nimmung wiederhergestellt, daß die Vorschriften für das
Krankengeld auch für das Wochengeld und Hausgeld gelten
olsen.
NRNeichstagskandidaten in Medlenburg. 1. Wahlkreis (Ha⸗
nenow⸗Grevesmüihlen): Tischlermeister Pauli-Potsdam (Kons.),
Reichstagsabgeordneter im Wahllreis Pots dam-⸗Spandau⸗Ost⸗
haverland; Gewerhschaftsangestellter KoberHamburg (Soz.). 2.
Wahlkreis (Schwerin⸗Wismar): Lehrer Saschenbrecher⸗-Schwerin
(Eib.), noch nicht abgeschlossen; Maschinenfabrikant Witt-
Schwerin (Kons.); Redakteur Starossen-Rostock (Soz.). 3.
Wahlrreis (Parchim⸗Ludwigslust): Schriftsteller Dr. Pachnicke
(Lib.). Reichstagsabgeordneter dieses Kreises seit dem Jahre
1890; Professor Dr. Dade-Berlin (Kons.); Arbeitersekretär Grosse⸗
Hamburg (Soz.). 4. Wahlkreis (Malchin⸗Waren): Gutsbesitzer
Dr. Wendorf-Toitz (Lib.); Frhr. v. Maltzahn-Pecatel (Kons.),
Abgeordneter dieses Wahlkreises seit dem Jahre 1808; Expe⸗
dient Lorenz-Hamburg (Soz.). 5. Wahlkreis (Rostock-Doberan):
Generalsekretär Fischer-Steglitz (Lib.); Rechtsanwalt Dr. Herz⸗
jfeid-Berlin (Soz.). 6. Wahlkreis (Güstrow-Ribnitz): Lehrer Hecht⸗
Güstrow (Lib.); Gutsbesitzer v. Graefe⸗Goldebee (Kons.); Tisch⸗
lermeister Knappe-Stettin (Soz.). 7. Wahlkreis (Medlenburg⸗
Strelitzz: Malermeister Heimsoth⸗Schwerin (Lib.), noch nich
abgeschlossen; Domänenpächter Naud-Groß Schönfeld (Kons.),
Abgeordneter dieses Kreises seit dem Jahre 18903; Parteisekretät
Lüth-Hamburg (Soz.). — Der Abgeordnete des 1. Wahlkreises,
Reichsgraf v. Bothmer (Lib.), der des 2. Kreises, Dr. Dröschet
(Kons.), der des 5. Kreises, Linck (Nationallib.), und der des
8. Kreises, v. Treuenfels (Kons.), kandidieren nicht wieder. Außer
den oben angeführten Kandidaten werden im 1. Wahlkreise
noch ein liberaler, im 5. noch ein konservativer und, wie
verlautet, in einigen Wahlkreisen (7. und 5.2) auch nationallibe—
rale Kandidaten aufgestellt werden.
Disziplinarverfahren gegen Studenten wegen Beteiligung
am Wahlkampf in Labiau⸗Wehlau. Bekanntlich hatte während
des Wahlkampfes in Labiau⸗Wehlau eine Anzahl Studenten
sich dem liberalen Wahlkomitee zur Verfügung gestellt und
waren von diesem, wie es auch früher schon in zahlreichen
Unlversitätsstädten geschehen ist, als Stimmzettelverteiler und
por allen Dingen als Listenführer in den einzelnen Wahl—
lokalen verwendet worden. Wie wir jetzt erfahren, ist
gegen alle diese Studenten seitens des Köniosberger Uni—
versttaͤtsrichters Wollenbers ein Disziplinarverfahren einge⸗
leitet worden. Eine umfangreiche Untersuchung ist im Gange.
Defterreich⸗· Ungarn.
