üüllten sie die von ihnen mitgebrachten Säcte mit Wolle.
ls ein Bahnbeamier nahle, ergriffen sie die Flucht, holten
ich nachher aber die Sächke. — Bei denr Versuche, die Wolle zu
»erkaufen, stiegen dem Produktenhändler Zweifel auf und er
ragie die Knaben nach ihren Namen. D. nannie sich tat—
ächlich „Krüger“. Der Händler verlangte von ihnen eine
Beschein'gung ihrer Eliern, daß sie die Wolle verkaufen dürften.
Als sie fortgingen, trafen si: B., diesem erzählten sie, daß
sie etnen Erlaubnisschein von den Eitern, die Wolle verkaufen
u dürfen, bringen sollien und baten ihn, einen solchen
Zettel auszuschreiben. B. fand sich auch sofort bereit und
stellie folgende Bescheinisung aus: „Kaufen Sie dem Kleinen
diese Welle ab. T. Krüger“. Mit diesem falschen Schrin be—
zaben sih Walier S., L. und D. wieder zu dem Produkten—
zündler, um in ihm den Glauben zu erwecken, daß diese Be—
cheinigung von dem Valter des D. ausgestellt sei und ihn
zu veranlassen, die Wolle zu kaufen. Der Produktenhändler
chöpfle trotzzem Verdacht und wollte mit den Knaben zu deren
kliern gehen, unr festzustellen, ob sie zum Verkauf der Wolle
erechtigt seien. Unterwegs liefen S. und D. fort. Er ver—⸗
inlaßie dann die Sistierung des L. und damit war der Anfang
ur Aufdeckung der Diebereien der Angellagten gemacht. In
weitgehender Verückssichigung der Jugend der Angeklagten
verden verurteilt: Fritz S. und Lothar S. zum Verweis,
Willi L. zu drei Monaien Gefängnis, W., gen. R. zu 1 Monat
ßefängnis, Walter S. zu 2 Mionaten Gefängnis, De. zu
Woche Gefängnis und B. zu 3 Tagen Gefängnis. — Von der
Anllage der Unterschlagung wird Fritz B. freigesprochen in
der Annahme, daß er die Erkenninis der Strafbarkeit dieser
einer Handlung nicht besessen habe. Der Vorsitzende erklärte, daß
das Gericht bereit sei, die bedingte Begnadigung der zu Frei—
yeitsstrafen Verurteilten — mit Ausnahme des W. weil dieser
chon früher zweimal wegen Diebstahls verurteilt sei — auf
deren Antrag zu befütworien. — Wegen Untreue, Ur—
undenfälschung, Betruges und Unterschlagung
hat sich der Geschäftsreisende Theodor He. zu verantworten.
Die Firma J. Lange & Co. in Berlin befaßte sich mit dem
Vertrieb von Sprechapparaten mit Schallplatten. Vertreter
n Lübeck war der Kaufmann Feibusch. Dieser engagierte am
12. Tezember 1910 als Reisenden den Angeklagten, der gegen
Brovision die Sprechapparate hier vertreiben sollte. und zwar
anter folgenden Bedingungen: Der Apparat wird dem Käufer
eihweise überlassen; dieser verpflichtet sich alle 8 bezw. 14
Tage eine Schallplatte zum Preise von 23 Meabzunehmen. Hat
er 45 solcher Platten gelauft, geht der Apparat nach Zahlung
veiterer 6 Meuerst in das Eigentum des betreffenden Käufers
iber. Diese Bedingungen waren auf dem von dem Käufer
u unterschreibenden Kauf- und Leihvertrage genau nieder⸗
gelegt. Für jeden abgesetzten Apparat sollte der Angeklagte
eine Provision von 5 Meerhalten. Entgegen diesem Auftrage
und unter Ueberschreitung seines Vollmachtsverhältnisses hat
nun der Angeklagte in drei Fällen Sprechapparate mit einigen
Plaiten zu ganz minimalen Preisen verkauft. Am 12. Dez.
