Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

die Norddeutsche Allgemeine Zeitung über die 
hansabund⸗Heerschau. 
Die Nordd. Allgemeine Zeitung schreibt am Sonnabend in 
ihren Rüdblicken: 
Der Hansabund hat mit seiner Heerschau am vergangenen 
Montag ein Bild seiner äußeren Entwicklung im Laufe zweier 
Jahre gezeigt. Die Absicht, ein Pendant zu den 
Jahresversammlungen des Bundes der Land— 
wirte zu schaffen, ist erreicht. Freunde und Gegner 
haben dem Hansatag ein gleiches Maß von Aufmerksamkeit ge— 
widmet, wie bisher den Tagungen der Landwirte. Heute 
kann kein großer Erwerbsstand mehr klagen, daß es ihm an 
Organen fehle, seine besonderen Anliegen öffentlich zu Gehör 
zu bringen. 
Ueber die innere Kraft des Hansabundes wird allerdings 
erst die weitere Entwicklung Klarheit bringen. Die Absicht, 
einen Masseneindruck zu erzeugen, erklärt, aber entschuldigt 
nicht den Gebrauch starker Worte und falscher Bilder. Viel— 
leicht ist sich der Redner, der davon sprach, daß man nicht 
länger auf sich herumtrampeln lassen wolle, selbst bewußt 
gewesen, daß für seinen drastischen Ausdruck kein obiektiver 
Tatbestand vorhanden ist. Wichtiger ist, was als Kern der 
Bestrebungen des Hansabundes hingestellt wurde. Mehrfack 
war von einem Kampfe des mobilen Kapitals um Gleichbe— 
rechtigung, von der den Vertretern des mobilen Kapitals 
und des gesamten Bürgertums fehlenden politischen Macht 
die Rede. Das macht den Eindruck, als ob zwischen dem 
mobilen und dem immobilen Kari'al, zwischen dem „Bürger—⸗ 
ium“ und alen üb igen Ständen, wobei als Bürger nur die 
galten, die in Gewerbe, Indüstrie und Handel tätig sind, eiff 
grundlegender poli ischer Unterschied gemacht werden solle. Wie— 
derholte Wendungen, daß man der Landwirtschaft nicht feinlich 
gesinnt sei, scheinen e ine solche Absicht auszuschließen. Man 
kann doch nicht im Ernste das Bürgerlum mit dem mobilen 
Kapital identifizieren und damit vom Bürgertum alle jene 
bodenständigen Elemente ausschließen, die nicht nur im Ackerbau, 
sondern auch in Handwerk und Industrie tälig sind. Aber der 
Hansabund wird sich nicht wundern dürfen, wenn in denn Mor— 
genrot einer neuen Zeit, das er heraufführen will, den Massen 
die ferneren Distinktionen zwischen Agrariern und Hyperagrariern, 
zwischen Bodenständigen und Rückständizen verschwimmen und 
nur die Losung übrig bleibt: Kampf von Stadt gegen Land. 
Die Absicht der Führer des Hansabundes wird das, wie 
gesagt, nicht sein, aber die Gefahr besteht. Die Gegner 
des Hansabundes haben sodann über die Unklarheit 
seiner Stellung gegenüber der Sozialdemo— 
kratie, namentlich im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen 
geklagt. Man wird nicht behaupten können, daß diese 
Unklarheit durch die Verhandlungen des Han— 
satages beseitigt worden wäre. 
Inland und Ausland. 
Deutsches Reich. 
Gab'e's aus? ausch zwischm thü ingischen Staaten. Doe bereits 
wiedetholt in Aussicht gestellten Austauschverhandlungen über 
Gebie:steile in verschiedenen t hüringischen Staaten haben zwischen 
Sachsen-Weimar und Sachsen-Meiningen ihren Anfang genom 
men. Die Gemeinden werden aufgefordert, etwaige Einwen— 
dungen gegen den Austausch sowie etwaige Wünsche zu äußern, 
bevor eine diesbezügliche Vorlage dem Landtag vorgelegt wird. 
Die Austauschbestrebungen gehen in der Hauptisache von der 
Stadt Kranichfeld aus, deren Zweiherrschaft viel Unzuträg— 
cichkeiten und wirtschaftliche Schäden gezeitigt hat. 
