die Norddeutsche Allgemeine Zeitung über die
hansabund⸗Heerschau.
Die Nordd. Allgemeine Zeitung schreibt am Sonnabend in
ihren Rüdblicken:
Der Hansabund hat mit seiner Heerschau am vergangenen
Montag ein Bild seiner äußeren Entwicklung im Laufe zweier
Jahre gezeigt. Die Absicht, ein Pendant zu den
Jahresversammlungen des Bundes der Land—
wirte zu schaffen, ist erreicht. Freunde und Gegner
haben dem Hansatag ein gleiches Maß von Aufmerksamkeit ge—
widmet, wie bisher den Tagungen der Landwirte. Heute
kann kein großer Erwerbsstand mehr klagen, daß es ihm an
Organen fehle, seine besonderen Anliegen öffentlich zu Gehör
zu bringen.
Ueber die innere Kraft des Hansabundes wird allerdings
erst die weitere Entwicklung Klarheit bringen. Die Absicht,
einen Masseneindruck zu erzeugen, erklärt, aber entschuldigt
nicht den Gebrauch starker Worte und falscher Bilder. Viel—
leicht ist sich der Redner, der davon sprach, daß man nicht
länger auf sich herumtrampeln lassen wolle, selbst bewußt
gewesen, daß für seinen drastischen Ausdruck kein obiektiver
Tatbestand vorhanden ist. Wichtiger ist, was als Kern der
Bestrebungen des Hansabundes hingestellt wurde. Mehrfack
war von einem Kampfe des mobilen Kapitals um Gleichbe—
rechtigung, von der den Vertretern des mobilen Kapitals
und des gesamten Bürgertums fehlenden politischen Macht
die Rede. Das macht den Eindruck, als ob zwischen dem
mobilen und dem immobilen Kari'al, zwischen dem „Bürger—⸗
ium“ und alen üb igen Ständen, wobei als Bürger nur die
galten, die in Gewerbe, Indüstrie und Handel tätig sind, eiff
grundlegender poli ischer Unterschied gemacht werden solle. Wie—
derholte Wendungen, daß man der Landwirtschaft nicht feinlich
gesinnt sei, scheinen e ine solche Absicht auszuschließen. Man
kann doch nicht im Ernste das Bürgerlum mit dem mobilen
Kapital identifizieren und damit vom Bürgertum alle jene
bodenständigen Elemente ausschließen, die nicht nur im Ackerbau,
sondern auch in Handwerk und Industrie tälig sind. Aber der
Hansabund wird sich nicht wundern dürfen, wenn in denn Mor—
genrot einer neuen Zeit, das er heraufführen will, den Massen
die ferneren Distinktionen zwischen Agrariern und Hyperagrariern,
zwischen Bodenständigen und Rückständizen verschwimmen und
nur die Losung übrig bleibt: Kampf von Stadt gegen Land.
Die Absicht der Führer des Hansabundes wird das, wie
gesagt, nicht sein, aber die Gefahr besteht. Die Gegner
des Hansabundes haben sodann über die Unklarheit
seiner Stellung gegenüber der Sozialdemo—
kratie, namentlich im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen
geklagt. Man wird nicht behaupten können, daß diese
Unklarheit durch die Verhandlungen des Han—
satages beseitigt worden wäre.
Inland und Ausland.
Deutsches Reich.
Gab'e's aus? ausch zwischm thü ingischen Staaten. Doe bereits
wiedetholt in Aussicht gestellten Austauschverhandlungen über
Gebie:steile in verschiedenen t hüringischen Staaten haben zwischen
Sachsen-Weimar und Sachsen-Meiningen ihren Anfang genom
men. Die Gemeinden werden aufgefordert, etwaige Einwen—
dungen gegen den Austausch sowie etwaige Wünsche zu äußern,
bevor eine diesbezügliche Vorlage dem Landtag vorgelegt wird.
Die Austauschbestrebungen gehen in der Hauptisache von der
Stadt Kranichfeld aus, deren Zweiherrschaft viel Unzuträg—
cichkeiten und wirtschaftliche Schäden gezeitigt hat.
