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Wöchenilich 13mal (Wochentags morgens und
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Amtsblatt der freien uud Hanfestadt Lübed 61. Jahrg⸗
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*4
Nacrichten für das Hherzogtum Lauenburg, die
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Druck und Verlag: Gebrüder Borcers G.m. b. H. in Lübded. — Geichäftsstelle Adretz haus (Köniostr. 46). —E u. oooi.
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Ausgabeo
(Große Ausgabe)
Montag, den 3. Juli 1911.
Abend-Blatt Kr. 330.
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13
—⸗
3 Jreich Spanien, nach Spanien Deutschland! Wie Frank—
— Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. reich und Spanien, erklärt auch Deutschland, daß —
— — — —. — — — ein Einschreiten nur vorübergehend sei, und die französische
Amfang der heutigen Rummer 6 Seiten. Diplomatie habe kein Recht, seine Aufrichtigkeit in Zweifel
— — u ziehen. Agadir ist sehr weit von dem französischen und
Nichtamtlicher Ceil. »em spanischen Aktionsgebiet entfernt, aber es können
iplomatische Reibungen eintreten und namentlich die Empfind—
J chkeit Englands wachgerufen werden, wenn Deutschland durch
3J 4 »en „Schutz“ seiner Staatsangehörigen den Vertrag verletzt.
Die Entsendung des „Panther nach Rabei haben wir ihn schon lange verlett.
Agadir )eutschland wollte zeigen, daß es sich von unseren Kolonial—
euten nicht foppen läßt, und jetzt steht Frankreich vor der
kann nach der Entwicelung, die die marokkanischen Verhältnisse WVahl, entweder die Teilung Marokkos mit allen Mächten
seit rund acht Wochen genommen haben, nicht überraschen. An— vorzunehmen, die ein Gelüste darauf haben, oder ehrlich
gesichts der militärischen Unternehmungen Frankreichs und Spa⸗ ind rückhaltlos seine frevelhafte und verblendete Marokko—
niens auf marolkanischem Boden ist die Befürchtung der im »olitik aufzugeben und zur Algecirasakte zurückzukehren.
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en Leben und Enenttn dar eechahe denhea 8 Fann Gulatih der marollanischen Angelegenheiten keim
Schutzgenossen ee könnten, durchaus begreiflich. Weil Aeasten nthe beg — —53 sind inter⸗
dem so ist ersdeint es naturuich und angemess wenn das ationgler Vatut. de e gan —— —— it
—* ine Dre en oee e 5* ieser Art zu schlichten, wenn es da überhaupt einen Zwist gibt.
Die Mächte, denen das Reich die Entsendung des „Panthers“ e Frete er nee — dffentuice
angezeigt hat, haben zum Widerspruch gegen die deutsche Meinuna Frankreiqhs wird die Wendung der deutschen Diplo⸗
Schutzmaßregel ebenso wenig Grund, wie gegenüber Frankreich atie min derselben Ruhe und Kaltblütigkeit aufnehmen, die
und Spanien, die ihre militärischen Maßnahmen mit dem er iner de Selbes demndrt. Sie ird sichß fragen- gegen
Schutzbedürfnis ihrer Staatsangehörigen und Schutzgenossen be— Wwe Entschädiagung, besonders n Orient. die deutsche Reaie⸗
gründeten. Indem das Reich zu gleicher Zeit die im Süden uns das unwürdigerweise erworbene Pland eintauschen —
Matokkos maßgebenden Marokkaner davon verständigte, dah ne niet ve din vine r w ieeer und au der gtlau⸗
das Erscheinen des deutschen Kriegsschiffes im Hafen von Agadir schen Vuste interessierte Macht ihre iwnie ehebt. und Frank⸗
mit keiner unfreundlichen Absicht gegen Marokko und seiner Be— eich hat das Recht, zu hoffen, daß dies geschehen wird. 25
wohner verbunden sei, ist das Nötige geschehen, um Miß—- Der Escelsior schreibt: Unsere unverzeihliche
deutungen fernzuhalten. Nach der halbamtlichen Mitteilung F e eenaber. Spanien war die veste
beschränkt sich die deutsche Schutzmaßregel ja „zunächst“ auf die krmutigung — egenüber Deutschland. Der Sultan
Entsendung des „Panthers“. Man begreift diese Einschränkung, pn Marolko wird zweifellos gegen die deutsche Landuns in
weil der „Panther“ nur ein Kanonenboot mit 900 To. Wasser Marokko Einspruch erheben, aber wenn wir seinen Einspruch
perdrängung, 1850 Pferdestärken und einer Besatzung von ins— icht unterstützen. wird er vergeblich bleihen.
