Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Eingreifen der dorthin entsandten Arbeiter begrenzt worden. 
Auch die Stadt Mölln hatte eine größere Anzahl Löschmann⸗ 
chaften nach der Brandstelle deichickt. I 
Großherzogtümer Medcllenbura. 
Schwerin, 29. Juni. Das Großherzogspaar 
»on Medlenburg-Schwerin kehrt am 4. Juli aus 
England zurück und wird dann am Heiligendamm einen 
ängeren Aufenthalt nehmen. Auch das deutsche Kronprinzen⸗ 
„aar wird am Heiligendamm erwartet. — Gutsverkau f. 
das ritterschaftliche Gut Ankershagen wurde von Fabrikbesitzer 
Rittmeister d. D. Oskar Wolff an Kochmann für 1 300 900 M 
uu sofort verkauft. 
Lübtheen, 29. Jun. Das 28sjährige Jubiläum 
des Herzog-Regent-Schachtes zu Jessenitz wurde 
»orgestern und gestern festlich begangen. Am 18. Olt. 1900 
wurde der Schacht nach großen Schwierigkeiten und lang⸗ 
ährigen Vorbereitungen in Gegenwart des Herzog⸗Regenten 
Johann Albrecht feierlich eingeweiht und „Herzog⸗Regent⸗ 
Schacht“* getauft. Dienstag trafen der Herzog-Regent Johann 
Albrecht nebst hoher Gemahlin von PVritzier hier ein und 
uhren mittels Wagen durch Quassel und Lübtheen nach Berg⸗ 
werk Jesseniz. Die Straßen Lübtheens, die das Herzogpaar 
passierte, waren mit Ehrenpforten, Fahnen und Girlanden fest⸗ 
lich geschmückt. Bei der Ehrenpforte an der Brücke hatten 
etwa 80 Ehrendamen Aufstellung genommen. Irl. Adele 
Schumacher begrüßte die hohen Herrschaften durch eine An⸗ 
prache und überreichte Ihrer Hoheit der Herzogin ein Blumen⸗ 
bukett. 
J.Schönbera, 29. Juni. Drohbriefprozeßs. 
Unter großem Andrange des Publikums wurde heute vor der 
Sroßherzoglichen Strafkammer in der Pogezer Drohbriefange— 
egenheit verhandelt. Der Hauswirt Harms in Pogez war an⸗ 
Jeklagt, die Briefe geschrieben zu haben. Nachdem mehr 
As 20 Zeugen vernommen waren und mehrere zur Beurteilumg 
der Handschriften aus Berlin und Lübeck geladene Sachver⸗ 
tändige ihr Gutachten abgegeben hatten, endete die acht— 
tündige Verhandlung mit der Bestrafung des Angeklagten. 
Er e rhielt eine Gefängnisstrafe von 124 Jahren; vom Staats⸗ 
anwalt waren 3 Jahre Zuchthaus beantragt. — Sein Ober⸗ 
lehrerexamen bestand in Rostock der Kandidat rer. mat. 
Faasch, Sohn des Schulzen Faasch aus Selmsdorf. — Un⸗ 
Ilüdsfall. Beim Futterholen vom Felde des Hauswirts 
Niemann in Schlagsdorf stach ein Knecht dem Dienstmädchen 
mit der Forke durch den rechten Unterarm. Die Verletzung 
st recht schwer. 
Sportnachrichten. 
Nennen zu Berlin⸗Karlshorst, 28. Juni. Mariendo r fer 
Härdenrennen. Niobe II (H. Brown) 1. Lohengrin II 
2. Karl Franz 3. Tot.: 25:10, Plat: 10, 10, 10: 10. — 
Preis von Stendal. Treffelstein (v. Berchem) 1. Fischer 2. 
La Superba 3. — Veilchen-Hürden-Rennen. Sport III (H. 
Aylin) 1. Sieglinde 2. Saville 3,. Tot.: 12:10, Platz: 10, 
10: 10. — SHaselhorster Jagdrennen. Calvallo (Graf Holch 1. 
Heder 2. Sternberg 3. Tot.: 10:10, Platz: 11, 11:10. — 
Wolfsburg-Rennen. Banagher (Nash) 71. Cziczuska 71. Tot.: 
36, 40: 120, Platz: 19, 25: 10. — Preis von Groß⸗Beeren. 