1910 erschien der Angeklagte bei dem Stanzer R. hier und
uchte Bestellungen auf Schallplatten entgegenzunehmen. Er
ührte einen Sprechapparat bei sich und versprach R. ihm
den Apparat zu schenken, wenn er ihm 3 Platten à.9 M
ibkaufen würde. Er erklärte ferner, daß er den Sprech—
pparat um deswillen umsonst abgeben könne, weil die Firma
Lange damit Reklame machen wolle. R. kaufle drei Platten
und erhielt den Sprechapparat zu. In ganz gleicher Weise
verlaufte er noch je drei Platten bei dem Schneider St. und
der Frau Ni. hier und gab jedesmal einen Sprechapparat zu.
Hierauf füllte der Angeklagte von den ihm übergebenen Be—
tellscheinformularen zwei, sowie ferner ein Kauf- und Leih—
bertragsformular vollständig aus, unterlchrieb sie fälschlich mit
»en Namen der drei Personen, denen er je drei Platten ver⸗
auft hatte und übergab die ausgefüllten Scheine dem Kauf—
mann Feibusch. Dreser hi:lt die Unterschriften für echt, glaubte
quch insbesondere, dahß der Angeklagte gemäß den in den
Bestellscheinen niedergelegten Bedingungen die Sprechapparate
ibgesetzt hatte und zahlte dem Angeklagten für jedes abge—
chlossene Geschäft 5 M Provision. Einige Tage später ver—
aufte der Angeklagte noch verschiedene Platten an die Per—
onen, denen er die Sprechapparate geschenkt hatte und ver⸗
laufte ferner einen Apparat für 10 Msan einen Trödler. Das
erhaltene Geld verbrauchte er für sich. Der Angeklagte ist ge—
tändig und führt die Straftaten auf seine Notlage zurück. Er
wird zu einer Gefängnisstrafe von 4 Monaten verurteilt.
— Wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit,
ttrafbar nach 8 176 Nr. 3 des Sir.G.«B., begangen an lseiner
Stieftochter, wird der Arbeiter Johannes Re. von hier zu
iner Zuchthausstrafe von 3 Jahren verurleilt. Auch werden
hmdie bürgerlichen Ehrenrechte auf 10 Jahre aberkannt.
d. Stadihallen-Theater. Nis der Theaterkanzlei schreibt
nan uns: Die „Fledermaus“ Aufführungen haben den Beweis
erbracht, welch großer Beliebtheit Herr Goebel sich hier er—
freut. Heute wird der treffliche Sänger zum letzten Male
als Eisenstein auftreten. Die nächste Gastrolle ist der Barinkay
in Joh. Strauß“ „Der Zigeunerbaron“. Der abwechselungs—
reiche Spielplan bringt für Mittwoch ein nochmaliges Gast⸗
ipiel des Fril. Wanda Wilden⸗-Vielhaack als Sofie von Wilden⸗
neim in Mosers „Der Veilchenfresser“. Damit kommt die
Direltion den vielfach im Publikum laut gewordenen Wünschen,
vie junge Künstlerin in einer modernen Lustspielrolle bewundern
im können, entgegen. Ein übervolles Haus wird sicher nicht
rusbleiben.
x Ein Sonderzug nach Hamburg zu ermäßigten Fahr—
»reisen wird am kommenden Sonntag, dem 25. d. M., vor⸗
mittags 8 Uhr 35 Min. von hier abgelassen werden.
b. Eine Vorführung des Shwimmfuiters „Rettung“ ver—⸗
anstaltet heute nachmittag 4 Uhr in der städtischen Badeanstalt
Krähenteich die Firma Rudolph Karstadt, der für Lübed, Trave—
nünde und Umgegend der Alleinverkauf übertragen ist.
Gezeigt werden wird dem Publikum, daß Personen in
Badekleidung mit dem Schwimmfutter „Rettung“ auf dem
Wasser treiben, ein Soldat in voller Marsch-Ausrüstung,
etwa 105 kg schwer, in der Schwinmmkleidung „Rettung“ nicht
nur über Wasser gehalten wird, Fndern sich auch fast
denau so wie auf dem Lande betätigen kann, die Rettung
reines Ertrinkenden, ein Wettschwimmen zwischen Schwimmern,
oon denen der eine mit dem Schwimmfutter „Rettung“ ver—
ehen sein wird, und endlich die Anwendung des Schwimm⸗
issens „Reftung“, das imtende ist, 6 erwachsene Per—
sonen tagelang über Wasser zu halten. Die Vorführungen
sönnen auch von den Wallanlagen und dem Garten der
Stadthalle besichtigt werden.
