Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

selbfiverständlich diesen Umtrieben völlig fern. Ebenso sicher 
aber ist, daß gerade das offizielle Rußland aus den möglichen 
Folgen der Gegenrevolution, einem persischen Bürgerkriege, 
die besten Erfolge erzielen wird Liegt doch bereits die 
russische Faust schwer auf Nordpersien, und sie braucht nur 
die Hand auszuspreizen, um bis nach Teheran zu reichen. 
Darum braucht man sich nicht weiter zu wundern. wenn bei 
andauernden neuen Unruhen in Persien plötzlich die Meldung 
rommt. daß russische Kosaken vor den Toren der persischen 
*auptstadt stehen. 
Aber auch Englandhatallzu vitale Interessen 
n Persien zu vertreten, als daß es ruhig zuschauen 
önnte, wie Rußland sein Machtgebiet immer weiter nach Süden 
ausdehnt. Es wird sich jetzt zeigen, ob der russisch-englische 
Vertrag, den noch der vielgewandte König Eduard geschlossen 
zat, heute noch Geltung besitzt, oder ob Rußland sich durch 
zie Abmachungen in Potsdam so gestärkt fühlt, daß es eng⸗ 
lischen Ansprüchen entgegenzutreten wagt. Soll man prophezeien, 
o wird man seine Ansicht dahin äußern, daß auch heute noch 
England und Rußland sich lieber friedlich gemeinsam in die 
persische Beute teilen werden, als daß sie es versuchen könnten, 
einander die Beute streitig zu machen. Denn in keinem 
Falle können die Potsdamer Besprechungen, denen die letzte 
Sanktion noch fehlt, Deutschlands Zustimmung zu einer 
offiziellen Einverleibung Nordpersiens in das russische Reich 
enthalten. Der Beginn einer Gegenrevolution in Versien aber 
st eine sehr unerfreuliche Erscheinung, weil sie 
»en Konfliktstoff im Orient, wo schon die Albanier— 
frage viel Sorge macht, um ein bedeutendes ver— 
mehrt. Man wird darum gut tun, diesen Dingen, auch 
wenn sie noch so fern scheinbar liegen mögen,. eine unageteilte 
Aufmerksamkeit zu schenken. 
Leutenot und ‚Nordlandgänger“. 
In letzter Zeit ist die Erfahrung gemacht worden, daß 
deutschland, das selbst an einem erheblichen Mangel 
andwirtschaftlicher Arbeiter leidet Wanderarbeiter nach 
Schweden, Norwegen und Dänemark in nicht un— 
erheblicher Menge abgibt. Wieviel Arbeiter sich an dieser 
ieuen Wanderbewegung beteiligen, das ist beispielsweise dar⸗ 
rus zu erkennen, daß aus dem Warthe- und Netze⸗ 
»ruch allein 1200,„Nordlandgänger“ festgestellt 
worden sind. Aus einer Ortschaft Amonnane sind bei einer 
Finwohnerzahl von 277 Köpfen im letzten Jahre allein 18 
Mann ausgewandert, und zwar 14 nach Dänemark und 4 nach 
Schweden. Aus Luisenaue mit 209 Einwohnern gingen zwei 
bolle Familien als Nordlandgänger nach Dänemark. Es 
assen sich noch viele Orte anführen, wo das allmähliche Auf— 
kommen einer Nordlandgängerei und ein allmähliches Wachs— 
ktum von Jahr zu Jahr festgestellt ist. Die wesent—⸗ 
lichen günstigeren Arbeitsbedingungen der drei nordischen Län— 
der, namentlich was Entlohnung und Verpflegung anbetrifft, 
ind für diese Bewegung wohl in erster Linie qusschlag⸗ 
ebend 
leueste Nachrichten und Telegramme. 
Das Eisenbahnunglück in Baden. 