Thus lieber (Lt. v. Egan⸗Krieger) 1. Nilbraut 2. Ward 
of. Court 8. Jote? Ibꝛiꝗ. Blat N. ο. ut 
Tot.: 20:10, Platz: 11, 15, 16:10. 
Rennen zu Tremblay, 28. Juni. Prix Flageolet. 
Tudor III (M. Barat) 1. Combourg 2. Traquenard 3. 
Tot.: 185: 10, Platz: 44, 14, 32: 10. 
Der Gesamtumsatz am Totalisater aun den vier Tagen des 
Derby⸗Meetingas zusammen übersteigt in diesem Jahre zum 
rstenmale zwei Mill. Meund beträgt genau 2169 615 Mugegen 
899 795 Meim vorigen Jahre, so daß also die stattliche 
Mehreinnahme von 269 820 Muzu verzeichnen ist. Rechnet 
man zu dem Umsatz während des Derby-Meetings auch noch 
den Umsatz vom Frühjahrs-Meeting in Höhe von 554025 M, 
so zeigt sich, daß in diesem Jahre in Horn die gewaltigel 
Summe von 2723640 Mam Totalisator zur Einzahlung 
sebracht wurde, gegen 2421000 Me18910. 
der deutsche Rundflug 1911. 
W. Münster, 28. Juni. Nachmittags herrschte starker Wind, 
her gegen Abend immer stärker wurde, so daß Büchner, der 
zeute noch die Etappe Münster—Köln absolvieren wollte, und 
schon seit 5 Uhr nachmittags auf dem Flugplatze auf eine gün⸗ 
ttige Gelegenheit wartete, sich begnügen mußte, um 8 Uhr 
30 Min. einen formellen Start zu machen. Der Apparat wurde 
wieder in den Schuppen gebracht. Büchner versucht morgen 
früh, über Wesel und Neuß nach Köln zu fliegen. — König, 
jer morgens, wie berichtet, in Bielefeld auf einer Straße gelan— 
det war, stieg von der Notlandungsstelle nachmittags auf und 
erflog den Teutoburger Wald. Er mußte jedoch hinter den 
etzten Höhenzügen, wenige Kilometer hinter Bielefewd, nieder⸗ 
gehen. Da er nun doch keine Aussichten mehr hatte, Münster 
vor 9 Uhr abends zu erreichen, um dort für die nächste Etappe 
Münster —Köln zu starten, muß er die beiden Etappen auf— 
zeben. Er läßt deshalb seine Maschine abmontieren und nach 
Köln bringen, von wo er wieder in die Konkurrenz eintritt. — 
Lindpaintner, der um 6 Uhr 42 Min. nachmittags von seiner 
dandungsstelle wieder aufgestiegen war, mußte zwischen Schen⸗ 
»ed und Erle, unweit der Bahn Münster— Wesel, etwa 10 km 
»or Wesel, abermals eine Landung vornehmen. Er kann also 
ooraussichtlich erst morgen früh Wesel erreichen. 
W. Köln, 28. Juni. Die sportlichen Leiter beschlossen, in 
Köln des ungünstigen Wetters wegen einen Extraruhetag ein— 
zulegen, und zwar dürfen an diesem Ruhetage keine örtlichen 
Wettbewerbe stattfinden, so daß die Flieger Gelegenheit haben, 
die noch fehlenden Streden der Ctappe Münster-Köln in Ruhe 
urüdzulegen, oder, wenn schon in Köln angelangt, dort für 
die folgenden Etappen auszuruhen. Der Weiterflug von Köln 
aus sindet also statt am Freitag früh erst Sonnabend siatt. 
Das ganze weitere Programm verschiebt sich infolgedessen eben⸗ 
salls um einen Tag, so daß die Ankunft in Berlin wahr— 
cheinlich statt am 7. Juli erst am 8. Juli stattfindet. 
W. München, Flugplatz Puchheim, 28. Juni. Der Flieger 
birth ist heute abend gegen 920 Uhr von Tauberfeld auf dem 
Flugfeld Puchheim angekommen. Er beabsichtigt, morgen früh 
im 51/3 Uhr zu dem Wettbewerbflug um den Kathreiner- 
prei s von 50 000 Mäaufzusteigen. 
