Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

29. Sept. 1910 ausdrücklich erkeilten Ermächtigung. Inhaltlich 
aber enthält dieser Werbeaufruf, der die „Belämpfung der 
einseitigen demagogischen Agrarpolitik“ und Durchsetzung einer 
besseren Würdigung der gewerblichen Arbeit zum Gegenstande 
hat, nicht die geringste Abweichung nach dem bis dahin auch 
von Herrn Landrat a. D. Rötaer vertretenen Programm des 
Hansabundes. Das Präsidium des Hansabundes ist sich bewußt 
seiner schweren nationalen Aufgabe, die gemeinsamen Interessen 
aller Kreise der Industrie und gleichmäßig des Handels. des 
Gewerbes, des Handwerks und der Angestellten nach Maßgabe 
der Satzungen zu vertreten, bisher durchgeführt zu haben 
und wird dieser Pflicht auch in der Folge unbedingt 
nachkormen 
gez. Dr. Riesser, Richt, Crasemann, 
Dr. Steche, Hirth. 
Inland und Ausland. 
Deutsches Naich. 
Ein neues Kaiserschlog in Wiesbaden? Ueber das schon 
einmal ecwähnte Projekt der Erbauung eines neuen Kaiser⸗ 
schlosses in Wiesbaden meldet der Wie-dadener Korrespon⸗ 
dent des B. T. heute noch allerlei Einzelheiten. Danach 
soll es jetzt feststehen, man wolle nicht nur, wie anfäng⸗ 
lich geplant, das Terrain des Paulinenschlößchens für den 
Neubau verwenden, sondern es sollen weitere fünf große 
Villen angekauft, niedergelegt und ihr Terrain zu Parkan⸗ 
lagen verwendet werden. Das Terrain des Paulinenschlöß⸗ 
hens, wie es jetzt ist, soll die Stadt Wiesbaden dem Kaiser 
unentgeltlich zur Verfügung stellen. Die Kosten für die Er— 
werbung der fünf Villen mit Zubehör, die nach der Berechnung 
auf zwei Mill. Muzu stehen kommen wird, sowie das Geld 
für den ganzen Schloßneubau sollen durch Privat— 
mittel aufgebracht werden. 
Weonhllreise nieilung für Eltaß⸗Loth ingen. Der Bundes⸗ 
rat hat sich in seiner Mittwochsitzung mit der Wahlkreisein—⸗ 
teilung für Elsaß-Lothringen beschäftigt, nachdem die Vor— 
arbeiten im Ausschuß erledigt sind. Nach 8 1 des Wahlge— 
setzes ist es die Aufgabe des Bundesrats, inner— 
halb der einzelnen Verwaltungskreise unter tunlichster An— 
lehnung an die bestehende; Kantonaleinteilung die Wahl— 
kreise abzugrenzen, wobei die Bevölkerung des Ver—⸗ 
waltungskreises möglichst gleichmähig auf die einzelnen Wahl— 
kreise verteilt werden soll. Der Bundesrat hat der Vorlage 
zugestimmt. Ste dürfte demnächst vom Kaiser vollzogen 
und veröffemtlicht werden. 
Zum Fal Tasho. In ei em Berliner Telegranm bemerkt 
die Köln. Zig., daß in Konsequenz des Urteils gegen Pfarrer 
Jaiho nunmehr auch gegen die Unterzeichner, die 
70 Geistlichen, die sofort nach der Absetzung Jathos 
sür ihn eintraten, die Verfolgung aufgenommen 
werden muß, glaubt aber nicht, daß man das wagen 
werde. Tut man es nicht, so ist es ein Geständnis; 
daß man einen groben Fehler begangen habe, 
als man durch die Maßregelung Jathos eine Bewegung ent⸗ 
jachte, die auch den Orthodoren zu stark werden könnte. 
Konflilt zwischen Marinebchörden und ihren Technilern. 