gesamt 125 Mann ist. Daß Umstände eintreten können, unter Der Eclair sagt: Deutschland das für den Augen-⸗
»enen diese maritime Streitmacht als unzureichend erscheint, lid korrekt bleibt, hegt Mmger unschuldige Hintergedanken.
euchtet ohne weiteres ein. Die jeht geiroffee Maößnahne ẽs will sich am Atlantischen Ozean festsetzen, um die Mittel
etinnert daran, daß am 8. Mai eine völlig erfundene Mel— in der Hand zu haben. uns unaushörlich Schwierigkeiten zu
hung von der Entsendung dreier deutsher Kraer bn hhaffen und unseren Einfluß zu behindern. Die Ostgrenze
mnarokkanischen Gewässern verbreitet wurde. Die Nordd. Allg. enügt uns, Wir brauchen keine afritanische Grenze zwischen
Zta. hat damals den „gefährlichen Unfug“, der mit der ins und Berlin. J
Lanzierung falscher Nachrichten getrieben wird, scharf gegeißelt. Die gesamte spanische Presse
Inzwischen liegen uns bereits weitere I rudt na en doe Deutschlands Schritt
5* n arokko aus. er Liberal schreibt: Es freut uns,
vor' aus denmr pee Predrimwen Veurickeng die Neutschland bei Mogador installiert du wissen. Jetzt werde
5— — ene ei de ie französische Presse nicht mehr bloß mit uns, sondern
Me 8 9 — uch mit Deutschland zu rechnen haben. — Der Imparcial
Jaures dreibt in der Sumanitsé in einem ußert sich u. a.“ Agadir liegt auberhalb der spanischen
„Das Unvermeidlicke“ hetitelten Artiken: Nach Frank⸗ Einflußsphäre. Spanien wird bei einem neuen Konflif
—* — —
Frankreichs neutral bleiben. Deutschland wird wahrscheinlich
den ganzen Strich von Agadir nach Mogador besetzen und
England Tanger. Frankreich wird sich verrechnen, wenn es
erhofft hat, den marokkanischen Kuchen allein zu verzehren.
Die italienischen Blätter
dagegen, insbesondere die römischen, äußern sich mit gro—
zem Erstaunen über den Fall Agadir, wollen aber die
Aktion Deutschlands vorausgesehen haben. So glaubt z. B.
die Tribuna, daß der Zwischenfall doch eine friedliche
Lösung nicht ausschließe. Das ganze sei ein Duell zwischen
Kiderlen-Waechter und Delcassö.
Regierung und preußische Wahlrechtsreform.
In dem üblichen Sonnabdend-Rüdblich gibt die offiziöse
Nordd. Allg. Z3tg. ein Resümee über die Ergebnisse der Land—
agssession. Sie feiert die glückliche Verabschiedung des Feuer—
zestattungsgesetzes und der beiden Zweckverbandsgesetze und
vedauert das Scheitern so wichtiger Vorlagen wie die der
heinischen Landgemeindeordnung und des Fortbildungsschul⸗
zesetzes. „Mangelnde Uebereinstimmung zwischen der Mehrhcit
es Abgeordnetenhauses und der Regierung, zuletzt auch wieder—
olte Beschlußunfähigkeit des Abgeordnetenhauses war die Ur—
ache hiervon.“ Wenn das offiziöse Regierungsorgan mangelnde
lebereinstimmung zwischen der Mehrheit und der Regierung be—
lagt, so kann es damit selbstverständlich nur der Mehrheit
eine Rüge erteilen wollen. Die Herren Konservativen werden
ich darüber sicher noch mit der Regierung auseinandersetzen.
Besonders interessant sind aber die ofsiziösen Auslassungen
iber den fortschrittlichen Antrag zur Wahlrechtsreform. Man liest
da: „Auch wenn dieser Antrag nach dem Wunsche der Antrag⸗
teller bereits zu Beginn der Seision zur Verhandlung ge—
ommen wäre, bezweifeln wir, daß er die erhoffte Aktion
der Regierung zur Folge gehabt hätte. Denn in den Voraus—
etzungen für das Gelingen einer solchen Aktion hat sich seit
em Scheitern des früheren Reformversuchs nichts geändert.
kin sachlicher Erfolg war von dem Antrag nicht zu erwarten.
