Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Wöõchentlich 13mal Wochentags morgens und 
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Beilagen: Vaterstadtische Blätter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der sfreien und Hansestadt Lübeck 
heiblatt: Gesetze und Verordnungsblatt 
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161. Jetzrgang Nachrichten für das Herzogtum Tauenburg, di 
Eine vnunterdromene eshe fr Iahreo dnge der .ubeischen am gürstentümer Ratzeburg, Lübed und das angren⸗ 
—S——— Jende medlenburgische und holsteinische Gebiet. 
Drud und Berlas: Sebrader S0 rGers G. m. b. 8. in Lubed. — Geschatistelle Wreb beaus Gbniastt. 46). Ferniprecher 8000 u. 80on. 
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Ausgabe 
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Erstes Blatt. Bier 
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Erohe Ausgabe) Dienstag, den 17. Januar 1904. 
Abend⸗Blatt Kr. 30. 
Rlatt. 
nιιια ιιιXπαααα 
* 2 
der Entwurf eines Pensionsversicherungs⸗ 
gesetzes der Privatangestellten. 
Lübecdc, 17. Jan. 
Der Entwurf zu dem neuen Pensionsversicherungs⸗ 
zesetz der Privatangestellten ist nunmehr am Montas 
im Reichssanzeiger veröffentlicht worden. Genau 
eiin Jahr, nachdem der Staatssekretär Delbrück, surz nach 
Anttitt seines Amtes, auf eine Interpellation im Reichstage 
ant 17. Jan. 1910 erklärte, dahß er einen Gesetzentwurf über 
die staatliche Pensionsversicherung der Privatangestellten noch 
nicht in Aussicht stellen könne, ist das Gesetz als Vorlage für 
den Bundesrat im Reichsanzeiger veröffentlicht. Der ein—⸗ 
mütige Wille des Reichstages und die ebenso unermädliche 
Agitation der Angestellten hat den Erfolg gebracht. 
Der Gesetzentwurf, der mit 376 Paragraphen wesentlich 
imfangreicher ist, als man erwarten konnte, entspricht nun 
n seinen ktechnischen Grundzügen durchaus der zweiten 
amtlichen Denkschrift, die von der großen Mehrheit der An— 
zestellten gebilligt war. Die neue Privatbeamtenversichecung 
ist völlig unabhängig von der allgemeinen Invaliden- und 
hinterbliebenenVersicherung, die gegenwärtig auch durch die 
Reichsversicherungsordnung neugeregelt wird. Die Ange— 
bellten unterliegen also zu mindestens drei Vier— 
zeln einer zweifachen Versicherungspflicht und 
erhalten aus zwei verschiedenen Reichseinrichtun— 
zen ihre Renten. 
Bezüglich der Leistungen bleibt der Entwurf aller— 
dings recht weit hinter den Wünschen der Angestellten zurück. 
Er bezieht nicht, wie ursprünglich beabsichtigt wurde, die Ge— 
amtheit der Privatbeamten in den Versicherungszwang ein, 
ondern nur die Gehaltsstufen bis zu höchstens 5000 Muäjähr— 
lich. Auch läßt er gewisse Berufsgruppen, wie beispielsweise 
die Bureauangestellten, ganz unberücsichtigt. 
Die Angestellten werden in 9 Gehaltsklassen eingeteilt, von 
denen die ersten vier mit den Lohnklassen der Invalidenver— 
iicherung übereinstimmen, während die letzte die Gehaltsstufe 
von 42—5000 Meumfaßt. Die Prämie ist einheitlich für 
jede Gehaltsstufe festgesetzt, beträgt aber nicht 8 980, wie 
die Denkschrift des Reichsamtes nach dem Wunsche der Inter⸗ 
essenten vorschlug, sondern nur 5—27 0. Demgemäß fallen 
auch die Renten geringer aus, als man erwartet hat. Die 
Alterse« und Invalidenrente Ruhegeld) beginnt nach 
120 Beitragsmonaten mit 10—18 04 des versicherten Gehaltes 
und steigt jährlich um —1oα, so daß sie nach 40 ununter⸗ 
brochenen Dienstjahren in der untersten Gehaltsklasse 25 00, 
n der obersten 45 00 des Durchschnitts gehaltes beträgt. 
