Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

tändige Briefwechsel zwischen Herrn Rötger und Herrn Geheimrat 
Dr. Rießer nach dem 12. Juni d. J. zur Kenntnis gebracht wird. 
Tie nächste Veranlassung dazu ist die Beobachtung, daß die 
Briefe des Herrn Rötger an Herrn Rießer in einigen großen 
Tagesblättern nicht in allen ihren Teilen veröffentlicht worden 
ind. während die Antworten des Herrn Rießer an Herrn 
Rötger wörtlich wiedergegeben wurden. Vor allem aber sehen 
wir jetzt deutlicher, wie weit Rötger auf die Gefolgschaft 
eines Verbandes zu rechnen hat. 
Die Geschäftsführung des Zentralverbandes deutscher In- 
dustrieller fügt nun den Briefen wörtlich folgendes hinzu: 
„Wir bemerken hierzu, daß der Brief unseres Vorsitzen« 
den, der seine Mandatsniederlegung im Hansabund kundgibt, 
vonunseremn am 21. d. M. vormittags versammelt 
zewesenen Direktorium einstimmig gebilligt 
worden ist, und beehren uns, unsere Mitglieder darauf auf⸗ 
mertsam zu machen, daß in dem Absagebrief unser Vorsitzender 
ausdrücklich auf die Zugehörigkeit unserer Mitglieder zu den 
beischiedensten politischen Parleien hinweist und diese Tatsache 
ieben anderen als zwingenden Grund für seine Mandatsnieder⸗ 
egung im Hansabund heraushebt. Schon aus diesem Grunde 
ntbehren die Ausführungen des Herrn Dr. Rießer: unser 
Vorsitzender habe die Absicht gehabt, „den Hansabund zur Auf- 
nahme eines satzungswidrigen Kampfes gegen alles, was links 
teht“, zu veranlassen, jeder Berechtigung. Als der Hansabund 
hegrtündet wurde, hat auch der Zentralverband deutscher Indu- 
trieller durch seine Mitwirkung bei der Organisation und der 
Aufbringung der Mittel den ernsten Willen bekundet, die Be— 
trebungen auf Einigung der in Gewerbe, Handel und Industrie 
erwerbstätigen Kreise in jeder Weise zu unterstützen und hat 
aus diesen Erwägungen heraus den Beitritt zum Hansabunde 
wiederholt und dringend empfohlen. Es ist aber bereits 
namals die Auffassung vorherrschend gewesen und auch in 
unserem Rundschreiben vom 3. Juli 1909, das unsere Mitglie— 
der zum Beitritt im Hansabunde aufforderte, zum Ausdruch 
zekommen, „daß die in den einzelnen Gruppen des Hansa— 
hundes unzweifelhaft vorhandenen und allen Teilen bewußten 
Gegensätze sich nur bei vorsichtiger Leitung des Bundes würden 
aberbrücken lassen, so daß es Aufgabe und Pflicht des Präsi— 
diums des Hansabundes sein müßte, mit allen Kräften auf die 
Ausschaltung der trennenden Momente aus der Tätigkeit des 
Bundes hinzuarbeiten und die Wirksamkeit desselben auf die 
ßehandlung der vielen großen Fragen zu beschränken, die alle 
Teile gleichmäßig berühren“. 
Mitdieser Aufgabe einer Verständigung auf 
der mittleren Linie ist dagegen das Verhalten 
des Vorsitzenden im PpPräsidiumdes Hansabundes 
auf dem ersten deutschen Hansatage am 12. Juni 1811 nicht 
»ereinbar, da in den Schlußausführungen des Dr. Rieber 
eine scharfe Agitation zugunsten linksliberaler pol itischer Parteien 
ind ein Versuch erblickt werden muß, den Hansabund zür Hilfs— 
ruppe für diese politischen Parteien in dem Kampfe gegen 
die rechtsstehenden Parteien zu machen. Auf diesem Wege 
aber können die vom Zentralverband deutscher Industrieller in 
3bjähriger erfolgreicher Arbeit verfolgten Ziele einer maßvollen 
Wirtschafts-, Handels- und Sozialpolitik, welche unserem ge— 
'amten Wirtschaftsleben einen ungeahnten Aufschwung und dem 
deutschen Volke neue reiche Hilfsquellen nationalen Wohlstandes 
erschlossen hat, nicht nur nicht gesördert werden, man geht auf 
dieser Bahn vielmehr der großen Gefahr entgegen, schwere Er— 
chütterungen über unser nationales Wirtschaftsleben in allen 
seinen Teilen heraufzubeschwüören. 
