Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

vereits gemeideten Hauptzügen entspricht und hesagt, daß das 
Parlament zuerst die Frage der Abgrenzung sowie 
die Wahlreform erledigen solle. Eine so schwerwie— 
hende Abänderung des Systems der Befragung des Volkes 
könne nicht ohne Cinigung aller Republikaner zustande kommen 
Uebrigens werde die Regierung sich zunächst darauf beschrän— 
ken, die dringendsten Reformen zu verwirklichen. Die Re— 
gierung verlange ferner, daß die Laienschule verteidigt werde. 
Es sei Zeit, auf die unaufhörlichen Angriffe gegen die Re— 
gierungseinrichtungen zu antworten. Die Regierung werde 
sodann keine Mühe scheuen, um das in den wesentlichen 
Punkten von der Deputiertenkammer bereits angenommene 
Finkommensteuergesetz schnell zur Verabschiedung zu bringen. 
Fin Beamtenstatut werde den Staatsdienern, von denen 
man strenge Beobachtung der TDisziplin verlangen werde, gee— 
setzliche Garantien bieten. Die Regierung werde sich 
vbemühen, die Eisenbahnfrage zu lösen, indem sie 
die Ueberprüfung der jetzt geltenden Uebereinkommen vor— 
bereite und die Ueberwachungsrechte des Staates ausdehne. 
Sie werde nichts verabsäumen, um die Ausgaben einzuschränken 
und das Budget auf einer soliden Grundlage aufzubauen. Die 
Regierung werde die Ehre des französischen Namens aufrecht- 
erhalten, gestützt auf das Bündnis und wertvolle Freund— 
schaften, sowie dank der wachsenden Stärke des Heeres und der 
Marine, deren Vervollkommnung sich die Regierung sorgfältig 
angelegen sein lassen werde. Die Erklärung betont von wei— 
teren Fragen vor allem die Arbeiterversicherung, den 
tuhigen Fortgang der staatlichen DTienstzweige, die Angebegen- 
heit der Eisenbahnangestelkten und die nationale 
Ausrüstung. Die Erklärung schließt: Eine Regierung, die 
regiert und eine Politik der sozialen Entwickelung verfolgt, 
unter Hochhaltung der republikanischen Ordnung und des Ge— 
setzes, das ist der Kern unseres Programms. 
Die Programmerklärung der Regierung fand in der De— 
putiettenkammer den lebhaftesten Beifall der Mehrheit, im 
Senat wurde sie mit etwas größerer Zurückhhaltung aufge— 
nommen. 
Nach Verlesung der Programmerklärung beschloß die 
Kammer auf Antrag des Ministerpräsidenten, alle Inter— 
pellationen über die allgemeine Politik gemeinsam zu beraten. 
Buisson leitete die Interpellationsdebatte mit der Besprechung 
der Wahlreform ein 
Die Kosten der sozialen Versicherung 
mit Berücksichtigung der durch die Versicherung der 
Privatangestellten zu erwartenden Auflagen berech— 
net das Reichsarbeitsblatt in seinem Juniheft wie folgt: 
Die Kosten der bestehenden sozialen Versicherung 
haben im Jahre 1909 zu Lasten des Reiches 51,5, der 
Arbeitgeber 415,6 und der Arbeitnehmer 343,6, zusammen 
810,7 Mill. Mark betragen. Wenn die HSinterblie— 
benen versicherng und die Erweiterung der Kran— 
ben versicherung in Wirksamkeit treten, außerdem die An⸗ 
gestelIten versichrung nach dem voraegenden Entwurf ein— 
geführt wird, erhöhen sich die vorstehend aufgeführten Kosten 
für das Reich um 27,0 auf 78,5, für die Arbeitgeber um 
118,5 auf 534,1 und für die Arbeitnehmer um 138,5 auf 
482,1, zusammen um 284,0 auf 1094,7 Mill. Marf 
oder für das Reich um 52,4, für die Arbeitgeber um 28,5 
und für die Arbeitnehmer um 40,3, im Durchschnitt um 
35 v. H. Da die Mehrbelastung zufolge der Ausdehnung 
der Krankenversicherung auf rund 60 Miill. Mark Beiträge 
sowie an Reichszuschuß für die letztere auf 27 Mill. Mark 
veranschlagt worden ist, wird die gesamte neue Belastung 
aus der Angestelltenversicherung auf etwa 180 Mill— 
Mark geschätzt.“ 
Die Industrie und die rechtsstehenden Parteien. 