Das Ruhegeld wird gewährt, wenn der Versicherte das 
35. Lebensijahr vollendet oder zur AuUsübung seines 
Berufes dauernd unfähig ist, insbesondere wenn seine Ar— 
neitssähigkeit auf weniger als die Hälfte des Gehaltes 
ines gesunden Versicherten von ähnlicher Ausbildung und 
leichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten herabgesunken ist. 
die Witwenrente beträgt zwei Fünftel des Ruhegeldan—⸗ 
pruches. Waisenkinder erhalten je ein Fünftel, Doppel- 
vaisen je ein Drittel der Witwenrente. 
Als Träger der Versicherung ist eine in Berlin zu er— 
ichlende rechtssähige Reichsversicherungsanstalt mit 
ffentlich behördlichm Charakter in Aussicht genommen. Sie wird 
ertreren durch ein Direktorium unter der Aufsicht des Reichskanz⸗ 
ers. An seiner Seite wirkt ei VBer waltungsrat aus minde— 
tens je 25 Vertretern der versicherten Angestellten und ihrer Ar— 
eitgeber. Dieser Verwaltungsrat wird durch Verhältniswahl 
usammengesetzt. Außerdem ist ein Verwaltungsaus— 
chuß aus den Mitgliedern des Verwaltungsrates vor⸗ 
esehen sowie lokale Rentenausschüsse und Vertrauensmänner. 
Streitigkeiten werden von Schiedsgerichten und 
Aberschiedsgerichten erledigt. Die Bestimmung über 
zas Verfahren ebenso wie über die Einleitung von Heilbe— 
jandlung zur Verhütung der Rentenbezugsberechtigung ent— 
prechen den Vorschriften in der allgemeinen Invalidenver- 
icherung. Zuschüsse aus allgemeinen Reichsmitteln 
ind nicht vorgesehen, sondern die Gesamtkosten 
verden aus den Beiträgen gedeckt, die je zur Hälfte 
bon den Versicherten und ihren Arbeitgebern aufzubringen sind. 
Nach dem ganzen Ausfall dieses Entwurfes ist zu er— 
warten. daß die 2 Millionen Vrivatangestellten nicht voll 
befriedigt sein werden. Sie werden vielmehr versuchen, den 
Reichstag zu einer Erhöhung' der Rentenleistungen, natürlich 
inter entsprechender Erhöhung der Prämie, zu veranlassen. 
Ib der Reichstag diesem Wunsche nachkommen will und nach⸗ 
ommen kann, ohne das Zustandekommen des Gesetzes in der 
aufenden Sitzungsperiode zu gefährden, das kann erst die 
naächste Zukunft lehren. Daran kann jedoch kaum ein Zweifel 
oestehen, datz sämtliche Parteien ihr möglichstes tun werden, 
um ihrem Versprechen gemäß die als berechtigt anerkannten 
Wünsche der Privatbeamten zu erfüllen 
— VVVVVDIEE 
lothringische Verfassung und die Reichs-Wertzuwachssteuer 
wurden lebhaft erörtert. Nach der Tafel führte der Reichs⸗ 
'anzler lebhafte Gespräche mit den Abgeordneten, aus denen 
jervorging, daß er großen Wert auf das Zustandekommen 
dieser beiden Entwürfe legt. 
