Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe A. Sonntag, den 25. Juni 191. 
Cagesbericht. 
Lübeck, 25. Juni. 
285jähriges Jubilãum als Standesbeamter. Heute, am 
25. Juni, kann Hufner Johann Joachim Heinrich Olden- 
burg in Utecchhtt auf eine 25jährige Amtstätigkeit als 
Standesbeamter im Bezirke Utecht zurüdblicken. Herr 
Oldenburg ist zurzeit der einzige lübeckische Standesbeamte 
im Landgebiet, der sich einer solchen Dauer seiner Tätigkeit 
in diesem verantwortungsvollen Amte rühmen kann. Möge 
er noch manches Jahr in gleicher Rüstigkeit fortwirken. 
SRasch tritt der Tod den Menschen an. Am Freitag 
starb plötzlih der Kaufmann Wilhelm Schulze, In—⸗ 
haber der gleichnamigen Getreidefirma in der Bedergrube. 
Der Verewigte kehrte unwohl am Freitag abend vom Flug— 
platze heim und erlitt in seiner Wohnung einen Schlaganfall, 
der seinem Leben ganz unerwarteterweise ein Ziel setzte. Herr 
Schulze war ein trefflicher Reiter, der auf der Travemünder 
Rennbahn wie auf den Rennbahnen in der Umgegend in Trab⸗ 
und Galopp- wie in Hindernisrennen häufig im Sattel saß und 
jich um die Pflege und Förderung des Reitsports in Lübed 
manche Verdienste erworben hat. 
WMeisterprüfung. Der Buchdruckergehilfe Carl Fried— 
rich Hermann Weigel aus Golmbach, wohnhaft hierselbst, 
hat am 23. Juni 1911 vor der Meisterprfungsükommission 
für Buchdrtücker zu Lübeck die Meisterprüfung bestanden. 
RSausverkauf. Die Firma Karstadt kaufte, wie wir 
hören, das Grundstück Johannisstraße 12 für 220 000 Mizwecks 
Erweiterung ihres Kaufhauses, nachdem sie bekanntlich vor 
einiger Zeit schon das Grundstück Johannisstrahße 10 erworben 
hat. Das Vordergebäude des Grundstückes Johannisstraße 
2 bleibt noch auf eine Reihe von Jahren stehen, während 
ie Hintergebäude bereits demnächst abgerissen und durch einen 
an das Warenhaus angeschlossenen Neubau ersetzt werden sollen. 
Erleichterung im Postkartenverkehr. Bei Postkarten läßt 
die Postordnung Aufklebungen nur auf der Rückhseite und auf 
dem linken Teil der Vorderseite zu, also nur an den Stellen, 
die zu Mitteilungen benutzt werden dürfen, nicht aber auf 
dem rechten Teil der Vorderseite, die für die Adresse be— 
stimmt ist. Das Reichspostamt hat jedoch Anfang Juni vorigen 
Jahres zugelassen, daß im inneren deutschen Verkehr Post⸗ 
karten befördert werden, auf denen die Adresse aufgeklebt 
ist. Der dazu bestimmte Streifen muß sich am unteren Rande 
her Vorderseite befinden. Der Zettel muß ferner seiner 
ganzen Fläche nach fest aufgeklebt sein. Diese Vergünstigung 
zilt für die Postkarten, die von der Privatindustrie her— 
zestellt sind. Soeben hat das Reichspostamt die Postanstalten 
ingewiesen, derartig beklebte Postkarten auch im Verkehr mit 
Desterreich und mit der Schweiz nicht zu beanstanden. 
