Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

den. Die jetzige Fahrkartensteuer läht bekanntlich alle Fahr— 
karten bis zum Preise von 60 Pfg. sowie sämtliche für 
die vierte Wagenklasse gelösten frei und erhebt nur für 
die übrigen Fahrkarten erster, zweiter und dritter Wagen— 
flasse Kilometertarife mit steigenden Sätzen. Die Folge 
dieser Besteuerungsart ist eine starke Abwanderung der 
Reisenden aus der ersten in die zweite, aus dieser in die 
dritte und schließlich aus der dritten zur vierten Wagen— 
klasse gewesen. Die preußische Staatsbahnverwaltung will 
dieser Abwanderung dadurch entgegentreten, daß in Zukunft 
prozentuale Zuschläge zu allen Fahrkartenpreisen erhoben 
werden, womit sie den jetzigen Ertrag der Steuer von rund 
20 Millionen Mark noch zu verbessern hofft. Der gegebene 
Weg wäre eine Novelle zur Aenderung der Reichsfahrkarten⸗ 
steiier an den neuen Reichsstag. Nun ist aber die jetzige 
Steuer schon im Reichstag von 1906 bei der sogenannten 
kleinen Finanzreform nur durchgesetzt worden durch den 
Hinweis auf die Freilassung der vierten Wagenklasse. Es 
ist jedoch kaum anzunehmen, daß durch die nächsten Wahlen 
ein Reichstag zusammenkommt, der einer neuen derartigen 
Reform der ohnedies verfehlien Verkehrssteuer zu— 
timmen könnte. 
Die Festlegung des Oster er mins. Wie die preußische Staats— 
regierung zur Frage der Festlegung des Ostertermins Stellung 
zu nehmen habe, ist noch in letzter Zeit Gegenstand eingehender 
Erwäguncçen gewesen. Tabei wurde anerkannt, daß eine Ver— 
minderung der Beweoglichkeit des Ostertermins in vieler Hin— 
sicht erwünscht sei, zugleich aber zum Ausdruck gebracht, daß 
eine Reformierung des Gregorianischen Kalenders im Sinne 
einer Festlegung des Osterfestes weder von Preußen noch auch 
bvom Reich selbständig vorgenommen werden kann; eine Neu— 
regelung könne nur im Einvernehmen mit den anderen großen 
Kulturnationen erfolgen. Was die Stellungnahme der kirch— 
liichen Instanzen betrifft, so sind von der evangelischen General— 
jynode und seitens der katholischen Kirche bisher Bedenken 
negen eine Festlegung des Osteriermins nicht erhoben worden. 
Polnoelitit und Zentrumspartei. Man schreibt uns: Das 
DOrgan der Windthorstbunde („Das Zentrum“) hat die Polen— 
politik während der rund zwei Jahre seines Bestehens mit einer 
gewissen Zurückhaltung erörtert. Seine neueste Nummer jedoch 
enthält zwei Aufsütze, in denen auf die Polenpolitik ganz im 
Stil der Köln. Volksetg. eingegangen wird. Das Verkalien des 
preußischen Landwirischaf'sministers läßt die Windthorstbündler 
offenbar Morgenluft wittern; da wollen sie das Eisen schmieden, 
jso lange es warm ist. Da die Windthorstbunde nach der Angabe 
ihres Generalsekretärs als Parteischule des Zentrums zu gelten 
haben, verdient es Beachtung, daß ihr Organ in der Polen— 
politik eine schärfere Tonart anschlägt. 6p.) 
Kröchers Präsidentschaft. Zu den immer wiederkehrenden 
Meldungen, daß der Abg. von Kröcher die Absicht habe, 
das Präsidium im preußischen Abgeordnetenhause in ab— 
sehbarer Zeit niederzulegen, wird der D. T. aus parlamen—⸗ 
tarischen Kreisen mitgeteilt, daß Herr v. Kröcher von einem 
solchen Entschluß bisher noch keinerlei offizielle Mitteilung 
gemacht habe. Man dürfe also wohl hoffen, daß er diesem 
Amte erhalten bleibe. 
