Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

sãhrlichen Antrieb von ca. 30 000 Echlachtrindern, die zu Fleisch 
extrakt und anderen Konserven verarbeitet werden sollen. Da 
scheint es denn doch an der Zeit zu sein, wenn die Mehrheit 
der Farmervereine sich für die Frage interessiert, wohin diese 
Quantitäten abgesetzt werden sollen. d.) 
—h — — 
Inland und Ausland. 
Deutsches Reich. 
Der Provinzialvorstand der Landespartei der nationallibe⸗ 
ralen Partei für Schleswig-Holstein, Lübeck und Lauenburg 
hielt unter Teilnahme der Reichs- und Landtagsabgeordneten 
und der Reichstagskandidaten am 14. Juni ein« 
Sitzung ab. In dieser gab der Kassierer, Herr Dr. Horn⸗ 
Kiel, zunächst einen Ueberblick über die finanziellen Ver— 
hältnisse; darauf wurden Organisations- und Agitationsfra— 
gen besprochen, den Schluß der Verhandlungen bildete ein 
Referat über die politische Lage. In der Dis— 
kussion wurde einmütig festgestellt: die nationalliberale Par—⸗ 
tei des Landesverbandes bleibt eine nationale und liberale 
Mittelpartei, unabhängig von rechts und unabhängig von 
links; sie läßt sich von dieser Stellung weder durch Drohun⸗ 
gen noch Lockungen abdrängen. Der Vorstand steht mit 
dieser Auffassung auf dem Boden der Beschlüsse des letzten 
Parteitages in Lübeck und des gesamten Provinzialaus— 
schusses; der Entschließung des letzteren, in möglichst allen 
Kreisen Kandidaten aufzustellen, ist ebenfalls entsprochen. 
Bei der glücklichen Wahl der Kandidaten wird bei eifriger 
Arbeit der Erfolg nicht ausbleiben. Von den anwesenden 
Kandidaten wurden Herr Dr. v. Bröcker (6. Kreis) und 
Herr Professor Harries (10. Kreis), welche zum erstenmal 
einer Vorstandssitzung beiwohnten, besonders begrüßt. In 
beiden Kreisen ist schon für die nächste Zeit eine beson— 
ders eifrige Arbeit in Aussicht genommen. 
Ju der gestrigen Sitzung des preußischen Abgeordneten⸗ 
hauses, das nach längerer Pause seine Beratungen wieder auf—⸗ 
genommen hat, wurden Wahlprüfungen und Petitionen, zu⸗ 
meist entsprechend den Kommissionsvorschlägen, erledigt. Zur 
Annahme gelangte u. a. ein Antrag auf Förderung der 
Ziegenzucht im Interesse der Ernährung der Familien der 
ländlichen Kleinwirte, ein Antrag auf Revision der Tarife 
der Katasterämter im Interesse der Kleingrundbesitzer, end⸗ 
lich ein Antrag betreffend die Notwendigkeit starker Förde— 
rüng der Moorkultur. Im letzteren Punkte herrschte auf 
allen Seiten des Hauses volle Uebereinstimmung. Als am 
Schlusse der Sitzung Abg. Hirsch (Soz.) den Wunsch äußerte, 
daß der Antrag der Fortschrittlichen Volkspartei auf Einfüh— 
rung des Reichswahlrechts in Preußen auf die Tagesord— 
nung gesetzt werden möge, erwiderte, der Präsident, daß 
zunächst alle Gesetzzesvotlagen erledigt werden müssen. 
Die Handelslommission des preuzischen Herrenhauses hat 
eine Pelition des westfälischen Provinziallandtags um Frei—⸗ 
lassung des Verlkehrs zwischen Stationen des Dortmund- 
Herne-Ems-Kanals vom staatlichen Schleppmonopolbetriebe der 
Staatsregierung zur Erwägung überwiesen, eine Petition der 
deutschen Mittelstandsvereinigung um Inkraftsetzung des zwei— 
ten Abschnittes des Reichsgeseßes über die Sicherung 
der Bauforderungen vom 1. Juni 19009 in den 
Gemeinden, wo der Nachweis des Bauschwindels er— 
bracht und die Inkraftsetzung von der Sandwerkskammer 
befürwortet wird, wurde als Material überwiesen. 
