schaft entgegen, die den Sonntag zum Einkaufen benutßzt. Von
dieser wird mit Recht angenommen, daß sie die Stadt bis
g Wihr morgens nicht immer wird erreichen können, um bis
d AWhr die Einkäufe beichhalft zu haben. Wohl könnte das
aber bis 10 Uhr morgens erwartet werden und das Gegebene
wäre daher eine Verlegung der Sonntagsbetriebszeiten auf
die Stunden zwischen 8 und 11 Uhr. Die Folge hiervon
wäre wiederum eine Verlegung der Zeiken der Gottesdienste.
Man wird nicht einwenden können, daß die Stunden von
9—11 Uhr durch Herkommen und Sitte gewissermaßen ge—
heiligte Stunden wären, denn die Gottesdienste in unseren
Kirchen haben im Laufe der Jahrzehnte auch mehrfach eine
Verlegung erfahren. Es wäre daher das Gecebene, daß die
Kirche, die doch ein hervorragendes Interesse an dem so⸗
zialen Wohlergehen ihrer Glieder hat, die gottesdienstlichen
Stunden auf 11 bis 1 Uhr, oder doch einer dieser annähernd
gleichkommenden Zeit verlegte. Es ist nicht anzunehmen, daß
hierdurch dem Besuch des Gottesdienstes irgend ein Abbruch ge⸗
schähe, denn es ist im Gegenteil anzunehmen, daß der Ge⸗
schäftemann und seine Angestellten mit um lo gröhßerer An—
bacht das Gotteshaus betreten, wenn lie ihre Geschäfte für
den Tag beendet haben und ihre Gedanken nicht aufs neue
auf die noch kommenden Stunden richten. Solcher Art dürfte
sich auch sehr wohl die Einschränkung des erlaubten Sonntags⸗
dienstes auf 8—10 Uhr, also zwei Stunden empfehlen. Eine
Erwägung dieses Vorschlages sei allen beteiligten Körper⸗
schaften, sowohl den profanen wie den kirchlichen empfohlen.
X Den 80. Geburitstag feiert heute unser Mitbürger, der
Kaufmann Herr Wilhelm Masch, Breite Straße Nr. 43.
xRonkurs eröffnet ist gestern nachmittag 12 Uhr 50 Min.
liber das Vermögen des Kaufmanns C. A. A. Westphal in
Travemünde, Vorderreihe 29. Herr Mandatar Grünau ist
zum Konkursverwalter ernannt.
o- Uhrendiebstahl. Am Mittwoch, 12. Juli, ist in Schlutun
einem auf einem Bau befchäftigten Zimmergesellen eine Nickel-
MRemontoiruhr mit Nickeelkapsel und Nicdeluhrkette abhanden⸗
gekommen und vermutlich gestohlen worden. Auf der Rück⸗
seite der Uhr ist mit einer Messerspitze der Name des Be—
stohlenen „O. Hardt“ eingekratzt.
Gestohlener Kũchenherd. Aus einer unbewohnten Woh⸗
nung im Hause Schwartauer Allee 42 ist vor etwa 6 Wochen
ein Küchenherd mit einem Kessel mit Messingdedel sowie vier
Messingschraubhaken gestohlen worden.
· Die Leiche des vor einigen Tagen ertrunkenen Bahn⸗
arbeiters wurde Montag, den 17. Juli, morgens im toten
Arm bei der Teerhofsinsel geborgen.
o Verhaftungen. Festgenommen wurde ein obdachloser
Arbeiter, der sich auf dem Festplatze des groben Unfugs
und des Widerstandes gegen die Staatsgewalt schuldig ge—
macht hat. — Festgenommen wurde auf dem Festplatze ein
Artist, der seitens der Staatsanwaltschaft in Detmold, steck
brieflich verfolgt wird, wegen Verdachts des Einbruchsdieb⸗
stahls. — Wegen Diebstahls festgenommen wurde ein sich in
hiesiger Stadt umhertreibendes Dienstmädchen. — Festge—
nommen wurde ein Geschäftsmann, angeblich aus Hamburg,
der sich des Betruges dadurch schuldig gemacht hat, daß er
sich in Riga an Bord eines nach hier fahrenden Dampfers
begab, ohne im Besitze des Geldes zur Lösung einer Fahrkarte
zu sein. Erst als das Schiff bereits in Fahrt war, bemerkte
ihn der Kapitän.
