selbfiverständlich diesen Umtrieben völlig fern. Ebenso sicher
aber ist, daß gerade das offizielle Rußland aus den möglichen
Folgen der Gegenrevolution, einem persischen Bürgerkriege,
die besten Erfolge erzielen wird Liegt doch bereits die
russische Faust schwer auf Nordpersien, und sie braucht nur
die Hand auszuspreizen, um bis nach Teheran zu reichen.
Darum braucht man sich nicht weiter zu wundern. wenn bei
andauernden neuen Unruhen in Persien plötzlich die Meldung
rommt. daß russische Kosaken vor den Toren der persischen
*auptstadt stehen.
Aber auch Englandhatallzu vitale Interessen
n Persien zu vertreten, als daß es ruhig zuschauen
önnte, wie Rußland sein Machtgebiet immer weiter nach Süden
ausdehnt. Es wird sich jetzt zeigen, ob der russisch-englische
Vertrag, den noch der vielgewandte König Eduard geschlossen
zat, heute noch Geltung besitzt, oder ob Rußland sich durch
zie Abmachungen in Potsdam so gestärkt fühlt, daß es eng⸗
lischen Ansprüchen entgegenzutreten wagt. Soll man prophezeien,
o wird man seine Ansicht dahin äußern, daß auch heute noch
England und Rußland sich lieber friedlich gemeinsam in die
persische Beute teilen werden, als daß sie es versuchen könnten,
einander die Beute streitig zu machen. Denn in keinem
Falle können die Potsdamer Besprechungen, denen die letzte
Sanktion noch fehlt, Deutschlands Zustimmung zu einer
offiziellen Einverleibung Nordpersiens in das russische Reich
enthalten. Der Beginn einer Gegenrevolution in Versien aber
st eine sehr unerfreuliche Erscheinung, weil sie
»en Konfliktstoff im Orient, wo schon die Albanier—
frage viel Sorge macht, um ein bedeutendes ver—
mehrt. Man wird darum gut tun, diesen Dingen, auch
wenn sie noch so fern scheinbar liegen mögen,. eine unageteilte
Aufmerksamkeit zu schenken.
Leutenot und ‚Nordlandgänger“.
In letzter Zeit ist die Erfahrung gemacht worden, daß
deutschland, das selbst an einem erheblichen Mangel
andwirtschaftlicher Arbeiter leidet Wanderarbeiter nach
Schweden, Norwegen und Dänemark in nicht un—
erheblicher Menge abgibt. Wieviel Arbeiter sich an dieser
ieuen Wanderbewegung beteiligen, das ist beispielsweise dar⸗
rus zu erkennen, daß aus dem Warthe- und Netze⸗
»ruch allein 1200,„Nordlandgänger“ festgestellt
worden sind. Aus einer Ortschaft Amonnane sind bei einer
Finwohnerzahl von 277 Köpfen im letzten Jahre allein 18
Mann ausgewandert, und zwar 14 nach Dänemark und 4 nach
Schweden. Aus Luisenaue mit 209 Einwohnern gingen zwei
bolle Familien als Nordlandgänger nach Dänemark. Es
assen sich noch viele Orte anführen, wo das allmähliche Auf—
kommen einer Nordlandgängerei und ein allmähliches Wachs—
ktum von Jahr zu Jahr festgestellt ist. Die wesent—⸗
lichen günstigeren Arbeitsbedingungen der drei nordischen Län—
der, namentlich was Entlohnung und Verpflegung anbetrifft,
ind für diese Bewegung wohl in erster Linie qusschlag⸗
ebend
leueste Nachrichten und Telegramme.
Das Eisenbahnunglück in Baden.
