kabelle gibt aber nur 10 fertige und 4 im Bau befindliche
Schiffe. Es fehlen also entgegen dem Flottengesetze fechs
roße (Panzer⸗) Kreuzer: es sind dies die nämlichen sechs
Kreuzer (Kaisersn⸗Augusta“, und Heriha“-Klasse), deren be⸗
chleunigten Ersatz der Flottenverein fordert. Da nun die An⸗
Jaben des Nauticus in engster Fühlungnahme mit dem Reichs-
narineamt oder wenigstens nicht ohne dessen Billigung in die
Welt gehen, so tritt also das Reichsmarineamt der Auf—
sassung des Flottenvereins (wonach die erwähnten sechs Schiffe
inter die Klasse der Vanzer- oder großen Kreuzer über—
zaupt nicht gerechnet werden dürfen) bei und kann u. E. nun⸗
nehr auch nicht länger unterlassen, die en sprechenden Folge—
ungen zu ziehen!
Die Franzosen und Spanier in Marokko.
(Telegramme.)
Madrid, 8. Juli. Der französische Instrukteur der am
inderen Ufer des Lukkos lagernden Mahalla, Leutnant Tissier,
„egab sich nach Eltsar und teilte dort unter Berufung auf
»ie Autorität des Sultans den Kaids der Gazuli und Bendahan
mit, daß sie nicht verpflichtet seien, der Anordnung des Obersten
Sylbestre zu gehorchen. Dieser wurde davon benachrichtigt und
nachte Leutnant Tissier darauf aufmerksam, daß er nur seine ge—
roffene Anordnung aufrecht erhalten könne.
W. PVaris, 8. Juli. Den Blättern wird aus Elksar ge—
neldet: Der spanische Oberst Sylvestre kam den ihm vor zehn
kdagen erteilten Auftrag, nach Tanger und dann nach Madrid
urückzukehren, um dort Erklärung über seine Handlungsweise,
insbesondere über seine Unternehmungen in Elksar und Larrasch
zu geben, nicht nach. Er setzte vielmehr die Operation fort
ind soll erklärt haben, daß die Militärpartei in Ma—
drid gegenwärtig großßen Einfluß besitze und er
icher sei, auf deren Unterstützung gegen die Entscheidung der
kegierung rechnen zu können
—
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Der Kaiser auf der Nordlandrrise.
Wt. Bergen, 8. Juli. Die Jacht „Hohenzollern“ nahm
heute vor Bergen Kohlen ein. Der Kaiser machte heute früh
einen Spaziergang an Land, erledigte an Bord des Begleit—
kreuzers „Kolberg“ laufende Arbeiten und begab sich um 1 Uhr
nittags nach der Villa des deutschen Konsuls Mohr, wo er
nit einem Teil des Gefolges das Frühstück einnahm. Um 4 MAhr
erfolgte die Rückkehr an Bord der „Hohenzollern“.
Spionageprozeß.
W. Leipzig, 8. Juli. Vor dem vereinigten zweiten und
dritten Strafsenat des Reichsgerichts begann der Spionage—
hrozeß gegen den Tagelöhner Hoferer, der beschuldigt wird,
den Versuch gemacht zu haben, ein neues Artilleriegeschoß zu
beschaffen, um es an das französische Nachrichtenbureau zu
iefern. Der Angeklagte ist geständig. Die Oeffentlichkeit wurde
für die ganze Dauer der Verhandlung ausgeschlossen.
W. Leipig, 8. Juli. Das Reichsgericht verurteilte den
Tagelöhner Hoferer wegen Versuchs der Spionage nach 83
des Spionagegesetzes zu 120 Jahren Zuchthaus. Die Strafe
wurde mit einer noch unverbüßten Vorstrafe von acht Monaten
und 10 Tagen Gefängnis in eine Gesamtstrafe von einem Jahre
ind zehn Monaten Zuchthaus verwandelt und außerdem auf
ünf Jahre Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizeiaufsicht er—⸗
annt. Dem Angeklagten wurden auf Grund des vorher von
ihm abgelegten Geständnisses mildernde Umstände zugebilligt,
doch war die Tat immerhin so schwer zu beurteilen, daß man
rnicht auf eine Gefängnisstrafe erkennen, sondern nur auf dine
zeringe Zuchthausstrafe sich beschränlen konnte.
