Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Schwerin durch die konservative Parteileitung sehr zwecmäßig 
war. 
Die Post klagt, daß Geheimiat Rieber die Stichwahlparole 
der konservativen Parteileitung in dem Kampfe gegen die rechts— 
sehende industrielle Gruppe, insbesondere auch gegen Herrn Kir— 
dorf, mit Vorliebe verwertet. Dasselbe gelte von der gleich— 
falls mit Bezug auf jene Rede des Grafen Schwerin-Löwitz 
kundgegebene, „sehr freundliche Steilungnahme gegenüber dem 
Zentrum“. Gerade ein großer Teil derjenigen industriellen 
Kreise, welche sich von dem Hansabunde lossagen, erblicke 
in dem Zentrum einen ebenso gefährlichen Geg— 
ner wie die Sozialdemokratie, und es ist klar, daß 
durch die starke Betonung der nahen Stellung zum Zentrum 
seitens der Konservativen das Zusammengehen der rechts und 
auf dem Boden der Bismarckschen Wirtschaftspolitik stehenden 
Richtungen bei den nächsten Reichstagswahlen nur erschwert 
werden kann.“ 
Dies Geständnis, daß die grade wegen der 
Stellungnahme des Hansabundes zur Sozial— 
demokratiegausgeschiedenenindustriellen Kreise 
„in dem Zentrumeinenebenso gefährlichen Geg— 
ner wie die Sozialdemokratie“ erbricken, ist aus konser⸗— 
s»ativem Munde äußersit bemerkenswert. 
Neuefte Nachrichten und Celegramme. 
Das Nahrimgsmittelgesetß. 
Berlin, 13. Juli. Der Entwurf eines Nahrungsmittel⸗ 
gesetzes zum Schutz gegen Nahrungsmittelverfälschung ist von 
dem zuständigen Ressort soweit gefördert, daß er nach Begut⸗ 
ichtung durch das Reichsgesundheitsamt in einigen Wochen 
Interessenten (Chemikern und Fabrikanten) vunterbreitet wer—⸗ 
den kann. Die Vorlage wird dem neuen Reichstag zugehen. 
Gegen Arbeiisscheue. 
Berlin, 13. Juli. Im Ministerium des Innern ist einem 
Wunsche des Landtages entsprechend ein Gesetzentwurf über 
Arbeitsscheue und Unterhaltungspflichtige ausgearbeitet worden. 
Durch die Vorlage wird den Verwaltungsbehörden die Befugnis 
gegeben, Personen, die sich hartnäckig und böswillig der Unter⸗ 
haltungspflicht ihrer aus öffentlichen Armenmitteln unterstützten 
Angehörigen entziehen, zur Arbeit anzuhalten. Die übrigen 
Wünsche, die der Landtag in dieser Angelegenheit ausgesprochen 
hat, sollen bei Aenderung des Reichsstrafgesekbuches erledigt 
werden. 
Zur Frage des deutschen Petroleummonopols. 
W. Köln, 13. Juli. Die Köinische Zeitung schreibt zu 
der Meldung des Tageblattes, dem nächsten 
Reichstag werde der Entwurfeines Petroleum— 
monopols vorgelegt werden: Nach Erkundigungen an 
zuständiger Stelle können wir versichern, daß die Nachricht 
unzutreffend ist. Die Entstehung des Gerüchtes dürfte auf 
die Erhebungen zurüczuführen sein, die veranlaßt wurden durch 
eine bei der letztiährigen Etatsberatung angenommene Reso— 
lution Bassermann-Dr. Stresemann, die verbündeten Regierun— 
gen zu ersuchen, Erhebungen darüber anzustellen, inwieweit durch 
das Vorgehen der Standard Oil Compann und ihrer Tochter⸗ 
gesellschaft die Gefahr einer Monopolisierung des deutschen Pe— 
troleumhandels unter Ausschaltung des Zwischenhandels vor⸗ 
liegt und ob unter diesen Umständen die Errichtung einer unter 
der Aufsicht des Reiches stehenden Anstalt zum Vertrieb des 
Petroleums im Interesse der deutschen Volkswirtschaft liegt. Es 
liegt auf der Hand, daß diese erst vor furzem begonnenen Er⸗ 
hebungen zu einem Ergebnis nicht führen konnten, daß auch 
nach ihtem Abschluß bei der schwerwiegenden Bedeutung des 
Gegenstandes eine Entschliehung nach der einen oder anderen 
Richtung nicht so bald zu erwarten isi. 
