Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

12. Zuli, unter 5 gestarteten Booten ihrer Klasse einen zweiten 
Preis; Donnerstag, den 13. Juli unter 6 gestarteten Booten 
einen ersten Preis und am Sonntag, dem 186. Juli, unter 
3gestarteten Booten einen zweiten Preis. — Am Freitag/⸗ 
dem 14. Juli, hat „Ahasver“ die Wettfahrt aufgegeben. 
Eisenbahn⸗-Postvyerbindungen. Ein Verzeichnis der hier 
ankommenden und abgehenden Eisenbahnzüge, die zur Post⸗ 
heföorderung benutzt werden, auf Veranlassung der Handels- 
bammer vom Postamt aufgestellt, liegt in unserer Geschäfts- 
telle zur Einsicht aus. Die Angaben über die kommenden 
uind abgehenden Posten sind übrigens sehr genau aus Ge⸗ 
zrüder Borchers Kursbuch zu ersehen. Die Schlußzeiten für 
abgehende gewöhnliche Briefe liegen beim Postamt J am 
Marktplatz Awa 45 Minuten, beim Vostamt II etwa 80 
Minuten vor Abgang des betreffenden Zuges. 
O Republik oder Kaisertum? Amerikanische und deutsche 
zustände von Oberingenieur Hugo Wachenfeld. Verlag von 
Karl Curtius in Berlin. Preis 1 M. Die etwa 60 Seiten 
tarke Abhandlung von Wachenfeld stellt einen Vergleich an 
wischen den wirtschaftlichen und politischen Zuständen in 
den Vereinigten Staaten und dem Deutschen Reich. Der 
Verfasser hat selbst Amerika eine Zeitlang bereist, und er 
hat dabei die Gelegenheit in ausgiebiger Weise wahr—⸗ 
genommen, um in die dortigen Verhältnisse näheren Ein⸗ 
blick zu gewinnen. Es find zumeist eigene Betrachtungen und 
Urteile, welche wir in dem Buche antreffen; deshalb wirkt 
auch das Buch bei der lebendigen Art der Darstellung durch⸗ 
aus originell. Die über die amerikanischen Verhältnisse be— 
reits vorhandene recht stattliche Literatur dagegen ist wenig 
berücksichtigt. So dürfen wir denn auch weniger eine Ver⸗ 
tiefung der einzelnen großen amerikanischen Probleme, wie 
sie die Arbeiterfrage, das Trust⸗ und Eisenbahnproblem, 
die Zollpolitik usw. bilden, erwarten, als mehr eine Wie der⸗ 
gabe persönlicher Eindrücke und eine Kritik an den bestehen⸗ 
den, z. T. traurigen Zuständen. Die Frage, ob die republikani— 
sche Staatsform der monarchischen vorzuziehen. sei, wird 
zugunsten der letzteren entschieden. In der Tat richtet sich 
das Buch, politisch betrachtet, ganz energisch und sehr wir⸗ 
kungsvoll gegen die Bestrebungen der deutschen Sozialdemo— 
kratie. Was der Verfasser über die Wirkung der Herr— 
schaft des Großkapitals und der Trusts in Amerika und 
über die Menschenwürde des Arbeiters in diesem Lande der 
Freiheit und Gleichheit sagt, das muß bei einem Vergleich 
nit deutschen Zuständen auch auf einsichtige Arbeiter von ent— 
schieden nachhaltiger Wirkung sein. Die Art der Argu—⸗ 
mentation ist sehr geschickt und wir haben selbst erlebt, 
daß eine von mehreren Hundert Arbeitern in Lübeck besuchte 
Verfammlung, in welcher der Verfasser den Hauptinhalt des 
Büchleins zum Vortrag brachte, geradezu mustergültig ver— 
lief. Besonderes Interesse dürften insbesondere noch die Aus⸗ 
assungen bieten, die Wachenfeld über das ungleichartige 
Hervortreten der Sozialdemokralie in Amerika, über den 
Wert der Erziehung der Deutschen in Schule und Heer 
und über die Schäden des mangelnden Selbstbewußtseins 
der Deutschen im Auslande macht. 