Bcechlerderf, 20. Auni. Waldfest des Evangeli—
chen Bundes. Das Sonntag nachmittag von dem hies.
zweigverein des Evang. Bundes veranstaltete Waldfest nahm
einen schönen Verlauf. Es begann auf dem herrlich am
Zee gelegenen Festplatz mit dem Liede: „Lobe den Herrn,
»en mächtigen König“, auf dem Waldhorn vorgetragen
von einem Lübecker Schüler, der die zahlreich Versammelten
päter auch noch durch weitere Vorträge erfreute. Nach Be—
grühung der Versammelten durch den Vorsitzenden des
zweigverelns und dem gemeinsam gesungenen Liede: „Ein
este Burg ist unser Gott“ hielt Herr Pastor Denker aus
Lübeck eine Ansprache, in welcher er das Wesen und Wir—
en des Ultramontanismus und die Notwendigkeit des
füvangelischen Bundes darlegte. Ein heraufziehendes Gewitter
»eranlaßte, den 2. Teil des Festes in den Saal des Herrn
bäpchke zu verlegen, wo Herr Hauptpastor Evers aus Lübed
muf Grund persönlicher Eindrücke eine anschauliche Schilde—
ung bes Steierlandes gab und über die evangelische Be—
»egung in Oesterreich berichtete. Mit sichtlichem Interesse
olgten die Anwesenden den Vorträgen der Redner. Eine
um Besten der evang. Bewegung in Oesterreich veranstaltete
Zammlung erbrachte 9,67 M
Schles wig⸗Holtein.
Kiel, 20. Juni. Etwa 600 ehemalige Artille—
disten aus allen Orten der Provinz und den größere?
Städten Norddeutschlands sind Sonntag morgen in Kiel,
vo der Artilleristenverein gleichzeitig sein 25. Stiftungsfest
eierte, zum Appell zusammengetreten. Die Festfolge be—
jann mit einem Zuge durch die Stadt nach der Matrosen⸗
aferne, wo Festgottesdienst und Parade abgehalten wurde.
sach gemeinsamer Tafel folgte dann eine Fahrt in See.
Am Montag schloß die Zusammenkunft mit Besichtigungen
der Marineanlagen ab.
Schleswig, 20. Juni. Das Oberverwaltungs—
rsericht hat die Klage des Bürgermeisters Plewka gegen seine
isziplinarische Bestrafung durch den Regierungspräsidenten ab⸗
sewiesen. Den Gegenstand der Klage bildete eine vom Ober—
räsidenten bestätigte Verfügung des Regierungspräsidenten in
cchleswig, nach der Bürgermeister Plewka wegen seines
Zerhaltens Dr. Brückner gegenüber im Disziplinarverfahren
un eine Geldstrafe von 90 Mägenommen wurde. Bürgermeister
zlewta sollte es unterlassen haben, einen Gruß des Ersten
zürgermeisters auf der Straße zu erwidern und ihn ferner
on einer Sitzung der Baukommission zu benachrichtigen.
sürgoctmeister Plewka hatte gegen seine disziplinarische Be—⸗
crrafung Klage erhoben. Das Oberverwaltungsgericht hat die
dlage abgewiesen.
Oldesloe, 20. Juni. Der Verkehr auf der
Umshorn-Barmstedt-Oldesloer Bahn steigt von
Monat zu Monat. In den Monaten April und Mai 18011
vurden vereinnahmt 67 900 M, gegen 63890 Miin 1010.
Lauenburg.