Zur Seimreise des „Panther“. 
W. Berlin, 13. Juli. Die Nordd. Allg. 3tg. berichtet: 
Wie wir erfahren, tritt das Schiff „Panther“ nunmehr von 
Teneriffa aus die Heimreise an. An seiner Stelle übernimmt 
der derzeitige Stationär von Deutsch-Südwestafrika, „Eber“, 
ür den vor Agadir liegenden Kreuzer „Berlin“ den Post- und 
Telegraphendienst und löst den Kreuzer „Berlin“ zeitweilig 
ab, falls dieser zum Kohlen vorübergehend einen anderen Hafen 
aufĩuchen sollte. 
Die Investitur des Prinzen von Wales. 
Wt. London, 13. Juli. Die Investitur des Prinzen von 
Wales fand im Burghof des Schlosses Carnaroon mit dem 
pittoresken althergebrachten Zeremoniell statt. Die Feier lockte 
in die kleine Stadt hunderttausende Besucher aus allen Teilen von 
Wales. Sie fand auf der Estrade im Burghof des Schlosses 
statt, wo der König und die Königin in Thronsesseln saßen, 
umgeben von den meisten Ministern und achttausend geladenen 
Gästen, darunter alle Klassen des Fürstentumes. Nachdem der 
König den Prinzen mit den Zeichen feiner Würde bekleidet 
hatte, kniete der Prinz nieder und leistete für das Fürsten— 
tum die Huldigung, in altertümlichen Worten versprechend, des 
Königs Lehensmann zu werden, bereit zu leben und zu sterben 
für ihn gegen jedermann. Der KKönig hob seinen Sohn 
zu sich auf und küßte ihn auf beide Wangen. Als der Prinz 
die laute Huldigung darbrachte, erhob sich allgemeiner stür— 
mischer Beifall. Den Höhepunkt erreichte die Begeisterung, 
als der Prinz seine kindliche Verehrung für seine Eltern aus— 
drückle und treue Pflichterfüllung gegen König und Fürsten— 
tum gelobte. Es folgte ein kurzer Gottesdienst, der teils 
in englischer, teils in wallisischer Sprache gehalten wurdes 
Den Abschluß der Feierlichleit bildete die Vorstellung des 
Prinzen durch den König: an den drei Schloßtoren zeigte sich 
der Prinz dem Volke, das in stürmische Cheers ausbrach und 
ilte wallisische Volkshymnen sang. Unter lebhaften Kund— 
gebungen erfolate die Ahfahrt dor könialichen Familie nach 
Holnhead. 
E'ne wichtige nautifche Erfindung. 
V. Paris, 13. Juli. Der Vizefähnrich Lemair erfand, 
wie die Blätter melden, einen Kompaß in Gyroskopform, der 
nicht den magnetischen, sondern den geographischen Nordpol 
anzeigt. Die Erfindung ist um so wertvoller, als die unge— 
heuren Stahlmassen der Kriegsschiffe die gegenwärtia üblichen 
Kompassie itark beeinflussen. 
Weitere Sabotageakte in Frankreich. 
W. Chartres, 13. Juli. Von drei Saboteuren, die, wie 
gemeldet, auf der Paris-Brester Linie eine Holzschwelle auf 
das Gleis gelegt haben, wurden außer dem schon erwähnten 
Soldaten Bridre auch die beiden anderen Täter, zwei jugend⸗ 
liche Tagelöhner mit zwei Dirnen, die sich in ihrer Begleitung 
befanden, verhaftet. Unweit von hier ist gestern auf der Linie 
Paris — Bordeaux noch ein anderer Fall von Sabotage vor⸗— 
Jekommen, kurz vor der Vorbeifaurt eines Schnellzuges ist die 
2iemalscheibe gquer Aber die Schienen gelegt worden 
Die portugiesische Verschwörung 
Köln, 13. Juli. Der portugiesische Berichterstatter der 
Köln. Ztg. traf auf einem Ritt durch das Gebirge bei Arcos 
»e Valle de Vez auf starke Truppenabteilungen. Da die ge— 
neldete Aufstellung der Verschwörer den Plan erkennen läßt, 
ßraga anzugreifen, so sind dort Truppen zusammen— 
jezogen worden. Im Gebirge werden von der Regierung 
die umfassendsten Vorkehrungen getroffen. Der Gewährsmann 
st der Ansicht, daß ein etwa zu erwartender Angriff der 
Verschwörer abgeschlagen werden dürfte. 
