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Sonntag, den 2. Juli 1911.
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Ausgabhe A.
Morgen⸗Blatt Kr. 328.
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Tagesbericht
Lübeck, 2. Juli.
Brundlagen zur Beurteilung der Tätigkeit der Bau⸗
deputation bei der Ausführung von Bauten in der
Abteilung I (Hoch⸗ und Wegebau.)
In einem Bericht an den Senat hat die Baudeputation
dargetan, daß die in der Bürgerschaft wie in der Presse auf—
gestellten Behauptungen, in der Abteilung 11 der
Baudeputation (Hoch- und Wegebau) werde zu teuer ge—
baut, also für die Herstellung der Hochbauten unnötig hohe
Kosten aufgewendet, und es werde in dieser Abteilung mit
einem zu zahlreichen Personal gearbeitet, also neben den Bau—
kosten im engeren Sinne auch die Kosten der Entwurfsbe—
arbeitung und der Bauleitung u teure seien, unbegründet
sind. Zum Beweise hierfür hat die Baudeputation dem
Senat Zusammenstellungen der Kosten der seit 1898 ausge—
führten Neubauten und Erweiterungsarbeiten, der Unterhal—
tungsarbeiten und der Schulhausbauten, der Bauführung und
Bauleitung sowie für Entwurfsarbeiten vorgelegt. Die Zu—
sammenstellung der Kosten der Neu- und Erweiterungsbauten
weist nach, daß von den bewilligten 7788991,97 Mutatsäch—
lich nur 7892264,98 Muverausgabt sind, letztere Summe
also 96 726,99 Muunter der bewilligten blieb. Bei den ge—
samten, in der Zeit ausgeführten Bauten betrugen die
Ueberschreitungen der Kostenanschläge 76 000,48 M, die Er—
sparnisse dagegen 172817,47 M. Daraus geht hervor, daß
sowohl bei der Aufstellung der Kostenanschläge wie auch bei
der Ausführung der Bauten mit der nötigen Sorgfalt ver—
fahren ist. Die Zusammenstellung der Ausführungskosten der
jeit 1898 ausgeführten Unterhaltungsarbeiten ergibt, daß der
ovudgetmäßigen Bewilligung von 2184211,18 Mueine Aus—
gabe von 2183253,73 Mugegenübersteht, mithin 957,45 M
weniger als bewilligt wurden. Die Ueberschreitungen im ein—
zelnen betrugen 30 666,04 M, die Ersparnisse 31623,49 M.
Auch die Zusammenstellung der Kosten der seit dem Jahre 1898
ausgeführten Schulhausneubauten erbringt den Nachweis, daß
die Bauten der hiesigen Schulhäuser zu den billigsten in
Deutschland gehören, trotz der hiesigen verhältnismäßig hohen
Löhne und Baupreise. Selbst dann, wenn zu den Einheits—
sätzen der hiesigen Schulbaukosten noch 1000 M dafür zuge—
schlagen werden, daß die Klassen hier verhältnismäßig klein
sind, bleibt Lübeck mit den meisten seiner Schulhausbauten
immer noch in dem unteren Drittel derjenigen Schulen, welche
die geringsten Baukosten haben. Es kann also die Behaup—
tung, daß die hiesigen Schulhausbauten zu teuer sind, auf'
einen Vergleich mit den Bauausführungen anderer Städte nicht
gestützt werden. Aus der Zusammenstellung der Kosten der
wauführung und Bauleitung geht hervor, daß, wenn die
Bauausführungskosten zu der Kostensumme der gesamten Bau—
ausführungen der einzelnen Jahre in Beziehung gesetzt werden,
dieser Prozentsatz in den Jahren 1898 bis 1901 verhältnis⸗
mäßig niedrig ist, weil diese Jahre zum Teil ohne größere
Bautätigkeit und vor allem ohne umfangreichere Entwurfs—
bearbeitungen gewesen sinrd und daß in den folgenden Jahren,
mit Ausnahme von zwei Jahren (1902 und 1905), die Prozent⸗
jätze sich auf ungefähr gleicher Höhe halten. In den Wwei
Jahren mit höherem Prozentsatz sind besonders viele Ent—
wurfsarbeiten zu erledigen gewesen, während die Bauaus—
führungen nicht den gleichen Umfang beanspruchten. In den
letzten drei Jahren, wo die Entwurfsarbeiten und Arbeiten
für die Bauausführung ungefähr gleich waren, halten sich
auch die Prozentsätze auf annähernd gleicher Höhe. Die Zu—
jammenstellung zeigt aber daneben, daß das Ansteigen der
in einem Jahre für Entwurfsbearbeitung und Bauführung
nusgewendeten Summen immer durch vermehrte Arbeit für
vNaunuefüühruna hegründet war. In den Koösften 6.4
—
wurfsbearbeitung und Bauführung sind außer den Kosten für
ie nach der Honorarnorm bezahlten Tätigkeit der Archi—
ekten die Kosten für Arbeiten enthalten, welche teils bei
»er Honorarnorm der Architekten neben dem Architekten⸗
jonorar vom Bauherrn besonders zu vergütigen sind, teils aber
hne jeden Zusammenhang mit den Bauausführungen standen.
