Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Wöchentlich 13mal (Wochentags morgens unk 
abenbs, Sonntags morgens) erschelnend. Bezugs 
preis für das Vierteljahr 3,30 Mart einschließlich 
Bringgelb in Luͤbeck. Durch die Vost bezogen ohne 
Bestellgeld 3330 Mark. Einzelnummern 10 Pig. 
Anzeigenpreis (Ausgabe A und 5) für die s8gesp. 
Zeile 20 Pfg. Kleine Anzeigen (Arbeitsmarkt usw.) 
AB Pig, sur Auswartige 8d Pfan s. Geschafti. Mit⸗ 
teilungen 1 Mt. d. Zeile. Tabellen⸗ u. schwieriger 
Sakt den Anforbderungen entiprechend höher. o c 
Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfrenni 
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübed 1614. Jahrgan 
Beiblatt: Gesetz und herordnungsblatt c —— ni⸗ aed 
— 
Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die 
Fgürstentümer Ratzeburg, Luübec und das angren⸗ 
jende medlenburgische und holsteinische Gebiet. 
rug und Verlag: Gebrüder Borcwhers G. m. b. S. in Lübed. — Gelchãrtsstelle Adreh haus Koniastr. a6). Fernsvprecher O u. 801. — 
Mittwoch, den 21. Juni 19. Abend⸗Blatt Ur. 308. 
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Auscoc. be 
(Große Ansgabe) 
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Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. 
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Amfang der heutigen Nummer 6 Seiten. 
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Nichtamtlicher Teil. 
John⸗Marlitt⸗Prozeß. 
In der Abendnummer 224 der Lübedischen Anzeigen haben 
wir einen Leitartikel mit der Spitzmarke „Reiche Leute ohne 
Geld“ gebracht. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Re— 
sultat der Gerichtsverhandlung in der Strafsache wider John- 
Marlitt wegen Betrugs und Konkursvergehens und enthält 
unter anderem auch eine Kritik der geschäftlichen Transaktionen 
der hiesigen Bankfirma Louis Woiff Commandit-Gesellschaft ge— 
genüber John-⸗Marlitt. Nach dem uns zur Verfügung ge— 
stellten Material und nach dem von uns eingesehenen steno— 
graphischen Bericht über die Gecichtsverhandlung haben wir 
die Ueberzeugung gewonnen, daß die von uns gegen das 
Bankhaus Louis Wolff erhobenen Vorwürfe in jeder Be— 
ziehung unbegründet sind. Wir nehmen daher alle in dem 
genannten Artikel gegen die Firma Louis Wolfif erhobenen 
Vorwürfe mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. 
Olaf von Norwegen, sind noch in einem Alter, das der Pflege 
und Wartung bedarf. Es sind jetzt auf englischem Boden 
don Prinzen, die zu Trägern von Kronen bestimmt sind, ver⸗ 
ammelt: der deuische Kronprinz Wilhelm, der Erzherzog Franz 
Josef, nach dem Erzherzoge Franz Ferdirand der nächste An—⸗ 
värter der habsburgischen Kronen, der türkische Thronfolger 
usuff Izzeddin, Kronprinz Christian von Dänemark, Kron— 
prinz Gustav Adolf von Schweden, der Prinz von Rumänien, 
Brinz Rupprecht von Bayern, Herzog Albrecht von Württem⸗ 
herg, Kronprinz Konstantin von Griechenland, Kronprinz Boris 
»on Bulgarien, Kronprinz Alexander von Serbien, Kron—⸗ 
orinz Danilo von Montenegro, — des Kronprinzen von 
Siam nicht zu vergessen. Man lann daher sehr wohl die 
glische Königskrönung als eine Versammlung von Thron— 
jolgern bezeichnen. 
Das Festmahl im Buckingham Palast. 