Die würtlembergische Lehrergehalisordnung. Die Zweite 
Kammer nahm die Gehalisordnung für die ständigen Lehrer 
und Lehrerinnen der höheren Knaben- und Mädchenschulen 
sowie das Gesetz über die Abänderung des Gesetzes vom 
8. August 1907 über die höheren Mädchenschulen an, des— 
gleichen die Gehalisordnung für die Lehrkräfte der Gewerbe— 
und Handelsschulen, für die ständigen Lehrerinnen an den 
Frauen- und Arbeitsschulen, die Tagegeldordnung für die 
nichtständigen Lehrerinnen an diesen Schulen und den Ent— 
wurf eines Gesetzes über Aenderung des Gesetzes vom 22. Juli 
1806 über die Gewerbe- und Handelsschulen. 
Die Ausuceisung eines deuischen Mineningenieurs dementiert. 
Die Norddeutsche Allg. Ztg. schreibt: Die Meldungen über die 
angebliche Ausweisung eines deutschen Mineningenieurs aus 
Debdu haben sich nicht als zutreffend erwiesen. Dem be— 
treffenden Herrn war, wie ouch anderen Europäern, lediglich 
⏑— —— — —— 
Sentimentale, und damit traf er zwar den Nagel nicht auf 
den Kopf, aber dicht dabei. 
Es kam auch heraus, warum Franziska den Freier nicht 
wollte. Ihr Herz hatte schon gewählt, und ganz ihrem 
Gefühlsleben entsprechend. Sie zog nur die Person des Be— 
treffenden in Erwägung — alle Nebenumstände fielen fort. Der 
Erwählte ihres Herzens war ein hübscher, liebenswürdiger 
Mann, aber er war Geselle bei einem Schneidermeister und 
ohne die Mittel, sich dereinst ein eigenes Geschäft zu gründen. 
Was tat das? Sie liebte und wurde wiedergeliebt; Franziska 
war jetzt immer in himmelhochjauchzender Stimmung. 
Da erschien als Freier Friedrich Gothard auf dem Plan. 
Beim letzten Schützenfest hatte er sich in die schöne Franziska 
sterblich verliebt. Er besaß ein stattliches Haus in der Stadt 
und ein Vorwerk mit vielen Aeckern vor der Stadt. Seine 
Familie hatte die Franzosenzeit gut überdauert und war immer 
wohlhabender geworden. 
Aber der Stadtmüller hatte seinen Kopf für sich, und wenn 
er etwas als richtig erkannt hatte, war daran nicht zu rütteln 
und zu deuteln. So hatte er sich fest vorgenommen, daß 
Franziska den Adcerbürger Gothard heiraten sollte. Eben hatte 
er das seiner Frau klar gemacht. 
„Geh, Sephel, und hole die Fränze, ich werde mit ihr 
allein reden. Sie wird doch wohl Vernunft annehmen!“ Ge— 
horsam ging die Frau Stadtmüller hinaus. 
Inzwischen wanderte der alte Burgevis im Zimmer auf und 
nieder. So ganz behaglich war ihm nicht zu Sinn — 
es war doch so ein eigen Ding, jcmand zu einer Heirat zu 
zwingen, die er absolut nicht eingehen wollte! 
Früher, als er jung war, gaben meist die Eltern die Kinder 
zusammen. Aber die hatten sich dann fröhlich gefügt und die 
Madchen sich gefreut, wenn der Freiersmann ordentlich Batzen 
hatte. Ja, früher war eben alles anders gewesen als jetzt! 
Was damals gegolten, galt jetzt nicht mehr. Alles hatte sich 
verändert und verschoben, so vieles Neue wollte ans Licht, 
wollte Beachtung finden. Die Jungen waren alle Brause— 
köpfe geworden — sie achteten der Eltern Wort nicht mehr und 
gingen ihre eigenen Wege. 3— 
Gortsetkung soigt.l 
nahegelegt worden, ein zurzeit infolge militärischer Operationen 
gefährliches Gebiet einstwellen zu verlassen, und er ist, wie 
dis anderen, dieser Aufforderung bereitwillig nachgekommen. 
