Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

ste nach Dresden über, wo sie sich n 
—28 eee D heese eo später 
eiratete sie sich mit dem Helde n ver⸗ 
————— — ndarsteller Emil v. d. 
ũ 221 
aichen Gastspiele mit Rosa z * Orrg d —8888 
im Tivolitheater älteren Theater be en⸗Sidebrandt 
dürfte. Eine Tochter dieser Ehe 38 Zehlbelaunt ser 
schauspielerin Susanne v. d. Ost ie Dresdenet Hof⸗ 
d. ‚die mit dem E 
des Bremer Schauspiels unte g Ac 
* r Direktor Erdmann-Jesnitzer 
im Winter 1904/05 als Wil i nn Jesnitzet 
ee eee *—63 ——— * um⸗ 
der Stadthalle mit oͤsi 
Tochtern. die ieeee e Von ihren 
die Dresdener Kammersängerin Eva v n nhnren ist 
ane nee uhsie in in Labea A— 
ie rermen gefeieri e ungemein als 
eDer Ve ü 
rkehr Lübecks 8 Elbe ⸗Trave ganal 1911. 
We3 Traah. Lad Ttadi Lad. 
m Januar 
im IPeee 326 7 9 — à 
4J vcz 35 398 is oð 
w Wye 443755 15323 333 85 
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in Zuti 8336 14 305 58 534 
bis Ende — —1 67 o2 
I un AIO3 2 öö öο 2 7ö 
Jahre 1911 — — 70 796 
⸗Der Zentral⸗Fischereive rein füur 
dem nicht nur die e ee Dcrieede in 
Lubeds vereintgt sind, sondern auch die rr re 
besiver und See- und Teichwirte d ie sonstigen Fischerei- 
haͤlt am Somnabend, dem 22. Juli — ece 
burg seine 36. o rdentliche Versammiun anee in Ratze⸗ 
aue reichliche Tagesordnung aufgestellt 7 a sir die wieder 
er Eisenbahnverwaltung für Gewähru de b ee 
vergünstigungen für die — aleichen Frachten- 
Bochseefischerei, sowie fur Verenn erei Wie ir de 
Einführung eines Zolles auf ——** Vaterial fur die 
werden. Prof. Dr. Schiemenz-Fried eeee ngeirner 
die Bezie hungen zwischen See⸗ und * nee Wi uper 
lag, dem 23. d. WN. findet eine *. pirngtt. m Zoun 
Ratzeburg-Lübed statt. M eressante Motorbootfahrt 
feilens aller Interefsenten an hofft auf starken Besuch 
5 Sommerliche Hitze ist sei 
—— — auch bei uns wieder 
nur 18 Grad Celsius und Montag ae 7 
im Schatten als wärmstet 543 9 10. 21 Grad Celsius 
wirde — Nordwind anzeigte, 
eenportr als wärmster Grad eine Te Wa 
els. bei leichten SW.⸗Wind gemessf vmperaher don I,Sec 
e das Thermometer unseres ** — 
e e an n e eee ee 
ie Hitzwelle, die vor einigen Ta rad Gels n Scatien 
und dann auch in —— aedn 
eint nun zu uns gekomm ich geltend machte, 
— —— 370 
ie agezeigt· Dar B7 —B neue Hitz⸗ 
abend unterbrochene ae „Die am Sonn⸗ 
nnre sn errizg 
——5 gochsitemperalur ege an. Die offi⸗ 
e auerte den —— a 5 Grad Fahrenheit 
ert an. Tatsächlich betrug die de⸗ bis nach Sonnenunter⸗ 
—A— —A 
38 — m die Leiden der — 8 vide 
en des Regens auf dem RÜa 
pfung von der ver und die allgemeine 
nenver u — 
undzwanzig Tote und 98 — estern gab es zwei⸗ 
Ait Unertraͤgliche Folgen hat un dert Ertrankun⸗ 
—* lichkeit. Gestern sind in —X —— 
8 gefallen, und es war unmö Iebn Newyorks 265 
fort, weguschaffen. Dadurch krat glich, die Pferdekadaver 
ein. Die Polizei rch trat eine Verpestung d 
e Vesnn uh ne Dberang be — 
itze dehnt gen zu 
* osten nen my sboer den ganzen Osten 
Deh i20 Grad. Durch die furch in Albany auf der 
verhi der Flug A. T. Woods von iue Temperatur ist 
8 — worden. Der Flieger —— * Vege 
— 2 — es war ihm unmögli reima en Auf⸗ 
* amtliche Wetterprognose 8 nn rcnen. 