Die würtlembergische Lehrergehalisordnung. Die Zweite
Kammer nahm die Gehalisordnung für die ständigen Lehrer
und Lehrerinnen der höheren Knaben- und Mädchenschulen
sowie das Gesetz über die Abänderung des Gesetzes vom
8. August 1907 über die höheren Mädchenschulen an, des—
gleichen die Gehalisordnung für die Lehrkräfte der Gewerbe—
und Handelsschulen, für die ständigen Lehrerinnen an den
Frauen- und Arbeitsschulen, die Tagegeldordnung für die
nichtständigen Lehrerinnen an diesen Schulen und den Ent—
wurf eines Gesetzes über Aenderung des Gesetzes vom 22. Juli
1806 über die Gewerbe- und Handelsschulen.
Die Ausuceisung eines deuischen Mineningenieurs dementiert.
Die Norddeutsche Allg. Ztg. schreibt: Die Meldungen über die
angebliche Ausweisung eines deutschen Mineningenieurs aus
Debdu haben sich nicht als zutreffend erwiesen. Dem be—
treffenden Herrn war, wie ouch anderen Europäern, lediglich
⏑— —— — ——
Sentimentale, und damit traf er zwar den Nagel nicht auf
den Kopf, aber dicht dabei.
Es kam auch heraus, warum Franziska den Freier nicht
wollte. Ihr Herz hatte schon gewählt, und ganz ihrem
Gefühlsleben entsprechend. Sie zog nur die Person des Be—
treffenden in Erwägung — alle Nebenumstände fielen fort. Der
Erwählte ihres Herzens war ein hübscher, liebenswürdiger
Mann, aber er war Geselle bei einem Schneidermeister und
ohne die Mittel, sich dereinst ein eigenes Geschäft zu gründen.
Was tat das? Sie liebte und wurde wiedergeliebt; Franziska
war jetzt immer in himmelhochjauchzender Stimmung.
Da erschien als Freier Friedrich Gothard auf dem Plan.
Beim letzten Schützenfest hatte er sich in die schöne Franziska
sterblich verliebt. Er besaß ein stattliches Haus in der Stadt
und ein Vorwerk mit vielen Aeckern vor der Stadt. Seine
Familie hatte die Franzosenzeit gut überdauert und war immer
wohlhabender geworden.
Aber der Stadtmüller hatte seinen Kopf für sich, und wenn
er etwas als richtig erkannt hatte, war daran nicht zu rütteln
und zu deuteln. So hatte er sich fest vorgenommen, daß
Franziska den Adcerbürger Gothard heiraten sollte. Eben hatte
er das seiner Frau klar gemacht.
„Geh, Sephel, und hole die Fränze, ich werde mit ihr
allein reden. Sie wird doch wohl Vernunft annehmen!“ Ge—
horsam ging die Frau Stadtmüller hinaus.
Inzwischen wanderte der alte Burgevis im Zimmer auf und
nieder. So ganz behaglich war ihm nicht zu Sinn —
es war doch so ein eigen Ding, jcmand zu einer Heirat zu
zwingen, die er absolut nicht eingehen wollte!
Früher, als er jung war, gaben meist die Eltern die Kinder
zusammen. Aber die hatten sich dann fröhlich gefügt und die
Madchen sich gefreut, wenn der Freiersmann ordentlich Batzen
hatte. Ja, früher war eben alles anders gewesen als jetzt!
Was damals gegolten, galt jetzt nicht mehr. Alles hatte sich
verändert und verschoben, so vieles Neue wollte ans Licht,
wollte Beachtung finden. Die Jungen waren alle Brause—
köpfe geworden — sie achteten der Eltern Wort nicht mehr und
gingen ihre eigenen Wege. 3—
Gortsetkung soigt.l
nahegelegt worden, ein zurzeit infolge militärischer Operationen
gefährliches Gebiet einstwellen zu verlassen, und er ist, wie
dis anderen, dieser Aufforderung bereitwillig nachgekommen.