BGerberge zur Heimat. Dem Bericht über das Verwal⸗ 
ungsiahr 1910 entnehmen wir folgendes: Infolge der besseren 
virtschaftlichen Verhältnisse hat die Zahl der Reisenden und 
oamit der Verkehr in der Herberge zur Heimat gegen das 
Vorjahr abgenommen. Die Zahl der Schlafnächte, die sich auf 
7666 (1909: 8448) Personen verteilen, sank von 20597 auf 
19 737 und die Wirtschaftseinnahme von 19 124,05 Mauf 
18817,10 M. Besonders in den Monaten April, Mai, Juni 
und Juli ging der Verkehr merklich zurüch. Bei den hier in 
Arbeit stehenden Handwerksgesellen ist jedoch zum ersten Male 
wieder eine erfreuliche Steigerung zu verzeichnen. Im ganzen 
konnte daher aus der Wirtschaft ein Ueberschuß erzielt werden, 
der den des Vorjahres noch um 229,22 Muübertrifft. An 
Mittagessen wurden 20 291 Portionen (1900: 19 022) und an 
Abendessen 20012 Portionen verabfolgt (19009: 20 040). Der 
Verlauf des mit eigenem Apparat hergestellten Mineralwassers 
war recht rege. Verkauft wurden 4510 Flaschen Selterwasser 
1909: 4180) und 8140 Flaschen Brauselimonade (1909: 8360), 
m ganzen also 12650 Flaschen (1900: 12 540), 42 500 Tassen 
Kaffee wurden verabfolgt (1000: 40 500). Durch den Arbeits⸗ 
iachweis konnten 15684 Stellen vermittelt werden (1909: 1851), 
oavon waren feste Stellungen 911 (1909: 963) und Gelegen⸗- 
heitsarbeit 673 (1909: 388). Die Einnahme an Gebühren be— 
trug 183,20 Me(19000: 131,25 M). Mit herzlichem Danke 
lann über drei besondere Gaben berichtet werden, die der Her⸗ 
berge im Berichtsjahre zugeflossen sind. Die Gewerbekammer 
überwies ihr den Kassenbestand des aufgelösten Vereins zur 
Anterstützung armer Reisender in Höhe von 177 M. Aus 
dem Nachlah der Ww. Lienhöft empfing die Herberge durch 
herrn F. C. Sauermann ein Geschenk von 700 Meund in Er— 
füllung eines letzten Wunsches des Rentners F. Behnde ein 
Legat von 190 M. Die Behörde für das Feuerlöschwesen hat 
jum 1. Aprik 1911 den Mietvertrag für die Buden im Gloden—⸗ 
zießeraang gekundigt. Der Vorstand beabsichtigt, die Gang⸗ 
wohnungen ganz zu verkaufen. Da aber noch kein annehmbares 
Sebot vorlag, so wurden die Buden auf ein Jahr an einen 
Privatmann vermietet. Auf die Kosten der Einrichtung konnten 
infolge des günstigen Kalsenabschlusses 1000 Maabaecschrieben 
werden. 