W. Lörrach, 18. Juli. Wie der Lörracher Bote zu dem 
kisenbahnunglück in Müllheim weiter meldet, beginnen die Spu⸗ 
en der Entgleisung an der Weiche, die etwa 150 Meter vor 
»em Punkte liegt, an der die Lokomotive zum Halten gebracht 
vird. Im Augenblick der Katastrophe wies die Maschine eine 
Heschwindigkeit von 103 Kilometern auf, obwohl den Loko— 
notivführern allgemein der Befehl erteilt war, die Baustrecke 
nur mit 20 Kilometern Geschwindigkeit zu befahren. Dieser Be—⸗ 
fehl wurde jedem Einzelnen in Basel auch schriftlich ausgehän— 
digt. Nach Vernehmung des Zugpersonals, der unverletzten 
ind der vernehmungsfähigen verletzten Reisenden ist der Lo⸗ 
komotivführer Platten des verunglückten Zuges verhaftet und 
im das Untersuchungsgefängnis in Freiburg übergeführt wor—⸗ 
den. Er erklärte, daß die Bremfe versagt habe. 
Müllsheim, 18. Juli. Der Geh. Oberbaurat VPetri vom 
Reichsseisenbahnamt ist an der Ungalücksstätte eindge— 
troffen. 
Wt. Freiburg, 18. Juli. Wie das Freiburger Tageblatt 
don amtlicher Stelle erfährt, ist die Untersuchung über das 
Fisenbahnunglück in Müllheim noch nicht abgeschlossen. Vom 
Zugpersonal befindet sich niemand in Haft. Das Befinden 
der Schwerverletzten läkt hoffen. dak kein weiterer Todesfall 
eintritt. 
Besuch der amerikanischen Kaufleute in Berlin. 
W. Berlin, 18. Juli. Die herzliche Aufnahme, welche 
die unter Führung von Mitgliedern der Bostoner Handels— 
kammer reisenden amerikanischen Kaufleute und Beamten in 
Berlin gefunden haben, zeigte sich auch bei dem heutigen 
Empfang, den die Berliner Handelskammer in ihren Räumen 
eranstaltete. Die Herren wurden von dem zurzeit amtierenden 
Vorsitzenden der Handelskammer, Geheimrat Dr.eIng. Emil 
Rathenau, begrüßt, der in feiner Ansprache betonte, daß der 
nternationale Kongreß der Handelskammern in Boston im 
Jahre 1912 dem wärmsten Interesse in Berlin begegne, wie 
die Kammer überhaupt stets bestrebt sein werde, zu der Auf— 
echterhaltung und Förderung der guten Beziehungen der bei— 
»en Länder zueinander beizutragen, Gorham, Vertreter der 
Staatsregierung von Massachusetts, führte aus, daß der Staat 
zeschlossen habe, dem Kongreß alle erdenkliche Förderung zu⸗ 
eil werden zu lassen. Hecht, Mitglied der Berliner Handels⸗ 
ammer, drückte seine Freude über die guten Bexiehungen 
zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten aus— 
Singers Nachlaß. 
Berlin, 18. Juli. Der verstorbene Paul Singer hat letzt— 
willig die Genossen August Bebel und Hugo Heimann zu Erben 
seines Nachlasses eingesetzt mit der Bestimmung, daß der nach 
Abzug verschiedener Legate und Verpflichtungen verbleibende 
Vermögensrest für die Bestrebungen, denen er sein Leben ge⸗ 
vidmet hat, Verwendung findet. Die beiden Erben haben nun—⸗ 
nehr den Vermögensrest von 48 054,87 Muder Parteikasse 
überwiesen. 
Rücktehr des französischen Gesandten nach Madrid. 
W. Paris, 18. Juli. In einem im Elysée abgehaltenen 
Ministerrat sprach de Selves über die äußere Lage. Ueber den 
Zwischenfall von Elksar soll die spanische Regierung um Auf— 
lärung ersucht werden. 
Der französische Gesandte in Madrid kebrte heute abend 
auf seinen Posten zurück. 
W. Paris, 18. Juli. Mehrere Blätter fordern eine ekla— 
tante Genugtuung für die Beleidigung des französischen Kon⸗ 
ularagenten Boisset in Elksatr. Der Matin sagt: Gegenüber 
seder anderen Nation würde die Verhaftung eines französischen 
Konsuls einen Kriegsfall bedeuten. Bei den Spaniern ist man 
rwwöhnt, deren schlimmste Ausschreitungen als Narreteien oder 
Zindereien zu betrachten. Nun haben diefe enfants terribles 
edoch die Grenze erreicht, wo der Tadel nicht mehr genügt, 
ondern eine Züchtigung notwendig wird. 