W. Lörrach, 18. Juli. Wie der Lörracher Bote zu dem
kisenbahnunglück in Müllheim weiter meldet, beginnen die Spu⸗
en der Entgleisung an der Weiche, die etwa 150 Meter vor
»em Punkte liegt, an der die Lokomotive zum Halten gebracht
vird. Im Augenblick der Katastrophe wies die Maschine eine
Heschwindigkeit von 103 Kilometern auf, obwohl den Loko—
notivführern allgemein der Befehl erteilt war, die Baustrecke
nur mit 20 Kilometern Geschwindigkeit zu befahren. Dieser Be—⸗
fehl wurde jedem Einzelnen in Basel auch schriftlich ausgehän—
digt. Nach Vernehmung des Zugpersonals, der unverletzten
ind der vernehmungsfähigen verletzten Reisenden ist der Lo⸗
komotivführer Platten des verunglückten Zuges verhaftet und
im das Untersuchungsgefängnis in Freiburg übergeführt wor—⸗
den. Er erklärte, daß die Bremfe versagt habe.
Müllsheim, 18. Juli. Der Geh. Oberbaurat VPetri vom
Reichsseisenbahnamt ist an der Ungalücksstätte eindge—
troffen.
Wt. Freiburg, 18. Juli. Wie das Freiburger Tageblatt
don amtlicher Stelle erfährt, ist die Untersuchung über das
Fisenbahnunglück in Müllheim noch nicht abgeschlossen. Vom
Zugpersonal befindet sich niemand in Haft. Das Befinden
der Schwerverletzten läkt hoffen. dak kein weiterer Todesfall
eintritt.
Besuch der amerikanischen Kaufleute in Berlin.
W. Berlin, 18. Juli. Die herzliche Aufnahme, welche
die unter Führung von Mitgliedern der Bostoner Handels—
kammer reisenden amerikanischen Kaufleute und Beamten in
Berlin gefunden haben, zeigte sich auch bei dem heutigen
Empfang, den die Berliner Handelskammer in ihren Räumen
eranstaltete. Die Herren wurden von dem zurzeit amtierenden
Vorsitzenden der Handelskammer, Geheimrat Dr.eIng. Emil
Rathenau, begrüßt, der in feiner Ansprache betonte, daß der
nternationale Kongreß der Handelskammern in Boston im
Jahre 1912 dem wärmsten Interesse in Berlin begegne, wie
die Kammer überhaupt stets bestrebt sein werde, zu der Auf—
echterhaltung und Förderung der guten Beziehungen der bei—
»en Länder zueinander beizutragen, Gorham, Vertreter der
Staatsregierung von Massachusetts, führte aus, daß der Staat
zeschlossen habe, dem Kongreß alle erdenkliche Förderung zu⸗
eil werden zu lassen. Hecht, Mitglied der Berliner Handels⸗
ammer, drückte seine Freude über die guten Bexiehungen
zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten aus—
Singers Nachlaß.
Berlin, 18. Juli. Der verstorbene Paul Singer hat letzt—
willig die Genossen August Bebel und Hugo Heimann zu Erben
seines Nachlasses eingesetzt mit der Bestimmung, daß der nach
Abzug verschiedener Legate und Verpflichtungen verbleibende
Vermögensrest für die Bestrebungen, denen er sein Leben ge⸗
vidmet hat, Verwendung findet. Die beiden Erben haben nun—⸗
nehr den Vermögensrest von 48 054,87 Muder Parteikasse
überwiesen.
Rücktehr des französischen Gesandten nach Madrid.
W. Paris, 18. Juli. In einem im Elysée abgehaltenen
Ministerrat sprach de Selves über die äußere Lage. Ueber den
Zwischenfall von Elksar soll die spanische Regierung um Auf—
lärung ersucht werden.
Der französische Gesandte in Madrid kebrte heute abend
auf seinen Posten zurück.
W. Paris, 18. Juli. Mehrere Blätter fordern eine ekla—
tante Genugtuung für die Beleidigung des französischen Kon⸗
ularagenten Boisset in Elksatr. Der Matin sagt: Gegenüber
seder anderen Nation würde die Verhaftung eines französischen
Konsuls einen Kriegsfall bedeuten. Bei den Spaniern ist man
rwwöhnt, deren schlimmste Ausschreitungen als Narreteien oder
Zindereien zu betrachten. Nun haben diefe enfants terribles
edoch die Grenze erreicht, wo der Tadel nicht mehr genügt,
ondern eine Züchtigung notwendig wird.