Ein Zwischenfall hat sich erst später dadurch ergeben, daß der⸗
selbe Ingenieur in Oran wegen verbotenen Waffentragens
zur Verantwortung gezogen wurde. Die französischa Regie—
rung hat jedoch die Weisung nach Oran erteilt, den deutschen
Ingenieur außer Verfolg zu setzen und ihm die beschlagnahmten
Gegenstände zurückzugeben.
—— —
Irankreich.
Die Aushebung farbiger Truppen. Bei der Beratung
des französischen Senats über das Budget des
Kriegsministeriums trat der Berichterstatter für fort—
gesetzte Versuche mit der Aushebung von farbigen
Truppenein—
Portugal.
Entdeckung einer südportugiesischen Verschwörerorganisation.
Lissabon, 18. Juni. Die hiesige Polizei hat die Organi—
ation einer monarchistischen Verschwörung in Südportugal
entdeckt. Die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen
haben die Verschwörung unterdrückt. Die Verschwörer sind in
ver Mehrzahl ehemalige Polizeibeamte, Munizipalgardisten
und Agenten katholischer und französischer Vereine. Sie
waren von dem Pater Avelino Figueiredo und von Dr.
Abel Campos angeworben worden. Letzterer ist verhaftet.
Spanien.
Die Presse über die Maroklonexpedition. Madrid,;
18. Juni. Espana Nueva gibt die Versicherung, aus den
Nachrichten von Larrasch und Elksar gehe hervor, daß die
in Elksar stehenden Soldaten Gefahr liefen, von
den Marokkanern angegriffen zu werden. Das
zlatt will die Franzosen für die Lage verantwortlich machen,
die es in bitteren Ausdrücken erläutert. Zum Schluß for—
»ert das Blatt, Frankreich und Spanien sollten Marokko
rufgeben. — Radijsal bespricht dieselben Gerüchte mit glei—
her Schärfe. — Heraldo hält es für unmöglich, daß die
Mahalla des Hauptmanns Moreaux sich Elksar nähere, an—
dernfalls würde dies für' Spanien den Verzicht auf die
krfüllung geheiligter Verpflichtungen bedeuten. Das Blatt
drückt die Hoffnung aus, daß Frankreich die Würde Spa—
niens einer solchen Probe nicht werde unterwerfen wollen.
Taaesbericht.
Lübeck, 19. Juni.
Parseval VI in Lübeck.
S Wie schon heute morgen mitgeteilt, steht die Ankunft
des „Parseval VI“ für heute Montag nachmittag in sicherer
Aussicht. Sollten die Witterungsverhältnisse sich noch ändern,
so ist die Ankunft erst morgen nachmittag zu erwarten. Die
Abfahrt von Hamburg dürfte etwa 4 Uhr nachmittags, die
Ankunft in Lübeck eiwa eine Stunde späler erfolgen. Sobald
die Abfahrt von Hamburg erfolgt, die telegraphisch dem Vorstand
des hiesigen Vereins für Lufischiffahrt ange;eigt wird, sollen
wei Böllerschüsse von der Hafenbatterie efolgen und es wird,
vie gleichfalls schon mitgeteilt, quf der Spitze des Petri—
kirchturmes die lübechkische Flagge von dem Turmde der⸗
meister Ruperti gehißt. Wenn das Luftschiff in Lübech gesichtet
wird, erfolgt die Abgabe weiterer drei Böllerschüsse. Ferner
wird erwartet, daß die Führer der im Hafen liegenden
Dampfer und die Besitzer industrieller Etablissements mit
der Dampfpfeife oder Sirene ein anhaliendes Signal geben
werden.