Der Reichsstag. Ein neues Mitgliederverzeichnis ist im 
Reichstage ausgegeben worden. Die augenblidliche Stärke 
der Parteien ist danach folgende: Zentrum 104, Konservative 
58. Sozialdemokraten 52, Nationalliberale 49, Fortschrütt- 
liche Volkspartei 49, Polen 20, Reichspartei 25, Wirtschaft⸗ 
liche Vereinigung 17, Deutsche Reformpartei 3, fraktionslos 
ind 17. Erledigt sind drei Mandate nämlich 9. Königs- 
berg durch den Tod des Abg. Hirschberg (3.), 6. Schwaben 
durch den Tod des Wg. Schmid-Immenstadt (3.), 1. Hessen 
durch den Tod des Abg. Köhler (Rfp.). 
—bpt— Für die Reichswertzuwachssteuer tritt im neuesten 
Zefte der Jahrbücher für Nationalßkonomie und Statistik der 
Marburger Prof. Dr. H. Köppe ein, damit die Finanz⸗ 
politik des Reiches, die so oft eine VPolilik der verpaßten 
ßelegenheiten gewesen sei, endlich eine Volitik der wahr— 
genommenen Gelegenheiten werde. Den in der Fach 
iteratur geäußerten Einwänden gegenüber betont Köppe, daß 
der auzerordentliche oder Seltenheitscharakter des spelulativen 
oder Konjunkturgewinnes die besondere Besteuerung auch bei 
denen rechtfertige, deren wirtschaftliche Verhältnisse nicht glän— 
zend wären, zumal angesichts der Ungerechtigkeit, die in 
seiner Freilassung neben der Besteuerung des notwendigsten 
Bedarfes liegen würde. Wie der Erbe vom Erbteil und nach 
seiner Höhe Erbschaftssteuer ohne Rücksicht auf seine sonstigen 
Verhältnisse zahle, wie in Oesterreich mit Recht der in der 
Lotterie Gewinnende ohne Rüchicht auf seine persönliche Lage 
eine Spielgewinnsteuer von 20 0 bdes Gewinns entrichte, so 
werde auch jeder Empfänger von Koniunkturgewinnen aus 
Grundstücksveräußerungen mit vollem Recht nach der Größe 
dieser Gewinne besteuert. Der einmalige Gewinn unterliege 
mit Recht einer einmaligen besonderen Besteuerung gerade 
nach dem Grundsatz der Besteuerung nach der Leistungsfähig- 
keit. der anderenfalls nicht zu seinem Rechte käme. In 
dem Mahße, wie der Ertrag der Arbeit um den aus der 
Besteuerung von Erbschaften und Konjunkturgewinnen jeder 
Art gezogenen Betrag steuerlich geschont oder entlastet werde, 
steige die soziale Bedeutung dieser Besteuerung. Und in dem 
Maße, wie die Erkenntnis dieses Zusammenhanges und eine 
auf sie gegründete Steuerpolitik Eingang in den Kultur— 
ländern finde, werde der Grundsatz der Gerechtigkeit in der 
Besteuerung vertieft und veredelt. 
Die dritte Kommissionsberatung des Reichs⸗ 
zuwachssteuergéesetzes hat, wie uns aus parlamen« 
tarischen Kreisen geschrieben wird, wiederum eine Reihte 
von Abschweifungen von der Steuer gebracht. Sie 
folgt damit dem Beispiele der Beratungen im Frühling und 
C 
Inland und Ausland. 
Deutsches Reich. 
Beim Reichskanzler fand gestern, ein parlamentari— 
sches Diner statt, dem Vertreter aller Parteien bei— 
wohnten. Auch der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Graf 
Wedel, war zugegen. Die Gesetzentwürfe ühber die elsaß— 
— — 
Die Nebelfrau. 
Roman von Anny Wothe. 
(10. Fortsetzung.) Machdrud oerboten) 
Graf Reimar winkte abwehrend mit der Hand. 