2— 
WV. Wesel, 29. Juni. Vollmöller ist heute früh 
Uhr 11 Min. bei Hevixbeck aufgestiegen, um nach Wesel 
u fliegen. Er mußte jedoch, nachdem er eine halbe Stunde 
m Nebel herumgeirrt, bei Derup landen, da das Wetter 
u schlecht geworden. ist und er auhßerdem die Orientierung 
verloren hatte 
— 
doer europãische Rundflug. 
W.Wrueszeb, 28. Juni. Die Abfahrt zur fünften 
ztapoe Brüssel —Roubaix des Europafluges erfolate 
sim. 10 Uhr. Es nahmen 12 Zlieger teil. Als erster lam 
ach einstündigem Fluge Vedrines in Roubaix an. 
W. Roubair, 28. Juni. Ferner sind angekommen Garros, 
Kimmerling und Beaumont 
nieler woche. 
VI. 
Kiel, 29. Juni. 
An dem Tanzabend in der Marine-Akademie, 
er Mittwoch von den Offizieren der Ostseestation veran⸗ 
altet wurde, nahmen 700 Damen und Herren teil. Die 
zäume der Alademie waren prächtig hergerichtet. Auch die 
remdländischen Offiziere und die fremdländischen Segler und 
zportleute mit ihren Damen erschienen auf dem Fest. 
* 
zeitenliste des Bandikap und der Wettfahrt 
Ecernförde—Kiel. 
AI-Kl.: „Meteor“ (Ber. Zeit) 4: 2: 38, „Hamburg“ 
134: 15, „Germania“ 4: 3: 58, „Waterwitch“ 4: 1:32 2., 
Nordstern“ 3:55: 23 1. Ehrenpreis der Frau Krupp von 
zohlen und Halbach.) 
Kutter, Pawls und Ketschen: „Orion“ 4: 13:2 2. 
Ehrenpreis, gegeben von einem Freunde des Segelsports), 
Comet“ 4: 10: 25 1., „Asta“ 4: 18: 20. 
15-⸗òm-Kl.: „Paula II“ (Ges. Zeit) 2: 33: 39, „Sophie 
Elisabeth“ 2: 31: 39. 
12—,m-Kl.: „Rollo“ 2:8: 23. 
10-m-Kl.: „Feinsliebchen VII“ 2: 26:5 2., „Orchis“ 
2: 28: 44, „Isa III 2: 26: 7, „Erika“ (L. Y.«C.) 2: 25: 45 L. 
„Pesa“ 2: 28: 8. 
9—m-Kl.: „Ariadne II“ 2: 35: 8 1., „Nebo“ 2: 48: 48. 
8-m-⸗Kl.: „Antwerpia“ 2: 40: 16, „Toni VIII“ 2: 45: 58, 
Taifun“ (Mast gebrochen), „Decima“ 2: 40: 18, „Stint“ 
3:37: 12 2,. „Woge V 2336: 17 1.. „Johanna VIII“ 
3: 39: 56, „Hummel“ 2: 39: 45 3. 
Zeitenliste der Binnen-Wettfahrt des Nord— 
deutschen Regattavereins. 
Windrichtung: Westsüdwest. Bahnlänge: 10 Sum. 
7—m-⸗Kl.: „Melusine“ 2:1: 20 1. „Rübezahl“ (aufge⸗ 
zeben), „Primula“ 2: 3: 32, „Blitz XIV“ 2: 3: 17. 
6⸗m-Kl.: »Windspiel XV 2: 11: 21 3. Gypaetos“ 
2: 12: 17, „Gefion III“ (aufgegeben), „Harald IV 2:9: 51 1. 
Mien Jung II“ (aufgegeben, „Hans Jürgen II 2: 16:6, 
„Undine“ 2: 13, „Schelm“ 2: 10: 24 2. „Trom“ (nicht ge—⸗ 
tartet). 
5—m-Kl.: „Panther“ 2:20: 1, „Grünau IV“ (nicht ge—⸗ 
tartet), „Bajazzo“ 2:26: 28 1. 
Zeitenliste der 5. und letzten amerikanisch— 
—deutschen Sonderklassen-Wettfahrt. 
Windrichtung: Westsüdwest. Windstärke: 8-10 m in der Sek. 
Bahnlänge: 15 Sm. 