S Ratzeburg, 20. Juni. Verbandstagdes Kreis—
kriegerverbandes für das Herzogtum Lauen—
urg zu St. Georgsberg. Prof. D. Bertheau eröff—
ete an Stelle des wegen Kraniheit verhinderten Vorsitzenden
dam. Mahnke die Versammlung und erteilte dem Vorsitzenden
es St. Georgsberger Vereins, Kam. Denter, das Wort, der
ie 65 erschienenen Vertreter und die ũbisen Gäste herzlich will⸗
ommen hietz. Dann wurde unter Leitung des stellvertreten⸗
en Vorsitzenden zur Tagesordnung geschritten. Mit warmen
Worten erinnerte derselbe an den 16. Juni 1871, den Tag des
zinzugs der fsiegreichen Truppen nach dem grohen Kriege, und
orderte die Anwesenden auf, die Treue zu Keise: und Reich im
deben zu betätigen. Aus dem Geschäftsbericht entnehmen wir
as folgende: Der Verband zdählt 27 Vereine mit 2847 Kame—
aden gegen 25 Vereine und 28417 im vorigen Jahre. Der
rößte Verein ist der Landwehr- und Reservisten-Verein in
dauenburg mit 258, der kleinste der zußehenhorn mit 37 Kame⸗—
aden. Es bestehen im Verbande 3 Kriegersanitätskolonnen,
ie oft segensreich gewirkt haben. Von der Feuerversicherung
Providentia“ erhielten die 3 Ratzeburger Vereine sür ihre Un—
erstützungskassen 386,88 M, der Militärverein allcin 228 M.
Die Rechnung des Jahres 1910 zeigte eine Einnahme von
884,36 M. eine Ausgabe von 2814,80 Muund einen Ueberschuß
on 3609,50 M. Das Verbandsvermögen beläust sich auf 42 108
HYark, das gesamte Inventar hat einen Wert von 22212 M.
bon den aus dem Vorstand ausscheidenden Kameraden Mahnke
1. Vorsitzender), Bernhöft und Freitag wurde Kam. Bernhöft
diedergewählt. Für den Kameraden Mahnke, der zum Be—
auern sämtlicher Anwesenden sein seit dem Bestehen des Ver—
andes mit grohßer Umsicht gesuhrtes Amt niederlegen mußte,
ourde Rechnungsrat Possegger zum 1. Vorsitzenden gewählt;
ür den Kam. Freitag und die beiden nach Kiel verzogenen
dam. Prof. Dr. Harries und Prof. Dr. Bertheau traten ein
iie Kam. Denker, Schräger und Rektor Grimm. Das Fecht—
vesen für die Kriegerwaisenhäuser hat einen erfreulichen Auf—
chwung genommen. Eine Kommission, bestehend aus 4 Vor⸗
tandsmitgliedern und den 4 Kamraden Schernbed-Lauenburg,
delsen⸗ Mölln, DohrendorfSteinhorlt und Frahm-Wendorf wird
ber die Abänderung der Verbandssahungen beraken und zum
ächsten Verbandstag in Büchen eine Vorlage einbringen. Um
Uhr wurde die Versammlung mit einem Hoch auf die Kame—
adschaft im Verbande geschlossen. Das darauf folgende Fest—
ssen, an dem sich 80 Kameraden beteiligten, verlief in schönster
Weise.
Mölln, 20. Juni. Verhaftungen. Sonnabend
vurde der Arbeiter Pries verhaftet, weil er in der Trunken—
seit seine Ehefrau mißhandelt hatte. Ferner wurde Freitag
ruf der Generalmusterung ein Knecht in Haft genommen,
»er schon seit einigen Jahren von Waldenburg in Schlesien
ꝛus wegen Schlägerei steckbrieflich verfolgt wird. — Ver—
a uf. Das zum Nachlaß der verst. Wwe. Bruhns gehörige
zaus, Berestrahße, mit Garten wurde Sonnabend öffentlich
erkauft. Höchstbietende blieb mit 9100 Mueine Kätnerfrau
us Niendorf a. St. — Die Ortskrankenkasse für
Nölln hielt Sonnabend eine außerordentliche Generalver—⸗
ammlung ab, auf welcher Agent Wagner Berich! erstattete
iber den Kongreß in Berlin. Beschlossen wurde, daß Mit—
zlieder während einer Krankheit von der Beitragszahlung
sefreit sein sollen. — Die Maul-und Klauenseuche ist
lseuerdings auf dem Westphalschen Gehöft in Linau unter
em Rindvieh- und Schweinebestande festgestellt worden. Sonn—
bend wurde der Ausbruch der Krankheit auch an den Rin—
»ern des Hufners Eckmann in der mecklenburgischen Entlave
hammer honstatiert.
Großherzogtümer Medlenburg.