In den Zusammenstellungen sind ferner nicht berüdsichtigt
ie Kosten für die Vorhaltung des Bureaus und für die
Zchreibhilfe, sowie das Gehalt der leitenden Beamten. Aber
ruch, wenn man dafür die erforderlichen Zuschläge machen
wollte, würde man nicht über die Sätze der Honorarnorm
der Architekten und Ingenieure hinausrommen.
Der Deutsche ODitmarken⸗Verein erläßt durch seine Orts⸗
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Auftuf, in dem zum Beitritt in den „Deutschen Ostmarken⸗
Verein“ aufgefordert wird. Es wird für unsere Leser kaum
»es Hinweises bedürfen, wie sehr das Wirken des Deutschen
Dstmarken⸗Vereins der UAnterstützung aller deutschen Volksge—
nossen bedarf. Es ist Ehrenpflicht eines jeden Patrioten, die
Zzache des Deutschtums im Osten durch seinen Beitritt zu dem
enannten Verein zu stützen und zu fördern. Der Aufruf sei
»aher der Beachtung aller jener ganz besonders empfohlen,
zie bisher die Mitgliedschaft nicht erwarben. Beitrittserklä—
ungen nimmt Herr Dr. Rudolphy, Breite Str. 971, entgegen.
SFortbildungskurse für Bureauhilfsarbeiter. Nachdem
ür die Beamten des lübeckischen Staates Prüfungen einge—
ührt worden sind und dadurch den Silfsarbeitern Gelegen—
seit gegeben ist, nach Ableistung der Prüfung und bei vor—
andener Vakanz in eine Beamtenstelle aufzurücken, macht sich
inter dieser Beamtenklasse ein eifriges Bestreben nach Aus—
nildung bemerkbar. Selbst Hilfsarbeiter in vorgeschrittenem
rebensalter, welche bisher eine Anstellung gar nicht mehr
ꝛrwarten konnten, wollen ihre Befähigung für Beamtenstellen
n den kommenden Prüfungen dartun; die Zahl der Anmel—
zungen zur Prüsung ist unerwartet hoch. Annähernd 100
Hilfsarbeiter sind zweds gemeinsamer Fortbildung in Kursen,
velche vom Verein lübeckischer Bureaubeamten eingerichtet wer—
den, zusammengetreten. Die Kurse haben bereits ihren An—
ang genommen. In Würdigung dieser Bestrebungen hat der
Senat dem Verein für die Kurse eine jährliche Beihilfe von
200 Magewährt.
*Gesellschaft Lübecker Kunstfreundinnen. Wir werden er—
sucht, darauf aufmerksam zu machen, daß die Juli-Versammlung
der Gesellschaft Lübecker Kunstfreundinnen ausfällt.
*Die Wasserwärnie in den städtischen Badeanstalten be—
trug am 1. Juli: im Krähenteich 1714 Grad Celsius, auf dem
Falkendamm 1744 Grad Celsius.
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt
nan uns: In der heutigen dritten Aufführung der reizenden
Offenbachschen Operette „Die schöne Helena“ ist die Besetzung
ller Rollen und Partien dieselbe geblieben, wie bei den
isherigen. Der Gast, Herr Fritz Redwitz, der sich dank seiner
chönen Stimme und seines vornehmen Spiels die Sympathien
»es Publikums im Fluge erworben, singt wieder den Paris
uind Fil. Schönberger, unsere treffliche Sängerin, die Helena.
Fingeleitet wird die Vorstellung mit O. Blumenthals ent—
üchendem Lustspiel, Wann wir altern“. Ein interessanter Abend.