Ein Zwischenfall hat sich erst später dadurch ergeben, daß der⸗ 
selbe Ingenieur in Oran wegen verbotenen Waffentragens 
zur Verantwortung gezogen wurde. Die französischa Regie— 
rung hat jedoch die Weisung nach Oran erteilt, den deutschen 
Ingenieur außer Verfolg zu setzen und ihm die beschlagnahmten 
Gegenstände zurückzugeben. 
—— — 
Irankreich. 
Die Aushebung farbiger Truppen. Bei der Beratung 
des französischen Senats über das Budget des 
Kriegsministeriums trat der Berichterstatter für fort— 
gesetzte Versuche mit der Aushebung von farbigen 
Truppenein— 
Portugal. 
Entdeckung einer südportugiesischen Verschwörerorganisation. 
Lissabon, 18. Juni. Die hiesige Polizei hat die Organi— 
ation einer monarchistischen Verschwörung in Südportugal 
entdeckt. Die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen 
haben die Verschwörung unterdrückt. Die Verschwörer sind in 
ver Mehrzahl ehemalige Polizeibeamte, Munizipalgardisten 
und Agenten katholischer und französischer Vereine. Sie 
waren von dem Pater Avelino Figueiredo und von Dr. 
Abel Campos angeworben worden. Letzterer ist verhaftet. 
Spanien. 
Die Presse über die Maroklonexpedition. Madrid,; 
18. Juni. Espana Nueva gibt die Versicherung, aus den 
Nachrichten von Larrasch und Elksar gehe hervor, daß die 
in Elksar stehenden Soldaten Gefahr liefen, von 
den Marokkanern angegriffen zu werden. Das 
zlatt will die Franzosen für die Lage verantwortlich machen, 
die es in bitteren Ausdrücken erläutert. Zum Schluß for— 
»ert das Blatt, Frankreich und Spanien sollten Marokko 
rufgeben. — Radijsal bespricht dieselben Gerüchte mit glei— 
her Schärfe. — Heraldo hält es für unmöglich, daß die 
Mahalla des Hauptmanns Moreaux sich Elksar nähere, an— 
dernfalls würde dies für' Spanien den Verzicht auf die 
krfüllung geheiligter Verpflichtungen bedeuten. Das Blatt 
drückt die Hoffnung aus, daß Frankreich die Würde Spa— 
niens einer solchen Probe nicht werde unterwerfen wollen. 
Taaesbericht. 
Lübeck, 19. Juni. 
Parseval VI in Lübeck. 
S Wie schon heute morgen mitgeteilt, steht die Ankunft 
des „Parseval VI“ für heute Montag nachmittag in sicherer 
Aussicht. Sollten die Witterungsverhältnisse sich noch ändern, 
so ist die Ankunft erst morgen nachmittag zu erwarten. Die 
Abfahrt von Hamburg dürfte etwa 4 Uhr nachmittags, die 
Ankunft in Lübeck eiwa eine Stunde späler erfolgen. Sobald 
die Abfahrt von Hamburg erfolgt, die telegraphisch dem Vorstand 
des hiesigen Vereins für Lufischiffahrt ange;eigt wird, sollen 
wei Böllerschüsse von der Hafenbatterie efolgen und es wird, 
vie gleichfalls schon mitgeteilt, quf der Spitze des Petri— 
kirchturmes die lübechkische Flagge von dem Turmde der⸗ 
meister Ruperti gehißt. Wenn das Luftschiff in Lübech gesichtet 
wird, erfolgt die Abgabe weiterer drei Böllerschüsse. Ferner 
wird erwartet, daß die Führer der im Hafen liegenden 
Dampfer und die Besitzer industrieller Etablissements mit 
der Dampfpfeife oder Sirene ein anhaliendes Signal geben 
werden. 