„Béaver“ 2:18: 8 (Prinz-Heinrich-Pokal), „Bibelot“ 
2: 18: 1 (Kaiser-Wilhelm-Pokal), „Cima“ (aufgegeben). 
— —— 
W. Boston, 28. Juni. Der Eastern Vacht-Club 
hat dem Admiral Barandon ein Telegramm gesandt, in dem 
ieser gebeten wird, dem deutschen Kaiser, dem Prin— 
en Heinrich von Preußen und dem Kaiserlichen Jachtklub 
en herzlichsten Dank auszusprechen für die liebenswürdige 
ind sportsmännische Aufnahme, die den amerikanischen Jacht- 
euten zuteil geworden i⸗ 
Vermischtes. 
Ein Dolomitendorf verschüttet. Aus Südtirol wird der 
Bossischen Zeitung über den von uns lurz gemeldeten Bergilurz in 
en Dolomiten geschrieben: Von Belluno gegen Norden zieht sich das 
chöne Tal von Agordo tief in die Dolomiten und seine letzlten Ver⸗ 
weigungen bis nach Tirol hinein. Ein westlich von Agordo ab—⸗ 
weigendes Seitental heißt Valle di San Lucano. Es wird im Norden 
on den 1500 Mir. senkrecht anstehenden Wänden der Pale di San 
rucand überragt; im Süden erhebt der Monte Agner sein schnee⸗ 
efurchtes Haupt. Mitten im Tale steht das uralte Lucanus⸗Kirchlein 
)as Tal enthält drei Dörfer: Mezzavalle Lagunaz, und Pra. Im 
dezember 1908 löste sich eine kolossale Felsmaise von den Lastie di 
zardis ab und verschüttete einen Teil von Pra und Logunaz; gegen 
O Menschen wurden damals getötet. Seiidem itt der Berg nicht mehr 
uhig geworden; kein Monat vergeht ohne größere oder kleinere Fels⸗ 
ürze. Wenn man auch nur bis Mezzavalle hineingeht, sieht man 
hjon die Wiesen allenthalben mit hausgroßen Blöcken bestreut, von 
enen einer genügen würde, um eine ganze Ortschalft zu verheereñ. 
zeit jenem Winter leben die Bewohner des Tales in steter Todes⸗ 
ngst, können sich aber doch nicht entschließen, Haus und Hof zu 
erlassen. Sie unterluchen jeden Tag die Felsen und sitellen nachts 
Bachen auf. Besonders kritisch gestaltete sich die Lage vor einer 
Boche, als große Regengüsse das Gestein noch mehr gelockert hatten 
lm 17. d. M. belichtigte eine Kommission aus Agordo die Pale und 
iet den Bauern zur Flucht, denn es bestehe höchste Gefahr. Die 
rmen Leute beschränkten sich aber darauf, in den Kleidern zu schlafen, 
as Vieh im Freien übernachten zu lassen und die Wachtposten zu 
ermehren sowie mit Trompeten zur Abgabe von Warnungszeichen 
d verlehen. In der Nacht vom 18. zum 19. bemerkte ein solcher 
Bachtposien im Gewände oben einen Feuerschein, dem ein dumpfes 
zollen folgte. Feuerschein bei Felsstürzen ist nichts Ungewöhnliches. 
enn die Blöcke schlagen mit solcher Gewalt aufeinander, daß sie Funken 
»rühen. Auf das Alarmsignal des Wachtpostens hin begann sofort 
ie Flucht der Dorfbewobner. Immer größere Felsmassen kollerten 
erab, sie beweaten sich aber glüdlicherweise so langsam, daß alle 
zedrohten sich in Sicherheit bringen konnten. Erit nach 7 Minuten 
rreichte der steinerne Strom die Ortschaften. Er zermalmte und 
erschüttete a2 Häuser und 70 Scheunen. Am Morgen lamen Soldaten 
us Belluno, um aus den Häusern noch Habseligkeiten zu retten, was 
ber sehr gefährlich war, weil noch immer Gestein herabkollerte. Auf 
iner Wiese fand man die Leichen eines alten Mannes, einer jungen 
jirau und in den Armen der Frau die Leiche eines Kindes. Diese 
rei waren in der Dunkelheit von fliehenden Rindern niedergestoßen 
nd getötet worden. Das zerstörte Dorf soll an anderer Stelle wieder 
aufgebaut werden. Untet den Obdachlosen herrscht grohes Elend, doch 
vollen sie ihr Tal trotzdem nicht verlassen. 
