wird morgen, 
Sonntag, eingeweiht, und zum ersten Male öffentlich in Be— 
nautzung genommen werden. Nach Sachverständigen-Urteil soll 
die Orgel mit ihren 34 Registern und über 1400 Pfeifen 
einen wunderbar schönen Klang haben. Die Weihe wird 
zurch Herrn Superintendent Rische-Wismar kurz vor Beginn 
»es Gottesdienstes, ehe die Orgel erklingt, vollzogen werden. 
Insere Gemeinde gehört seit 2 Jahren nicht mehr zu der 
Superintendentur Schwerin, sondern zu der Superintendentur 
Wismar, und hat sich der dortige Herr Superintendent 
reundlichst bereit erklärt, zu dieser Weihe persönlich nach 
zier zu kommen, um gleichzeitig auch unsere Gemeinde kennen 
zu lernen. Somit verspricht der morgige Tag für unser⸗ 
GHemeinde durch diese Einweihung ein besonderer erhehender 
Festtag zu werden. 
zentral⸗Fischerei-Herein für Schleswig-Holstein. 
VWRatzeburg, 22. Juli. 
In der heute hier abgehaltenen 35. ordentlichen Mitglieder— 
zersammlung waren zugegen als Vertreter der Regierung in 
Schleswig Regierungsrat Plehn-Schleswig, als Ver— 
reter des Landeshauptmanns der Provinz Schleswig-Holitein 
Landesassessor Röer-Kiel, als Verireter des Senats 
der freien Hansestadt Lübeck Herr Rat Dr. Linde⸗ 
Lübeck, als Vertreter des Senates der freien Hansestadt Ham⸗ 
zurg und der Fischereidireklion Fischerei-Inspektor Tuge⸗Cux— 
javen, ferner waren vertreten die Landwirtschaftskammer für 
Schleswig-Holstein, die Randwirtschaftskäammer Lübeck 
(Heir Lauenstein), der Miagistrat und die Fischereidirektion 
Altona, die Stadt Ratzeburg, der Deutsche Fischerei-Verein, der 
dübecker Fischerei-Verein WGWerband der Fischerei⸗— 
Vereine für die Hansestadt Lübeckh und das Fürstentum Lübech) 
Heir Dr. Allendorf) und der Metdlenburgische Fischerei⸗ 
Vetein, vertreten durch Herrn Reichstaasabgaeordneten Rea.Rat 
Dr. Dröscher. 
Nach dem Jahresbericht 10910/11 zählt der Zentral— 
Verein am 31. März d. J. 26 (1910: 27) ständige Mitglieder, 
7099 (648) jährlich zahlende Mitglieder und 27 (25) angeschlossene 
Vereine mit 679 (650) Mitgliedern. Tas Jahr 1910,11 schließt 
nit einem Vermögensbestand von 3631,39 Miäab. Der in der 
Winterversammlung angenommene Antrag. „der Vorstand wolle 
die Frage der Verlegung der Brutanstalt und Geschäftsstelle 
nach Plön prüfen und event. bei der Generalversammlung be— 
anttagen“ konnte noch nicht gefördert werden, da die Wasserver⸗ 
raung der Brutanstalt aus dem Schonsee bisher nicht de— 
egelt werden konnte. Die Aalbrut⸗Lieferung wird nunmehr 
iuf Grund eines Vertrages mit der Firma H. G. Schulze— 
zamburg durch diese ausgeführt. Es wurden im Frühjahr 1911 
nsgesamt 8 824 500 Stüch englische Aalbrut lebend nach DTeutsch 
and versandt. An der schleswig⸗holsteinischen Kuste bei Hoyer⸗ 
chieuse und Longsiel wurden 933 000 Stück Aalbrut lebend 
zersandt. Für die Provinz Schleswig⸗Holstein hat die eng⸗ 
ische Aalbrut keine wirtschaftliche Bedeutung, da wir in der 
sage sind, unsere Interessenten mit deutschen Setzaalen ebenso 
ut, wenn nicht besser, wirtschaftlich fördern können. Das Jahr 
910/11 war fur den Teichwirt erheblich günstiger als wie das 
zahr 1908/10. Gute Erträge brachte es aber auch nicht; sie 
önnen nur als mittelmäßig bezeichnet werden. Zwei⸗ und drei⸗ 
ommerige Karpfen hatten im allgemeinen befriedigenden Ab⸗ 
vachs ohne wesentliche Stücwerluste. Ganz erfreulich war da⸗ 
egen die Entwickelung der Schleie. Besonders günstig stach 
aAich das Jahr 1910 gegen das Jallr 1909 durch die reichliche 
dieferung von Karpfen⸗ und Schleibrut ab. Die in vielen Ab⸗ 
vachsteichen als Beifische ausgesetzte Brut der Regenbogen⸗ 
orellen und des Bachsaiblings entwickelte sich gut und kam 
umeist mit verhältnismähig geringen Stückverlusten aus den 
Teichen. Die in größeren Karpfen- und Schleieteichen ausge⸗ 
etzten Salmoniden⸗-Laichfische wurden gut genährt und gesund 
ibgefischt. Der Absatz ließ bei Speise- und Sezzischen nichts 
iu wünschen übrig. Für die Forellenzucht war das Jahr 1910 
ein recht günstiges. Als notwendig hat sich die Neuherstellung 
er Aalleiter an der Schwentine bei Neumühlen erwiesen, da 
ie das Eingangstor für die osthossteinische Seenplatte ist. Die 
Wichtigkeit einer gut arbeitenden Aalleiter ist erwiesen durch die 
latleiter an der Roggenmühle in Lübeechk, die unter ständiger 
Aufsicht der Fischereikommission stehtt. Tie seit 5 Jahren ver⸗ 
eichneten Fänge ergaben 
1907: 30796 Stüd ceich 1024 Pfd. 