Um für die kurze Zeit einer möglichst großen Besucher— 
zahl den Zutritt zu dem Landungsplatz, dem Exerzierplatz an 
der Arnimstraße zu ermöglichen, sind mehrere Verkaufsstellen 
ür Eintriitskarten errichtet, deren Benutzung besonders emp— 
ohlen wird. Auf dem Platze wird außerdem der Preis um 
30 Pfg. erhöht und 1,850 Mubetragen. Der Jugend wird er— 
freulicherweise gleichfalls Gelegenheit gegeben, der Landung 
»es Luftschiffes beiwohnen zu können. Ein freudiges Will— 
ommen dürfte, wie an anderen Orten, so auch hier die Be 
»ölkerung dem Lufischiffe bieten, dem ersten Lenkbballon, der 
hier landen wird. Seine Ankunft wircd ein historischer Augen⸗ 
hlick werden, wie im vorigen Jahre die Ankunft des Zeppelin— 
schen Luftschiffes auf dem Tegeler Schießplatz bei Berlin. 
Unmittelbar vor Ausgabe des Blattes erhielten wir von der 
hansa⸗Luftverkehrsgeselschaft nachstehendes Privattele— 
zramm: 
Hamburg; 19. Juni. Die für heute nachmittag ge—⸗ 
plante Fahrt des Luftschiffes „Parseval“ nach 
Lübed kann drohender Gewitter wegen nicht zur Aus⸗ 
führung gelangen. Wenn die Wetierlage es gestattet, wird 
die Fahrt morgen nachmittag stattfinden. 
Flottenbund Deutscher Frauen. 
VLübeck, 19. Juni. 
Die fünfte Hauptversammlung des Flottenzundes Deutscher 
Frauen fand vom 16. bis 18. Juni hier in Lübeck statt, 
auf der die Landesverbände und Ortsgruppen des Bundes 
lecht zahlreich vertreten waren. Eingeleitet wurde die Ver— 
ammlung durch eine zwanglose Vereinigung am Abend des 
16. Juni im Hause der Gesellschaft zur Beförderung gemein— 
rütziger Tätigkeit. Am Sonnabend vormittag fand eine Vor— 
»ersammlung der Vertreterinnen statt, an die sich eine von 
der Ortsgruppe Lübeck den Vertreterinnen und den offiziellen 
Gästen gebotene Dampferfahrt nach Travemünde anschloß. 
Am ESonntag vormittag wurde die Hauptversammlung ab⸗ 
gehalten, an der Se. Magnifizenz Herr Bürger— 
meister H. Eschenburg als Vertreter Lübeds, Hert 
Konsul Dimpker als Vertreter der Bürgerschaft, 
zerr Kapitänleutnant Bohmann als Vertreter des 
Reichssmarineamtes, Serr Direltor Hauptmann Dr. 
Röper⸗Berlin als Vertreter des Vereins Seemanns— 
Erholungsheim Berlin⸗Kl.Machnow-Zehlendorf, die Herren 
Senatoren Dr. Eschenburg und Dr. Neumann sowie 
Herr Regierungsrat Dr. Geise teilnahmen. 
Nachdem die Vorsitzende des Bundes, Frl. C. Müller— 
Zannover die Versammlung eröffnet hatte, begrühßte dieselbe 
Frau Senator Dr. Eschenburg als Vorsitzende der 
Lübecker Ortsgruppe des Flottenbundes Deutscher Frauen. Dann 
nahm Herr Bürgermeister S. Eschenburg das Wort 
und hieß die Versammlung im Namen der Stadt Lübed herzlich 
willkommen mit der Versicherung, datz den Bestrebungen des 
Bundes in Lübed das lebhafteste Interesse entgegengebracht 
verde und er den Beratungen der Versamm̃ilung einen guten 
kErfolg wünsche. Hierauf führte Herr Senator Dr. Eschen⸗ 
zurg aus: Es gereichs ihm zu freudiger Genugtuung, den 
Flottenbund Deutscher Frauen guf seinen diesjährigen Tagung 
in Lübedk namens des lübeckischen Landesverbandes des Deutschen 
Flottenvereins begrüßen und herzlich willkommen heißen zu 
dürfen. Beide Vereine verfolgten den gleichen Zweck: das 
Verständnis und die Ueberzeugung von der Notwendigkeit einer 
starken Flotte im Volke zu befestigen und das Interesse an 
eine kraftvolle Entwickelung der Marine in immer weitere 
Kreise zu tragen. Aber über diesen Zweck stehe noch ein 
höheres Ziel. Beide Vereine seien vaterländische Vereine. 