Berlin. 18. Juli. In den hiesigen diplomatischen Kreisen 
egt man dem neuen spanisch-französischen Zwischenfall in Eltsar 
jzar keine ernstere Bedeutung bei als den bisherigen Konflik— 
en dieser Art. Vor allem ist zu berüchsichtigen, daß bisher 
rur eine wohl ziemlich einseitig gefärbte Darstellung von fran—⸗ 
ösischer Seite vorliegt, die ja ein besonderes Interesse daran 
at, grelle Farben aufzutragen. Es besteht vielmehr die An⸗ 
icht, daß sich auch Spanien und Frankreich in Marokko fried⸗ 
ich auseinandersetzen werden. 
Sabotage und Antimilitarismus. 
W. Paris, 18. Juli. Die Verhaftung des der Eisen⸗— 
ahn⸗Sabotage beschuldigten Soldaten Bridre in Chartres be— 
tärkte die Pariser Staatsanwaltschaft in dem Verdacht, daß 
vischen den Antimilitaristen und den an der Sabotage be— 
eiligten Personen eine enge Verbindung besteht. Auf Veran— 
issung des Untersuchungsrichters Roucard soll festgestellt wer— 
en, ob Bridre zu den Sekretären des Bauarbeiter-Syndikats 
nnd den Leitern des „Sou du soldat“ in Beziehungen stand, 
„ie kürzlich wegen Sendung von Geldunterstützung und anti— 
nilitaristischer Flugblätter an Soldaten verhaftet wurden. 
Hundert Vertreter des Maurersyndikats veranstalteten eine 
ieue Auflage von Flugblättern und unterzeichneten diese mit 
hren Namen, um bekannt zu geben, daß sie mit den verhaf— 
eten Sekretären des Syndikats solidarisch seien. 
Der Verband des Syndikats des Seine-Depar— 
ements verbreitete gestern nacht in tausenden von Exam⸗ 
Aaren Aufrufe, in denen es heißt: Man kündigt Bausdurch— 
uchungen an und setzt Verhaftungen für morgen früh an 
‚Auf gegen die Willkür!“ In der Tat wurden spät abends 
ahlreiche Polizeikommissare auf die Polizeipräfektur berufen. 
ẽs verbreitete sich das Gerücht, daß am nächsten Morgen 90 
⸗ausdurchsuchungen vorgenommen werden sollten, die mit der 
Lnaelegenheit des „Sou du soldat“ im Zusammenhang ständen. 
Streiklage in Amsterdam. 
W. Amsterdam, 18. Juli. Mehr als fünfhundert Holz⸗ 
uslader und Holzarbeiter legten die Arbeit nie— 
»er. Fast die gefamte Arbeit im Holzhafen ruht. 
Ddie Fuhrleute der großen Transportgesellschaft nahmen die 
Urbeit wieder auf, beschützt von Politei und Soldaten, so daß 
iur vereinzelte Fälle von Mißhandlungen Arbeitswilliger durch 
die Ausständigen vorkamen. 
Vom Seeleutestreil. 
Wt. Cardiff, 18. Juli. Die ausständigen Seeleute ver— 
instalteten heute eine Kundgebung in den Straßen, weil ihr 
führer sich wegen seiner Haltung während des Streiks vor 
em Polizeigericht verantworten mußte. Sräter brach in einem 
Dodsspeicher ein auf Brandstiftung zurückgeführtes Feuer 
ius, das den Speicher zum Teil zerstörte, da der Mob die 
Feuerwehr am Löschen hinderte und die berittenen Schutz- 
eute mit Steinen bewarf, wodurch einer verwundet wurde. 
Später brach noch ein Feuer auf den Docks aus, das aber bald 
zelöscht wurde. Die Merftarbeiter haben sich dem Ausstand 
noeschslossen. 
Die Lage in Mexilo. 
Waßhington, 18. Juli. Man betrachtet hier die politische 
dage in Mexiko mit großem Pefssimismus. Es wird der Aus— 
ruch neuer Unruhen befürchtet, und das Kriegsministerium 
at sich veranlaßt gesehen, eine Heeresabteilung von vier Re— 
iimentern Kavallerie nach Nogales in Arizona, unmittelbar 
in der mexikanischen Grenze, zu entsenden. 