88 Grevesmählen, 20. Juni. Der Kriegerver—
in feierte auf zient Tannenberge sein Sommerfest mit Kon—
ert, Tanz, Preisschießen und Kinderbeluitigungen. — Kar—
'offeln abgefroren sind in der Nacht vom 16. auf den
17. d. M. in niedrig gelegenen Gärten und Aeckern. — Ein
Fußball-Wettspiel fand zwischen dem Lübecher Ball—
spielklub von 1908, e. V., und dem hiesigen Fußball-Verein
von 1908 auf dem Sporiplatze beim Tannenberg statt, aus dem
die Lübecker mit 1:0 Toren als Sieger hervorgingen.
Versammlung der Vürgerschaft
am Montag, dem 19. Juni.
Wbortführer Konsul Dimpker eröffnete die Sitzung um
6 Uhr 20 Min. und teilte mit, daß Herr Dr. Wich mann ihm
angezeigt habe, daß er aus gesundheitlichen Gründen sowohl
sein Amt als erster Stellkvertreter des Wort⸗
führers als auch sein Bürgerschaftsmandat nie-
derlegen müsse, und führte des weiteren aus: nicht nur
der geschäftsführende Vorstand, sondern auch die gesamte Bür—
gerschaft bedauere aufs lebhafteste das Ausscheiden des Herrn
Dr. Wichmann, nicht nur wegen seiner bewährten Mitarbeit,
iondern auch wegen seines stets liebenswürdigen und zuvorkone
menden Wesens. Die Neuwahl ecines ersten stellvertretenden
Wortführers werde in der nächsten Sitzung stattzufinden haben.
Eingegangen sei eine Eingabe von den Hufnern Hans und
Ernst Drüchhammer in Spechserholz, enthaltend eine Beschwerde
iber den Herrn Ersten Staatsanwalt, ferner eine Eingabe des
VBereins lübecischer Bureaubeamten betr. Neuregelung der Ge—
lter der Bureauhilfsarbeiter, sowle Mitteilungen von Herrn
Dr. Ihde, dah die Kommission betr. die Vorprüsung der Senats-
borlage über die Neuregelung der Schankgewerbesteuer beschlossen
habe, die Beratungen so lange auszusetzen, bis die Veranlagung
der Wirte zur Gewerbesteuer vorliege und die Kommission zur
Vorprüfung des Senatsdekretes betr. die Anlegung von Mün—
delgeldern beschlossen habe, zweds Einholung eines Gutachtens
von Herrn Dr. Plessing die Beratungen bis zur Erstattung
dieses Gutachtens zu unterbrechen. J
Der Wortführer fragte sodann, wann die Bürgerschaft die
Berichte der Kommissionen zur Vorprüfung der Senatsvor—
lagen über die Wasserversorgung im Kücknitzer Ansiedelungs-
zebiet, eines Nachtrages zum Gesetz betr. die Erhebung der
Strahenbauabgabe und des Senatsdekretes betr. die Heran—
iehung hiesiger Privatarchitelten zur Mitarbeit an städtischen
Sauaufgaben erwarten könne. Von den Vorsitzenden der Kom⸗
missionen wurde mitgeteilt, daß die Beratungen in allernächstei
Zeit zum Abschluß gelangen und die Berichte sertiggestellt wer⸗
den würden.
Ständiger Senatskommissar Senator Dr. Fehling ver—
las sodann verschiedene Senatsdekrete, denen zufolge der Bürger⸗
chaft von einem Verzeichnis der seit dem 23. März d. J. von dem
Industrieausschuß vorgenommenen Verkäufe Kenntnis gegeben
und der Bürgerschaft mitgeteilt wird, daß der Senat dem Bür⸗
gerschafts beschlusse hinsichtlich des Schrangenprojektes zugesimmt,
die Firma Rudolph Karstadt aber den Rat⸗- und Bürgerschluß
abgelehnt hat. Hierauf wurde in die Tagesordnung einge-
ireten und Punkt VII vorweg genommen.
Bewilligung von 107000 Mezum Ausbau des
ehemaligen St. Annenklosters für Museums«
3weche.
B. M. Löwigt befürwortet die Annahme der Senatsvor⸗
lage, wünschie aber, daß die unentgeltliche Besuchszeit des Mu⸗
‚eums, die jetzt nur wöchentlich 7T Stunden betrage, ausgedehnt
and bei dem Umbau sogleich eine allen Anforderungen genügende
Treppe hergestellt werde.