Sie hätten sich die Aufgabe gestellt, bei ihren Mitgliedern 
vakerländische Gesinnung zu pflegen, die Liebe zum Vaterlande 
zu stärken und die Liebe zu Kaiser und Reich in ihnen wach 
zu erhalten. In diesem Bestreben stehe an Hingebung und 
Treue der Flottenbund Deutscher Frauen dent älteren Flotten⸗ 
verein nicht nach. Er habe ein stattliches Kapital ange— 
sammelt, über dessen Verwendung zu vaterländischen Zwecken 
in der heutigen Tagung Beschluß gefaßt werden solle. Möge 
diese Tagung einen schönen und harmonischen Verlouf nehmen. 
ebhafter Beifall.) 
Ferner begrüßten Frau Ministerialratv, Rumpler⸗— 
München die Generalversammlung namens des bayerischen 
Landesverbandes und der Ortsgruppe München, Frau Dorn- 
Dresden im Auftrage der nicht vertretenen sächsischen Orts- 
aruppen und Frau Hofkammerpräsident von 
Bassewitz-Gotha namens des thüringischen Landesverbandes 
sowie der Protektorin desselben, Ihrer Königl. Hoheit Herzogin 
von Sachsen-Koburg-Gotha. 
FIrl. Müller dankte hierauf für diese Bewilllommnungen 
und begrüßte nun im Auftrage des Zentralvorstandes die 
Vertreter des Senates, des Reichsmarineamtes sowie des 
Vereins Seemanns-Erholungsheim zu Berlin und gab hierauf 
einen Bericht über die allgeneine Lage des Bundes. Sie 
job einleitend hervor, daß bei der vorjährigen Tagung in 
Zeidelbern mit großer Einmütigkeit Lübeck zum diesiährigen 
Tagungsort gewählt worden sei, dankte für die gute Vor— 
bereitung der Versammlung sowie für die überaus freundliche 
Aufnahme in Lübed und führte dann u. a. aus: Als infolge 
Verständnislosigkeit der Volksvertreter für die Mahnung des 
Kaiseis, daß uns eine starke Flotte bitter not tut, vor fünf 
Jahren das Flottengesetz abgelehnt worden sei, hätten deutsche 
Frauen den Plan gefaßt, durch Sammlung freiwilliger Gaben 
die Mittel für ein Kriegsschiff zusammenzubringen. Das habe 
gewirkt; die deutschen Männer hätten nicht hinter der Opfer⸗ 
willigkeit der deutschen Frauen zurückstehen wollen und das 
Flottengesetz sei angenommen worden. Infolgedessen habe zwar 
der Bund sein ursprüngliches Ziel aufgeben können, es aber 
dennoch für notwendig gehalten, weiter zu sammeln und zu 
sparen, um etwas wahrhaft Großes und Secgen— 
bringendes für die Kriegs- und Sandelsmarine tun 
zu köonnen. Infolgedessen seien auch alle Anträge 
auf Aufwendungen aus dem Vermögen des Bundes für 
leine Angelegenheiten abgelehnt worden; nur dem Verein See— 
nanns-Erholungsheim sei eine Zuwendung von 3000 Mige— 
nacht worden. Rednerin ging dann zum Jahresbericht über 
uind führte aus: Mit dem Jahre 1910 habe der Flotten- 
ound Deutscher Frauen das fünfte Jahr seiner Tätigkeit be— 
schlossen und er dürfe sroh und befriedigt auf die Arbeit dieses 
Jahres zurückblicen. Nach der sehr harmonisch und anregend 
berlaufenen Generalversammlung in Heidelberg habe sich über— 
all neuer Eifer gezeigt, und wenn auch einige von den kleinen 
Sammelstellen wegen Todesfall oder Verseßzung der Gründerin 
leider eingegangen seien, so habe der Bund dafür größere Städte 
zewonnen, die ihm bislang noch gefehlt hätten. Die Arbeit 
des Zentralvorstandes sei so sehr gewachsen, daß eine Sekre— 
tärin habe angestellt werden müssen. Zum Zwecke der Pro— 
