Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

wurden aber durch eine Weltanschauung getrennt. Tenn Dr. 
Roesicke-Kaiserslautern gehörte zum Bund der Landwirte, sein 
Bruder aber zu den Fortschrittlern. Weiter sind ietzt noch 
zwei verwandte Grafen Carmer im Reichstage vertreten, der 
ine aus Zieserwitz, der andere aus Gr.Osten. Von anderen 
Abgeordneten, wie von den Herren Tr. Savigny (Z3tr.), Con⸗ 
rad Haußmann (ortschrittil. Volksp.), Fritzen (Ztr.), Herzog 
u Arenberg (Z3tr.), sahen nahe Verwandte früher im Reichs- 
zarlament. Parlamentarische Familien aber, in denen sich 
ein Mandat gewohnheitsmähig forterbt, wie es in kleinen 
Landtagen oft der Fall ist, gibt es im Reichstage nicht. Dazu 
1 das Wahlglück doch zu wetterwendisch 
zürgerkunde in den kaufmännischen Fortbildungs⸗ 
ichulen in Preußen. 
In den neuen, vom Handelsminister soeben herausge— 
zjebenen Bestimmungen über die Lehrpläne kaufmännifcher 
Fortbildungsschulen heißt es über das Lehrfach Bürger⸗ 
unde: Die Bürgerkunde hat die Aufgabe, den Zusammen⸗ 
hang des einzelnen und seiner Berufsarbeit mit dem Ge— 
neinschaftsleben in Familie, Geschäft und Schule, in Ge— 
meinde, Staat und Reich zum Bewußtsein zu bringen, das 
Werden und Wesen wichtiger Einrichtungen des öffentlichen 
Lebens zu erklären, die Ehrfurcht vor der Verfassung und 
Rechtsordnung zu festigen, die Liebe zur Heimat, Vaterland 
und Serrfscher zu pflegen und Ziele für die freudige Mit— 
arbeit im Staate vor Augen zu stellen. Der Unterricht kann 
ich vielfach an die Handelskunde, an das Rechnen, an 
die Buchführung und vor allem auch an die Wirtschafts- 
geographie anschließen. Die dort gewonnenen Ergebnisse sind 
möglichst in einer Jahresstunde der Oberstufe zusammen⸗ 
zufassen, außerdem ist dann das Wichtigste über die Ver— 
sassung und Verwaltung von Gemeinde, Staat und Neich, 
iber Gerichtswesen, über Heer und Flotte zu behandeln. Der 
Unterricht in der Bürgerkunde kann mit der Wirtschafts⸗ 
zeographie verbunden werden, wenn dafür 3 Jahres⸗ 
tunden vorgesehen find. Beträgt die wöchentliche Unter—⸗ 
richtszet nur 4 bis 5 Stunden, so ist die Bürgerkunde 
an die Handelskunde anzuschließen. Nicht Buchwissen, 
sondern Verständnis des Lebens gilt es zu ver— 
nitteln. Daher sind die Belehrungen an das Nächst— 
iegende anzuknüpfen und Beispiele aus dem Erfahrungs— 
'reise der jungen Leute auszuwählen. Die Pflichten und 
sRechte, die sich aus den Beziehungen des Berufs zum 
Gemeinschaftsleben ergeben, sowie die Einrichtungen der Ge— 
neinde sind in erster Linie zu behandeln. Die dort ge— 
wonnenen Anschauungen sind für die Besprechung der staat— 
liichen Einrichtungen zu benutzen. Die Erörterung wirtschaft— 
icher und rechtlicher Grundbegriffe muß zurücktreten; eine 
otanmähßige Darstellung ihrer Zusammenhänge ist nicht Sache 
der Fortbildungsschule. Wohl aber empfiehlt es sich, auf 
die geschichtliche Entwicklung einzelner Einrichtungen und die 
»orbildliche Arbeit großer Männer hinzuweisen. Vor allem 
oll der junge Mensch die Ueberzeugung gewinnen, daß 
er später zur Mitarbeit an den öffentlichen Angelegenheiten 
z»erufen und daher für fie mitverantwortlich ist. Selbst- 
»erständlich ist jedes Hereinziehen der Partei— 
politik in die Schule streng zu vermeiden. Von 
zerpvorragender Bedeutung für die staatsbürgerliche Erziehung 
rann vor allem das Turnen und Jugendspiel sein, wenn es 
n der rechten Weise zu Mut, Selbstzucht und freiwilliger 
Anterordnung anleitet. 