Straffammer IJJ. Sizung vom 23. Juni. Wegen 
Vergehens gegen 8 330 des Str.G.B. hat sich 
»er Maurer Paul Fe. zu Kleinmühlen zu verantworten. Der 
Angeklagte führte im Winter 1910 auf 1911 auf einem ihm 
zehörigen Grundstücke zu Klein-Mühlen den Neubau eines 
Wohnhauses auf. Er leitete diesen Bau selbst und war auch 
bei der Ausführung der Bauarbeiten persönlich tätig. Bei 
Ausführung dieses Baues hat der Angeklagte die folgenden 
Verstöße gegen die allgemein anerkannten Regeln der Baukunst 
zegangen: 1. zur Herstellung des Fundaments verwendete 
r einen Beton, der die für einen Bau zum Tragen von 
Wänden mit Decken- und Dachlast erforderliche Festigkeit nie— 
nals erreichen konnte, da die verwendeten Zementmengen un— 
genügend waren, die Mischung des Sandes und des Zementes 
nicht ordnungsmäßig erfolgt war, und das Stampfen der 
Betonmassen beim Einbringen in die Fundamentgräben nicht 
gehörig ausgeführt worden war; 2. zur Ersparung von Beton— 
material fügte der Angeklagte dem von ihm hergestellten 
Beton von einem Abbruch herrührende alte Betonbrocken 
hei, die weder als Baumaerial, noch, a's Mischungsmaterial 
wegen der fehlenden VBindekraft zur Bildung einer kom—⸗ 
pakten Masse hätte verwendet werden dürfen. Durch diese 
Betonbrocken wurde das Betonmaterial des Fundaments noch 
veiter verschlechtert; 3. auf dem Betonfundament führte der 
Angeklagte alte Ziegelbrockken ohne Mauerverband und ohne 
bindenden Mörtel hoch. Diese Ziegeisteinschicht hatte weder in 
iich noch nach oben und unten verbindende Festigkeit. Das ver— 
vendete Bindematerial bestand aus fast reinem weichen Sand. 
Dazu hätte Zementmörtel für die Lagerfugen und zum Ausguß 
der Stoßfugen verwendet werden müssen. 4. Das Keller⸗ 
nauerwerk und das aufgehende Mauerwerk wurde ohne Be— 
ichtung eines regelrechten Mauerverbandes und unter Ver— 
vendung von fast reinem Sand anstatt Kalkmörtel aufge— 
ührt. Durch die Verwendung von Ziegelbrocken anstatt ganzer 
Steine war ein Mauerverband nicht zu erzielen. In den 
von dem Angeklagten aufgeführten Mauern zeigten sich bei 
rine: von ebrem Sachverständizen vorgenommenen Besichtigung 
in fünf aufeinanderfolgenden Schichten die Stoßfugen über— 
einanderliegend, während diese Fugen in jeder folgenden Schicht 
wechseln müssen. Außerdem waren die Lagerfugen stellen— 
weise um über das doppelte der Normalfuge zu groß. Nach 
achverständigem Gutachten waren diese Verstöße gegen die 
Agemein anerkannten Regeln der Baukunst geeignet, die 
Hefahr des Zusammenbruchs des aufgesührten Bauwerks und 
nithin eine Gefahr für andere herbeizuführen. Unzweifel— 
haft würde das Gebäude bei der Belastung von Decden und 
Dach zusammengebrochen sein. Dazu ist es nun aber gar nicht 
gelommen. denn schon vorher hatte ein Windstoß die Giebelmauern 
umgeweht. In Rüdhsicht auf die außerordentlich leichtsinnige 
Art zu bauen, und auf die große Gesahr, in die die Gesund— 
heit und das Leben anderer Personen dadurch gebracht werden, 
erlennt das Gericht auf eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten. 
Die Wasserwärme in den städtischen Badeanstalten be⸗ 
rug am 24. Juni im Krähenteich 20243 Grad Cels., auf 
»em Falkendamm 1924 Grad Cels. 
b. Stadthallen⸗Theater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
man uns: Die so glänzend verlaufene Aufführung von „Der 
zigeunerbaron“, die allen Mitwirkenden, in erster Linie Herrn 
Hoebel reichen Beifall brachte, wird heute wiederholt, gleich— 
eitig das letzte Auftreten des beliebten Sängers. Die Vor—⸗ 
tellung wird mit J. Schnitzlers „Das Abschiedssouper“ ein— 
‚eleitet., Am Montga findet als Fremden-Vorstelluna au er—⸗ 
mähigten Preisen die letzte Aufführung von „Der Veilchen⸗ 
resser“ statt. Der Beginn ist präzise 8 Uhr, damit den aus— 
zärtigen Besuchern Gelegenheit gegeben ist, die Abendzüge 
echtzeitig zu erreichen. 