Um für die kurze Zeit einer möglichst großen Besucher—
zahl den Zutritt zu dem Landungsplatz, dem Exerzierplatz an
der Arnimstraße zu ermöglichen, sind mehrere Verkaufsstellen
ür Eintriitskarten errichtet, deren Benutzung besonders emp—
ohlen wird. Auf dem Platze wird außerdem der Preis um
30 Pfg. erhöht und 1,850 Mubetragen. Der Jugend wird er—
freulicherweise gleichfalls Gelegenheit gegeben, der Landung
»es Luftschiffes beiwohnen zu können. Ein freudiges Will—
ommen dürfte, wie an anderen Orten, so auch hier die Be
»ölkerung dem Lufischiffe bieten, dem ersten Lenkbballon, der
hier landen wird. Seine Ankunft wircd ein historischer Augen⸗
hlick werden, wie im vorigen Jahre die Ankunft des Zeppelin—
schen Luftschiffes auf dem Tegeler Schießplatz bei Berlin.
Unmittelbar vor Ausgabe des Blattes erhielten wir von der
hansa⸗Luftverkehrsgeselschaft nachstehendes Privattele—
zramm:
Hamburg; 19. Juni. Die für heute nachmittag ge—⸗
plante Fahrt des Luftschiffes „Parseval“ nach
Lübed kann drohender Gewitter wegen nicht zur Aus⸗
führung gelangen. Wenn die Wetierlage es gestattet, wird
die Fahrt morgen nachmittag stattfinden.
Flottenbund Deutscher Frauen.
VLübeck, 19. Juni.
Die fünfte Hauptversammlung des Flottenzundes Deutscher
Frauen fand vom 16. bis 18. Juni hier in Lübeck statt,
auf der die Landesverbände und Ortsgruppen des Bundes
lecht zahlreich vertreten waren. Eingeleitet wurde die Ver—
ammlung durch eine zwanglose Vereinigung am Abend des
16. Juni im Hause der Gesellschaft zur Beförderung gemein—
rütziger Tätigkeit. Am Sonnabend vormittag fand eine Vor—
»ersammlung der Vertreterinnen statt, an die sich eine von
der Ortsgruppe Lübeck den Vertreterinnen und den offiziellen
Gästen gebotene Dampferfahrt nach Travemünde anschloß.
Am ESonntag vormittag wurde die Hauptversammlung ab⸗
gehalten, an der Se. Magnifizenz Herr Bürger—
meister H. Eschenburg als Vertreter Lübeds, Hert
Konsul Dimpker als Vertreter der Bürgerschaft,
zerr Kapitänleutnant Bohmann als Vertreter des
Reichssmarineamtes, Serr Direltor Hauptmann Dr.
Röper⸗Berlin als Vertreter des Vereins Seemanns—
Erholungsheim Berlin⸗Kl.Machnow-Zehlendorf, die Herren
Senatoren Dr. Eschenburg und Dr. Neumann sowie
Herr Regierungsrat Dr. Geise teilnahmen.
Nachdem die Vorsitzende des Bundes, Frl. C. Müller—
Zannover die Versammlung eröffnet hatte, begrühßte dieselbe
Frau Senator Dr. Eschenburg als Vorsitzende der
Lübecker Ortsgruppe des Flottenbundes Deutscher Frauen. Dann
nahm Herr Bürgermeister S. Eschenburg das Wort
und hieß die Versammlung im Namen der Stadt Lübed herzlich
willkommen mit der Versicherung, datz den Bestrebungen des
Bundes in Lübed das lebhafteste Interesse entgegengebracht
verde und er den Beratungen der Versamm̃ilung einen guten
kErfolg wünsche. Hierauf führte Herr Senator Dr. Eschen⸗
zurg aus: Es gereichs ihm zu freudiger Genugtuung, den
Flottenbund Deutscher Frauen guf seinen diesjährigen Tagung
in Lübedk namens des lübeckischen Landesverbandes des Deutschen
Flottenvereins begrüßen und herzlich willkommen heißen zu
dürfen. Beide Vereine verfolgten den gleichen Zweck: das
Verständnis und die Ueberzeugung von der Notwendigkeit einer
starken Flotte im Volke zu befestigen und das Interesse an
eine kraftvolle Entwickelung der Marine in immer weitere
Kreise zu tragen. Aber über diesen Zweck stehe noch ein
höheres Ziel. Beide Vereine seien vaterländische Vereine.