London, 20. Juni. An der gestrigen Familientafel im 
Buckingham Palast nahmen u. a. deutschen Fürstlichkeiten das 
Kronprinzenpaar, das Großherzogpaar von Hessen, von 
Medlenburg-Schwerin und -Strelitz, Prinz Heinrich von Preu⸗ 
Jen, Erbgroßherzogin von Meiningen, das Prinzenpaar Fried⸗ 
tich Karl von Hessen, Prinz Rupprecht von Bayern, das 
Prinzenpaar Johann Georg von Sachsen, das Herzogpaar 
»on Koburg und Herzog Ernst Günther von Schleswig-Hol⸗ 
tein teil. Nach der Tafel folgten das Kronprinzenpaar und 
ast alle deutschen Fürstlichkeiten der Einladung des Herzog— 
»aars von Sutherland zu einem außerordentlich alänzenden 
Ballfest im Staffordhouse. 
—London, 20. Juni. Abends fand im Buckingham Palast 
eiin Festmahl statt, zu dem 500 Gäste erschienen waren, die 
in einer Reihe von kleinen Tischen saßa. Der König 
führte den Vorsitz an der einen Tafel, die Königin an der 
weiten. Auf der rechten Seite des Könins saß die deutsche 
Tronprinzessin, auf der linken die Prinzessin Higaschi-Fuschimi 
,on Japan, auf der rechten Seite der Königin saß der Erz— 
serzog Karl Franz Josef, auf der linken der deutsche 
KRronprinz, neben ihm die Kronprinzessin von Rumänien. 
Die Banketthalle war glänzend erleuchtet. Der prachtvolle 
goldene Tafelaufsatz im Gewicht von 60 Zentner war von 
Windsor nach dem Buckingham Palast gebracht worden. 
London, 20. Juni. Der Kronprinz überreichte heute dem 
König im Auftrag des Kaisers den Feldmarschallstab. 
Dder Abschluß der Kaiserregatta auf der Unterelbe. 
(Tel. Bericht.) 
Brunsbüttelkoog, 20. Juni. 
Der Kaiser begab sich gegen 8 Uhr auf dem 
„Willkommen“, geleitet vom Generaldirektor Ballin, mit 
efolge an Bord des Hamburg-Amerika-Dampfers 
„Amerika“, wo er von den Bürgermeistern Predöhl 
ind Burchard empfangen wurde. Zunächsit wurde die Preis— 
verteilung vorgenommen, wobei der Kaiser für die „Meteor“ 
als Staatspreis von Hamburg einen schönen goldenen Tafel— 
aufsatz erhielt. Bei der Tafel saß der Kaiser zwischen Bürger— 
meister Dr. Burchard und Generaloberit v. Keisel rechts und 
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Generaldirektor Ballin und Oberhofmarschall Graf Eulen 
burg links. Gegenüber saß Bürgermeister Dr. Predöhl zwi⸗ 
schen Herrn Max Schinkel und Admiral Graf Baudissin. — 
Im Verlauf des Mahles hielt n — 
1 33 Bürgermeister Dr. Burchard 
folgende Rede: 
Euere Kaiserliche Maiestät! 