Der Präfident des Reichsbankdirektoriums, Wirklicher Geh. 
Rat Havenstein, der, wie man sich erinnert, eine schwere Blind⸗ 
datmoperation durchgemacht hat und dessen Zustand eing 
Zeitlang zu größter Besorgnis Anlaß çab, hat sich, der N. 
G. C. zufolge, vollständig erholt und wird die Privatklinik 
des Geheimrats Dr. Körte, in der er sich noch befindet, in 
den nächsten Tagen verlassen können. 
Interpellation über die Maub und Klauenfeuche. Die kon⸗ 
servalive Fraktion hat im preußischen Abgeordnetenhause fol⸗ 
gende Interpcllation eingebracht: „Was gedenkt die königliche 
Staatsregierung zu tun, um die Gefahr der Verbreitung der 
Maul- und Klauenseuche durch die Abhaltung der Manöver 
zu verhindern?“ 
Leh 1ngswesen und Verufserziehung des gewerblichen Nach⸗ 
wirchses. Die fünfte Konferenz der Zentralstelle für Volks— 
wohlfahrt findet vom 19. bis 21. Juni in der Stadthalle zu 
Elberfeld statt. Die Konferenz wird sich mit dem Thema be— 
schäftigen: Das Lehrlingswesen und die Berufserziehung des 
ure blichen Nachwuch'es. Die Tazesordnung lautet: 1. Haupt- 
wechselie sich immer mit dem Altgesellen ab. Für ihn war 
es gleich, ob Tag oder Nachtzeit, immer war er auf dem 
Posten. Seine gedrungene Gestalt schien von Eisen zu sein, 
wie ein knorriger Eichenstamm, der von Jahr zu Jahr fester 
wird, überdauerte er Arbeit und Mühsal. Und seine Frau 
ließ ihm darin nichts nach, sie blühte in ihrer blonden Schön⸗ 
heit immer mehr auf, je größer die Kinderzahl und damit 
die Arbeitslast wurde. Sie waren ein Paar, so ganz ge—⸗ 
schaifen für die damaligen schweren Zeiten, Körper wie Eben⸗ 
holz und Nerven wie Stahl. Ihre gefüllten Korn- und Mehl- 
sädde erschienen ihnen als leichte Ware. — 
Bisher war der Wohlstand in der Mühle daheim gewesen. 
Der Stadtmäller hatte Wertpapiere und seine Aeder draußen 
vor der Stadt gehörten zu den besten. Trotz der großen Kin⸗ 
derschar mehrte sich sein Reichtum von Jahr zu Jahr. 
Aber da änderte sich plötzlich das Bild, das bisher ein 
so friedliches gewesen. Wilde Scharen durchzogen die Straben, 
man hörte allerorts kauderwelschen und parlieren. Die bunten 
Uniformen der Franzosen und anderer Soldalen tauchten überall 
auf und verbreiteten blinden Schreden in der Stadt. 
Man versammelte sich beim Ratmann und Stadtmüller 
Burgevis. Er sollte guten Rat geben, was zu tun sei. Er 
tat es auch nach bestem Wissen und Gewissen. Er war für 
mölichstes Friedgenhalten mit den Welschen. — Einerseits lag 
das Friedliche in seiner urgesunden Natur zu tief begründet, 
und dann enisprang es seiner giohen Klugheit. 
(Fortsetzung soigt) 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Lübechk, 17. Zuni. 
Stadthallen⸗Theater. 
„Die Fledermaus“, 
Doperette in ßB Akten von Zohann Strauß. 
Gastspiel von Eduard Goebel. 
Der erste Operetten⸗Abend der Sommerspielzeit, Eduard 
Goebel und „Die Fledermaus“ — die drei Magneten hatten 
us endlich einmal permocht, unsere so theatermüde gewordene 
ꝛeferat: Grundfragen der Berufserziehung und des Lehrlings— 
vesens. Referent: Landesgewerberat Dir. Kühne— 
Berlin. Korreferate: a) das Lehrlingswesenim Hand— 
werk. Referent: Dr. Wilden, Geschäftsführer der Hand— 
werksklammer in Duüsseldorf; b) das Lehrlingswesenin 
der Industrie. Referent: Duplom-Ingenieur Fr. Frölich 
Heschäftsführer des Vereins Deuischer Maschinenbauanstalten, 
Tüsseldorf; c) das Lehrlingswesen im Handel. Referent: Prof. 
