Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

nimmung wiederhergestellt, daß die Vorschriften für das 
Krankengeld auch für das Wochengeld und Hausgeld gelten 
olsen. 
NRNeichstagskandidaten in Medlenburg. 1. Wahlkreis (Ha⸗ 
nenow⸗Grevesmüihlen): Tischlermeister Pauli-Potsdam (Kons.), 
Reichstagsabgeordneter im Wahllreis Pots dam-⸗Spandau⸗Ost⸗ 
haverland; Gewerhschaftsangestellter KoberHamburg (Soz.). 2. 
Wahlkreis (Schwerin⸗Wismar): Lehrer Saschenbrecher⸗-Schwerin 
(Eib.), noch nicht abgeschlossen; Maschinenfabrikant Witt- 
Schwerin (Kons.); Redakteur Starossen-Rostock (Soz.). 3. 
Wahlrreis (Parchim⸗Ludwigslust): Schriftsteller Dr. Pachnicke 
(Lib.). Reichstagsabgeordneter dieses Kreises seit dem Jahre 
1890; Professor Dr. Dade-Berlin (Kons.); Arbeitersekretär Grosse⸗ 
Hamburg (Soz.). 4. Wahlkreis (Malchin⸗Waren): Gutsbesitzer 
Dr. Wendorf-Toitz (Lib.); Frhr. v. Maltzahn-Pecatel (Kons.), 
Abgeordneter dieses Wahlkreises seit dem Jahre 1808; Expe⸗ 
dient Lorenz-Hamburg (Soz.). 5. Wahlkreis (Rostock-Doberan): 
Generalsekretär Fischer-Steglitz (Lib.); Rechtsanwalt Dr. Herz⸗ 
jfeid-Berlin (Soz.). 6. Wahlkreis (Güstrow-Ribnitz): Lehrer Hecht⸗ 
Güstrow (Lib.); Gutsbesitzer v. Graefe⸗Goldebee (Kons.); Tisch⸗ 
lermeister Knappe-Stettin (Soz.). 7. Wahlkreis (Medlenburg⸗ 
Strelitzz: Malermeister Heimsoth⸗Schwerin (Lib.), noch nich 
abgeschlossen; Domänenpächter Naud-Groß Schönfeld (Kons.), 
Abgeordneter dieses Kreises seit dem Jahre 18903; Parteisekretät 
Lüth-Hamburg (Soz.). — Der Abgeordnete des 1. Wahlkreises, 
Reichsgraf v. Bothmer (Lib.), der des 2. Kreises, Dr. Dröschet 
(Kons.), der des 5. Kreises, Linck (Nationallib.), und der des 
8. Kreises, v. Treuenfels (Kons.), kandidieren nicht wieder. Außer 
den oben angeführten Kandidaten werden im 1. Wahlkreise 
noch ein liberaler, im 5. noch ein konservativer und, wie 
verlautet, in einigen Wahlkreisen (7. und 5.2) auch nationallibe— 
rale Kandidaten aufgestellt werden. 
Disziplinarverfahren gegen Studenten wegen Beteiligung 
am Wahlkampf in Labiau⸗Wehlau. Bekanntlich hatte während 
des Wahlkampfes in Labiau⸗Wehlau eine Anzahl Studenten 
sich dem liberalen Wahlkomitee zur Verfügung gestellt und 
waren von diesem, wie es auch früher schon in zahlreichen 
Unlversitätsstädten geschehen ist, als Stimmzettelverteiler und 
por allen Dingen als Listenführer in den einzelnen Wahl— 
lokalen verwendet worden. Wie wir jetzt erfahren, ist 
gegen alle diese Studenten seitens des Köniosberger Uni— 
versttaͤtsrichters Wollenbers ein Disziplinarverfahren einge⸗ 
leitet worden. Eine umfangreiche Untersuchung ist im Gange. 
Defterreich⸗· Ungarn. 