Inland und Ausland. 
Deutsches Neich 
Die Arbeitszentrale für die Privaibramtendersicherung. Die 
don der am 30. Juni errichteten Arbeitszentrale für 
die Privatbeamtenversicherung eingesetzten Kom— 
nissionen nahmen sofort ihre Täͤtigkeit durch Einsezung von 
Arbeitsausschüssen auf, unter deren Mitglieder der gesamte 
Arbeitsstoff verteilt wurde. Die Kommission, die Grundzüge 
ür den Ausbau der Invalidenversicherung ausarbeiten soll, 
ind deren Vorsitzender Professor Dr. Moldenhauer⸗Köln ist, 
etzte Unterausschüsse ein, die sich mit den mathematischen 
Srundlagen des Ausbaues der Invalidenversicherung, der Frage 
der finanziellen Belastung für Arbeitgeber und Angestellte und 
u 
„Ich finde es auch oft, mein Kind,“ entgegnete Frau 
Ludolff, „es ist gut, daß er bald seinen Urlaub antritt.“ 
„Er müßte fort, irgendwo aufs Land, in den Wald. Seit 
er vorigen Winter die Lungenentzündung hatte, gefällt er 
nir nicht.“ 
„Ja, aber wie sollen wir aufs Land? Es lommt doch 
vieder auf Pankow und unsere Laube hinaus.“ 
„Emmn ist auch bleich und sollte fott! Ach! Mutter, wie 
jern würde ich euch alle zu uns auffordern!“ 
Frau West seufzte. Auch sie durften sich keine Reise er— 
auben. Sie wären gern in ein lieines Ostseebad, nach DTeep 
oder Tivenow gegangen, aber dazu reichte es nicht. 
Ernst kam heute früher zurück; es war Samstag. Er 
klagte über Kopfweh und lag, ohne zu sprechen, auf dem 
Schaulelftuhl vor der offenen Balkontür. Wenn die Sonne 
hinter die Dächer sanl, war es etwas kühler. Emmy war 
auch schon zu Hause und spielte mit ihrem kleinen Neffen, 
jüũr den sie eine große Vorliebe hatte. 
„Still, nicht so laut, Onkel Ernst hat Kopfweh,“ er⸗ 
mahnte sie das lebhafte Kind. 
Der Junge schlich auf den Fußspitzen zum Schaukelstuhl 
und legte die kleine heiße Hand auf die schmerzende Stirn 
kunsts. 
Die Betührung war ihm unangenehm, aber er sagte es 
nicht; er zog die Kinderhand fort und streichelte den Blond⸗ 
opf zärtlich. 
„Armer Onkel,“ sagte der Kleine und schmiegte sich an den 
Mann. 
(Fortsetzung folgt.) 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Oslar⸗Lassar⸗Stiftung. An der Berliner Universität ist 
ne Oskar⸗Lassar⸗Stiftung begründet worden zu dem Zwechk, 
Medizinern und Medizinerinnen durch Gewährung von Sti—⸗ 
endien nach Erlangung der Approbation und Absolvierung 
*es praktischen Jahres die Fortbildung an medizinischen 
Instituten des In- und Auslandes zu ermöglichen. In je dem 
Jahre kommen zwei Stipendien zur Verteilung. Zur Be— 
verbung können zugelassen werden deutsche Reichsangehörige 
der hiermit in Zusammenhang stehenden Verteilung der An—⸗ 
jestellten und Arbeitgeber auf die verschiedenen Gehaltsklassen 
zeschäftigen. Die zweite Kommission, die eine Lösung des 
Privatbeamten⸗-Versicherungsproblems unter Mitwirkung der 
Arivaten Lebensversicherungsgesellschaften anstrebt, und deren 
Vorsitzender Regierungsdirektor von Rasp-München iist, bildete 
benfalls Unterausschüsse, die Organisationspläne für die durch 
Ulebertragung auf eine Gemeinschaft von Lebensversicherungs- 
jesellschaften zu schafsende Angestelltenversicherung nach der 
ersicherungstechnischen und verwaltungsrechtlichen Seite 
zderstellen. Die Einzelreferate dürften bereits im September 
yorliegen. Sie werden dann einer zweiten Kommissionsberatung 
unterzougen werden. 
