Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

pienungsfehler, haben zu viele Mann über die vorschrifts mäßige 
HZahl hinaus an Bord geweilt? 
Sodann möge eine zweite Frage angesichts des tragischen 
Unfalles gestattet sen: Kann der Kommandant des 
„U. II“, Kapitänleutnant Fischer, als Lebensretter 
im Sinne der neuen Carnegie⸗Stiftung ange— 
sehen werden? Kommt seinen Hinterbliebenen 
discher hatte vor acht Tagen geheiratet — die Wohltat 
diefer Stiftung zugute? In den Berichten heißt es 
nämlich: Als das Wasser einströmte, ging die Besatzung immer 
weiter nach vorn und schloß die jeweils verlassene Abteilung 
hinter sich ab. Als der Kommandant die Größe der Gefahr 
erkannte, zog er wie ein Held die Konsequenzen und b rachte 
das Boot in die Schräglage, und zwar so, daß das 
Vorderschiff hoch aus dem Wasser ragte. Damit schnitt 
er aber sich und dem Leutnant, sowie dem Matrosen Rieper 
den Rückzug ins Boot und damit zur Rettung ab. 
Fischers Tat gehört also zu den „heldenmütigen 
Anstrengungen zur Rettung von Menschenleben im Gebiete 
des Deutschen Reiches und seiner Gewässer“. Allerdings sind 
„in erster Linie dabei diejenigen Unglücksfälle ins Auge gefaßt, 
welche sich bet Ausũbung friedlicher Berufe, 3. B. derjenigen 
der Bergleute, Seeleute, Aerzte, Krankenpfleger, Feuerwehr⸗ 
leute, Eisenbahn- und Polizeibeamten ereignen“. Wenn nun 
auch Fischer in Ausubung soldatischer Pflicht handelte, so 
war es doch eine Heldentat bei friedlicher Ue— 
bung. Die juristische Auslegung, die dem Laiengefühl gar 
oft allzu dehnbar erscheint, könnte hier einmal auch ein 
zutes Werk vun, wenn sie die Bestimmungen der Carnegie— 
Stiftung mit dem Tatbestand des heldenhaften Rettungswerkes 
um „U. III in Einklang zu bringen wüßte. Es wäre ein 
trostreicher Ausklang der Kieler Dragödie und 
eine schöne Ginweihung der hochherzigen Car—⸗ 
negie-Einrichtung. 
Inland und Ausland. 
Deuijsches Rolch. 
Die Nationalliberalen und die Reichsgrändung. Die natio⸗ 
aalliberale Partei feierte am 18. Jan. in den großen 
Repräsentationssälen des Abgeordnetenhauses die Erinnerung 
an den Tag der Reichsgrundung. Zahlreiche Abgeordnete 
der Partei mit Bassermann an der Spitze, Matglieder 
des Herrenhauses, darunter Staatsminister Möller, Graf 
Hutten⸗Scapski und zahlreiche Parteifreunde waren erschienen. 
Bassermann hielt eine längere Rede. 
Daͤe Aektesten der Kaufmannschaft von Verbin beschlossen, 
gegen den Sntwurf der neuen Fernsprechge⸗ 
bührenordnung in einer an den Reichstag gerichteten 
Eingabe Stellung zu nehmen, und dafür einzutreten, dah 
bei dem Durchschnitt der Gesprächsverbindungen, der in 
Berlim rund 4500 verlangte Gespräche im Jabr beträgt, 
allgemein die jetzt galtige Pauschgebühr bestehen bleibt 
und für je 1000 weitere Verbindungen ein Zuschlag von 
10 Mark erhoben wird. 
Diae Juftizkommission stellte am Mittwoch den Bericht 
aber die Strafprozeßordnung fest. 