7 Militäranwär terstellen im Bezirk des 9. Armeelorps. 
J. Sept. Samburg, Bauvpolizeibehörde, Hilfsschreiber, 
Probedienstleisftung 00 Memonatl., sodann 1400 We, fteigend 
bis 1940 M; sofort, Behoörde fur bffentliche Jugendfuͤrsorge, 
2 Bureaugehilfen, 1400 M, steigend bis 1940 M. 1J. Nov., 
Postanstalt im Bezirk der Kaiserl. Oberpostdirektion 
Kiel, Briefträger, Gehalt 1100 M, Wohnungsgeldzuschuß, 
nehrere Postboten, Tagegeld 2 M30 Pfg. bis 3 Mäje nach 
bem Beschäftigungsort. — 1. Ott, Ueterfen, Polizeibehörde, 
Nachtwächter, 720 M. — 1. Ollt, Wasserwerk Borgstedt, Magi⸗ 
trat Rendeburg, BSeizer des Wasserwerkes, 1100 M 
Grundgehalt neden freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung 
was Gartenland im Werte von 350 M. Höchstgehalt 
Neues Verfahren zur Strahenentstaubung. Ein gelegent⸗ 
icher Mitarbeiter schreibt der Frankfutter Zeitung: „Zur Be⸗ 
dämpfung des Straßzenstaubes sind schon die ver— 
cchie densten Mittel vorgeschlagen und praktisch angewandt 
vorden. Am besten hat sich bis jetzt wohl die Teerung 
der Straßen und das Besprengen mit Rohpetroleum be— 
vährt, während die Erfahrungen, die man mit den so— 
genannten wasserlöslichn Oelen und den wässerigen 
Lösfungen von Chlorcalcium und Chlormagnesium gemacht 
hat, nicht sehr vielversprechend sind. Ueber eine ganz neue 
Art der Anwendung des Chlorcalciums zur Straßen⸗ 
entstaubung wurde kürzlich in der Fachpresse berbtet: In 
knfßlandv hak man neuerdings sehr gute Erfolge erztelt, 
»aß man das Chlorcalcium nicht wie früher in Form seiner 
»ässerigen Lösung verwandt, sondern es in gekörntem 
zustand mittelst Schaufeln auf der Straßenoberfläche ver— 
eilte. Das hygroskopische Salz nimmt beständig Feuchtig- 
eit aus der Luft auf und zerfließt dabei, so daß auf 
iese Weise behandelte Straßen selbst bei trockenem Wetten 
eucht bleiben. Der Hauptvorzug dieser Methode liegt darin, 
aß die Anwendung größerer Wassermassen, die leicht ein 
zerschlammen verursachen, vermieden wird. Chlorcalcium ist 
benfalls wie das erwähnte Chlormagnesium ein Abfallpro⸗ 
ukt der deutschen Kali⸗-Industrie, steht in reichlicher Menge 
ur Verfügung und ist sehr billig. Diese neue Metho de 
einer Anwendung ist sicherlich sehr beachtenswert und wird 
vohl Veranlafsung zu weiteren Versuchen in dieser Hinsicht 
Jeben.“ 
J Schöffengericht. Sitzung vom 21. Juli. Wegen 
Riebstahls hat sich das Diestmädchen Olga Ho. zu ver⸗ 
ntworten. Am 23. Juni trafen sich die Angeklagte und eine 
zrau Th. auf dem Flugplatze an der Arnimstraße. Letztere 
ahm die Ho. mit in ihre Wolmung, um dort eine Tasse 
daffee zu trinken. Aus Dank für diese Freundlichkeit nahm 
ie Angeklagte der Th. eine Taschenuhr im Werte von 20 M 
»eg. Das Urteil lautet auf eine Woche Gefängnis. — Wegen 
zebeidigung hat sich der Arbeiter Richard Wo,. von hier 
4 verantworten. Als am 26. Juni eine Frau durch die 
inkenstraße ging, wurde sie plötzlich von dem Angeklagten 
on hinten in unsittlichzr Weise angegriffen. Auf ihr Ge— 
hrei lieh der Angeklagte von iht ab. Für die unverschämte, 
uf öffentlicher Straße und am hellen Tage begangene Frech— 
eit wird der Angeklagte zu üner Gefängnisstrafe von neun 
Nonaten verurteilt, auch wird seine sofortige Verhaftung wegen 
Auchtverdachts beschlossen. — Wegen Körperverletzung 
at sich der Fabrikarbeiter Kornelius Br. aus Schlutup zu ver— 
ntworten. Am 5. Juni war Tanzvergnügen in Schlutup. Beim 
kanzen stieß der Arbeiter Gr. die Tänzerin des Angeklagten 
n. Dies gab den Anlaß zunächst zu einer Schimpferei und 
ann zu Tätlichkeiten des Angeklagten gegen Gr. Urteil: 
M Geldstrafe ey. 1 Tag Gefängnis. — Der Unter— 
hlagung hat sich der Arbeiter Claus Sch. aus Gr.Schlamin 
huldig gemacht. Im Februar 1910 erhielt der Angeklagte 
on dem Schneidermeister G. aus Schönberg einen Brotwagen 
eliefert, den er mit 110 Mubezahlen sollte, der aber bis 
ir völligen Bezahlung Eigentum des G, bleiben sollte. Der 
lngeklagte fuhr mit dem Wagen nach Lübeck und verpfändete 
hn dort sofort für 30 M. Seit jener Zeit wurde der Ange— 
lagte stecbrieflich verfolgt und erst kürzlich gelang seine 
zerhastung in Ahrensbök. Er ist wegen Unterschlagung und 
zetruges schon achtmal vorbestraft und erhält jetzt eine Ge— 
ängnisstrafe von Z Monaten. — Der gewerbsmäßigen 
nzucht und des Diebstahls hat sich die unverehelichte 
zildegard Ze. schuldig gemacht. Sie hat sich hier arbeitslos 
mhergetrieben, ihren Unterhalt durch Unzucht verdient und 
iner Frau Sch. in ihrer Wohnung eine Schürze gestohlen. 