Zur Vereitelung der Reform der rheinischen Landgemeinde— 
ordnung durch das Zentrum und Konservative schreibt die 
Kölnische Zeitung: 
„Die eigentlichen Leidtragenden sind die rheinischen Gemein⸗ 
den. Das JZentrum hat mit seiner Obstruktion glüclich fertig 
gdebracht, daß die Reform der rheinischen Gemeindeordnung 
gescheitert ist, und der Hoffnung voll meldete die Kölnische 
Volkszeitung bereits, daß die Regierung die Vorlage nicht mehr 
einbringen werde. Sollte das zutreffen, so könnte sich neben 
den Gemeinden selbst vor allem die Industrie, die endlich 
zu einer ihr zukommenden Vertretung kommen sollte, beim 
— 
Dann raffte sie sich auf, stieß und stemmte sich gegen 
ihn. Als er sie noch nicht freigab, spuckte sie ihm ins 
Gesicht. 
Da lösten sich seine Arme. 
Sie taumelte auf einen Stuhl 
„Weib, verfluchtes!“ schrie er mit wutverzerrtem Gesicht, 
„mich anspeien, wie einen räudigen Hund? Mich, deinen Ehe- 
zherrn? Ehe ich dein Maul noch mal küsse, nachher will ich 
gleich verrecken, das schwör' ich bei der schmerzensreichen Jung- 
frau! Jetzt geh' ich zum Hirschenwirt — der soll wissen, was 
jür eine ich gefreit habe!“ 
Damit ging er taumelnd hinaus. Es hatte fast den An—⸗ 
schein, als ob er noch nicht ganz nüchtern geworden wäre, 
aber es war wohl mehr die Umsicherheit der Beine, denen 
der regelmäßige Alkoholgenuß die Festigkeit der Muskeln ge— 
taubt hatte. 
Franziska saß still auf ihrem Stuhl und hatte verzweifelt 
die Hände ineinander gekrampft. 
Ja, sie war mit schuld, daß ihr Mann stärker trank! 
Sie war mit schuld, daß ihre EChe von gemeinsamem Zank 
und Streit zerrissen wurde, daß ibhr Mann roher wurde und 
ganz verkam. Sie hätte ja seine Liebkosungen wenigstens 
dulden können, freundlicher zu ihm sein. Aber sie konnte nicht. 
Ihre Abscheu vor ihm war zu groß. Seine Liebkosungen 
erschienen ihr tierisch, ihr graute davor. 
Sie hatte sich wiederholt unerhört benommen — ihn 
angespuckt. Jedoch bei seinen Küssen hatte sie nichts als rasende 
Wut gefühlt. 
Auch jetzt empfand sie keine Reue, sondern nur ein Gefühl 
der Befriedigung erfüllte sie. 
Weann er seinen Schwur hielt, sie unbehelligt ließ, vielleicht 
wurde dann vieles anders. Die wüsten Szenen würden dann 
wenigstens aufhören — doch ein Vorteil! 
Sie wollte für sein leibliches Wohl gewiß gern sorgen, er 
sollte in allem seine Ordnung haben, wenn sie nur vor seinen 
brutalen Zärtlichkeiten sicher war! 
Er war Katholik wie sie. Bei der schmerzensreichen Jung⸗ 
rrau schwören, kam einem Gelübde gleich. 
Ruhiger erhob sie sich, um an die Arbeit zu gehen. 
Morftfsetzung foilgt.) 
