Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Rusgabe A. 
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Cagesbericht. 
Lübeck, 20. Juli. 
„XRontdurs ersffnet ist gestern vormittag 11 Uhr über 
bas Vermögen des Kaufmanns J. L. M. Schultz, Lachswehr⸗ 
Allee 11. Zum Konkursverwalter ist Herr Rechtsanwalt Dr. 
V. Schön ernannt. 
*Nicht 10 Uhr 12 Min., sondern 9 Uhr 57 Min. Fast 
täglich sieht man auf dem Bahnhofe Personen, die mit dem 
um 10 Uhr 12 Min. vorm. nach Warnemünde abfahrenden 
D-Zuge 7 Briefe absenden wollen. Dieser Zug ist aber bereits 
seit dem 1. Mai von der Postbeförderung ausgeschlossen. Die 
Post wird nur mit dem um 9 Uhr 57 Min. vorm. nach 
Stettin abfahrenden D-Zuge befördert. 
Die Sicherheitsvorkehrumgen im Eisenbahnverkehr und 
die Muüllheimer Katastrophe. Den 8bg. Nachr. wird von 
fachkundiger Seite geschrieben: „Die tieferschütternde Kunde 
von der schrecklichen Eisenbahnkatastrophe bei Müllheim löst 
wiederum die Frage auf, ob es denn heute nicht schon 
Mittel und Wege gibt, solchen furchtbaren Eisenbahnunglücks— 
fällen vorzubeugen. Die Frage kann kühnlich beiaht wer— 
den, und es sind angesichts dieser neuesten Opfer an Men— 
schenleben die nachstehenden näheren Mitteilungen von 
aktuellem Wert. Engere eisenbahntechnische und beteiligte 
Kreise verfolgen schon seit längerer Zeit mit hohem Inter⸗ 
esse die weiteren Vervollkommnungen eines selbsttätigen Sig—⸗ 
nal⸗ und Eisenbahnzugsiche rungssystems, des „Systems Un⸗ 
erreicht.. Als die Erfindung noch nicht ganz zu der Höhe 
herausgearbeitet war, die dem modernen, enorm gesteigerten 
Eisenbahnverkehr entspricht, zog sie bereits, vielleicht etwas 
zu früh, die Aufmerkfamkeit auf sich. Inzwischen haben 
eingehende Studien und Erfahrungen im In⸗ und Auslande, 
besonders in England und Amerikts, die Erfindung zu der—⸗ 
artiger Vervollkommnung geführt, daß nach übereinstimmen⸗ 
dem Urteil Berufener dieses selbsttätige Signal- und Eisen⸗ 
vahnzugsiche rungssystem die Eisenbahnzüge vor Zusammenstößen, 
Entgleisungen und allen Unglücksfällen schützt, indem es 
falsche Signal- und Weichenstellungen unmöglich macht und, 
venn durch irgend einen unglücklichen Umstand der Lokomotiv⸗ 
führer z. B. ein Haltesignal überfährt, den Zug selbsttätig 
zum Halten bringt. Es bereitet sich auch bereits die Bildung 
einer kapitalkräftigen Verwaltungsgesellschaft vor, welche die 
Finführung des in fast allen Kulturländern patentgeschützten 
Siche rungsfystems erstrebt. Wenn auf der Bahnstrecke, auf 
welcher die neue Einrichtung noch zu erproben ist, diese 
die Resultate bestätigt, die ein im Betrieb befindliches großes 
Modell erweist — und nach sachverständigem Urteil liegt kein 
Grund vor, daran zu zweifeln —, so bricht vieleicht bald 
zie Zeit herein, in der die reisende Menschheit vor so furcht— 
baren Katastrophen, wie das Müllheimer Eisenbahnunglüd. 