Seimatpflege in den Lehrerseminaren. Der preußische Kul— 
usminister hat vor kurzer Zeit an die Lehrerseminare einen 
erlaß gerichtet, in dem er die Pflege der Heimat der 
esonderen Beachtung der Leiter von Lehrerbildungsanstalten 
mpfiehlt. Insbesondere hat er die Lehrerseminare auf die 
zestrebungen des Deutschen Vereins für ländliche Wohl—⸗ 
ahrts⸗ und Seimatspflege hingewiesen. Der Verein hat in— 
olgedessen den Beschluß gefaßt, an einigen Lehrerseminaren 
dlusstellungen von Beifpfelen heimatlicher Bauweise zu ver— 
instalten, mit denen Vortragskurse verbunden sein sollen. In 
»en Vorträgen sollen die Zöglinge der Lehrerseminare an 
zand der Ausstellungen, Bilder und Modelle auf die 
»auptpunkte der Heimatpflege hingewiesen werden. 
Verschärfung der Strafbestimmungen gegen Beleidigungen 
zurch die Presse. Der Reichsstag wird sich im Herbst 
rotz des reichlich vorliegenden Arbeitsstoffes sozialpolitischer 
Natur aller Voraussicht nach auch noch mit der Straf— 
dJefetznovelle beschäftigen, da auf ihre Verabschiedung 
Wert gelegt wird. Die Norelle bringt bekanntlich durch An— 
sahme eines Antrages Wagner eine erhebliche Verschär— 
ungder Strafbestimmungengegen Beleidigun— 
ren durch die Prefse. Verschiedentlich ist nun die Erwar— 
ung geäußert worden, daß diese Bestimmung nicht Gesetz 
verden wird. Wie aber der N. G. C. aus parlamentarischen 
dreisen mitgeteilt wird, ruht diese Annahme auf sehr schwa— 
hen Füßen. Denn abgesehen von einigen Einzelgängern, 
erden neben etwa 20 Zentrumsabgeordneten nur die Na— 
onalliberalen, die Fortschrittler und die Sozialdemokraten 
agegen stimmen. Das ist aber keine Mehrheit. — 
Benn auch durch die neue Fassung und Verschärfung des 
186 die anständige Presse nicht getroffen werden soll, son— 
ern die Sensations-, Schmutz- und Skandalpresse, so ist 
»och zu befürchten, daß in der Praxis die Preßfreiheit 
m allgemeinen erheblich dadurch beeinträchtigt wird, und 
»aß Bußejäger geradezu gerüchtet werden. 
Der Handel Tiingtaus und der Handel Chinas. Der chinesi— 
che Handel hat im Jahre 1910 sich wiederum aufwärts be— 
vegt. Auch der direkte Handel mit dem Deutschen R'eiche ist 
ruf feiner alten Höhe geblieben und stellte einen Wert 
»on rund 897 Miltionen Mark dar gegen 55 Millionen im 
zahre 1905; dabei ist unberücdsichtigt geblieben derjienige 
Leil des deutfch-chinesischen Handels, der über Hongkong geht. 
In sehr günstigem Lichte erscheint in der Statistik 
Tsingtau Giautschou), das mit seinen Zolleinnahmen im 
zahre 1910 mit 1238394 Haikuan-Tael unter den 45 
dem fremden Handel geöffneten Plätzen Chinas hinter 
5changhai (10 481 034 Haituan-Tael), Tientfin, Hankou, 
fonton, Swatou, an sechster Stelle steht. Im Jahre 1904 
angierte der Handel Kiautschous noch an 18. Stelle. Der 
Bert des Gesamthandels von Tsingtau im Jahre 198910 wird 
a der Statistik' auf 42 580 624 Hailunan-Taels angegeben 
1909: 39 Miillionen, 1908: 31 Millionen?. Die entsprechenden 
ateressanten Vergleichsziffern für den alten Schantunger Hafen 
Tschifu lauten: 1910: 30 Mitlionen, 1909: 383 Millionen, 1908: 
27 Millionen. 
Riland. 
