Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

arbeiten Frankreichs und Deutschlands in Marokko unter sicherer 
Bürgschaft sür Deutschlands wirtschaftliche Interessen, ferner 
Austausch von Gebietsteilen an der Grenze vom Kongo und von 
Kamerun.“ Der jetzige Stand der Angelegenheit lasse sich 
dahin zusammenfassen, daß Frankreich keinem diplomatischen 
Triumph entgegensehe, aber zuversichtlich auf eine ehrenvolle 
Lösung der Frage rechnen dürfe. 
Wt. Wien, 21. Juli. Abgeordnetenhaus. Die Ab— 
geordneten Sustersic und Genossen überreichten eine Inter⸗ 
vellation an den Ministerpräsidenten, in der unter Hinweis 
auf die in der Marokkofrage geschaffene neue Sachlage 
sowie auf die wichtigen Handelsinteressen Oesterreich-Ungarns 
in Marokko die Regierung gefragt wird, wie lich die Mon— 
archie zu der neuen Sachlage verhalte und welche Maßnahmen 
ergriffen seien, um die Interessen des Landes unter allen Um— 
ständen zu wahren, insbesondere einer schädlichen Präijudiz 
durch die zwischen Deutschland, Frankreich und England einge—⸗ 
leiteten Verhandlungen vorzubeugen. 
Ein deutscher Arbeiter über seine englischen 
KRollegen. 
Ein Teilnehmer der Besuchsreise rheinländischer Arbeiter 
nach England macht in einem Leipziger Blatt recht interessante 
Mitteilungen über die Eindrücdke, die er auf der Fahrt von 
den englischen Arbeitern gewonnen hat. Dabei erzählt er, 
daß die Eröffnung und der Schluß der Abendversammlung 
in den englischen Arbeiterschulen (für Erwachsene) mit Gebel 
und Gesang einen besonders eigenartigen Eindruck auf ihn ge— 
macht habe; namentlich auch die Tatsache, daß der Eng⸗ 
länder mitsinge und mitbete, gleichviel ob er Sozialist oder 
Konservativer sei. Ebenso tiefen Eindruck hat auf diesen 
Arbeiter die monarchische Gesinnung seiner eng— 
lischen Kollegen gemacht. Der englische Arbei— 
ter, auch der freigesinnteste, ist nach seiner im allgemeinen 
zutreffenden Schilderung „monarchisch bis auf die 
Knochen“. Besonders interessant ist dabei aber noch 
die Mitteilung, daß die Arbeiter, die sich auf dem Bahnhofe 
in Birmingham zum Empfange der deutschen Arbei— 
her eingefunden hatten, Birdnisse des deutfchen 
Kaiserpaares als Begrükungs- und Willkom— 
menszeichen an die Süte gestect hatten. 
Schärfer kann allerdings der Unterschied in der Gesinnung 
der englischen und der deutschen Arbeiter — natürlich nur der 
sozialdemokratischen deutschen Arbeiter — kaum beleuchtet wer— 
den. Der englische Arbeiter ist eben trotz aller ge⸗ 
legentlichen Redensarten von internationaler Solidarität, die 
ja auch der nichtsoziasdemokratische Engländer für jeden Be— 
darfsfall reichlich in Vorrat hat, national; und er denk 
gar nicht daran, den bürgerlichen Staat zerstören zu wollen, 
sondern steht ihm durchaus positiv gegenüber. Er achtet 
den König und hält an der hergebrachten Religiosität der 
englischen Nation unverbrüchlich fest. Die Versuche der radikalen 
Sozialisten, in der englischen Arbeiterschaft Einfluß zu er— 
langen, sind bisher noch immer ziemlich erfolglos geblieben 
und werden vermutlich auch nie zu besonderen Erfolgen führen. 
Lecer ist die Aussicht, dah die deutsche Sozialdemokratie von 
dem englischen Vorbilde in dieser Besiehung bald etwas lernen 
lönnte, trotz der verschiedenen gegenseitigen Besuchsfahrten nur 
sehr gering. Denn der Masse des deutschen Volkes fehlt leider 
immer noch der nationale Instinkt und der Sinn für Tra— 
dition, die das englische Volk auszeichnen, und man muß 
damit rechnen, daß vielleicht Generationen dazu nötig sein 
werden, auch bei uns so gründliche Wandlungen herbeizu— 
fühten, wie sie nötig sein würden, um antimonarchische, staats— 
und religionsfeindlich Bewegungen unmöglich zu machen. 