Deuichlands Handelsbilanz. Der Wert der deutschen 
Einfuhr belief sich nach amtlichen Angaben im abge— 
laufenen Jahre ohne Gold, Silber, Wertpapiere im Spezial⸗ 
handel auf 8600,2 Millionen Mark gegen 8526,9 Millionen 
Mark im Vorjahre, der Wert der Ausfubr auf 7467,1 
gegen 6594,4 Millionen Mark. Der Gesamtaußen- 
handelswert betrug 16076,8 gegen 15 121,8 Millionen 
der Gold⸗ und Silber⸗Einfuhrwert 380,8, gegen 333,6 Millio⸗ 
nen, der Ausfuhrwert dieser Edelmetalle 169,4, gegen 264,5 
Millionen. Diese Werte für 1910 sind vorläufige. 
W. Die Budgetkommijsion des Reichstages beschäͤftigte 
sich gestern nicht mit dem Marineetat, sondern 
mit den Kanzleiverhältnissen im Reichhsamt des 
Innern. 
Die Reichsverficherungs ⸗Kommission des Reichstages 
nahm gestern den 8 348, von dem die 
Regierung das Schidsal der ganzen Reichs verficherungsord⸗ 
nung abhängig gemacht hatte, mit 18 gogen 13 Stim⸗ 
men an. 
Der Reichskanzler über bie Reichs lande. Bei der ersten 
Beralung der elsaß lothringischen Verfalsungs- 
borlage, die am nächsten Dienstag im Reichstage zur 
Debatte steht, wird, wie wir hören, der Reichskanzlar 
»ine Finplezitunasred-æ halten 
„Ihr seht Gespenster, Vader,“ rief der Sohn, ein breit⸗ 
gebauter, kräftiger, blonder Mann mit großen, lichtblauen 
Augen und einen blonden Schifferbart um das breite Kinn. 
und warf ärgerlich seine Stridarbeit zusammen. „Wie oft 
habt ihr mich schon vergeblich des Nachts an den Strand 
gehetzt. Legt euch aufs Ohr.“ 
„Kommt, Herr,“ bat die arle Valda. „Ich braue euch 
den Nachttrunk.“ e 
Zuruck!“ aebot Ekke Thornsen noch einmal. „Hört ihr 
nichts ?* 
„Der Großvader hat recht,“ rief Dorret aufspringend. 
„Ein Schiff ist in Not.“ 
„Die Nebelfrau singt,“ Bcherus der Alte. „Ich kenne 
hr Lied. Hoiahoi!“ 
Einen Augenblich war es still in der Stube. Nur die 
ite Wanduhr tickte und das geschnitzte Schifflein, das von 
der Tece nach Seemannsbrauch herabhing, pendelte hin und her. 
Den Südwester, die Teerjacke her!“ gebot Olaf den 
Frauuen. Hurtig, wird's bald? Soll ich dir Beine machen, 
jalda? Hol die Laterne, Dorret.“ 
„Gemach, gemach, Herr Olaf,“ brummte die Magbd. „Meine 
Beine sind auch die jüngsten nicht mehr. Bei dem Sturm 
lann doch niemand hinaus.“ 
„Loß dein Geklön, Alte! So, jetzt noch das Licht. Und 
seine Hand, Dorret, als Wegegruh.“ 
Er hielt die woblgeformte, leichtgebräunte Maͤdchenhand 
zinen Augenblick in seiner grohen Faulb. 
„Laßt mich mit an den Strand, Ohm Olaf. Ich habe 
Ungst um euch.“ 
Die blauen Augen in dem breiten Schiffergesicht leuch- 
eten auf. 
„Nun wird mein Weg leicht sein, Dorret, gehab dich wohl. 
Wenn der Tag anbricht, bin ich zurüch. Du bleibst bei Elle 
Thotnsen. Tialda, achte auf Dorret, die Nacht ist schlimm. 