Aus Wien wird als neueste Nachricht über die Bank— 
vorlage berichtet: In der Generaldebatte des Bankausschusses 
über die Bankvorlage sprachen sämtliche Redner ihre Befriedi⸗ 
gung über die Aufrechterhaltung der Banẽrgemeinschaft aus. 
v. Bilinskt rechtfertigte das Zugeständnis an Ungarn, in den 
Gesetzentwurf die Bestimmung Aber die Aufnahme der Bar— 
zahlungen aufzunehmen, und trat entschieden dem Vorwurf 
entgegen, dat die Bank politische pangermanlsche Tendenzen 
verfolge. Sämtliche Redner erkannten die ausgezeichnete 
Dividendenpolitik der Desterreichisch-Ungarischen Bank an, wo— 
durch die Frage der Aufnahme der Barzahlungen degenüber 
dem Auslande gelöst erscheine. Die deutschen Abgeordneten 
iowie Bilinski erklärten den Wunsch nach Vertretung der 
Tschechen im Generalrat der Oesterreichisch-Ungarischen Bank 
nur im Wege des Kompromisses mit den Deutschen für er⸗ 
jüllbat. — Prade fügte hinzu, die Lösung der Frage stehe 
im Zusammenhang mit der allgemein gewünschten Auseinan der⸗ 
jetzung der beiden Nationalitäten in Böhmen. Bilinski empfahl 
jeinem Nachfolger besonders den Gedanken, der vor Jahren 
schon aufgetaucht set, als die deutsche Reichsregierung zu 
Studienzwecken Delegierte der deutschen Reichsbank nach Wien 
entsandte, nicht aus den Augen zu verlieren, daß der Oester⸗ 
reichisch Ungarischen Bank und der deutschen Reichsbank im 
Notfall im Wege des Giroverkehrs die Verfügung über die 
zegenseitigen Geldbestände eingeräumt werde. 
Der neue Nunzius. Nach einer Meldung aus Rom 
alaubt man in vatikanischen Kreisen, datz die Neubesetung 
der päpstlichen Nunziatur in Wien innerhalb vierzehn Tagen 
erfolgen dürfte. Es werden als Kandidaten für diese Stellung 
noch immer der Nunzius in Brüssel, Msgr. Tacci, der Nunzius 
in Brasilien, Msgr. Bavona, der Bischof von Spoleto, Msgr. 
Zerafini und zwei andere italienische Bischöfe genannt; die 
Ansichten über die mutmahßliche Entscheidung des Vapstes lind 
n den erwmähnfen Qreisen schwnnkenß 
— 
schlafen gehen. Die da draußen auf dem wisden Meer waren, 
schlafen jetzt auch.“ s F 
Sorglich geleitete Dorret den Großvater in die Kammer. 
Als sie zurückehrte, stand in ihrem jungen Gesicht eine 
jeste Entschlossenheit. Energisch warf sie noch einige derbe 
Holzscheite in des Herdes Glut. Den großen dupfernen Wasser⸗ 
kessel, der vom Hebbom über dem Feuer herabhing, füllte sie 
fürsorglich mit srischem Wasser, dann nahm sie die weiße 
Friesenhaube mit dem hängenden Goldschmuck über der weißen 
Stirn von den blonden Flechten und legte sie mit flinker 
Hand in die alte, geschnitzte Truhe. Einen Augenblick stand 
sie noch mit sich kämpfend, dann riß sie das dunkle Regenrad 
von der Wand. Fest band sie noch die schwarze Wachstuch- 
lappe um das blonde Haupt. Behutsam schloß sie die Tür. 
Auf der Vorschur des Hauses entzündete sie schnell das Lich 
einer Laterne, dann schritt sie, die Haustür hinter sich schließend, 
mit kräftigen Schritten in die Sturmnacht hinaus. 
Grelle Blitze zuckten hernieder. Der Dünensand wehte Dorret 
wie scharfe Nadeln ins Gesicht. Ein rasender Donner, Wogen 
und Brausen umtoste sie wie ein Geisterheer. Aber mutig 
schritt Dorret vorwärts, immer durch den tiefen Sand, dem 
Strande zu. 
* Wie Glühwürmchen leuchteten ihr die Laternen der Schiffer, 
die am Ufer untätig hin und herliefen, entgegen. 
Der Sturmwind nahm ihr fast den Atem, aber Wensch 
stemmte sich Dorret ihm entgegen. 