Aus Wien wird als neueste Nachricht über die Bank—
vorlage berichtet: In der Generaldebatte des Bankausschusses
über die Bankvorlage sprachen sämtliche Redner ihre Befriedi⸗
gung über die Aufrechterhaltung der Banẽrgemeinschaft aus.
v. Bilinskt rechtfertigte das Zugeständnis an Ungarn, in den
Gesetzentwurf die Bestimmung Aber die Aufnahme der Bar—
zahlungen aufzunehmen, und trat entschieden dem Vorwurf
entgegen, dat die Bank politische pangermanlsche Tendenzen
verfolge. Sämtliche Redner erkannten die ausgezeichnete
Dividendenpolitik der Desterreichisch-Ungarischen Bank an, wo—
durch die Frage der Aufnahme der Barzahlungen degenüber
dem Auslande gelöst erscheine. Die deutschen Abgeordneten
iowie Bilinski erklärten den Wunsch nach Vertretung der
Tschechen im Generalrat der Oesterreichisch-Ungarischen Bank
nur im Wege des Kompromisses mit den Deutschen für er⸗
jüllbat. — Prade fügte hinzu, die Lösung der Frage stehe
im Zusammenhang mit der allgemein gewünschten Auseinan der⸗
jetzung der beiden Nationalitäten in Böhmen. Bilinski empfahl
jeinem Nachfolger besonders den Gedanken, der vor Jahren
schon aufgetaucht set, als die deutsche Reichsregierung zu
Studienzwecken Delegierte der deutschen Reichsbank nach Wien
entsandte, nicht aus den Augen zu verlieren, daß der Oester⸗
reichisch Ungarischen Bank und der deutschen Reichsbank im
Notfall im Wege des Giroverkehrs die Verfügung über die
zegenseitigen Geldbestände eingeräumt werde.
Der neue Nunzius. Nach einer Meldung aus Rom
alaubt man in vatikanischen Kreisen, datz die Neubesetung
der päpstlichen Nunziatur in Wien innerhalb vierzehn Tagen
erfolgen dürfte. Es werden als Kandidaten für diese Stellung
noch immer der Nunzius in Brüssel, Msgr. Tacci, der Nunzius
in Brasilien, Msgr. Bavona, der Bischof von Spoleto, Msgr.
Zerafini und zwei andere italienische Bischöfe genannt; die
Ansichten über die mutmahßliche Entscheidung des Vapstes lind
n den erwmähnfen Qreisen schwnnkenß
—
schlafen gehen. Die da draußen auf dem wisden Meer waren,
schlafen jetzt auch.“ s F
Sorglich geleitete Dorret den Großvater in die Kammer.
Als sie zurückehrte, stand in ihrem jungen Gesicht eine
jeste Entschlossenheit. Energisch warf sie noch einige derbe
Holzscheite in des Herdes Glut. Den großen dupfernen Wasser⸗
kessel, der vom Hebbom über dem Feuer herabhing, füllte sie
fürsorglich mit srischem Wasser, dann nahm sie die weiße
Friesenhaube mit dem hängenden Goldschmuck über der weißen
Stirn von den blonden Flechten und legte sie mit flinker
Hand in die alte, geschnitzte Truhe. Einen Augenblick stand
sie noch mit sich kämpfend, dann riß sie das dunkle Regenrad
von der Wand. Fest band sie noch die schwarze Wachstuch-
lappe um das blonde Haupt. Behutsam schloß sie die Tür.
Auf der Vorschur des Hauses entzündete sie schnell das Lich
einer Laterne, dann schritt sie, die Haustür hinter sich schließend,
mit kräftigen Schritten in die Sturmnacht hinaus.
Grelle Blitze zuckten hernieder. Der Dünensand wehte Dorret
wie scharfe Nadeln ins Gesicht. Ein rasender Donner, Wogen
und Brausen umtoste sie wie ein Geisterheer. Aber mutig
schritt Dorret vorwärts, immer durch den tiefen Sand, dem
Strande zu.
* Wie Glühwürmchen leuchteten ihr die Laternen der Schiffer,
die am Ufer untätig hin und herliefen, entgegen.
Der Sturmwind nahm ihr fast den Atem, aber Wensch
stemmte sich Dorret ihm entgegen.