Au; der russ schen Diplomati. Der kuaiserlich russte Mi⸗ 
risterresident bei dem Großherzogtum Hessen 
ind den Herzog ümern Sachsen-Koburg und Gotha, Wirkkiche 
ztaatsrat und Hofstallmeister, Baron v. Knorring, ist, wie 
n St. Petersburg bekannt gegeben wird, auf sein Gesuch 
rankheitshalber seiner Posten enthoben, iedoch im 
Ministerium des Auswärtigen und in seinem Hosamte be— 
Assen worden 
— 
heiderlei Geschlechts und jedes religiösen Bekenntnisses, die 
zei der ärztlichen Prüfungskommission in Berlin die ärztliche 
Staatsprüfung bestanden, die das praktische Jahr absolviert, 
die ärztliche Approbation im Deutschen Reiche erlangt haben 
ind an der meditinischen Fakultät der Unidersitkät Berlin zum 
doktor der Medizin promoviert sind. Die Bewerbungsgesuche 
ind vom 1. Aug. bis zum 1. Okt. bei dem zeitigen Dekan 
der medizinischen Fakultät der Unidersität Berlin elnzureichen. 
Dem Gesuche sind ein Lebenslauf und die betreffenden Zeug— 
nisse zuzufügen. 
Das Bismarddenkmal auf deim Ninderwald. Von Ort zu 
Irt, ruhelos wandert Bismarcks Schatten den Rhein auf 
ind ab. In Bingen, auf Nonnenwerth, bei Honnef, überall 
st er schon gesehen worden. Jetzt taucht er am National- 
enkmal des Niederwaldes auf. Einer der groteskesten ist 
er Vorschlag des Charlottenburger Baurats Jaffs, der 
as neu zu schaffende Bismarckdenlmal mit der Schilling⸗ 
chen Germania auf dem Niederwalde in künstlerische oder 
ielmehr unkünstlerische Verbindung setzen möchte. Er er— 
unert in einer Empfehlung seines Entwurfs Sanz richtig an 
zie Tatsache, daß der Eindruckh des Niederwald-Denkmals, 
rus der Ferne gesehen, namentlich vom Rhein her, den 
gehegten Erwartungen leinesfalls entspricht. Der Gedanke 
iber, eine Vergrößerung des Fernbildes dadurch herbeizufüh— 
en, daß man innerhalb der erweiterten Terrassenanlage 
ine Bismarckfigur auf einem tempelartigen Postamente auf—⸗ 
tellt, ist zu grotesk, als daß man ihn auch nur einen 
Augenblick ernst nehmen könnte. 
Die Gräber von Theben. Die agyptische Abteilung 
ver Berliner Mußeen hat auf der Westseite von 
Theben, der alten ägyptischen Hauptstadt, eine interessante 
ßrabung auf ihte Koften unternehmen lassen. Dabei wurde 
in vollständiges Grab aus dem mittleren Reiche ge— 
unden, und zwei reichgeschnitzte Särge von Mitgliedern der 
xamilie des Königs Takelothis, der um 850 vor Christus 
ebte, kamen zutage. Neben diesen hervorragenden Funden, 
ie der jetzt in einer Neuordnung befindlichen Sammlung 
ußerordentlich zugute kommen werden, hat die Abteilung 
oeben auch eia Gescheͤnk von Profefsor Dr. E. Holländer 
Türkei. 
