gresses der Vertreter von Industrie und Handel beraten.
Reichsrat Awdakow berichtete dabei siber Unterredungen, die
zr mit Stolypin und den Ministern Timaschew und Kokowzow
zjehabt hatte, und betonte, die Regierung verhalte
rich sympathisch gegenüber den Wünschen der
Arganisationen des Handels und der Industrie.
Ddas Bureau beschloß gleichfalls, eine Kommission zu bilden
ur Revision der bestehenden Handelsverträge und zur Fest—⸗
tellung der erforderlichen Veränderungen.
der Leipziger Aerzteverband und die Reichs⸗
verficherungsordnung.
Gestern früh trat im großen Saale der Liederhalle in
Stuttgart der Verband zur Wahrung der wirtschaftlichen
Interessen des Aerztestandes, der sogenannte Leipziger
Berband, zu seiner diesjährigen Generalversammlung zu—
ammen. Der Vorsitzende Dr. Hartmann-Leipzig eröffnete
zie Versammlung und führte zur
Reichsrerfichetungsordnung
mus: Der Aerztetag hat im Jahre 1902 in Königsberg Vor—
chläge gemacht, durch die auf dem Wege der Gesetzgebung
»er Friede zwischen Kassen und Aerzten sichergestellt werden
sollte. Zu wiederholten Malen hat Fürst Bülow und sein
Nachfolger von Beihmann-Hollweg den AMerzten zugesichert,
daß ihre Interessen bei der Neuregelung der Reichsver—
icherungsordnung nicht beschädigt werden sollten. Schließlich
aber hat sich herausgestellt, daß die Aerzte lediglich auf Selbst—
hilfe angewiesen sind. Das Schicsal der Aerzte hat auch die
ibrigen akademischen Kreise wachgerufen und es ist
die Idee eints algemtinen Akademilerbundes angeregt worden.
Von der Ausführung dieser Idee dürfte wenig zu hoffen
sein, da vie fach Asademiker im Kampfe gegen die Aerzte ge—
tanden haben. Die arlademischen Bureaukraten haben den
Aerzten viel Schwierigkeiten gemacht. (Lebhafte Zustimmung.)
Der Leipziger Verband wird niemals von dem Grundsatz
trengster politischer Neutralität abweichen. (Stür—
mischer Beifall. Auf Grund der Reichsversicherungsordnung
müssen die bestehenden ärzilichen Verträge mit den Kassen
zjenau geprüft werden, besonders wegen der
kinbeziehung der Einlommengrenze ven 2000 bis 2500 M
in die Versicherung.
Sicherlich werden daraus viele neue Kämpfe entstehen. Um
diese mit großer Entschiedenheit durchsühren zu können, bean—
ktrage ich die Bestellung eines Beirats, zu dem aus
allen 22 Beirken Verireter gewährt werden müssen. Geifall.)
Der Beirat wird auch zu prüfen haben, ob im gegebenen
Falle von dem Mittel der Aussperrung Gebrauch gemacht
werden soll. Nachdem die Gesetzgeber keine Rückssicht auf die
Interessen der Aerzte genommen hat, bleibt uns nur übrig,
uns selbst zu helfen. Mit den Fünfgroschenhonoraren
nuß aufgeräumt erden, die freie Arztwahl muß
berall durchgeführt werden. (Stürmischer, anhaltender
Beifall.) Nur als freier Stand kömen die Aerzte die An—
orderungen erfüllen, die das eigentliche Wesen ihres Berufes
ausmachen. (Stürmischer, anhaltender Beifall.) Es folgt der
Bericht des Generalsekretärs Dr. Kuhns-Leipzig. Der Antrag
auf Bestellung eines Beirates fand Annahme.
Inland und Ausland.
Deutsches Reich.
W. Ein englischer Politiker ũber die deutsch-englischen Be⸗
dehungen. Paris, 22. Juni. Der englische Politiker
Barclany veröffentlicht heute in der Pariser Revue fran⸗
zaise eine Skizze König Georgs von England, den er dem
deutschen Kaiser gegenüberstellt. Nachdem er den Charakter
des englischen Königs gewürdigt hat, sagt er über die d eutsch⸗
»nalischen Beziehungen: Der kürzliche Besuch des
»eutschen Kaisers in England gab diesem Herrscher Ge—
legenheit, die Haltung unseres Königs kennen zu lernen und
ihm zu sagen, daß er alle seine Anstrengungen darauf rich—
ten werde, dem Zwiespalt ein Ende zu bereiten, der zwi⸗
chen England und Deutschland besteht. Ich glaube mich
nicht zu täuschen, wenn ich sage, daß dieser Besuch das
Vorzeichen einer neuen politischen Drientierung Europas ge⸗
wesen ist, und daß der englische König im Begriffe steht,
den gegenwärtig aus Amerika kommenden Friedensideen eine
ach Osten weisende Richtung zu erteilen.