Der Sturm heult ja wie besessen, Soiahoi!“ 
„Jit er fort?“ fragte geheimnisvoll Ekle Thornsen. „Nun 
zeht Olaf dahin, wo sie immerfort singt. Sie konnte so 
wie singen, die Frau, die in den Rebel ging, so lüß.“ 
Der Alite starrte Äor sich in 
J 
Ter Vorstand der siündgen Aussteltungs kommission filt 
pie deutsche Industrie fahte einstimmig folgende Ent— 
schliezung: 1. Insoweit die geplante ständige Lehr— 
Ausstellung für die Fortichritte der Maschinentechnil 
in Dresden zu akademischen Zwechen und zur Belehrung 
Studierender usw. dienen will, desgleichen insoweit der 
Dresdener Plan weiterhin auf die Errichtung einer wissen⸗ 
chaftlich⸗technischen Prufungsanstalt fur Maschinenbau abzielt, 
zat die ständige Ausstellungskommission für die deutsche 
Industrie sich mit diesen Zwecbbestimmungen als außerhalb 
hres Wirkungskreises liegend nicht zu befassen. 2. Da—s 
hisherige Dresbdener Programm nimmt jedoch ferner in Aus 
icht die Ausgestaltung zu einer ständigen durch Aus— 
wechselung stetig zu erneuernden technisch industriellen 
Maschinen-⸗Ausstellung, die über die akademischen 
Zwede hinaus sich an das große Publikum und die Kauf— 
nteressenten wendet. Hierin erblickt der Vorstand der ständigen 
Ausstellungskommission unter pflichtgemähher Wahrnehmung 
der anvertrauten Interessen und in Durchführung der Auf— 
zabe, den heimischen Gewerbefleiß vor übermähiger An 
spannung durch Ausstellungen zu schützen, eine schwer— 
wiegende Gefahr für die gesamte deutsche Ma— 
schlnoenindustrie. a) Die beabsichtigte stete Auswechse 
lung der ausgestellten Gegenstände muh zu einer starken 
durch keine Notwendigleit gerechtfertigten Belastung der 
ohnehin ausstellungsmüden Industrie führen, b) 
an Stelle der mit einmaligen Ausstellungen verbundenen 
vorübergehenden Belastung treten dauernde, zudem ständig 
rich erneuernde Kosten und Betriebsanforderungen, 
e) die Vorführung der ausgestellten Gegenstände behufs 
Beratung der Interessenten bei Anschaffung von Maschinen 
soll durch Ausstellungsbeamte erfolgen. Dadurch werden 
dies Ausstellker vom direkten Verkehr mit den 
Kaäuforn abgeschnitten. Einseitige Urteile der Aus— 
tellungsbeamten werden sich aber bei aller Kompetenz und 
hei dem besten Willen nach Unparteilichkeit nicht vermeiden 
assen. Dies ist umso bedenklicher, als die Vorführung 
durch Vertreter eines staatlich geförderten Instituts als 
untliche Empfehlung gedeutet werden wird. So wird der 
freie Wettbewerb in erheblicher und unbilliger Weise beein— 
trächtigt und geschädigt. 
Oeste rreich⸗ Ungarn. 
W. Aus Budapest wird über die Debatte im Ab⸗ 
geordnetenhause gemeldet: Im Verlauf der Debatte über 
oies Bankvorlage verlangte die Opposition eine Ge— 
jeimsitzung. Vor Beginn der geheimen Sitzung kam es zu 
einem Wortwechsel zwischen den Minister Hierom- 
iymi und dem Abg. Nikolaus 3boray. 3boray 
zebrauchte dem Minister gegenüber einen beleidigenden Aus— 
druck, als dieser eine Privatunterredung mit ihm ablehnte. 
Der Minister ließ ihn durch zwei Abgeordnete um eine 
Erklärung ersuchen. 3boray erwiderte, wenn der Minister 
oise Ablehnung nicht ernst gemeint habe, so sei er bereit, 
Abbitte zu leisten. Wie voerlautet, wird im Klub der 
Partei der nationalen Arbeit eine feierliche Vertrauens⸗ 
tundgebung für Sieromnpmi stattfinden. (Tel.) 