Versicherungsgesetz für Angestelite. Am 22. d. M. findet 
in Berlin wiederum eine Sitzung der Siebener-Kommission 
des Hauptausschusses für die staatliche Pensionsver— 
sficherung statt, um zu der dem Reichstage zugegangenen 
Vorlage des Versicherungsgesetzes für Angestellte Stellung 
zu nehmen. Man darf annehmen, daß auch die Referenten 
sür die Vorlage im Reichsamt des Innern, die Geheim— 
räte Koch und Bedmann, an der Sitzung teilnehmen wer— 
den. Es scheint, daß die Vertreter der Angestellten in 
der Hauptsache auf ihren früheren Beschlüssen und Forde— 
rungen bestehen bleiben wollen. 
Die Abänderung des Gerichtskostengesetzes. Wie mitgeteilt 
wird, dürfte die Strafprozezordnung und das Gerichts— 
verfassungsgesetz teilweise Abänderungen der Kostenvorschrif— 
ten notwendig machen, die in Einklang mit den neuen Be— 
stimmungen der neuen Strafprozeßordnung zu bringen sind. 
Zum Teil werden vermutlich ganz neue Kostensätze aufge— 
stellt werden müssen, da in der Strafprozeßordnung und in 
dem Gesetz neue Gebühren und kostenpflichtige Akle voraus—⸗ 
fichtlich eingeführt werden, die in den jetzt gültigen gesetzlichen 
Bestimmungen fehlen. Man wird hierzu z. B. die Gebühren 
bei Berufungen gegen Strafkammern und die Gebühren 
beim Verfahren der Jugendgerichte rechnen können. An 
eine Aenderung bezuglich Neuaufstellung der in Rede stehen— 
—5—— ——— — — — 
Heut' und morgen braucht ja die Hochzeit noch nicht zu sein,“ 
damit ging der Stadtmüller seinen Geschäften nach. — 
—— 
* 
Im Mühlengarten blühten Syringen und Goldregen und 
durchzogen mit ihren feinen Tüften die Luft. Die gelbgoldigen 
Blütentrauben hingen in üppiger Fülle von dem breitästigen 
Strauchwerk herab und bildeten einen vorteilhaften Kontrast 
zu den prächtigen Dolden des Schneeballs und den feinen, 
weißen Blütenröschen der Spiräen. die eben ansingen aufzu— 
blühen. Der ganze Garten prangte im Frühlingsschmuck und 
war so recht der Stolz der Frau Stadtmüller, die ihm jede 
freie Minute widmete. 
Eine so durch und durch praktische Frau sie auch war, die 
alle ihre Arbeit dem Erwerb nutzbar machte, ihr Stüdchen 
Poesie wollte sie doch auch haben. Aber es war mehr un— 
bewußt bei ihr. — In ihrem Hausgarten, welcher sich mit 
feiner Breitseite an den Fluß lehnte, der das Räderwerk der 
Mühle trieb und lustig in größeren oder kleineren Wellen 
datan entlang plätscherte, kam das so recht zum Ausdruck. 
Die Gemüsebeete waren ganz in die Ece verlegt, der übrige 
Teil des Gartens dagegen war den Ziersträuchern und Blumen-⸗ 
rabatten vorbehalten. Die gradlinigen Wege, mit Buchsbaum 
eingefahßt. durchteilten die Rasenflächen, die mit Obstbäumen, 
Strauchwerk und Blumen bepflanzt waren. 
Wenn die Aulage des Gartens auch nicht die Hand eines 
Kunstgärtners verriet, so war sie der damaligen Geschmads⸗ 
richtung entlehnt und die Ziersträucher und Blumenbeete sprachen 
deutlich von der liebevollen Hand, die sie pflegte 
Taorisekung fosnt 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Die Stadt Düsseldorf beabsichtigt, dem dortigen, von 
Louise Dumont geleiteten Schauspielhaus für die 
nächste Spielzeit 5600000 M Zuschuß zu gewähren, da seine 
Weiterführung auf der bisherigen künstlerischen Höhe in 
Frage gestellt ist, wenn die Stadt nicht eingreift. Freunde 
und Gönner des Schauspielhauses müssen sich verpflichten, 
ebenfalls 50000 Meuzuzuschießen, während Gläubiger und 
Gesellschafter auf Zinsen und Gewinnanteil verzichten müssen. 