b. Auf das Missionsfest des Christlichen Vereins junger 
Maãnner und der Matthaei⸗Gemeinde am Sonntag, 26. Juni, 
ei an dieser Stelle nochmals hingewiesen. Am Nachmittage 
»ird auf der Lachswehr Herr Pastor Schrenk als Vertreter 
er Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika sprechen. Es 
ürfte manche Kreise interessieren, daß Pastor Schrenk ein Sohn 
es bekannten Evangelisten Elias Schrenk ist, des Nestors unter 
en deutschen Evangelisten, welcher über ein Menschenalter in 
roßem Segen in vielen Orten Deutschlands gewirkt hat. Die 
dollekten auf dem Missionsfest sind zu gleichen Teilen für 
ie Missionsgesellschaften in Breklum und Bethel bestimmt. 
b. Gewerbegesellschaft. Die bereits früher angekündigte 
rahrt der Mitglieder und ihrer Damen nach Schwerin 
indet nach Mitteilung des Besichtigungsausschusses am Diens—⸗ 
ag, dem 285. Juli, statt. Es ist geplant eine Dampferfahrt 
uf dem an Naturschönheiten so reichen Schweriner See 
u unternehmen, darauf Besichtigung des Großherzoglichen 
zchlosses und Marstalls, gemeinsames Mittagessen sowie Be— 
uch der Landes-Gewerbe⸗- und Industrie-Ausstellung. Das 
iähere Programm wird demnächst bekannt gegeben. 
b. Konditorei und Cafse Hodermann. Im Hause Breite 
5trahe 51, im ehemaligen Hansa-Automat, hat der bekannte 
»amburger Cafétie H. G. Sodermann ein Casé 
ebst Konditorei eröffnet, das wir angelegentlichst 
er Beachtung des Publikums empfehlen. Die 
ornehme Innenausstattung des Etablissements sowie das dort— 
Ibst gebotene Konzert lassen keinen Schluß auf die für Ge— 
ränke und Backwaren geforderten Preise zu; im Gegenteil, man 
ird von den billigen Preisen angenehm überrascht sein. Die 
irma Hodermann, die in Hamburg einen besonders guten 
duf genießt, bürgt dafür, daß auch ihr hiesiges Unternehmen 
zr in Lübeck das gleiche gute Renommee sichern wird, wie in 
»amburg. Wir können den Besuch des geschmackvoll und dabei 
och gemütlich, ja anheimelnd eingerichteten großstädtischen Eta— 
lissements nur bestens empfehlen. 
b. Lübeder Turnverein Gut Heil. Wir werden gebeten, 
sochmals darauf hinzuweisen, daß der Verein heute auf 
er Walkmühle (Lücks Brauerei) sein Stiftungsfest feiert. 
das Programm ist aus den Annoncen zu ersehen. 
b. Der Lübeder Valjpiel-Club ß2n 1993 E. V. veranstaltet 
xute se in leichtathletisches Sporfest auf stitem Sportp'az, das 
im 3 Uhr beginnt. Alle Lübecker Leichtathleten werden sich 
zier messen. 
b. Waesser-Blumenkorso in Travemünde. Wie wir hören, 
indet in Travemünde heute, Sonntas, bereits der erste 
Wasser-Blumenkorso mit Musik auf der Trave 
tatt. Da schon einige Anmeldungen vorliegen und die 
zadeverwaltung die Einrichtung getroffen hat, in von ihr 
usgeschmückten Booten Einzelplätze abzugeben, verspricht die 
zeranstaltung. einen recht schönen Verlauf zu nehmen. Wir 
zunen nur wünschen, daß der Himmel dieser Veranstaltung 
in freundliches Gesicht zeigt, dann wird es sicher auch a 
ahlreichen Teilnehmern und Zuschauern, auch von Lübeck 
ruus, nicht fehlen. 
