ter Stelle. Die meisten Fahrten pro Ftopf werden in
Frankfurt a. M. gemacht, die größten Einnahmen pro
Kopf hat wiederum Hamburg aufzuweisen, da hier pro
Fahrgast die Einnahmen 12,6 Pfg. betragen, während sie
in Berlin nur 9,9 Pfg. hosh sind.
Die Statistik zeigt den allgemeinen Stand von Anfang 1010.
Die Summe sämtlicher deutscher elektrischer Straßenbahnwagen
betrug 10800, davon entfallen auf Berlin 1800, auf Ham—
burg 800. Die Leistungen sind um 28 Millionen Wagenlilometer,
das sind 5 00, und der Verkehr um 86 Millionen Fahrgäste, das
sind 4 060, gestiegen, gegenüber 54 bezw. G Zunahme im
Voriahre. Die Betriebsdichte der Berliner Hoch und Unter⸗
grundbahn stieg auf 673 000 Wagenkilometer Betriebslänge;
bei der großen Berliner Straßenbahn stellte sie sich auf etwas
weniger als im Vorjahre, nämlich auf 336 000, in Hamburg
auf 246 000. Der Straßenbahnverkehr der wichtigsten deutschen
Städte ergibt sich aus folgender Tabelle:
Ein⸗ Betriebs⸗ Ein⸗
Fahrgäste nahmen länge Fahrten nahmen
Millionen Mill. Mark kum pro Kopf pro Kopf
Berlin 353 55 399 184 9.9
Hamburg 144 18 189 148 12.5
Muünchen 90 8.8 76 168 9.8
Dresden 98 10 135 190 10.7
Leipzig 104 98 116 208 9.2
Breslau 67 55 *8 142 7.9
Köln 23 208 8.4
Frankfurt R — 9.0
Nürnberg 34 41 6 8.3
Elberseld 30 1 53 93 10 5
Hannover 50 5 162 161 10.11
Düsseldorf 49 21 — 193 8.4
Stuttgart 33 3 48 132 8.7
Bei den einzelnen Städten kommen meist noch ihre Vor—
orte mit in Betracht, so z. B. sind in Berlin bei den Zahlen
alle Vorortverbindungen mit berüchsichtigt. Auch bei Hamburg
ist das gleiche der Fall. Bei Frankfurt a. M. kommt noch
Offenbach in Betracht, bei Nürnberg ist Fürth berücdssichtigt,
bei Hannover die Stadt Linden und bei Elberfeld die Schwester⸗
isadt Barmen
Neueste Nachrichten und Telegramme.
Königin Maria Pian.
Wt. Turin, 5. Juli. Königin Maria Pia ist heute nach—
nittag 3 Uhr 15 Min. im Schloß Stupinigi infolge plötzlich
ꝛingetretener Urämie gestorben.
Nach dem offiziellen Krankheitsbericht war die verstorbene
Königin Maria Pia am Nachmittag des 1. Juli von einer
sehr heftigen, von Fieber begleiteten Leberkolik ergriffen wor—
den. Ihr Zustand verschlimmerte sich dann infolge der hinzu—
getretenen Störung in der Nierenfunktion.
Endgültiger Abschluß des deutjch-schwedischen Handelsvertrags.
W. Berlin, 5. Juli. Die Nordd. Allg. Zig. berichtet?
Der Austausch der Ratifikationsurkunden des deutsch-schwedischen
dandelsvertrages erfolgte am 3. Juli 1911 in Stodholm.
Zur Revision des preußzisch-hessischen Eisenbahnvertrages.
W. Darmstadt, 5. Juli. Die Zweite Kammer nahm in
der Frage der Revision des preußisch-hessischen Eisenbahnver⸗
krages einstimmig den Antrag an. die Regierung zu ersuchen,
beim Zusammentritt des nächsten Landtages zur
Klärung der seit Jahren über die Revisfion des Gemein—
schaftsvertrages in der Oeffentlichkeit behandelten Fragen dem
Landtag vorzulegen: 1. eine genaue Uebersicht über die auf
den hessischen Linien der preußisch-hessischen Eisenbahngemein⸗
schaft seit Bestehen des Vertrages eingetretenen Betriebsstei—
gerungen und die damit bedingte Werterhöhung; 2. eine ge⸗
naue Uebersicht über die seit Bestehen des Vertrages notwendig
gewordenen Kapitalaufbesserungen Hessens sowie über die in der
nächsten Zukunft noch in Aussicht stehenden Aufwendungen.