Dr. Behrend, Studiendirektor der Handelshochschule in Mann— 
zeim. 2. Hauptreferat: Das gewerbliche Schulwesen, nament— 
ich die Fortbildungsschule und ihre Bedeutung für die Berufs— 
zrziehung. Referent: Fortbildungsschuldirektor Haese-Char⸗ 
ottenburg. 3. Hauptreferat: Berufswahl und Lehrstellender⸗ 
writtlung. Referent: Privatdozent Dr. H. Wolff, Direktor 
»es Statistischen Amts, Halle a. S. Der von Dr. jur. J. 
Altenrath verfaßte Vorbericht GBerlin, C. Heymanns Verlag) 
enthält eine schätzbare Zusammenstellung des einschlägigen Ma— 
erials. 
Ein Gesetzeniwurf über die Aufsuchung und Gewinnung vom 
Steinkohle wird dem Landtag in der nächsten Session zugehen. 
dieser Entwurf ist eine Folge des allgemeinen Berggesetzes 
dom Jahre 1907 und wird neue Bestimmungen über Mutungs— 
recht und Feldesstreckungsfristen enthalten. Voraussichtlich wer— 
den auch die Interessen solcher Personen berücksichtigt werden, 
die zu einer Zeit, wo die Entdeckung von Steinkohle an sich 
noch ein Mutungsrecht gab, eine Entdeckung gemacht und 
nur wegen unverschuldeter Nichtwahrung der Feldstreckungs— 
pflicht dieses Recht verloren haben. 
Defte rreich⸗ Ungarn. 
Die Stichwahlparole in Oesterreich. In der gestrigen 
Sitzung der christlich-sozialen Parteileitung wurde 
pereinbart, den Vertretern des deutschen Nationalverbandes 
'olgenden Beschluß bekanntzugeben: Unter den obwaltenden 
Umständen ist die christlich-soziale Partei zu ihrem Be⸗ 
»auern nicht in der Lage, eine allgemeine Weisung bezüglich 
»es Verhaltens in den Stichwahlen hinauszugeben; sie 
überläßzt es somit den Landesparteileitungen, in dieser Frage 
Entscheidungen zu treffen. Wie verlautet, wurde in Ober⸗ 
zsterreich und Salzburg zwischen den Christlich-So— 
sialen und den Sozialdemokraten ein Stichwahlkompromiß ab— 
geschlossen. 
Frankreich. 
Ein Buch über den Deutschen Kaiser unter dem Titel 
Guillaumo II — co qu'il dit, ce qu'il pense“ veröffentlicht ein 
Mitarbeiter des Eclair, Jules Arren. Der französische Jour— 
nalist ist von der Friedenstreue des Kaisers fest überzeugt, 
benso von seiner ehrlichen Soldatennatur, die durch einen 
zewissen Mystizismus einen seltsamen Schimmer erhalte. Denn 
»er Kaiser glaube die Hegemonie Deutschlands nicht nur 
auf der militärischen Kraft begründet, sondern mehr noch 
moralisch gerechtfertigt, von der göttlichen Ordnung be— 
sttimmt. Arren weist dann nach, daß von Kaiser Wilhelm II. 
nicht das geringste Zugeständnis hinsichtlich Elsaß-Lothringens 
im französischen Sinne zu erwarten sei, um zum Schluß 
die Politik des Deutschen Kaisers Frankreich gegenüber in 
'olgenden Worten zusammenzufassen: „Diese Politik wird 
oon der Idee beherrscht, den Revanchekries zu vermeiden, 
ohne natürlich in der elsaß-lothringischen Frage irgendwie 
nachzugeben. Gleichzeitig sieht er aber Frankreich nicht als 
ein Sindernis der wirtschaftlichen Entwicklung des Reiches 
an, abgesehen von den Fällen, da es sich, wie in Marokko, 
von der englischen Politik fortreißen läßt. Er wünscht also 
ehr aufrichtig eine Annäherung. Man muß sich aber wohl 
hüten, ihn bald als einen Mann anzusehen, der einen Krieg 
nit Frankreich wünschte, bald als einen solchen, der zu 
Zugeständnissen bereit wäre, die wir als unumgängliche 
Präliminarien jeder Annäherung ansehen.“ 
Amerika. 