en Sätze rann naturlich nicht eher herangegangen werden, 
vevor nicht die neue Strafprozeßordnung und das Gerichts— 
»erfassungsgesetz inhaltlich feststehen. Es ist anzunehmen, daß 
wischen der Verkündung der neuen Strafprozeßordnung und 
ihrem Inkrafttreten eine Novelle zum Gerichtskostengesetz 
eingebracht werden wird. 
Zum Zündwarenfteuergeseß. Ter Bundesrat hat Aende— 
rungen und Ergänzungen der Zündwaren-Kontingentierungs— 
Ordnung sowie der Zündwarensteuer-Ausführungsbestimmungen 
und der Zündwarenlagerordnung die Zustimmung erteilt und 
hat beschlossen, die Kontingente der Zündwarenfabriken für das 
laufende Betriebsijahr sowie sür das Betriebsjahr vom 1. Ok 
tober 1911 bis 30. September 1912 auf 45 v. S. herabzusetzen. 
Die Vertreter der nationalliberalen Organisationen im 
Reichsstagswahlkreise Dresden r. d. Elbe haben, wie der Nat. 
Ztg. vom Nationallibeltalen deutschen Reichsverein geschrieben 
wird, „beschlossen, im Hinblick auf die polilische Situation die 
sorischrittliche Kandidatur Kloeppel schon im ersten Wahlgange 
a u nterstützen, wenn die fortschrittliche Volkspartei in Dresden— 
Altstadt gleichfalls schon im ersten Wahlgange die national— 
liberale Kandida'ur Dr. Heinze unterstützt. Diese Voraussich! 
ist gegeben.“ 
Liberale Elnieung in Minden-Ravensberg gescheitert. Die 
kinigungsverhandlungen zwischen den Nationalliberalen und der 
Fortschrittspartei in Minden-Ravensberg sind gescheitert. In 
einer in Herford stattgefundenen Vertrauensmännerversammlung 
der Fortschrittlichen Volksrartei teilten die Vorsitzenden Justizral 
Brand und Fabrikant Menkhoff mit, daß die nationalliberale 
Partei die von der Forischrittspartei angeregte gemeinsam 
Einigungskonferenz abgelehnt habe und daß sie von der Fort 
schritispartei die Zurückziehung der fortschritllichen Kandidatur 
in Schaumburg-Lipre und die Unterstützung des nationallibe— 
ralen Kandidaten in diesem Kreise verlange. Die Aufstellung 
des forischriitlichen Kandidaten für Minden-Lübbecke soll in 
»ieser Woche erfolgen. Für Schaumburg-Lipre kandidiert der 
Landtagsabg. Guisbesitzer Krömer. 
Das Fild des bargeldlofen Za lu gsausausches ist durch 
den am 15. Mai erfolgten Beitritt des Berliner Po st⸗ 
ichechamis als Miiglied der Abrechnungsstelle der 
Reichsbank bedeutend erweitert worden. Wie wir hören, 
vurden zwischen dem Postscheckamt und den der Abrechnungs⸗ 
stelle angehörenden Verliner Banken in dem jetzt aygelaufenen 
ersten Monat nach dem Beiiritt des Postscheckamtes 13830 
Schecss im Gesamtbetrage von 132,4 Millionen Mark bar— 
geldlos verrechnet. 
— — — 
Dänemark. 
Revision der Handelsverträge. Die Regierung unkersucht 
gegenwärtig die Frage einer allgemeinen Revision der Han⸗ 
delsverträge, die zwischen Dänemark und fremden Staaten 
bestehen. Es wird eine eventuell einzuberufende Konferenz 
mit den zuständigen Körperschaften und den beteiligten In— 
teressenvertretungen vorbereitet. 
Tagesbericht. 
9 icht. 
LeLruübed, 20. Juni. 
Parseval VI. 