Diese Maßnahme ist infolge der Weigerung der Truppen 
NRaderos, die Waffen niederzulegen, getroffen worden. Es 
cheint, daß die Maderisten mit der Belohnung, die ihnen für 
hre in der Revolution geleisteten Dienste zugestanden wurde, 
nicht zufrieden sind. 
Zufammenstöße zwischen Kriegeschiffen. 
Paris, 18. Juli. Aus Le Havbre kommt die Meldung von 
inem förmlichen Durcheinander zwischen Kriegsschiffen, wobei sich 
»rei Zusammenstöße ereigneten. Der Torpedozerstörer „Cata— 
ulte“ wollte den Hafen verlassen und mußte dabei einem 
zchlepppampfer ausweichen. Dabei stieß er mit dem ihm fol—⸗ 
enden anderen Zerstörer „Rapière“ zusammen und bohrte ihm 
in vier Meter langes Loch in die eine Seitenwand. Nun gab 
er „Catapulte“ Konterdampf, um sich von dem „Rapière“ 
reizumachen, und fuhr dabei dem Torpedoboot 211 in die 
flanke, dessen Rumpf er so schwer beschädigte, daß sich das 
zchiff mit Wasser zu füllen begann. Der Schleppdampfer 
nußte alle drei havarierten Kriegsschiffe — auch der „Cata⸗ 
ulte“ hatte schwere Beschädigungen erlitsten — in den Hafen 
urückbugsieren. Bei dem ersten Zusammenstoß wurde ein Ma— 
rose des „Rapiere“ so schwer verwundet, daß man ihn in 
terbendem Zustande ins Krankenhaus brachte 
Die Cholera in Newyork. 
W. Newyork, 18. Juli. Imerhalb 24 Stunden sind zwei 
cinwanderer, eine Frau und ein Knabe, die aus Italien kamen, 
in asiatischer Cholera gestorben. Das macht seit wenigen Tagen 
Todesfälle. Außerdem sind im Quarantänehospital 14 cholera⸗ 
erdächtige Patienten untergebracht worden. Andere wurden 
is der Krankheit verdächtig vortäufig von jeder Außenwelt 
bgeschlossen. Die Wärter sollen sich der rohesten Behandlung 
egenüber den Choleraverdächtigen schuldig gemacht haben. Kin— 
zern sei, um Geschrei zu verhindern, Heftpflaster auf den Mund 
zeklebt worden. Die Frauen hätten sich die aröbsten Beleidi— 
rungen gefallen lassen müssen. 
Eisenbahnunglück in Mexilo. 
Newyork, 18. Juli. Ein Telegramm meldet, daß bei Mo— 
relia in Mexiko insolge falscher Weichenstellung ein Zusammen⸗ 
toßß zweier Eisenbahnzüge stattfand, wobei 40 Passagiere ge⸗ 
tötet und über 60 Versonen verletzt worden lsein sollen 
W. Hamburg, 18. Juli. Nach einer Meldung der Newyorker 
Zun soll die Hamburg-⸗Amerika Linie wegen eines Anlage— 
zllatzes in San Francisco verhandeln, um nach Fertigstellung 
»es Panamakanals San Francisco regelmäßig anlaufen zu 
znnen. Diese Nachricht ist. wie die Samburg-Amerifa Linie 
nitteilt, unzutreffend. 
Kassel, 18. Juli. Der 19. Bundestag des Bundes 
eutscher Gastwirte, der in zehn Verbänden über 100 000 
Mitglieder umfaßt, ist heute eröffnet worden. Die Tagesord⸗ 
iung behandelt in der Hauptsache wirtschaftliche und aewerb⸗ 
iche Fragen. 
W. Heidelberg, 18. Juli. Der ordentliche Professor der 
Fynaekologie, Direktor der hiesigen Frauenklinik Dr. Karl 
Menge, der seit fünf Jahren hier wirkt, erhielt einen Ruf 
m die Universität Bonn als Nachfolger des Geheimen Rats 
Fritsch. 
Wit. Bad Icshl, 18. Juli. Der Katler ist in bestem Wobl⸗ 
ein wieder hier eingetroffen, 
Wt. Paris, 18. Juli. Das Zuchtpolizeigericht hat zwer 
ßamelots du roy, die am 15. Juli an einer gegen den 
Präsidenten Fallidres gerichteten Kundnebung teilnahmen, wegen 
Bewalttätigleit zu Gefängnisstrafen von einem bezw. drei Mo— 
iaten verurteilt. 