Arq
b. Eine neue Zirkusdynastie. Der bekannte, nicht nur
bei den Fachgenossen sich eines guten Rufes erfreuende königl.
niederländische Zirkus Carrs sollte nach Blättermeldungen auf-
gelöst und das ausgezeichnete Pferdematerial, sowie das ge—
samte Zirkusinventar zum freiwilligen Verkauf gestellt werden.
Die Mitteilung, in diese Form gekleidet, ist nur bedingt richtig.
Allerdings beabsichtigt der heutige Eigentümer des Zirkus
Carré, der 77jährige alte Herr Carré , der Sohn des Be—
gründers der alten Zirkusdynastie Carrs und des Kollegen des
arten Renz, im Oktober d. J. sein Direktoren-Zepter nieder-
zulegen und sich ins Privatleben zurückzuziehen — aus Ge—
sundheitsrüchsichten, und weil die Last der Zahre es ihm
nicht mehr erlaubt, dem modernen, der heutigen Zeit Rechnung
tragenden Betriebe des Zirkuswesens sich anzupassen. Auch
seine Söhne sind nicht gewillt, dem heutigen nervenzerreißenden
Zirkusbetriebe ihre Kräfte weiterhin zu widmen, und so steht
denmn die berühmte Zirkusdynastie Carrs vor dem Erlöschen.
Es lag nun die Gefahr nahe, daß das blühende Geschäft,
weithin berühmt unter Europas Zirkussen durch seinen un-
vergleichlich edlen und auserlesenen Marstall, sich zerstüdelte
und bruchweise in alle Winde zeistreut wurde. Vor diesem
nicht wünschenswerten und im Interesse der Pflege der zirzen⸗
sischen Kunst zu beklagenden Schickssal ist der Zirkus Carré
durch eine ebenso kühne, wie auch energische Tat bewahrt
worden. Der durch sein umsichtiges Handeln und seine weit—
sichtigen Pläne schnell bekannt gewordene Besitzer des heute
größten Wander-Zirkusses, Herr Direkttor Hans Stosch-Sarrasani,
übrigens der würdigste Repräsentant der heutigen, nach mo—
dernen Gesichtspunkten zugeschnittenen und geleiteten Zirkus—⸗
dynastie, hat sich entschlossen, den Marstall des Zirkus Carrs
vom 1. Nov. d. J. ab mit seinem großen Unternehmen zu ver—⸗
schmelzen. Damit ist die Gewähr gegeben, daß das edle
Pferdematerial noch weiter den Zweden der leider immer mehr
in Verfall g eratenden Zirkuskunst dienstbar gemacht wird und nicht
in unberufene Hände gelangt. Mit dieser Verschmelzung ist
aber weiterhin die erfreuliche Tatsache verbunden, daß der Zirkus
Sarrasani, der es unter äußerst geschickter Leitung verstanden
hat, sich schnell in der Gunst des Publikums zu befestigen, zu den
bedeutendsten und inhaltreichsten zirzensischen Unternehmen der
Welt aufrückt. Mit seinem bisherigen gewählten Pferdematerial
verbindet er nach dier Verschmelzung einen Marsiall, der die
Pferdezahr des alten Renz in seinen besten Zeiten um 50 über—
jteigt und der die Gesamtzahl der beiden Berliner Zirkusse
um einige 20 Überflügelt. Da auberdem Sarasani seine
Elefanten-,, Kamel⸗, Löwen-, Lama⸗ und Zebuherden mit seinen
jonstigen vielen exotischen Tieren aufzubieten hat, so wird sein
Tiermaterial fürderhin auch dasjenige in den Schatten stellen,
das vor etlichen Jahren die amerikanische Riesenschau Barnum
7 Bailey mit nach Europa brachte. Sarrasani erbaut bekannt⸗
lich in Tresden, seiner eigentlichen Heimat, den ersten europäi⸗
schen Monumentalzirkus, der für ein derartiges Riesenmaterial
aufnahmefähig ist. Auch der voisständige Wagenpark, sowie
das gesamte tote Material des Königlich Niederländischen Zirkus
Cartré wird vom Zirkus Sarrasani Ubernommen. Erhält durch
diesen kühnen und schnell entschlossenen Ankauf das geflügelte
Kaiserwortt„Deutschland in der Welt voran!“ auch in der
zitzensischen Kunst seine willkommene Bedeutung, so ist anderer-
seits nicht ausgeschlossen. dah die alte, uns liebe Zirkuskunst
leich einem Phönix aus ver iche z neuem Veben Und zit
mgeahnten Erfolgen geführt wird. Und so ist die Verschmel-
ung der beiden zirzensischen Unternehmen nur zu begrühben.