a der Hitze. et keine Aussicht auf das 
SGegen die langen Su 
3 
achung, in der mi nesige Polizeiamt jetzt auch 
die solche Hut er mitgeteilt wird, di uch 
« Hutnadeln tr wird, daß gegen Damen 
Sen n dadurch en e —* 
polizeiordnung vom 11 rund des 8 82 der 
—— ee wird e duie y 
echer Straßenb acht, ie Direktion 
— Damen mit —8 Wesceeteen uge 
en re benutzen, zu aen ienen die 
ls dem ni ⸗1itj nadeln zu 
des 817 der em nicht entsprochen wird, si ** 
ba erordnung betr. Betri — 
88 dr ern ———— urene 
Blattes.) ekanntmachung im amtlichen We 8 
—8 Ubrendiebstãhle. Am Dienstag, de 
— nne in der e r ist wäh⸗ 
Remontoiruhr aus Tulas. rähenteich ei 
gestohlen worde Measer ni Fabru * 
Mickelkapsel u nd nn. An der Uhr besand eee 
der auf d eine Kette aus Tulasilb i e e 
Buragfelde 7 er. — Einem Arbei 
D be 1 r eiter, 
—RB eine e im Laufe des 
e hinee Die Uhr dhatte er oiruhr mit gelbem 
4 neent aufbewahrt, welches nend der Vren 
bekannt. a 3— d Fabriknummer eee 
i 8 eiger ist nicht 
—— — 
reite Nidelkette, di efand sich ei 
Kugeln versehen ist , die an beiden Seiten mit —* 
— — — — — — — 
sschwurgericht Lübeck. 
12. Ta a.) 
V Lübec, 12. Juli. 
Unterschlagung und Urkundenfälschung. 
Auf der Anklagebank saß heute der Steuerkassierer 
Karl August Seinrich Stéeen von hier wegen der Be— 
chuldigung, im Jahre 1811 zu Lübeck durch eine fortgesetzte 
Handluug als Beamter fremde bewealiche Sachen und zwar 
Bßelder, die er in amtlicher Eigenschaft empfangen und 
die er zur Zeit der Tat in Beslitz und Gewahrsam hatte, sich 
rechtswidrig zugeeignet zu haben und in Begiehung 
ruf diese Unterschlagung die zur Eintragung oder Kon— 
rolle der Einnahmen bestimmten Register unrichtig 
reführt zu haben und durch dieselbe Handlung, als Be— 
imter zur Aufnahme öffentlicher Urkunden befugt, innerhalb 
einer Zuständigkeit vorsätzlich eine rechtlich erhebliche 
Tatsache falsch beurkundet zu haben. 
Das Gericht besteht aus den Herren Landgerichtsdirektor 
Dr. Meyer als Vorsitzenden, Landrichter Dr. Pabst und 
Landrichter Dr. Piper als Beisitzer, Staatsanwalt Dr. 
sschenburg als Vertreter der Staatsanwaltschaft, Ge—⸗ 
richtsassistent Möller als Protokollführer und den Herren 
Heschworenen Bielefeldt-Neudorf, Maurermeister Gör— 
rer, Privatmann Ehmann, Gutspächter Felix-Benz, 
hofbesitzer Rabe, Bauinspeltor Cyrus, Werkführer Quit— 
enstädt, Uhrmacher Behrens, Stadtgärtner Barth, 
taufmann Grotkop, Maurermeister OIdenburg und 
Kaufmann Lüth. 
Die Vernehmung des Angeklagten. 
Vorsitzender: Sie waren erst Schreiber, dann pen 
ionsberechtigter Hilfsarbeiter und seit 1905 Steuerkassierer. 
Als solcher waren Sie auch Vollziehungsbeamter. — Ange 
lagter gibt das als richtig zu und schildert auf Auf— 
sorderung des Vorsitzenden seine amtliche Tätigkeit seit 1905. 