Wiederum ist der Sommer ins Land gekommen und 
eine ersten Tage sind für uns auch in diesem Jahre 
estlich schöne, weil wir uns der Gegenwart unseres Kaisers 
erfreuen. Jedesmal, wenn die zweite Hälfte des Juni— 
monats herannaht, rüsten wir uns, Euere Maiestät zu 
empfangen: nicht feierlich, nicht förmlich, nicht unter Ent— 
faltung farbenreicher Pracht, sondern schlicht und einfach, 
wie Euere Majestät es wünschen. Mit Blumen und frischem 
Grün bedecken sich die Brücken, die „Hohenzollern“ nimmt 
ihren gewohnten Platz ein, und wenn die Ankunftsstunde 
iaht, harren der Menschen unendliche Scharen auf Straßer 
und Höhen, drängen sich Fahrzeuge rings um das Kaiser⸗ 
chiff, und weithin herrscht das freudige Empfinden: der 
Kaiser ist da. Und dieses freudige Miterleben des Kaiser⸗ 
hesuches dauert fort, wenn am Sonntag vom Dech der 
„Hohenzollern“ gottesdienstliche Klänge nach dem Lande hin⸗ 
ibertönen, und ebenso, wenn Euere Majiestät, und zwar 
penn uns das Glück besonders hold war, mit Ihrer Maiestär 
»er Kaiserin durch lange Reihen frohgestimmier Menschen 
hinausfahren nach Horn, wo im Rennen um den Hansapreis 
ind im Kaiserin-Rennen die besten Reiter und die beiten 
Pferde wetteifern. Daß am letzten Sountag Ihre König⸗ 
ichen Hoheiten Frau Prinzessin August Wilhelm und Prin⸗ 
essin Viktoria Luise von Preußen, beide erstrahlend in 
ugendlicher Anmut, in Vertretung Ihrer Maajestät de— 
daiserin mit Eurer Majiestät auf der Rennbahn erschienen 
ind, haben wir freudig begrüßt. Wir sind von Herzen 
dankbar, daß Euere Majiestät zu Hamburg so freundliche 
Beziehungen in jedem Jahre pflegen. 
Und dann geht es den Elbstrom hinab zu frischem 
sportlichen Treiben. Wir wissen es dankbar zu würdigen, 
daß Euere Majestät auch in diesem Jahre wieder an un— 
jserer Negatta teilgenommen haben und sind uns der großen 
Bedeutung der Tatsache bewußt, daß der deutsche Kaiser an 
Bord eines auf dem deutschen Elbstrome liegenden ham— 
burgischen Schiffes weilt zur Teilnahme an fröhlicher Ge— 
selligkeit. Um so dankbarer aber genießen wir die glück— 
liche politische Gegenwart, wenn wir einmal die Schatten 
leidvoller Vergangenheit vor uns erstehen lassen. Furcht— 
har war die Zeit vor 100 Jahren: Napoleon auf der Höhe 
seiner Macht, Hamburg eine französische Stadt, sein Seehandel 
erstört, die Elbe verödet. Tiefe Hoffnungsslosigkeit lastete 
qauf Hamburgs Bürgern und bis zur Neige leerten sie 
den Leidenskelch. Um so persönlicher ward vor 40 Jahren 
»on Hamburg Deutschlands große Zeit erlebt, um so leiden—⸗ 
chaftlicher war die Begeisterung, um so bewußter die Kampf— 
heteiligung. Und so haben auch in Hamburg patriotisch— 
Männer zu Tausenden der deutschen Ruhmestage vierziene 
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hatten wie durch einen Dunstkreis geschienen, und was die un— 
gewöhnliche Wärme nicht vollbrachte, machte die seuchtdunstige 
Schwere der Luft — es ging wie ein Ermatten durch die Natur. 
Die kleinen weißen Wolken, die morgens am Himmel gestanden, 
zatten sich von Minute zu Minute vergrößert und waren jetz 
zur Wolkenwand geworden. Von der Sonne war nichts zu 
ehen. Nur die träge, heiße Luft war geblieben, die auch 
über dem Mühlengarten lag, durchzogen von den Tuftwolken 
der Blütenmengen, die heute ihre Wohlgerüche doppelt so stark 
auszuströmen schienen. 
Da knarrte leise die Gartentür, und Franziska Burgeris 
zing eilig und doch wie ermäüdet die geraden Wege entlang, 
xem hinteren Teil des Gartens zu. Sie wollte den Schneider 
Bresike noch einmal am kleinen Tempel treffen. 
Er hatte sich schon längst dort eingefunden, war vom Feld 
her durch die Lücke in den lebenden Zaun gekommen, die sich 
allmählich da gebildet. Der Weg wurde von der Mühle nach 
den Feldern häufig benutzt. 