Senator Dr. Neumann: Der Ausdehnung der un—
entgeltlichen Besuchsßeit werde wohl laum etwas im Wege stehen,
wenn sich ein Bedürfnis hierfür herausstellt. Ter Treppenbau
werde bei der Ausarbeitung der Spezialpläne sorgfältigst ge—
vrüft werden.
Hierauf wurde die Senatsorlage angenommen
2.
Neueinrichtung einer neunten Richterstelle bein
Amtsgericht zum 1. Juli 1911.
Bi⸗M. Dr. Wittern: Nach der Begründung der Vorlage
fönne es scheinen, als wenn der Vürgerschaft gar nichts anderes
übrig bliebe, als dem Senatsantrage zuzustimmen. Wer aber
ie Verhältnisse am Gericht und die in der Bürgerschaft hierüber
zepflogenen Verhandlungen kenne, müsse doch sich fragen, ob
der vorgeschlagene Weg notwendig sei, um Abhilfe zu schaffen,
oder ob nicht ein anderer Weg besser und zweckmäßiger sei
Er sei der Meinung, daß es einen anderen empfehlenswerteren
Weg gebe, und diesen erblicke er darin, daß die Stenographie
in weiteltem Umfange seitens der Richter bei der Beweis—
rhebung, Verfügungen und Urteilsabfassungen verwandt werde.
dierdurch könne das Prozeßverfahren erheblich beschleunigt und
die Urteilsfindung weit mehr auf die Beweiserhebung vor dem
Prozebßgericht und damit durch den unmittelbaren Eindruck der
Zerhandlung auf die Richter ermöglicht werden. Werde die
Stenographie in dem angeregten Umfange angewandt, könne
ein Richter so viel Zeit sparen, daß er sachlich so viel leisten
rönne, wie jetzt zwei Richter. Daher sollte die Bürgerschaft
ahin wirken, daß die Justizverwaitung im Interesse der Rechts⸗
flege sowohl wie aus finanziellen Gründen den von ihm vor—⸗
geschlagenen Weg beschreite. Den Cinwand, die Vorlage habe
kile, könne er nicht gelten lassen. Er empfehle darum in erster
Linie die Ablehnung der Senatsvorlage, und nur für den Fall
der Annahme derselben, daß bei der Besetzung der Stelle möglichst
ein Lübecker Jurist berücksichtigt werde. Es sei ihm nämlich
nitgeteilt worden, daß ein seit dem vorigen Sommer hier be—⸗
chäftigter, aus Lübech gebürtiger Assessor, der seine Examen
nit gut bestanden habe, seinen Abschied genommen habe, weil
x erfahren hätte, daß ein von auswärts übernommener Assessor,
der erst später in den lübeckischen Staatsdienst getreten sei, ihm
vei der Besetzung einer Richterstelle vorgezogen werden würde
Für einen unhaltbaren Zustand müsse er es auch erklären, dak
urzeit 23 Referendare im Gerichtshause beschäftizt seien. Da
verstehe man es, daß sich in der jungen lübeckischen Juristenwelt
eine gewisse Erbitterung zeige, wenn sie gegenüber auswärtigen
Jutisten zurücstehen müsse.
Senator Dr. Fehling: Ihm sri nichts davon belaunt,
daß aus den von Herrn Dr. Wittern angegebenen Gründen
ine Erbitterung herrschen solle, denn die Aussichten fur die
unçen Lübecker Juristen seien seit langem keine so guten ge—
vesen wie in den letzten Jahren. Der Senar werde sich
mmer glücklich schäßen, bei Bedaëf steis junee rüchtige ein—
heimische Juristen zur Verfügung zu haben. Daß ades die hie—
igen immer und unter allen Umstüinden den auswärtigen
»drangehen müßten, werde nicht verlangt werden fkönnen.
Warum der von Herrn De. Mincern erwähnte Aisessor Kus
»em Staaisdienst ausgeschieden und Rechtsanwalt geworden
ei, wäre dem Senat nicht bekannt, ader das sönne er er—
lären, daß die von Serrn Te. Wirieen cuegtsprochene Ber—
rutung. die Zurüchezung gegenüber etnem züngeren ausrrär—
igen Asesor si der Gruid, un ih in sii, und winn solch s
o ele a n beeren maa