Nach einer beim Lübecker Verein für Luftschiffahrt einge— 
gangenen Nachricht kann auch heute der Aufstieg des Parseval VIJ 
yon Hamburg nicht erfolgen, weil es in Hamburg seit vormittags 
n Strömen regnet und stürmische Witterung herrscht. Die Fahr! 
des Parseval nach Lübed wird daher wiederum auf morgen, 
Mittwoch, nachmittag verschoben werden müssen; sie wird auch 
dann nur bei günstiger Witterung stättsinden können 
*Militärisches Personalnachrichten. Ein Patendt 
ihres Dienstgrades vom 2. Juni 1911 ist verliehen den Ltis. 
o. Krosigk im Inf.Regt. Nr. 76, Baller im Füßs. 
Reg. Nr. 86, Stenger im Inf.Regt. Nr. 162. — Im 
ßeurlaubtenstand: Zu Oberlts. wurden befördert: die 
ets. der Res.: Risform (Friedrichj des Inf.Regts. 84 
Lübech, Maas des Inf.Reg. 163 (1 Brelen). — Der 
Abschied wurde bewilligt: Oblt. Cruse der Landw.-Feldart. 
2. Aufgeb. Cübech. 
Feriensond erzüge. Infolge der Früherlegung der Som— 
moerschulferien imn Rheinland und in Westfalen sind die 
Verkehrstage der Feriensonderzüge dus diesen Provinzen nach 
—sA — —— — 
Aus Friedrich Haafes NRachlaß. Neben der Berliner Na 
tionalgalerie hat jetzt auch das Münzkabinett der Ber— 
liner Museen ein Vermächtnis Friedrich Haases 
erhalten. Der Künstler hat der Sammlung die goldene 
Medaille hinterlassen, die Prof. Max Klein, der nun auch 
schon verstorbene Schöpfer des Fontanedenkmals im Ber— 
liiner Tiergarten, zum achtzigsten Geburtstag Friedrich 
Haases geschaffen hat. 
Künstlernachrichten. Für das Fach der jugendlichen Sän— 
zerin eröffnete Frau O. Burchard-Hubenia Gremen), 
srüher in Lübeck unter Direktor Erdmann-Jes— 
ritzer ein Vrobegastspiel in Mannheimer Hoftheater 
ils Elsa im „Lohengrin“ mit recht gutem Erfolge. Die 
Stimme, ein frischer heller Sopran, erwies sich gut ge— 
chult und tragfähig, in der Darstellung zeigte sie warme 
Beseelung. — An Stelle des von Dr. Loewenfeld für das 
SHamburger Stadttheater verpflichteten Heldentenors Heinrich 
zensel wurde Kammersänger Einar Forchhammer, der 
heldentenor der Frankfurter Oper, früher unter Direk 
or Erdmann-Jesnitzer amalten Lübecker Stadt— 
heater verpflichtet, ab Herbst 1912 vom General— 
ntendanten Hülsen für das kgl. Theater in Wiesbaden ver— 
flichtet. — Ida BSiedler, die frühere sehr beliebte Sän— 
zjerin der Berliner kgl. Oper, wurde an Stelle von Emilie 
derzog als Gesanglehrerin an die kgl. Hochschule für Musil 
n Charlottenburg berufen. — Für das Berliner kgl. Opern— 
jaus ist der Bassist Emil Fischer vom Posener Stadt— 
heater auf fünf Jahre verpflichtet worden. — Professor 
Arthur Nikisch wird nach Beendigung seiner nächstjährigen 
Lerpflichtungen in Deutschland mit dem Londoner Sinfonie— 
Irchester eine amerikanische Tournee unternehseen. — Enmij 
Destinn ist von Direktor Hagin für zwei Abende im 
August für die Sommeroper bei Kroll (Neues kgl. Opern⸗ 
heater) als Elsa und Elisabeth verpflichtet worden. Emmy 
Destinn erhält für diese beiden Abende 10 000 M Bonorar. 