der Zirkus Sarrasani wird hier in Lübed übrigens, wie
chon gemeldet, in nächster Zeit ein Gastspiel absolvieren.
x Travemünde, 18. Juli. Die nächsten Sprechtage
y»es Amtsgerichts, Abt. II, finden am 7. Aug. 7. Sept.,
. Olt., 2. Nov. und 7. Dez. d. J., vorm. 11 Uhr im Polizei⸗
zebäude hier statt. J **
Schleswig⸗ Hontein.
Alt-Rahlstedt, 18. Juli. Erst och en. Auf noch un⸗
uufgeklätte Weise hat hier das kaum fünfzehn Jahre alte Dienst-
nädchen Luise Emilie Sirch das Leben eingebüßt. Blutüberströmt
ief sie mit dem Rufe: „Gestochen, gestochen!“ über die Straße,
rach dann zusammen und war sosort tot. Die ärztliche Unter⸗
uchung ergab, daß das Mädchen eine fünf bis sechs Zentimeter
ange Stichwunde in der linken Halsschlagader hatte und wahr⸗
cheinlich noch innere Verblutung hinzugetreten und dadurch der
dod plötzlich eingetreten ist. Nach einigen Stunden wurde als
däter der im dreizehnten Jahre stehende Schulknabe Hoffmann
rmittelt; er hat die Tat eingestanden, aber es ist noch nicht
estgestellt, was der Grund zu der Tat ist, und wie sie sich
ibgespielt hat.
SGroßherzogtium Oldenburg, Fürstentun Lübed.
Oldenburg, 18. Juli. Vom Blitz getötet. In
doene, südliches Oldenburg, wurde eine junge Frau vom Blitz
zetroffen und getötet.
Fr. Eutin, 18. Juli. Der Gemeinderat beschloß,
zein Feldwächter für den ihm durch den im vorigen Jahre
rfolgten Eisenbahndammrutsch im sogenannten Katerstieg ent—⸗
tandenen Schaden eine Entschädigung von 200 Muäzuzubilligen.
Für die Verlängerung der Wasserleitung vom Braaker Weg
his zum Schoschnigschen Neubau wurden 810 Mubewilligt, ferner
ür die Anschaffung eines Gasmotors für die Gasanstalt 2100 M
ind für einen weiteren Achter-Ofen 78656 M. — Die Bade—
unstalten am kleinen Eutiner See entsprechen nicht mehr
den Bedürfnissen, Es wird geplant, eine neue Badeanstalt
n Verbindung mit einem Luftbad zu errichten. Auf eine
Anftage aus der Mitte des Gemeinderates wurde mitgeteilt,
daß der Verein zur Beförderung des Gemeinwohls sich an
ie Regierung als Verwalterin des Kronguts gewandt habe, um
inen Teil der Hopfenwiese für diesen Zweck freizubekommen.
Großherzogtümer Mechhenburg.
Schwerin, 18. Juli. Die dritte Landes-Ge⸗
verbe- und Industrie-Ausstellung wird noch bis
um 15. August geöffnet bleiben. — Gutsverkauf. Weger
yerkaufte seinen Erbpachthof Zachow für zirka 400 000 Man
inen Herrn aus Sachsen.