Urteil: 1 Woche Haft und 2 Wochen Gefängnis. 
o- Fahrraddiebstahl. Am Sonntag, 16. Juli. ist in 
inent in der Johamitstraße belegenen Lokale ein Fahrrad. 
Martce: „F isch Au“, mit de: Fab inummer 331175 abhanden⸗ 
zekommen und vermuilich gestohlen worden. 
0.· Gestohlener Sraukerb. Am Freitag, dem 21. Juli, 
achmittags gegen 334 Uhr, ist in der Großen Burgstraße, vor 
em Hause Nr. 27, ein eiwa 1m langer und 25 em breiter 
Zpankorb und ein cuus Leder gefertigtes Siel für einen 
ßandwagen abhandengekommen und vermutlich gestohlen 
vorden. 
o. Verschwundene silberne Damenuhr. Im Abort eĩnes 
testaurants an der Obertrave ließ ein Barbiergehilfe eine 
ilberne Damen-Remontoiruhr hängen und als er nach ewa 
iner Siunde den Verlust merkle, war die Uhr verschwunden. 
Die Uhr hatte einen Goldrand und trug die Gehäusenummer 
15578 und das Reparaurzeichen 22 F R.O. 
b. Der Lübeck-Travemünder Rennklub, e. V. wird in 
iesem Jahre, vielfachen Wünschen entsprechend, für die 
gferde-Rennen am Freitag, dem 28. und Sonntag, dem 
0. Juli, in Lübeck bei Herrn Wilhelm John, Schüssel— 
»uden 5 GFernsprecher 1154) eine Wettannahmestelle 
rrichten, die bis 1 Uhr mittags an den Renntagen Vor— 
oetten annimmt. Außerdem hat der Rennklub eine neue 
kinrichtung getroffen, und zwar errichtet er in diesem Jahre 
ruch bei dem am Freitag, dem 4., und Sonntag, dem 6. Aug., 
tattfindenden Concours Hippique für die abzuhaltenden 
5pringkonkurrenzen einen Totalisator-Betrieb. Hierfür 
verden jedoch in Lübeckkeine Vor wetten angenommen. 
b. Gewerbe⸗-Gesellschaft. Besuch der Schweriner Aus—⸗ 
tellung. Wir werden gebeten, darauf hinzuweisen, daß Teil⸗ 
nehmerkarten für den Ausflug nach Schwerin nur bis Sonn—⸗ 
tag mittag 1 Uhr bei Herrn Paul Rosin, Breite Straße 23, 
abgegeben werden und vvpätere Meldungen nicht berüdsichtigt 
verden Fñnnen. 
Reisen, Bäder und Sommerfrischen. 
„Mit mir durch Dresden von heute“, Dresden, Gerhard 
dühtmann, brosch. 1M. Dieser Führer macht zum ersten 
Male den Versuch, den Fremden eine individuelle, von künst⸗ 
erischen Gesichtspunkten ausgehende Führung durch Dresden 
u bieten, und er hat durchaus den richtigen Ton getroffen, 
st geschmackvoll und vornehm. Dabei kommt die sachliche 
Führung keineswegas zu kurz. sie ist zuverlässig. reichbaltig 
ind denau 
leuefte Nachrichten und Telegramme. 
Groher Waldbrand. 
W. Essen, 22. Juli. In den fiskalischen Waldungen von 
Issum bei Mörs wütet ein riesiger Waldbrand, dem bisher 
hierhundert Morden zum Oopfer flielen. 
Ein französischer Offizier von den Spaniern mißhandelt. 