„Lassen wir doch diese Bagatelle, die mich gar nicht be— 
nührt. Ich wußtte nicht, daß sie Ihnen bekannt war. Ich 
wollte nur sagen, daß ich Lutz lieb gehabt, doppelt lieb, 
weil er mir Sorgen machte, wie Ihnen auch. Um Lutz' willen, 
wenn Sie doch einen Grund von mir hören wollen, möchte ich, 
baß der Gorlingshof und Südegaarde Ihrer Familie blieben, 
und ich bin bereit, das Erbe noch heute in Ihre Hände zum 
Wohle Ihrer Familie zurückzuleg'n, wenn Sie geneidt sind, 
den Ihren ein Opfer zu bringen.“ — 
Undine war noch bleicher geworden. Es war ihr plötzlich, 
als griffe eine kalte Hand nach ihrem Herzen. 
Wie seltsam ihr dieser Mann erschien, der ein so reiches 
kErbe achtlos opfern wollte, und wie er sie anstarrte. 
„Mein Vater hat mir das Wohl der Meinen in seiner 
Sterbestunde ans Herz gelegt. Ich bin zu jedem Opfer, wenn 
is in meiner Macht liegt, bereit.“ 
„Ich weiß nicht, ob das Opfer schwer oder leicht für 
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nicht darauf an, sondern auf den Zweck der ganzen Sache. 
Wdeinetwegen können Sie auch die Angelegenheit, wenn Ihnen 
bas leichter wird, als ein Geschäft betrachten.“ 
Die schlanke Mädchengestalt atinete auf. Der geschäftliche 
Standpunkt war wohl der klügste. 
„Es ist Ihnen bekannt — nennen Sie mich nicht taltlos, 
venn ich Sie daran erinnere —, daß Ihr Vater Ihnen so gut 
wmie nichts hinterlassen hat. Shnen wird es nicht schwer 
sallen, mit dem Wenigen auszukommen, und ich weiß genau, 
dahz, wenn Sie nicht Rückhsicht auf die Gattin und Mutter 
dhres Vaters, sowie auf die fieine Schwester zu nehmen 
hätten, Sie lieber heute ols morgen den Gorlingshof ver⸗ 
kehen, um draußen bei fremden Leuten Ihr Brot zu verdienen. 
Ilt es nicht so2?—: 
„Es wäre mein sehnlichster Wunsch, der sich aber nie 
rfülen kann.“ J 
„Die Frau, die Ihr Pater üuch uum Weibe genommen, 
bedarf noch mehr als die kieine Lorl einer festen Zand für 
das Leben, das bisher nur immer wie ein bunter Schmetter— 
ingstraum sie umschmeichelte, und die alte, blinde Frau dort 
ann Ihrer schützenden Hand auch nicht entbehren. Den beiden 
Iyrguen die Sorge fern zu halten und das Kind zu erziehen er— 
ordert pekuniäre Opfer, die weit über Ihr Vermögen gehen.“ 
„Foltern Sie mich doch nicht länger. Was soll ich denn 
un? Soll ich stehlen gehen, oder soll ich mich selber in 
Stüche reißen, nur damit die anderen ohne Sorge leben 
önnen? Was verlangen Sie von mir?“ 
Der Graf trat erschrocken vor dieser sprühenden Leidenschaft 
unwilltkürlich zurück. 
„Ich biete Ihnen meine Hand, und als Hochzeitsgabe, als 
Ihr unbeschränktes Eigentum den Gorlingshof.“ 
Muit entsetzten Augen wich Undine von ihm zurück. 
„D, das Ist schändlich, das ist schamlos,“ rang es sich 
dann stoßweise von ihren Lippen. „Was habe ich Ihnen denn 
getan, daß Sie mich so vor mir selber erniedrigen, daß Sie 
wagen, mir ein solches Angebot zu machen, das jede Frau 
quf das tiesste erniedrigen muß?“ 
In den Augen des Mannes war ein kühler Schein, und 
seine Stimme klang rauh, als er, etwas Staunen in seine 
Worte legend, entgegnete: 
„Ich bat Sie von vornherein, die ganze Angelegenheit 
als ein Geschäft zu behandeln, Gräfin. Wenn ich heute zu 
5hnen trete und das Majorat bedingungslos in Ihre Hände 
als Ihr Erbe zurückgebe, ohne Gegenleistung Ihrerseits, so 
würde Ihr Stolz Ihnen verbieten, das Erbe anzunehmen. 