Klütz, 18. Juli. Eine Turnreise machten am 13.
ind 14. Juli die oberen Klassen der Bürgerschule unter Be—
Jleitung von sechs Lehrern in die Holsteinische Schweiz. Die
deise ging auf Wagen zunächst zum Priwall (Travemünde)
ind dann mit der Bahn über Schwartau nach Eutin. Die
ich anschließende Fußwanderung führte die Schar zum Keller-,
lglei- und Krummensee und über Brunskoppel zurück zum
tellersee, von dessen nördlichster Spitze der Tourendampfer
„Karl Maria von Weber“ die Turner nach Malente hinüber—
zrachte, woselbst im Hotel „Deutsches Haus“ Massenquartier
bezogen wurde. Am folgenden Tage marschierte man über
Hremsmühlen, durch die Waldung am Holm und an den zahl—
eceichen blauleuchtenden Seen vorüber nach Plön, dessen
dehenswürdigkeiten besichtigt wurden. Auf der Rückreise, welche
nit der Eisenbahn erfolgte, bot ein 13stündiger Aufenthalt in
dübeck noch hinreichend Muße, einige besonders sehenswerte
ßartien, Straßen, Plätze, Gebäude, Denkmäler der alten Hanse—
tadt zu besichtigen. Wohlbehalten und hochbefriedigt von
»en Eindrücken und Erlebnissen der Reise traf die muntere
Schar 9 Uhr abends wieder in der Heimat ein
—
portnachrichten.
(mitgeteilt vom Sportbureau Joh. Ganzel,
Hamburg J. F.: IV. 3790,3791.)
Rennen zu Paris-Maisons-Laffitte, 17. Juli. Prix de
Magny. Edm. Blancs „Ovation“ (JI. Jennings), O. Smets“
„Margoton““, La Montagnes „Vulcain V“. 4 L. 2 .
Tot.: 92, Pl.: 54, 29, 87.
Prix Fouriere. Deschamps' „Traquenard“ (J. Jen⸗
nings), M. Caillaults „Better“, E. Deutschs „Allamanda“,
L., Kopf. Tot. 82, Pl.: 29, 18. J
Prix DOrgemont. A. V. Picards „White Boy“
Rovella), de Rigals „Bold“, de Mumms „Ansene Lupin“
19/3 L., Kopf. Tot.: 53, Pl.: 19, 18, 43.
Prix Dolma Baghtche. Edm. Blancs „Quai des
FJleurs“ (E .Stein), T. P. Thornes „Mons. Guerin“, Vander⸗
zilts „Alphite“. 54 L. 2 L. Tot.: 16, Pl.: 12, 15, 20.
Prix Ragotsky. M. Caillaults „Juliette IV“
O'Neill), de Boisgelins „Tripoletten“, Bar. Bethmanns
„Lelian“. Kopf, kurz. K. Tot.: 45, Pl.: 19, 36, 18.
Prix du Lude. M. Caillaults „Haboul II“ (I. Reiff),
Vanderbilts „Mirambo“, „Carmignianis „Anisette III“. 1L.,
5 L. Tot.: 18, Pl.: 13, 13.
Rennen zu Berlin⸗Grunewald, 16. Juli. Preis von Bindow.
Sweet flag (W. Shaw) 1. Santuzza 2. Salut 3. Tot.:
12: 10. Platz 16, 15, 24: 10. — Stadion-HSandikap.
Donner III (J. Childs) 1. Trumpf Aß 2. Eddita 3. Tot.:
3:10. Platz 20, 16, 30:10. — Großßer Preis von
Berlin. Ich Wind (W. Shaw) 1. Amethyst 2. Orient 3.
Tot.: 15:10. Platz 12, 20, 13: 10. — Werder⸗Preis. Roly
Poly (H. Brown) J. Marga 2. Regina 83. Tot.: 20:10.
Platz 12, 18, 18:10. — Preis von Tetschendorf. Wunder⸗
vold (ister) 1. Abelard 2. Rahana 3. Tot.: 84:10.
Platz 26, 313, 28: 10. — Preis von Blumberg. Chestnut
Hackle (Wurst) 1. Singberg 2. Republican 3. Tot.: 37:10.
Platz 14, 15, 14:10. — Preis von Düppel. Instructor (France)
. Kilroß 2. Tot.: 35:10. Plats 14, 13:10.
Rennen zu Dortmund,. 16. Juli. Großer Preis von
Dortmund. Kingsway (Kühl) 1. Eccington 2. Pax 3. Tot.:
0: 10. Platz 18, 413 22:10.
Rennen zu Autenil, 16. Juli. Prix Aguadr. Cholera
Lassus) 1. Le Louvre 2. Port au Prince 3. Tot.: 119:10.