Der Gegenseitigkeitsvertrag gesichert? Aus Newyork meldet 
ein Telegramm vom 16. Juni: Die Opposition gegen 
den Reziprozitätsvertrag zwischen den Vereinigten Staaten 
und Kanada kann nun als überwunden gelten. Man glaubt 
hier allgemein, daß der Senat den Vorschlägen mit großer 
Mehrheit zustimmen werde. So hat der Eisenbahnmagnat 
hHill den Gegenseitigkeitsvertrag als eine unbedingte Not— 
wendigkeit für einen gedeihlichen Aufschwung der wirtschaft— 
ichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern bezeichnet. 
—X 
vübeder in den Saal am Krähenteich zu ziehen. Hoffentlich 
zewöhnen sie sich nun dort hin. Man darf sagen: der Anfang 
ʒer Operettenspielzeit war vielversprechend für jeden, der billige 
Rücksichten gelten läßt. Cilri Schöneberger ist eine 
ichete Künstlerin, deren stimmliche Vorzüge in der Höhe liegen. 
Ihr elegantes Auftreten und der ra'ĩsige Vortrag des ungarischen 
Liedes eroberten ihr als Rosalinde mehrfach spontanen Applaus. 
kine sehr erquickliche, liebenswürdige Leistung war die Adele 
on Blanda Soffmann. Sie singt frisch und mit an— 
nutiger Stimme, nicht soubrettenhafter, als ihr Fach es eben 
nit sich bringt, und outriert auch nicht im Spiel. Ihre große 
Szene mit Eisenstein fand denn auch fröhlichsten Beifall. Tie 
heiden Künstlerinnen versprechen eine Reihe erfreulicher Leistungen. 
denry Stone hätte den Alfred noch sympathischer geben 
önnen, weniger frech und mehr leichtsinnig. Sein in der 
höhe ausgiebiger Tenor klingt leicht gepreßt und reichlich nasal. 
Seine musikalische Sicherheit machte sich mehrfach wohltätig 
bemerkbar. In der Gefängnisszene hätte er nicht fortwährend 
ns Publikum singen sollen. 
Eduard Goebel wurde natürlich jubelnd empfangen, 
war brillant bei Stimme und sang sehr flott und liebens⸗ 
vurdig. Den ersten Akt hätte er etwas leichter nehmen können, 
twas vperettenmäßiger. 
Vom Schauspielensemble machten sich durch hingebende Teil⸗ 
nahme verdient Josefine Seifert als blasierter Orlofsky, 
Dheodor Ditz als Advokat und Falk als Dr. Falke. 
Pichon spielte und sang den Gesfängnisdirektor mit hin—⸗ 
reihender Lustigkeit und trug so viel zum Erfolg des Abends 
»ei. Seidler, der Bewährte, der schon so manche flaue 
Szene mit seinem urwüchsigen Humor über Wasser gehalten 
hat, setzte dem wundervollen Gefängnisakt lustige Schlaglichter 
auf und hat als Spielleiter ebenfalls seine Aufgabe höchst 
ineikemenswert gelöst. Kapellmeister Sey del⸗Stöger hielt 
wufopfernd mit sicherer Hand die auseinanderstrebenden Geister 
»es Chors und Orchefters zusammen, und wenn er auch Ent⸗ 
lessungen nicht ganz verhindern lonnte, so führte er doch 
»as Orchefter rhythmisch straff, stüßte die Ensemblesätze mit 
nutem Erfolg und trug so zum Gelingen des Ganzen mit das 
heste bel 8.0. P. 
Tagesbericht. 
Luübeck, 17. Juni. 
20 Jahre Kranken⸗ und Invalidenfürsorge der 
Landesversicherungsanftalt der Hansestädte. 
