Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Donnerstag, den 13. Juli 191. 
Morgen⸗Blatt Ur. 348. 
Ausgabe A. 
e 
frohes Kichern. Die Badeverwaltung kann mit dem Erfolg 
des Festes wohl zufrieden sein, denn die große Zahl der Lust⸗ 
wandelnden bewies das lebhafte Interesse an der schoͤnen Ver⸗ 
anstaltung. — ——— 
a3 * —ã T t/ * 
ganßeftdte. * 
Hamburg, 13. JZuli. Die groben Sommer 
ser en für die hamburgischen Schulen haben begonnen. Fünf 
Wochen lang bleiben die Pforten aller Schulen geschlossen. 
(GKleine Nachrichten) Sieben Knaben von 
inem scheugewordenen Gespann überfahren. 
Dienstag nachmittag kam ein Trupp Zöglinge der staatlichen 
Zwangserzie hungsanstalt Ohlsdorf vom Baden und wollte die 
Anstalt aufsuchen. Als sie die Ohlsdorfer Straße passierten, 
cheuten dort gerade zwei vor einen Wagen gespannte Pferde 
uind gingen durch. Die Pferde rasten in den Trupp 
hinein und richteten eine fürchterliche Verwirrung an. Als 
zas Gefährt voruber war, lagen sieben Knaben am Boden. 
Zwei Knaben waren tot, die anderen fünf mehr oder 
minder schwer verletzt. 
Bremerhaven, 13. Juli. Der Staatssekretär des 
Reichsamtes des Innern, Dr. Delbrück, und Ministeriab⸗ 
direklor von Joncquieres trafen Dienstag früh hier ein, 
um die neuen Hafenbauten und die Einrichtung des Nord⸗ 
deutschen Lloyd zu besichtigen. Die Herren nahmen an der 
Ausfahrt des nach Newyork in See gehenden Sethnelldampfers 
des Norddeutschen Lloyd, „Kronprinzessin Cecilie“, teil und 
kehrten dann mit einem Tender nach hier zu ück. 
Schles wig⸗ Holstein. 
Segeberg, 13. Juli. Bahnbau Kie ̃Sege⸗ 
bergundneueBahnlinieninder Provinz. Es steht 
—D— die 51 
Kilometer lange Bahnstrecke Kiel-Segeberg spätestens am 
L. Januar ganz vollendet und in ihrer vollen Ausde hnung 
eröffnet wird. Die Arbeiten vollziehen sich so glatt, daß 
die Möglichkeit der Eröffnung schon für den 1. November 
hesteht. Die ganze Linie soll gleichzeitig dem Verkehr über⸗ 
geben werden. Vor kaum Jahresfrist wurde der Bahnbau 
zegonnen. Ein Uebelstand ist, wie mehrfach erwähnt, die ab⸗ 
zelegene Lage des Kieler Endbahnhofs, der, 1us Kilometer 
bon dem Kieler Hauptbahnhof entfernt, an der äußerften 
Hrenze des Stadtgebiets Kleingaarden seinen Platz erhalten 
hat. Die Strahenbahngesellschaft will sich nur zur Herstellung 
ziner Verbindung des Bahnhofs mit dem städtischen Schienen⸗ 
ietz verstehen, wenn ihr 30 000 M Subvention geleistet wer⸗ 
den. Man hofft immer noch auf eine glückliche Lösung. Es 
verden vier Züge täglich in jeder Richtung verkehren. Die 
Fertigsteluung der Kiel-Segeberger Bahn wird auch eine 
Förderung der geplanten und von den Beteiligten als 
notwendig erachteten Bahnprojekte bringen. In erster Linie 
handelt es sich um die Erschließung des dänischen Wohlds. 