Die Geschäftsführung des Zentralverbandes 
deutscher Indultrieller. 
zez. Dr. Schweighoffer.“ 
Inland und Ausland. 
Deutiches Reich. 
Einigung der Liberalen im 1. medlenburgischen Wahllreisfe. 
Im 1. medlenburgischen Wahlkreise Hagenow-Grevesmühlen, 
der bisher vom Grafen Bothmer vertreten wurde, waren 
»on nationalliberaler Seite Rechtsanwalt Hillmann-Güstrow, 
»on fortschrittlicher Seite Lehrer Düring-Lübeck als Reichs⸗ 
agskandidaten aufgestellt. Dem Betreiben des Vorstandes 
»om Landeswahlverein und der Zentralvorstände in Berlin 
gelang es, beide Parteien zur Zurücnahme ihrer Kan— 
didaturen zu bewegen. Nach langen Verhandlungen ist nun 
eine Einigung zustande gekommen. In einer am 
Sonnabend in Schwerin abgehaltenen Versammlung der Ver— 
rauensmänner des ersten Wahlkreises wurde der DOhbor—⸗ 
»ewegte sich, wenn er seinen Geschäften nachging oder Einkäufe 
nachte, in dem gemächlichen Schlenderschritt des Spaziergängers. 
Wozu sich bei irgend etwas abijagen? Man hatte ja vollauf 
Zeit für alles! 
Es gab dazumal noch keine abgespannten, überreizten 
Nerven. Man glaubte noch nicht, wer nicht hastet oder jagt, 
kommt zu allem zu spät und bleibt hinter den anderen zurück. 
Man hörte nicht das Klingeln von Straßenbahnen, das schwer⸗ 
ällige Rollen der Omnibusse, von einem Fahrrad oder gar 
Auto ganz zu schweigen. So etwas hätten die guten Leute 
ovon dazumal selbst im Traum sür Ausgeburten einer krank— 
haften Phantasie gehalten. 
Man ging eben zu Fuß, und zwar in recht behaglicher 
Ruhe, oder leistete sich im Ausnahmefall einen einspännigen 
Wagen. 
Um so auffallender war die heut' hin und her hastende 
Menschenmenge in den Straßen. Wo sich zwei Bekannte trafen, 
stedten sie tuschelnd die Köpfe zusammen. 
Alles war innerlich aufgeregt. Man hatte in den Häusern 
'eine Ruhe, man fühlte in ihnen sich beängstigt und unsicher. 
In der frischen Luft draußen, in dem Auf und Ab der Straßen 
vurde man sreier, ruhiger. Das Bedürfnis nach Bewegung, 
Vrenschen und Aussprache trieb alle Welt hinaus. 
Die innere Aufregung und gruotze Empörung, die sich 
der Bewohner der alten Hauptstadt bemächtigt hatten, waren 
—X 
Hatte man nicht, nachdem einige Zeit der Ruhe einge— 
treten, schon wieder seit Wochen mit jenen Haussuchungen, Er— 
»rechen der Wohnungen begonnen? Hatte man doch alles 
oduirchwühlt und gierig umhergespäht, um irgend etwas Ver— 
dächtiges zu finden, das auf geheime, politische Verbindun⸗ 
Jen, Auflehnung gegen die Regietung schließen ließk. Das 
zeringste Anzeichen schon wurde als Hochverrat bestraft. 
Die Zensur bestand noch immer, und eine besondere Bun⸗ 
deskommission zur Verfolgung der demagogischen Umtriebe war 
ins Leben gerufen. Jede Aeußerung einer konstitutionellen 
Gesinnung wurde als Maiestätsverbrechen mit Strafe bedroht. 