Ein türlischer Gast über Deutschland.
W. Konstantinopel, 5. Juli. Der aus Deutschland zurüc⸗
gekehrte Deputierte Dschahid schildert in einem türkischen
Blatte in bewegten Worten die Gastfreundschaft, die
der türkischen Reilegesellschaft überall in Deutsch—
land vom Kaiser und den Würdenträgern bis herab zum letzten
Privatmann zuteil geworden und die der ganzen ottomanischen
Nation gelte. Dschahid drückt sein Erstaunen aus über
die Kulturfortschritte und die Riesentätigkeit
sowie die Industrie der Deutschen, die bisher den
Ottomanen nur als Militärvolk bekannt gewesen seien, nun⸗
mehr aber von ihnen als die wichtigsten Kulturträger geschätzt
würden.
Prinz⸗ Heinrich⸗Fahrt.
Homburg v. d. Söhe, 5. Juli. Die Prinz-Heinrich-Fahrt
begann heute früh um 7 Uhr bei herrlichstem Wetter. Prinz
Heinrich steuerte als erster. In seiner Begleitung befinden
sich Leutnant-General Griersen und Adjutant Kapitänleutnant
o. Usedom. Von den gestern abgenommenen 66 Wagen starteten
bis 9 Uhr 5 Min. 65. Die Startleitung lag in den Händen
des Korvettenkapitäns Hilmers.
Gestern abend hat Prinz Heinrich an der Tafel beim
Landrat v. Marx teilgenommen, zu der auch der Großherzog
von Hessen erschienen war. Im Kurgarten fand gleichzeitig
große Illumination statt.
Wt. Köln, 5. Juli. Als erster Wagen ist kurz nach 3 Uhr
der Wagen der Fahrtleitung angekommen, als zweiter der
des Prinzen Heinrich. Bis 74 Uhr abends passierten 60 der
konkurrierenden Wagen die Ziellinie. Fünf Wagen stehen
noch aus.
Wieder ein Erdbelen registriert.
W. Hamburg, 5. Juli. Gestern nachmittag begann um
2 Uhr 41 Miin. 25 Sek. mitteleuropäischer Zeit auf der hiesigen
Hauptstation für Erdbebenforschung die Aufzeichnung eines sehr
heftigen Erdbebens in 4800 Kilometer Entfernung, östlich von
Hamburg. Es handelt sich um das Erdbeben, über welches
inzwischen bereits aus Taschkent untenstehende kurze Meldung
eingetroffen ist.
W. Taschkent, 5. Juli. Abends um 614 Uhr wurde hier
ein starkes Erdhehen verspürt.
Große Feuersbrunst in Baden.
W. Engen (Gaden), 5. Juli. Der Feuersbrunst, die seit
jestern nachmittag wütet, sind bisher 32 Häuser zum Opfer
gefallen. 360 Familien sind obdachlos. Das Feuer ist noch
nicht vollständig gelöscht. Die Hauptgefahr ist beseitigt. Eine
Kompagnie des Infanterie-Regiments in Konstanz ist mit den
Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Eine Abteilung der Kehler
Bioniere wird erwartet
Die Hitzwelle in Newnorlk.
W. Newuoth. 5. Juli. Die Hitze nahm gestern zu und
erreichte ihren Höchststand mit 104 Grad Fahrenheit. In
Newyork starben 26 Personen, in Chicago 19, in Pittsburg 15,
in Neuengland 31, in Philadelphia 9. Die Trocdenheit richtete
rroßen Schaden an allen Getreidearten an.
Ader Woche.
A.
Wettfahrt der 7- und 6⸗æm-R⸗Klasse
und der Sonderklasse auf der Lübecker Bucht
am Mittwoch, dem 5. Juli,
vormittags 11 Uhr.
Veranstaltet vom Lübecker Yacht-Club.
5* Travemünde, 5. Juli.
Mit flauer Brise aus SW. z. W. und diesiger Luft brach
der Morgen des letzten Regattatages, den der Lübecker Yacht.