Schleswig⸗Holstein. 
Kiel, 25. Juni. Fremdenbesuch an der Kieler 
förde. Es vergeht keine Woche, in der nicht mindestens eine 
deisegesellschaft Kiel besucht. Im Juni kehrten hier ein: 
—chülerfahrt aus Köln (240 Personen), Schülerfahrt aus Ost— 
reußen (300), Flottenbund deutscher Frauen (75), Ortsgruppe 
zienenbüttel des Teutschen Flotten-Vereins (40), Gesellschastsreise 
er Präsidial⸗Geschäftsstelle in Ber.in (320), der Hauptausschuß 
ür Berlin und die Provinz Brandenburg (130), Sächsische 
zriegerfahrt (607), Schülerfahrt aus Hildesheim (100). 
Neumünster, 28. Juni. Die Stadtkollegien haben 
jus den Ueberschüssen der städtischen Spar- und Leihkasse 26 000 
Nark verteilt; u. a. erhielten Knabenhort-Verein 1150 M, 
jrauenverein 3000 M, städtische Bücherhalle 4800 M, Herberge 
ur Heimat 2800 M, Fortbildungsschule und Ferienkolonien je 
O00 M. 
Wiyk, 24. Juni. Soweit bis jetzt bekannt, hat die An— 
vesenheit des Regierungspräsidenten die Wyker Kurhaus— 
rage dahin geklärt, daß der projektierte Neubau in Höhe 
»on 350 000 Muwohl nicht zur Aussührung kommi; auch für 
inen Umbau sind die Aussichsen nur sehr gerinze. Die Sach— 
erständigenkommission empfiehlt vielmehr einen Neubau, 
er nur Restaurations- und Repräsentationszwecken zu dienen 
zätte. Die Bewilligung der hierfür erforderlichen Anleihe 
ist von dem Regierungspräsidenten in Aussicht gestellt. 
Großherzogtum Osdenburg. Fürstentum Lübedk. 
W. Oldenburg, 25. Juni. Raubmord. Gestern nacht 
urz nach 1 Uhr wurde auf der Cloppenburgstraße in Osterburg 
ie Brotträgerin Prüfer er drosselt und beraubt aufge— 
unden. Der Verdacht lenkte sich auf einen etwa 30jährigen 
Nann, der in einer in der Nähe gelegenen Wirtschaft be— 
bachtet wurde und der in der Nähe des Tatortes ein Fahr— 
ad hinterlassen hat. Dazu erhalten wir folgende Draht— 
neldung: Unter dem Verdachte, den Raubmord an der Brot— 
usträgerin Prüfer begangen zu haben, wurde hier der Ar— 
eiter Wilhelm Langhage aus Bremen verhaftet. 
Eutin, 25. Juni. Der Großherzog hat den Re— 
„ierungsaktuar Heitkamp in Eutin zum Amtseinnehmer in 
düstringen ernannt. — Ueberlandzentrale. Freitag 
sielt hier im Schloßhotel Direktor Schwennicke von 
er Ueberlandzentrale Lübed einen Vortrag über 
»ie Versorgung unserer Stadt mit Elektrizität. Die Versamm-— 
ung war wegen der vielen Veranstaltungen der letzten Zeit, 
vie Flieger, Regatta usw., nicht sehr gut besucht. Bürger— 
neister Mahlstedt, welcher die Versammlung leitete, führte 
ingangs mit Recht aus, daß hieraus nicht der Schluß ge— 
ogen werden dürfe, daß hier kein Interesse vorhanden sei. 