ortan geschützt sein wird.“ 
V Das Infanterie⸗Regiment „Lübeck“ ist heute morgen 
41/ Uhr nach dem Lochstedter Lager ausgerückt. Es marschierte 
bon hier nach Segeberg, von wo es mit der Bahn weiter be— 
fördert wurde. Der Aufenthalt im Lockstedter Lager dauert 
14 Tage. 
*Oeffentliche Bücher⸗ und Lesehalle. Die Zahl der in den 
beiden letztverflossenen Monaten entliehenen Bücher betrug im 
Mai 9985, im Juni 9566 Bände, gegen 9425 bezw. 8734 in 
den gleichen Monaten des Vorjahres. Die Zunahme für beide 
Monate belief sich danach auf 1392 Bände. Es entfielen auf 
die belehrende Literatur im Mai 1743, im Juni 1633 Bände, 
gegen 1629 und 1378 im Vorijiahre, eine Steigerung somit von 
369 Bänden wissenschaftlichen Inhalts. Im ganzen wurden 
in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 67 367 
Bände ausgeliehen, rund 4800 Bände mehr als im gleichen 
Zeitraume des Vorjahres. Davon gehörten den verschiedenen 
Gebieten der belehrenden Literatur 12630 Bände an, während 
auf fremdsprachliche Werke im Originaltext 576, auf Jugend⸗ 
chriften 4712 Bände entfielen. 
— Salzstretuungen als Staubbindemittel. Die Stadtverwal⸗ 
cung von Hagen unternimmt, wie wir in der Bauwelt lesen, 
seit einiger Zeit mit bestem Erfolge Versuche mit Salz⸗- 
streuungen als Staubbindemitel auf chaussierten 
Straßen. Zur Verwendung gelangt das sogenannte Ge— 
werbesalz, dem wegen der Steuer zwei Prozent kalziniertes 
Sodasalz beigemengt sind. Das Salz wird mit Sandstreu⸗—⸗ 
Maschinen auf die Straße gebreitet und dann mit Wasser 
übersprengt. Die sich bildende leimartige Lösung soll den 
Staub tagelang binden. Die Kosten stellen sich auf 1,9 Pfg. 
für das Quadratmeter, ohne Spesen und Anfuhrkosten, sind 
also viel geringer als für die fertigen Lösungen, dazu kommkt 
noch die leichtere Lagerbarkeit. — Vielleicht würde fich ein 
folcher Versuch mit Salzstreuungen auf den Chausseen nach 
Israels dorf, Travemünde usw. auch empfehlen. 
II. Schöffengericht. Sitzung vom 18. Juli. Wegen 
Sachbeschädigung haben sich zu veraniworten der Heier 
Wilhelm Sch. und der Jungmann Karl Ni. Als beide in der 
Nacht zum 11. Juni in angeheiterter Stimmung durch die 
Glandorpstraße angen, gerieten sie an einen eifernen Rohr- 
pfeiler der Garteneinfriedigung des Schmiedemeisters Ka. Sie 
rüttelten solange mit vereinten Kräften an dem Pfeiler, 
bis er abbrach. Das Urteil lautete gegen Sch. auf 30 M 
event. 6 Tage Gefängnis, gegen Ni. auf 20 Meevent. 4 Tage 
Gefängnis. — Wegen Betruges hat sich der Bürsten- 
machergehilfe Richard Fe. zu verantworten. Der Angeklagte 
hatte bei dem Vürstenmacher Fr. hier gearbeitet und hatte 
von Fr. ein Darlehen von 14 Muerhalten. Dabei hatte er 
Fr. gesagt, er habe die ihm für den Februar 1911 zustehende 
Unfallrente von 14 Mevon Rendsburg nach Lübeck überschreiben 
lassen. so daß Fr. sie gegen die ihm übergebene Quittung 
in Lübeck. für sich erheben könne. Fr. hat das 
Geld nicht zu ückerhalten, weil der Angeklagte die Ueberschrei— 
bung nicht veranlaßt hat. Der Angeklagte hat das Geld 
selbst erhoben und für sich verbraucht. Urteil: 30 MGeldstrafe 
event. für je 5 Me inen Tag Gefängnis. — Wegen Unter⸗— 
schlagung hat sich der Zahntechnikergehilfe Kurt Bu. zu 
perantworten. Am 28. Juni erhielt der Angeklagte von der 
Ehefrau des Zahntechnikers Sch, des Arbeitgebers des Ange⸗ 
tlagten, einen Hundertmarkschein, um eine Gasrechnung über 
26 Mugs Pfs. zu bezahlen. Der Angeklagte ging mit dem 
Kelde guf Veisen und brachte es in kurzer Zeit durch. Er 
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Donnerstag, den 20. Juli dj. 
meint, er sei zur Aneignung des Geldes berechtigt gewesen, 
veil er noch eine höhere Lohnforderung gehabt habe. In 
hdücksicht darauf, daß der Angeklagte schon mehrfach bestraft 
st, auch schon wegen Eigentumsvergehens, wird auf eine« 
5efängnisstrafe von sechs Monaten gegen ihn erkannt. 