London, 13. Juli. Ueber die Vorgänge in Portugal kom— 
nen widersprechende und unsichere Nachrichten. Daily Telegraph 
ringt eine Nachricht aus Zamora in Spanien, die besagt, daß 
ine Schwadron des Farnesio-Kavallerie-Regiments nach Za— 
nora geschickt werden wird. Die eine Hälfte bleibe dort, 
die andere komme nach Benavente. Diese Truppenentsendung 
an die portugiesische Grenze mache in Zamora großes Auf— 
ehen, weil man dort noch nichts von der Unruhe bemerkt hat, 
»ie durch die Ansammlung portugiesischer Emigranten verur— 
acht worden sein soll. Selbstverständlich bringt man auch die 
Zusammenziehung des Toledo-Regiments mit den Vorgängen 
n Portugal in Zusammenhang. In Salamanca befinden sich 
diele portugiesische Monarchisten. 
—QA 
. W. Komstantinopel, 13. Juli. Die türkischen Blätter ver— 
zffentlichen Depeschen der Bürgermeister und Notabeln von Feri— 
ovitsch, Uesküb, Dibra und anderen Orten, in denen alle, 
velche für Albanien die Autonomie verlangen, als Verräter, 
»ie das Vaterland den Fremden preisgeben wollen, scharf 
zjetadelt werden und die Bereitwilligkeit ausgesprochen wird, 
für die Einheit des Vaterlandes zu kämpfen. 
Vom Streit in der thüringischen Metallindustre. 
W. Erfurt, 13. Juli. Da die Streiks in verschiedenen 
netallindustriellen Betrieben Erfurts bisher nicht beigelegt sind, 
zeschloß der Verband thüringischer Metallindustrieller, am 
29. Juli die sämtlichen organisierten Arbeiter der ihm angehö— 
denden metallindustriellen Betriebe auszusperren. Sechzig Pro— 
zent der gesamten Arbeiterschaft werden davon betroffen. 
Der Generalstreik in Saragossa. 
Madrid, 13. Juli. Der Generalstreik in Saragossa nimmt 
einen sehr heftigen Charakter an. Die Zivilgarde mußte ver— 
chiedene Male mit den Waffen in der Hand Gruppen von 
Ztreikenden auflösen. Die Cinq-Mars-Straße wurde von beiden 
Zeiten von der Gendarmerie eingeschlossen die dann mit dem 
Bewehr in der Hand auf die Streikenden losging. Es hat 
dabei mehrere Verletzungen gegeben. Sieben Ausständige sind 
verhaftet worden. Die Zeitungen erscheinen seit zwei Tagen 
nicht mehr. 
Der Prozeß gegen den Grafen Wolff⸗Meiternich. 
Berlin, 13. Juli. Heute begann hier der Prozeß gegen 
»en Grafen Wolff-Metternich wegen Betrugs 
in 31 Fällen und versuchten Betrugs sowie wegen Unter— 
chlagung in je einem Falle. Der Gesamtverlust der durch die 
treditschwindeleien des Grafen Geschädigten beläuft sich auf 
33000 M. In der Verhandlung machte der Angeklagte An—⸗ 
zjaben über seine Lebensschickksale. Auf die Vorhaltung des 
Vorsitzenden, daß er auf Kosten fremder Leute gelebt habe, 
erklärte er, er habe immer gehofft, von Hause Geld zu be— 
ommen. Außerdem habe er Aussicht gehabt, sich mit der 
Tochter eines Warenhausbesitzers verheiraten zu können. Die 
1. a. vernommene Frau des Warenhausbesitzers Wertheim 
rklärte, sie habe den Grafen nur als Helfer in ihrer Fa— 
nilie bei kleinen Handreichungen benutzt; sie habe beabsich— 
igt, ihn als Reisemarschall zu engagieren. Der Angeklagte 
hemerkte dazu, er hätte sich nie als Reisemarschall engagieren 
lassen. Frau Wertheim bekundete dann weiter, daß er keine 
Aussicht gehabt habe, Schwiegersohn im Hause Wertheim zu 
werden, da die Tochter sich mit einem Leutnant hätte verloben 
ollen. Der Angeklagte habe u. a. in der Silvesternacht aus 
einem Hotel Pfannkuchen beforgt und sich gleich 20 Mevon 
dem Hotelbesitzer geborgt. Alle diese Momente hätten die 
Heirat aussichtslos gemacht. 