W. Paris, 22. Juli. Die Agence Havas veröffentlicht 
ait Vorbehalt folgende Meldung aus Elksar vom 20 Juli: 
der Leutnant Thiriet, Instrukteur der in Buznalk lagern⸗ 
en scherifischen Truppen, wurde, als er sich in die Stadt 
egab, um auf Schecks das für die Besoldung der Truppen 
riorderliche Geld zu erheben, bei der Furt des Flusses Lukos 
on einem spanischen Posten angehalten, der ihn zwingen 
»ollte, vom Pferd zu steigen. Als Thiriet sich weigerte, 
amen ein Trupp Reiter mit blankem Säbel und eine Abteilung 
Infanterie mit aufgeoflanatem Baionett berbei, umringten den 
ranzosischen Offizler und verseßten ihm flache Säbelhiebe, 
vobei sie ihn mit den Schußwaffen bedrohten. Thiriet 
durde nach den Mikhandlungen in das 
panische Lager geführt, wo er eine Stunde zurück⸗ 
ehalten und von dem Obersten Sylvestrebeschimpff 
wurde. Sodann wurde er wieder in Freiheit ge— 
etztt. Die in Elksar ansässigen Franzosen wagen nicht, aus 
der Stadt herauszugehen. — Den maßgebenden Stellen in 
Paris ist, wie die Agence Havas mitteilt, eine Bestätigung 
der Nachricht noch nicht zugegangen. 
Neuer Fliegerrekord. 
W. Paris, 22. Juli. Einen neuen Weltrekord der Dauer 
und Distanz im Fluge schuf gestern auf dem Lagerfelde von 
Chalons der Flieger Loridan, der während 11Stunder 
55 Min. 7s50 km zurüclegte. 
Streikunruhen in Cardiif. 
W. Cardiff, 22. Juli. Nach einer von Ausständigen gebern 
ibend abgehaltenen Massewersammlung durchzogen ungeordnete 
Zaufen die Strahßen und versuchten, die Polizeipferdeställe zu 
lürmen. Die Pokizei schluga die Angriffe wiever⸗ 
olt mit den Stöcken zurück, wobei eine Anzahl Per— 
onen verletzt wurden. — Die Kesselschmiede 
chlossen sich dem Ausstand an und erklärten, so lange 
nicht arbeiten zu wollen, bis die Polizei und das Militär sich 
urückgezogen hätten. 
W. Cardiff, 22. Juli. An wesentlichen Ereignissen sind 
zeslern zu verzeichnen gewesen die Ankunft von 580 Sol- 
daten, die tatlächliche Anerkemnung der Seemannsunion durch 
en Schiffahrtsverband und die Tatsache, daß die Verhand⸗ 
ungen zur Beilegung der Streikbewegung wesent- 
ichen Fortschritt gemacht haben. Ein von den Schiffs- 
ignern gemachtes Lohnangebot wurde, wie verlautet, von der 
zeemannsunion im Prinzip angenommen mit der Maßgabe, 
»aß auch den Beschwerden der anderen Arbeiterkategorien ab- 
zeholfen werde. Der Lordmayor, der den Vorsitz bei den Ver- 
jandlungen führte, forderte die anderen Arbeiter auf, ihre Be— 
schwerden bis heute vormittag 11 Uhr schriftlich niederzulegen. 
Frankreich tritt dem Schiedsvertraçe bei. 
W. Manassas (Virginia), 22. Juli. Präsident Taft erklärte 
n einer Rede, welche er gestern hielt, Frankreich habe seine 
Bereitwilligleit zu erkennen gegeben, dem Schiedsvertrage bei— 
utreten, über welchen zwischen den Vereinigten Staaten und 
Hroßbritannien verhandelt werde. Beide Verträge würden 
hinnen zehn Tagen unterzeichnet werden. Er hege die Er— 
vartung, daß sich innerhalb weniger Tage zum mindesten 
noch drei Nationen anschließen würden. 
Oberst Sylveftre bedanert den Eilsarer Zwischenfall. 
W. Eltar, 22. Juli. (Meldung der Agence Havas.) Oberst 
Sylvestre hat an den Konsul Boisset ein Schreiben ge— 
ichtet, in welchem er ihm sein Bedauern über den 
Zwischenfall ausdrückt, der ihn betroffen. „Sie hatten 
oer Sache übrigens keine Bedeutung beigemessen“, sagt 
Sylvestre in dem Schreiben, „und ich habe gesorgt, daß der 
Urheber des Angriffs, sobald er mir bekannt war, ins Ge— 
fängnis gesetzt wurde.“ Boisset hatte keine Erklärung in die« 
iem Sinne abgegeben. 