Platz 30, 22, 21:10. — Prix Firtino. Héron (L. Philippe) L.
Sultan VII 2. Gribouille 3. Tot.: 115:10. Platz 64,
31: 10.
ar. Bei der SRamburger Nuder-⸗Regatta gewann Sonnabend
»er Ludwigshafener Ruderverein den Wanderpreis des
taisers im Vierer ohne Steuermann gegen den Mainzer
fuderverein. Im Seniorvierer siegte Sport-Borufsia-Berlin.
Im Hammonia-Vierer erlitt Ludwigshafen eine unerwartete
Niederlage. Der Berhkiner Ruderverein von 1876 siegte vor
Wratislavla-⸗Breslau, während die Ludwigshafener nur ben
»ritten Platz besetzen konnten. Den Achter endlich gewann
Wiking⸗Berlin. — Der zweite Tag, Sonntag, war wenig vom
Wetter begünstigt, denn es vegnete den ganzen Tag über;
rotzzdem waren die Tribünen gut besucht. In der Haupt⸗
onkurrenz, dem Senats⸗Achter, gab es einen scharfen Kampf
wischen dem Spindlersfelder Ruderverein von 1878 und dem
Berliner Ruderverein von 1876, den Srpind' ersfeld in 6:839
napp mit einer Länge zu setinen Gunsten eitschird. Panonia-—
zudapest endete dicht auf als Dritter. Der Junioren⸗-Achter
zrachte ebenfalls nur eine knappe En'saeidung, da der Ber⸗
iner Ruderkiub Sport-Borussia in 6:350 nur mit einer Läng—
»en Akademischen Ruderverein Berlin schlagen konnie. Widing⸗
Berlin endete als Dritter. Der zweite Vierer ohne Steuer—
nann fiel ebenfalls an Berlin, da der Berliner Ruderilub
Wannsee den Hamburger Ruderverein überlegen in 7:26 ab⸗
ertigen konnte. Kosmos-⸗Hamburg Dritter. Im Vierer ohneé
Zteuermann feierte Wratislavia-Breslau einen überraschenden
Sieg gegen den Ludwigshafener Ruderverein. Der Mainjer—
Kuderverein gab auf.
Neueste Nachrichten und Celegramme.
Typhus in einer Danziger Irrenanstalt.
W. Danzig, 13. Juli. In der Irrenanstalt Conradstein
wurden bis jetzt 93 Erkrankungen an Typhus festgestellt, von
welchen acht tödlich verliefen.
Anagrchie in Persien.
W. London, 18. Juli. Der Standard meldet aus Teheran
mterm 17. Juli: Die Lage in Schiras ist außerordentlich
chwer. Der Gouverneur wird im Palast belagert, sein Leben
'oll in Gefahr sein. Der Nordwesten der Provinz Ale-beidschan
st völlig im Aufruhr. Fünftausend Reiter von den lkurdi—
chen Grenzstämmen schlossen sich Salar ed Dauleh an und
narfchieren auf Kirmanschah. Eine Truppenabteilung von
Salar ed Dauleh soll Kengower geplündert haben.
Neue Verteilung der französ schen Tuppen in Merotlo.
W. Paris, 18. Juli. (Meldung der Agence Havas aus
Fasablanca.) General Moinier nahm eine neue Einteilung
n drei Abteilungen vor; eine Abteilung ist für Mehedia,
ine zweite für Mekines und eine dritte für das Schauja⸗
nebiet bestimmt.
Vom Seeleutestreik.
W. Brü'sel, 18. Juli. Der Streit zwischen den Antwerpener
uswärtigen Seeleuten und der Red Star Linie nimmt immer
schärfere Formen an. Eine englische Reedergesellschaft bringt
ruf heimlichen Wegen deutsche Schiffsarbeiter nach Ant⸗
werpen, die die Ausständigen ersetzen sollen.
Zur Befreiung Rich!ers.
W. Saloniki, 17. Juli. Infolge des neuesten Schreibens
der Räuber Richters erklärte sich Hamid Bey bereit, zusammen
mit einem Vertrauensmanne, den das deutsche Konsulat nach
klassona entsenden solle, ins Gebirge zu gehen, um durch Ver⸗
nitielung der beiden Schäfer eine Verbindung mit den Räubern
erzustellen.