Club in der Travemünder Woche veranstaltete, an. Schor.
jegen 10 Uhr verließen die ersten Jachten den Hafen, um recht
eitig an den Start zu gelangen, der wieder wie am Tag
uvor bei Marke C, nördlich von Bahrendorf, an der Medlen
urger Küste, vom Vorstand bestimmt war. An Bord des
ztartdampfers war die grüne Flagge gehißt, zum Zeichen,
daß der Dreiekskurs von Marke Cenach Marke A zur Marlke F
And zurück nach Marke C und zwar zweimal ausszusegeln sei.
Alle Boote hatten die Marlen und den Richterdampfer beim
Passieren der Ziellinie bei Marke & ebenfalls an Bacbord
u lassen. Die Windstärke wurde zu Beginn der Regatta auf
1-3 m geschätzt, die im Verlaufe derselben etwas mehr aufbriste.
Die erste Tour von Marke C zu A war zu kreuzen, von A
nach B konnten die Jachten anliegen, von dort zu Marke 0
wurde raumschoots gefahren
Am Start, der pünktlich um 11 Uhr Os Min. für die Son⸗
derklase vor sich ging, fanden sich wieder alle gemeldeten
Boote mit Ausnahme von „Jeck II“ ein.« Als erste ging
z,Tilly X“ in Luv durch die Linie, gesolgt von „Irrwisch III“,
n Lee als drittes Boot „Wolkuse“ (L. Y. C.), dann,Jenny“
„Lunula“, „Wittelsbach VII“, „Wannsee“, „Tilly, XIV“, Mar
garethe“, „Jutta III und als letzte „Resi IV“. Es war ein
hübsches sportliches Bild, als bei flauer Brise die Jachten sich
in langer Kette durch den Start schoben.
Der zweite und letzte Start um 11 Uhr 10 Min. galt
der 7-⸗ und 6⸗—m-R-⸗Klasse. „Windspiel XV“ ging hier
als erste Jacht durch den Start, dann „Schelm“, „Harald IV“
„Melusine II (7-m-Klasse), „Gefion III“ (⸗m-Klasse),
„Primula“ (7-m-Klasse) und als letztes 1 Min. 55 Sek
päter nach dem Fallen des Startschusses die englische Jacht
„Gypaetos“.
Die Kreuztour nach Marke A, die von einigen Jachten unter
Land an der Mecklenburger Küste, von anderen von See aus
zu erreichen gesucht wurde, beanspruchte genau eine Stunde.
Um 12 Uhr rundeten das erstemal die Marke An, Tilly X“
als erstes, wenige Sekunden darauf „Wannsee“ als zweites,
die Lübecker „Wolkuse“ als drittes Boot. In schneller
Folge umsegelten dann bei guter Brise „Tilly XIV“,
„Jenny“, „Jutta III, „Primula“, aus der 7—m-Klasse
„Irrwisch IIIund Wittelsbach“ diese Marke. 12 Uhr
b Min. folgten „Margarethe“, „Windspiel XV“,
Melusine II“, um 12 Uhr 7 Min. „Resi IV“, „Ha—
rald IV“, „Gefion III“, „Lunula“, „Schelm“ und als
letztes Boot „Gypaetos“ um 12:12: 57.
Die erste Runde hatte nach zwei Stunden um 12 Uhr 56
Minuten „Tilly XIV“ ausgesegelt, 8 Sek. später folgte
„Tilly X“, dann „Primula“, „Wannsee“, „Melu—
ine U“, „Wolkuse“ „Jenny“, „Windspiel XV,
„Jutta III“, „Irrwisch III, „Wittelsbach XII“,
„Margarethe“, „Harald IV“, „Gefion III“, „Lu—
nula“ und als letztes Boot der Sonderklasse „Kesi IV“,
ferner 11: 29 später als „Tilly XIV „Schelm“, ganz als letztes
„Gypaetos“. „Melusine“ ging gleich nach der Rundung
„Primula“ in Lee vorbei, da der Wind mehr aufgebrist hatte.
Die Lübecker „Wolkuse“ war zwar während dieser Fahrt
von dem dritten Platz auf den vierten zurückgefallen, hatte sich
uber infolge der ausgezeichneten Steuerung durch Herrn Poll⸗
born gegenüber „Tilly XIV“, „Tilly Xund „Wannsee“
vorzüglich gehalten. Ja sie hatte bereits an der Marke A
auf der zweiten Kreuztour den dritten Platz gegen „Tilly XIV“
rkämpft, die den ersten Platz an „Wannsee“ abtreten mußte.