Konrad Bresike war eine hohe, elastische Gestalt, auf 
deren Schultern ein hübscher Kopf saß. Duntile Augen leuch— 
leten aus seinem weichen Gesicht. Man konnt's der Franziska 
nit ihrem Blick für alles Schöne nicht verdenken, wenn sie 
dem hübschen Schneider den Vorzug vor dem strohblonden 
Friedrich Gothard gab, der mit seinen vorstehenden blauen 
Augen so nichtssagend in die Welt bliste. Man konnte 
hei ihrem Temperament ihre leidenschaftliche Liehe zu dem 
Schneider verstehen. 
„Fränze!“ rief er, als das junge Mädchen in den Tempel 
trat, „muß es wirklich heut' zum letztenmal sein, daß wir 
uns sehen? Soll ich dich zum letztenmal an mein Herz 
drüchen dürfen?“ 
Der Ausruf klang so schmerzlich, daß Franziska den Ge— 
niebten leidenschaftlich umschlang. 
„Es müßte nicht sein, wenn du nicht so ängstlich wärst. 
Ich zög' noch heute mit dir in die weite Welt.“ 
„Nie Fränze möcht“ ich das!“ Aus soeiner Stimme klang 
Die englische Königskrönung — eine Versammlung 
von Thronsolgern. 
Die Zahl der Vertreter fremder Staatsoberhäupter bei 
her Krönung des englischen Königspaares wird jetzt auf 
zweihundert geschätzt. Tabei ist natürlich ihr rahlreiches Ge— 
folge mit eingerechnet. Außer dem Könige Georg V. wird 
aber nur noch eine einzige Maiestät der Feier bei— 
wohnen, und zwar eine entthronte Majestät, nämlich Dom 
Manuell II. von Portugal, vorausgesetzt, daß der junge 
König in partibus der Einladung, die er als ein auf britischem 
Boden weilender Ritter des Hosenbandordens erhalten muß, 
Folge leistet. Kein regierender Kaiser noch Köni«g 
wird sonst anwesend sein. 
Dies entspricht dem althergebrachten Zeremoniell, das 
Aberall beobachtet wird, wo die feierliche Sitte der Krönung 
herrscht. An seinem Krönungstage bekleidet der Herrscher 
sich mit den bedeutungsvollen Abzeichen seiner hohen Würde, 
zeigt er sich seinem Volke im Vollbesitze seiner ererbten 
Macht. Er schrei et allen vora, ist der höchste im Lande. Des⸗ 
halb kann er an diesem Tage keinen anderen Monarchen als 
Gast — dem er den Vortritit lassen müßte — bei sich sehen. 
Sind also die fremden Souveräne selbst ausgeschlossen, so 
entsendet dafür jeder von ihnen, der Wichtigkeit der Feier 
entsprechend, das vornehmste Mitglied seines Hauses, und das 
ist: der Thronfolger. Die Erben der meisten Kronen von 
Europa — und nicht von Europa allein — sind bereits 
in London eingetroffen. Nicht alle. Denn einige dieser künf— 
tigen Kaiser und Könige, wie der Cäsarewitsch, der Prinz 
von Asturien, der Prinz von Piemont, die Vrinzessin Juliane 
von Oranien. der Herzoa von Brabont und der Kronprinz 
Aus gärender Zeit. 
Roman von Hedwig Kaboth. 
13. Fortsetzung.) Machdruc verboten.) 
Der hinterste Teil des Gartens, der viel schmäler wurde 
und in seinem letzten Ende einen kleinen Holztempel barg, 
hatte zwei Wege, die von ihrer geraden Linie abwichen und 
in weitgeschwungenem Bogen an dem Holztempel zusammen— 
trafen. Dichtes Strauchwerk umgab denkleinen Holztempel. 
Die duftschweren Traubenblüten des Goldregens und der Sy⸗ 
ringen hingen hier am dichtesten, und der Schneeball, der auch 
hier nicht fehlte, blühte mit den Fliederdolden um die Wette. 
Ein richtiges Stückchen Poesie war hier eingefangen. 