„Jens Lüng!“ rief sie dem braunen Fischer zu, der ihr
— seiner Laterne beim Näherkommen erstaunt ins Gesicht
euchtete. „Ihr seid nicht mit dem Ohm hinausgezogen, ihr,
der doch sonst immer einer der ersten ist, wenn es zu retten
dibt?“ 3 — 3 —2
„Dorret Bunsen,“ staunte der Fischer, „klele mal hin. Wat
wiilste denn hier, mein Döchting? Geh man fslapen, Kinding.
Dat taugt hier nicht vor de Weiber.“
„Sind Wienschen im Gefahr, Jens Lung? Wird Olaf
Thornsen sie retten?“
„DJa, dat ist ja eben, dat et allens egal Unsinn is. Keen
Men'ich kummt da wieder raus. Drüben bei der Nebelfrau
jhren Klippen is det Schiff zerschellt. Mit Mann und Maus
unteraegangen.“
Fortsekung folaf
Großbritaunien.
Die offentliche Meinung in England gerät offen—
ichtlich allmählich in eine gelinde Aufrogung. Sie
kommt nicht mehr von dem Gedanken los, daß sich im
Gefüge der Staaten in Europa etwas geändert haben
müsse. Unter dem Druck der neuen von russischer Seité
in der Frage der Zwölfmeilenzone drohenden Unfreundlichkeit
'ommt der Daily Graphic; der in der Frage des
tussisch deutschen Abkommens eine ganz besonders scharfe
Stellung Rußland gegenüber einnimmt, nochmals auf die
Bagdadbahnfrage zurück und erklärt sehr bitter,
dahh das Wort Entente“ offenbar bedeute, daß jeder
Teilnehmer an der Entente tun und lassen kann, was
er will, namentlich wenn über eine bestimmte Frage nicht—
ausd rücklich verabredet ist. Aber als Rußland in der
bosnischen Frage in Verlegenheit geriet, sei England an
eine Seite gesprungen, obwohl von der bosnischen Frage
n der Entente nicht diegß Rede war. Jetzt jedoch werde
Rußland, wenn England etwa in der Bagdadbahnfrage
sich über dessen Haltung beschweren wollte, antworten, daß
davon in der Entente nicht gesprochen wurde. Das sei,
meint Daily Graphic, eine unerträgliche Lage.
Die Kommissfion; welche die Ursache des
Todes der bei dem Kampf in der Sydney⸗Straße
umgekommenen beiden Männer feststellen sollte
hat ihr Gutachten dahin abgegeben;, daß der eine
an einet Schußwunde gestorben, der andere erstidt ist.
Von besonderem Interesse bei den Verhandlungen der Jurni
war die Aussage des Ministers Churchill, dessen Anwesen⸗
heit bei dem Kampfe viel kritisiert worden ist. Churchill
erklärte, er übernehme die volle Verantwortung dafür, daß
er den Feuerwehrleuten nicht erlaubt habe, den Brand
zu löschen, da sie höchst wahrscheinlich getötet worden wären.
Churchill stellte den Polizeimannschaften das Zeugnis aus,
daß sie die größte Bereitwilligkeit gezeigt hätten. fich in
das Gebäude zu stürzen.
Frankreich.
W. Ministerpräsident Briand ordnete besondere Mab⸗
nrahmen an, um einer Wiederholung der Unruhen in
ver Champagne vorzubeugen. Die Regierung findet
»ie Vorgänge unerklärlich, da für die Winzer Unterstützungs⸗
rredite bewilligt wurden und auf die Unterdrückung der Wein—⸗
jälschungen hingearbeitet wird. Tel.)
W. Die neuesten Nachrichten aus Epernay lauten: Die
Weinbauer setzten in der vergangenen Nacht die Kundgebungen
fort. Um Mitternacht zog ein Haufe in Begleitung von
Frauen unter Absingen revolutionärer Lieder und unter Voran⸗
tragen von roten Fahnen nach Hautvillers, mit Hacken und
sämmern bewaffnet, erbrach eine Menge Kellereien in Berthet
und Bocaquillon, ließ 400 Sektoliter Wein durch Einschlagen der
Böden von 210 Stücken auslaufen und zog singend ab,
bevor die Behörden einschreiten lvnnten. (Tel.