ch meine Gäste an die Luft setzen, wenn sie in den „Blauen
dirschen“ kommen? Nachher da könnt' ich bald die Bude
umachen! Schmeißt Ihr denn Eure Kunden raus, wenn sie
in den Laden kommen, Eure vergerbten Felle zu holen?“
„Seht auf Eure Worte, Hirschenwirt, in Eurem berühmten
Kirschen ist auch mehr gefärbtes Wasser, als sein dürfte!
An meinen Fellen ist kein Tadel!“
„Na, da hört doch dies und jenes auf!“ brauste der
Sirschenwirt auf, „muß ich mir das in meinem eigenen Wirts⸗
haus sagen lassen? Nachher könnt' ich Euch am Ende zeigen,
wo der Zimmermann 's Loch gelassen hat!“
Da legte sich der Goldarbeiter Fröhlich ins Mittel.
„Ruhig, ihr Herren da! Soll diese gemütliche Stunde mit
einem Streit enden? Wenn auch draußen in der Welt Hader
und Zank brennt, hier im Städtchen, und besonders im Hir—⸗
chenwirt seinem Hinterstübel soll Frieden sein. Einen roten
Kirschen!“ rief er.
„Hirschenwirt, und mir und mir auch!“ riefen alle an—
deren.
Auch der Gerbermeister schloß sich nicht aus, und der
Friede war wieder hergestellt.
(Fortsetzung folgt.)
— —⏑ ——— ———
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Lübecd, 28. Juni.
Stadthallen⸗Theater.
Gastspiel von Eduard Goebel.
„Der Zigeunerbaron“,
Operettein3Akten vonJohannStrauß.
Wenn dem „Zigeunerbaron“ auch nicht die köstliche Cham⸗
pagnerfidelität zu eigen ist, wie der „Fledermaus“, so kann
er dafür die echte Märchenstimmung eines ungarischen Zigeuner⸗
agers und einen etwas vagen historischen Hintergrund auf—
eigen. Die Pußtaszenerie hat Straut ausgenutzt, um seine
Piusik mit rassigem nationalen Kolorit zu färben, und der
omantische Schauplatz gab ihm Gelegenheit zu melodiöser
Ausbeutung der lyrischen Momente. Dem Chor ist hier eine
umfangreichere und interessantere Rolle zugefallen als in der
Gesellschaftsoperette, und er hat im „Zigeunerbaron“ mehr
1J
Die Finanzlage Wurttembergs. Bei Beginn der Etats—
zeratung der Ersten Kammer bezeichnete sowohl der Mi—
nisterpräsident v. Weizsäcker, als auch der Finanzminister
o. Geßler die Finanzlage wohl als sorgenvoll für die
Zukunft, aber durchaus nicht ungünstig. Der Betriebsüber—
chuß der Staatseisenbahnen betrage für das hetzte
Jahr 26 Millionen, eine bisher nicht erreichte Höhe. Auf
die warnenden Ausführungen des Frhru. v. Dro, daß in⸗
folge der immer stärkeren Steuerbelastung der Staatsbürger
die unitarische Strömung mit elementarer Macht zum
Durchbruch gelangen werde, erklärte der Ministerpräsident,
hm sei von solchen Befürchtungen nichts bekannt. Diesen
Strömungen würde am besten begegnet dadurch, daß die
jen Einzelstaaten vorbehaltene Kulturaufgabe, zu denen das
Verkehrswesen rechne, möglichst vollständig erfüllt würden,
Die Arbeitszentrale für die Privatbeamtenversicherung, der
tich eine Reihe führender Organisationen, wie die , Vereini⸗
zjung der deutschen Privatversicherung“, der „Zentralaus—
chuß der Prinzipalsverbände in Sachen Pensionsversicherung
»er Privatangestellten“ usw., angeschlossen haben, tritt am
0. Juni — wie die Textil-Woche erfährt — in Berlin
u einer Sitzung zusammen, um Grundzüge für die Auf—
tellung eines Gegenentwurfes, betreffend die Privatbeamten⸗
»ersicherung, zu vereinbaren.
Der Landesenenbahnrat hat eine Frachtermähigung für
frische Seefische und Salzheringe befürwortet.