Cholera an Bord eines deutschen Dampfers. 
Wt. London, 13. Juli. Lloyds Agentur meldet aus 
Malta: Der deutsche Dampfer „Hispania“ ist auf der Höhe des 
diesigen Hafens eingetroffen. An Bord wurde die Cholera fest⸗ 
gestellt. Dem Dampfer wurde die Einfahrt in den hiefigen 
Hafen verweigert. Vier Mann der Besatzung, die in Neapel 
an Land gegangen waren, erkrankten, einer starb und wurde 
auf See beqraben. 
Die Waldbrand-Katastrophen. 
Newyork, 13. Juli. Nach den letzten Nachrichten aus Detroit 
sollen 500 Personen den großen Waldbränden zum Opfer 
gefallen sein. Andere Meldungen beziffern die Toten jedoch 
jedoch nur auf 50. Flüchtlinge aus den zerstörten Städten er— 
ählen, daß die Zahl der Opfer noch gar nicht übersehen 
derden könne. Eine große Panik entstand in Tawas Tity, als 
»ie Flammen in die Stadt einschlugen. Viele Frauen und 
dinder fielen in den Straßen ohnmächtig nieder. Andere 
lüchteten sich in die Kirchen und öffentlichen Gebäude, die aber 
ruch bald von den Flammen umzingelt waren. Dreihundert 
Zersonen wurden an Bord eines Dampfers genommen, der 
jerade im Hafen von Oscoda lag, und den Flammen auf 
»en Huronsee entführt. Vom Schiff aus beobachteten die Leute, 
vie ihr Besitztum in Flammen aufging. Züge der Ontario— 
kisenbahn⸗Gesellschaft haben hunderte von Flüchtlingen aus den 
Flammen gerettet. Fräulein Doris Diamond, eine der Ueber⸗ 
ebenden vom Iroquois-Theater in Chikago, erzählte, daß der 
Anblick in den brennenden Straßen furchtbar war. Männer, 
Frauen und Kinder seien tot niedergefallen. Zahlreiche Eltern 
varfen ihre Kinder in die Fluten des Huronfees, um sie vor 
dem Brande zu retten. Auch in dem Distrikt von Alpena, 60 
Meilen nördlich von Au Sable, ist Feuer ausgebrochen. Acht 
leine Städte am Huronsee sind völlig eingeäschert wordem. 
Der Schaden ist noch gar nicht zu Überseken 
Wt. Berlin, 13. Juli. Der Staatsanzeiger meldet die Ver— 
eihung der Brillanten zum Kronenorden 1. Klasse an den 
seneraldirektor Ballin. 
Wet. Berlin, 13. Juli. Antonio Goso, bisher in Triest, 
st zum Generalkonful von Uruguay für das deutsche Reich 
mit dem Amtssitze in Hamburg, anstelle des nach Genuaga ver—⸗ 
etzten Generalkonsuls Dr. Oriol Sole Rodriauez ernannt 
vorden. 
Wt. Rostock, 13. Juli. Heute tagte im Staändehaus zu 
Kostock der von 300 Mitgliedern besuchte allgemeine Rit⸗ 
erschaftskonvent, welcher eine Resolution zu dem An— 
rage des Landrates Grafen Schwerin-Mildenitz, betreffend die 
Hßrundlage für weitere Verhandlungen über die Zusammen— 
etzung der Landtagsversammlung in Mecdlenburg, annahm 
Ihne indessen auf Einzelheiten sich festzulegen, betonte die 
Ritterschaft, an folgenden Punkten festhalten zu müssen. 1. Zu. 