Sie hätten sich die Aufgabe gestellt, bei ihren Mitgliedern
vakerländische Gesinnung zu pflegen, die Liebe zum Vaterlande
zu stärken und die Liebe zu Kaiser und Reich in ihnen wach
zu erhalten. In diesem Bestreben stehe an Hingebung und
Treue der Flottenbund Deutscher Frauen dent älteren Flotten⸗
verein nicht nach. Er habe ein stattliches Kapital ange—
sammelt, über dessen Verwendung zu vaterländischen Zwecken
in der heutigen Tagung Beschluß gefaßt werden solle. Möge
diese Tagung einen schönen und harmonischen Verlouf nehmen.
ebhafter Beifall.)
Ferner begrüßten Frau Ministerialratv, Rumpler⸗—
München die Generalversammlung namens des bayerischen
Landesverbandes und der Ortsgruppe München, Frau Dorn-
Dresden im Auftrage der nicht vertretenen sächsischen Orts-
aruppen und Frau Hofkammerpräsident von
Bassewitz-Gotha namens des thüringischen Landesverbandes
sowie der Protektorin desselben, Ihrer Königl. Hoheit Herzogin
von Sachsen-Koburg-Gotha.
FIrl. Müller dankte hierauf für diese Bewilllommnungen
und begrüßte nun im Auftrage des Zentralvorstandes die
Vertreter des Senates, des Reichsmarineamtes sowie des
Vereins Seemanns-Erholungsheim zu Berlin und gab hierauf
einen Bericht über die allgeneine Lage des Bundes. Sie
job einleitend hervor, daß bei der vorjährigen Tagung in
Zeidelbern mit großer Einmütigkeit Lübeck zum diesiährigen
Tagungsort gewählt worden sei, dankte für die gute Vor—
bereitung der Versammlung sowie für die überaus freundliche
Aufnahme in Lübed und führte dann u. a. aus: Als infolge
Verständnislosigkeit der Volksvertreter für die Mahnung des
Kaiseis, daß uns eine starke Flotte bitter not tut, vor fünf
Jahren das Flottengesetz abgelehnt worden sei, hätten deutsche
Frauen den Plan gefaßt, durch Sammlung freiwilliger Gaben
die Mittel für ein Kriegsschiff zusammenzubringen. Das habe
gewirkt; die deutschen Männer hätten nicht hinter der Opfer⸗
willigkeit der deutschen Frauen zurückstehen wollen und das
Flottengesetz sei angenommen worden. Infolgedessen habe zwar
der Bund sein ursprüngliches Ziel aufgeben können, es aber
dennoch für notwendig gehalten, weiter zu sammeln und zu
sparen, um etwas wahrhaft Großes und Secgen—
bringendes für die Kriegs- und Sandelsmarine tun
zu köonnen. Infolgedessen seien auch alle Anträge
auf Aufwendungen aus dem Vermögen des Bundes für
leine Angelegenheiten abgelehnt worden; nur dem Verein See—
nanns-Erholungsheim sei eine Zuwendung von 3000 Mige—
nacht worden. Rednerin ging dann zum Jahresbericht über
uind führte aus: Mit dem Jahre 1910 habe der Flotten-
ound Deutscher Frauen das fünfte Jahr seiner Tätigkeit be—
schlossen und er dürfe sroh und befriedigt auf die Arbeit dieses
Jahres zurückblicen. Nach der sehr harmonisch und anregend
berlaufenen Generalversammlung in Heidelberg habe sich über—
all neuer Eifer gezeigt, und wenn auch einige von den kleinen
Sammelstellen wegen Todesfall oder Verseßzung der Gründerin
leider eingegangen seien, so habe der Bund dafür größere Städte
zewonnen, die ihm bislang noch gefehlt hätten. Die Arbeit
des Zentralvorstandes sei so sehr gewachsen, daß eine Sekre—
tärin habe angestellt werden müssen. Zum Zwecke der Pro—