Es war für Preußen eine Schmach sondergleichen, daf, nachdem 
»as Volk zur Befreiung des Vaterlandes pom Franzosendruck 
sehrer am ritterschaftlichen Seminar zu Lübtheen, der 
dandidat der Theologie Siwkowich, aufge⸗- 
tellt. Er steht erst im Alter von 30 Jahren und ist 
‚olitisch bisher nicht hervorgetreten. Gemäß den Ab— 
nachungen der Zentralvorstände über die mecllenburgischen 
Wahlkreise wird er sich im Fall der Wahl der fort- 
schrittlichen Volkspartei im Reichssstage an«— 
chließen. 
Ein neuer deutsch⸗japanischer Sandels⸗ und Schiffahrtsver⸗ 
trag nebst zugehörigen Zollabsommens ist, wie amtlich ge⸗ 
neldet wird, am Sonnabend in Berlin von dem Staats— 
ekretär des Auswärtigen Amts von Kiderlen-Waechter und 
em japanischen Botschafter Baron Chinda unterzeichnet 
»orden. Der Reichstag hat bekanntlich der Regierung, der 
dot mehr gehorchend als dem eigenen Triebe, unumschränkte 
Vollmacht verliehen, diesen Vertrag, dessen Inhalt er noch 
gar nicht kannte, alsbald in Kraft zu setzen. 
Zur Frage einer „Reform“ des Gymnasiums. Wie wir 
an bestunterrichteter Stelle hören, besteht das Tatsächliche, 
das den Nachrichten über eine geplante „RKeform“ des huma—⸗ 
nistischen Gymnasiums zugrunde liegt, lediglich darin, daß 
dem Kaiser eine ärztliche Denkschrift zugestellt worden ist. (b.) 
38. Deutscher Aerztetag. 
Stuttgart, 24. Juni. 
Nachdem am vorigen Donnerstag die wirtschaftliche Or— 
janisation des deutschen Aerztevereinsbundes des Leipziger 
berbandes seine Tagung abgehalten hatte, trat am Freitag 
inter sehr starker Beteiligung von Delegierten der ange— 
chlossenen Vereine des deutschen Aerztevereinsbundes der 
8. Deutsche Aerztetag zusammen. Die Verhandlungen wurden 
urch eine Ansprache des Vorsitzenden, Geheimen Sanitärs— 
ats Dr. Loebker, eingeleitet, der die Aerzteschaft angesichts 
zer durch die Beihilfe des Reichstages geschaffenen Lage eben⸗ 
alls auf die Selbsthilfe verwies Das Einbeziehen der 
kinkommen bis 2800 Mein die Zwangsversiche— 
ung bedeute ein fast völliges Ausschalten der 
reien Berufstätigkeit der Aerzte. — Hierauf be— 
rüßtie Stadtschultheiß Lautenschläger den Aerztekag im Namen 
»er Stadt, Präsident v. Nestle überbrachte die Grüße der 
vürttembergischen Regierung und Regierungsrat Dr. Aschen⸗ 
zorn die der preußischen Regierung. Das erste Referat er— 
tattete hiernach, nachdem noch Wahlen und einige andere 
zeschäftliche Angelegenheiten erledigt waren, Dr. Stroeffer— 
— 
aß die Reichsversicherungsordnung keine der berechtigten und 
chon lange bekannten Forderungen der deutschen Aerzteschaft 
rfüllt habe. Der Redner ging eine ganze Reihe der den 
Aerzten ungünstigsten Bestimmungen der Reichsversicherungs— 
»xdnung durch. So könnten die Aerzte vor allem nicht darauf 
erzichten, daß jeder deutsche Arzt zur Krankenkassenpraxis 
ugelassen werden müsse. Der Redner schlägt vor, daß der 
virtschaftliche Verband beauftragt werden soll, den Ortsver—⸗ 
zänden in allen kassenärztlichen Fragen mit Rat und Tat 
ur Seite zu stehen. — An das mit lebhaftem Beifall auf— 
renommene Referat schloß sich eine eingehende Debatte. 