„Jens Lüng!“ rief sie dem braunen Fischer zu, der ihr 
— seiner Laterne beim Näherkommen erstaunt ins Gesicht 
euchtete. „Ihr seid nicht mit dem Ohm hinausgezogen, ihr, 
der doch sonst immer einer der ersten ist, wenn es zu retten 
dibt?“ 3 — 3 —2 
„Dorret Bunsen,“ staunte der Fischer, „klele mal hin. Wat 
wiilste denn hier, mein Döchting? Geh man fslapen, Kinding. 
Dat taugt hier nicht vor de Weiber.“ 
„Sind Wienschen im Gefahr, Jens Lung? Wird Olaf 
Thornsen sie retten?“ 
„DJa, dat ist ja eben, dat et allens egal Unsinn is. Keen 
Men'ich kummt da wieder raus. Drüben bei der Nebelfrau 
jhren Klippen is det Schiff zerschellt. Mit Mann und Maus 
unteraegangen.“ 
Fortsekung folaf 
Großbritaunien. 
Die offentliche Meinung in England gerät offen— 
ichtlich allmählich in eine gelinde Aufrogung. Sie 
kommt nicht mehr von dem Gedanken los, daß sich im 
Gefüge der Staaten in Europa etwas geändert haben 
müsse. Unter dem Druck der neuen von russischer Seité 
in der Frage der Zwölfmeilenzone drohenden Unfreundlichkeit 
'ommt der Daily Graphic; der in der Frage des 
tussisch deutschen Abkommens eine ganz besonders scharfe 
Stellung Rußland gegenüber einnimmt, nochmals auf die 
Bagdadbahnfrage zurück und erklärt sehr bitter, 
dahh das Wort Entente“ offenbar bedeute, daß jeder 
Teilnehmer an der Entente tun und lassen kann, was 
er will, namentlich wenn über eine bestimmte Frage nicht— 
ausd rücklich verabredet ist. Aber als Rußland in der 
bosnischen Frage in Verlegenheit geriet, sei England an 
eine Seite gesprungen, obwohl von der bosnischen Frage 
n der Entente nicht diegß Rede war. Jetzt jedoch werde 
Rußland, wenn England etwa in der Bagdadbahnfrage 
sich über dessen Haltung beschweren wollte, antworten, daß 
davon in der Entente nicht gesprochen wurde. Das sei, 
meint Daily Graphic, eine unerträgliche Lage. 
Die Kommissfion; welche die Ursache des 
Todes der bei dem Kampf in der Sydney⸗Straße 
umgekommenen beiden Männer feststellen sollte 
hat ihr Gutachten dahin abgegeben;, daß der eine 
an einet Schußwunde gestorben, der andere erstidt ist. 
Von besonderem Interesse bei den Verhandlungen der Jurni 
war die Aussage des Ministers Churchill, dessen Anwesen⸗ 
heit bei dem Kampfe viel kritisiert worden ist. Churchill 
erklärte, er übernehme die volle Verantwortung dafür, daß 
er den Feuerwehrleuten nicht erlaubt habe, den Brand 
zu löschen, da sie höchst wahrscheinlich getötet worden wären. 
Churchill stellte den Polizeimannschaften das Zeugnis aus, 
daß sie die größte Bereitwilligkeit gezeigt hätten. fich in 
das Gebäude zu stürzen. 
Frankreich. 
W. Ministerpräsident Briand ordnete besondere Mab⸗ 
nrahmen an, um einer Wiederholung der Unruhen in 
ver Champagne vorzubeugen. Die Regierung findet 
»ie Vorgänge unerklärlich, da für die Winzer Unterstützungs⸗ 
rredite bewilligt wurden und auf die Unterdrückung der Wein—⸗ 
jälschungen hingearbeitet wird. Tel.) 
W. Die neuesten Nachrichten aus Epernay lauten: Die 
Weinbauer setzten in der vergangenen Nacht die Kundgebungen 
fort. Um Mitternacht zog ein Haufe in Begleitung von 
Frauen unter Absingen revolutionärer Lieder und unter Voran⸗ 
tragen von roten Fahnen nach Hautvillers, mit Hacken und 
sämmern bewaffnet, erbrach eine Menge Kellereien in Berthet 
und Bocaquillon, ließ 400 Sektoliter Wein durch Einschlagen der 
Böden von 210 Stücken auslaufen und zog singend ab, 
bevor die Behörden einschreiten lvnnten. (Tel. 