em noch immer jeder Bahnverkehr fehlt. Die Linienfüh— 
rung macht hier große Schwierigkeiten, doch dürfte eine 
Schleifenbahn von Kiel-Suchsdorf über Friedrichsort-Dänischen⸗ 
dagen nach Gettorf zustande kommen, an die sich die pro— 
ektierte Linie Gettorf-Rendsburg anschließt. Die Baukosten 
stellen sich fuür die 51 Kilometer lange Gesamtstrecke aquf 
Zzut 2,5 Mill. M, von denen 1,5 Mill. Miauf die Teilstrede 
Rendsburg-Gettorf entfallen. Voraussichtlich werden sich zwei 
Aktiengesellschaften bilden. Die Marine-Verwaltung steht dem 
Bahnbau fördernd gegenüber. Sie wird mindestens eine 
PViertelmillion Mark zum Baukapital hergeben und einen Ver—⸗ 
kehr von jährlich 1300 Waggons garantieren. Die neue Bahn 
Kirchbarkau — Preetz —Lütjenburg entwickelt sich gut. Der Ver— 
kehr, der anfangs gering war, befriedigt sehr; er wird 
mit der Fertigstellung der Linie Kiel—-Segeberg erheblich 
steigen. Ein neuer Zubringer ist die geplante und schon 
ausgearbeitete Linie Kirchbarkau— Neumünster, die die Ort— 
chaften Bissee, Groß⸗Buchwald, Negen⸗, Fief-, Groß⸗ und 
Klein⸗Harrie vorzüglich mit Kiel verbinden wird. Die Küsten— 
bahn Schönberg —Lütjenburg —Oldenburg wird nur langsam 
gefördert, das Projekt hat aber gute Aussicht auf Verwirk—⸗ 
lichung. Kiel kam damit rechnen, daß sein steigender Be— 
darf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, der mitunter schwer 
zu decken ist, durch die Erweiterung des Bahnnetzes glatt be⸗ 
friedigt werden wird. 
Elmshorn, 12. Juli. Fortführung des Streiks. 
In einer öffentlichen Versammlung von Lederarbeitern wurde 
mit 244 von 245 abgegebenen Stimmen die Fortführung 
des 12 Wochen dauernden Streiks beschlossen. 
Großzherzo gtum Osdon hur Fürstentum Lübed. 
B. Niendorf, 12. Juli. An dem Fortbildungs- 
schulkursus am 1. Juli in Oldenburg nehmen Lehrer 
Becker hierselbst und Nissen-Seeretz teil. 
B. Timmendorfer Strand, 12. Juli. Er⸗ 
brochen und bestohlen sind in der Nacht auf Montag 
mehrere Strandkörbe und buden. U. a. werden folgende 
Sachen vermißt: ein Paar lange Fischerstiefel, ein Paar Halb⸗ 
tiefel, Gummischuhe, eine wollene Schlafdecke, ein goldenes 
Medaillon mit Kette, 8 Paar Herrenstrümpfe, eine Handtasche 
mit einem Buch der Leihbibliothek Ettler, Hamburg, und meh— 
rere Geldbeträge. 
Großherzogtümer Wlecklenburg. 
Schwerin, 12. Juli. Vom Johanniterorden. 
Prinz Eitel Friedrich von Preußen hat als Herrenmeister des 
Johanniterordens u. a. folgenden Ehrenrittern den Ritterschlag 
und die Investitur erteilt: dem Rittergutsbesitzer Graf Wolf 
von Baudissin auf Jessenitz, dem Rittergutsbesitzer Dr. 
Wilhetim von Oertzen auf Brunn (Medl.Strel.), dem Major 
àNla suite des Mecklenburgischen Kontingentes Hermann von 
Schultz auf Balow bei Grabow, dem Kammerherrn Ritt⸗ 
meister der Reserve des Dragonerregiments Nr. 18 Fideikom- 
nißbesitzer Geora v. Behr⸗Negendand auf Torgelow bei 
Waren, dem Rittmeister a. D. Fideitlommißbesitzer Frhr. Günther 
b. Tiele-Windler auf Vollrathsruhe, dem Rittmeister a. D. 
o. Michael auf Bassow, dem Rittmeister a. D. Karl von 
Enge!l auf Wamdow b. Sternberg, dem Rittmeister der Re— 
serve a. D. Hans v. Engel auf Breesen bei Neubranden- 
hutg und dem Leutnant der Landwehr a. D. Fritz von 
Zepetin aut Clausdorf bei Neubukow. 
— — 
Tagesbericht. 
Lübecd, 13. Juli. 