Zu Beginn der Sonnabendsitzung wurde das Ergebnis 
der Vorstan dswahlmiigeteilt. Der bisherige Vorsitzende 
Heh. Medizinalrat Professor Dr. Löslker-Bochum wurde mit 
proßer Maiorität wiedergewählt. An erster Stelle stand ein 
Referat über „die Stellung des Arztes im Strafgesetzbuch“ 
»on Geh. Sanitätsrat Dr. Alexander-Berlin, als Korreferent 
prach Saniiätsa:! Dr. Hansberg-Dortmund. In der Debatte 
tellt Dr. Schönheimer folgenden Antrag: „Der 38. Deuitsche 
Aerztetag hält bei der Neusassung des Strafgesetzbuches eine 
Ausdehnung der gesetzlichen Schweigepflicht 
ber Prevatgeheimnisse auch auf Angestellte 
»rivater Versicherungsträger für erforder— 
ich.“ Zur Begründung verweist er auf die Gewohnheit 
zer privaten Versicherungsgesellschaften, ärztliche Gutachten über 
bersonen, die sich zur Aufnahme melden, untereinander aus— 
sutauschen. Es kann den Aerzlten nicht gleichgültig sein, daß 
»hne ihr Wissen private Geheimnisse der Patienten an dritte 
inbekannte Stellen geraten. 
Darauf werden die Resokution Schönheimer sowie die Leit— 
ätze Dr. Alexander angenommen. 
Es folgten noch die Berichte verschiedener Kommissionen. 
ßeh. Hofrat Dr. Pfeiffer-Weimar berichtet über die Kran— 
enkassenkommission. 
sein Bestes, Teuerstes geopfert, mit Gut und Blut eingestanden 
var, nun so belohnt wurde, daß man seine frische Jugend, die 
ine Verfassung anstrebte, welche sich als mit der fortschrei⸗ 
enden Kultur von selbst ergeben mußte, hinter düstere Ge— 
ängnismauern sperrte. 
Man war endlich zum Ziel gekommen. Man hatte eine 
seheime Verbindung älterer Studenten, die kurz vor ihrem 
Staatsexamen standen, aufgedeckt. Ihren Briefwechsel, den 
nan teils in einer verschlossenen Kommode, teils in einem 
SZchreibtisch, sogar im Ofenloch gefunden, hatte man auf—⸗ 
Kespürt. 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Lübeck, 26. Juni. 
ztadthallen⸗Theater. 
„Das Abschiedssouper“, 
1 Akt von Arthur Schnitzler. 
Es war sehr entgegenkommend von der Direktion, zu Herrn 
zoebels Abschiedsabend noch eine tleine Beigabe von feinem 
heschmack zu leisten, den Einakter „Das Abschiedssouper“. Alles, 
das bei Schnitzler den Namen Anatol trägt, gehört zu dem 
zesten, was er geschrieben hat. Tiese kleinen graziösen Sachen 
ind scheinbar nur um eine leichte Pointe herum geschrieben, 
nehr oder weniger lustig — Lachen wird oft Weinen, Weinen 
iber Lachen bei Schnitzler. Doch wenn diese Einakter nicht 
ine Tiefe hätten, aus der in das seichte Plätschern der Ober⸗ 
läche dumpfe, verhaltene Klagetöne dringen, sie würden Ein— 
agsfliegen geblieben sein und nicht so lange das Repertoire 
ieren. Leider schien das Publilum das kleine Stück nur als 
kntrée zum „Zigeunerbaron“ im wörtlichen Sinne zu betrachten, 
s kam ungeniert und geräuschvoll. Und immer, wem auf der 
inken Seite des ersten Ranges die Türen gingen, saß die rechte 
SZeite des Theaters in vollem Sonnenschein da, was der 
Stimmung nicht gerade förderlich ist. 
Gespielt wurde sehr hübsch und flott von Clara Bracco, 
1dolf Mehner und Willy Kreinoschegg. Es kommt 
(Fortsetzung wigt.) 
Tagesbericht. 
Lübech, 26. Juni. 