Neuefte Nachrichten und Celegramme. 
Die Nordlandreise des Kalsers. 
Wt. Balestrend, 21. Juli. Der Kaiser wohnte gestern 
ibend einer weiteren Fortsetzung der kriegsgeschichtlichen Vor— 
träge des Generalmajors Dickhuth bei und machte heute vor— 
mittag einen längeren Spaziergang am Ufer des Vierlandfjords. 
Gegen mittag lief das Schulschiff „Viktoria Luise“ hier ein und 
ding in der Nähe der „Hohenzollern“. binter deren Begleit— 
schiffe vor Anker. 
Das Kronprinzenpaar beim Fernlenkboot. 
Wannsee, 21. Juli. Nachdem der Kronprinz und die Kron⸗ 
orinzessin bereits am 14. Juni sich eine Vorführung des Fern— 
lenkboots angefehen hatten, kamen sie gestern abend mit einem 
Motorboot nochmals, um auch die inneren Einrichtungen des 
Bootes näher zu betrachten. Herr Wirth aus Nürnberg er— 
klärte die einzelnen Apparate und stieg auf Einladung des 
Kronprinzen in dessen Motorboot, welches das Fernlenkboot 
begleitete, das jetzt ohne Besatzung verschiedene Schiffsmandver 
ausführte, auch stoppte und einen Signalschuß abgab. Der 
Kronprinz, der alles mit lebhaftem Interesse verfolgte, erzählte 
hierbei dem Erfinder, daß er bereits dem Kaiser über die 
Erfindung berichtet und auf die große Bedeutung derselben 
für die Marine und die engere Küstenverteidigung hingewiesen 
habe. Das Kronprinzenpaar verabschiedete sich in sehr herz— 
licher Weise von Herrn Wirth und wünschte ihm Glück und 
weitere Erfolge bei der praktischen Verwertung der Sache. 
Süddentsche Kundgebung für den Hansabund. 
M. Karlsruhe, 21. Juli. Die Handelskammer für die 
Kreise Karlsruhe und Baden sprach in einer Vollversammlung 
angesichts der jüngsten Vorgänge dem Präsidenten des Hansa⸗ 
bundes uneingeschränktes Vertrauen aus und ihre Zustimmung 
zur bisherigen Führung der Geschäfte. 
Zum Besuch französischer Arbeiter in Deuischland. 
WM. Toulon, 21. Juli. Dem Arfenalarbeiter La— 
marquez, der als Vertreter des Syndikats am Kongreß der 
Arbeiterverbände in Berlin teilnehmen sollte, wur de im Auf— 
Tbrage des Marineministers Delcasss der erkorderliche 
Urlaub verweigert. 
Der neue Vräsident des österreichischen Abgrordnetenhauses. 
W. Wien, 21. Juli. Das Abgeordnetenhaus wäh'tie mit 
387 von 429 Stimmen Dr. Sylvester zum Präsidenten. Zu 
Vizepräsidenten wurden der Italiener Conci, der Pole Gorman, 
der Christlich-Soziale Juckel, der Sozialdemokrat Pernerstor— 
fer, der Südssave Pogacnik, der Ruthene Romanaux und der 
Tscheche Zdarsky gewählt. 
Massenflucht der Aus änder aus Mexilo. 
* WM. Newnorl, 21. Juli. Die Ausländer verlassen scharen⸗ 
weise Mexiko. Die Berichte von neuen Unruhen in Pueblo, 
Torreon und anderen Orten bestätigten sich. 
3. Torreon, 21. Juli. Der deutsche Gesandte von Hintze 
krug dem hieligen Vizekonsul Vermehren telegraphisch auf, 
ihm über die Unruhen im Laguna-Distrikt zu berichten. und 
legte ihm nahe, die Frauen und Kinder zu entfernen. Die 
hiesige deutsche Kolonie hält die Lage für ge— 
fährlich. * 
Die Revolution auf Haiti. 