Quarantanemaßregeln in der Levanie. Um der Weiter⸗ 
verbreitung der Cholera vorzubeugen,; sollen die 
Quarantänemaßregeln, wie der Deutschen Orient-Korrespondenz 
aus Beirut berichtet wird, in allen Hafenorten der Levante 
bedeutend verschärft werden. Alle von den griechischen Inseln 
Zureisenden müssen sich in den äqyptisch-syrischen und klein⸗ 
asiatischen Hafenorten einer 2astündigen Quarantäne unter⸗ 
werfen. In den griechischen Städten werden die Reisenden 
aus Salerno und Neapel einer fünftägigen Bedbachtung unter⸗ 
ogen. 
Die Haktung Rußlands und Englands. Gegenüber der An⸗ 
iahme, daß der frühere Schah bei seiner Rückkehr nach Persien 
wmf die russilche Hikfe rechnen könne und wahrscheinlich 
»on britischer Seite keinem Einspruch begegnen werde, 
rfährt das Reutersche Bureau, daß das Vorgehen Mo—⸗ 
jammed Alis ganz unabhängig sei von dem 
»ngkisch-rufsischen Einvernehmen. Keine der beiden 
Barteien dieses Uebereinkommens nahm die verfuchte Ein⸗ 
nischung in die inneren Angelegenheiten Perfiens mit Be— 
riedigung auf. Die persische Regierung würde die vollste 
rreiheit des Handelns in der durch das Vorgehen Mohammed 
Alis gelchaffenen Lage behalten. 
heer und glotte. 
Das Linienschiff ,‚Mecklenburg“, Kommandant Kapt. z. S. 
Witschel, wird in den nächsten Tagen aus dem Verband des 
. Geschwaders ausscheiden, um in Wilhelmshaven außer Dienst 
zestellt und durch das Linienschiff „Ostfriesland“ ersetzt zu 
berden. Tie Besatzung geht mit der Außerdienststellung auf 
Ostfriesland“ über, während das Kommando des Linienschiffes 
‚Ostfriesland“ Kapt. z. S. Engelhardt erhält. „Mecklenburg“ 
var das älteste Linienschiff der Hochseeflotte und das letzte 
»er „Wittelsbach“Klasse, das dem Flottenverband angehört 
zat. Mit dem Ausscheiden der „Mecklenburg“ verschwindet 
zie „Wittelsbach“„Klasse aus der Gefechtslinie und tritt in 
bie Reserve zurüch. „Mecklenburg“ war der jüngste Vertreter 
rieses Schiffstyps, der vor etwa 12 Jahren als eine Ver— 
esserung der „Kaiser“Klasse sehr viel Anklang fand. „Meds— 
enburg“ war auf der Werft der Aktien-Gesellschast „Vulkan“ 
u Bredow bei Stettin erbaut und hatte den Stapel am 
). November 1901 verlassen. Der weitere Ausbau des Schiffes 
ind die Probefahrten gingen rasch vonstatten und zeigten 
echt befriedigende Ergebnisse. Bei der sechsstündigen forcierten 
jahrt wurde eine Maschinenleistung von 14355 Pferdekräften 
rzielt, während nur 13 600 ausbedungen waren, ebenso wurde 
ie geforderte Geschwindigkeit überschritten. Als ein besonderer 
Borzug der „Mecklenburg“ erwies sich ihr geringer Kohlen— 
erbrauch. Während der langen Indienststellung im Verband 
s 1. Geschwaders der Flotte hat „Meckenburg“ die Er— 
vartungen, die man an seine Leistungsfähigkeit zu stellen 
erechtigt war, durchaus erfüllt. Das Schiff hat bei einer 
zänge von 120m, einer Breite von 20,8m und einer Tiefe von 
‚m eine Wasserverdrängung von 11800 To., was aller⸗ 
ings modernen Anforderungen nicht mehr zu entsprechen ver—⸗ 
rochte, da man bei unseren neuen Schlachischiffen bereits 
nit etwa 23 000 To. rechnet. Aehnlich verhält es sich mit der 
rtislerie. „Medlenburg“ hatte im ganzen 34 Geschütze auf⸗ 
uweisen: 4 zu 24 cm, 18 zu 15 m und 12 au 8,8 em Kaliber. 
Die völlig unzureichende schwere Artillerie ist bei unseren 
jeuesten Kampfschiffen ersetzt durch 12 Geschütze zu 30,5 em. 