O Das Sonnenwendfest auf dem Pariner Berge nahm 
gestern, von gutem Wetter begünstigt, einen schönen Ver— 
auf. Zahlreiche hiesige politische, sportliche und gemeinnützige 
Vereine hatten ihre Mitglieder nach dem reizend be— 
legenen Punkt entsandt, auf dem die Bismarcksäule die 
Umgebung überragt und von ihrer Plattform einen wunder⸗ 
baren Blick auf die nahe Ostsee und unsere vieltürmige 
Stadt gewährt. Nach mehrstündigen konzertlichen und 
urnerischen Darbietungen auf dem Tierschauplatz war gegen 
3 Uhr der Abmarsch zum Pariner Berg erfolgt. Der dort 
im Freien abgehaltene Kommers wurde von Herrn Prof. 
Srube-Lübeck mit kiner wirkungsvollen Begrüßungsan— 
prache und einem Kaiserhoch eröffnet. Im weiteren Verlauf 
vechselten patriotische Lieder und leichte Tanzmelodien ein— 
ander ab, und wir können wohl sagen, daß die zahlreich 
ertretene Jugend in dem etwas reichlich dunklen, aber 
onst sehr idyllischen Tanzsalon recht gut auf ihre Kosten 
gekommen ist. Als weitere Festredner des Kommerses spras-— 
hen Herr Rechtsanwalt Böhmker⸗Schwartau und Herr 
Buchdruckereibesizer Max Schmidt-⸗Lübeck. Die Worte des 
ersteren galten den siegreichen Kämpfern von 1870/71, wäh— 
rend der zweite Herr als Veteran dankte und gleichzeitig 
den deutschen Frauen ein Hoch ausbrachte. Um 9 Uhr 
»egann dann das eigentliche Sonnenwendfest mit dem charak— 
eristischen Abbrennen des Johannisfeuers. Weit hinein in 
zie Landschaft erstrahlte sein Lichtschein, und unter dem Ge— 
knister und Funkensprühen ergriff Herr Kirchenrat Raht— 
dens-Eutin nach dem Absingen des Liedes „Flamme 
empor“ das Wort zu einer zündenden patriotischen Rede 
ruf Bismarck als den Mann der Tat. Goethe als den 
Henius des Gedankens und Bismarck als den Vollender 
des großen deutschen Einheitswerkes gefeiert und beides ver— 
»unden mit dem Hinweis auf das starke Nachlassen der 
»eutschen Begeisterungsglut seit den Freiheitskriegen bis zum 
Jahre 1870, diese drei Gedankenverbindungen der An— 
prache waren geradezu glänzend geeignet, der Feier einen 
vürdigen Gedankeninhalt zu geben. Aber auch auf die 
jetzige Zeit, von Bismarck zur Gegenwart, kam der Redner 
u sprechen. Dabei nahm er Gelegenheit, an die durch 
Bismarck geschaffene hervorragende Stellung Deutschlands in der 
Weltwirtschaft und in der internationalen Volitik und auf unsere 
etzigen, daraus sich ergebenden Pflichten gegen das deutsche 
Vaterland zu erinnern. Mit dem Mahnwort, allezeit bereit 
zu sein, für des Vaterlandes Kraft und Herrlichkeit einzu— 
treten, und mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland 
chloß der Redner seine mit großer Begeisterung aufge— 
nommene Ansprache. Das Lied „Deutschland, Deutschland 
iber vlles“ schloß die Feier, und unter den Klängen der 
Musikkapelle und beim Schein von zahlreichen Stocklaternen 
rat der Festzug den Rückmarsch nach der Waldhalle in 
Schwartau an. Hier wurden die Teilnehmer der Feier 
ioch zum letztenmal auf 6 Stunde festlich vereint, und dann 
aing es 11,07 Uhr zurück nach Lübeck. 
Dor Verein für hamburgische Geschichte hat gestern mit 
zvahlreichen Mitgliedern und deren Damen unter Führung von 
Mitgliedern des Vereins für lübeckische Geschichte einen Aus— 
ttrug nach Schwartau, Waldhusen und Travemünde unter— 
rommen. Das Eintresffen in Lübeck erfolgte mit dem Schnell— 
uge um 9 Uhr 52 Min., die Weiterfahrt nach Schwartau 
nit dem um 10 Uhr 15 Min. abgehenden Travemünder Zuge. 