Anläßlich des 20jährigen Bestehens der Kranken⸗ und 
Invalidenfürsorge der hiesigen Landesversicherungsanstalt hat 
die Direktion die Erfolge dieser sozialen Bestrebungen in 
einem umfangreichen Werke zusammengestellt und veröffent- 
icht. Das Titelblatt des Buches zeigt in ornamentaler 
Umrahmung ein Bild des Gebäudes der Landesversicherungs- 
instalt in den Anlagen vorm Mühlentor sowie den Reichs— 
adler mit der Kaiserkrone und die Wappen der drei Hanse— 
tädte sowie die Jahreszahlen 1891 —1911. 
Die sozialpolitisch hochbedeutsame Veröffentlichung schil— 
dert in anschaulicher Weise die Heilbehandlung von Ver— 
icherten, die Heilbehandlung in eigenen und in fremden 
Anstalten, die Ergebnisse der Heilbehandlung, die Fürsorge 
ür Invaliden und Maßnahmen auf dem Gebiete der 
allgemeinen Volkswohlfahrtspflege. 
Aus der Entstehung und Entwickelung der Krankenfür— 
orge sei für heute hervorgehoben, daß es zwar schon in 
en ersten Jahren nach dem Inkrafttreten des Invaliditäts— 
ind Altersversicherungsgesetzes nicht an praktischen Versuchen 
ruf dem Gebiete der BVeilfürsorge gefehlt hat. Als einer 
zer ersten aber ist hierbei der Vorstand der HanseatischenVersiche— 
ungsanstalt für Invaliditäts- und Altersversicherung — 
etzige Landesversicherungsanstalt der Hansestädte — zu 
Lübeck unter seinem verdienstvollen ersten Vorsitzenden, dem 
eider zu früh verstorbenen Direktor Gebhard, bahn— 
zrechend vorgegangen. Bereits in einem Rundschreiben vom 
20. Okt. 1891 erging an die Organe der Krankenversicherung 
»er Hansestädte die Aufforderung, Fälle, in denen die 
ßenesung eines kassenseitig behandelten Kranken zwar mög— 
rich, innerhalb der statutarischen Unterstützungszeit aber nicht 
zu gewärtigen sei, so rechtzeitig dem Vorstande mitzuteilen, 
daß die Versicherungsanstalt sich über die Fortsetzung des 
Heilverfahrens bei Ablauf der Unterstützungspflicht der Kasse 
chlüssig machen könne. In den Jahren 1891 bis 1893 hatte 
die Krankenfürsorge keine ermutigende Erfolge; aber dennoch 
ieß sich der Vorstand in der Ueberzeugung, daß Gesundheit 
uind Erwerbsfähigkeit für den Arbeiter als das höchsté 
Lebensgut anzusehen und jeder Rente vorzuziehen sind, von 
»em einmal eingeschlagenen und als richtig erkannten Weg 
nicht abbringen. Und die im Laufe der 20 Jahre erzielten 
Erfolge haben dem Vorstande Recht gegeben. 
Die Fürsorge für die Invaliden wurde 10900 reichsgesetzlich 
ingeführt, worauf die Landesversicherungsanstalt 1902,03 das 
znvalidenheim Groß-Hansdorf errichtete. Da es aber zu wenig 
senutzt wurde, ist es am 1. April 1908 in ein Erholungsheim 
ür tuberkulöse Männer umgewandelt worden. Seitdem wird 
die Invalidenfürsorge durch eine in Hamburg. und Lübeck einge 
ichtete Invalidenpension durchgeführt. 
Schließlich sei noch erwähnt, daß das Buch eine große An— 
zahl Abbildungen von geheilten Lupuskranken, Hauttuberkulose⸗ 
und Hautkrebskranken, sowie Aufnahmen von den Beilanstalte 
der Versicherungsanstalt enthält. 
*WMostpersonalnachrichten. Die Telegraphenassistentenprü⸗ 
fung hat bestanden: Telegraphenanwärter Krull, Lübeck. 
Versetzt ist der Postsekretär Fick von Oldesloe nach Lübeck. 