— Vorsitzender: Wie sind Sie nun dazu gekommen, die 
Unehrlichkeiten zu begehen? — Angeklagter: Am 
5. Februar mußte ich einen Wechsel von 250 Mubezahlen 
Ich konnte aber nicht bezahlen, und da ich Darlehen nicht 
rhalten konnte, vergriff ich mich an den in meinem Besitz 
efindlichen Geldern der Steuerbehörde. Die Unterichlagung 
»erdedte ich durch verschiedene Schiebungen mit einkassierten 
heldern. Die Schiebungen wurden aber dadurch entdeckt, daß 
iner Frau B., als sie zu der Behörde kam, um einen Be— 
rag zu bezahlen, gesagt wurde, sie wäre noch 
inen Betrag schuldig. Sie konnte aber nach— 
beisen, daß sie diesen Betrag bereits an mich gezahlt hatte, 
ndem sie meine Quittung vorlegte. Ich hatte aber in mein 
Lrotokoll eingetragen, daß ich Geld nicht bekommen und daher 
zepfändet hätte, diese aber erfolglos gewesen sei. Die Nach 
rorschung ergab, daß ich noch drei weitere Pfändungsprotofolle 
Jesälscht haite. — Vorsitzen der: Warum muß!en Sie nun 
die falschen Proiokolle auinehmen? — Angeklagter: Um 
den anderweitigen Verbrauch der Steuercçelder zu verdecken 
Vorsitzender: Wie sind Sie nun zu diesen Verfehlungen 
sekommen? — Angeklagter: Ich hatte zunächst 1600 M 
ßehalt. Ich wurde dann Außenbramter; di ser Dienst bringt 
nancherlei Ausgaben mit sich. Dazu kam, daß ich Krankheits 
älle in meiner Familie und meine alten Eltern zu ernähren 
Jatte. Dadurch kam ich in Schulden, die ich schießlich nicht 
nehr decken konnte. — Vorsitzender: Sie sollen etwas 
zsetrunken haben. — Angeklagter: Das ist nicht der Fall; 
rur in der letzten Zeit habe ich in begreiflicher Aufregung 
zin und wieder einmal getrunken. — Staatsanwalt Dr. 
Eschenburg: Hat der Angeklagte seine Vorgesetzten von 
einer bedrängten Lage unterrichtet und um Unterstützung 
nechgesucht? — Angeklagter: Nein. Ich hatte nicht den 
Mut dazu, da Kollegen Gesuche um Unterstützungen abge— 
chlagen worden sind und ich auch eine Dissziplinarstrafe fürch— 
ete. — Staatsanwalt Dr. Eschenburg: Der Ange— 
lIagte hat seit längerer Zeit Schiebungen gemacht. Hat er da⸗ 
nals auch schon falsche Pfändungsprotokolle angefertigt? — 
Ungeklagter: Bei diesen Listen habe ich richtig hineinge— 
chrieben: „Bezahlt“, da ich diese Summe durch nachträglich 
ingehende Gelder gedeckt habe. — Vorsitzen der: Wann 
jaben Sie die drei falschen Pfändungsprotokolle ausge—⸗ 
chrieben? — Angeklagter: An dem Tage, wo die Liste ab⸗ 
geageben werden mußte. also nachträglich. 
Die Zeugenverne hmung. 
Zeuge Steuerkontrolleur Mußfeldt: Die Frau B. kam 
zu mir und beschwerte sich, daß bei ihr ein Schreibtisch 
jepfändet sein und verkauft werden solle. Ich stellte 
Steen zur Rede. Er behauptete, es müsse ein Schreibfehler 
vorliegen. Ich übergab darauf die Sache der Behörde. Im 
übrigen habe ich Steen für einen ordentlichen und tüchtigen 
Menschen gehalten. — Zeuge Obersteuerkontrolleur Höft: Mir 
zegenüber hat Steen ohne weiteres zugegeben, die Pfän— 
dungsprotokolle gefälscht und das Geld für sich verbraucht 
zu haben. Im Bureau machte er sich ganz ausgezeichnet. 
Da er sich das Vertrauen der Vorgesetzten erworben hatte, 
vurde er zum Steuerkassierer ernannt. Nachteiliges ist mir 
über ihn sonst nicht bekannt. 
Die hierauf den Geschworenen vorgelegten Schuldfragen 
lauten auf Unterschlagung amtlicher Gelder und 
Fälschung amtlicher Pfändungsprotokolle, ob 
eine einheitliche Handlung vorliegt und ob dem Angeklagten 
mildernde Umstände zuzubilligen sind. 
Die Plädoyers. 
Staatsanwalt Dr. Eschenburg: Im Sinblick auf das 
Beständnis des Angeklagten und den einfachen und klaren 
Tatbestand brauche er keine eingehenderen Ausführungen zu 
nachen. Aus dem Tatbestand ergebe sich, daß die Schuld⸗ 
ragen zu bejahen seien und dem Angeklagten, obgleich die 
Fälschungen an sich nicht gerade leicht lägen, im Hinblid 
auf seine Verhältnisse mildernde Umstände zuzubilligen. 