Die holländische Küstenvere digung.
W. Saag, 8. Juli. In dem Bericht der Ausschüsse der
weiten Kammer, die sich mit dem Gesetzentwurf für die
Bildung eines Fonds zur Verbesserung der Küstenverteidigung
zu befassen hatten, sprechen sich einige Mitglieder dahin aus,
daß die Weise, in der das Projlekt vorgelegt worden sei, einen
Mangel an Takt gezeigt habe. Die ausschließliche Sorge für
die Verteidigung der Küste, besonders der Vorschlag, ein Fort
vei Vlissingen zu bauen, mußte die Aufmerksamkeit des Aus—
andes erregen. Mit Rücksicht auf die gegenwärtige politische
Lage hätte die Regierung durch vorbereitende Maßnahmen vor
oder Veröffentlichung des Gesetzentwurfs die Beunruhigung
oerhindern sollten, die im Auslande entstanden ist. Dadurch,
daß die Regierung dies vernachlässigte, gab sie kritischen Be—
rachtungen Raum, welche die Interessen Hollands schwer ge—
chädigt haben. Andere Mitglieder sprachen dagegen der Re—
zierung Anerkennung für die Einbringung dieser Vorlage aus.
Ddem Lärmen in der fremden Presse über den Bau eines Forts
in Vlissingen sei geringe Wichtigkeit beizumessen, obschon die
Tritik in einigen Parlamenten ein Echo gefunden habe.
Grotje Betrügereien in Oberschlesien.
W. Breslau, 8. Juli. Ueber die Betrügereien auf den ober⸗
ichlesischen Gruben wird noch folgendes gemeldet: Ein bei
einer Kattowitzer Firma angestellter Buchhalter verübte seit
Jahren große Warenunterschlagungen gegen seinen eigenen Chef,
indem er Oele, Teere und Karbid waggonweise wegschaffte und
ie an Werke abgab. Der Buchhalter legte sich ein eigenes
ausgedehntes Lager mit gestohlenen Waren an und verkaufte
»ie Waren an die eigene Fabrik zurück. Außerdem soll der
Firmeninhaber selbst im Einverständnis mit einzelnen Angestellten
»on den Werken die mit seiner Firma in Verbindung stehenden
Werke um große Summen geschädigt haben. Beispielsweise
oll er mit dem Prokuristen eines der größlen oberschlesischen
Werke ein Abkommen getroffen haben, nach dem an der Liefe—
rung pro Kilo 2 Pfennig aufgeschlagen werden sollte. Auch
ollen die gelieferten Oelfässer nicht voll, teilweise sogar mit
Wasser gefüllt gewesen sein. Eine große Altiengesellschaft be—
ziffert den Verlust auf 90000 M. Eine große Anzahl von
Hütten und Grubenwerken Oberschlesiens sind in Mitleiden—
schaft gezogen. Als die Sache ans Tageslicht kam, wurde sofort
eine ganze Reihe der durch die Kattowitzer Firma bestochenen
Beamten entlassen.
Wit. Beuthen, 8. Juli. Die Verwaltung der Bismarck
h»ütte teilt zu den Betrügereien zum Schaden der oberschlesischen
Fruben mit, daß die Lieferung der betreffenden Kattowitzer
Firma im Laufe des Jahres an Waren etwa 100 000 bis
150 000 Mebetrage. Die in Liesem Zeitraum seitens der Firma
defraudierten Sachen werden, soweit die Bismarckhütte in Be—
kracht lommt, auf höchstens 15 000 Mgeschätt. Genaue Angaben
nen sich wegen der zurzeit schwebenden Untersuchung nicht
machen.
Erdbeben in der Budapester Umgebung.
W. Budabest, 8. Juli. Heute nacht kurz nach 2 Uhr wur⸗
en zwei wellenförmige Erdbeben wahrgenommen. Das erste
auerte drei Sekunden, das zweite vier. Zwischen beiden lag
kes Pause von sieben Sekunden. Von manchen Häusern wurde
ie Feuerwehr angerufen. In einem Hause stürzte eine Pe—
roleumlampe zu Boden, so daß ein Teppich anbrannte. Aus
teeskemet wird gemeldet, daß das Erdbeben dort große Ver—⸗
»üstungen anrichtete. Mehr als hundert Schornsteine stürzten
in und viele Husermauern wankten. Das Stadthaus wurde
o stark beschädigt, daß der Dienst ausfallen mußte. Aus vielen
Irten in der Umgebung von Budapest laufen Meldungen über
kroͤstöße ein, denen Gewitter vorangingen, obgleich das Wetter
uhig war.