Holland 
W. Die Meldungen einiger Sondoner Bläkter, 
daß der Kriegsminister die Gesetzvorlage über die Küsten- 
verteidigung zurüchziehen oder abändern werde, ist wahr⸗ 
cheinlich einer Verwechslung mit der das Milizgesetz be— 
treffenden Vorlage zuzuschreiben. Die Abänderung des Miliz—⸗ 
gesetzes ist den Generalstaaten zwar noch nicht zugegangen, 
aber der Kriegsminister legte dem Staatsrat einen Entwurf 
seines Vorgängers mit einigen Abänderungen vor. Was das 
Gesetz, betreffend die Küstenverteidigung, anlangt, 
so ist vbon einer Preisgabe desselben keine Rede, 
besonders nicht nach der Erklärung des Ministers des Aeubßern 
uber die Rede des französischen Ministers Pichon. (Tel.) — 
Rußland. 
Im russischen Handelsministerium ist elne 
Kommission gebildet worden, die sich mit der Frage 
des Ankaufs russischer Koöhlen an Stelle ausländischer 
durch die Behörden beschäftigen soll. Das Handelsministerium 
hat im Ministerrat ein Projekt zur Hebung des 
russischen Schiffbaus eingebracht. Die zollfrete 
Finfuhr von Schiffen soll abgeschafft werden. 
Für die Erbauung von Seeschiffen auf russischen 
Werften und aus russischem Material sollen 75 Rubel pro 
Tonne und 35 Ruhel für die indizierte Pferdelraft als Prämie 
Mm 
Dorret schmiegte ihren blonden Kopf furchtsam gegen 
sein Kinn. 
(Fortsetzung folgt.) 
Theater und Musik. 
Lübeck, 19. Jan. 
Hhansatheater. 
Galftspiel des Berliner Theater⸗Ensembles. 
„Prinz und Bettlerin“. 
Das Berliner Ensemble brachte wieder ein Drama mit, 
bas in einem imaginären Balkanstaate spielt. Das vorige 
war besser. Wenn auch von eingehender Moti—⸗ 
bierung, von Charakterzeichnung, die über die Nebeneinander⸗ 
stellung von schwarz und weiß hinausgeht, bei beiden keine 
Rede ist, so enthielt „Krone und Fessel“‘ wenigstens Szenen, 
die durch geschidten Aufbau auch auf weniger harmlose 
Gemüter wirkten, das Brüderpaar fand natürliche, zu Herzen 
rehende Worte, während im gestrigen Stück die Handlung 
mit ungeschlachten Schritten über die Bühne stampft, ganz 
anmotiviert stehen bleibt und gelegentlich bedenklich ins 
Schwanken gerät, und der Dialog im Phrasenflitter einher⸗ 
tosziert. Kostlich ist die Gemütlichkeit, mit welcher Freund 
ind Feind beieinander aus⸗ und eingehen. Die Umgangs⸗ 
sormen sind selbst für sylvanische Verhältnisse unglaublich. 
Schließlich muß es befremden, daß der Autor, der doch 
sein Publikum kennen sollte. das Schicsal der Bettlerin un⸗ 
aufgeklärt läßt. 
—E Engagement 
hon Toni Sarrow hat die Direktion eine noch keines 
wegs routinierte, aber durchaus sympathische Darstellerin ge⸗ 
wonnen, die als Prinzessin nur noch mehr aus sich herausgehen 
muß. Hedwig Irtita naab dis leider viel zu kleine Rolle 
der Bettlerin ganz allerliebst. Sie bewahrt bei allen Unwahr⸗ 
scheinlichleiten einen erfrischend natürlichen Ton. Die Viola 
von Elly Burgmer tat des Guten manchmal etwas zu 
viel an hastigen Bewegungen und forciertem Sprechen. 