Die Wasserwãrme in den staãdtischen Badeanstalten be⸗ 
rug am 19. Juli: im Krähenteich 18 Grad Celsius, auf dem 
yalkendamm 18 Grad Celsius. 
d. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
sian uns: „Der Obersteiger“, der mit so vlelem Humor und 
roher Lustigkeit am Dienstag zur Darstellung gelangte, hat 
inen so glänzenden Erfolg erzielt, wie er mancher neuen 
perette nicht beschieden war. Es wird darum sicher die heutige 
weite Aufführung, die in derselben Besetzung über die Bühne 
eht, große Anteilnahme beim Publikum finden. Für Frei— 
ag ist eine Fremdenvorstellung zu ermäßigten Preisen geplant, 
5 Pfg. und 50 Pfg. Vielfachen Wünschen nachkommend, wird 
Nanon“ nochmals wiederholt. Die volkstümliche Sonnabend⸗ 
zorstellung bringt Blumenthal-Kadelburgs „Großstadtluft“ 
b. Die vereinigten Mäünnergesangvereine des Nicderfäch— 
schen Süngerbundes veranstalten heute ihren alljährigen Lieder— 
bend im Garten des Kolosseums. Der Beginn ist auf 9 Uhr 
„stgesetzt. Ein stattlicher Männerchor unter Leitung seines be— 
Ȋhrten Chormeisters Herrn Julius Sonnenberg wird eine 
deihe von Liederperlen aus dem reichen Schatz des, Deuischen 
iederbuches“ zum Vortrag bringen. Die Gesellschaftsmit— 
lieder sowie Freunde des Gesanges sind freundlichst einge— 
aden, am schönen Sommerabend ein Stündchen dem deutschen 
MNännergesange zu lauschen. 
b. Oeffentliche Tronkerfürsorgestelle Lübech (Parade 1). 
Nächste Sprechstunde am Freitag, dem 21. d. M., abends 6 
his 7 Uhr. 
Schles wig⸗Hosstein. 
Kiel, 19. Juli. Auszeichnung. Das Komthurkreuz 
es Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens wurde dem 
daiserl. Ober⸗Postdirektor Geheimen Ober-Postrat Lauenstein in 
ziel verliehen. — Die Zahl der Kieler Bürger 
eträgt nach der zurzeit ausliegenden Bürgerrolle 32 606, gegen 
9387 im Vorjahre. Die Zunahme stellt sich mithin auf 3219. 
Oldesloe, 19. Juli. Die Jagd auf Rehböce im 
üdlichen Holstein ist auch in diesem Jahre nicht sehr ergiebig, 
in Umstand, der auf das wenig zahlreiche Vorkommen dieses 
Wildes und die dadurch bedingte Schonung zurückzuführen ist. 
zu dieser liegt um so mehr ein Anlaß vor, als vereinzelte 
Jagdinhaber im Abschuß nicht Maß zu halten wissen und 
die Tiere in solchen Massen niederknallen, daß darunter wegen 
der weiten Streifereien des Bockes umfangreiche Gebiete zu 
eiden haben. Auffallend ist der überwiegend wenig be— 
riedigende Ernährungszustand der Tiere, der entfernt nicht 
»en Erwartungen entspricht, zu denen der milde Winter und 
as günstige Frühijahr zu berechtigen schienen. Auch hinsichtlich 
es Gehörng liegt ein bemerkenswerter Rückgang vor, der 
illerdings schon seit Jahren immer deutlicher hervortritt und 
iach Ansicht der Jäger mit den umfangreichen Abholzungen 
m Zusammenhang steht. 