„Tilly XIV und „Wannsee“ führten Protestflaggen. Der
Protest wurde, wie wir vorausschicken wollen, nach Schluß
der Regatta vom Schiedsgericht nach Anhörung der Beschwerden
zu ungunsten von „Tilly XIV“ entschieden. Der vierte Preis
der Sonderklasse wurde nicht „Tilly XIV“ sondern „Jutta III“
zuerkannt, die damit zugleich den Cochran-Preis zugesprochen
erhielt. Die Reihenfsolge des Rundens der Marke A beim
weiten Male, die von 1 Uhr 40 Min. ab stattfand, wurde von
uns wie folgt beobachtet. „Wannsee“ 0O: oo, „Tilly X0: 33,
„Melusine II 0: 55, „Wolkuse“ 2: 51, „Primula“ 3: 09
„Tilly XIV 4: Os, „Jutta III 4: 44, „Jenny“ 6: 26,,„ Irr⸗
wisch III 6: 42, „Wittelsbach III 6: 53, „Windspiel XV“
7: 47, „Sarald IV 11: o4, „Schelm“ 11: 21, „Gefion III“
11: 49, „Resi IV sowohl wie „Lunula“ gaben nach Runden
der Marke die Wettfahrt, weil aussichtslos, auf, ganz zum
Schluß kam „Gypaetos“ an die Marke. „Tilly X war der
„Wannsee“ dicht aufgelaufen, doch ließ letztere erstere nicht
vorbei. „Wolkuse“ war in Lee weiter etwas aufgelaufen.
Alle Boote setzten alsbald bis auf „Wolkuse“ Spinaker an
Steuerbordbug, weil die Brise etwas achterlicher geworden.
Die Luft war weiter aufgeklart, die Sonne hatte die Herrschaft
gewonnen. Kurz vor der Marke Bevperschwanden die Spinaker
vie der, „Primula“ brachte ihn zuletzt weg. „Wannsee“ in Lee
iegend, versucht „Tilly X“ aufzuluven.
Am Ziel langte „Melusine‘ um 2:39: 55 an, 1 Min. 65
Sekunden später gefolgt von „Primula“. Dann wurden ge—
eitet „Tilly X“2: 42: 53, „Wolkuse“ 2: 42: 55, „Wannsee“
2: 43: 10, „Tilln XIV 2: 43: 58, „Windspiel XV 2: 45: 23,
„Jutta“ 2: 47: 26, „Irrwisch III 2: 47: 55, „Wittelsbach“
2: 49: 28, „Harald“ 2: 51: 34, „Gefion III 2:52: 32
„Schelm“ 2: 52: 43, „Gypaetos“ aufgegeben.
Die Lübecker Jacht „Wolkuse“, die ganz brillant gesegelt
wurde, sicherte sich den 2. Preis, vor „Wannsee“, die sich dies—
mal mit dem 3. Vreis begnügen mußte, während „Tilly X“
ven ersten Preis und den Senatspreis erhielt.
Die Wettfahrt fand kurz vor 3 Uhr ihren Abschluß, worauf
der Begleitdampfer gegen 124 Uhr die Zuschauer in Travemünde
landete. Abends 6 Uhr 30 Min. fand im Kurhause die
Preisverteilung statt, worauf Herr Konsul Piehl als Vor—
itzender des L. Y.C. den fremden Seglern den Dank für
hre Betätigung an der Travemünde Woche aussprach, mit
»er Bitte, im nächsten Jahre wiederum zu erscheinen. Hesrr
drogmann dankte für die liebenswürdige Aufnahme, die
nan den fremden Seglern auch diesmal wieder gewährt hobe
und schloß seine Ansprache mit einem Hoch auf den Lubecke
HVacht⸗Club.
So haben die Wettfahrten des Lübecker Yacht-Clubs in
der Travemünder Woche einen schönen Abschluß gefunden.