Die beiden tragenden Rollen Stuches, der budlige Prinz 
Michael und der sonnige Olaf waren bei Albbert 
ßübener und Ad⸗alf Stunkel in bewährten Sänden 
ausgezahlt werden. Die Durchführung des Projekts wurde zw⸗ 
Millionen Rubel jährlich erfordern. 
Türlkei. 
W. In der Mittwoch Sitzung der Kammer wurden di— 
von Forid Pascha eingebrachten Anträge verlesen 
in denen der Minister des Auswärtigen übe 
die Tragaweite der Poksdamer Abmachungen 
bofragt, die Bedeutung der Abmachungen für di— 
türkischen Interessen an der Ostgrenze hervorgehoben un 
gefragt wird, ob dieselben gebührend gewahrt sind. 
Die Kammer nahm beide Anträge an und setzte die Debatt 
auf den 21, Januar fest. (Tel 
Varaguau. 
Aus Paraguan eingetroffene Nachrichten aus amtliche 
Quelle besagen, der Kriegsminister der Nepublik Paraguai 
zwang den Präsidenten und den Vizepräsidenten der Republi 
zum Rücktritt. Er übernahm die Präsidentschaft und bilde⸗ 
ein neues Kabinett. 
—— 
Vor 40 Jahren. 
4 In den Lübeckischen Anzeigen, vom Donners- 
tag, dem 19. Januar 1871 findet sich solgende offiziell⸗ 
Kriegsnachricht: 
Brévilliers, 16. Jan. In der Nacht zum 17. 
besetzte Heneral Keller 7 rahier, üͤberfiel Chenebier, 
nahm Bagage und machte etwa 7 Offiziere, 4260 Mann zu 
Gefangenen. Am Morgen gegen 8 Uhr griff der Feind 
wiederholt, aber vergeblich, Chagey und mittags Bethon— 
court heftia an. Bei Montbelliard und westlich Luze 
heftige Kanonade. Um 4 Uhr nachmittaas griff, der Feind 
den General Keller mit bedeutend überlegenen Kräften an, 
derselbe hielt 68 die feste Stellung bei Frahier. Dies— 
seitiger Verlust an den letzten drei Tagen an der Lisaine 
bhei VBelfort efwg 1200 Monn tot und verwundet 
2ö 
— 
Toaesbericht. 
Lübeck, 19. Jan. 
Die Leichee des Rechtsanwalts Dr. Kohtts, des einen 
Opfers der Ballonkatastrophhe am Goehrensee, ist gesterr 
mittag um 1214 Uhr unter dem Gesange der Schulkinder 
von dem Ort Bahn nach dem Bahnhof Wildenbruch gebrach 
worden, um, wie schon mitgeteilt, nach Lübeck zur Be 
erdigung von der Burgtorkapelle aus am Sonnabend be— 
fördert zu werden. Die Gemeinde aaph dem Trauerzua— 
das Geleit. 