in der Tat ist das Interesse in unserer Stadt, besonders in 
»andwerkerkreisen, doch wohl groß. Der Referent teilte zu— 
ächst mit, daß bisher aus den Gemeinden des Fürstentums 
übeck Anmeldung von 14442 Glühlampen, 1T48 Bogen⸗ 
ampen und 516 Motoren mit aus. 4436 Pferdestärken ein- 
DCCo 
gelaufen seien und daß Eutin den Abschluß der akquisitorischen 
Verhandlungen bilde. Als interessant ist aus den Ausfüh— 
rungen hervorzuheben, der an Hand eines umfangreichen Zah 
lenmaterials erbrachte Beweis, daß städtische Gaswerke durch 
Einführung der Elektrizität keine Einbuße erlitten. Refe— 
rent ließ der besseren Oekonomie des hängenden Gasglüh— 
ichts volle Gerichtigkeit widerfahren. Auch hob er hervor, 
zaß das Gas für Koch- und Heizzwecke bis auf weiteres 
das Feld allein behaupten werde. Dagegen werde in Hand— 
verkerkreisen der Elektromotor wegen seiner geringen Ang— 
chaffungskosten, leichten Montagemöglichkeit und Bequemlich— 
deit sich bald Eingang verschaffen. Die geringeren An—⸗ 
chaffungskosten des elektromotorischen Betriebes gegenüber 
»em Gasmotor wies Referent ausführlich an der Hand eines 
Zahlenbeispieles nach. Interessant waren die Mitteilungen über 
»as Kraftwerk der Ueberlandzentrale in Herrenwyk, über 
»ie große Betriebssicherheit, mit der Zentrale und Lei— 
ungsnetz angelegt sfind, und über die bereits mit Energie 
»ersorgten und in Kürze auf Grund der abgeschlossenen lang— 
;ristigen Verträge neu auszuschließenden Stromabnehmer und 
Bezirke. Wie gesagt, ist für unsere Stadt die Einführung 
»er Elektrizität nicht bloß für das Handwerk, sondern auch 
ür die Hotels und Läden ein Bedürfnis und darf unsere 
Stadt, wenn sie, den Charakter als Fremdenstadt nicht ver— 
ieren will, auch in dieser Hinsicht hinter anderen Städten 
nicht zurückstehen. Hoffentlich wird das Proijiekt bald ver— 
wirklicht. 
E Schwartau, 25. Juni. Das Schulfest hielt 
vorgestern die Privattöchterschule ab. Unter den Klängen 
einer Musikkapelle wurde nach der Waldhalle marschiert, wo 
die Kleinen beim Topfschlagen, Kegeln und Taubenwerfen 
um den Königspreis rangen. Nach einem gemeinschaftlichen 
Kaffeetisch folgte ein Tanzkränzchen und mit einer Ansprache 
des Vorstandsmitgkiedes Rendant Fick fand um 9 Uhr das ge—⸗ 
lungene Fest sein Ende. 
Lauenburg. 
Mölln, 25. Juni. Möbelmagazin. Auf der 
gestrigen Versammlung der in Liquidation befindlichen Ver—⸗ 
inigung hiesiger Möbelhändler wurde beschlossen, die Kauf— 
eute G. Burmeister und A. Mohr zu bevollmächtigen, die 
ßesellschaft vor Gericht zu vertreten und über eingehende 
Helder zu quittieren. 
Großherzostümer Vedlenburg. 
Rostock, 26. Juni. Die Ernteaussichten haben sich 
im allgemeinen infolge der im Monat Mai herrschenden Dürre 
nicht günstiger gestaltet. Der Roggen ist auf leichtem Boden 
tellenweise notreif geworden, das Samenkorn ist in seiner 
Entwicklung zurückgeblieben, die Heuwerbung und der Klee— 
schnitt erfüllen nicht die Erwartungen. Dagegen zeigen Kar—⸗ 
offeln und Runkelrüben einen guten Stand. 