— ——————————w 3 
damburg geändert und neue Züge eingelegt worden 
Ddarnach werden im Sommer folgende Feriensonderzüge aus 
dem Rheinland und Westfalen in Hanbburg eintreffen: von 
Barmen auf dem Hauptbahnhof 1,57 nachm. über Hamm— 
Münster am 4. und 5. August, von Köln 5,35 vorm. über 
Bremen am 5. August, von Köln 4,36 nachm. über Bremen am 
4. August, von Köln 2,22 nachm. über Bremen am 11. August. 
von Düsseldorf 2,22 nachm. über Bremen am 4. und 5. August. 
von Tüsseldorf 5,36 vorm. über Bremen am 4. und 5. August, 
von Düsseldorf 157 nachm. über Bremen am 11. August, von 
Elberfeld 4,04 nachm. über Hamm-Münster am 4. Augusi und 
1.57 nachm. am 5. August, von Mülheim (Ruhr) 3,32 nachm. 
über Dortmund- Hamm-Bremen am 4., 5. und 11. August und von 
Rheydt Ankunft Hauptbahnhof 334 nachm. über Dmuisburg⸗ 
Münster i. W. am 4. August. 
Ein Ferlensonder ug nach Württemberg mit durchgehenden 
Wagen von Hamburg nach Stuttgart wird am Abend des 
12. Juli abgelassen werden. Die Abfahrt vom Hamburger 
hauptbahnhof erfolgt 9,10 abends, die Ankunft in Stuttgart 
11,54 mittags. Rückfahrlarten kosten nach Stuttgart 2. Klasse 
63,10 M, 3. Klasse 34,20 M, nach Friedrichshafen 2. Klaffe 
67,70 M, 3. Klasse 43,60 M. Weitere Auskunft wird am 
Hauptbahnhof erteilt. 
Das Schuljchiff „Großzherzogin Elisabeth“ des Deutschen 
Schulschiffvereins ist am 16. Juni wohlbehalten vor Aarhus 
eingetroffen. 
Warcuhäu'er und Ralba isparverein?. Ein bedeutsamer 
Prozeß, der für die Oeffentlichkeit erhebliches Interesse bietet, 
ist durch das Reichsgericht jetzt entschieden worden. Der 
Verband der Rabattsparvereine Deutschlands 
E. V. Bremen, hatte in ganz Deutschland ein Flugblatt 
mit der Ueberschrift „Treue um Treue“ verbreiten lassen, in dem 
an Hand der Umsatz- und Gewinnzahlen des Warenhauses 
Leonhard Tietz, Köln, A.“G. u. a. behauptet wurde, die Waren— 
häuser verkauften im Durchschnitt zu bedeutend teueren Preisen 
als der mittelständische Kleinhandel. Ferner wa: behauptet, 
das Warenhaus erringe seine größien Erfolge durch die Unaus— 
bleibliche Trübung der Urteilsfähigkeit des Käufers; wirkliche 
Vorieile finde der Käufer in Warenhäusern nicht, das Waren— 
haus hole, wie das Preuß. Kammergericht sage, durch Lodartikel 
inier Einkaufspreis die Kundschaft heran und sei dann genötigt, 
ür a ndere Waren bedeulend höhere Preise zu nehmen. Gegen 
den Rabattsrarverein Hannover E. V. der hier die Verteilung 
des Fluab! Riage. 
Das Landgericht erachtete jedoch die Form des Flugb!attes für 
sachlich und den Inhalt berech igt, es era htete auch den Beweis 
der Wahrheit, wo nötig, als erbrahht, und wies die Klage 
kostenpflichtig ab. Die Berufung des Warenbauses wurde 
oom Oberlandesgericht Celle vesworfen; ebenso wies ije tzt 
das Reichsgericht die dagegen eingelegte Re— 
vision kostenpflichtig zurück. In dem wirtschaft⸗ 
iichen Kampfe, den einerseits der Verband der Rabattsparvereine 
Deuischlands für den mittelstandlichen Detailhandel gegen die 
im Verbaund der Warenhäuser vertreiene Interessengruppe führt, 
wirkt der Ausgang des Rechisstreits sachlich klärend 
b. Das von der Westerauen Stiftung errichtete Erholungs⸗ 
heim für lübeckische Beamte und Angestellte in Westerau, das 
auch, soweit Platz vorhanden, Reichsbeamte und Privat⸗ 
angestellte aufnimmt, bietet seinen Besuchern vermöge seiner 
idyllischen Lage am Waldessaum in landschaftlich schöner Um— 
gebung, seiner vorzüglichen Einrichtung und seiner guten, 
kräftigen Verpflegung eine besonders günstige Gelegenheit, 
nach aufreibender Tätigkeit im Bureau oder Kontor Geist 
und Körper zu erfrischen und neue Kraft zu weiterer Ar— 
beit zu gewinnen. Das Heim ist bis zum 15. Oktober 
zeöffnet. Das Kostgeld beträgt täglich 2,50 Mubis 3 M. 