Sportlich waren sie sehr interessant und für die Zuschauer be—⸗
sonders anregend. Die Travemünder Woche hat auch im
weiten Jahre ihres Bestehens die Berechtigung dieser Veran
taltung voll und ganz nachgewiesen. Hoffentlich werden die
aächstiährigen Regatten ebenso gut besucht werden und ebenso
interessant ausfallen. Das wünschen wir dem Lübecker Yacht-
Tlub und seinem rührigen Vorstand.
Offizielle Zeitenliste
ber offenen Wettfahrt auf der Lübecker Bucht
vor Travemünde am S5„. JJuli.
7em⸗R⸗Klasse: „Melusine II“, ges. Zeit 8: 29:55 L.
„Rübezahl“, nicht gestartet, „Primula“ 3: 31: 20.
6⸗m⸗R⸗Klasse: „Windspiel XV“, ges. Zeit, 3: 35: 23 1.
„Gypaetos“ aufgegeben, „Gefion III“ 3: 42: 32, „Harald TV“
3: 41: 34 2. „Schelm“ 3: 42: 43.
Sonderklasse: „Jeck II“ nicht gestartet, „Tilln XIV“ di—
stanziert, „Lunula“ aufgegeben, „Jenny“, aufgegeben, „Wann—
see“, ges. Zeit 3: 38: 10 3. „Tilly X3: 37: 53 L.u. Senats-
preis, „Margarethe“ aufgegeben, „Irrwisch III 3: 42: 45,
„Resi IV aufgegeben, „Wittelsbach VIIS 3: 40: 28,, Jutta III“
3: 42: 36 4., Cochran-Preis, „Wolkuse“ 3: 3755 2.
Punkt-Wertung
für die Wettfahrten der Sonderklasse am 3., 4. und 5. Juli.
„Tilly X13 Punkte, Senatspreis, „Wittelsbach VII“
13, Cochran-Preis, Wannsee“ 14,, Wolkuse“ 18, „Irrwisch III“
18, „Lunula“ 20,, Jutta IIIS 20, „Margarethe“ 22, „Tilly XIV“
23, „Resi IV 24, „Jenny“ 26, „Jeck II 32 Puntkte.
— —
Zuntes Allerlei.
Ein Kinderschicksal. Ein schauerliches Familien—
drama hat sich in der Nacht zum Montag in einer der
Vorstadtstraßen von Frankfurt a. M. zugetragen. Die Anwohner
der Straße wurden plötzlich durch lautes Hilfegeschrei aus dem
Schlafe geschreckt. Als man die Fenster öffnete, sah man zwei
Kinder, ein Mädchen und einen Knaben, nur mit dem Hemd
belleidet, blutüberströmt aus einem Hause laufen. Es stellte sich
heraus. daß der in dem Hause wohnende Arbeiter Schreiber
versucht hatte, seine fünf Kinder im Alter von zwei bis zwölf
Jahren zu ermorden. Während die beiden ältesten Kinder sich
durch die Flucht retten konnten, wurden zwei Mädchen im Alter
bon zwei und sieben Jahren getötet, das fünfte Kind, ein
siebenjähriges Mädchen, versuchte ebenfalls zu flüchten, brach
aber tot im Hausflur zusammen. Die beiden ältesten Kinder
wurden ins Krankenhaus gebracht, wo sich ihre Verletzungen
nicht Als lebensgefährlich erwiesen. Schreiber wurde kurz nach
der Tat auf dem Wege nach dem Stadtwald verhaftet. Auch
die Mutter der Kinder, die erst gegen sieben Uhr mokgens
on einer Tanzmusik nach Hause zurückkehrte, wurde in Polizei—
jewahrsam genommen. Die Tat ist auf eine unglückliche Ehe
zurüdzuführen. Das Ehepaar bewohnte ein elendes Dachge—
choß und lebte in ärmlichsten Verhältnissen. Der Chemann
war einige Wochen von Frankfurt abwesend, da er in Berlin
eine Stellung gefunden hatte. Bei seiner Rückkehr erfuhr er,
daß seine Frau mit einem Maurer ein Verhältnis angefangen
hatte, das sich sehr intim gestaltete. Gestern nachmittag ning
die Frau in eine Wirtschaft des Vorortes zur Tanzmusik, wo
sie mit ihrem Liebhaber zusammentrafßf. Der Mann hätte sich
zern mit ihr ausgesöhnt, sie wies jedoch seine Annäherung mit
schatfen Worten zurück; ebenso ihren lleinen Sohn, der sie holen
sollte. Schreiber muß sich daraufhin zu der schauerlichen Tat
entschlossen haben. Kurz vorher hat er sich Bier und Schnaps
holen lassen. Gegen zwölf Uhr liefen die älteren Kinder noch
auf der Straße herum, was jedoch niemand in der Gegend
verwunderte, da die Mutter meistens sehr spät nach Hause lam.