Rußland.
Wie aus Petersburg gemeldet wird, erhob die englische
Regierung bei der russischen sehr ornite Vorstellungen wegen der
Frage der Fischerei im Weißen Meer. Das Ergebnis wird in
London in äußerster Spannung erwartet, weil man darin
dort ein Kriterium für die Kraft des englischerussischen Ein—
vernehmens erblickt.
Türrkei.
JImam Seyd Nahya erklärre den Krieg gegen
bie Türken und sandte die Unterführer der bewäffneten
Banden in allen Richtungen in die Berge Jemens. Scheik
Boni Pascha schloß sich ihm an. Die telegraphischen Verbin—
dungen sind durch Abschneiden der Daähte zerstört. Die
Straßen zwischen Hodeida und Asana Tais sind gefährdet. Die
Post, die schon vor 12 Tagen von Hodeida nach Sana ab—
gegangen ist, erreichte Sana noch nicht. Allgemein wird
eine Erhebung der ganzen Provinz erwartet. Die Behörden
zrsuchten die Regierung in Konstantinopel telegraphisch, Ver⸗
tarkungen zu senden. Der Prätendent Idris ergriff die Offen
ive gegen die türkischen Truppen. Die Hauptstadt des Di⸗
jtriltes, Asir, ist seit Anfang Dezember belagert. Der Gou—
verneur iit mit der starken Garnison eingeschlossen.
Maroktfo.
Ueber Deutschlands Aussichten in Marokko
tommt ein marokkanischer Brief der Grenzboten zu dem Ergebnis,
dah die heutige Lage in Marokko den deutschen
Interessen dses jure wohl genügend gerecht werde,
dan de facto aber ihre Wahrung äußerst sIchwie—
risg und nur möglich sei, wenn die Kai—
erliche Regierung bei jeder auftauchenden
Frage von den im Abtommen zugestandenen
Rechten den energischtren und rigorosesten
sßebrauch mache, und wenn ferner die deutschen
Interessen bei jeder sich bietenden Gelegenheit rechtzeitig mobil
nachten bezw. mobil gemacht würden. Bei der Vielseitigkeit
der Aufgaben und der Kompliziertheit der einschlägigen Ver—
jältnisse erscheine es dringend nötig, nach dem Vor—
ild Englands einen mit Marokko durchaus vertrauten
und mit den Interessenten in Fühlung stehenden Handels⸗
ittachs für Marokko zu bestellen. Dessen Aufgabe
nühte nicht nur in rechtzeitigen Hinweisen auf sich bietende
Selegenheiten, sondern auch in der Sammlung aller wirt⸗
chaftlichen Kräfte und der energischen Wahrnehmung der im
Ablommen verbrieften Rechte bestehen.
Varagnah.
M. Aus Afsuncion wird genieldet, daß die vereinigten
Kammern die Demifsion des Präsidenten und des Vizepräsi—
denten der Republik angenommen und den früheren Kriegs⸗
minister Jara zum Präsidenten der Republik gewählt haben.
Es herrscht volskommene Ruhe. (Tel.)
China.
W. Aus Peking wird gemeldet: Das vom Reichsausschuß
jorgeregte konstitutionelle Programm ist von der Regierung
revidiert und abgeändert worden. Tas abgeänderte Programm
sieht für das laufende Jahr nach chinesischer Zeitrechnung
die Veröffentlichung von Bestimmungen vor für die Bildung des
Kabinetts und füur die Ernennung eines beratenden Komitees,
das aus den gegenwärtigen Mitgliedern des Großen Rates
unter dem Vorsitz des Prinzen Aching bestehen soll. Gegen den
Schluß des Jahres 1911 sollen diese Aenderungen in Kraft
reten, burgerliche Handels⸗ und Strafgesetze erlassen und ein
zeheimer Rat eingesetzt werden. Im Jahre 1912 soll ein
Barec mentsbudget aufgestellt und Bestimmungen für die Wahlen
erlassen werden, denen dann im Lahre 1010 die Bildung des
Parlaments foftgen Jod
VVVv—
. Vor 40 Jahren.