Gegen die drohenden mex'lanischen Unruhen.
W. Wasfhington, 17. Juli. Infolge amtlicher Meldungen
ber drohende Unruhen in Mexiko entsandte das Kriegsdeparte-
nent vier Schwadronen Kavallerie von Nogales nach der mexi-—
anischen Grenze. Die Entwaffnung der früheren Anhänger
Maderos schreiset langsam vorwärts. Viele Maderisten wer⸗
zern sich, die Waffen niederzulegen.
Ein französejcher Konsularagent ven den Spaniern gefangen
genommen.
W. Elksar, 18. Juli. Als der französische Konsularagent
Boisset, der gestern von der Reise durch das Sharbgebiet
aurüdkehrte, beim Stadttor ankam, wurde er von dem Wacht⸗
posten aufgefordert, anzuhalten und sein Gewehr abzuliefern.
Zoisset verweigerte dies; darauf fällte der Posten das Bajonetr
dor dem Pferde Boissets, das sich bäumte, und schlug das
vewehr an. Boisset wurde nach der spanischen Kaserne ge⸗
chickt, eskortiert von Soldaten, denen auf dem Marsche durch
die Stadt eine Menschenmenge folgte unter den Rufen: „Seht
rur, wie der französische Konsul von den Spaniern gefangen
vird!“ Als Boisset vor den wachthabenden spanischen Offizier
geführt wurde, erklärte dieser, es liege ein Irrtum vor, und,
ohne sich weiter zu entschuldigen, gestattete er Boisset, sich
u entfernen. Kurz nachher wurde der Algerier el Modeh,
direktor der Schule der israelitischen Vereinigung in Fez.
der sich auf dem Wege nach Tanger befand, verhaftet; sein
Hepäck wurde durchsucht.
—
W. Berlin, 18. Juli. Im Spatenbräu in der Friedrich-
traße tagte gestern eine stark besucht Versammlung der
ßereinigung von Pianofabrikanten und Händ⸗—
ern von Groß⸗-Berlin, die sich mit dem Zusammenbruch der
zirma Karl H. Hintze beschäftigte. Einstinrmig wurde eine Reso—
ution angenommen, in welcher das Geschäftsgebaren
»er in Konkurs geratenen Firma Hintzeeinmütig verur«
Feilt wird.
W. Berlin, 18. Juli. Gestern zog gegen Abend vor der
harde⸗Dragonerkaserne; ein 18jähriger Lehrling der
zahnkunde plötzlich einen Revolver aus der Tasche und feuerte
cch einen Schuß in den Mund. Schwer verletzt wurde er in das
trankenhaus überführt. Er handeite offenbar in einem Anfall
on Geistesstörung.
W. Amsterdam, 17. Juli. Zwei Militärradfahrer,
ie heute abend einen Lastkarren begleiteten, wurden von Leuten
uus dem Publikum belhästigt. Als eine Abteilung von Po«
zeibeamten und Gendarmen den Radfahrern, deren Räder zera
chlagen wurden, zu Hilfe kam, wurde diese mit Steinen beworfen.
zin Gendarm, der am Kinn verwundet wurde, gab ——
Schüsse ab, durch welche ein Mädchen an der Schulter verwundet
vurde. Die Polizeibeamten zogen blank und zerstreuten die
Menge.
W. Waris, 17. Juli. Präsident Fallidres ist aus
Faen zurückgekehrt.
W. Moskau, 17. Juli. In dem Prozeh gegen
zjntendanturbeamte und die Firma Thiel ver—
irteilte das Militärgericht fünf Angetklagte zum Verlust von Rang
ind Orden sowie besonderer Rechte und drei Jahren
dorretktionsgefängnis, einen Angeklagten zu 23 Jahren,
inen zu 20 Monaten, acht zu 13 Jahren, 35 zu einem Jahr.,
‚wei zu neun Monaten und einen zu elf Monaten Korrektions«
gefängnis. Stieben Angeklagte wurden freigesprochen, darunter
er Vertreter der Firma Thiel. Die erhaltenen Bestechungen
md zurückzuzahlen und werden zu einem Wohl-
ãtigteitszweck verwandt