Berlin. 18. Juli. In den hiesigen diplomatischen Kreisen
egt man dem neuen spanisch-französischen Zwischenfall in Eltsar
jzar keine ernstere Bedeutung bei als den bisherigen Konflik—
en dieser Art. Vor allem ist zu berüchsichtigen, daß bisher
rur eine wohl ziemlich einseitig gefärbte Darstellung von fran—⸗
ösischer Seite vorliegt, die ja ein besonderes Interesse daran
at, grelle Farben aufzutragen. Es besteht vielmehr die An⸗
icht, daß sich auch Spanien und Frankreich in Marokko fried⸗
ich auseinandersetzen werden.
Sabotage und Antimilitarismus.
W. Paris, 18. Juli. Die Verhaftung des der Eisen⸗—
ahn⸗Sabotage beschuldigten Soldaten Bridre in Chartres be—
tärkte die Pariser Staatsanwaltschaft in dem Verdacht, daß
vischen den Antimilitaristen und den an der Sabotage be—
eiligten Personen eine enge Verbindung besteht. Auf Veran—
issung des Untersuchungsrichters Roucard soll festgestellt wer—
en, ob Bridre zu den Sekretären des Bauarbeiter-Syndikats
nnd den Leitern des „Sou du soldat“ in Beziehungen stand,
„ie kürzlich wegen Sendung von Geldunterstützung und anti—
nilitaristischer Flugblätter an Soldaten verhaftet wurden.
Hundert Vertreter des Maurersyndikats veranstalteten eine
ieue Auflage von Flugblättern und unterzeichneten diese mit
hren Namen, um bekannt zu geben, daß sie mit den verhaf—
eten Sekretären des Syndikats solidarisch seien.
Der Verband des Syndikats des Seine-Depar—
ements verbreitete gestern nacht in tausenden von Exam⸗
Aaren Aufrufe, in denen es heißt: Man kündigt Bausdurch—
uchungen an und setzt Verhaftungen für morgen früh an
‚Auf gegen die Willkür!“ In der Tat wurden spät abends
ahlreiche Polizeikommissare auf die Polizeipräfektur berufen.
ẽs verbreitete sich das Gerücht, daß am nächsten Morgen 90
⸗ausdurchsuchungen vorgenommen werden sollten, die mit der
Lnaelegenheit des „Sou du soldat“ im Zusammenhang ständen.
Streiklage in Amsterdam.
W. Amsterdam, 18. Juli. Mehr als fünfhundert Holz⸗
uslader und Holzarbeiter legten die Arbeit nie—
»er. Fast die gefamte Arbeit im Holzhafen ruht.
Ddie Fuhrleute der großen Transportgesellschaft nahmen die
Urbeit wieder auf, beschützt von Politei und Soldaten, so daß
iur vereinzelte Fälle von Mißhandlungen Arbeitswilliger durch
die Ausständigen vorkamen.
Vom Seeleutestreil.
Wt. Cardiff, 18. Juli. Die ausständigen Seeleute ver—
instalteten heute eine Kundgebung in den Straßen, weil ihr
führer sich wegen seiner Haltung während des Streiks vor
em Polizeigericht verantworten mußte. Sräter brach in einem
Dodsspeicher ein auf Brandstiftung zurückgeführtes Feuer
ius, das den Speicher zum Teil zerstörte, da der Mob die
Feuerwehr am Löschen hinderte und die berittenen Schutz-
eute mit Steinen bewarf, wodurch einer verwundet wurde.
Später brach noch ein Feuer auf den Docks aus, das aber bald
zelöscht wurde. Die Merftarbeiter haben sich dem Ausstand
noeschslossen.
Die Lage in Mexilo.
Waßhington, 18. Juli. Man betrachtet hier die politische
dage in Mexiko mit großem Pefssimismus. Es wird der Aus—
ruch neuer Unruhen befürchtet, und das Kriegsministerium
at sich veranlaßt gesehen, eine Heeresabteilung von vier Re—
iimentern Kavallerie nach Nogales in Arizona, unmittelbar
in der mexikanischen Grenze, zu entsenden.