Für Juni sind sämtliche Jimmer bereits belegt. Die Ver— 
valtung hat zu ihrem Bedauern schon Aufnahmesuchende 
ubweisen müssen. Wer deshalb in den nächsten Monaten 
in das Seim aufgenommen zu werden wünscht, tut gut, 
sich baldigst im Stadt- und Landamt, Zimmer Nr. 6. 
vormerken zu lassen. Dort wird auch nähere Auskunft 
erteilt. Es sei noch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß 
nicht mehr wie früher im Juli nur weibliche, sondern auch 
männliche Beamte und Angestellte aufgenommen werden. 
58 Travemünde, 20. Juni. 2362 Kurgäste und 
Fremde sind bis zum Mitiwoch, dem 14. Juni, in hiesigen 
Hotels, Pensionen und Privatlogis abgestiegen und ange— 
meldet worden. 
Kp. Nusse, 20. Juni. Großfeuser. Ein Gewitter entlud 
sich Montag in unserer Gegend. Ein Blitz entzündete im nahen 
Dorse Panten das Wohnhaus des Hufners F. Ehlers. Das— 
ijelbe stand im Nu in Flammen;: das Feuer verbreitete sich 
infolge des Windes mit rasender Geschwindigkeit über die be— 
nachbarten, meist mit Stroh gedeckten Gebäude. Binnen wenigen 
Minuten standen auch die Gebäude der Hufner Stamer. 
Schwartz und E. Ehlers in Flammen, ehe die zahlreich 
herbeieilenden Spritzen in Tätigkeit ireten konnten. Im ganzen 
brannten 10 Gebäude nieder. Nur eine mit Pappe 
zededte Scheune konnte inmitten des Flammenmeeres von den 
Spritzen gerettet werden. Mehrere Pferde, Kälber und Schweine 
ind verbrannt. Mobilien konnten nur zum Teil gerettet 
werden. — Die Maul- und Klauenseuche, welche in 
hiesiger Gegend schon erloschen war, ist kürzlich in dem zu 
unserem Kirchspiel gehörenden Dorfe Hammer ausgebrochen. 
Nusse, 20. Juni. Zum Großfeuer im Dorfe 
Panten (iehe unter Nusse) wird noch von unserem Kor— 
respondenten aus Mölln unterm 20. Juni gemeldet, daß die 
Feuermehren der benachbarten lauenburgischen und lübischen 
Dörfer schnell herbeieilten, es ihnen aber erst während der 
nach dem Gewitter eintretenden Windstille gelang, das Feuer 
wirksant zu bekämpfen. Vor etwa 40 Jahren wurde das 
kleine Törfchen ebenfalls von einer großen Feuersbrunst heim« 
gesucht 
Der deutsche Rundflug 1911. 
Abflug Königs und Langes von Samburg. 
SHamburg, 19. Juni. 7 Uhr 29 flog König mit Leutnant 
Koch als Passagier nach Kiel ab; Lange folgte 7 Uhr 41 mit 
Tinne. Unmittelbar nach dem Start wurde von Neumünster 
schweres Gewitter gemeldet. 
Köniag in Kiel glatt gelandet. — Zwischenlandung Langts 
bei Bramftedt. 
Kiel, 19. Juni. Um 8 Uhr traf König hier ein und lan 
deta glatt nach einer eleganten Kurve über dem Flugplak
	        
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