Rußland. 
Wie aus Petersburg gemeldet wird, erhob die englische 
Regierung bei der russischen sehr ornite Vorstellungen wegen der 
Frage der Fischerei im Weißen Meer. Das Ergebnis wird in 
London in äußerster Spannung erwartet, weil man darin 
dort ein Kriterium für die Kraft des englischerussischen Ein— 
vernehmens erblickt. 
Türrkei. 
JImam Seyd Nahya erklärre den Krieg gegen 
bie Türken und sandte die Unterführer der bewäffneten 
Banden in allen Richtungen in die Berge Jemens. Scheik 
Boni Pascha schloß sich ihm an. Die telegraphischen Verbin— 
dungen sind durch Abschneiden der Daähte zerstört. Die 
Straßen zwischen Hodeida und Asana Tais sind gefährdet. Die 
Post, die schon vor 12 Tagen von Hodeida nach Sana ab— 
gegangen ist, erreichte Sana noch nicht. Allgemein wird 
eine Erhebung der ganzen Provinz erwartet. Die Behörden 
zrsuchten die Regierung in Konstantinopel telegraphisch, Ver⸗ 
tarkungen zu senden. Der Prätendent Idris ergriff die Offen 
ive gegen die türkischen Truppen. Die Hauptstadt des Di⸗ 
jtriltes, Asir, ist seit Anfang Dezember belagert. Der Gou— 
verneur iit mit der starken Garnison eingeschlossen. 
Maroktfo. 
Ueber Deutschlands Aussichten in Marokko 
tommt ein marokkanischer Brief der Grenzboten zu dem Ergebnis, 
dah die heutige Lage in Marokko den deutschen 
Interessen dses jure wohl genügend gerecht werde, 
dan de facto aber ihre Wahrung äußerst sIchwie— 
risg und nur möglich sei, wenn die Kai— 
erliche Regierung bei jeder auftauchenden 
Frage von den im Abtommen zugestandenen 
Rechten den energischtren und rigorosesten 
sßebrauch mache, und wenn ferner die deutschen 
Interessen bei jeder sich bietenden Gelegenheit rechtzeitig mobil 
nachten bezw. mobil gemacht würden. Bei der Vielseitigkeit 
der Aufgaben und der Kompliziertheit der einschlägigen Ver— 
jältnisse erscheine es dringend nötig, nach dem Vor— 
ild Englands einen mit Marokko durchaus vertrauten 
und mit den Interessenten in Fühlung stehenden Handels⸗ 
ittachs für Marokko zu bestellen. Dessen Aufgabe 
nühte nicht nur in rechtzeitigen Hinweisen auf sich bietende 
Selegenheiten, sondern auch in der Sammlung aller wirt⸗ 
chaftlichen Kräfte und der energischen Wahrnehmung der im 
Ablommen verbrieften Rechte bestehen. 
Varagnah. 
M. Aus Afsuncion wird genieldet, daß die vereinigten 
Kammern die Demifsion des Präsidenten und des Vizepräsi— 
denten der Republik angenommen und den früheren Kriegs⸗ 
minister Jara zum Präsidenten der Republik gewählt haben. 
Es herrscht volskommene Ruhe. (Tel.) 
China. 
W. Aus Peking wird gemeldet: Das vom Reichsausschuß 
jorgeregte konstitutionelle Programm ist von der Regierung 
revidiert und abgeändert worden. Tas abgeänderte Programm 
sieht für das laufende Jahr nach chinesischer Zeitrechnung 
die Veröffentlichung von Bestimmungen vor für die Bildung des 
Kabinetts und füur die Ernennung eines beratenden Komitees, 
das aus den gegenwärtigen Mitgliedern des Großen Rates 
unter dem Vorsitz des Prinzen Aching bestehen soll. Gegen den 
Schluß des Jahres 1911 sollen diese Aenderungen in Kraft 
reten, burgerliche Handels⸗ und Strafgesetze erlassen und ein 
zeheimer Rat eingesetzt werden. Im Jahre 1912 soll ein 
Barec mentsbudget aufgestellt und Bestimmungen für die Wahlen 
erlassen werden, denen dann im Lahre 1010 die Bildung des 
Parlaments foftgen Jod 
VVVv— 
. Vor 40 Jahren. 