Turch die Abstimmungen, auch wenn sie zum Teil taktischer
statur waren, wurde wieder nur nach der negativen Seite
estgestellt, daß die Abgrenzung der Wahlkreise nach der
Bevölkerungszahl, die Uebertragung des Reichstagswahlrechts
und dabei in Sonderheit die Einführung des gleichen Wahl—
rechts von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses abgelehnt
werden.“ (d)
Zeitungssolidaritaͤt und Publikum.
Aus der Solidarität der Berliner Zeitungen beim Scherl—
chen Zeitungsstreik und aus dem Verlauf der letzten General—
dersammsung des Vereins Deutscher Zeitungsverleger folgert
das Organ des Buchdruckerverbandes, daß im deutschen Zei—
ungsgewerbe „eine wohl beispiellose Interessensolidarität im
Anzug ist.“ Der Korrespondent betrachtet diese „kapi—
——
kein Hahn mehr darum! Sie waren Bürgersleute wie eben
alle anderen!
Aber da hatten sie's mit dem KTehard! Das war so ein
Feuergeist! Der war gleich mit der neuen Zeit gegangen.
Er war sicher einer der Schlimmsten gewesen! Das konni“ man
Ileich wissen — mit zwei Gendarmen eskortiert. wie einer, der
zestohlen hat!
Und war es nicht fast ebenso schlimm? Die Demagogen,
das war eine ganz abgefeimte Sorte — mit allen Hunden
waren sie gehetzt!
Sie wollten womöglich Revolution machen und den König
absetzen!
Die Leute im Städtchen munkelten allerlei, was sie so
aufgefangen hatten. Ihre Aecker vor der Stadt und ihre
Wiesen in den Bergen waren ihnen interessanter als alle Po⸗
litik. Was gingen die Welthändel sie an? Sie wollten ihre
Ruhe haben!
Die trutzigen Berge, zwischen denen ihr Städtchen wie
eingebettet lag, hatte der liebe Herrgott so recht als Schutz
und Schirm vor ihnen aufgebaut.
Es lebte sich ja so behaglich und ruhig in der Dämmerung
hrer Zeit. Sie wollten nicht in den hellflammenden Blitzen
itehen, die die befreienden und reinigenden Gewitter, nach
denen alles strahlend klar und hell wird, mit sich bringen.
Soolche Zwischenperioden wollten sie nicht. Ihnen war alles,
wie es jetzt war, gerade recht. Zuviel Licht blendet und tut
den Augen weh.
Nun war in ihre Dämmerung ein solcher Blitz gefahren,
hatte sie alle beunruhigt und aus ibrer Ruhe aufgestört.
All das Unglück kam nur von dem fremden Reis, das in
ihrer Mitte war, und von dem Franzosenabkömmling, dem
Burgevis, der ihnen allen immer so imponiert, der stets
eine Sonderstellung im Städtchen gehabt, um dessen Freund-
schaft man sich gerissen, und der immer heimlich beneidet wor⸗
den war.
Jetzt kam endlich seine Zeit! Wenn man nur lange genug
lebte, dann packte das Schicksal auch die Obersten, die Ersten,
und ließ sie in den Staub sinken!
Mit der Fränze ihrer Ehe hatte es bei den Burgevis
angefangen! Tas war auch so eine Stolze! Wie stolz sie über
Aus gärender Zeit.
Roman von Hedwig Kaboeh. ,
(13. Fortsetzung.) Machdruck verboten.
Franziska hatte immer erregter gesprochen. Es war, «8
habe sie ganz vergessen, zu wem sie sprach.
Ihr Mann stand und starrte sie an, dann brach er los.