Wappenfenster der Fam lie Kerdring. In der St. Jabkobi— 
Kirche fand man vor einiger Zeit gröhßere Bruchstüche zweien 
Wappenfenster der Bürgermeisterfamilie Kercring. Auf Ver 
anlassung des Konservators der Denkmäler lübecischer Kunst 
und Kulturgeschichte, Herrn Baudirektor Baltzer wurde 
die beiden Fenster von Serrn Glasermeister Berkenthiens 
sachtundiger Hand wiederhergeltellt und in diesen Tagen 
in einem der gro,ßen Fenster der RNordseite des Altar— 
raumes angebracht. — 
SDer Vatertaesdüsche Frauenderein vom Roten Kreul 
nahm Mittwoch nachmittag in der Ges. z. Bef. gem. Tätig 
keit die Präfung der freiwilligen Helferinnen 
in der KriegsKrankenpflege vor. 24 Damer 
hatten sich diesmal an dem theoretischen Ausbildungslursus 
des Frauenvereins beteiligt, und diese Prüfung zeigte so recht 
werche reichen Kenntnisse sich die Teilnehmerinnen in den 
Kursus, der unter der Leitung des Herrn Stabsarztes Dr 
Meßmer gestanden hatte, in der Kranken- und Verwun 
detenpfiege angeeignet hatten. Die Prüfung bestand haupt 
sächlich in einem mündlichen Eramen. Die Fragen, die de 
Kursustieiter Herr Stabsarzt Dr. Meßmer selbst an die 
Pruflinge richtete, erstreckten sich auf die Anatomie de—s 
menschlichen Körpers, die Arten der Verleßzungen, Wunden 
und Krankheiten, ihre Pflege, die ersten Hilfeleistungen be 
plötzlichen Unglücksfällen, die Behandlung der bettlägri⸗ 
Kranken usw. und wurden von den Damen prompt un 
sicher beantwortet. Nachdem die Prüflinge ihre erworbene 
Fenntnisse auch noch durch praktische Beispiele (Anlegen de 
verschie densten Verbände) bewiesen hatten, wurden ihnen unð 
einigen anderen Damen, die schon fräüher einen derartigen 
NAusbispunasursus absolpiert hatten. die Zeugnisse uber⸗ 
— — — 
Herrn Hübener gelang es, der Romanfigur des vom 
Slück Enterbten Leben einzuhauchen, und sie in ihrem Zwie⸗ 
palt zwischen Weibes- und Bruderliebe donsequent durchzu⸗ 
jühren. Beide Herren verfügen über beneidenswert klingende⸗ 
und geschmeidige Organe. 
Den Fürsten Georg wußte Heinsz Schall nicht recht 
laubhaft als Tyrannen zu gestalten. In diesem Stück, in 
dem nur mit kräftigsten Mitteln gearbeitet wird, muß jeder 
Schauspieler seine Rolle fest anpacken, wenn er nicht zurüß 
jedrängt werden will. 
Die vielen Offiziere wurden größtenteils entsprechend 
verkörpert. Albert Firmans hatte aus seinem stummen 
Nathan in Maske und Gebärdenspiel eine Figur heraus— 
gearbeitet, die Mitleid und Grausen erwectte und zum Schluss⸗ 
sich ins dämonische steigerte. 
Das gutbesuchte Haus folate der Vorstellung mit regster 
Anteilnahm⸗ 8.0. B. 
Die neue Hamburger Oper. Die Sbg. Nacht. schreiben 
Nach einer uns zwar von vertrauenswürdiger Seite zu⸗ 
zehenden, doch gleichwohl nicht dontrollierbaren Mitteilung 
soll die neue Samburger Konkurrenz-Unternehmung, von deir 
schon seit langem die Rede ist, tatsächlich gesichert sein 
Aufgeführt soll der neue Theaterbau an dem uurzei! 
von dem Gesellschaftshaus „Erholung“ eingenommener 
Platz werden. Als kunstlerischer Leiter wird das früher« 
Mitglied des Hamburger Stadttheaters und derzeitiger Kon— 
zertsänger Erhardt genannt. 
C.K. Die Jahresbilanz der Radiumbank. Aus Paris wird 
berichtet: Die vor einiger Zeit neu gegründete Radiumbant 
veröffentlicht nun ihren Bericht über das Geschäftsiahr 
1910, aus dem hervorgeht, dah im vergangenen Jahr— 
von der Bank fast 2 Gramm Radkum verkauft wurden, 
Jenau ein Gramm und 92 Hundertstel. Da das Gramm Radiur 
fur 400 000 Fr. verkauft wird, ergab der Verkauf ein— 
Einnahme von 768 000 Fr. Davon entfallen 254 000 au 
Frankreich und 514000 auf das Ausland. Aus den Be 
stellungen geht hervor, daß 73 000 Fr. Radium fürn 
dustrielle Zwecke gekauft wurden und 695 000 für * 
Heiltunde
	        
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