W. Der Bundesrat nahm die Vorlage betreffend
»eine Erweiterung der Grundsätze des Systems zur Bezeich—
iung des Fahrwassers und der Untiefen in den deutschen
düstengewässern, die Vorlage betreffend Aenderung der
S„chaumweinsteuer⸗-Ausführungsbestimmungen, die Vorlage be—
reffend die Verlegung der Zollgrenze bis Geestemünde und
inen Antrag der Ausschüsse betreffend die Ausführungs—
zestimmungen zum Reichsstempelgesetze an.
Frankreich.
Ungürstige Kritik an der Fltte. Bei der Beratung des
Marinebudgets im Senat erklärte der Marineminister Delcassoè,
KRit dem Flottenmaterial stände es nicht so,
wie es sein müßte, aber seit zwei Jahren sei keine Zeit
Aerloren und alle neueren großen Schiffe seien in den Stand ge—
etzit, unter den besten Bedingungen zu kämpfen. Für die Ge—
chwader zweiter Linie liege die Sache weniger günstig,
iber die Ueberlegenheit der Unterseeboote erlaube mit Ruhe
ie Vollendung des Flottenprogramms abzuwarten. Die
Schiffe der Dantonklasse, die vom militärischen Standpunkt
uus zu den stärksten gehörten, müßten so schnell als möglich
ertiggestellt werden, um in den Geschwaderverband aufge⸗
iommen zu werden. Das würde im Auguslt der Fall und
vie Lage sehr günstig sein. Der Minister werde sich bemühen,
ine einheitliche Ausbildung der Seeoffiziere sicherzustellen.
Rußland.
Russische Offtiere als Instrukteure in Montenegro.
V. Belgrad, 22. Juni. Aus Cetinje wird gemeldet:
Die montenegrinische Regierung hat von Rußland zwanzig
Affiziere als Instrukteure für die neu gegrün—
ete Offizierschule in Cetinie erbeten. Diese sollen
in August nach der Rückkehr des Königs Nikolaus von seiner
Petersburger Reise hier ankommen.
Türkei.
Türlische Anmestierrlaffe. Konstantinopel, 22. Juni.
Infolge einer Amnestie in Uesküb wurden 107 Mohammedaner
und 134 Christen freige'assen. Weisere Freilassungen werden
in Prischtina und Prizrend erfolgen.
W. Salomili, 22. Juni. Nach Meldungen, die bei der Re—
zierung des Vilajets eintrafen, begannen die Ma'issoren gestern
nit der Unterwerfung.
Tagesbericht
agesbericht.
Lübeck, 23. Juniz.
Durchgehende Züge nach München. Vom 1. Juli ab
bis 31. August verkehren zwischen Hamburg und München
die beiden D-Züge Nr. 88 und 87 ohne Wagenwechsel über
Elm—Gemünden — Würcburg. Hinfahrt: Ab Altona⸗S. 10,56
nachm., ab Hamburg-H. 11,19 nachm; Ankunft München 2.55
mnere Berechtigung. Musikalisch sind ja beide Operetten C ister-⸗
werke ihres Genre.
Der Aufführung merkte man deutlich an, daß die Herr⸗
schaften sich in der „Fledermaus“ miteinander eingespielt und
ingesungen haben: die Chöre klangen schon wesentlich reiner,
benso erfreute das Orchester dutch gröhere Harmonie, und
en Kontakt zwischen Soli, Chor und Orchester hielt diesmal
aicht allein Herr Sendel⸗Stöger aufrecht, wenn auch
nanchmal das Tempo, z. B. im ersten Akt, etwas schleppend
var.
Gduard Goebel gefiel mir besonders im Spiel we—
entlich besser, als in der „Fledermaus“. Freilich ist die Rolle
in sich bedeutender und liegt dem ernsten Heldencharakter
on Goebels eigentlichem Fach näher. So gab er denn einen
ornehm⸗liebenswürdigen Barinkay mit schöner Ausgestaltung der
mischen Partien, wenn mir auch schien, als ob die Stimme
icht mehr so frisch wäre, wie bei jeinem ersten Auftreten in
ieser Saison. Er wurde denn auch herzlich, oft stürmisch
efeiert. Dasselbe gilt von Cilli Schöneberger als Saffi—
bon seinem Duett „Wer uns getraut“ mußte das Liebespaar
en zweiten Vers wiederholen. Cilli Schöneberger wußte ihre
oenig umfangreichen Stimmittel geschict zu verwenden und
pielte temperamentvoll. Unter dem langsamen Tempo des
janzen ersten Aktes litt auch ihr übrigens mit Verve vorge—
tagenes Zigeunerlied ein wenig. Als zweites Liebespaar se—
undierten Blanda Hoffmann und Henry Stone recht
insprechend. Die Arsena sah entzückend aus und sang frisch
und klangschön. Julius Seidler war als Zsupaän na—
ürlich recht in seinem Element, nur hätte ich gern etwas mehr
‚ungarisch“ gehört. Bianca Reinhardt leistete durchaus
Anerkennenswertes als alte Zigeunerin, gesanglich war sie
icher — einen schönen Alt hatte sie als Schauspielerin ja
richt kontraktlich. Herr Pichon sang und spielte den alten
nunteren Werbegrafen treuherzig und schneidig und sah würdig⸗
iebenswürdig aus. Mit dem Cante Canero von der Sitten—
ommission wußte Vheodor Ditz noch nicht allzu viel an—
ufangen, er tastete noch etwas an ihm herum. Das ver—
ältnismäßig gut besetzte Haus war in ganz besonders
mpfänglicher und dankbarer Stimmung,— 8S.O.B.