Der kleine Holztempel war der Lieblingsaufenthalt der ge— 
samten Familie, aber er sah sie selten vereint in sich. Viel— 
mehr waren es ihre vereinzelten Mitglieder, die allein oder 
mit Fremden das verschwiegene Poetenplätzchen aufsuchten, um 
dort eine stille Stunde für sich zu genießen oder zu ver— 
plaudern. 
Wie oft hatte der Stadtmüller nach des Tages Mühe seine 
Schritte dorthin gelenkt, um seine Pfeife da zu rauchen und 
sein Tagewerk zu überdenken oder mit Frau Josepha, seiner 
lieben Sephel, sich über vieles zu besprechen. 
So lange die Kinder noch llein waren, wurde der Tempel 
pft als Spiel- und Puppenstube benutzt, denn die Frau Stadt⸗ 
müller wußte die Kleinen hier sicher. Der Tempel lag vom 
Fluß weit ab, und den vielen Fuhrwerken im Mühlenhof 
waren die Kinder hier auch entrückt. Wenn die kleinen, 
trippelnden Schritte sich von dem Tempel wieder entfernten, 
hatte er oft Arme, auch Puppenbeine oder Bleisoldaten ohne 
Köpfe zu beherbergen, aber das schadete seiner verschwiegenen 
Poesie nichts. — 
Später, als die Kinder heranwuchsen, vernahmen die Holz⸗ 
wände des kleinen Tempels auch manchen geschwisterlichen Streit, 
ber in Tätlichkeiten ausartete 
Seit aber die Söhne in der Welt draußen studierten, 
hörte der kleine Tempel, wenn sie zu den Ferien nach Hause 
amen und ihre Freunde, den Möllner und Halmer, mitbrachten, 
zar wunderliche Reden mit an, Reden, die in der damaligen 
dandessprache mit Hochverrat und Temagogentum benannt wor— 
den wären. Aber hier verklangen solche Worte an den 
tillen Holzwänden und die Goldregen- und Syringenbüsche 
wiegten ihre Zweige leise im Windhauch dazu. 
Auch von stillen Schäferstunden, die junge Liebespaare 
schon darin verlebt, wußte er auch zu sagen, und wie ver— 
schiedenartig dieselben bei den verschiedenen Menschen gewesen. — 
Da hatte der Frau Stadtmüller ihre Jungmagd den Lieb— 
stten empfangen, der sie mit stürmischem Jauchzer an sein Hert 
gedrückt. um ihr dann noch ein paar derbe Küsse zu geben und 
ben so schnell über den lebenden Fichtenzaun, der den Garten 
ein Stück hinter dem Tempel vom Feldrain abgrenzte, zu ver— 
schwinden, weil im Garten Schritte ertönten. 
Johanna, des Stadtmüllers Zweite,' hatte hier ihren hüb— 
schen Kopf an die Schulter ihres reichen Verlobten gelehnt, 
ind auch das blonde Mariechen hatte dem Studenten Theodor 
zalmer hier Treue gelobt. Sie hatte sich im Holztempel zum 
rstenmal von ihm umfassen lassen und mit ihren sanften 
Blauaugen tief in seine dunklen gesehen. Ein sicheres Ahnen 
hatte ihr gesagt, daß diese treuen Augen ibre Leitsterne im 
Leben werden sollten. 
Aber auch wild leidenschaftliche Küsse und verzweifeltes 
Weinen hatte man hier vernommen. Das war in der Zeit, 
als Franziska Burgevis sich mit ihrem heimlich Verlobten hier 
getroffen, um ihm zu sagen, daß es für sie beide keine Hoff— 
nung gäbe, einander anzugehören, daß die Heirat mit dem 
verhaßten Friedrich Gofhard vom Vater eine beschlossene Sache 
ei. 
—eute sollten sie sich zum ietzten Male hier sehen. Es 
war am Spätnachmittag. Die Sonne hatte den ganzen Tac 
ind für die jetzige Jahreszeit zu heiß gebrannt. Es lag ein 
zückhende Schmüle in der Luft. Die sinkenden Sonnenstrahlen
	        
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