We Newyork, 21. Juli. Ein Telegramm aus Pork-au⸗ 
Prince meldet: Die Plünderungen in Cap Haitien wurden in⸗ 
olge energischer Maßnahmen des revolutionären Komitees ein⸗ 
jestellt. Die amerikanische, die deutsche und die italienische 
Hesandtschaft richteten an ihre Regierungen die dringende Bitte 
im Entsendung von Kriegsschiffen. Die Regierung 
⸗erklärte die Blockade für St. Marie, Gonaives und Fort Li— 
berts. Dießfe ist jedoch unwirksam, da die Regierung nur ein 
Kriegsfahrzeug besitzt. 
Port⸗au⸗Prince, 21. Juli. Präsident Simon von Gaiti 
begab sich mit seinem Kabinett und 300 Mann in Cap Haitien 
auf den deutschen Dampfer „Syria“, der nach Port⸗au-Princé 
fuhr. Dort bestieg auch der Kriegsminister Marius das Schiff, 
im sich nach Jamaika zu retten. Simons Truppen desertierten 
cha renweise. Ganze Besatzungen befestigter Plätze gehen zu den 
Rebellen über. 
Meuterei in einem französischen Militärgefängnis. 
Patis, 21. Juli. In dem Militärgefängnis des Forts 
Bassion bei Airs, Departement Pas de Calais, brach eine 
Meuterei aus. Die Häftlinge zerstörten zahlreiche Einrichtungs— 
gegenstände und versuchten zu entweichen, wurden aber mit 
hieler Muhe überwältigt. 
Nochmals Haussuchungen bei Pariser Antimilitaristen. 
Paris, 21. Juli. Im Auftrage des Untersuchungsrichters 
Boncard nahmen gestern abend zwei Polizeikommissare in der 
Angelegenheit der antimilitaristischen Umtriebe und Sabotage 
er Eisenbahner abermals Haussuchungen bei mehreren Syn⸗ 
iklatsführern vor und beschlagnahmten zahlreiche Schriftstücee. 
Es heißt, daß die Schriftstücke wertvolle Fingerzeige für 
die Entdeckung der Urheber der jüngsten Sabotageanschläge ent- 
Jalten. 
Der Führer der antimilitaristischen Bewegung Hervs wurde 
nestern abend im Auftrage des Justizministers aus dem Ge— 
ängnisse de l'Asanté, wo er als politischer Häftling behandelt 
vurde, nach dem Gefängnis Clairvaux im Juradepartement 
bergeführt. Als Grund der Maßgabe wurde angegeben, daß 
zervés im Gefängnis de l'Asankts allzugroße Freiheit genoß, 
eine antimilitaristische Tätigkeit fortgesetzt und sogar nach wie 
yor die Leitartikel seines Blattes Guerre Sociale geschrieben 
habe. Auch die Camelots du roy Lacour und de Balleine 
vurden aus de l'Asants nach Clairvaux gebracht. 
Ehrung Jaurès in der portugiesischen Kammer. 
Paris, 21. Juli. Wie aus Lissabon gemeldet wird, wohnte 
der Deputierte Jaurös, der sich nach Argentinien zwecks Ab— 
zaltung von Vorträgen begibt, gestern in der Diplomaten— 
oge der Sitzung der Kammer bei. Auf Antrag des Ministers 
des Aeußern wurde Jaurès eingeladen, unter den De— 
outierten Platz zu nehmen, und wurde hierauf unter 
türmischem Beifall und Sochrufen in den Saal ge— 
führt. 
Verständigung der Albanesen mit den Türken. 