olg. Tag nachm. Rückfahrt: Ab München 4,25 nachm., Ankunft
hamburg⸗H. 6,08 vorm. Ankunft Altona⸗H. 6,30 vorm. Die
durchgehenden Wagen gehen während dieser Zeit von den
DeZügen 74 und 75 auf diese Züge über. Die Schlafwagen
verbleiben aber in den neuen D-Zügen 64 und 63 nach und
von Mannheim. (Abfahrt Hamburg-H. 9,05 nachm., bezw.
Ankunft Hamburg⸗H. 8,22 vorm.)
»Burnd deutscher Pofischaffner. Die in Breslau kagende
Konferenz der Oberpostschaffnervereinigung Deutschlands, zu
der zahlreiche Delegierte der deutschen Städte erschienen
varen, hat den Beschluß gefaßt, einen Bund deutscher
Bostschaffner, der sich über das ganze Reich er—
trecken soll, zu gründen.
BGewerbeschule. Obgleich schon im vorigen Jahr die
Ferienzeiten der Gewerbeschule nach der am 5. Oktober 1909
ekanntgegebenen Ferienordnung eingehalten wurden, besteht
zei vielen Arbeitgebern doch noch die irrige Meinung, als
ob die großen Ferien für die Lehrlinge Anfang Juli — wie
an den anderen Schulen — anfingen und bis Mitte August
dauerten. Demgegenüber sei darauf hingewiesen, daß an
der Gewerbeschule der Unterricht im Sommer-—
zalbijahr ununterbrochen bis gegen Ende
Augaust fortdauert, worauf dann erst die großen Ferien
ihren Anfang nehmen, die bis Mitte Oktober dauern.
I Schöffengericht. Sitzung vom 22. Juni. Groben
Unfug hat der Schulknabe Karl F. dadurch verübt, daß
er am 23. Mai von der Eisenbahnbrücke in der Josephinen⸗
traße aus Steine und Pappstücke auf den Bahnkörper warf.
Er wird zur Strafe des Verweises verurteilt. — Wegen
Körperverletzung hat sich der Tischlergeselle Friedrich
Kl. zu verantworten. Am 14. Mai badete der Angeklagte
bei der Einsiedelfähre seinen Hund. Dies wurde ihm von
dem Fährgehilfen W. untersagt und beide gerieten darüber
in Streit, in dessen Verlauf der Angeklagte einen Mauerstein
ergriff und W. damit in den Rücken warf. Er wird zu
riner Geldstrafe von 50 Meäev. 10 Tagen Gefängnis ver—
itteilt. — Der Sachbeschädigung hat die Arbeiterix
Anna Do. sich schuldig gemacht. Ihr wurde hinterbracht, daß
ie geschiedene Frau E. mit einem Manne, mit dem sie, die
Angeklagte, früher ein Verhältnis gehabt hatte, vor ihrer
Wohnung stehe. Das setzte sie derart in Aufregung, daß
ie nach der Wohnung der E. ging, dort schimpfte und in der
Wohnung eine Fensterscheibe im Werte von 1 Mäzertrümmerte.
das Urteil lautet auf 5M Geldstrafe ev. 1 Tag Gefängnis.