Die Typphusepidemie in Schneidemühl. Die Typhusepi⸗ 
emie in Schneidemühl ist noch immer nicht zum Stillstand 
‚ekommen. Im Laufe des vo igen Sonntags wurden wieder 
23 neue Erkrankungen festgestellt. Die in der Nähe 
»s Krankenhauses aufgestellten Baracken vermögen die Zahl 
»er Patienten nicht mehr zu fassen, und man hat deshalb 
elegraphisch in Posen zwet neue Isolierhäuser bestellt. Uußer 
en beiden Berliner Charitéärzten sind fünf Krankenschwestern 
ind ein Posener Arzt nach Schneidemühl berusen worden. 
stach den Mitteilungen der Aerzte wird bei den meisten 
dranken die Krisis in dieser Woche eintreten. Das Befinden 
iniger Erkrankter hat sich seit Sonnabend bedenklich ver— 
chlimmert. Die Aufregung in der Stadt wächst von Tac 
u Tag. Zahlreiche Familien, die die Stadt verlassen wollten, 
im entfernte Bäder aufzusuchen, mußten ihre Absicht auf⸗ 
eben, weil ihnen überall die Aufnahme verweigert wurde. 
Zelbst die beigefügten ärzilichen Atteste über ihren Gesundheits- 
ustand vermochten die Hotel- und Pensionsbesitzer nicht zu 
jeruhigen, da sie durch die Aufnahme der Schneidemühler 
ramilien eine Beunruhigung ihrer anderen Gäste fürchien. 
yn Schneidemühl selbst ist jetzt die Abhaltung der Wochen⸗ 
ind Jahrmärkte untersagt worden. Wie verlautet, ist in der 
5arnison soeben ein Typhusfall vorgekommen, doch wird von 
eiten der Kommandaniur über die Erkrankung die Aucv 
unft verweigert 
Neuefte Nachrichten und Telegramme. 
Zum Fall Jatho. 
W. Berlin, 29. Juni. Von Köln aus war verbreitet 
vorden, Oberpräsident von Rheinbaben sei von Anbeginn seines 
smisantritts die treibende Kraft gegen Jatho gewesen. Auf 
ie Bitte um Aufklärung antwortete der Oberpräsident der 
dationaldeiiung: Ich habe meinen ressortmäßigen Aufgaben 
ntsprechend mit dem Fall Jatho überhaupt nichts zu tun gehabt. 
Bienerih zum Statthalter ernannt. 
W. Wien. 29. Juni. Das Amtsblatt gibt die Ernennung 
des bisherigen Ministerpräsidenten Freiherrn von Bienerth 
zum Statthalter von Niederösterreich bekannt. 
Die Vetobill. 
W. London, 28. Juni. Oberhaus. Der erste wich⸗ 
ige Abänderungsantrag der Opyrosition zur Veto— 
„ill wurde mit 183 gegen 44 Stimmen angenommen. 
dieser Abänderungsantrag setzt eine aus sieben Mitgliedern 
edes Hauses bestehenden vereinigten Ausschuß ein unter dem 
zorsitz eines Sprechers, um zu entscheiden, ob eine Gesetzes⸗ 
orlage rein finanziellen Charakter trägt. Nach der Veto— 
ill sollte diese Frage lediglich durch den Sprecher ent⸗ 
schieden werden. 
Kühner Flug eines Aviatikers. 
Newuork, 28. Juni. (Priv.Telegr.) Der Aviatiler Lin⸗ 
oln Beachey flog am 27. Juni mit einem Zweidecker Über 
en Hufeisenfall des Niagara und landete wohlbehalten 
uf kanadischem Gebiet. Er erklärte, der Flug habe seine 
sterven furchtbar auf die Probe gestellt. An hunderttausend 
Renschen sahen dem Wagestück zu. 
Konflikt zwuchen Porinugal und den Mächten. 