Mt. Cetinje, 21. Juli. Der König bat gestern die Ver—⸗ 
reter der Großmächte, mit Ausnahme des augenblicklich von Ce— 
inie abwesenden deutschen Gesandten, zu einer Besprechung 
zu sich. Der König erörterte dabei die Bedingungen, die 
einer Meinung nach'! eine Verständigung der Albanesen mit 
den Türken herbeiführen könnten. Die Bedingungen unter— 
scheiden sich unwesentlich von den in Podgoritza den Führern 
der Aufständischen durch den türkischen Gesandten in Cetinje 
gemachten Vorschlägen. Der König erklärte, er glaube nicht, 
daßz die gegenwärtig in Montenegro befindlichen Albanesen 
ur Heimkehr zu bewegen sein würden, wenn sie nicht seitens 
der Mächte eine Bürgschaft erhielten. Auch er selbst 
önnte fonst nicht die Verantwortung auf sich nehmen, den 
Albanesen zur Rücklehr zu raten. Die Gesandten behielten 
ich vor, ihren Regierungen hierüber zu berichten. 
Luftfahrt. 
Wt. Friedrichshafen, 21. Juli. Ueber die gestrige Fahrt 
des Luftschiffes „Schwaben“ nach dem Vierwaldstätter See 
ind zurüch nach Friedrichshafen wird noch berichtet, daß die 
rahrt ein glänzender Beweis für die außerordentlichen Fort⸗ 
ichritte ist. Die erste Schweizerfahrt am 1. Juli 1908 dauerte 
vei ähnlichen Wetterverhältnissen und leichtem Nordostwind zwölf 
Stunden. Gestern fuhr man über Winterthur, Baden, Lu⸗ 
ern, Schwyz, Zurich und Schaffhausen, eine Gesamtstrecke von 
394 Kilometern, trotz des Gegenwindes auf der Rückfahrt in 
rur 6 Stunden 35 Minuten. Das Luftschiff machte also fast 
jenau 60 Kilometer in der Stunde, wobei nur fünfpiertel 
Stunden lang alle drei Motoren arbeiteten. Mehr als fünf 
Stunden fuhr man mit nur zwei Motoren. Von der 
irsprünglich beabsichtigten Landung in Luzern wurde Abstand 
zenommen, weil das Luftschiff infolge einer kleinen Repa— 
ratur an einem Motor später als geplant von Friedrichs— 
hafen fortkam, und es deshalb gezwungen gewesen wäre, gerade 
n der Mittagshitze auf dem See zu liegen, was bei der 
enormen Hitze einen sehr starken Gasverlust zur Folge gebabt 
hätte. 
Die Cholera. 
Wt. Peitersburg, 21. Juli. Die Stadt und der Kreis 
Nikolajeff (Gouvernement Samara) sind für chaleragefährlich 
ꝛrklärt. 
M. Ronstantinopel, 21. Juli. Gestern wurden hier 6 
Lhole rafälle festgestellt. Die Seuche schreitet in den Wila—⸗ 
iets Smyrna, Siwas, Brufsa, Trapezunt, Kastamuni und An—⸗ 
garo fort. 
Wet. Boston, 21. Juli. Zier kamen ein Todesfall an 
Cbolera und zwei choleraverdaͤchtige Erkrankungen vor. 
Wt. Berlin. 21. Juli. Der Konful in Fez, Dr. 
Vassel, wird demnächst hier erwartet. Er ist zur mundlicher 
Zesprechung verschiedener Reklamationen deutscher Angehöriger 
ins Auswärtige Amt berufen worden. 
W. Berlin, 21. Juli. Das Befinden Liebermanns 
». Sonnenberg hat sich im Laufe der letzten Stunden er⸗ 
yeblich gebessert.: 
Wt. Köln, 21. Juli. Prälat Joh. Martin Schleyer⸗ 
der Schöpfer des Volapük, der nach einer Blättermeldung ge— 
torben sein sollte, befindet sich, wie diso Köln. Volkszeitung 
mitteilt, gefund und wohlauf. I 
W. Fulda, 21. Juli. Die Bischofskonferenz findet 
am 22. August statt. 
W. HSanau, 21. Zuli. Das Mitglied des Abgeordneten« 
hauses Junghenn (anatlib.) ist in Meran gestorben. 
W. Offenbach, 21. Jull. Gegen den Volksschullehrer 
Peter wurde das Disziplinarverfabren einageleitet. 
veil er fur ein sozialdemokratisches Blatt Musikkritiken ge— 
chtieben haben soll. Der Lehrer gehört politisch zur Fort— 
chriltlichen Voskspartei und ist auch Mitglied von deren Or— 
zanisation. 