paganda sei Frl. Th. A. Sprüngli in Düsseldorf für ver—
schiedene Vorträge im Rheinlande verpflichtet worden, und die
Vorsitzende, besonderen Einladungen folgend, habe in Hildes—
heim, Weimar, Eisenach, Dessau und Detmold Vorträge ge—
zalten, die alle von recht befriedigendem Erfolge gekrönt gewesen
seien. Viel Mäühe und Verdruß sei dem Zentralvorstande durch
odie Unordnung in dem Verlage der Zeitschrift „Der Flotten⸗
bund“, einer Hamburger Firma, erwachsen. Der Vertrag miit
»ieser Firma habe gekündigt werden müssen; zurzeit werde mit
‚wei anderen Firmen wegen Uebernahme des Verlages des Bun⸗
desorgans verhandelt. Mit besonderem Danke gedachte der
Bericht sodann einzelner Mitglieder, die dem Bunde alljährlich
teiche Geldgeschenke machen, vor allem einer patriotischen Tame,
die ihm jedes Jahr 500 Misende. Zum Schluß sprach die Vor—⸗
sitzende dem Deutschen Flottenverein und ganz besonders seinem
Präsidenten, Sr. Exzellenz Großadmiral von Koester, herz⸗
lichen Tank des Bundes für alle ihm in diesem Jahre zuteil
gewordene tatkräftige Mithilfe aus und berichtete, daß Se.
Majestät der Kaiser geneigt sei, die Damen des Vor⸗—⸗
standes in Kiel an Bord der „Hohenzollern“ zu emp⸗
fangen.
Hierauf erstattete Frau Kommerzienrat Spiegel-
berg⸗Hannover den Kassenbericht, demzufolge der Bund
einschließlich eines Vortrages von 28 340,22 Mueine Einnahme
yon 67778,05 Mehatte, der eine Ausgabe von 41054,70 M,
vovon 835 059,70 Miin Wertpapieren angelegt wurden, gegen—
aͤbersteht, so daß 26 724,75 Miauf neue Rechnung vorgetragen
werden konnten. Das Gesamtvermögen des Bundes betrug am
1. Januar d. J. 135 724,75 M.
Im Auftrage des Vereins Seemanns-Erholungsheim-Berlin
dankte Herr Direktor Dr. Röper für die Zuwendung von
3000 Miäund bat um weitere jährliche Zuwendungen, damit
auch weniger bemittelten Angehörigen der deutschen Kriegs- und
Handelsmarine Gelegenheit geboten werden könne, in dem Heime
Genesung und Erholung zu finden. Insbesondere bitte er auch
die Stadt Lübed, gleichvie Hamburg und Bremen, die jährlich
je 1000 Mdem Heime zuwendeten, diesem eine dauernde Unter⸗
stützung zu bewilligen.
.Sodann beantragte Frau Regierungsrat Umpfen-
bach als Vertreterin der Ortsgruppe Hildesheim; die
aächstjährige Generalversammlung dort abzuhalten. Der An⸗
trag wurde angenommen. Im Anschluß hieran teilte die Vor-
—D
beten hätten, die Generalversammlung dieses Jahres in Plauen
abzuhalten. Dieser Einladung solß entsprochen werden.
Hiernach waren verschiedene geschästliche Angelegenheiten zu
ordnen. Die Verhandlungen hinsichtlich Gewinnung eines neuen
Verlages für die Bundeszeitung wurden einer Kommission, be—
stehend aus den Damen Frau Elster-Adorf Wogtland),
Frau Regierungsrat Umpfenbach-Hildesheimz
Frau Kommerzienrat Spiegelberg-SHannovel
und Frl. von Kaufmann⸗Hannover, sowie den Herren
Kammerdirektor Dr. Oehrl-Dresden-Lößnitz;
Regierungsrat a. D. Heydemann-Hannover und
Direktor Hauptmann Dr. Röper-Berlin,; beauf⸗
tragt. Frau Dorn⸗Dresden sprach sich im Auftrage des
Vorstandes des Landesverbandes sür das Königreich Sachsen
zegen die Weiterführuna der Bundeszeitung aus