W. Lissaben, 28. Juni. Am kommenden Montag, dem 
3z. Juli, tritt das vorbehaltlich der späteren Genehmigung 
urch die Nationalversammlung erlassene Dekret über die Tren⸗ 
ung von Kirche und Staat in Kraft. Dadurch wird eine 
ruaste velterrechtbiche Streitkrage aufge⸗ 
OlIt, denn die provisorische Regierung hat bisher noch nicht 
uf ANio Anfragen der hiesigen fremden diplomatischen Ver⸗ 
retungen darüber geantwortet, ob die in Portugal bestehenden 
zusländischen Kirchen und geistlichen Gesellschaften von der 
LVirksamkeit sämtlicher Bestimmungen des Trennungsdekrets aus⸗ 
zsenommen sind. Wie aus durchaus zuverläfssiger Quelle ver— 
autet, haben der englische Geschäftsträger wie der 
»eutsche, italienische und französische Gesandte 
em Minister des Auswärtigen Machado mitgeteilt, daß sie 
zie Erstrecdung jener Bestimmungen auf die fremden 
dirchenn nd deren Kirchenvermögen nicht an— 
rkennen. 
Der Schoedsgerichts yerirag vor dem englischen Parlament. 
W. London, 28. Juni. Unterhaus. Der Liberale 
ltherley-Jones sprach sich gegen die Einsetzung eines inter⸗ 
a?ionalen Gerichtshoses aus, weil dieser den britischen Reedern 
inen enormen Nachteil bringen würde. Die Londoner Dekla- 
ation würde den Lebensmittelersatz für Großbritannien ernstæ 
aft beeinträchtigen und infolgedessen die Sicherheit des Landes 
efäahrden. Der Unionist Butcher beantragte, die ganze Frage 
or der Raltifizierung einer Kommission von Sachverstundigen 
u überweisen. Der erste Lord der Admiralität Me. Kenna er⸗ 
lätte, Großbritannien sollte sich darauf verlassen, daß seine 
jlotte in Kriegszeiten die Häfen offen halten werde. Die 
fzlotte sei imstande, die Sandelsstrahßen zu bewachen und 
dährend eines Krieges eine völlig ausreichende Zufuhr von 
dahrungsmitteln für die Bevölkerung Großbritanniens zu ge— 
oährleisten. Die Admirale Lord Fisher und Sir Artur Wilson 
„illigten beide die Deklaration, und er behaupte, daß die 
Ansicht der Sachverständigen im ganzen günstig für die Dekla⸗ 
ation sei 
M. Berlin, 29. Juni. Für nächsten Dienstag abend 
eschlossn die Sozialdemokraten für Groß Berlin; 
rzroße Protestversammlungen abzuhalten gegen die 
Ztellungnahme der Mehrheitsparteien des Abgeordnetenhauses 
nuder Wahlrechtsfrage. 
W. Berlin, 29. Juni. In dem D-Zuge Hamburg-Berlin 
purden einem reichen Engländer aus dem Kupee eine lederne 
Zrieflasche mit einer Schiffahrtskarte und einem Kreditbrief 
der Pariser Bank in London über 300 Pfund entwendet. 
W. Berlin, 29. Juni. Dreitausend in der Waschindustris 
eschaͤftigte Arbeiterinnen und Arbeiter Berlins, organisiert in 
em Verband der Schneider, haben beschlossen, die mit den 
Fabtikanten abgeschlossenen Verträge zu kündigen. Die Neu— 
porderungen sollen in einer weiteren Versammlung aufgestellt 
verden. In Frage kommen 10 000 Arbeitnehmer. 
W. München, 29. Juni. Von ärztlicher Seite wird ver⸗ 
ichett, das Befinden Mottls habe sich erheblich der⸗ 
chlechtertt. In den Füßen seien Schwellungen aufgetreten. 
W. London, 29. Juni. Auf Versammlungen in Hartlepool 
ind West-Hartlepool beschlossen die Dodarbeiter, die Arbeit 
einzustellen. Von der Entscheidung werden etwa 1200 betroffen, 
W. Mabrid, 29. Juni. Der eucharistische Kongreß wurde 
n Gegenwart des Königspaares geschlossen. 
WPetersbura, 28. Juni. Das Kriegsministerium 
eschloß, im Laufe des Jahres noch drei lenkbare 
Militärluftschiffe mit je 5- bis 6000 Kubikmeter In⸗ 
alt zu bauen, und zwar ausschließlich in russischen Werk- 
tätten
	        
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