Zentrum bedanken. Vas Kapiiel „Industrie und rechts⸗ 
tehende Parteien“ ist um ein wertvolles und bezeichnendes 
Beispiel vermehrt, und für die Beurteilung der Vorgänge 
im Hansabund, für die Sehnsucht gewisser industrieller Kreise 
nach rechts, ist das Schick'al der rheinischen Landgemeinde— 
ordnung höchst lehrreich. Den Widerstand gegen eine gerechte 
Vertretung der Industrie leistete ja vor allem das Zentrum; 
aber die Konservativen bewiesen durch ihr Verhalten, daß 
ihnen am Wohlwollen des Zentrums mehr gelegen ist, als 
an der Durchsetzung der industriellen Interessen“ 
Inland und Ausland. 
Deutsches Reich. 
Die geftrige Veratung über die Privatangestelltenversiche⸗ 
»ung. Die Vereinigung für die Privatbeamtenversicherung hielt 
gestern in Berlin eine Versammlung ab, die sich mit dem 
Entwurf der Regierung beschäftigte. Es waren u. a. er— 
schienen Vertreter des Zentralverbandes des deutschen Bank— 
und Bankiergewerbes, des Verbandes der deutschen Ver—⸗ 
icherungsbeamten, des Deutschen Bankbeamtenvereins, der 
Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller, des 
Vereins für Versicherungswissenschaft, des Zentralverbandes 
Deutscher Industrieller und verschiedener Versicherungsbanken. 
der Regierungsentwurf wurde einer scharfen Kritih 
interzogen und es wurde schließlich beschlossen, eine Ar“ 
eitszentrale zu schaffen, die bis zum Wiederzusammen⸗ 
ritt des Reichstages Grundzüge für andere Systeme 
der Angestelltenversicherung ausarbeiten solle und zwar ein⸗ 
nal nach der Seite des Ausbaues der Invalidenversiche— 
rung und dann nach der Seite der-Uebertragung der Ver— 
icherung der Angestellten auf die privaten Lebensversiche— 
rungsgesellschaften. 
Die Wahlkreiseinteilung für Elsaß⸗-Lothringen, die vom 
Bundesrat in seiner letzten Sitzung verabschiedet wurde, wird 
demnächst amtlich veröffentlicht werden. An dem Entwurf, 
wie er dem Bundesrate vorlag, sind nicht mehr bedeutende 
Aenderungen vorgenommen worden, insbesondere ist die von 
berschiedenen Seiten befürwortete anderweite Einteilung des 
Wahlkreises Straßburg-Land nicht erfolgt. Erhebliche Aende— 
ungen sind nur in den Kreisen Metz, Kolmar-Ost und 
Weißenburg beschlossen worden, die aber mit Ausnahme 
don Kolmar keine wesentlichen Varteiverschiebungen zur Folge 
haben dürften. 
Die preußische Schulmännerkonseren?. Die Schulkonferenz, 
die, wie berichtet, auf Veranlassung des Kultusministers 
inberufen worden war, begann gestern vormittag. Er— 
chienen waren etwa 15 Provinzialschulräte aus allen Teilen 
der preußischen Monarchie. Den Vorsitz führte Minister Frei— 
herr v. Trott zu Solz. Das Kultusministerium war im 
ibrigen vertreten durch den Unterstaatssekretär und vortra— 
senden Rat für Schulangelegenheiten, Geheimrat Köppkel 
Die Erörterungen drehten sich besonders um Fragen innerer 
cchhultechnischer Art. Die Verhaudlungen werden voraussicht⸗ 
lich heute zu Ende geführt werden. 
Der „unpolitische“ Bund der Landwirte. Wie schon ge⸗ 
meldet, hatte, nachdem die Glogau-Saganer Fürstentumsland⸗ 
schaft dem Bund der Landwirte 2000 Mefür den Wahlfonds 
zur Verfügung gestellt hatte, auch der Deutsche Bauernbund 
sich mit dem gleichen Ansuchen an die Landschaft gewandt. 