Neumünster, 19. Juli. Automobilunfall. In 
»er Nähe von Schenefeld fuhr ein mit einer Reisegesellschaft 
us Neumünster besetztes Automobil infolge Versagens der 
zteuerung gegen einen Baum. Das Auto wurde total 
ertrümmert; vier Insassen wurden mehr oder minder schwer 
ertletzt. 
Neumäünster, 20. Juli. Tüchtige Baumeister. 
luf dem Neubau der höheren Mädchenschute in der Parkstraße 
ürzte das Hauptgesims ab. Durch die Trümmer wurden zwei 
MNaurer schwer verletzt, davon einer namens Bahnsen so schwer, 
ahßz er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte. 
Segeberg, 20. Juli. Die Maunl- und Klauen«- 
euche ist auf weiteren 50 Gehöften und Weiden des Kreises 
Segeberg amtlich festgestellt worden. 
Wandsbek, 19. Juli. Die Polizeiwegentreuer 
Pflichterfüllung gerichtlich verurteilt. Nachdem 
ein Hauswirt gegen seinen Mieter durch ein gerichtliches Urteil 
»ie Aussetzung erwirkt hatte, ließ er sämtliche Sachen des Mie⸗ 
ers aus der Wohnung schaffen und auf die Straße setzen. Der 
Mieter aber kümmerte sich nicht weiter um sein Eigentum, und 
eshalb sah sich die Polizeibehörde im Interesse der öffent— 
ichen Ordnung gezwungen, einzugreisen. Sie ließ die Sachen 
iach dem Lagerplatz des Fuhrwerksbesitzers W. schaffen, ohne 
edoch mit W. eine Vereinbarung über Lagerkosten zu treffen. 
die Transportkosten trieb die Polizeibehörde von dem Haus—⸗ 
virt, der die Ermission betrieben hatte, ein. Dann teilte 
ie noch dem Mieter mit, daß er sein Eigentum von dem 
dagerplatze abholen könne und kümmerte sich nun nicht mehr 
im die Angelegenheit. Eigentümlicherweise machte der Mieter 
einerlei Anstalten, seine Sachen wieder in Besitz zu nehmen, und 
W. schickte später der Polizeibehörde eine Lagergeldrechnung 
n Höhe von 80 Pfg. pro Tag. Die Polizeibehörde hielt sich 
licht für zahlungspflichtig und es kam zur Klage. In der 
rsten Instanz wurde der Kläger zwar abgewiesen, aber in 
er zweiten Instanz wurde die Stadt zur Zahlung der ein⸗ 
ellagten Summe in Höhe von 551,20 Mund der Prozeß⸗ 
ebühr in Höhe von 361,60 Muverurteilt, und mit diesem 
lrteil hat sich die Polizeibehörde zufrieden gegeben. Jetzt 
agern die Mobilien auf einem städtischen Platz und der Eigen- 
ümer zeigt noch immer kein Interesse an ihnen. 
Alt-Rahlstedt, 20. Juli. Ueber die Ermordung 
ser 16jähr. Emilie Sirchdurchden 13jähr. Schüler 
offmann werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Hoff- 
nann und sein Bruder tragen Zeitungen im Orte aus, und heide 
ind durch ihre Frechheit unruhmlichst bekannt geworden. Schon 
wiederholt hatten sie Drohworte ausgestoßen, sie wollten es 
den „Gmmnnasiasten“, den reichen Leuten, die so gute Kleider 
krügen. schon „besorgen“, Die getötete Emilie Sirch nahm sich 
bei solcher Gelegenheit der ihr anwertrauten Kinder an, wodurch 
sie sich Jen Sah der beiden Burschen zuzog. Ihre Drohungen 
haben sie wahr gemacht, das Mädchen von binten überfallen 
und der 18jaͤhr. Junge stieh ihr ein Messer in den Hals, so 
dakß das funge Mädchen sein Lehen einbühte. 23 
Breet, 18. Suli. Ein herrentlosar Faderwaneu 
mit Pferdegelchim und Peilschasteht jeit Wittwoch poriae 
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Morgen⸗Blatt Ur. 361. 