Diese Maßnahme ist infolge der Weigerung der Truppen
NRaderos, die Waffen niederzulegen, getroffen worden. Es
cheint, daß die Maderisten mit der Belohnung, die ihnen für
hre in der Revolution geleisteten Dienste zugestanden wurde,
nicht zufrieden sind.
Zufammenstöße zwischen Kriegeschiffen.
Paris, 18. Juli. Aus Le Havbre kommt die Meldung von
inem förmlichen Durcheinander zwischen Kriegsschiffen, wobei sich
»rei Zusammenstöße ereigneten. Der Torpedozerstörer „Cata—
ulte“ wollte den Hafen verlassen und mußte dabei einem
zchlepppampfer ausweichen. Dabei stieß er mit dem ihm fol—⸗
enden anderen Zerstörer „Rapière“ zusammen und bohrte ihm
in vier Meter langes Loch in die eine Seitenwand. Nun gab
er „Catapulte“ Konterdampf, um sich von dem „Rapière“
reizumachen, und fuhr dabei dem Torpedoboot 211 in die
flanke, dessen Rumpf er so schwer beschädigte, daß sich das
zchiff mit Wasser zu füllen begann. Der Schleppdampfer
nußte alle drei havarierten Kriegsschiffe — auch der „Cata⸗
ulte“ hatte schwere Beschädigungen erlitsten — in den Hafen
urückbugsieren. Bei dem ersten Zusammenstoß wurde ein Ma—
rose des „Rapiere“ so schwer verwundet, daß man ihn in
terbendem Zustande ins Krankenhaus brachte
Die Cholera in Newyork.
W. Newyork, 18. Juli. Imerhalb 24 Stunden sind zwei
cinwanderer, eine Frau und ein Knabe, die aus Italien kamen,
in asiatischer Cholera gestorben. Das macht seit wenigen Tagen
Todesfälle. Außerdem sind im Quarantänehospital 14 cholera⸗
erdächtige Patienten untergebracht worden. Andere wurden
is der Krankheit verdächtig vortäufig von jeder Außenwelt
bgeschlossen. Die Wärter sollen sich der rohesten Behandlung
egenüber den Choleraverdächtigen schuldig gemacht haben. Kin—
zern sei, um Geschrei zu verhindern, Heftpflaster auf den Mund
zeklebt worden. Die Frauen hätten sich die aröbsten Beleidi—
rungen gefallen lassen müssen.
Eisenbahnunglück in Mexilo.
Newyork, 18. Juli. Ein Telegramm meldet, daß bei Mo—
relia in Mexiko insolge falscher Weichenstellung ein Zusammen⸗
toßß zweier Eisenbahnzüge stattfand, wobei 40 Passagiere ge⸗
tötet und über 60 Versonen verletzt worden lsein sollen
W. Hamburg, 18. Juli. Nach einer Meldung der Newyorker
Zun soll die Hamburg-⸗Amerika Linie wegen eines Anlage—
zllatzes in San Francisco verhandeln, um nach Fertigstellung
»es Panamakanals San Francisco regelmäßig anlaufen zu
znnen. Diese Nachricht ist. wie die Samburg-Amerifa Linie
nitteilt, unzutreffend.
Kassel, 18. Juli. Der 19. Bundestag des Bundes
eutscher Gastwirte, der in zehn Verbänden über 100 000
Mitglieder umfaßt, ist heute eröffnet worden. Die Tagesord⸗
iung behandelt in der Hauptsache wirtschaftliche und aewerb⸗
iche Fragen.
W. Heidelberg, 18. Juli. Der ordentliche Professor der
Fynaekologie, Direktor der hiesigen Frauenklinik Dr. Karl
Menge, der seit fünf Jahren hier wirkt, erhielt einen Ruf
m die Universität Bonn als Nachfolger des Geheimen Rats
Fritsch.
Wit. Bad Icshl, 18. Juli. Der Katler ist in bestem Wobl⸗
ein wieder hier eingetroffen,
Wt. Paris, 18. Juli. Das Zuchtpolizeigericht hat zwer
ßamelots du roy, die am 15. Juli an einer gegen den
Präsidenten Fallidres gerichteten Kundnebung teilnahmen, wegen
Bewalttätigleit zu Gefängnisstrafen von einem bezw. drei Mo—
iaten verurteilt.