Gestern ist bei der Geschäftsstelle des Bauernbundes die Ant— 
wort des Landschaftsdirektors eingegaugen. Es heißt darin, 
die Landschaft gewähre politischen Vereinen grundsätzlich keiner⸗ 
lei Unterstützung. Demnach ist also der Bund der Landwirte 
kein politischer Verein. Der Unierzeichner des Schreibens, 
Landschaftsältester Peyer, muß es allerdings wissen, denn 
er gehört dem Vorstande des Bundes an. 
Jubilüum der Bremer Reichspostdampfer⸗Linien. Anläßlich 
der 25. Wiederkehr des Eröffnungstages der Reichspost⸗ 
dampferlinien des Norddeutschen Llonyd gingen diesem 
dom Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück und dem Staats⸗ 
ekreiär des Reichspostamts Kraetke in warmen Worten ge— 
haltene Glückwunschschreiben zu. Dr. Delbrück gedenkt in seinem 
Schreiben mit Dank und Anerkennung der Umsicht und Tat⸗ 
traft, mit welcher der Norddeutsche Lloyd es verstanden habe— 
in Gemeinschaft mit der Reichsverwaltung das neue Unter⸗ 
nehmen aus den ersten Anfängen über viele Schwierigkeiten 
hinweg zu einer glänzenden, dem fremdländischen Wettbe— 
werb in jeder Beziehung gewachsenen Einrichtung des deutschen 
Wirtschaftslebens auszubauen. Staatssekretär Kraetke spricht 
1. a. seine Freude darüber aus, daß die an die Einrichtung 
»er Reichspostdampferlinien geknüpften Erwartungen dank der 
raftvollen zielbewußten Leitung des Norddeutschen Lloyds sich 
ꝛrfüllt haben, und knüpft daran Wünsche, für das zukünftige 
ßedeihen der Reichspostdampfer-Linien zum Ruhm der deutschen 
Schiffahrt und zum Segen des deuischen Vaterlandes. 
Holland. 
Gutheißung eines Prisengerichtshofes. Die Zweite Kam⸗ 
mer nahm einen Gesetzentwurf an, durch den das Zusatz- 
protokoll vom 19. September 1910 zu der Konvention be— 
kreffend die Errichtung eines internationalen Prisengerichts- 
hofes gutgeheißen wird. (Tel.) 
Serbien. 
Neuer Kabinetiswechsel. Die Demission des Kabinetts 
Pasitsch erfolgte wegen Differenzen zwischen dem Finanz⸗ und 
dem Handelsminister über eine Anleihe und die staatliche 
Hypothekenbank. (Tel.) 
Zuͤrlei. 
Noch immer beine Niuhe in Albanien. Den Blättern zu—⸗ 
folge wurde der Oberkommandierende Albaniens beauftragt, 
ine genaue Liste der von den Truppen zerstörten Häuser und 
Kirchen zu übersenden. Inzwischen soll sofort mit der Wiederher⸗ 
tellung der Kirchen begonnen werden. Der Oberkomman⸗ 
dierende teilt mit, daß die Bewohner des Kastrati- und Skreli—⸗ 
gebietes größtenteils treu geblieben sind und nur teilweise 
nach Montenegro flüchteten, von wo sie zum Teil wieder 
zurückket rten. Dagegen flüchteten alle Angehörigen der 
Stämeme von Hoti, Gruda; Seloe, Klement! 
und belästigten, durch Montenegriner unter— 
stützt, neuerdings die Truppen. Ueber 1000 Ange— 
hörige der Stämme Riul Retz und Posripa blieben in der 
Türkei, über 3000 Angehörige der Stämme Schala und 
Schuschti versuchten nach Montenegro zu flüchten, woran sie 
»urch Truppen, die sie umzingelten, gehindert wurden. — Nach 
Empfang dieser Mitteilungen sollen die Minister des Krieges, 
»es Inneren und des Aeußeren ein'ge wichtige Beschlüsse 
vereinbart haben. (Tel.) 
Portugal. 