Lyon, 18. Juli. Der Gemeinderat hat beschlossen, daß 
zur Erleichterung der mit zahlreichen Kindern gesegneten Fa— 
milien Steuernachlässe eingeführt und Budgetaäusfälle durch 
ine Junggesellensteuer gedeckt werden. Der Gemeinde— 
tat fordert die Regierung und das Parlament auf, eine feste 
Taxe von 10 Franken auf jeden Junggesellen zu legen mit 
ꝛinem fünfprozentigen Zuschlag für solche, deren Wohnungs— 
miete 250 Franken übersteigt. 
Wt. London, 18. Juli. Unterhaus. Sir Edward Grey 
erklärte auf Anfragen bezüglich der Ernennung des Lords 
Kitchener zum britischen Generalkonsul in Aegypten, er 
laube, daß die Ernennung infolge der besonderen 
tenntnisse, der Erfahrung, Unparteilichkeit und Fähigkeit Kitche— 
iers allgemeines Vertrauen einflößen würde. (Beifall.) Grey 
ügte hinzu, die Ernennung deute in keiner Weise auf eine 
Aenderung der allgemeinen Politik der britischen Regierung 
n Aegypten hin. 
W. Londou, 18. Juli. Hermann Adler, Oberrabbiner der 
Aereinigten jüdischen Gemeinden des britischen Reiches, ist heute 
morgen nach längerer Krankheit gestorben. 
W. Konstantiuopel, 18. Juli. Der Ministerrat beschäftigte 
ich eingehend mit den projeltierten Bahnbauten in Nord⸗ und 
Südalbanien, darunter mit einer Adriabahn, einer Bahn Mo— 
iastir — Janina und einer Amschlußlinie Karaferia —ariechische 
ßᷣrenze. 
Wt. Saloniki, 18. Juli. Generalstabsmajor Assim Bei, 
»er mit einem Leutnant und 60 Mann von Ipek nach Diakova 
rufgebrochen war, unterwegs einen Teil seiner Leute hatte 
rasten lassen, und nur von dem Leutnant und 12 Mann be— 
jleitet, den Weg fortsetzte, wurde aus einem Hinterhalt von 
Arnauten beschossen. Assim Bei erhielt einen Schuß 
n die Beine. Der Leutnant und vier Soldaten wurden ge— 
ötet. Als die übrigen Soldaten, durch die Schüsse aufmerk— 
jam gemacht, berbeieilten, waren die Arnauten bereits ge— 
lüchtet. 
Wt. Saloniki, 18. Juli. Der Kriegsminister hat die Ein— 
verufung mehrerer Reservisteniahrgänge der Artillerie ange— 
»rdnet. Die Wruestahfiz-Klasse (Landsturm) wird gleichfalls 
inberufen werden. 
Wt. Aschabad, 18. Juli. Es verlautet, daß in der Transa— 
relsteppe unter den Turkmenen eine Person aufgetreten sei, 
die sich für den ehemaligen Schah Mohammed Ali 
usgibt. Von allen Seiten strömen ihm Turkmenen zu, unter 
»enen schon längst eine Gärung zugunsten der Wiedereinsetzung 
MRohammed Alis vorhanden war. 
Wt. Washington, 18. Juli. Es ist beschlossen worden, 
ein zweites Kanonenboot nach Haiti zu entsenden, 
wo die amerikanischen Interessen ernstlich bedroht sein sollen. 
W. Sautiago de Chile, 18. Juli. Der Minister der In— 
dustrie gab die Erklärung ab, die Agrarpolitik der Regierung 
werde auf vermehrte Ausnutzung der fließenden Gewässer für 
Bewässerung und Krafterzeugung das Hauptgewicht legen 
Frankfurt, 18. Juli. Eine, wüste Messerstecherei hat sich 
in dem kleinen Dorfe Ober-Limbach bei Fulda abgespielt. Meh— 
rere Bauern waren wegen einer Fuhre Sand in Streitigkeiten 
geraten, in deren Verlauf der Landwirt Voseph Brehler, der 
nehrere Ehrenämter in der Gemeinde bekleidet, zum Messer 
zriff und den Schreiner Joseph Müller lebensgefährlich durch 
ezinen Stich in die Brust verwundete. Darauf erhielt der 
Zohn des Müller ebenfalls einen Stich in die Herzgegend 
ind war auf der Stelle tot. Brehler ließ sodann seinen 
Wagen anspannen und fuhr nach Fulda, um sich der Polizei 
zu stellen. 