W. Varis, 21. Juli. Der Seepräfekt von Lorient wurde 
von Delcasso ermächtigt, auf der Reede die für die Aufnahme 
ꝛiner Kreuzerdivision erforderlichen Baggerarbeiten vorzu— 
iehmen. Ferner soll daselbst die Herstellung eines dritten Dods 
für den Bau von Dreadnoughts begonnen werden. 
W. Paris, 21. Juli. Gestern nachmittag wurde der ehe— 
malige Leiter der Kongregationsschule in der Rue Championet, 
Abbs Garnier, von einem Lehrer, der kürzlich entlassen wurde, 
in der Sakristei der Genovevakirche nach einem kurzen Wort— 
wechsel durch drei Revolverschüsse verwundet. Einige Stunden 
pãter erlag Garnier den Verletzungen. Der Mörder wurde 
verhaftet. 
W. Epinal, 21. Juli. Ein deutscher Ballon mit 
ꝛinem Leutnant und zwei Mam ist, von Brumath bei Straß⸗ 
zurg kommend, nachts bei Epinak gelandet. Der Ballon wurde 
entleett. Die Insassen wurden aufgefordert, sich dem Mili⸗ 
ärgouverneur zur Verfügung zu siellen. 
Wt. London, 21. Juli. In einer Versammlung, die heute 
iachmittag die oppositionellen Lords unter dem Vorsitz Lans— 
downes abhielten, wurde eine Abfchrift eines Briefes des Pre— 
mierminister Asquith an Balfour verlesen, in dem Asquith 
nitteilt, er halte es für recht und billig, Balfour wissen zu 
afsen, daß die Regierung sich gezwungen sehen würde, das 
Unterhaus zu bitten, die Amendements der Lords zur Parla⸗— 
mentsbill abzulehnen, und wenn nötig, dem König raten 
vürde, von seiner Prärogative Gebrauch zu machen, um das 
Zustandekommen des Gesetzes zu sichern. Der Brief schließt 
mit der Feststellung, der König habe zu erkennen gegeben, daß 
ꝛr es für fseine Pflicht halten würde, diesen Rat zu befolgen. 
Die Versammlung ging auseinander, ohne zu einem Beschluß 
gekommen zu sein. 
Wt. Portsmouth, 21. Juli. Während einer Uebung der 
Torpedobootsflottile vor Beachyhead explodierte ein 
dampfkefsel des Torpedobootszerstörers „Knagaroo“. 
zwei Mann der Besatzung wurden getötet und vier verletzt. 
Wt. Tirnowo, 21. Juli. Die Nationalversammlung nahm 
reinen Gesetzentwurf betreffen Aenderung der Ver— 
kassung in dritter Lesung mit 326 gegen 61 Stimmen an. 
Die Nationalversammlung wird morgen geschlossen. 
Wt. Newnork, 21. Juli. Der Ausschuß der Stadt hat 
der Brooklin Rapid Transit Company den ganzen Bau der 
reuen Untergrundbahn übertragen, nachdem der Ge— 
envorschlag der Interborough Rarid Transit Company gestern 
ormell zurückgewiesen worden ist. Die Kosten des Ausbaues 
oes Untergrundbahnsystems sind auf 225 Miltionen Dollar 
eranschlagt. 
— 
Berlin, 21. Juli. Gestern nachmittag ereignete sich nach 
einer Beerdigung auf dem Schöneberger Friedhof ein tragi— 
scher Vorfall. Auf dem Rückweg brach die Schwieger— 
ochter des Toten, eine erst 27 Jahre alte, kürzlich verheiratete 
Frau, leblos zusammen. Sie war einem Herzschlage infolge 
der seelischen Erschütterung erlegen. 
Usedom, 21. Juli. Der Arbeiter Fröhlich, der mit einem 
bewehr die Spatzen aus den Kirschbäumen vertreiben wollte, 
erschoß aus Unvorsichtigkeit sein eigenes Kind, ein 
Mädchen im Alter von zweieinhalb Jahren. 