Cholerafãile in Toulon.
W. Maris, 8. Juli. Im Touloner Hafen fand man zwei
tranke Landstreicher, von denen der eine im Sterben liegt. Bei
zeiden wurde Cholera asiatica festgestellt. Auch in Barzelona
st eine Person an Cholera gestorben.
W. Berlin, 8. Juli. Die Nordd. Allg. Ztg. hält bezüglich
der Einladung des englischen Arbeiterführers Ramsay Mac⸗
»onald zu dem Kaiserfrähstück bei Haldane dem
Borwärts gegenüber die früheren Feststellungen in vollem Um—
ange aufrecht und bemerkt: Unzutreffend ist, daß die Einladung
urch einen Wunsch des Kaisers veranlaßt ist. Die Einladung
zurde vielmehr von englischer Seite angeregk und auch er—
jangen, nachdem in üblicher Weise das Einverständnis des
Kaisers nachgesucht war. Die deutsche Mitwirkung beschränkte
ich auf die Feststellung dieses Einverständnisses.
W. Euben, 8. Juli. (Privattel.) Prinz zu Schönaich—
Farolath. der seit 18831 ununterbrochen den Wahlkreis Guben—
rübben vertritt, gab in einer gestern abgehaltenen national—
iberalen Vertrauensmännerversammlung in Guben die Er—
klärung ab, daß er nicht weiter kandidieren werde.
Wt. Bad Ischl, 8. Juli. Kaiser Franz Joseph
st in bestem Wohlsein hier eingetroffen.
Wt. Amsterdam, 8. Juli. Der Minister für Industrie und
Handel ist hier eingetroffen, um die Vermittlung zur Bei⸗
egung des Ausstandes zu versuchen.
Wt. Antwerpen, 8. Juli. Der Ausstand der See—
eute ist, nachdem die letzten Schwierigkeiten im Verlaufe des
Tages beseitigt worden sind, nunmehr auf allen belgischen
inien been det. Dagegen dauert der Konflikt mit der Red
Star Line an.
Wt. Newuork, 8. Juli. Ein Telegramm aus Willemstad
neldet, die venezolanische Regierung habe bestimmte Nachrich—
en, daß Castro im westlichen Venezuela landete und daß 1000
Mann ihm Gefolgschaft leisten.
Heer und Floͤtte.
W. Berlin, 8. Juli. Angekommen: „Hohenzollern“, „Kol—⸗
erg“, „Sleipner“, Torpedoboote „S 78“, „S 79 am 7. Juli
n Bergen. „Tsingtau“ am 8. Juli in Canton, „Loreley“ am
im 8. Juli in Galatz. Ablösungsdampfer „Nechar“ mit den ab—
elösten Besatzungen des Kreuzergeschwaders und von „Condor“
im 8. Juli in Bremerhaven. „Alice Roosevelt“ am 7. Juli in
diel und am 7. nach Wilhelmshaven in See gegangen. In
— D
lottille in Kiel. Poststation: Für „Pelikan“ bis zum 11. Juli
diel, vom 12. bis 23. Juli Marinepoststation in Berlin, vom
24. Juli ab wieder in Kiel. „Friedrich Carl“ für den 10. Juli
»is 4. August Stavanger (Norwegen), vom 5. August ab
Kiel.
Wt. Teneriffa, 8. Juli. Das Kanonenboot „Panther“
ist hier eingetroffen.
10. hauptversammlung des Deutschen
Müllerbundes.
V Lübeck, 8. Juli.