1908: 26964 5 5 911 „ 
1909: 24280 53 833 3 
1910: 85860 1180 
19011: 241688 5 824 
In 5 Jahren stiegen also nicht weniger als 141991 Stücdk 
Setzaale die Leiter auf. Diese Aale wären sonst für das oben 
iegende Gewässer, in diesem Falle die Wakenitz und den Ratze— 
zurger See, verloren gewesen. Auf Antrag hat der Regierungs— 
zräsident zu Schleswig dem Zentrai⸗Fischerei-Verein wieder die 
kulaubnis erteilt, den Fang untermäßiger Zander in der Ober— 
zider zut Besetzung geeigneter Gewässer vorzunehmen. Zur letzte— 
en Bemerkung des Jahresberichts führte der Vorsitzende, Herr 
Fonze⸗Sarlhusen, aus, er bitte den Herrn Vertreter des Herrn 
negierungs-Präsidenten, Fischern die Entnahme untermäßiger 
zander aus der Obereider und untermäßiger Nale aus der 
ztör nicht zu gestatten, damit mit solchen Fischen kein Handel 
— D0 
Iuch empfehle er, die Brutanstalt des Vereins zur Ausbrütung 
bon jungen Hechten mehr als bisher zu benutzen, da in monchen 
ßewässern noch ein Mangel herrsche. 
Sodann hielt Herr Professor Schiemeng, Vorsteher des 
xönigl. Instituts für Binnenfischerei in Friedrichshagen, einen 
Vortrag über die Beziehungen zwischen See- und 
beichwirtschaft. Redner zeigte in anschaulicher Weise, wie 
ius den Verhältnissen in den natürlichen Binnenseen und dem 
rdeben der Fische in denselben wertvolle Schlüsse auf die Ein— 
richtung von Teichen und der Haltung sowie Zucht von Fischen 
zesogen werden können und wie die Teichwirtschaft wiederum 
zie Fischerei in den Seen unterstützen und in die Hände arbeiten 
ann. Der für die Fischer sehr lehrreiche Vortrag fand leb— 
aften Beifall. 
Den Antrag des Vorstandes „Vom deutschen Fischerei—⸗ 
zerein wird erwartet, daß schon jetzt Material beschafft wird, 
iuf Grund dessen die Einführung eines Fischzohles auf 
Szüßwasserfische mit Beginn der neuen Handelsverträge recht— 
eitig zu begründen sein wird,“ begründete der Vorsitzende, 
fonze-Sarlhausen, dahin, daß zunächst dahingestellt bleiben 
önne, ob ein Fischzoll notwendig sei oder nicht. Es müßten 
iber Unterlagen dafür beschafft werden, wie sich die Verhältnisse 
m Laufe der Jahre gestalteten. Bisher seien 93 00 des 
eutschen Konsums an Süßwasserfischen, der sich auf 300 000 
zentner jährlich belaufe, vom Inland gedeckt worden. Da aber 
ekanntlich die Bevölkerung Deutschlands alljährlich ganz be— 
eutend zunehme, andererseits die Fischsroduktion in den deut— 
chen Binnengewässern wohl annähernd in demselben Maße steige, 
ei das Bedürfnis für einen Fischzoll wohl nachweisbar und 
n weiten Kreisen der Fischer stehe man heute schon auf dem 
Standpunkt, daß jeder Fisch durch einen Zoll gegen Einfuhr 
som Auslande geschützt werde. Nachdem der Vertreter des 
eutschen Fischerei-Vereins und der Vertreter des Fischerei— 
zereins für Mecklenburg den Antrag befürwortet hatten, wurde 
ieser einstimmig angenommen und vom Vertreter des deut—⸗ 
hen Fischerei-Vereins mitgeteilt, daß der Fischereirat, der be— 
eits einen ähnlichen Beschluß gefaßt habe, die Materialbe— 
chaffung baldigst in Angriff nehmen werde. 