Maßnahmen zur Beruhigung der Bevöllerung. Die Regie— 
ung erklärte, sie leiste Garantie für die Festigkeit der gegen⸗ 
värtigen Institutionen. Die Minister des Innern, des Krieges 
ind der Marine hätten alle notwendigen Maßregeln er— 
griffen, um zu vermeiden, daß Banden die Bevölkerung im 
Rorden zu beunruhigen suchen. Die Frist für die Erledigung 
der Reklamationen betreffend die Güter der Kongregationen 
ist bis zum 30. August verlängert worden. (Tel.) 
Amerila. 
Die Zurückziehung amerikanischer Trupren aus Texas. Prä⸗ 
tident Taft gab Befehl, daß die Regimenter der Manöver⸗ 
division in Texas, die jetzt in San Antonio sich befinden, 
zurückgezogen werden. Verschiedene Regimenter verbleiben 
vahrscheinlich den ganzen Sommer üher in Texas. (Tel.) 
— — 
Tagesbericht 
— 
Verbesserung der Sonniags⸗Zugrerbindungen von Trave⸗ 
münde nach Hamburg. Vom Sonntag, 2. Juli, ab, tritt eine 
Verbesserung der Sonntags-Zugverbindungen von Trave⸗ 
münde nach Hamburg ein, die durch das Anwachsen des 
lusflugsverkehrs nach Travemünde veranlaßt ist. Der Eil⸗ 
ug 1859, der Travemünde um 6,653 Uhr abends verläßt, wird 
ünftig von Lübec als Sonderschnellzug bis Hamburg durch⸗ 
zefühtrt, Abfahrt von Lübeck um 7,27 Uhr abends, Ankunft 
zuf dem Hauptbahnhof Hamburg um 8,22 Uhr abends. 
Ferner wird eine neue Verbindung durch Einlegung eines 
euen Eilzuges von Travemünde nach Hamburg geschaffen; 
Abfahrt von Travemünde um 8,00 Uhr abends, von Lübeck 
um 8,33 Uhr abends und Ankunft auf dem Hamburger Haupt⸗ 
hahnhof um, 9,34 Uhr abends. Die Sonntagsfahrkarten 
sind für die letztgenannten neuen Zugverbindungen ohne Zu⸗ 
schlag gültig; bei Benutzung des Sonderschnellzuges müssen 
Schnellzugszuschlagkarten gelöst werden. 
LUUeber die Beschaffenheit der neuen Reichsbanknoten zu 
jundert Mark sind beim Handelstag Klagen laut geworden. 
fẽs wird namentlich ein handliches Format für die 100— 
Mark-⸗Noten verlangt. In dieser Beziehung versage der neue 
Hundertmarkschein vollständig. Um einen solchen Schein im 
Portemonnaie üblicher Größe unterbringen zu können, müsse 
der Schein mehrfach zusammengelegt werden, und dann trage, 
wegen des starken Papiers, ein einzelner Schein so stark auf, 
daß er mehr Platz beanspruche, als eine gleiche Summe Gold. 
Dieser Umstand wird für den Umlauf der neuen Scheine 
als sehr ungünstig bezeichnet. 
Verein gegen den Mißzbrauch geistiger Getränke. In 
den 7 Verkaufsstellen wurden vom 1. bis 30. Juni 1911 
abgegeben: 
Gläser Tassen Stück Gläser Taßsen 
Bunlerm. Suppe Brot Milch Kaffee 
Markt 344 191 1450 507 3964 
Struckfähre 645 47 2250 1209 1295 
Lastadie 1276 70 2245 1837 2915 
Narkthalle 296 111 1917 811 5124 
Untertrabe 175 53 681 577 1441 
Hartenfeld Geninerltr. 36 — 1229 264 111 
Holstentor 44 164 1876 511 953 
28 16 636 TiG183 5716 15803 
Außerdem wurden abgegeben: 283 Portionen Speise, 523 Por⸗ 
tionen Wurst, 56 Gläser Selterwalser, 296 Gläler Limonade. 
Prokuren⸗Veränderung. Die Firma Lüders K Stange 
eigt an, daß ihr Mitarbeiter und Prokurist Herr Heinr. 