Zum Sturz des Präsidenten von Haiti. 
W. Waßshingfon, 22. Juli. Der Sturz des Präsidenten 
von Haiti, Simon, ist offenbar vorbereitet ge— 
vesen. In seinem Bericht erklärt der Kadißän des Kanonen⸗ 
zootes , Petrel“, das jetzt vor Vort au Prince liegt, daß allé 
edeutenden Städte mit Ausnahme der Hauptstadt sich in Händen 
»er Revolutionäre befänden, die gegen die Hauptstadt im 
Anmarsch seien. Simon habe sich schwer krank dorthin 
uruckgezogen. Meldungen aus einer anderen Quelle besagen, 
ovaß Firmin, der Führer der Erhebung 1902, 
der von den Revolutionären begünstigte Kandidat 
ftür die Präsidentschaft sei. 
W. Danzig, 22. Juli. Der frühere latholische 
Bfarrer Johannes Raschke aus Danzig wurde wegen zahlreicher 
Zurpfuschereien zu einem Jahr Gesfängnis und drek 
Jahren Ehrverlust verurteilt. 
V. Dessau, 22. Juli. Aus Paris wurde die Köthener 
ßolizei benachrichtigt, daß der Kassierer des Astor-Hotels, ein 
Deutscher namens Hans Giebelhausen, nach Unterschlagung von 
200 Miflüchtig geworden ist und sich nach Köthen gewandt 
habe. Bei der Ankunft der Polizei war der Defraudant bereits 
abgereist, wahrscheinlich nach Berlin. 
W. Rom, 21. Juli. 54 Jahre alt starb hier der be— 
'annte amerikanische Mater Charles Steson. 
In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli wurde in Bari 
das Margheritha-Theater durchh eine Feuersbrunst 
vollständig zerstört.“ 
W. Paris, 22. Juli. Der Ministerpräsident hatte gestern 
eine Unterredung mit dem englischen Botschafter. 
W. Paris, 21. Juli. Auf dem Lagerfelde von Betheny 
bei Reims stürzte heute morgen der Militärflieger 
Leutnant Girard mit einem Zweidecker fünfzig Meter hoch 
ab. Der Auviatiker erlitt schwere innere Verletzungen. 
W. Paris, 22. Juli. Infolge einer Pressepolemik fand 
in Duell zwischen den Schriftstellern Bernstein 
ind Leon Daudet statt. Vier Kugeln wurden resultatlos 
zewechselst. Dann wurde das Duell mit dem Degen fortgesetzt; 
Daudet wurde an der Stirn und am Arm. Bernitein am Unter— 
arm verletzt. 
Neapel, 22. Juli. Der Generalstreik, der als Pro-— 
est gegen die von der Regierung getroffenen Sanitätsmaßregelm 
ʒeranstaltet worden N, immt sehr grode Formen an. Nicht 
mir sämtliche Fabriken, Werkstätten und Läden sind geschlossen, 
ondern auch die Hotels, Restaurants und Schiffahrtsburedus, 
Sämtliche Arbeiten am Hafen lind eingestellt. 
Innsbrud. 22. Juni. Eduard Stanley (London), der mik 
wei Freunden und einem Bergführer zur Troppauer Hütte auf- 
teigen wollte, stürzte in den Vinschgauer Bergen ab. Er wurd« 
ot aufgefunden 
Konstanz, 22. Juli. Im hiesigen Krankenhaus sind 30 
krkrankungen an Para-Typhus vorgekommen. Vicer 
Zchwestern und ein Arzt sind erkrantt. Ein Patient ist be— 
eits gestorben. Der Verdacht, daß es sich um Speisevergiftun 
jen handeln könne, hat sich nicht bestätigt. Da strenge Vor« 
deugungsmaßregeln beobachtet werden, besteht für die Bevöl— 
erung der Stadt keine Anstedungsgefahtr. Das Krankenhaus 
ijt bis auf weiteres für Neugaufnahmen geschlossen worden
	        
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