Rachdem der Staatssekretär des Reichsmarineamts bestimmt 
hatte, daß neu einzustellende Techniker nur noch auf Privar— 
dienstvertrao, allo ohν AuU ν _αι _ινο_α— 
mähige Anstellung und ohne Pensionsberechtigung angenommen 
werden dürfen, haben einzelne Marinebehörden den bei ihnen 
angestellten Technikern zum 1. Juli gekündigt und eine weitere 
Beschäftigung von der Anerkennung eines neuen Dienstver⸗ 
trages abhängig gemacht. Nun haben zahlreiche Techniker in 
Eingaben an ihre vorgesetzte Behörde um Abänderung des 
ihnen vorgelegten Vertrages gebeten, der in keiner Weise 
denjenigen Verträgen entispreche, die sonst Reichs- und Staats⸗ 
betriebe abschließen. Da diese Gesuche und auch eine Bitte 
des deutschen Technikerverbandes um eine Audienz beim 
Siaaissekretär des Reichsmarineamts nicht beantwortet worden 
sind, haben nunmehr sämtliche Techniker der Marine-Intendan— 
tur und der Garnisonbauämter in Kiel beschlosssen, die An⸗ 
nahme dieses Vertrages abzulehnen und ihre Unterschrift zu 
verweigern. Für den Fall, daß die gekündigten Techniker 
am 1. Juli aus ihren Stellungen entlassen werden, hat der 
deutsche Technikerverband beschlossen, die Entlassenen zu unter⸗ 
stüten und über die Betrisebe der Marine die 
Sperre zu verhängen— 
als er sie durch die offene Saaltür draußen im Flur sah. 
Ich wollt bloß sehen, wie sich das Ganze macht.“ 
„Großartig schön, Vater,“ sagte Male, wehmütig den Tisch 
überschauend. „Bei jeder Hochzeit von den Burgevis' wird's 
feiner. Aber die Bräutigams sind auch danach! Einer immer 
teicher als der andere! Und der letzte ist sogar ein Stu—⸗ 
dierter. Na, ich kann's den Mämern nicht verdenken — Bur⸗ 
gevis Töchter sind 'ne gar zu aparte Art.“ 
„Laß nur sein, Male, ich dech' sür dich auch noch so 'n 
Tisch. Du kriegst auch noch deinen.“ 
„Wer wird sich um so'n Hinkefuß reißen, Vater? Mit so 'ner 
Frau legt sich keiner Ehr' ein.“ 
.. „Was du doch red'st, Male! Ich denl', dem Hirschenwirt 
seine kann sich sehen lassen. So 'n Sack mit harten Talern, 
wie du mitkriegst, der macht auch ein Hinkebein gleich. Die 
Burgevis kriegen keinen roten Dreier mit.“ 
„Aber 'n Mann, der sie aus Liebe freit! Sie meinen 's 
gut, Vater, aber lassen Sie mich daheim. Ich will lieber 
den alten Jungfernturm, der im Nachbarstädtchen für die 
unverheirateten Mädchen steht, waschen helfen, als mit einem 
Geld'ad eine lästige Beisteuer sein.“ 
„Das sind Grillen, Male, die man mit zweiundzwanzig 
Jahren nicht haben darf. Warum sollst du einem Mann 
nicht gefallen? Aber du bist wie deine selige Mutter — 
gar zu weichmütig. Das taugt nichts! Und die harten Taler, 
Male, die sind gut. Da, wo sie fehlen, fliegt auch die 
größte Liebe zum Fenster hinaus.“ 
„Da werden die Burgevis' ihre behalten, die freien alle 
teiche Männer,“ damit griff Male nach einer Torte und hinkte 
hurch die Saaltür dem Keller zu. 
Der Hirschenwirt sah ihr belümmert nach. Er liebte es, 
sein unschönes Kind. 
Als am nächsten Tage die Stadtmusikanten an der Saaltür 
einen Tusch bliesen und die Hochzeitswagen, ditekt aus der 
Kirche kommend, draußen vorfuhren, stand Male im seidenen 
Sochzeitsstaat neben ihrem Vater, der fich im langen,! schwarzen 
Gehrock sehr stattlich ausnahm, und begrüßte die Gäste. 