»offentlich wird heute die Derise an der Kasse „Ausverkauft“
auten. — Zu kleinen Preisen wird „Großstadtluft“ am Montag
viederholt. In Vorbereitung ist in der Operette „Nanon“
und im Schauspiel „Die Haubenlerche“.
b. Ferien-Ausflüge 1911. Wie schon berichtet, finden
in diesem Jahre Ferienwanderungen unter Führung hiesiger
Lehrer und Lehrerinnen statt. Die Ausflüge sind nach dem
bewährten Muster anderer Städte eingerichtet. Der an die
Schüsler und SchürTerinnen 2uer Verteisung gekommene Plon
weist für die Sommerferien sechs Wanderungen auf. Die
erften drei werden am Freitag, dem 7. Juli, von Mädchen
unternommen. Das Ziel ist Blankensee, Wesloe⸗Hohemeile und
Waldhusen. Die Karten für diese Ausflüge sind bereits ver⸗
zriffen. Am Sonnabend, dem 8. Juli, ist eine Wanderung
iach Dassow⸗Travemünde, am Sonnabend, dem 29. Juli, eine
nach der Palinger Heide-Schlutup (beide nur für Knaben) und
im Sonnabend, dem 5. August, eine nach der Holsteinischen
Schweiz angesetzt. Die Teilnehmer⸗Karten sind mit dem Namen
des Kindes zu versehen und zu den Wanderungen mitzu⸗
bringen.
b. Maãnner⸗Turnverein,. Lübeck. Zum heutigen Sommer⸗
fest des Männer⸗Turnvereins im Kolosseum sei noch darauf
ingewiesen, daß das Fest bei ungünstiger Witterung mit
einen sämtlichen Veranstaltungen in den drei großen geräumigen
Zälen abgehalten wird. Die Turner werden es verltehen,
auch bei Regen ein Sommerfest zu feiern, wie es bei Sonnen⸗
schein nicht schöner sein kann.
8 Die Gewerbegesellschaft wird am Donnerstag, 6. Juli,
eine Besichtigung der Ueberlandzentrale und des
Schwartauer Amtsgerichtsgebäudes vornehmen.
Im Anschluß hieran vereinigen sich die Teilnehmer zu einer
geselligen Zusammenkunft im „Waldschlößchen“ in Schwartau.
Die Absahrt mit Dampfer erfolgt von der Holstenbrücke um
154 Uhr. Die Fahrkarten sind am 4. und 5. Juli bei Paul
Rosin, von Schwartauer Mitgliedern auch bei C. Hille—
werth-Schwartau zu entnehmen.
8 Fahrt Lübed⸗Travemünde-Warnemünde. Am Dienstag,
4. Julij wird der Salondampfer „Primula“ eine Fahrt von Lübedk
aach Travemünde-Warnemünde unternehmen und nach Möga—
lichkeit die an diesem Tage stattfindende Regatta Travemünde—
Warnemünde begleiten. Die Abfahrt von Lübeck erfolgt
512 Uhr morgens, von Travemünde um 824 Uhr morgens;
die Rücksahrt von Warnemünde wird um 6 Uhr abends an—
zetreten. Den Vassagieren wird somit eine interessante Fabhrt
geboten.
b. Ausstellung vbemalter Wohnräume in Sambrirg.
Vom 1. Juli an konzertiert in der Ausstellung die bestbe—
annte Kapelle der roten Zietenhusaren aus Rathenow.
Sie wird am 11. Juli von den bayerischen Chevau—
legers aus Dieuze abgelöst und vom 21. Juli ab spielt Ober⸗
muikmeister Kebl pom Regiment Nr. 31 Graf Bale“
zTravemũnde, 2. Juli. Witterungsübersicht. Der
Monat Juni hatte 12 Tage mit Niederschlag und es betrug
oie gesamte Höhe desselben 38,6mm; die Anzahl der Tage
nit mehr als 0,2 mm war 11. Die größte Höhe in 24 Stunden
wurde gemessen am 10. mit 11,6 mm. Hagel fiel an einem Tage
und 2 Nah⸗, sowie 2 Ferngewitter waren im Laufe des Monats.
Stürmische Winde resp. stürmische Bben waren an 2 Tagen aus
zstlicher Richtung. An 8 Tagen waren Winde aus östlicher
ind an 22 Tagen Winde aus weslslicher Richtung vorherrschend.
Der höchste Barometerstand wurde am 2. mit 771,6 mmn, der
aiedrigste am 20. mit 783,2 mm beobachtet.