In Schwartau wurde in der Waldhalle ein Frühstück einge— 
tommen und dann von einem Teil der Geselischaft ein 
Spaziergang durch den Wald, von einem anderen Teile eine 
Zesichtigung der Stätte von Alt-Lübeck vorgenommen, wo 
desonders der zutage liegende Grundriß der Kirche das Jn— 
eresse der Besucher fesselte. Herr Prof. Dr. Freund gab einige 
drientierende Mitteilungen über Ort und Kirche. Um 12 Uhr 
33 Min. wurde die Weiierfahrt nach Waldhusen angetreten 
und hier unter Führung des Oberförsters Herrn Kluth durch 
den Wald auf romantisch gelegenen Wegen das Hünengrab 
und bald darauf der mächtige Ringwall bei Pöppendorf 
aufgesucht. An beiden Stellen gab Herr Prof. Dr. Freund 
einige Erläuterungen über Alter, Standort usw. Nach einer 
rurden Einkehr in den Garten des Herrn Oberförsters setzte 
nan um 3142 Uhr die Weiterfahrt nach Travemünde fort. 
Bei einem auf der Terrasse des Kurhauses vorbereiteten 
PMittagessen wurden die empfangenen Eindrücke ine aner— 
sennender Weise besprochen und dansch von den Teilnehmern 
— —ãe 
hier ja hauptsächlich auf das Insammenstimmen, das fseine 
Ineinandergreifen des Spieles und den lcichten, flotten Rhyth— 
mus an, und so faßten auch die drei Herrschaften ihre Aufgabe 
an und hatten sich dann starken Beifalls zu erfreuen. Die 
Ausstattung war geschmachvoll und die Tafel machte wirklich 
einen recht einladenden Eindruck. 8.O. B. 
Vom Bismard⸗Nationaldenkmal am Rhein. Nach einem 
den Pressevertretern am Sonnabend abend mitgeleilten Kom— 
nunique hat, wie aus Wiesbaden gemeldet wird, die so— 
ben stattgefundene Beratung des großen Kuntstausschusses 
zu dem folgenden Ergebnis geführt: Es findet ein neuer 
Wettbewerb zwischen den 20 ausgezeichneten Künstlern 
tatt. Als Termin zur Einsendung der neuen Entwürfe 
sst der 1. Nov. d. J. festgesetzt. Die Person Bismarcks 
ist in dem Denkmal mehr zur Erscheinung zu bringen. Dieser 
Beschluß wurde einstimmig gefaßt. 
Nobel⸗Literaturpreis. Als Kandidat für den diesijähri— 
gen Nobel-Literaturpreis ist, wie aus Stockholm gemeldet 
wird, von dänischen literarischen Kreisen dem Nobelkomitee 
der dänische Dichter Ernst von der Recke vorgeschlagen worden. 
Die Besserung im Befinden Felix Moitls hat, wie der 
B. L.A. aus München meldet, weitere Fortschritte ge— 
nacht, und die Aerzte geben Hoffnung auf die Wieder— 
senesung des Kranken. Er kann jetzt schon das Bett hüten, 
bdährend er vordem wegen der starken Herzaffektion im 
rehnstuhl bleiben mußte. Mottl ist jetzt von der Unmög— 
ichkeit überzeugt, bei den Festspielen dirigieren zu können 
ind sieht auch die Notwendigkeit einer späteren langen Er— 
olungszeit ein. Er erhält Einspritzungen von Pigalen (ein 
krsatz für Digitali)). Im Laufe des Nachmittags wurde 
ex im Fahrstuhl nach dem Garten des Krankenhauses ge— 
»racht. Der Aufenthalt im Freien scheint ihm wohlgetan 
u haben. — Im Vrinzregenten-Theater haben Sonnabend 
sie offiziellen Proben zu den Festspielen begonnen. Hof— 
apellmeister Röhr dirigiert den Ringzyklus. Mit Richard 
Strauß, der aus Kollegialität für Mottl wohl einsprin— 
gjen dürfte, sind telegraphische Verhandlungen im Gange. 
benso mit Meingartner und Schuch
	        
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