ammensetzung der Landtagsversammlung aus drei annähernd 
gAleichen Teilen. 2. Zusammensetzung des dritten Teils je zur 
ʒälfte aus Vertretern des Dominiums und anderweitigen Per— 
onen. Keinesteils darf diese dritte Gruppe stärker sein als 
ine der beiden anderen. 3. Ausschluß allgemeiner Wahlen, 
u denen die breite Masse der Bevölkerung hinzugezogen wird, 
. Das Recht des Ito in partes für jede der drei Gruppen, 
venn es sich um eine Aenderung der Verfassung, der obrig— 
eitlichen Rechte und der Verwaltung im Bereiche der Ritterschaft 
ind der Landschaft handelt. Der Widerspruch einer der drei 
ßruppen genügt zur Ablehnung. 5. Der so zusammengesetzten 
ruflösbaren Kandtagsverfammlung wird das volle Budgetrecht 
gewährt. 
W. Forst, 13. Juli. Vorgestern ist der Standesherr Frie d⸗ 
ich Franz Grafv. Brühl, Freiherr auf Forst und Pforten. 
erbliches Mitglieder des Herrenhauses, gestorben. 
Wt. Leipzig, 13. Juli. Das Reichsgericht hob auf 
die von dem Angeklagten eingelegte Revision das am 28. März 
vom Landgericht Berlin gefällte Urteil auf, durch das der Re— 
oakteur des Vorwärts, Wermuth, wegen Beleidigung der Po— 
tzei anläßlich der Krawalle am Wedding zu 200 MeGeldstrafe 
derurteilt wurde. Die Aufhebung erfolgte wegen der Ableh— 
X von Beweisanträgen betreffend die Ausschreitungen der 
Polizei. 
W. Saarbrücken, 13. Juli. Die Ortsgruppe Saarbrücken 
zes Hansabundes hat gestein zu dem Austritt der Herren 
kRötger und Kirdorf Stellung genommen. Nach einer Rede 
»es Direktors Knobloch vom Hansabund wurde eine Reso⸗— 
ution angenommen, in der der Austritt be— 
zauert und dem Geheimrat Riesser Dank und Anerkennung 
ür seine bisherige fruchtbringende Tätigkeit ausgesprochen wird. 
Wt. Amsterdam. 13. Juli. Trotz des Streiks werden 
zei allen großen Gesellschaften die Ein- und Ausladungs— 
irbeiten fortgesetzt. Die Schiffe werden an dem festgesetzten 
Tage mit voller Besatzung und Ladung in See gehen. Die Zahl 
»er Hafenarbeiter aus dem Auslande wächst beständig. Heute 
ind 250 Deutsche eingetroffen. Polizei und Kavallerie be— 
dachen die Transporte der Post und der Eisenbahngesellschaften. 
Wt. London, 13. Juli. Im Unterhause beantwortete 
Sir Edward Grey die Anfrage. ob er irgend eine offizielle 
Mitteilung erhalten habe, daß die Vereinigten Staaten bei 
»er deutschen Regierung wegen der Besetzung Agadirs Vor— 
tellungen erhoben hätten mit der Begründung, daß die Be— 
setzung die Interessen des Panama-Kanals schädigen würde, 
mit Nein. Auf eine weitere Anfrage erwiderte Grey, er habe 
in den Zeitungen gelesen, daß der frühere Präsident Castro 
iach Venezuela zurückgekehrt sei, eine offizielle Mitteilung dar— 
über aber nicht erhalten. 
Wt. London, 13. Juli. Die Teilnehmer an der Vrinz— 
seinrich-Fahrt machten in Alnwick Castle Station, wo ihnen der 
ßerzog von Northumberland ein Frühstück gab. 
Der deutsche Staatssekrelär von Lindequist besuchte 
n Begleitung des Regierungsrats Busse vom deutschen Reichs— 
olonialamt die Kautschukausstellung in der Landwirtschafts— 
salle. An der Besichtigung nahm der deutsche Generalkonsul 
Johannes teil. 
W. Dover, 13. Juli. Der Kaiser sandte der Küsten—⸗ 
vache in Dover als Erkenntlichleit für ihre Bemühungen bei 
den Rettungsarbeiten dee Fünfmasters „Preußtzen“ got 
dene Uhren. 