Zum Obetlehrer am Lehrerseminar ernannt hat der 
Senat zum 1. August d. J. den Schulamtskandidaten Herrn 
Dr. phil. Max Schurig aus Leipzig. 
Aus dem hiesigen Schuldienst entlassen hat der Senat 
zum 1. Oktober d. J. auf sein Ansuchen den Oberl:ehrer an 
der Realschule zum Dom Herrn Ernst Stemmann. 
p. Ladenderkeht am Vollsfestsonntag. Vom Vorstand des 
Lubedischen Detaillisten-Vereins wird uns auf Grund einge— 
Fogener Erkundigungen mitgeteilt, daß am Volksfestsonntag, 
disge am 16. Juln die offenen Verkaufsstellen wie in den 
Voriahren bis 6 Uhr nachmittags offen gehalten werden 
durfen. Dagegen ist am Sonnabend vorher, also am 15. Juli, 
de Offenhalten der Läden nicht mehr wie früher bis 10 Uhr 
abends, sondern nur bis 9 Uhr abends gestattet. 
Die 2. diesjährige Prüfung von Maschinisten auf Ser— 
dampfschiffen findet am 31. d. M. und folgenden Tagen in 
V Schulräumen, Hafenstraße 2, statt. (S. Bek. im amtl. 
eil.) 
x Zum Vollsfest werden vom Polizeiamt im amtlichen 
Teil dieses Blattes Bekanntmachungen veröffentlicht: betr. den 
Verkehr im Handelsgewerbe am Sonntag, Verbot des Verkaufs 
und der Benutzung von sogen. Konfetti, Pfauenf:edern, Feder⸗ 
büscheln ꝛc., lärmenden Blasinstrumenten und andern, das 
Publikum belästigenden Gegenständen, und Warnung an die 
Fahnen- und Bannerträger vor Berührung der Drähte der 
Etrabßenbahn. 
Sonderzüge. Aus Anlaß des Ferienbeginns der Ham⸗ 
burger Schulen werden am 13., 14. und 15. d. M. im Anschluß 
an die Eilzüge ab Hamburg 8.88 vorm. und 3.41 nachm. fol⸗ 
gende Sonderzüge von Lübeck nach Malente-Grems⸗ 
mühlen besördert, die auf den Bahnhöfen Schwartau, Pans—⸗ 
dorf, Bhf. Gleschendorf und Eutin anhalten: Lübed ab 9.62 
vorm., 4.22 nachm., Eutin an 10.42 vorm., 5.03 nachm., Ma— 
lente-Gremsmühlen an 10.52 vorm., 5.12 nachm. Zur Be— 
nutzung dieser Sonderzüge berechtigen gewöhnliche Fahrkarten 
1.-3. Klasse. — Zur Bewältigung des starken Personenverkehrs 
bei Beginn der Hamburger Schulferien werden auf der Lü— 
bed-Hamburger Eisenbahn folgende Vorzüge zu fahr⸗ 
planmäßigen Zügen befördert: Donnerstag, den 18. und Frei— 
tag, den 14. Juli. Vorzug 7. Schnellzug Hamburg— 
Dravemünde 1.-23. Kl. Hamburg ab 9.05, Lübeck an 
10.00, Waldhalle⸗Schwartau an 10.15, Travemunde an 10.32 
bormittaas. Der Hauptzug D7, ab Hamburg 9.13 vorm., führt 
an diesen Tagen keine nach Travemünde durchgehenden Wagen. 
Vorzug 341. Personenzug Hamburg—-Lübeck 1.A. 
Samburg ab 10.16. Lübed an 11.50 vorm. mit Halt auf allen 
wischenstationen. Sonnabend, den 15. Juli. Vorzug 7. Schnell⸗ 
zug Hamburg-VTravemünde 1.-3. Kl. und Vorzug 341 
Personenzug Hamburg—-Lübeck 1.—-4. Kl. wie am Don⸗ 
nerstag, dsem 13. Juli. Vorzug 50. Eilzug Hamburg— 
Dravemünde L.. Kl. Hamburg ab 3.00, Lübeck an 3.59, 
Waldhalle-Schwartau an 4. 11, Travemünde an 4.29 nachm. 