Lyon, 18. Juli. Der Gemeinderat hat beschlossen, daß
zur Erleichterung der mit zahlreichen Kindern gesegneten Fa—
milien Steuernachlässe eingeführt und Budgetaäusfälle durch
ine Junggesellensteuer gedeckt werden. Der Gemeinde—
tat fordert die Regierung und das Parlament auf, eine feste
Taxe von 10 Franken auf jeden Junggesellen zu legen mit
ꝛinem fünfprozentigen Zuschlag für solche, deren Wohnungs—
miete 250 Franken übersteigt.
Wt. London, 18. Juli. Unterhaus. Sir Edward Grey
erklärte auf Anfragen bezüglich der Ernennung des Lords
Kitchener zum britischen Generalkonsul in Aegypten, er
laube, daß die Ernennung infolge der besonderen
tenntnisse, der Erfahrung, Unparteilichkeit und Fähigkeit Kitche—
iers allgemeines Vertrauen einflößen würde. (Beifall.) Grey
ügte hinzu, die Ernennung deute in keiner Weise auf eine
Aenderung der allgemeinen Politik der britischen Regierung
n Aegypten hin.
W. Londou, 18. Juli. Hermann Adler, Oberrabbiner der
Aereinigten jüdischen Gemeinden des britischen Reiches, ist heute
morgen nach längerer Krankheit gestorben.
W. Konstantiuopel, 18. Juli. Der Ministerrat beschäftigte
ich eingehend mit den projeltierten Bahnbauten in Nord⸗ und
Südalbanien, darunter mit einer Adriabahn, einer Bahn Mo—
iastir — Janina und einer Amschlußlinie Karaferia —ariechische
ßᷣrenze.
Wt. Saloniki, 18. Juli. Generalstabsmajor Assim Bei,
»er mit einem Leutnant und 60 Mann von Ipek nach Diakova
rufgebrochen war, unterwegs einen Teil seiner Leute hatte
rasten lassen, und nur von dem Leutnant und 12 Mann be—
jleitet, den Weg fortsetzte, wurde aus einem Hinterhalt von
Arnauten beschossen. Assim Bei erhielt einen Schuß
n die Beine. Der Leutnant und vier Soldaten wurden ge—
ötet. Als die übrigen Soldaten, durch die Schüsse aufmerk—
jam gemacht, berbeieilten, waren die Arnauten bereits ge—
lüchtet.
Wt. Saloniki, 18. Juli. Der Kriegsminister hat die Ein—
verufung mehrerer Reservisteniahrgänge der Artillerie ange—
»rdnet. Die Wruestahfiz-Klasse (Landsturm) wird gleichfalls
inberufen werden.
Wt. Aschabad, 18. Juli. Es verlautet, daß in der Transa—
relsteppe unter den Turkmenen eine Person aufgetreten sei,
die sich für den ehemaligen Schah Mohammed Ali
usgibt. Von allen Seiten strömen ihm Turkmenen zu, unter
»enen schon längst eine Gärung zugunsten der Wiedereinsetzung
MRohammed Alis vorhanden war.
Wt. Washington, 18. Juli. Es ist beschlossen worden,
ein zweites Kanonenboot nach Haiti zu entsenden,
wo die amerikanischen Interessen ernstlich bedroht sein sollen.
W. Sautiago de Chile, 18. Juli. Der Minister der In—
dustrie gab die Erklärung ab, die Agrarpolitik der Regierung
werde auf vermehrte Ausnutzung der fließenden Gewässer für
Bewässerung und Krafterzeugung das Hauptgewicht legen
Frankfurt, 18. Juli. Eine, wüste Messerstecherei hat sich
in dem kleinen Dorfe Ober-Limbach bei Fulda abgespielt. Meh—
rere Bauern waren wegen einer Fuhre Sand in Streitigkeiten
geraten, in deren Verlauf der Landwirt Voseph Brehler, der
nehrere Ehrenämter in der Gemeinde bekleidet, zum Messer
zriff und den Schreiner Joseph Müller lebensgefährlich durch
ezinen Stich in die Brust verwundete. Darauf erhielt der
Zohn des Müller ebenfalls einen Stich in die Herzgegend
ind war auf der Stelle tot. Brehler ließ sodann seinen
Wagen anspannen und fuhr nach Fulda, um sich der Polizei
zu stellen.