Der Deutsche Müllerbund trat heute hier zu seiner 10. Haupt—
ersammlung zusammen, die sehr zahlreich aus ganz Deutschland
„esucht ist. Der Vorsitzende, Th. Wermuth⸗-Leipzig, eröff⸗
iete die Versammlung mit einer berzlichen Begrüßung der Er—
chienenen, insbesondere der Vertreter der Handelskammer, der
ßewerbekammer und des Obermeisters der Bäcker-Innung und
childerte des weiteren die bedrängte Lage des Müllergewerbes,
as schwer um seine Existenz kämpfen müsse. In der Kali—
ndustrie sei den Werken die Existenz gesetzmäßig gewährleistet
rorden; so viel forderten die Müller aber durchaus nicht für
ich, sondern sie seien schon zufrieden mit der Gewährung der
Imsatzsleuer und Frachtenstaffelung und wollten sich im übrigen
hon selbst helfen. Letzteres sei neuerdings durch die Gründung
iner Verkaufsvereinigung sür die Bundesmitglieder ge—
chehen, die aut 1. d. M. in Berlin eröffnet worden sei.
Sodann hielt Ingenieur Th. Fritsch-Leipzig einen Vor—
rag über die Schädigung der binnenländischen
Rühlen durch die Getreide-Ausfuhrprämie
Zollüücdvergütung). Redner legte eingehend dar, wie durch die
ollrücvergütung das Getreide, das Deutschland selbst so not⸗
endig gebrauche, aus dem Lande hinausgeschafft werde und
ierdurch die binnenländischen Müller wie auch die Reichszoll-
asse erheblich geschädigt würden. Tiese Tatsachen könnten auch
urch diie Denkschrift des Herrn Reichskanzlers nicht aus der
Belt geschafft werden. Er empfehle daher die Annahme fol⸗
ender Entschliezung: „Die Zollrückvergütung auf ausge—
ührles Getreide hat ungewollt den Charakter einer Ausfuhr—
zrämie aangenomnien, und wenn auch aus zolltechnischen und
—DD
o widerspricht doch dier Tatbesland einer Getreide-Ausfuhr⸗
egünstigung in einem Lande, das nicht eigenes Getreide genug
aue, der gesunden Vernunft der Volkswirtschaft. Zudem sind
nit dieser Ausfuhrvergütung schwere Schäden verknüpft. So
ind z. B. große Mengen sogen. „Kleie“ zoklfrei zur Einführung
elangt, die stark mehlhaltig und aus inländischem Getreide her⸗
estellt waren, das gegen Zollvergütung ausgeführt wurde. Wir
jefern auf solche Weise dem Auslande billiges Getreide auf
deichskosten und setzen dadurch sowohl die ausländische Land⸗
virischaft wie Müllerei in den Stand, unserer einheimischen Pro⸗
ktion eine vernichtende Konkurrenz zu bereiten. So lange
aher nicht die Zollvergütung bei Ausfuhr einheimischen Ge—
reides versagt wird, sollte zum mindesten verlangt werden, daß
ie für ausgeführtes Getreide erteilten Cinfuhrscheine wiederum
rur zur zolkfreien Einfuhr der gleichartigen Getreideart benutzt
verden können und ihre Gültigkeitsdauer auf 1 Monat be—
chtänkt wird. Um bei drohender Kiiegsgefahr die Entblößung
des Landes von Getreide zu verhüten, ist zu verlangen, daß,
obald die Getreideaussuhr das berechtigte Maß überschreitet,
die Regierung ein Ausfuhrverbot erläßt.“ Die Entschliepung
vurde einstimmig angenommen.