Warnemünde, 24. Juni. Ländliche Genossen— 
schaften. Im Hotel Seestern fand vorgestern unter der 
Ldeitung des Oekonomierats Burmeister die Hauptversammlung 
ändlicher Genossenschaften Raiffeisenscher Organisation 
ür Brandenburg, Pommern und beide Mecklenburg statt. Die 
Versammlung, die mit einem Hoch auf den Kaiser und die 
Hroßherzöge von Mecklenburg eröffnet wurde, war von etwa 
300 Verbandsmitgliedern besucht. Namens des Ortes Warne— 
ründe begrüßte Rechtsanwalt Beselin die Versammlung. Nach 
dem Geschästsbericht ist die Zahl der Genossenschaften von 551 
ruf 576 angewachsen. In Medlenburg sind 10 neue Genossen—⸗ 
chaften hinzugekommen. Erfreulich wirlte weiter die Tatsache, 
daß die Teilnahme an den Rechenkursen im Wachsen begriffen 
jst. Das Gesamtvermögen der Raiffeisenvereine ist in den letzten 
1 Jahren um etwa 7 Millionen Mark gestiegen. Die Verbands— 
echnung ist geprüft und für richtig befunden worden. x Dem 
Verbandsdirektor wurde dankend Entlastung erteilt. Die neuen 
Vaterrerbände Bütow und Lauenburg wurden bestätigt. Unter 
zrroßem Beifall hielt sodann Amtmann Burchard-Bützow einen 
Vortrag über die Förderung und Nutzbarmachung des Spar—⸗ 
inns durch die Raiffeisenvereine. Dieser Vortrag soll später 
m Drud erscheinen. Mit einem Hoch auf den Verbandsdirektor 
Burmeister und die Raiffeisenorreine wurde die Versammlung 
zeschlossen. Nachmittags unternahmen die Verbandsmitglieder 
nit dem Dampfer „Fürst Blücher“ eine Lustfahrt in See, abends 
and beim Schweizerhause ein italienisches Nachtfest statt. 
— Schönberg, 25. Juni. Jugendliche Ver— 
drecher. Als die Frau des Vogtes K. vom hiesigen 
Zauhof vorgestern nachmittag zum Melken ging, ließ sie 
hre Stubentür unverschlossen, weil ein kleines Töchterchen 
ioch in der Kammer schlief. Diesen Augenblick benutzten zwei 
chulpflichtige Knaben des Arbeiters G., drangen in die 
Wohnung ein und entwendeten aus der Kommode 5 M. Sie 
vechselten das Geld und kauften dafür Bier, Wurst, Schoko— 
'ade, eine Schreckschußpistole und andere Sachen. Mit der 
bistole richteten sie Unheil an, indem sie den Kork einem 
dindermädchen ins Gesicht schossen und ein Auge verletzten. 
Die jugendlichen Verbrecher wurden von der Polizei sofort 
um Geständnis gebracht. Dabei stellte sich heraus, daß 
ie der Frau K. schon einmal Geld gestohlen haben. 
— Schönberg, 24. Juni. Bei der Abgeordne— 
enwahl in Carlow wurde Gastwirt Beckmann zum Ver— 
reter der Vogtei Stove, Abteilung A, gewählt. — Die 
diphtheritis, die in Malzow bereits seit längerer Zeit 
jeherrscht hat, forderte dort ihr erstes Opfer. Auch im be— 
nachbarten Rabensdorf sind einige Personen von ihr befallen. 
— Rehna, 25. Juni. Der gemischte Chor hielt 
im Schützenhause seine Generalversammlung ab. Die Ein— 
rahmen betrugen 1910 406,07 M, die Ausgaben 398,94 M. 
Die Mitgliederzahl beträgt gegenwärtig 80. In den Vorstand 
wurde Barbier Muchow gewählt. — Anläßlich der Maul— 
und Klauenseuche ist das Betreten des hiesigen Weide— 
moors Unbefugten, insbesondere auswärtigen Händlern, unter— 
agt 
Internationale hygiene⸗Ausstellung zu dresden. 
Ausstellungsbriefe 
unseres Berichterstatters Otto Promber, Dresden-Laubegast. 
V. 
Vom Ausstellungspalast habe ich erst die Schätze des 
einen Flügels vorgeführt und es wäre nun ein Rundgang 
durch die Historische Abteilung und Ethnographische Unterabtei.
	        
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