Darum fordere ich ein Opfer von Ihnen, ein schweres Opfer 
dielleicht, das abzulehnen Ihnen ja freisteht.“ 
Undines Herz pochte in wilden Schlägen. Heiß aufschluchzen 
hätte sie mögen, aber dieser kaltherzige Egoist dort, der lollte 
ie nicht schwach sehen, er nicht. 2 
„Darf ich vielleicht fragen, welche anderen Gründe Sie noch 
zu diesem mich so wenig ehrenden Antrag haben? Die Freund⸗ 
schaft für Lutz bedingt doch den Aufgeben einer Erbschaft 
von einem Riesenwert, den so leicht niemand entbehren möchte, 
wenn er ihm zufällt.“ 
Kalt, forschend sahen ihre Außen in die seinen. Es war, 
ais wollten sie ihm bie auf pbea Grund der Seele bliden. 
Lonasam stieg eine Blutwelle in sein braunes Geiicht. 
Die grohen, klaren, dunklen Mädchenaugen waren höchst 
unbequem. 
„Wollen Sie mir wenigitens dadurch, daß Sie mir die 
Wahrheit nicht vorenthalten, zeigen, daß es nicht Mißach⸗ 
rung meiner Person war, die Sie zu Ihrem Anerbieten ver⸗ 
anlaßte?“ fragte Undine fest. 
„Die Grafen Randolt unserer Limie,!“ entgegnete er stolz, 
‚werden niemals eine Frau zur Gattin wählen, der sie aus 
rgend einem Grunde die höchste Hochachtung versagen müssen. 
ßerade indem ich Sie um Ihre Hand zu bitten wage, gebe 
ch Ihnen einen Beweis meines höchsten Vertrauens und meiner 
zrößten Ehrerbietung. Nur eine Frau von hochherziger Ge— 
innung, von kühl überlegener Klugheit und selbitloser Opfer⸗ 
rreudigkeit kann meinen Antrag annehmen, der außerdem noch 
ein kühles, leidenschaftsloses Herz bedingt.““ 
„Und Sie glauben, daß ich das habe?“ 
„Ja! Ich weiß, daß Sie mir ganz unpersönlich gegenüber—⸗ 
tehen. Daß ich Ihnen nichts bin als der fremde Mann, der 
hierher kommt, Sie und die Ihrigen i vertreiben, und daß 
Sie großdenkend genug sind, mir persoönlich nicht zu zürnen, 
wenn ich meine Rechte hier ausübe.“ 
Der blonde Kopf des Mädchens neigte sich wie zustimmend 
auf die Brushth. 
„Wenn sonst jemand um ein Weib wirbt,“ nahm Graf 
Reimar tiefaufatmend das Wort, „dann tut er es in den 
meisten Fällen begehrend. Ich habe schon vor Jahren mit 
solchen Regungen abgeschlossen. Ich habe bis vor ganz kurzer 
Zeit nie daran gedacht, mich zu vermählen. Warum ich 
diesen Gedanken weit von mir wies, kann ich Ihnen nicht sagen, 
venigstens heute nicht. Denken Sie, daß vielleicht vor Jahren 
mich ein Weib betrogen, denken Sie, dah dieses Weib vielleicht 
jetzt wieder in meinen Lebenskreis getreten ist, denken Sie, daß 
ich vielleicht dieses Weib strafen will, denken Sie, was Si« 
wollen, aber glauben Sie mir, nur die lautersten Beweggründ« 
dreiben mich, Ihnen diesen, ich gebe es zu, etwas ungewöhn« 
üchen Antrag zu machen. Ich liebe Sie nicht, Undine, abet 
ch bin auch weit davon entfernt, von Ihnen Liebe, die Sie ja 
zar nicht geben können, zu verlangen. Sie sollen nur nominell 
meine Gattin. die Höüterin des Gorlingshofes die Trädgerm
	        
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