In den Lübeckischen Anzeigen vom Freita
dem 20. Jonuar 1871 finden 6 folgende en
Kriegsnachtichten:
Der, Kaiserin Königin Augusta in Berlin
Bersailles, 18 Jan. Boucrbari hot naqq
dreitägtaer Schlacht. sich or dem Werderschen helne
mütigen Widerstande zurückgezogen. Werder gebührt di⸗
höchste Anerkennung und seinen fapferen Truppen.
gez. Wilhelm.
— Am 17. erneuter Versuch Bourbatis gegen
General Werder. der seine verschansse und mit schwerem
Geschütz verstärkte Vosition siegreich behaupiete und alle An
griffe abwies. Diesseitige Verluste in den dreitägige
Kämpfen werden auf eiwa, 7200. Viann geschätzt. — Vor
Viaris Fortsetzung der Beschiehung mit guer Wirkung
Diesseitiger Verlust: 2Vinigiere i Mann ot 1 Dfsn
b Mann verwundet.
T. Die Armee des Generals Bourbaki nist nad
dem durch die dreitägigen siegreichen Kuͤmpfe des General⸗
edel vereitelten Entsatzoersuche von Beifort im volle
ückzuge.
3
*
*
Tagesbericht.
— Lüubed, 20. Jan
5 Beftattung des Generalmajors a. D. Neßler. Nue
dent die Angehörigen des am 15. Jan. verstorbenen Genera
majors a. D. Senry Neßler im engsten Familienkreij
bereits am Freitag morgen von dem Dahingeschiedenen Ab—
schied genommen hatten, erfolgte mittags 11 Uhr die Eh
äscherung der Leiche im Krematorium. Zu dem Trauertat!
hatte sich eine überaus zahlreiche Gemeinde eingefunden
Der Feier wohnten u. a. neben der Witwe des Verstorbene:
und den verwandten Familienmitglie dern bei Herr Bürger
meister Eschenburg, vom Senat die Herren Dr. Eschenburg,
Dr. Neumann, Dr. Vermehren und Kulenkamp, der Kom—
mandeur der 81. Inf-Brig. Generalmajot von DBidiman
die Offiziere des Bezirlslommandos, einige inaltive höhe
Militärs und Mitglieder des Kameradschaftsbundes. Ei
Abordnung von Unteroffizieren und Soldaten brachte d
Sarg von der Kapelle nach dem Krematorium. Dort fand
er, reich mit Kränzen und Blumenspenden und dem Helm
sowie dem Ordenskissen geschmücktt, vor dem Altar Auf
sttellung. Nachdem die Gemeinde unter Harmoniumbegleitung
das Lied „Wenn ich einmal soll scheiden“ gesungen hatte,
ergriff Herr Hauptpastor Marth das Wort zu der Trauer—
rede. in der er die große Pflichttreue des Heimgegangenen
betonte und herzliche Worte des Trostes an die Hinier—
bliebenen richtete. Der Rede hatte der Geistliche die Bibel.
stelle Jakobi Kap. 1 Vers 12 zugrunde gelegt. Unter der
Klängen des Chorals „Ich bete an die Macht der Liebe“
gespiest von der Regimentskapelle, senkte sich der Sarg, un
den Flammen übergeben zu werden. Mit gemeinschaftlichen
Gebet und Einsegnung der Trauergemeinde erreichte die Fei⸗
ihr Ende
sk. In der Lotfe des geschleppten Schiffes oder de—
Schlepperführer für den Schleppzug verantwortlich? (Artei
des Reichsgerichts vom 18. Januar 1911.) (Sachdr. verb.