Schreiber hat anscheinend ein großes Taschenmesser zu der Tat
verwandt, das in der Wohnung noch vorgefunden wurde.
Das selisamste Blumenland der Erde. Noch vor wenigen
Jahren galt Hawaii, die größte der Sandwich-Inseln, für
das Blumenparadies der Welt. Die forischreitende Kultur
hat jedoch, wie der „Honolulu-Stat“ meldet, die reichhaltige
Flora des Landes sehr gelichtet. Viele der farbenprächtigen
Blumen des Eilandes haben seltsame Eigentümlichkeiten an
ich. So blüht der Hau-Baum nur einen einzigen Tag im
Jahre. Seine Blüten öffnen sich am Morgen und schließen
am Abend ihre Kelche. Ueber Nacht fallen sie ab und bedecken
die ganze Landschaft mit einer rötlichweißen Stickt, die an
im Morgenlicht schimmernden Schnee erinnert. Eine selt—
ame Pflanze ist auch der Hauhile. Er blüht nur am Tage,
und was noch seltsamer ist, seine Blüten wechseln von Zeir
zu Zeit die Farbe. Der Koali-Awahu zählt ebenfalls zu
den eigentümlichen Kindern Floras, deren Farbenpracht mit
der Jahreszeit wechselt. Während seine Blülen am Morgen
n tiefem Purpur leuchten, sind sie mittags grün und schillern
zeim Untergang der Sonne in duntlem Saphirblau. Vicele
Blumen auf Hawaii blühen nur während der Monale April
und Mai. Die größte Anzahl jedoch trägt das ganze Jahr
zindurch Blüten. Ihre Früchte sind zum großen. Teil eßbar
uind dienen den Eingeborenen als willkommene und erfrischende
Nahrung. Bemerkenswert sind auch die prächtigen Orchideen—
arten, deren Farbenschmelz von unbeschreiblicher Schönheit ist.
fFine Abart ist als sogenannier Fliegensänger bekannt. Ihre
Blüten schließen sich, sobald ein Insekt eingedrungen ist.
Andere wiederum strömen einen betäubenden Duft aus, der
die in der Nähe flaiternden Schmetterlinge wie celähmt zu
Boden streckt. Eine von Botanikern sehr gesuchte Orchideen—
art ist die Stundenblume, die einmal im Jahre und nur eine
Stunde lang blüht. Von den vierhundert Arten, die in
Hawaii früher gezählt wurden, sind jetzt nur noch wenige
vorhanden. Es wird wohl kaum lange währen, bis auch diese
der modernen Kultiur zum Opfer gefallen sein werden.
Aus den Fliegenden Blättern. Amtsstil. Eine Behörde
gibt an eine ihr unterstehende folgenden Erlaß heraus: „Der
Erlaß vom 12. 8. 1910, mit welchem der Erlaß vom 11. 9.
1909 außer Kraft gesetzt wurde, wird hiermit außer Kraft
zesetzt, weil der damit außer Kraft gesetzte Erlaß bereits
mit Erlaß vom 12. 3. 1910 außer Kraft gesetzt war.“ —
Schlechtes Gewissen. Die zwei bösen Buben des Nach—
dars machen beim neuen Bezirksarzt Besuch und werden vom
Dienstmädchen ins Empfangszimmer geführt. Im selben Mo—
nent kommt eiligst die Frau Doktor und fragt das Dienst⸗
nädchen, auf ein Fläschchen weisend, das hinter den beiden
Jungen im Glasschranke steht: „Sind das dort die Hoffmann—
chen Tropfen?“ Betroffen erwidern unisono die beiden Buben:
„Nein, wir sind die Müllerschen!“ — Zart angedeutet
Feldwebel (zum Rekruten): „Heut' hab ich in der Zeitung
gelesen, daß ein ausgewachsenes Rhinozeros zwanzigtausen!
Mark wert ist .. Müller — meine Hochachtung!“