Vorzug 3. Schnellzug Hamburg-Travemünde 1. bie 
3. Kl. Hamburg ab 5.12, Lübeck an 6.06, Travemünde an 
ß. 35 nachm. Der Hauptzug Ds3, ab Hamburg 5.20 nachm., 
führt ain diesem Tage keine nach Travemünde durchgehenden 
Wagen. Vorzug 317. Personenzug Hamburg—Lübechl1 
bis 4. Kl. Hamburg ab 7.20, Lübed an 8.50 abds. mit Hali 
auf allen Zwischenstationen. Die Benutzung der Vorzüge so— 
wie Lösung der Fahrkarten und Aufgabe des Gepäcks am Tage 
vor Reiseantritt wird dringend empfohlen. 
wWeimarfahrt des Katharineums. Wä de ⸗ 
ferien unternehmen 30 Schüler und 2 vrp deerer 
unter Führung des Herrn Oberlehrers Dr. Deecke eine ge— 
meinsame Fahrt nach Thüringen. In Weimar werden * 
Goethe- und Schillerstätten besucht und sodann vom 1. bis 
5. August die Nationatfestsoiele im Weimarischen Hoftheater 
ju denen Teilnehmer aus ailen Teilen Deutchands einsuüeß: 
lich der deutschen Auslandsschulen eintreffen Zur Aufführun 
gelangen Hebbels „Nibelungen“ J. und ii. Zeu (I. Au 
Shalespearts „Othello“ (2. Aug.), Grullparzer⸗ Weh 35 
der lügt“ (4. Aug.) und Schillers „Näuber“ (5 —8 * 
EStandquartier der Lubeder Schmer ist Hotet Abier Rrenn 
werden 3305 Schüler mit ihren Lehrern diese Weimarer N * 
festspiele in der Zeit vom 18. Jui bis 12. August map 
6 4 
Rndedeheeeann einet Tierjeuche auf Menschen. Bei einem 
el stellte der Arzt eine Erkrankung der Mund 
höhle fest, die der Maul-und Klauenf —* 
— euche der Tiere 
rkrankung ist vermutlich auf den Genuß 
oon roher Milch kranker Tiere ück ü 
Sie äuhert sich 5 
Sie durch Entzundung an den Mundschleimhäuten 
Blasenbildung, sowie bei Kindern durch Durchfall. Gerade 
etzt, wo die Maul- und Klauenseuche auherordentlich weit ver 
oreitet ist, sollte der Genuß unabgekochter Milch gänzlich ver— 
ben e ide etwa7 Minuten langes Weiler ko chen 
jed 
——— S erhitzten Milch werden erst die An— 
S Zwangsverkäufe. Im Termi i 
am 11. Juli 1911 wurden — —A —— 
1. Wahmstrabe 92, der Ehefrau des —*5— —* 
helm Vuls, Friederike Wilhelmine Caroline, geb. ee 
pyrp Sack, zu Lübech, geherend, beschwert mit 15 500 M. Mein⸗ 
ietender blieb mit einem Gebote von 4500 Muder Kaufmann 
ugo Johannes Gustav Röper zu Lübeck. Ueber den Zu—⸗ 
chlag soll am 25. Juli 1911 entschieden werden. — 2. Ersté 
Dene oppel 3, den Erben des Kunstgärtners Ludwig 
Aedid Carl Dehn zu Lübeck gehörend, beschwert mit 4,73 M 
* ndenen von 8100 M. Weistbietender blieb mit einem 
—* g 4.718 MeGrundhauer und 4800 Muder Privat—⸗ 
— riedrich August Hermann Linde zu Lübeck. Ueber den 
Pinn ag soll am 25. Juli 1911 entschieden werden 
8. Och senkoppeln, den Ecben des Kumstoartners Lud- 
wig Friedrich Carl Dehn zu Lübeck gehörend, beschwert mit 
173 m nhas und i780 , Wieistbielende bleb mi 
uAnem Gebote poi 8,183 in Srundbauer und 10800 Mdie 
uαÛαοαααα 
andelsgesellschaft Gerbitz & Wiebicke zu Hamburg⸗ 
ne o gep Zuschlag soll am 18. Juli 1911 entfchieden 
en. 