Bornhöfft, welcher seit 4s Jahren dem Geschäfte seine Tätig— 
leit gewidmet hat, mit dem 30. Juni aus diesem ausscheidet 
und die demselben erteilte Prokura somit erlischt. Die Firma 
hat ihren langiährigen Mitarbeitern Herrn Herm. Miöller 
und Herrn Heinr. Krebs für das Lübecker Haus gemein— 
chaftliche Prokura erteilt. Die Prokuren der Herren Friedr. 
Schmidt und W. Budach bleiben bestehen. 
Das Wetter im Juli. Für den Sommer 1911 wird alla 
zemein viel Hitze vorausgesagt. Auch der 100jährige Kalender, 
der allerdings oft im Stiche zu lassen pflegt, sagt große Hitze 
ür dieses Jahr voraus; sie solk besonders im August eintreten! 
Doch auch zu Anfang Juli sollen anfangs heiße Tage kommen 
mit täglichen Gewittern, mitunter Schlohen. Vom 13. bis zum 
28. Juli solk es trübe und kühl sein (hier und da Regen), anhal- 
tenden Regen sollen die Tage vom 29. bis 31. Juli bringen« 
Für die Witterung der Mondviertel ist vorgemerkt: Erstes 
Biertel (3.) Gewitter. Vollmond (11.) abwechselnd Regen und 
Sonnenschein. Letztes Viertel (19.) heiter und warm. Neu- 
mond (25.) Gewitter und stürmisch. 
s8 Sausverkauf. Die Villa Marlistraße Nr. 8 verkaufté 
Herr Ad. Boy an Herrn Max Jenne. Der Kaufpreis be— 
trägt, wie wir hören, 50 000 M. 
Kaiserparade und Kaisermanöpver. Es waren Gerüchteé 
aufgetaucht, daß wegen Maul⸗ und Klauenseuche die dies« 
ahrigen Kaisermanöver eingeschränkt werden sollten. Wie 
iach Einholung genauester Erkundigungen an maßgebender 
Stelle mitgeteilt wird, sind diese Nachrichten falsch. Ein( 
leiche Erklärung hat auch im preußischen Abgeordneten« 
zJause der Landwirtschaftsminister im Einverständnis mit dem 
Kriegsminister abgegeben. Es bleiben danach alle Dispo« 
sitionen über die Paraden bei Altona und Stettin und über 
die Kaisermanöver bestehen. 
1 
0. Gestohlen? Bei einem wegen Trunkenheit festgenomme« 
nen Arbeiter wurde ein gut' erhaltenes, schwarzes, langes 
Damenjadett gefunden, über dessen Erwerb er sich nicht aus« 
zuweisen vermag. Die Eigentümerin wird ersucht, sich inl 
Bureau der Kriminalpolizei zu melden. 
o- Betrüger und Zechpreller. Festgenommen wurde ein 
Buchhalter von hier, der sich des Betruges schuldig ge⸗ 
nacht hat. Er ist ferner dringend verdächtig, sich in Neu⸗ 
münster mit zwei Komplizen der Zechprellerei schuldig ge« 
macht und sich Reisekoffer, Kleidungsstücke und Wäsche im 
Werte von 40 Meäerschwindelt zu haben. 
o- Fahrraddiebstähle. Am Sonntag, dem 18. Juni, iss 
in Küdnitz ein Fahrrad Marke „Tornado“ mit der voni 
Polizeiamt gelieferten Erkennungsnummer 1200 und der 
Fabriknummer 202 761 abhandengekommen und vermutlich ge⸗ 
stohlen worden. Das Rad hat schwarzen Rahmen, Freilau 
und nach oben gebogener Lenkstange. — Aus dem Kelle 
des Bauses Adletstrahe 20 ist am 29. Juni ein Fahrrad, 
Marke Harmonde, mit Freilauf und Rücktrittbremse, 
schwarzem Rahmenbau und ebensolchen Felgen abhanden— 
gekommen und vermutlich gestohlen worden. Der naed 
ist mit grünen Blumen bemalt.
	        
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