In den Lübeckischen Anzeigen vom Freita 
dem 20. Jonuar 1871 finden 6 folgende en 
Kriegsnachtichten: 
Der, Kaiserin Königin Augusta in Berlin 
Bersailles, 18 Jan. Boucrbari hot naqq 
dreitägtaer Schlacht. sich or dem Werderschen helne 
mütigen Widerstande zurückgezogen. Werder gebührt di⸗ 
höchste Anerkennung und seinen fapferen Truppen. 
gez. Wilhelm. 
— Am 17. erneuter Versuch Bourbatis gegen 
General Werder. der seine verschansse und mit schwerem 
Geschütz verstärkte Vosition siegreich behaupiete und alle An 
griffe abwies. Diesseitige Verluste in den dreitägige 
Kämpfen werden auf eiwa, 7200. Viann geschätzt. — Vor 
Viaris Fortsetzung der Beschiehung mit guer Wirkung 
Diesseitiger Verlust: 2Vinigiere i Mann ot 1 Dfsn 
b Mann verwundet. 
T. Die Armee des Generals Bourbaki nist nad 
dem durch die dreitägigen siegreichen Kuͤmpfe des General⸗ 
edel vereitelten Entsatzoersuche von Beifort im volle 
ückzuge. 
3 
* 
* 
Tagesbericht. 
— Lüubed, 20. Jan 
5 Beftattung des Generalmajors a. D. Neßler. Nue 
dent die Angehörigen des am 15. Jan. verstorbenen Genera 
majors a. D. Senry Neßler im engsten Familienkreij 
bereits am Freitag morgen von dem Dahingeschiedenen Ab— 
schied genommen hatten, erfolgte mittags 11 Uhr die Eh 
äscherung der Leiche im Krematorium. Zu dem Trauertat! 
hatte sich eine überaus zahlreiche Gemeinde eingefunden 
Der Feier wohnten u. a. neben der Witwe des Verstorbene: 
und den verwandten Familienmitglie dern bei Herr Bürger 
meister Eschenburg, vom Senat die Herren Dr. Eschenburg, 
Dr. Neumann, Dr. Vermehren und Kulenkamp, der Kom— 
mandeur der 81. Inf-Brig. Generalmajot von DBidiman 
die Offiziere des Bezirlslommandos, einige inaltive höhe 
Militärs und Mitglieder des Kameradschaftsbundes. Ei 
Abordnung von Unteroffizieren und Soldaten brachte d 
Sarg von der Kapelle nach dem Krematorium. Dort fand 
er, reich mit Kränzen und Blumenspenden und dem Helm 
sowie dem Ordenskissen geschmücktt, vor dem Altar Auf 
sttellung. Nachdem die Gemeinde unter Harmoniumbegleitung 
das Lied „Wenn ich einmal soll scheiden“ gesungen hatte, 
ergriff Herr Hauptpastor Marth das Wort zu der Trauer— 
rede. in der er die große Pflichttreue des Heimgegangenen 
betonte und herzliche Worte des Trostes an die Hinier— 
bliebenen richtete. Der Rede hatte der Geistliche die Bibel. 
stelle Jakobi Kap. 1 Vers 12 zugrunde gelegt. Unter der 
Klängen des Chorals „Ich bete an die Macht der Liebe“ 
gespiest von der Regimentskapelle, senkte sich der Sarg, un 
den Flammen übergeben zu werden. Mit gemeinschaftlichen 
Gebet und Einsegnung der Trauergemeinde erreichte die Fei⸗ 
ihr Ende 
sk. In der Lotfe des geschleppten Schiffes oder de— 
Schlepperführer für den Schleppzug verantwortlich? (Artei 
des Reichsgerichts vom 18. Januar 1911.) (Sachdr. verb. 