„Nun höre einer das Weib! Wie, wemnn's ein Rechtsanwalt
vär', spricht sie! Aber du, das laß' dir gesagt sein, behalt
»ein Gemäre für dich — daß das teiner hört! Miir ist's just
o recht, wie's ist! Ich will wegen 'ner rebell'schen Frau keine
Lolizei ins Haus haben. Nachher kannst sehen, wo der
zimmermann 's Loch gelassen hat·
„Firlefanz, dummer! Wenn die Ehe bei uns nicht ein
zakrament wär', das Loch, das der Zimmermann gemacht,
ätt' ich längst gewußt. Die Chr', eines Trinkers Namen zu
ragen, ist wohl groß! Da ist mir der Name Burgevis doch
ieber. And doppelt stolz bin ich, daß ich einen Demagogen—
zruder habe. Aber was verlohnt das, dir zu sagen! Was
veißt du davon? Zu den Eltern muß ich hin.“
Mit diesen Worten verließ sie schnelẽ die Stube, und er
drohte hinter ihr her:
„Ein närrisches Weib! Das hat man davon, wenn einen
die Liebe blind macht.“ —
Kaum hatte sich Franziska ordentlich Zeit genommen, Hut
ind Mantille umzutun. So eilig hatte sie es, zu ihren Eltern
n die Stadtmühle zu kommen.
Als sie über den Markt schritt, fieberte alles in ihr.
Ihre zitternden Hände hatte sie unter der Mantille verborgen
die Leute sollten nicht sehen, wie erregt sie war.
Aber sie stedten dennoch die Köpfe, hinter ihr her tuschelnd,
zusammen. Die Neuigkeit aus der Stadtmühle hatte schon über-
all die Runde gemacht.
Es war in der guten alten Zeit schon gerade so wie heute,
jatß das Unglück des lieben Nachsten die Menschen viel mehr
nteressiert, als das Glück. Auch mißt man dem Betroffenen
nuch gern das eigene Verschulden bei, und trotz allen Be—
dauerns empfindet mancher heimlich hämische Schadenfreude.
Der Hochmut kommt eben vor den Fall! Das war doch
der helle Hochmut bei den Burgevis gewesen, zwei Söhne stu—
dieren zu lassen und eine Tochter einem Studierten zur Frau zu
geben!
Wenn sie auch wirklich aus Frankreich und adliger Sippe
tammten, du lieber Gott, wie lauge war das her! Da krähte
Sie begann, im Wohnzimmer den Staub zu wischen.
Plötzlich blieb sie stehen und horchte auf. Was war das?
Zie hörte die Haustür ins Schloß fallen. Run klang der
Schritt ihres Mannes, der sich dem Wohnzimmer eilig näherte.
Sie stand der Tür zugewandt, das Staubtuch in der Hand,
als er eintrat.
„Aha, da ist die Frau Taube noch und putzt ihr Nest,
aus dem sie den Täuber 'raus gehackt und gespuckt hat!
Schöne Frau Taube, man könnt' lieber Frau Raubvogel sagen,
aus der Raubvogelfamilie! Solltest Gott danken, daß du
einen hast, der dich ernährt, und der dir einen anständigen
Namen gegeben hat. Mit deinem Vatersnamen ist keine Ehre
einzulegen, der ist gebrandmarkt, seit dein Bruder im Loch sitzt.“
ief ihr Gothard voller Bosheit zu.
„Was faselst du da? Bist wohl am frühen Morgen schon
betrunken? Ich bitt' mir aus, meinen ehrlichen Namen micht
u verspotten — der Name Burgevis ist hoch angesehen.“
„Hochmütige Prise, hochangesehen? Ich hab' in 'ne feine
Familie geheiratet! Den Herrn Schwager, der immer so groß
tut, den Herrn Gerichtsaktuar labens heut' Nacht, zwischen
wei Gendarmen sitzend, in einem Planwagen esforiijert — er
ommt ins Loch.“
Totenbleich starrte Franziska ibren Mann an.
„Was sagst du da, Friedrich? Der Erhard verhaftet?
Das kann ja nicht wahr sein.“
„DTa geh' zum Hirschenwirt und iaß dir alles noch einmal
»rzählen. Das ganze Städtel ist voll davon! Eine Ehr!
ist's nicht, mit so einem, den sie als Demagogen wie einen
Verbrecher eingelocht, verwandt zu sein.“
*Es bleibt nichts an dir haften,“ sagte Fränze und richtete
ich stolz auf, „dein Drinken ist viel ehrlofer! Die Demagogen
verden mit Unrecht verfolgt. Sie erstreben nichts Schlechtes,
zichts, was dem Vaterlande zum Schaden gereicht. Das werden
ille, die es jetzt nicht glauben wollen, einsehen lernen. Ein—
nal wird's schon anders werden, Licht und Klarheit muß kommen,
o wie der Tag der Nacht folat“