Die Reederei eines englischen Seglers hatte mit de
Schleppschiffahrts-A.⸗G. Tiedemann und Vauls 6
Blohm in Hamburg einen Schleppvertrag geschlossen
nach welchem der Segler durch zwei Schlepper der Gesellscha
die Elbe herunter bis Cuxhaven geschleppt werden sollt
Durch den Vertrag war bestimmt worden, das Schleppe
sollte erfolgen: wie üblich. Der ziemlich große, schwerer
Koks beladene Segler hatte die Schlepper schon kurz na
Antritt der Fahrt in die Gefahr gebracht, zu kentern, *
er bei einer Kursänderung den Schleppern nicht gefolgt wal
Schon infolge dieses Anlasses hatte der Lotse die Absic
erwogen, sich von zwei anderen Schleppern führen zu lasse
Bei einer zweiten Kursänderung nach Steuerbord kurz vo
Brunshausen war der Segler den Schleppern wiede
nicht gefolgt und hatte beide unter Wasser gedrüctt, so dai
sie sanken. Bei diesem Unfalle hatten fünf Mann de—
Schlepperbesatzung ihr Leben eingebüßt, während der ent
standene Materialschaden sich auf 70000 Meäbelie
Die Schleppschiffahrts⸗Aktiengesellschaft machte die Reeder—
des englischen Seglers für diesen Schaden verantwortlig
weil der Lotse des Seglers zum Schleppen zu kurz
Trossen verwendet habe; die Beklagte dagegen behauptete
die Führung und darum auch die Verantwortlichkeit für d—
Unfall habe bei den Schleppern gelegen und forderte m
Widerklage 10000 Mubes ihr erwachsenen Schadens. No
Ansicht des Seeamtes hatte der Unfall darin seine
Srund gehabt, daß die zum Schleppen verwendete
Trossen zu kurz waren und eine Verständigung währent
er Fabrt zwischen den Schleppern und dem geschleppten Segle
nicht möglich gewesen war. Das Landgericht Hambur
hatte die Schadensklage abgewiesen und der Widerklag
stattgegeben mit der Begründung, der Lotse habe gemän
der auf der Elbe herrschenden Uebung sich ganz den Revie
schleppern überlassen dürfen, ihn träfe deshalb kein Ve'
schulden, daß die Trossen zu kurz oder nach dem ersten Vor
falle nicht verlängert worden wären. Das Oberlandes
gecdicht dagegen hatte. umgekehrt die beklagte Reedere
zum Schadensersatze verurteilt und deren Widerklage ab⸗
gewiesen. Die Basis des Streitfalles müsse der von der
Parteien geschlossene Schleppopertrag bilden. Nad
diesem sei vereinbart worden: Schleppen, wie üblich. E—
entspräche nur der auf der Elbe herrschenden Uebung, dal
die Revierschlepper vom geschleppten Schiffe aus keinerle:
Anweisungen bekämen. Deshalb könne dem Lotsen des ge—
schleppten Schiffes auch noch kein Vorwurf daraus gemach!
werden, daß die verwendeten Trossen zu kurz und für die
Weiterfahrt gefährlich gewesen seien. Wenn der Lotse aber
erkannt habe, daß dieser Umstand gefahrbringend wirkte
dann hätte er seinerseits die Pflicht gehabt, einzugreifen
Ein solcher Anlaß habe für ihn vorgelegen, als er schon
bei der ersten Kursänderung gesehen habe, wie infolge
der zu kurzen Trossen der geschleppte Segler auf die
Schrepper eingedrückt habe. Bestimmte Vorschriften, wie lang
die Trossen sein müßten, gäbe es nicht, und es sei darum
Sache beider Teile gewesen, die Länge derselben zu beraten.
Dies aber habe sich dann geändert, als der Lotse bei de'
ersten Kursänderung nach Steuerbord erkannt gehaht habe
daß die Schlepper infolge der kurzen Trossen beinahe ge
kentert wären. Darnach habe der Lotse wissen müssen, datß
die Trossen zu kurz wären oder daß wenigstens die rechte
Trosse hätte verlängert werden müssen. Auch nur eine Mit—
schuld des Schleppführerz Jei in keiner Weisle erlichtlich