Die Reederei eines englischen Seglers hatte mit de 
Schleppschiffahrts-A.⸗G. Tiedemann und Vauls 6 
Blohm in Hamburg einen Schleppvertrag geschlossen 
nach welchem der Segler durch zwei Schlepper der Gesellscha 
die Elbe herunter bis Cuxhaven geschleppt werden sollt 
Durch den Vertrag war bestimmt worden, das Schleppe 
sollte erfolgen: wie üblich. Der ziemlich große, schwerer 
Koks beladene Segler hatte die Schlepper schon kurz na 
Antritt der Fahrt in die Gefahr gebracht, zu kentern, * 
er bei einer Kursänderung den Schleppern nicht gefolgt wal 
Schon infolge dieses Anlasses hatte der Lotse die Absic 
erwogen, sich von zwei anderen Schleppern führen zu lasse 
Bei einer zweiten Kursänderung nach Steuerbord kurz vo 
Brunshausen war der Segler den Schleppern wiede 
nicht gefolgt und hatte beide unter Wasser gedrüctt, so dai 
sie sanken. Bei diesem Unfalle hatten fünf Mann de— 
Schlepperbesatzung ihr Leben eingebüßt, während der ent 
standene Materialschaden sich auf 70000 Meäbelie 
Die Schleppschiffahrts⸗Aktiengesellschaft machte die Reeder— 
des englischen Seglers für diesen Schaden verantwortlig 
weil der Lotse des Seglers zum Schleppen zu kurz 
Trossen verwendet habe; die Beklagte dagegen behauptete 
die Führung und darum auch die Verantwortlichkeit für d— 
Unfall habe bei den Schleppern gelegen und forderte m 
Widerklage 10000 Mubes ihr erwachsenen Schadens. No 
Ansicht des Seeamtes hatte der Unfall darin seine 
Srund gehabt, daß die zum Schleppen verwendete 
Trossen zu kurz waren und eine Verständigung währent 
er Fabrt zwischen den Schleppern und dem geschleppten Segle 
nicht möglich gewesen war. Das Landgericht Hambur 
hatte die Schadensklage abgewiesen und der Widerklag 
stattgegeben mit der Begründung, der Lotse habe gemän 
der auf der Elbe herrschenden Uebung sich ganz den Revie 
schleppern überlassen dürfen, ihn träfe deshalb kein Ve' 
schulden, daß die Trossen zu kurz oder nach dem ersten Vor 
falle nicht verlängert worden wären. Das Oberlandes 
gecdicht dagegen hatte. umgekehrt die beklagte Reedere 
zum Schadensersatze verurteilt und deren Widerklage ab⸗ 
gewiesen. Die Basis des Streitfalles müsse der von der 
Parteien geschlossene Schleppopertrag bilden. Nad 
diesem sei vereinbart worden: Schleppen, wie üblich. E— 
entspräche nur der auf der Elbe herrschenden Uebung, dal 
die Revierschlepper vom geschleppten Schiffe aus keinerle: 
Anweisungen bekämen. Deshalb könne dem Lotsen des ge— 
schleppten Schiffes auch noch kein Vorwurf daraus gemach! 
werden, daß die verwendeten Trossen zu kurz und für die 
Weiterfahrt gefährlich gewesen seien. Wenn der Lotse aber 
erkannt habe, daß dieser Umstand gefahrbringend wirkte 
dann hätte er seinerseits die Pflicht gehabt, einzugreifen 
Ein solcher Anlaß habe für ihn vorgelegen, als er schon 
bei der ersten Kursänderung gesehen habe, wie infolge 
der zu kurzen Trossen der geschleppte Segler auf die 
Schrepper eingedrückt habe. Bestimmte Vorschriften, wie lang 
die Trossen sein müßten, gäbe es nicht, und es sei darum 
Sache beider Teile gewesen, die Länge derselben zu beraten. 
Dies aber habe sich dann geändert, als der Lotse bei de' 
ersten Kursänderung nach Steuerbord erkannt gehaht habe 
daß die Schlepper infolge der kurzen Trossen beinahe ge 
kentert wären. Darnach habe der Lotse wissen müssen, datß 
die Trossen zu kurz wären oder daß wenigstens die rechte 
Trosse hätte verlängert werden müssen. Auch nur eine Mit— 
schuld des Schleppführerz Jei in keiner Weisle erlichtlich
	        
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