paganda sei Frl. Th. A. Sprüngli in Düsseldorf für ver— 
schiedene Vorträge im Rheinlande verpflichtet worden, und die 
Vorsitzende, besonderen Einladungen folgend, habe in Hildes— 
heim, Weimar, Eisenach, Dessau und Detmold Vorträge ge— 
zalten, die alle von recht befriedigendem Erfolge gekrönt gewesen 
seien. Viel Mäühe und Verdruß sei dem Zentralvorstande durch 
odie Unordnung in dem Verlage der Zeitschrift „Der Flotten⸗ 
bund“, einer Hamburger Firma, erwachsen. Der Vertrag miit 
»ieser Firma habe gekündigt werden müssen; zurzeit werde mit 
‚wei anderen Firmen wegen Uebernahme des Verlages des Bun⸗ 
desorgans verhandelt. Mit besonderem Danke gedachte der 
Bericht sodann einzelner Mitglieder, die dem Bunde alljährlich 
teiche Geldgeschenke machen, vor allem einer patriotischen Tame, 
die ihm jedes Jahr 500 Misende. Zum Schluß sprach die Vor—⸗ 
sitzende dem Deutschen Flottenverein und ganz besonders seinem 
Präsidenten, Sr. Exzellenz Großadmiral von Koester, herz⸗ 
lichen Tank des Bundes für alle ihm in diesem Jahre zuteil 
gewordene tatkräftige Mithilfe aus und berichtete, daß Se. 
Majestät der Kaiser geneigt sei, die Damen des Vor⸗—⸗ 
standes in Kiel an Bord der „Hohenzollern“ zu emp⸗ 
fangen. 
Hierauf erstattete Frau Kommerzienrat Spiegel- 
berg⸗Hannover den Kassenbericht, demzufolge der Bund 
einschließlich eines Vortrages von 28 340,22 Mueine Einnahme 
yon 67778,05 Mehatte, der eine Ausgabe von 41054,70 M, 
vovon 835 059,70 Miin Wertpapieren angelegt wurden, gegen— 
aͤbersteht, so daß 26 724,75 Miauf neue Rechnung vorgetragen 
werden konnten. Das Gesamtvermögen des Bundes betrug am 
1. Januar d. J. 135 724,75 M. 
Im Auftrage des Vereins Seemanns-Erholungsheim-Berlin 
dankte Herr Direktor Dr. Röper für die Zuwendung von 
3000 Miäund bat um weitere jährliche Zuwendungen, damit 
auch weniger bemittelten Angehörigen der deutschen Kriegs- und 
Handelsmarine Gelegenheit geboten werden könne, in dem Heime 
Genesung und Erholung zu finden. Insbesondere bitte er auch 
die Stadt Lübed, gleichvie Hamburg und Bremen, die jährlich 
je 1000 Mdem Heime zuwendeten, diesem eine dauernde Unter⸗ 
stützung zu bewilligen. 
.Sodann beantragte Frau Regierungsrat Umpfen- 
bach als Vertreterin der Ortsgruppe Hildesheim; die 
aächstjährige Generalversammlung dort abzuhalten. Der An⸗ 
trag wurde angenommen. Im Anschluß hieran teilte die Vor- 
—D 
beten hätten, die Generalversammlung dieses Jahres in Plauen 
abzuhalten. Dieser Einladung solß entsprochen werden. 
Hiernach waren verschiedene geschästliche Angelegenheiten zu 
ordnen. Die Verhandlungen hinsichtlich Gewinnung eines neuen 
Verlages für die Bundeszeitung wurden einer Kommission, be— 
stehend aus den Damen Frau Elster-Adorf Wogtland), 
Frau Regierungsrat Umpfenbach-Hildesheimz 
Frau Kommerzienrat Spiegelberg-SHannovel 
und Frl. von Kaufmann⸗Hannover, sowie den Herren 
Kammerdirektor Dr. Oehrl-Dresden-Lößnitz; 
Regierungsrat a. D. Heydemann-Hannover und 
Direktor Hauptmann Dr. Röper-Berlin,; beauf⸗ 
tragt. Frau Dorn⸗Dresden sprach sich im Auftrage des 
Vorstandes des Landesverbandes sür das Königreich Sachsen 
zegen die Weiterführuna der Bundeszeitung aus
	        
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