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Woche bei dem Gastwirt Kohrt. Am genannten Tage kam 
ein unbekannter junger Mann mit einem Einspännerfuhrwerk 
dort an, ließ den Wagen usw. dort stehen und ritt sogleich 
nit dem Pferde weiter, angeblich nach Kühren, wo er das 
Pferd verkaufen wollte Auf Kühren ist er nicht eingetroffen 
ind auch nicht zurückgekehrt. Ueber die Herkunft des Fuhr⸗ 
verks ist nichts bekannt geworden. 
Bramferd, 20. Juli. Ein Wunderdoktor im Nach⸗ 
arort Duvenstedt verordnete gegen die Maul⸗ und Klauenseuche 
'olgendes cngeblich probate Mittel: Die Beteiligten sollten 
um Mitternacht an einem Kreuzwege ein Feuer anmachen und 
vort einen Jlebendigen Frosch verbrennen. Nun sah man gegen 
Nitternacht an allen Kreuzwegen ein Feuer aufleuchten, und 
ommt man des Weges nach Duvenstedt, so sieht man noch an 
»en Kreuzwegen die Feuerstätten mit den verbrannten Fröschen. 
diese Geschichte, so mittelalterlich sie klingt, ist geschehen im 
zuli 1911 in Duvenstedt! 
Friedrichstadt, 20. Juli. Zur Abwehr der Maul⸗— 
und Klauenseuche ist die Cider gesperrt. Der Kreis Eider⸗ 
tedt hat bei Friedrichstadt Posten aufgestellt und verwehrt jeg⸗ 
ichen Durchtrieb von Vieh durch LCiderstedt. 
Rendsburg, 19. Juli. Ueber einen eigentüm— 
ichen Diebstahl hatte das Schöffengericht zu urteilen. 
Der Lehrling eines Kaufmanns in Westerrönfeld war geständig, 
zach und nach 2017 Muaus der Kasse seines Lehrherrn 
ntwendet zu haben. Er verbrauchte von dem entwendeten 
ßeld keinen Pfennig, sondern hat lediglich alles aufbewahrt. 
Wegen der guten Führung des Angeklagten und des Man— 
jels an sorgfältiger Aufsicht seitens des Vormunds und 
Lehrherrn verurteilte das Gericht ihn zu sechs Wochen Ge— 
ängnis. 
Rendsburg, 20. Juli. Eine dunkle Geschichte. 
Infolge Gehirnschlags siarb hier ein Maurer. Der Tod wurde 
urüdgeführt auf starken Alkoholgenuß. Gleichzeitig bildete sich 
iber das Gerücht, daß der Verstorbene keines natürlichen Todes 
zestorben, sondern erschlagen worden jsei. Dem Vernehmen nach 
will der Maurerverband die Angelegenheit auftlären und zu 
diesem Zwedcee eine Ausgrabung und Untersuchung der Leiche 
zeantragen. 
Grna harznoture Dit ν] Figteaeuam üheg. 
O Süsel, 20. JZuli. Jagdaussichten. Die Jäger 
echnen in diesem Herbst mit einer guten Hühner- und Hasen⸗ 
agd. Man bemerkt Junghasen in größerer Anzahl und viel— 
liedrige Hühnervölker. Ein freilich unabänderliches Betrübnis 
haben die Jäger in der Zerstörung der Rebhühnergehege durch 
ie Mähmaschinen, und manches Häschen muß auch sein junges 
Ldeben einbüßen durch den Maschinenbetrieb. Eine Umfrage 
n dem Bezirk des landwirtschaftlichen Vereins lieferte den 
Beweis, daß mehr Wild auf diese Weise umkommt, als 
allgemein angenommen wird. 
Lauenburg. 