Jugendlust lag auf ihrem Gesicht — sie sollte auch mit- 
iern. 
Die Arbeitszentrale für die Privatbea ntenversicherung, der 
ich eine Reihe führender Organisationen, wie die 5,Ver⸗ 
einigung der deutschen Privatversicherung“, der —.Zentral⸗ 
ausschuß der Vrinzipalverbände in Sachen Vensionsversicherung 
der Privatangestellten“ usw. angeschlossen haben, tritt, wie 
die „Textilwoche“ schreibt, morgen in Berlin zu einer Sitzung 
zusammen, um Grundzüge für die Aufstellung eines Gesetz⸗ 
entwurfes, betr. die Privatbeamtenversicherung zu verein⸗ 
baren. 
Berlin unnd die Fleischteuerung. Eine unter dem Vorsitz 
des Stadtrats Fischbeck zusammengetretene gemischte Depu⸗ 
tation von Mitgliedern des Magistrats und Stadtverordneten 
beschäftigte sich gestern mit der Fleischteuerung. Nach ein—⸗ 
jehender Besprechung der Frage wurde beschlossen, eine Pe⸗ 
ition an den Reichskanzler zweds Erleichterung der Einfuhr 
on Fleisch und lebendem Vieh zu richten. Der Wortlaut 
der Petition soll in einer nach den Ferien einzuberufenden 
zweiten Sitzung festgestellt werden. 
Die Gebühren der Rechtsanwälte. Vor längerer Zeit wurde 
herichtet, daß die Anwaltskammern es abgelehnt hätten, dem 
ẽrsuchen des Reichsjustizamts um Lieferung statistischer An—⸗ 
aben über die Einkommensverhältnisse der Anwälte zu ent— 
prechen, die einer Nachprüfung der Gebühren der Rechis— 
imnwälte zugrunde gelegt werden sollte. Nunmehr hat sich die 
Reichs justizverwaltung, wie der Berl. L.A. erfährt, an die 
Sinzelregierungen und an die Oberlandesgerichte mit 
»em Ersuchen um gutachtliche NfEußerungen darüber ge— 
vandt. ob entsprechend der Preissteigerung aller Lebens—⸗ 
bedürfnisse eine allgemeine Erhöhung der Anwaltsgebühren 
erforderlich scheine. Vom Ausfall dieser Gutachten wird es 
abhängen, ob die Gebühren der Anwälte neu geregelt werden 
oder nicht. 
Strafwürdige Katholiken. Die Germania veröffentlicht 
die Namen der neun katholischen Mitglieder des Herrenhauses, 
die für die „Leichenverbrennungsvorlage“ gestimmt haben. 
Es sind das Dr. Hamm, Graf v. Hutten-Czapski, Fürst v. Lich— 
nowsky, Frhr. Lucius v. Ballhausen, Graf v. Mirbach-Harff, 
Dr. v. Schönstedt, Dr. Frhr. von Schorlemer-Lieser, Dr. 
Waldeyer, Dr. Wilms. Demgegenüber werden auch die Namen 
der 16 katholischen Herrenhausmitiglieder geuannt, die gegen 
die Vorlage gestimmt haben. 
Großbritannien. 
Ein englischer Gegenvorschlag in der Schiedsgerichtsfrage. 
W. Washington, 28. Juni. Die Aniwort der englischen 
Regierung auf den Schiedsgerichtsvorschlag des Präsidenten 
Taft ist gestern in Washington eingetroffen. Sie hesteht 
aus einem Gegenvorschlage. 
Tagesbericht. 
Lübeck, 29. Juni. 
V Exrzellenz General Frhht. von Plettenberg, der heuté 
vormittag auf der Palinger Heide die 17. Kavallerie— 
Brigade besichtigte, begab sich mit seiner Gemahlin nach—⸗ 
mittags nach Travemünde. 