e Julli⸗ Slernschnuppen. Nach zweimonatiger Paufe w den 
eriodishen Siernfschnuppenfällen beginnt in diesem Monai 
wiebder eine regere Meleortätigkeit, die bis in den Dezember 
an. Im Jun allein begegnet die Erde sieben bemerkens 
deleren Schwärmen, von denen der vom 26. bis 28. Zuli 
Imn iebhaflesten tätig ist. Die Meteore kommen aus einer 
Hegend im nordwestlichen Teile des „Pegasus“ und sũdost⸗ 
sichen Teile des „Schwans“, Sternbilder, die ijetzt abends 
im Osten stehen. Zwar beeinträchtigen die gegen Ende Jult 
och recht heilen Nächte die Beobachtung etwas; das Mond⸗ 
sh sidn aber zu dieser Zeit nicht, da auf den 285. Juli 
Neumond fällt. — 
Scqhöffengericht. Sitzung vom 11. Juli. Wegen 
diebstahls, Betruges und Unterschlagung bezw. 
Zehlerei sind angeklagt: 1. der Arbeiter Wilhelm K., 2. 
er Arbeiter Adolf Schr., 3. der Arbeiter Karl N., 4. die 
khefrau Auguste N. und 5. die Ehefrau B., hier. K. und 
Schr. waren hier bei der Firma P. & Co. tätig. Dort soll 
K. fortgesetzt der Firma Steinkohlen weggenommen haben. 
Durch dieselben Handlungen soll er Kunden der Firmo 
geschädigt haben, indem er sie in den Glauben versetzte, 
cje erhielten das bestellte Quantum Kohlen, während er einen 
Teil der Kohlen für sich behielt und diese teils verlaufte. 
eils verschenkte. Die übrigen Angeklagten sollen von dem 
Angeklagten K. für ein billiges Geld von der gestohlenen 
bezw. unterschlagenen Feuerung angenommen haben, obwohl 
fie sich hätten sagen müssen, daß sie unrechtmäbig erworben 
sei. Das Urteil lautet gegen K. auf 1 Monat Gefängnis, 
zegen die übrigen Angeklagten auf Freisprechung. — Wegen 
zemeinschaftlicher Körperoerletzung sind angeklagt 
die Schornsteinfegergesellen VPaul Gr. und Karl St. In der 
stacht zum 16. Mai d. J. begegneten sich in der Mühlenstraße 
die Angeklagten und der Arbeiter Gl. Einer der Angellagten 
nachte eine Bemerkung, die Gl. auf sich bezog, und äußzerte? 
„Geh du nur ruhig deiner Wege“. Sofort wurde Gl. hin— 
ind hergestoßen, er fiel nieder und wurde dann mit Stöcken 
zeschlagen. Die Angeklagten werden zu je 20 M Geldstrafe 
v. 4 Tagen Gefängnis verurteilt. — Wegen Unterschla— 
rung und Diebstahls hat sich der Arbeiter Adolf Schr. 
zier zu verantworten. Schr. hatte öfter Feuerung nach Lauer⸗ 
jof zu fahren. Dort soll er auf Bitten von Gefangenen, 
ie beim Abladen von Feuerung behilflich waren, diesen kleine 
Zuantitäten Kautabak zugesteckt, und diese sollen ihm dafür 
wei im Gefängnis angefertigte Fußmatten zwischen die Säcke 
estedt haben, die Schr. dann für sich behielt. Ferner soll 
ex auch bei dem Kaufmann Se. Feuerung abzuliefern gehabt 
ind bei dieser Gelegenheit aus dem Se.schen Lager 5 Pakete 
Nägel und 2 Pakete Nieten weggenommen haben. Er wird 
u einer Gefängnisstrafe von 8 Tagen verurteilt. — Wegen 
zeleidigung hat sich der Gärtner Wishhelm Ro. aus 
Affendorf zu verantworten. Am 13. Mai hatte der An— 
eklagte am Kohlmarkt einen Gemülekorb auf den Bürgersteig 
jesetzt und hatte für längere Zeit eine Wirtschaft aufgesucht. 