Die Jahresrechnung, die eine Einnahme von 
37 029,09 Miéeinschließlich eines Kassenbestandes von 914,42 
Mark und eine Ausgabe von 1236 382,80 Muaufweist sowie 
nit einem Kassenbestand von 646,29 Mabschließt, wurde ge— 
sehmigt, ebenso der Voranschlag für 1911,12, der in Ein— 
ahme und Ausgabe 97690 Muaufweist. 
Bei den Wahlen zum Vorstande wurde Herr Conze— 
zarlhausen einstimmig wieder zum Vorsitzenden und zu Mit— 
zliedern des Vorstandes Herr Rat Dr. Linde-Lübeck als 
ßzertreter der freien Hansestadt Lübeck und Fischereipächter 
Bintkelmann-Eutin als Vertreter des Fürstentums Lü— 
eck gewählt. 
Nach Wahl der Rechnungsprüfer für 1911,12 wurde Amts— 
orsteher Mösller-Süderballig, der seit langen Jahren für 
en JZentral-Fischereiverein in Schleswig die Gewinnung von 
Salmonideneiern besorgt hat, ein künstlerisch ausgeführtes 
Hiplom verliehen. Der vrächtige Kupferstich enthält Motive 
us Mölln. 
Einstimmig angenommen wurde sodann der Antrag des 
Vorstandes bei der kgl. preuß. Eisenbahnverwaltung vorstellig 
u werden, der Binnenfifcherei in gleicher Weise Fracht— 
ergünstigungen zu gewähren, wie es für die Soch— 
eefischerei beabsichtigt ist, nachdem der Vorsitzende den 
Antrag kurz begründet und der Vertreter des deutichen Filche— 
eivereins ihn befürwortet hatte. J 
Nach einer kurzen Berichterstattung über den 20. deutschen 
Fischereirat wurden die Herren Conze⸗Sarlhausen und 
rans⸗Nortorf zu Vertretern des Zentral-⸗Fischereivereins 
uf dem 21. deutschen Fischereirat und dem Weltdeutschen Fische— 
eiverband gewählt, 
Abzelehnt wurde ein an den Zentralverein ergangenes 
kErsuchen Prämien für den Abschuß von Seehun⸗— 
zen in der Ostsee zu gewähren, da das Sache des Hoch⸗ 
efischerei-Vereins lei— 
24. Allgemeiner Veutscher Musikertag. 
Zittau, 22. Juli. 
In der Freitag⸗Sitzung erstattete Rendant Krug Gerlin) 
»en Kassenbericht für das verflossene Jahr. Es ergab sich 
araus, daß das Verbandsvermsögen am 31. Dez. 1910 insge— 
amt 40 866,47 Mubetrug, somit 8785,72 Memehr als im 
Voriahr. Ueber die geschäftlichen Verhältnisse der Deutschen 
Musiker-Zeitung berichtete Geschäftsführer Wischlewsky (GBerlin) 
kr machte eingehende Vorschläge zu einer besseren Verwaltung. 