Wt. Innsbruck, 18. Juli. Die am Eingang des Martins⸗
wandtunnels errichtete Maschinenhalle wurde durch eine Ex⸗-
plosion vollständig zerstört.
Wt. Triest, 18. Juli. Bei einem achtiährigen Kinde ist
urch bakteriologische Untersuchung asigtische Cholera fest—
Jestellt worden.
Paris, 18. Juli. Schon seit längerer Zeit hatte man
heobachtet, daß in der Wohnung eines ehemaligen Redak—
leurs des Petit Journals, eines sehr angesehenen Publizisten,
uim Boulevard Clichy sich zu mitternächtlicher Stunde ein
Kreis von Mitgliedern der Pariser Gesellschaft vereinigte, um
ich auf irgend eine mysteriöse Art zu unterhalten. Den Nach—
orschungen der Polizei ist es nunmehr geglückt, über den Zweck
ieser Zusammenkünfte Auskunft zu erlangen. Der Redakteur
und seine Freunde waren dem Opium zum Opfer gefallen,
»em sie in wilden Orgien nächtlicherweile huldigten. In einem
norgenländisch eingerichteten Zimmer des Redakteurs frönten sie
hrem Laster und die Polizei hat festgestellt, daß zahlreiche
dräger vornehmer französischer Namen zu den Besuchern zähl—
en. In den Räumen des Publizisten, dessen Namen die Polize
diskret verschweigt, sind 500 Gramm Opium aufgefunden und
zeschlagnahmt worden.
Wt. Madrid, 18. Juli. Der deutsche Dampfer
„Hispania“ ist aus Italien in Mahon eingetroffen. Meh—
rere Mann der Besatzung wurden unter Choleraverdacht
ins Krankenhaus eingeliefert.
W. Newyork, 18. Juli. Aus Manila wird gemeldet: Auf
der Insel Luzon wurde durch Springfluten und einen
Taifun ungeheurer Schaden angerichtet. Die Tabakprovinzen
sind von jedem Verkehr abgeschnitten.
heer und glotte.
Kiel, 18. Juli. Die Schiffe des zweiten Ge—
chwaders begannen heute früh 4 Uhr mit der Durchfahrt
vurch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach der Nordsee,. Die Schiffe,
dzie die Passage seit dem Beginn der Kanalerweiterungsarbeiten
um ersten Male ausführen, nehmen Mittwoch auf der Elbe
Kohlen, je bis zu 1300 To. über und vereinigen sich dann
vor Helgoland mit den Schiffen des ersten Geschwaders. R
Rückkehr der Flotte nach Kiel erfolgt am 17. August.
W. Berlin, 18. Juli. Der Reichspostdampfer „Admiral“
mit der von „Seeadler“ abgelösten Besatzung ist auf der
Zeimreise am 17. Juli in Southampton, am 18. Juli in Vlissin⸗
sen angekommen, „Friedrich Carl“ und „Augsburg“ am
17. Juli in Stavanger, „Loreley“ am 18. Juli in Konstantin⸗
opel, „Grille“ am 16. Juli in Wilhelmshaven. Abfahrt am
17. Juli. Die Hochseeflotte tritt ihre Sommer-Uebeungsreise
nach der Nordsee am 18. Juli an. Poststation für das Flotten—
'ommando, das 1. und 2. Geschwader bis 19. Juli Brunsbüttel«
koog, vom 2d. Juli ab und für die Aufklärungsschiffe vom
19. Juli ab Marinepostbureau Berlin.
Wt. Wilhelmshaven, 18. Juli. Das erste Geschwader hab
heufe nachmittag die Reise nach Helgoland angetreten