— Wegen groben Unfugs und Widerstandes haben
sich die Heizer eines schwedischen Schiffes, Wilhelm Ha. und
Arwit Sä., zu verantworten. Am Abend des 12. Juni wurden
die angetrunkenen Angeklagten aus dem Luckmannschen Lokal
an der Untertrave fortgewiesen. Auf dem Trottoir machten
ie Lärm, taumelten umher und rempelten Passanten an. Einen
sie zur Ruhe verweisenden Schutzmann griffen sie tätlich an
und schlugen mit Fäusten auf ihn los. Mit Hilfe eines
z/weiten Schutzmannes gelang ihre Verhaftung. Urteil: je eine
Woche Haft, Ha. 3 Monate, Sä. 2 Monate Gefängnis. —
Der Unterschlaguns hat der Schlosser Johann Ri. sich
chuldig gemacht, indem er dem Schlachter Sch. gehörige 17M
ür sich behielt und verausgabte. Der schon wiederholt,
auch wegen Hehleret bestrafte Angeklagte erhält 1 Monat
Gesängnis.
0- Fahrraddiebstahl. Am Donnerstag, dem 22. Juni,
ist aus einem verschlossenen Garten an der Marlistraße eir
Fahrrad, Marke „Diamant Nr. S9, mit der Fabriknummet
33 586, der vom Polizeiamt gelieferten Erkennungsnummei
956, schwarzem Rahmenbau und ebensolchen Felgen, ab—
handengekommen und vermutlich gestohlen worden.
0· Geborgenes Boot. Am Dienstag, dem 13. Juni, ist
Am Scharbeutzer Strande ein 2,40 m langes und
1,30 m breites Boot geborgen. Es ist unten bis zur Hälfte
veiß und oben holzfarbig braun gestrichen sowie mit schwar—⸗
zer, schmaler Borte versehen. Vorne am Boote befindet
jich eine 3 m lange Kette und im Boot liegt ein 8
langes Tauende. Alle, die an diesem Boote Rechte zu
hesitzen glauben, werden aufgefordert, ihre Ansprüche bis
jum 1. August 1911 dem Strandamte in Eutin anzuzeigen,
widrigenfalls sie bei Verfügung über das Boot unberück⸗
richtigt bleiben werden. Mitteilungen werden auch im Bureau
der Kriminalpolizei entgegengenommen.
——
J — — —
Spanische Auszeichmungen für deuische Künsiler. Die deutsche
Kunst hat soeben auf der in Barcelona veranstalteten
nternationalen Kunstausstellung einen schönen Erfolg errungen.
kine große Anzahl deutscher Künstler ist für die Auszeichnungen
vorgeschlagen worden. Die erste Medaille sollen Prof. Hans
Looschen in Berlin, Adolf Hengeler, Karl v. Marr
und Paul Rieth in München, Vrof. Adolf Münzer in
Düsseldorf und der Landschafter Wilhelm Fritzel in Kaisers—
verth erhalten. Für die zweite Medaille sind Prof. Oskar
Frenzel, Karl Bloos, Hermann Groeber, Ernst
hßardt, Eugen Kampf, Haus Lesker und Claus Ber—
non genannt. Für die dritte Medaille kommen weitere vier
»eutsche Künstler, A. H. Akermann, Arthur Wans—
eben, Max Clarenbach und der Berliner Joseph
Dopenheimer in Betracht. Werke von Paul Rieth, Adolf
Hengeler, Adolf Münzer, Hans v. Bartels sind für einer
Ankauf vorgeschlagen.
Perfonalnachrichten. Prof. Emil Fischer, der her—
vorragende Berliner Chemiker, und der Botaniker Prof.
Schwendener wurden von der nmalurwissenschaftlichen
Klafse der belgischen Akademie der Wissenschafien in Brüsfel
z4U auswärtigen Mitgliedern ernannt.
Getorg Brandes über die Verleiher des Nobelpreises. Der
bekannte dänische Literarhistoriser Dr. Georg Brandes, der
ich zurzeit in Paris aufhält, hat sich gelegentlich eines
Interviews einem Mitarbeiter des „Paris-Journal“ über den
in diesem Jahre wieder zu verleihenden Nobel⸗Preis
dusgesprochen. Er bemerkte u. a. daß die schwedische
Akademie, die das beste idealist'sche, im Laufe des letzien
Jahres erschienene Buch auf Grund der — einfach mit Blei—
tift hingeworfen — letztwilligen Verfügungen Aifted Nobels
ruszeichnen sollte, sich häufig in ihrer Auffassung der Tu—
rendhaftigkeit zu engherzig zeige. Man habe
Josen ausgeschieden, weil er nicht tugendhaft“ gewesen wäre,
iber Björnson gekrönt, weil er optimistischer war. Jevem
falls stimme die Auffassung der schwedischen Alademiker über
den Idealismus nicht mit denen Nobels selbst überein, der
den Standpunkt vertrat, man könne Idealist sein, ohne aß
hott, an die Heirat und an den Staat zu alauben.