Herr Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Meyer: In tatsach⸗ 
icher Hinsicht habe er den Ausführungen des Herrn Staats⸗ 
anwalts nichts hinzuzufügen. In rechtlicher Beziehung er— 
cheine es ihm aber zweifelhaft, ob der Angeklagte in Be— 
iehung auf die Unterschlagungen die Steuerregister gefälscht 
at. Die einkassierten Gelder seien zwar unterschlagen, aber 
ꝛie Register derzeit richtig gefuhrt worden. Eine unrichtige 
Führung der Register sei erst am Schluh der Sache einge— 
reten. Da habe der Angeklaqte nicht mehr unterschlagen, 
sondern in bezug auf die nicht stattgehabten Pfändungen 
habe er die Protokolle und Register gefalscht. Zum Echiuß 
wies Redner darauf hin, daß der unterschlagene Betrag sich 
nur auf 400 M belaufe, obgleich dem Angeklagten große Summen 
durch die Hände gegangen seien. Auch sei er nur durch drudende 
Schulden zu der Unterschlagung gedrängt worden. Darum 
seien ihm mildernde Umstände zuzubilligen. 
Staatsanwalt Dr. Eschen burg: Die Ausführungen des 
Serrn Verteidigers hinsichtlich der Fälschung der Steuerregister 
seien doch nicht zutreffend. Von der Unterschlagung der 
elder sei die Fälschung der Register nicht zu krennen; das 
eine bedinge das andere 
Herr Rechtsanwalt Dr. Meyer hielt demgegenüber sei 
— yer hielt demgegenü er seine 
Der Wahhrsyruch der Geschwotenen 
lautete auf schuldig der Unterschlagung nsischer Gelder und der 
Uꝛkundenfälschung, dagegen nichtschusdig der Führung unrich 
tiger Einnahmeregister. 
Herr Staatsanwalt Dr. Eschenburg beantragte sodann 
mit Rüchssicht darauf, daß der Angeklagte eine nicht unerheb⸗ 
ciche Summe unterschlagen, er das seitens der Behörde in 
ihm gesetzte Vertrauen schwer getäuscht und es unterlassen hat. 
sich in seiner Notlage zweds Gewährung einer Unterstützung 
oder eines Tarlehns an seine Behörde zu wenden und durch 
die Fälschung der Pfändungsprotokolle viel Unheil hätte ent— 
stehen können, eine achtmonatige Gefängnisstrafe. 
— Verteidiger Herr Rechtsanwalt Dr. Meyer ersuchte um 
eine mildere Strafe, da der Angeklagte bisher sich siets 
jut geführt hat, der unterschlagene Betrag ein nur sehr 
leiner gewesen ist im Vergleich zu den großen Summen 
»ie durch die Hand des Angeklagten gegangen sind unb 
»er Angeklagte sich in drückender Geldverlegenheit befunden 
hat, die er seiner Behörde nicht hat offenbaren können, wenx 
er nicht Gefahr laufen wollte. disziplinarisch bestraft zu 
werden. 
Das Urieil 
lautete auf 5 Mosnate Gefängnis und Tragung säm⸗⸗ 
iicher Kosten. In der Urteilsbegründung wurde ausgeführt, 
»aß das Gericht die Notlage des Angeklagten strafmildernd 
nerücksichtigt habe, andererseits aber erschwerend ins Gewicht 
gefallen sei, daß der Angeklagte ein seit Jahren seine Pflicht 
senau kennender Beamter sei, der in ziemlich geschickter 
Veile amtliche Gelder unterschlagen und falsche Protokolle 
ngefertigt habe. Ein solches Verhalten eines Beamten habe 
caicht mit der gesetzlich zulässigen Mindeststrafe geahndet werden 
önnen. 
Der Angeklagte wie auch die Staatsanwaleschaft erklärten 
ich mit dem Urteil einverstanden, so daß di ses sofort rechts⸗ 
räftig wurde. 
Neueste Nachrichten und Telegramme. 
He goland als selbstãndige Fortifiiation. 
W. VBerlin, 12. Juli. Vom 1. August ab wird auf Hel— 
zoland zunächst eine provisorische Fortifikation errichtet, die 
etzige fortifikatorische Leitung auf Helgoland von Cuxhaven 
ihgezweigt und selbständig gemacht. 
Wachsende E biiterung zwschen Spaniern und Marollantrn. 