W. Tondern, 21. Juli. Bei der Insel Jordsand fand man 
die Leiche eines mit Gummizeug bekleideten Mannes. Man 
jlaubt, es mit einem der in der Nordsee verunglückten fran-— 
zösischen Luftschiffer zu tun zu haben. 
Magdeburg, 21. Juli. Der 20iährige Kontorist Crakau 
tahl nach einem wohlvorbereiteten Plane der Zementfabrik 
n Schönebeck einen Beutel mit 9000 MuLohngeldern und flüch— 
tete dann in Begleitung eines Bruders und eines Freundes 
wahrscheinlich über Köln nach Holland. 
Mörs, 21. Juli. An den Folgen des übermäßigen 
Seilspringens ist ein Schulmädchen in ganz kurzer Zeit 
infoige Blutsturzes gestorben. 
W. Mainz, 21. Juli. Im Mainzer Warenhaus Tietz 
ind im Laufe der letzten Zeit für 30 000 Mark Waren 
rnestohlen worden. In die Angelegenheit sind eine ganze 
seihe von Verkäuferinnen verwidelt. An der Spitze der Bande 
tand ein Fräulein Ernst, die sich in vier Wochen verheiraten 
vollte und sich die ganze Aussteuer zusammengestohlen hatte. 
Frankfurt a. M., 21. Juli. Bei Renovierungsarbeiten 
der Sakristei der ehemaligen deutschen Ordenslirche in Sachsen—⸗ 
hausen, wo schon kürzlich alte Bilder gefunden wurden, wurde 
etzt, wie hier verlautet, ein echter Dürer entdeckt. Das 
Bild trägt die Unterschrift Dürers aus dem Jahre 1525. 
Wahrscheinlich handelt es sich um eine Kopie. 
Mannheim, 21. Juli. Das Kriegsgericht der 28. Division 
erurteilte den Major beim Stabe des 110. Regiments, von 
Zlücher, wegen eines an der 17jährigen Tochter eines Musikers 
degangenen Verbrechens zu 1 Jahr Gefängnis, Maior von 
Blücher, der auf freiem Fuße war, wurde sofort verhaftet. 
Wt. Uehlingen, (Baden), 21. Juli. Heute nachmittag 
hrach im Luftkurort Uehlingen ein Feuer aus, das in kurzer 
Zeit neun Gebäude einäscherte. Der Brand dauert heute nach⸗ 
mnittag 5 Uhr noch fort. 
Kempten (Allgäu), 21. Juli. Der beim Edelweiß— 
zfüclen vom Aggenstein abgestürzte 21jährige Student 
Friedrich Strohschneider aus Graz ist tot aufgefunden. 
W. Newyork, 21. Juli. Unweit des Ortes Saratoga in 
Kalifotnien ereignete sich ein entsetzlichss Automobilunglück. Der 
Thauffeur eines mit vier jungen Mädchen besetzten Automobils 
zenutzte eine Strede die Bahngeleise, weil die Straße sehr schlecht 
var. Plötzlich versagte der Motor, und ehe die Insassen des 
Fahtzeugs Zeit hatten, herauszuspringen, sauste ein Extrazug 
zetan und zertrümmerte dieses völliag. Die vier Mädchen wurden 
getötet.“ 
heer und glotte. 
W. Berlin, 21. Juli. v. Bodungen, Oberst mit dem 
Range eines Brigadekommandeurs, Inspektor der Marineinfan— 
letie, wurde zum Generalmaior befördert. 
W. Vosen, 21. Juli. Dem Generalarzt Dr. De— 
nuth, Inspelteur der 1. Sanitätsinspeltion, wurde der Ab⸗ 
schied bewilligt. Zu seinem Nachfolger wurde Ge— 
teralarzt Dr. Göbel des 9. Armeekorps ernannt. 
W. Berlin, 21. Juli. Angekommen: „Scharnhorst“ mit 
bem Chef des Kreuzergeschwaders sowie „Gneisenau“, „Leip⸗ 
ig“, „Nürnberg“ und die Torpedoboote „S 90“ und „Taku“ 
am 20. Juli in Hakodate, „Grille“ am 19. Juli in Husum 
und am 20. Juli nach Wyk weitetgegangen. „Vineta“ am 
20. Juli vor Helgoland 
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