Obermeister J. Moikow⸗Adelheide (Amt Delmenhorst)
rrach dann über „Das Viehseuchengeset und seine
kKäckwirkung auf das Mühlengewerbe“. Redner be⸗
nängelte vor allem die zu strenge Handhabung der Absperr⸗
naßtegeln im Herzogtum Oldenburg, wodurch Müller und Land-
birte in schrete Geldverlegenhelt geraten Jeien. Nach den auf
srund des Viehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909 vom Bundes⸗
ate bezw. den o bersten Landesbehörden erlassenen näheren Vor—
ichtiften über die Schutzmaßregeln gegen Seuchengefahr würden
u. a. bei Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche über einzelne
Fehöfte, über ganze Ortschaften und Bezirke die Sperre ver—
hängt. Außerdem werde um das Sparrgebiet noch ein Beob
ichtungsgebiet von 5 Kilometer im Umkreise gebildet. Wäh
rend der Zeit der Sperre könne dann aus dem betr. Sperr—
gebiet und z. V. sogar aus dem Beobachtungsgebiet kein schlacht
reifes und gesundes Klauenvieh verkauft werden. Dadurch
verde der regelmäßige Viehverkauf und der Geldumlauf in Ge
öieten mit starker Viehzucht gehemmt und unterbrochen, wodurch
nicht nur die Landwirte und Züchter, sondern auch die Müller
empfindlich geschädigt würden. Redner beantragte sodann nach
tehende Entschliebung: „Die Delegiertenversammlung des
Deutschen Müllerbundes vom 8. Juli 1911 beauftragt den Vor—
fand, beim Bundesrat dahin vorstellig zu werden, daß bei
lusbruch der Maul⸗ und Klauenseuche die Sperre auf diejenigen
ßehöfte und Grundstücke beschränkt bleibt, unter deren Viehbe
tänden die Seuche ausgebrochen ist und daß das Beobachtungs⸗
ebiet in Wegfall kommt.“ — Da diese Entschließung manchem
Lbgeordneten zu weit ging, beantragte Herr Ingenieur Fritsch—
deipzig nachfolgende Entschließung: „Die Versammlung spricht
»en Wunsch aus, daß bei Anwendung des Viehseuchengesetzes,
»essen Notwendigkeit und sorgfältige Handhabung wir durchaus
imerkennen, doch die in einzelnen Fällen zutage getretenen un
iötigen Härten vermieden werden, die geeignet sind, den Absatz
es Viehes zu hemmen und dadurch Landwirte, Züchter und
Müller empfindlich zu schädigen.“ Diese Entschließung wurde,
iachdem Herr Moikow seinen Antrag zugunsten der letzteren
urückgezogen hatte, mit großer Mehrheit angenommen.
Serr Schröder⸗-Gardelegen begründete sodann den Antrag
jes Vorstandes betr. Bewilligung von 500 Muzweds Anschluß
des Bundes an die Versuchsmühle in Berlin. Der Antrag
purde nach Befürwortung durch verschiedene Redner einstimmio
mgenommen.
Herr Seel-Heidelberg als Vertreter des badischen Müller
zundes berichtete sodann über das Bestreben der badisch-rheini
chen Handels⸗- und Exportmühlen auf Herbeiführung einer frei
dilligen Kontingentierung der Betriebe und dem
Zerlangen der Großmühlenbesitzer, diesem Bestreben seitens des
Deutschen Mällerbundes beizutreten. Redner beantragte des
wegen: „TDer Deutsche Müllerbund wolle für Einführung
der freiwilligen Kontingentierung der Mühlen eintreten und vor—⸗
est die Kontingentierungsbestrebungen der Handelsmühlen am
Rhein helfen unterstützen und fördern.“ Rachdem auch der Vor—
tand den Antrag befürwortet hatte, wurde er ermächtigt, mir
den badisch-rheinischen Großmühlen in gedachter Richtung in Ver—
vindung zu treten und gelegentlich eine gesetz'ihhe Regelung der
dontingentierung zu befürworten.
Hiernach sprach Herr Sekretär Wohlfahrt-Leipzig über
den Entwurf des preußischen Fischerei-Gesetzes
and führte aus: Nach den Bestimmungen des 8 5 im Entwurj
des neuen preußischen Fischereigesetzes solle das Ficschereirecht in
den natürlichen und künsthichen Abzweigungen der Wasser—
äufe den in dem Hauptwasserlaufe Berechtigten zustehen. Nur
olche Fischereirechte, die auf besonderen Titeln beruhten, blieben
»avon unberührt. Die meisten Inhaber von Wa'ssertriebwerken
jätten jedoch ihr Fischereirecht, das sie seit langer Zeit aus—
ibten, nicht durch besondere Rechtstitel, fondern durch Gewohn⸗
jeitsrecht oder Ersitzung erworben. Alle diese Inhaber ver—
ören nach den Bestimmungen des Entwurfes ihr altes Recht
um Fischen in den Mühlengräben usp. Zum mindesten würden
hnen bei der Aufrechterhaltung ihres alten Rechtes große
„chwierigkeiten entstehen. Es sei daher zu fordern, daß in dem
euen Fischereigesetz Bestimmungen getroffen würden, wonach
Wen Inhabern von Wassertriebwerken die seit länger als 30
zahren in ihren Mühlenteichen, Mühlengräben, Zubringern usw.