MVGäste des Senates waren gestern abend die Komman— 
deure der 17. Dipiiinmn der 17. Kopalleriö-Rriande, der 
Hroßh. Mecklenb. Dragoner-Reg. Nr. 17 und 18, die be— 
kanntlich auf der Palinger Heide ihre Brigadeübung ab— 
halten, und des Regiments „Lübeck“ nebst ihren Adiu— 
anten sowie der Inspekteur der 2. Kavallerie-Brigade. Es 
fand in den Festräumen des Rathauses ein Diner statt. 
Daer danische Verlehrsminister und die Eisenbahnlinie 
Kopenhagen — Fehmarn — Lübed — amburg. In diesen Tagen 
weilte der dänische Verkehrsminister Thomas 
Larsen in Rödbiy zur Besichlizung des am Hafen liegen— 
den, dem Staate gehörenden Areals. Auf Anfrage des 
Vertreters der „Stiftstidende“ vom Laland-Falster, gab der 
Minister zu, daß sein Aufenihalt doch auch in Verbindung 
mit dem Fährprojelt stehe. Die Fähranlage bei Syltholm 
werde keine nennenswerten Schwierigkeiten bieten; jedoch sei 
die Station Rödby sowie die jetzige Bahnverbindung über 
Nykljöbing für das Projekt vollständig ungeeignet; dies er—⸗ 
heische vielmehr, um seinem Zweck zu enisprechen, einen ganz 
neuen Bahnbau. Was die Ausführung des Planes betrifft, 
alaubte der Minister keinen Zeitpuntt angeben zu können. 
VDie junge Frau Doktor Halmer reichte ihr freundlich die 
Hand und aus den Augen ihres iiebreizenden Gesichtes sprach 
o seliges Glück, daß es Male zu Mute wurde, als fiele auch 
in ihr Herz ein heller Schein. 
«(Fortsetzung foigt.) 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Lübecd, 29. Juni 
Stadthallen⸗Theater. 
„Die Großstadtluft“, 
Schwankin4 AktenvonBlumenthalu.Kadelburg. 
Zwei Figuren ziehen sich wie ein roter Faden durch alle 
Stücde der renommierten Berliner Schwanksirma: 1. Der sieg— 
hafte Freier. Im gewöhnlichen Leben würde er wahrscheinlich 
hronisch hinausgeworfen, auf der Bühne aber siegt er, denn 
ein xeicher Schwiegerbater, Kommerzienrat oder Fabritkbe— 
itzer, ist um den kleinen Finger zu wickeln. Wie dieser Mann 
eitlebens mit Angestellten und Arbeitern fertig geworden ist, 
nögen die Götter wissen, wahrscheinlich hatten die Untergebe— 
ien Mitleit mit seiner Hilflosigkeit. 2. Der alte Herr mit der 
semütskiste. Im dritten Akt eischeint er häufig in Couleur 
auf der Suche nach der entschwundenen alten Burschenherrlich— 
leit. Aber in dieser Gestalt hat die, Muse“ der Verfasser mit 
as Beste geleistet, was billigerweise von ihr zu verlangen war, 
ind ein Dr. Crusius, von Herrn Pichon schalkhaft und gemüt— 
zoll gespielt, ist von sehr erbauicher Erscheinung. Gespielt 
nurde überhaupt recht hübsch und flott. Nur darf unter Gleich 
ttebenden sich der „Kastengeist“ nicht gar zu bemerkbar machen. 
Die Damen der kleinstädtischen Ariitokratie wurden etwas reich⸗ 
ich larikiert; drastisch komisch in Spiel und Maske war der 
Züchendragoner von Emilie Cahnbley. Zusammen mit der 
Bermieterin in „Sommerspuk“ bildet diese Rolle ein Zeugnis von 
beachtenswertem Talent. Herr Mehner müßte noch mehr aus 
ich herausgehen, um ein echter Bonvivant zu sein. Gestern 
bar sein Ton allerdings schon bedeutend leichter Albert Rupps 
zänzlich unbewegliches Gesicht lönnte dem, der ihn zum ersten 
Viale sieht, die Vorstellung erweden, er trüge eine Wachs⸗ 
nasse. Ueberhaupt besteht die Clarakteristik nicht rur in Hüten 
duf dänischer Seite werde man raum̃ zögern, dieé erforder 
iichen Arbeiten in Angriff zu nehmen, sobald die Städte 
hamburg und Lübeck, deren Initiative das Projekt ent⸗ 
tamme, die deutsche Reichsregierung für den Bau einer 
Staatsbahn uber Fehmarnsund mit Fährhaus an der Nord« 
üste der Insel gewomen hätten. — In Rödbny hat die 
Soffnung auf baldiges Zustandekommen der Linie ein Sen. 