W. Paris, 12. Juli. Agence Havas meldet aus 
Elksar vom 10. Juli: Oberst Sylvestre weigerte sich, den marok⸗ 
ranischen Soldaten, die in die Heimat zurückktehren wollen, 
die ihnen abgenommenen Waffen zurüchzugeben und ließ 
nehrere Briefe des Leutnants Thiriet, des Instrukteurs 
der scherifischen Mahalla, welche darauf Brzug ha'ten, unbe⸗ 
antwortet. Grohße Erregung herrscht infolgedessen unter den 
Soldaten des Machsens, die auf die spanischen VPatrouillen 
chiehen wollen, die sich bis auf hundert Schritt den Schild⸗ 
vwachen des Lagers von Bouznah nähern. Man frchtet, 
sie nicht mehr zurückhhalten zu können, ebensowenig wie die 
tzewohner der Stadt, die empört sind, daß die Spanier 
in alle Moscheen eindringen. Mehrere Soldaten des Machsen 
ind von den Spaniern angeworben und durch hohen Sold 
estgehalten worden. J 
Großze Kundgebung des französischen Nationalsestes in Vor⸗ 
bereitung. F 
W. Paris, 12. Juli. Der Verband der Syndikate des 
Seine departements ließ einen Aufruf anschlagen, in dem das 
Proletariat aufgefordert wird, am 14. Juli, dem Tag des 
Nationalfestes, Straßenkundgebungen zu veranstalten und da— 
durch an den Kampf zu erinnern, den das Volk gegen die 
herrschende Klasse führen müsse, um ein wenig bessere Da— 
seinsbedingungen zu erlangen. 
Lãrmssene in der französschen Kammer. 
W. WVaris, 11. Juli. Kammer. Jaurèds brachte einen 
Antrag betreffend die Einrichtung eines Disziplinarrates für 
zie Absetzung der Eisenbahnangestellten ein. Sogleich brach 
in ebenso heftiger Lärm wie gestern los. Darauf verlieh 
Jaurès die Tribüne mit der Erklärung, solange die Radikalen 
»en Antrag der Soxꝛialisten nicht besprechen wollen, werden sie 
hr Budget nicht belommen. GBewegung) Jaurès betrat 
ꝛann die Tribüne wieder und eirklärte, sein Antrag würde 
es ermöglichen, aus der Verlegenheit herauszukommen, in der 
iich die Radikalen in bezug auf die Wiederherstellung der 
entlassenen Eisenbahnbeamten befänden. — Der Wiinisterpräsident 
erwiderte, er widersetze sich der Ueberweisung des Antrages 
an die Kommission nicht, aber er könne nicht zulassen, daß 
die Kammer einen Antrag annehme, dessen Knappheit schon 
eine Gefahr bedeute. Schließlich stellte der Ministerpräsident 
die Vertrauensfrage zur Ueberweisung an die Kommission. Die 
Ueberweisung wurde mit 429 geaen 89 Stimmen angenommen. 
Ausstãnde in den englischen S5fen. 
W. London, 12. Juli. In zriner Versammlung der Schiffs⸗ 
igentümer in Cardiff wurde eine Resolution vorgeschlagen, der⸗ 
zufolge die Löhne von vier Pfund zehn Schilling auf fünf 
Pfund monatlich erhöht werden sollten. Die Re— 
iolution fand aber keine Unterstützung. Ferner wurde beschlossen, 
die Union der Seeleute nicht anzuerkennen. 
In Glasgow ist eine Wendung zum Schlimmeren 
eingetreten. Eine große Anzahl Dodarbeiter streiken 
wieder. Eine Versammlung der Schiffseigentümer in Glasgow 
sprach ihre größte Mißbilligung über das Verhalten der Ar— 
beiter aus. — Die Seeleute verteilten Flugblätter in der Stadt, 
in denen erklärt wird, die Schiffseigentümer hätten mit Ueber— 
legung das Angebot der Vermittlung des Handelsamtes abge⸗ 
wiesen und zahlten nicht der Lebenshaltung entsprechende Löhne. 
Die Schiffseigentümer erklärten bereits, daß die Lohnerhöhung 
vewilligt werde. Die einzige noch übrige Streikfrage sei die 
Anerkennung der Union 
Wichtige Mitteilung über die Uebtetragbarleit der Tuberlulose. 
W. Londen, 12. Juli. Die königliche Tuberkulosekommission 
gab den Schlußbericht heraus, der die Ergebnisse 10jähriger 
wissenschaftlicher Untersuchungen zusammenfaßt. Sir fand, daß 
der Tuberkelbazillus der Menschen und der 
Rinder praktisch nicht voneinander zu unter— 
scheiden sind. Säugeiiere und Menschen können sich gegen— 
seitig anstecken. Der Bazillus der Rinder wird ständig 
auf den Menschen übertragen, besonders durch 
die Vermittlung der Milq, die vor allem für tuber— 
kulöse Kinder für die Ansteckung verantwortlich ist. Tu— 
berlulöses Rind- und Schweinefleisch sind Quellen der An— 
steckung. Die Kommission empfiehlt nachdüalich Verschärfung 
ver Nahrungsmittelkontrolle.
	        
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