Uebersicht der in den letzten 19 Jahren in den Monaten
Juni gefallenen Niederschläge. sowie Anzahl der Tage der—
»Ihen:
mm Taqe mm Tage min Tase
1902: 64,9 15 1906: 32.3 8 1909: 48.7 17
1903: 447 9 1907: 63.3 18 1910: 73,3 12
18043 533,7 10 1908: 37,3 9 1911: 38,6 12
1905: 65,1 12
Hansestaãdte.
Hamburg, 2. Juli. Kundgebung des Ham—⸗—
hurger Hansabundes. Nunmehr hat auch der Ham—
zurger Zweigverein des Hansabundes zu der durch den
Austritt des Landrats a. D. Rötger geschaffenen Lage Stellung
genommen. Der Vorstand des Hamburcçcer Zweigbdereins hat
——
sie das schreckbichste Ereßdnis seines ganzen bis—
herigen Lebens gewesen sei. Er nennt sie eine
wahre „Höllenfahrt“. Der Aufstieg in Münster war glatt
zor sich gegangen und Vollmöller befand sich mit seiner
„Taube“ auf dem richtigen Wege nach Wesel, als ihn piötzich
rin dichter Nebel überfiel. In der Nähe von Mecklenbeck irrten
»ie Flieger deshalb von ihrem Wege ab und kamen in die
Hegend von Roxel. Da Volsmöller versehentlich keinen Höhen—
nesser bei sich hatte, konnte er nicht kontrollieren, in welchem
Abstande vom Boden sich seine Maschine beijand. Er glaubte
unächst, in genügender Höhe zu sein, mußtle jedoch bald er—
ennen, daß er sich hierin schwer getäuscht hatte. Der Nebel,
zer das ganze Flugzeug einhükllte, war so dicht, daß der Pilot
aum den Kopf seines direkt nmor ihm sizenden Vassaagiers
rkennen konnte.
Plötzlich erhob sich dieser, Leutnant v. Elgarth, von seinem
Sitze und deutete mit entsetzter Miene vor sich hin. In diesem
Moment bemerkte auch Vollmöller in kaum 10 Meter Abstand
jor sich die Krone eines dichten Baumes, auf den die Ma—
schine mit großer Schnelligkeit losfuhr. Im letzten Augen—
bhlich — schon glaubte Vollmöller den Zusammenstoß nicht mehr
abwenden zu können — drückt er das Höhensteuer mit ganzer
Hewalt an sich, so daß die Maschine fast senkrecht in die
döhe schießt. Vollmösler und sein Passagier hören unter lich
»as Krachen der, von dem Fahrgestell des Eindeders abge—
treiften Aeste des Baumes. Glüglicherweise erlitt die Ma—
chine dabei keine Beschädigung und die Fahrt ging weiter.
Aber schon nach wenigen Minuten taucht aus dem dicken
Nebel rechts abermals ein großer Baum auf und Vollmöller
tann nur dadurch, daß er durch gleichzeitige Betätigung von
Seitensteuer und Verwindung die Maschine scharf zur Seite
legt, den Zusammenstoß wieder im letzten Moment vermeiden.
Schließlich konnte Vollmöller auf einem Haferfelde bei Appel—
ülsen die Landung vornehmen, die recht hart vor sich ging
Der Propeller zerbrach und auch das Fahrgestell und anderé«
Teile der Maschine erlitten bedeutendere Beschädiaungen.
Die Aviatiker Lindpaintner und vollmöller
in Sturm und Nebel.
‚Die Teilnehmer am deutschen Rundflug sind in den
letzten Tagen von der Unbilhder Witterung heimgesucht und
giemlich auseinandergesprengt worden. Selbst der bisher beste
deutsche Flieger Lindpaintner hat in dem ständigen Kampf
mit Nebel und Wind einen Waffenstillstand schließen müssen.
Er und sein Begleiter, Leutnant Hailer, die am Mittwoch
abend in Schermbeck hinter Mürnster landeten, sind nach Köln
gefahren und haben ihren Apparat an der Landungsstelle
delassen. Lindpaintner stieg in Köln nicht in dem Hotel
ab, in dem er sich Zimmer bestellt hatte, sondern suchte sich
ein stilles Quartier auf, um dort ungestört ausschlafen zu
können. Er hatte sich in sein Zimmer eingeschlossen, vor dem
sein Diener und seine französische Bulldogge Wache hielten.