Aehnliche Fortschritte weisen die übrigen Gefechtseigenschaften 
ruf. In der Reserve kann das Schiff aber noch mehrere 
Jahte gute Dienste leisten. Das Kommando SMS. „Mecklen⸗ 
hurg“ haben während der Indiensthaltung geführt die Kapi— 
täne z. S. Wallmann (Probefahrt), Ehrlich, Paschen (Adolf), 
Josephi, Wuthmann Bolsart, Jasper (Gisbert) und Witschel. 
32 
Tagesbericht. 
* Siegreiche Lübeder Jachten. Auf der Wettfahrt von 
Warnemünde nach Kopenhagen am 6. Juli er— 
egelte sich „Erika“ (L. Y.C.) in der 10⸗—m⸗-Klasse einen 
erften Preis. Auch auf der Münchener Woche war der 
Stander des Lübeder Yacht-Clubs durch die natio a'e Jo.le 
„Ahasver“ würdig vertreten. Die Jolle, auf der Jach:⸗ 
und Bootswerft von J. Schlichling ir. in Travemünde er— 
haut, nahm an der Regatta auf dem Starnburger See 
teil und erzielte auf der Wettfahrt am Mittwoch, dem 
— — — — — —— 
in Berlin erhalten. Es ist die Bronzefigur eines stehenden 
Harpokrates, die der Spätzeit der ägyptischen Kunst angehört— 
CEinweihung des Abbe-Denkmals. Am 30. Juli wird in 
Jena das Denkmal für Ernst Abbe seine Weihe erhalten. 
Es hat auf dem Karl Zeiß-Volkshaus und den Zeiß-Werk— 
tätten, die Abbe leitete, seinen Platz gefunden. Den Tem— 
belbau hat Prof. Henry van de Velde in Weimar geschaffen. 
Es ist eine Halle, von allen vier Seiten zugänglich. In 
hrem Innern wird eine Herme Abbes aufgestellt, ein Werf 
Max Klingers. An den Wänden sind Constantin Meuniers 
Reliefs vom Denkmal der Arbeit angebracht. 
Das neue Berliner Haus des Vereins deuischer Ingenienre. 
Der Vorstand des Vereins deutscher Ingenieure hat nun—⸗ 
nehr endgültig befchlossen, auf dem Grundstück gegenüber 
dem Reichsstagsgebäude an der Ece der Sommer⸗ und Doro— 
heenstraße, das dem Verein gehört, ein neues Haus für 
»en Verein zu errichten. Die Geldmittel für den Neubau in 
zöhe von 900 000 Muwurden bewilligt. Dem Neubau soll 
in neuer Entwurf zugrundegelegt werden, für den ein engerer 
Wettbewerb auszuschreiben ist. Mit der Durchführung dieses 
Wettbewerbes wurde ein Bauausschuß betraut, dem außer 
»en Vorständen neun vom Vorstandsamt gewählte Ler⸗ 
insmitglieder angehören. Ohne Verzug sollen die Schritte 
ur Verwirklichung des Neubaues getroffen werden. In 
ister Linie sind für längere Zeit ausrekchende Geschäfts- 
äume vorgesehen. 
— gleine Mitteinmgen. Wie uns der Cottasche Verlag mit— 
eilt, ist es nunmehr als gesichert zu betrachten, daß 
ßoethes „Urmeister“ (,Wilhelm Meisters theatralische 
Zendung“) im Sept. erscheinen wird. — Eine neue 
dibet-Expedition. Oberst P. K. Koslow, der erfolg⸗ 
reiche Erforscher Hochasiens, tritt im Laufe dieses Sommers 
ine auf drei Jahre berechnete Forschungsreise nach Tibet 
in. — Der Grobherzog von Sachsen⸗,Weimar spen⸗ 
»ete aus Privatmitteln 150 000 Mefür die Zwede der groß⸗ 
erzoglichen Musikschule in Weimar. — Die Deut 
Theater⸗Zeitschrift, die vor zirka drei Jahren degrund 
wurde, hat ihr Erfcheinen eingestellt. An ihre Stelle 
die Neue Theater-Zeitschrift getreten.
	        
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