sationsfieber erzeugt. Die Grundstückspreise steigen, und neuer⸗ 
dings hat sich eine Aktiengesellschaft gebildet, die eine Trocken⸗ 
iegung eines Areals von über 600 Tonnen der Rödbyer 
Innenförde, nämlich des Lilleholm-Bassins und des Thons- 
wassers, plant. Das gewomene Areal soll dann als Bauplätze 
und Grundstücke für landwirtschaftlichen Kleinbetrieb verkauft 
werden. 
MOberleutnant von Färber, der, wie berichtet, gestern 
vormittag auf der Palinger Heide mit seinem Pferde stürzte, 
ist, wie wir hören, außer Lebensgefahr und sein Befinden 
den Umständen nach zufriedenstellend. Das Unglück soll da⸗ 
ourch herbeigeführt worden sein, daß das galoppierende 
Pferd in einen Kaninchenbau hineintrat und hierdurch zu 
Fall kam. 
Werft keine Obstschalen auf die Straße. Durch Aus—⸗ 
zleiten auf einer Bananenschale kam ein älterer Herr beinm 
Ueberschreiten der Straße in Bremen derart zu Fall, daß 
er bewußtlos liegen blieb. Er war mit dem Kopf auf den 
Saumstein geschlagen. Mitleidige Passanten brachten ihn 
in das nächste Haus, wo er sich alsbald wieder erholte, 
Ernstere Verletzungen scheint der alte Herr nicht davonge⸗ 
tragen zu haben. — In Lübeck herrscht leider auch noch 
immer die Unsitte, Obstreste, Obstschalen, Kirsch- und Pflau—⸗ 
menkerne uswp. auf die Straße zu werfen. Die Erwachsenen 
sollten den Kindern mit gutem Beispiel vorangehen, und 
Eltern, Lehrer usw. sollten die Kinder immer wieder er— 
nahnen, diese Unsitte zu unterlassen. Der Bremer Unglücks— 
fall zeigt wieder, wie gefährlich das unachtsame Fortwerfen 
von Obstschalen ist. 
.· Fahrrüderdiebstahl. In der Nacht zum Dienstag, 
27. Juni, sind aus dem Keller eines Hauses der Schwartauer 
Allee 1 Damen- und 1 Herrenfahrrad gestohlen. An 
»em Damenfahrrad waren die vom Polizeiamt ge— 
ieferten Nummerschilder 12450 angebracht. Das Fahrrad 
st mit Freilauf und Rücktrittbremse versehen, es hat schwarzen 
Rahmen und ebensolche Felgen, etwas nach oben gebogene 
Venkstange, weiße Zelluloidhandgriffe mit schwa zen Endhülsen 
und schwarzlackierten Kettenschutz. Das Hinterrad ist mit einem 
Gebirgsreifen versehen. Das Herrenrad trug die Nummer— 
childer 10622, Marke „Adler“ und Fabriknummer 33 N. 
fxs hat schwarzen Rahmen und schwarze Folgen, nach oben 
zebogene Lenkstange mit Korkgriffen. Beide Laufmäntel 
tragen die Marke „Continental“. 
G. Travemünde, 290. Juni. Die Mannschaft des 
Schulschiffes „Prinzeß Eitel Friedrich“ hielt Mitt⸗ 
woch unter Leitung des Lotsenkommandeurs auf dem Priwall 
mit den Geräten der Rettungsgesellschaft eine Rettungsübung 
ab. Die Uebung, welche in allen Teilen glatt verlief, hatte 
den Zweck, die jungen Seeleute prattisch mit dem Rettungs⸗ 
— — 
nach der Preisverteilung für die Segelwettfahrt 
Kiel-Travemände an Land Freudenkfeuer angezündet 
Die Vorarbeiten hierzu werden schon eisrig betrieben. 