Als er zurückkehrte, war der Korbh nicht mehr da, der war 
nzwischen zur Polizeiwache geschafft. Dieser Vorgang diente 
»em Angeklagten zum Anlaß. einen am Bahnhof stationierten 
Schutzmann, den die ganze Sache nichts anging, in arger Weise 
‚u beleidigen. Er wird zu 40 MiGeidstrafe ev. 8 Tagen 
Gefängnis verurteilt. — Des Diebsttahls hat sich der Fabrik— 
arbeitet Johann G. schuldig gemacht, indem er am 3. Juli 
uu Vorwerk seinem Logisgenossen, Arbeiter C., cine Taschenuhr 
wegnahm. Er wird zu einer Gefängnisstrafe von 1 Woche 
»erurteilt. — Wegen Körperverletzung hat sich der 
Tapezier Hans Sch. zu verantworten. Der Angeklagte be— 
tkeiligte sich an dem Tapezierstreif. Er hatte es selbst auf 
»ie Lehrlinge abgesehen, weil diese arbeiteten, wenigstens hat 
er den bei einer hiesigen Möbelfabrik beschäftigten Lehrling 
ẽ. Streikbrecher beschimpft und hat ihn wiederholt mit der 
dand an den Kopf geschlagen. Das Urteil lautet auf 1 Woche 
Hefängnis. — Wegen Unterschlagung haben sich nicht 
weniger als vier bisherige Schaffner der Straßendahn zu ver—⸗ 
antworten. Alle haben sie dadurch, daß sie Billetts, die 
schon verkauft und von den Abnehmern achtlos im Wagen 
fortgeworfen waren, aufsammelten, wieder verkauften und die 
so erhaltenen 10 Pfg. für sich behielten, sich der Unterschla⸗ 
zung schuidig gemacht. Sie werden zu je5 Tagen Gefängnis 
verurteilt. 
Die Wasserwürme in den städtischhen Badeanstalten be⸗ 
trug am 12. Juli: im Krähenteich 23 Grad Celsius. auf dem 
Falkendamm 21 Grad Celsius. 
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
man uns: Die reizende Operette „Nanon, die Wirtin vom 
goldenen Lamm“, die bei ji:der Aufsührung stürmischen Bei— 
fall erweckte, kann nur noch heute, Donnerstag, zur Dar—⸗ 
tellung gelangen, da schon am kommenden Dienstage, Der 
Obersteiger“ erstmalig in Szene geht. Freitag ist die zweite 
und letzte Wiederholung von H. Ibsens „Der Volksfeind“. 
Die volkstümliche Sonnabend-Vorstellung bringt eine noch— 
malige Aufführung von J. Offenbachs „Die schöne Helena“ 
and für Sonntag werden die beiden Lustspiele „Im weißen 
Rößl“ und die Fortsetzung „Als ich wiederkam“ vorboreitet. 
G. Travemünde, 13. Juli. Ein großer Iklumi— 
rationsabend fand Dienstag, von herrlichem Wetter be— 
zünstigt, in der Parkallee statt. Nach dem glähend heißen 
Sommertag folgte ein schöner milder Abend, der die Bade⸗ 
zäste in Scharen in das Freie lockte. Kaum setzte die Dämme— 
nerung ein, als schon in der dunklen Parkallee Lampe auf 
Lampe aufflammte und zur Promenade lockte. Die Musil 
pielte muntere Weisen und die Gesamtwirkung war eine glän⸗ 
zende. In den Anlagen am Kalvarienberge leuchteten, wie 
Glühwürmchen verstreut, einzelne Lämpchen auf und verliehen 
dem Bild einen eigenen Zauber. Das Ganze eine „Italienische 
Nacht“. Nur die sudländische Leichtlebigkeit fehlta. Kein Uber⸗ 
nütiges Lachen ertönt im Sguptwege. Ernst, fast gemessen, 
schreiten die Paare auf und ab. Nur in den dunkleren Seiten⸗ 
wegen hört man hin und wieder verstohlenes Geflüster vns
	        
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