zefischt hatten, das Fischereirecht verbleibe oder ihnen nur gegen
zntschädigung genommen werden lönne. Das neue Fischerei—
esetz solle ferner nicht vor Einführung eines neuen Wassergesetzes
ingeführt werden. Außerdem sei zu wünschen, daß in dem
jeuen Fischereigesetz Wasserbücher und für jeden Regierungsbezick
Fischereisachverständigen-Beiräte vorgeschrieben würden, in die
iußer Landwirten und Fischern auch Wassermüller zu berufen
eien. Die Versammlung stimmte diesen Ausführungen ein—
zellig zu und ermächtigte den Vorstand und Verwaltungsrat,
um Schutze der Rechte der Wassermüller mit anderen Müller⸗
Verbänden in Verbindung zu treten.
Der Geschäftsbericht für das Jahr 1910 bedauerit
ingangs den noch immer recht lückenhaften Zusammenschluß der
leinmüller, warnt diese andererseits aber dringend vor dem
Unschluß an den Hansabund und empfiehlt wärmstens
en Beitritt zur Mittelstandsvereinigung. Sofern die
Reichsregierung nicht ernstliche Schritte zur Erhaltung der Mittel
ind Kleinmühlen tun würde, werde der Deutsche Müller—
und erneut mit der Forderung einer Umsatzsteuer an den
keichsftag herantreten. Die Produktionserhebungen
eien, wie der Deutsche Müllerbund vorausgesehen habe, noch
nmer nicht zum Abschluß gelangt, da die Fragebogen der Re—
ierung viel zu schwierig gestaltet seien, andererseits aber auch
iele Müller bedauerlicherweise aus Gleichgültigleit die Beant⸗
ortung der Fragebogen unterlassen hätten. Ueber die Frage
er Frachtenstufung für Getreide und Mehl sei
eitens der Bundesleitung mit den in Frage kommenden Behörden
hRiederholt verhandelt worden, wobei sich ergeben habe, daß
ie Regierungen über die Verhältnisse im Mühlengewerbe und
ie Stimmung der Müller bezüglich der Frachtenfrage ganz
alsche Ansichten hegten, so daß es noch schwere Kämpfe kosten
verde, bevor eine gerechte, dem Wertverxhältnis entsprechende
krachtenstufung zwischen Getreide und Mehl erreicht werde. —
die Zahl der Bundesmitglieder beträgt 7380, die sich auf 62
zwangsinnungen, 2 freie Innungen und 6 Vereine verteilen.
die Jahresrechnung schließt in Finnahme mit 17924,60 M, in
Lusgabe mit 15884,76 M, mithin mit einem Ueberschuß von
039,74 M. Das Bundesvermögen beläuft sich auf 8301,03 M.
Der Haushaltsplan für das Jahr 10912 schließt in Einnahme
ind Ausgabe mit 18500 Meab. Der Jahresbericht und der
Entwurf des Haushaltsplanes wurden nach einer Aussprache
iber einzelne Punkte genehmigt. — An Stelle des aus dem
Perwaltungsrat ausgeschiedenen Herrn Schieferdecker-Rohda
vurde Herr Q2ann-Hannover gewähl'
Telegraphische Kurs- und Marktherichte.
W. Rerlin, 8 Inli. Sehlussknrss.
DItimo-Kurso. 2* Vltimo-Kurse. 7. 8.
ndbeobk· Blehen. Fis. I858.20 —. — Nbsg. Am.-Packett. 134. 12 13425
om bardon 23375 2350 Norddentsch. Lloyd 95.75 96.7
zerlin. Handelsges. 164.75 166.-2 Laurahutte 174.25 174.50
)eutsehe Bank 263.37 204.50 Boehumer 235. 12 236.25
dresdonor BRakk 15675 157. 12 Dortmund. OUnion — 77 *5
discontoComnand. 186.62 187.59 Dynamit- Prust 187.12 188.12
)estr. Kreditbank 205. 62 205.75 Privat-Diskont: 26
Sehluss: Fost