— — 
Lauenbura. 
B. Ratzeburg, 29. Juni. Ein gefährlicher Ver⸗ 
zrecher, der kaum 20 Jahre alte, aus Wilmenau bei Rein⸗ 
'eld gebürtige Arbeiter Friedrich Augustin, der auch im Kreise 
herzogtum Lauenburg mehrere Cinbrüche verübt hat, indem 
er in Krummesse, in Ahrensfelde und in RKlein-Berkenthin 
nächtlicherweile sich gewaltsam Eingang verschaffte und alles 
stahl. was ihm unter die Hände geriet, stand jetzt in 
Altona vor der Strafkammer und wurde zu zwei Jagdren 
sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Der Komplize Augustins, 
ein Arbeite: Pfleger, der bei allen Einbrüchen mitbeteiligt war. 
ift leider entkommen. 
B. Mölln, 29. Juni. Ein Moorbrand westlich der 
Lühed-Büchener Bahn. bei Bude 26. ist durch das tatkräftige 
—— — 
Westen und Tümmlingsperüchen. Der Besuch des großen Saale—s 
liek leider wieder sehr viel zu wünschen. S.O. B. 
Der Lucher⸗Brief. Pierpont Morgan, der „Grand 
old man“, wie er von den Amerikanern bewundernd genannt 
wird, ist nicht nur der unerreichte Herrscher auf dem Ge— 
viete der Trust-Gründungen, sondern kann auch a's der größte 
Sammler der Welt bezeichnet werden. Der jetzt 74jährige 
dollarmilliardär hat sich ein ungeheures Museum von Sel—⸗ 
enheiten aller Art angelegt, für das er alles zusammen⸗ 
aufen läht, was irgendwie für Geld zu haben ist: Plastiken 
ind Gemälde, religiöse Reliquien und ägyptische Papyri, 
zandschriften und Miniaturen. Der Lutherbrief, der durch 
Morgans Entgegenkommen jetzt wieder nach Deutschland zu—⸗ 
ückgekehrt, war, wie wir schon mitteilten, für ihn erst am 
3. Mai d. J. bei einer Autographenversteigerung in Leipzig 
um den Rekordpreis von 102000 Merworben worden. 
ks handelt sich dabei um das denkwürdige Schreiben, das 
duther nach seinem Aufbruch vom Reichstag in Worms 1521, 
vo sich das Schicksal der ganzen Reformation entschied, aus 
Friedberg in Hessen mit dem Reichsherold zurück nach Worms 
an Kaiser Karl V. schickte. Er rekapitulierte darin den 
Berlauf der Verhandlungen, begründete sein Verhalten und 
viederholte seine entscheidenden Worte: „Daß mirs nicht ge— 
ühren wollte, wäre auch nicht billig noch zu thun Gottes 
Vort zu verleugnen und mein Büchlein also zu widerrufen“, 
s sei denn, „daß die Irrthümer, welche, wie etliche fürgeben, 
»arinnen seyn sollen, mit göttlichen, evangelischen und pro— 
hetischen Schriften gestraft und getadelt würden; auch mich 
rus christlichem Gemüte unterthäniglich erboten, wo ich einiges 
Irrthumes überweiset würde, so wollte ich alles widerrufen 
und der erste seyn, der meine Büchlein ins Feuer werfen, 
perbrennen und mit Füßen treten wollte!“ Hierauf legt 
ꝛt das epangelische Bekenntnis ab und begründet es aus der 
Schrift mit gewaltigen Worten. Der Brief gelangte damals 
ibrigens nicht in die Hände des Kaisers, da niemand wagte, 
»as Schreiben eines in Reichsacht befindlichen Mannes zu 
ubergeben. s 
Felix Mottls Befemden weist seit Dienstag zum erstenmal 
einen Fortschritt auf. Die Herztätigkeit ist ohne Hilis- 
mittel regelmäßiger geworden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.