*Der 38. Deuische Gastwirtetag in Braunschweig faßte 
zur Lustbarkeitssteuer nachstehende Entschliezung: „Nach dem 
Kommunalabgabengesetz ist den Kommunen die Befugnis ge— 
zeben zur Erhebung von Lustbarkeitssteuern. Im Laufe der 
zeit haben sich diese Steuern nicht als indirekte für die 
Allgemeinheit, vielmehr als Sondersteuern für den Gast⸗ 
wirtestand herausgebildet. Die heute in Braunschweig zum 
38. Gastwirtetag versammelten Vertreter des deutschen Gast⸗ 
virtsgewerbes erheben hiermit gegen eine derartige Sonder— 
zelastung energischen Protest, da das Gastwirtsgewerbe ohne⸗ 
hin schon übermäßig mit Sondersteuern belastet ist. Zur 
Förderung unseres volkswirtschaftlichen Lebens bedarf es 
ür jeden Stand der vollsten Freiheit im Verkehr. Daß 
etzt noch dazu in der Reichshauptstadt, der Zentrale eines 
internationalen Verkehrs, die Einführung einer Lustbarkeits- 
teuer vorbereitet wird, erregt ganz besonders das lebhafte 
Befremden des Gastwirtstages, da darin eine Semmung 
des Verkehrs und der Entwicklung der kulturellen Auf— 
gaben des Volkslebens erblidt werden muß.“ 
Ausflüge nach Travemünde und nach der „Waldhalle“ 
unternahmen Donnerstag der Altonager Haus- und 
Frundeigentümerverein und der St. Pauli— 
Hafenverein. Sie fuhren gemeinsam um 8 Uhr 50 Min. 
»om Samburger Hauptbahnhof im Sonderzuge ab und 
kehrten abends 1154 Uhr wieder dorthin zurück. 
S Zwangsverkänfe. Am 16. Juni 1911 wurde im Termin 
zor dem Amtsgerichte dem Tischlermeister J. H. Schütt, 
dübeck, zugeschlagen das Grundstück Lachswehr-Allee Nr. 5 
ür das am 2. Juni 1911 von dem Glasermeister J. F. 
A. Zimmermann, Lübeck, abgegebene und hinterher an Schütt 
abgetretene Gebot von 27 146,05 M. 
Zuschriften an die Redaktion. Wir bitten, Briefe, Manu⸗ 
tripte, Beiträge uswp., die für die Redaktion der Lübedischen 
Anzeigen bestimmt sind, nicht an die Redalteure unseres 
Blattes persönlich, sondern immer ganz allgemein an die 
Redaktion der Lübecdischen Anzeigen zu adressieren, 
damit keine Verzögerung in der redaktionellen Erledigung 
der an uns gerichteten Postsendungen eintritt. 
Strafkammer J. Sitzung vom 16. Juni. Wegen 
remeinschaftlichen Haus friedensbruchs wurden 
er Marktreisende Heinrich So. und der Schleifer Josef Bo. 
von hier, vom hiesigen Schöffengerichte zu 10 Tagen Ge— 
ängnis verurteilt. Am 23. Januar waren die beiden Ange⸗ 
lagten zum Händler Br. hier gegangen, um Latten abzu— 
olen, die Br. von So. in Verwahrung erhalten hatte. Nach 
zem Aufladen der Latten verlangte So. auch die Herausgabe 
ines dem Br. geliehenen Handwagens, den Br. aber nicht 
‚erausgeben konnte, weil er ihm inzwischen gestohlen war. 
Run fingen die Angeklagten an, Br. in arger Weise zu be⸗ 
chimpfen, sie machten Miene, sich tätlich an ihm zu vergreifen 
ind versuchten, einen Br. gehörigen Wagen mitzunehmen. 
Alle Aufforderungen des Br., sich zu entfernen, ließen sie 
inbeachtet, und erst als andere Personen hinzukamen, gingen 
is fort. Gegen das schöffengerichtliche Urteil haben beidt 
Angeklagte Berufung erhoben. Nach wiederholter Beweis⸗ 
rufnahme wird die Berufung des Br. für unbegründet erachtet 
ind verworfen. So. war trotz ordnungsmäßiger Ladung nichs
	        
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