die Versammlung nahm darauf Stellung gegen die Leitung 
»er Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden. Sierth 
Dresden) wandte sich in schärfster Weise gegen die Verwaltung 
dieser Ausstellung, die zu fast allen musikalischen Veranstaltungen 
aur Militärkapellen herangezogen hat, weil jhr die durchaus 
angemessenen Forderungen der Dresdener Zivilberufsmusiker zu 
hoch erschienen. Eine entlprechende Resolution wurde ange— 
nommen. Die Verhandlungen wandten sich dann der Frage 
des Abschlusses eines Kartellvertrages mit der Genossenschaft 
deutscher Bühnenangehöriger und mit dem Deutschen Chor— 
änger⸗Verband zu. Der Kartellvertrag soll auf folgender 
ßrundlage abgeschlossen werden: 1. gemeinsame Arbeit der 
Förderung der gemeinsamen beruflichen Interessen; 2. gemein— 
ames Arbeiten zur Erlangung eines gerechten und sozialen 
Reichstheatergesetzes; 3. gemeinsames Arbeiten zur Schaffung 
ind Einführung von Normal- bezw. Tarifverträgen; 4. gemein— 
ame Bekämpfung aller Mißstände an den Bühnen; 5. gemein— 
ame Vertretung der Interessen der Bühnenangestellten gegenüber 
)»er Regierung, den Behörden, der Oeffentlichkeit und der 
Presse; 6. gegenseitige Unterstützung durch den Abdruck von 
Artikeln in den Verbandsorganen; 7. gemeinsame Aufklärungs— 
irbeit gegenüber der Oeffentlichkeit durch Broschüren, Vor— 
räge usw. über die Lage der Bühnenangestellten; 8. bei 
»er Bekämpfung von Mißständen an den Bühnen verpflichten 
ich die kartellierten Verbände, solidarisch gegen die Bühnen— 
eiter vorzugehen, wenn eine aus Vertretern der kartellierten 
Berbände sich zusammensetzende Kommission ein solches Vor— 
jehen für notwendig erachtet. Präsident Vogel teilte mit, 
aß die Kartellverträge bereits abgeschlossen seien. Es könne 
ich jetzt nur noch um die Genehmigung handeln. Schließlich 
vurde ein von Kellering (Wien) vorgeschlagener Antrag ange— 
iommen, der der Ziffer 8 folgenden Zusatz gibt: „Ob und 
nwelcher Art im Einzelfalle vorgegangen wird, unterliegt der 
üntscheidung des Orchester- und Lolalvercinsvorstandes.“ Mit 
iesem Zusatz und der von Starke angeregten Streichung wurde 
er Kartellvertrag einstimmig cnaenommen. Allgemeine Zu— 
timmung fand eine Anregung von Cords (Wiesbaden), die 
zokalvereine der drei kartellierten Verbände möchten in der 
Binterspielzeit möglichst oft gemeinsame Versammlungen ab— 
alten zur Erörterung der gemeinsamen Interessen und zur Pflege 
er Kollegialität unter den Bühnenangestellten. Weiter wurde 
as Präsidium beauftragt, einen gleichen Kartellvertrag mit 
er Internationalen Artistenloge ab,uschließen, da viele Ver— 
ndsmitglieder in den Orchettern der Varietés beschästigt seien. 
Vermischtes. 
Der bestohlene Gendarin. Aus Rom wird berichtet: 
Während des feierlichen Einzuges des türkischen Thronfolgers 
m Rom ist ein zur Aufrechterhaltung der Ordnung lomman— 
dierter Gendarm bestohlen worden. Der Gendarm stand mit 
»em Rücken gegen die neugierige Menge und mußte, als die 
öniglichen Wagen vorüberfuhren, mit mil'tärischem Gruß 
trammstehen. Während dieser Ausübung seiner Diendstpflicht 
ühlte er, wie ein hinter ihm stehender Zuschauer ihm die 
Börse aus dem Frackschoß herauszog; er mußte es grichehen 
assen, chne sich rühren zu lkönnen. Das Ungewöähnlichste 
er geschah dann: das Publikum ergriff die Partei der 
ßolizei, lief hinter dem entwischenden Dieb her, nahm ihn 
est und stellte dem bestohlenen Gendarmen sein Eigentum 
pvieder zu, So hat ausnahmsweise einmal das römische 
Publikum zum Schutz der bewaff jeten Macht gedient. 
Erst die Familie, dann die Gläubiger. Cin Tberschuldeter 
Ingenieur hatte in Breslau eine Anstellung mit 460 M 
Monatsgehalt gefunden und vereinbarte mit seinem Arbeit— 
zeber, ihm monatlich nur 150 Muals Gehalt auszuzahlen, 
den Rest aber seiner Frau zuzuwenden. Auf Klage der ge— 
chädigten Gläubiger erklärten das Landgericht und das 
Iberlandesgericht Breslau die Vereinbarung für ungültig. 
das Reichsgericht aber erkannte, wie der B. L.A. 
meldet, das Abkommen als gültig an, weil es zur Sicherung 
der Existenz seiner Familie geschlossen sei. Die Pfeicht des 
Beklagten, die Familie zu ernähren. gehe den Verdpfiichtungen 
gegen seine Gläubiver vorgau 
ægen 
ertrischend und 
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2 
28Fert. 
41 * 
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