2MöslIn, 19. Juli. Jubiläum. Sein 26jähr. Orts⸗ 
ubiläum feierte gestern Hauptpastor D. Bestmann. Es wurden 
hmiaus Anlaß dieses Tages mancherlei Ehrungen zuteil. Eine 
Ddeputation des Kirchenkollegiums überreichte dem Jubilar einen 
Talar; das Barett und die Halskrause dazu schenkten die 
Stiftsdamen alus dem Heinrich-Langhans-Stift; eine Abord⸗ 
aung der städtischen Kollegien brachte die Glückwünsche der Stadt 
dar und schenkte in einem Etui ein Dutzend silberne Eß— 
öffel; der Frauenverein verehrte Verandamöbel; die theologi— 
sche Lehrkonferenz erfreute ihr verdientes Mitglied durch Ueber— 
reichung eines Schreibtischsessels, und die Prediger des Kreises 
chenkten eine Figur des segnenden Christus (Thorwaldsen). Am 
Abend vereinte ein Festmahl die kirchlichen und städtischen Kor— 
zorationen sowie die Freunde des Jubilars im Pastorate. — 
sdoch gläcklich gerettet wurde ein junges Mädchen, das 
jestern abend beim Einsteigen in das Boot in den tiefen Stadt⸗ 
see fiel. Auf das Hilfegeschrei der Verunglüdten eilten Nach— 
baun herbei, denen es gelang, sie glücklich aufs Trockne zu 
bringen. 
Großherzogtümer Medlenburg. 
Rostock, 19. Juli. Zur Wahl eines besoldeten 
tichtrechtsgelehrten Ratsherrn. Nachdem die Bürger— 
ertretung auf ihrem Beschluß beharrt hatte, die zur Wahl 
ines besoldeten nichtrechtsgelehrten Ratsherrn präsentierten 
zerren schriftlich zu befragen, ob sie sich ehrenwörtlich ver— 
zflichten wollen, nach zehnjähriger Amtsdauer sich einer Neu—⸗ 
vahl zu unterziehen, hat der Rat „kraft des ihm zustehenden 
brigkeitlichen Aufsichtsrechts“ dem Vorsitzenden der Bürger⸗ 
zertretung die Ausführung des Beschlusses unter Androhung 
iner Strafe von 1000 Mefür den Fall der Zuwiderhandlung 
zerboten. Die Bürgervertretung beschloß, die ganze Ange— 
egenheit einer Kommitte, deren Wahl nach den Ferien zu 
rfolgen hat, zu überweisen. 
Parchim, 19. Juli. Feuer. In vorletzter Nacht ist 
»er Maschinenschuppen des Damofdreschmaschinenbesitzers Kähler 
n der Schweriner Straße niedergebrannt. Vier Dreschmaschinen 
vurden ein Raub der Flammen. 
Lübtheen, 19. Juli. Fund einer Sprengbombe. 
zn Trels beim Bergwerk Jessenitz wurde in der Nähe der 
zäusleret von Karl Conrath eine Bombe gefunden. Die 
Zewohner des Hauses, die Bergarbeiter Rudloff, Dörfert und 
Beckmann, bemerkten abends bald nach Eintritt der Dämmerung 
wei Personen, die sich in der Nähe des Hauses in verdächtiger 
Weise zu schaffen machten. Vorgestern früh nun wurde ein 
15 Zentimeter langes Rohr mit 43 Zentimeter Durchmesser auf- 
gefunden. das mit zwei Papierpfropfen, mit Sprengpulver, 
zand und Bleistücken gefüllt war. Das Rohr war durch 
inen Holzpfropfen geschlossen, durch den eine Zündschnur ging. 
Hlucklicherweise war die in Brand gesetzte Zündschnur an dem 
Bfropfen erloschen, wodurch die Erplosion verhütet worden ist. 
X Rehna, 20. Juli. Die Silfsktrankenkasse 
ür Handwerker und Gewerbetreibende hielt ihr« 
albjährige Generalversammlung ab. Nach dem Rechenschafts⸗ 
ericht betrug die Einnahme vom 1. Januar bis 30. Juni 
911 2312,19 M, welcher an Ausgabe 1835,90 Mugegenüber— 
tehen, Jo daß ein Kassenbestand von 376,23 Meuvorhanden ist. 
— Ein Madchen verschwunden. In Menzendorf na 
ieser Tage ein Dienstmädchen zum Besuch bei ihren dor 
vohnenden Verwandten ein: das junge Mädchen entfernte sich 
edoch dald wieder von dort, ohne von den Verwandten Ab— 
chied genommen mm haben. Seitdem ist es verschwunden,
	        
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