Newnork, 13. Juli. Der Repräsentant Harry von Texas 
ichtete in einer Rede im Kongreß heftige Ausfälle gegen 
Taft, weil er Hill vom Botschafterposten in Berlin habe zurück— 
reten lassen. Harry erklärte, der Posten werde für John J. 
dammond gewünscht, der mehr Aufwand treiben könne. 
Wt. Norddeich, 13. Juli. Der zweite der am 25. Juni 
n der Nordsee bei Juist mit dem Ballon „Androméde“ ver—⸗ 
uinglückten französischen Luftschiffer, Corbin, 
vurde als Leiche aus dem Wasser geborgen. Der kleine 
rischdampfer „Delphin“, Kapt. Theessen, sichtete die Leiche in 
»en Gewässern von Norddeich. Man brachte sie an Land und 
ahrte sie im Rettungsschuppen auf. 
W. Vordingborg, 13. JZuli. Der Kopenhagener Schneil— 
ug überfuhr gestern den zuleßt in Kranegaard auf der 
znsel Moen ansässigen Dr. phil. Cuut Schäfer aus Wands— 
zek, dessen Kopf volsständig zermalmt wurde. 
Teischen, 13. Juli. Infolge Wassermangels sind int 
klbebett die sogenannten „Hungersteine“ wieder sichtbar ge— 
vorden. Einer der Blöcke trägt die Jahreszahl 1115. 
W. Rom, 13. Juli. Als Bischof Macara, der bei seinen 
Verwandten in Vallelunga bei Palermo weilte, mit drei Nefsen 
inen Wagen bestiegen hatte, prangen zwei vermummte Per— 
'onen auf den Wagen, schossen auf die Insassen und ver wunx-— 
deten den Bischof sowie einen seiner Begleiter schwer. Der 
Frund des Ueberfalls soll ein dacheakt sein. 
heer und glotte. 
Köln, 13. Juli. Auf dem Truppenübungsplatz Felsenborn 
ourden interessante Schießversuche auf Ballons aus— 
seführt. Das Artillerieregiment Nr. 51 brachte mit dem neun⸗ 
en Schuß einen Ballon zur Erde. Das Artillerieregiment 
Kr. 15 schoß nach wiederholten Versuchen das den Ballon hal⸗ 
ende Drahtseil entzwei. Der Ballon verschwand darauf in 
üdwestlicher Richtung über die Grenze. 
W. Berlin, 13. Juli. Angekommen sind: „Pianet“ am 
30. Juli in Matupi (Neu-Pommern), „Vineta“ am 12. Juli 
n Bergen, „Hertha“ am 13. Juli in Drontheim, „Tsingtau“ 
im 13. Juli in Canton. In See gegangen: „Grilkle“ am 
11. Juli nach Hörnum (Ankunft daselbst am 12. Juli, Weiter— 
'ahrt am 13. Juli), die amerikanischen Schulschiffe , Jowa“, 
„Indiana“ und „Massachusetts“ I3m 12. Juli von Kiel. 
Umlehr im Dreadnought-Bau? Die britische Admiralität 
oll beabsichtigen, eiie Aenderung in ihrer Dread— 
nought-Politik eintreten zu lassen; die neuen Schiffe 
ollen zwar eine Verstärkung und Vergrößerung der Schnellig— 
eit, des Panzerschutzes und der Geschütze aufweisen, aber die 
zröße foll vermindert werden. Die Admiralität hat 
ich entschlossen, anstatt der bisherigen zehn schweren Geschütze, 
nit denen die Schlachtschiffkreu'jer ausgerüstet waren, den neuen 
S„chiffen nur noch 6 schwere Geschütze zu geben, und zwar 
5⸗Zoll-Kanonen. Der Tonnengehalt wird deshalb kaum mehr 
ls 17500 To. betragen. Die Admiralität ist der Ueberzeu— 
ung, daß die neuen 15-Zoll-Kanonen eine derartige Durch— 
chlagskraft und Tragfähigkeit haben werden, daß die neuen 
Rreadnoughts dem älteren Schiffstyp, der nur mit 12, 13,56, 
»der 14-Z3oll-Geschützen ausgerüstet ist, selbst wenn die Wa'ser⸗ 
»erdrängung der Schiffe 50 v. H. mehr betragen sollte. über— 
»gen gegenübertreten können.
	        
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