Lindpaintners Begleiter, Leutnant Heiler, erzählte über
die Fahrt folgendes: „Lindpaintner stieg mit mir in Münster
bei ziemlich nebligem Wetter auf. Gleich hinter Münster
war der Nebel so dicht, daß er das Geélände vollständig
verdechte, während wir über uns blauen Himmel hatten. Wir
juhren genau nach dem Kompaß, und als der Wind den Nebel—
schleier etwas zerriß, gingen wir wieder tiefer. Nach viertel⸗
stündiger Fahrt gab ich Lindpaintnet einen Punkt an, auf
den er zusteuern sollte. Lindpaintner verstand den Zuruf falsch
und glaubte, daß er landen sollte. Er ging deshalb nieder
und landete bei Appelhülsen glatt. Dieses Mißverstän dnis
erwies sich aber als ein Glück, da sich bei genauerer Unter⸗
juchung des Motors ergab, daß er nicht mehr in Ordnung war.
Der eine Zylinder war blau angeraufen, ein Kolbendichtungs⸗
ting verbrannt. Ueber kurz oder lang hätte Lindpaintner
sowieso heruntergehen müssen Lindpainmer flog nach Münster
zurück und legte fich dort schlafen. In der Zwischenzeit wurde
der Fehler ausgebefsert und unn6 Uhr 45 Min. sliegen wir
wieder bei Appelhutsen guf. Troß des slarken Windee anen
wir zu Anfang ganz gut vorwärte Der Wint wehte ziemlich
stark aber volikommen gleichmäßig, so daß die Fahrt ganz glatt
vonstatten ging. Sinter Duhnen ergriffen den Lprnatau
einmal Bden und schieuderten ihn hin und her Der Wing
wurde immer stärker und spielte schlehlich mir dem Flußge,
direkt Fangball. Es war, als wenn auf stürmender See ein
flleiner Kahn von den Wellen hin und her geschleudert wurde,
»ald nach links, bald nach Lechts. Das Schlimmste aber
varen die Böen, die von unten tamen und den Apparat
iach oben aufstellten. Einigemal war es so schlimm, daß
ch, der ich hinter Lindpaintner sitze, von dem Gelände über—
zjaupt nichts mehr sah, sondern nur den blauen Himmel vor
nir hatte. In diesem Moment kböchster Gefahr verlor Lind—
»aintner keineswegs seine Kaltblütigkeit. Er stand vielmehr auf
ind drückte mit seinem Körpergewicht gegen den Hebel des
eitensteuers, auf dem sonst seine Füße ruhen. Nur dadurch,
aß er das Gewicht weiter nach vorn legte, gelang es ihm,
en Apparat wieder in die horizontale Lage zu bringen. Dann
degann der Apparat wieder seitlich zu vibrieren wie ein
Blatt, das vom Winde hin und her bewegt wird. Schließlich
var keine Möglichkeit mehr, vorwärts zu kommen, und Lind—
»aintner landete auf einer Wiesenkoppel in einer wahrhaft
zlänzenden scharfen Kurve. Bei dieser Gelegenheit sah man,
velch' großer Künstler Lindpaintner ist. Ein anderer hätte
in dieser Kurve und auf dem kurzen Gelände unbedingt den
pparat zerschlagen. Wir haben für die Strecke von 40
dilometern eine Stunde 25 Min. gebraucht. Die Stärke des
Vindes kann man nur ermessen, wenn man weiß, daß die
Heschwindigkeit des Apparates von Lindpaintner 95 Kilometer
n der Stunde beträgt. Lindpaintner war total erschöpft und
ieß das Flugzeug völlig im Stich. Ich mußte für die nötige
Wache sorgen, die auch bereitwilligst von den Bewohnern
ugesagt wurde. Dann fuhr ich auch nach Köln. Nicht einen
Moment hatte ich aber das Gefühl perfönlicher Angst. Die
Zicherheit Lindpaintners hatte mich ganz beruhigt, aber die
Fahrt, die wir gestern abend gemacht haben, ist doch nicht
o einfach gewesen. Die Fahrten über die Lüneburger Heide
ind den Teutoburger Wald sind mir schon schrecklich vorge—
ommen, sie sind aber ein reines Kinderspiel gegen das, was
vir gestern in den Lüften erlebt haben.“
Zwei schwere Tage hat auch der junge Flieger Voll—
möller hinter sich. Er mußte, kurz nachdem er in Münster
aufgestiegen war, wegen dichten Rebels bei Havixbeck e ine
zwischenlandung vornehmen, wobei der Eindecker verschiedene
Heschädigungen erlitt. Volsmöller sagt von dieser Fahrt. daß
—* —