Wt. Innsbruck, 18. Juli. Die am Eingang des Martins⸗ 
wandtunnels errichtete Maschinenhalle wurde durch eine Ex⸗- 
plosion vollständig zerstört. 
Wt. Triest, 18. Juli. Bei einem achtiährigen Kinde ist 
urch bakteriologische Untersuchung asigtische Cholera fest— 
Jestellt worden. 
Paris, 18. Juli. Schon seit längerer Zeit hatte man 
heobachtet, daß in der Wohnung eines ehemaligen Redak— 
leurs des Petit Journals, eines sehr angesehenen Publizisten, 
uim Boulevard Clichy sich zu mitternächtlicher Stunde ein 
Kreis von Mitgliedern der Pariser Gesellschaft vereinigte, um 
ich auf irgend eine mysteriöse Art zu unterhalten. Den Nach— 
orschungen der Polizei ist es nunmehr geglückt, über den Zweck 
ieser Zusammenkünfte Auskunft zu erlangen. Der Redakteur 
und seine Freunde waren dem Opium zum Opfer gefallen, 
»em sie in wilden Orgien nächtlicherweile huldigten. In einem 
norgenländisch eingerichteten Zimmer des Redakteurs frönten sie 
hrem Laster und die Polizei hat festgestellt, daß zahlreiche 
dräger vornehmer französischer Namen zu den Besuchern zähl— 
en. In den Räumen des Publizisten, dessen Namen die Polize 
diskret verschweigt, sind 500 Gramm Opium aufgefunden und 
zeschlagnahmt worden. 
Wt. Madrid, 18. Juli. Der deutsche Dampfer 
„Hispania“ ist aus Italien in Mahon eingetroffen. Meh— 
rere Mann der Besatzung wurden unter Choleraverdacht 
ins Krankenhaus eingeliefert. 
W. Newyork, 18. Juli. Aus Manila wird gemeldet: Auf 
der Insel Luzon wurde durch Springfluten und einen 
Taifun ungeheurer Schaden angerichtet. Die Tabakprovinzen 
sind von jedem Verkehr abgeschnitten. 
heer und glotte. 
Kiel, 18. Juli. Die Schiffe des zweiten Ge— 
chwaders begannen heute früh 4 Uhr mit der Durchfahrt 
vurch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach der Nordsee,. Die Schiffe, 
dzie die Passage seit dem Beginn der Kanalerweiterungsarbeiten 
um ersten Male ausführen, nehmen Mittwoch auf der Elbe 
Kohlen, je bis zu 1300 To. über und vereinigen sich dann 
vor Helgoland mit den Schiffen des ersten Geschwaders. R 
Rückkehr der Flotte nach Kiel erfolgt am 17. August. 
W. Berlin, 18. Juli. Der Reichspostdampfer „Admiral“ 
mit der von „Seeadler“ abgelösten Besatzung ist auf der 
Zeimreise am 17. Juli in Southampton, am 18. Juli in Vlissin⸗ 
sen angekommen, „Friedrich Carl“ und „Augsburg“ am 
17. Juli in Stavanger, „Loreley“ am 18. Juli in Konstantin⸗ 
opel, „Grille“ am 16. Juli in Wilhelmshaven. Abfahrt am 
17. Juli. Die Hochseeflotte tritt ihre Sommer-Uebeungsreise 
nach der Nordsee am 18. Juli an. Poststation für das Flotten— 
'ommando, das 1. und 2. Geschwader bis 19. Juli Brunsbüttel« 
koog, vom 2d. Juli ab und für die Aufklärungsschiffe vom 
19. Juli ab Marinepostbureau Berlin. 
Wt. Wilhelmshaven, 18. Juli. Das erste Geschwader hab 
heufe nachmittag die Reise nach Helgoland angetreten
	        
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