Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Ergednissen der lezten Berufs- und Betriebszählung der Schluhß 
berechtigt, daß die Zahl der Handwerksbetriebe, die eine auf— 
teigende Entwicklung seit dem Jahre 1895 durchgemacht haben, 
ehr erheblich größer ist, als die, in denen ein Rückgang um 
nehr als 5 v. H. eingerreten ist. Die Zahl der im Handwerk 
ind in seinen Betrieben Beschäftigung findenden Personen ist 
seit 1895 von 3,4 auf 4,6 Millionen gestiegen. Die Zunahme 
beträgt also rund 30 v. H. 2224000 Köpfe, also fast die 
hälfte der Personen, waren nur in ganz kleinen Betrieben 
rätig, die bis zu fünf Personen beschäftigen. In Betrieben 
mit mehr als 50 Arbeitern waren 1108000 Arbeiter tätig, 
und in solchen mit 6 his 50 Arbeitern 1223 000 
Inland und Ausland. 
Deutsches Reich. 
Das Ende des Reichsinvalibenfonds. Im Etat für 1911 
st als Restbestand des Reichsinvalidenfonds ein Betrag von 
7,5 Millionen Mark vorgesehen. Nach den Ausgaben, die 
ür das Jahr 1910 — nach dem soeben erfolgten Abschluß 
— erwachsen sind, und nach dem Ergebnis der für Rech— 
nung des Reichsinvalidenfonds stattgehabten Verkäufe an 
Effekten stellt sich der für 1911 verbleibende 
Rest tatsächlich auf 88 Millionen Mark. Das be— 
deutet also ein Mehr von 1,3 Millionen. Nach dem Etats—⸗ 
ansatz für 1811 belaufen sich die Ausgaben für Pensionen 
der Kriegsinvaliden auf 32,5 Millionen. Unter der Voraus—⸗ 
eßung, daß dieser Etatsansatz durch die Ausgaben nicht über—⸗ 
ichritten wird, werden die zur Ergänzung aus den allge— 
meinen Reichsmitteln zur Verfügung gestellten 25 Millionen 
Mark nicht voll in Anspruch genomsan werden. Da die 
Pensionen aus dem Invalidenfonds bekanntlich monatlich 
iim voraus bezahlt werden, so ist zegenwärtig durch die 
bereits für drei Monate erfolgten Zahlungen der Reichs— 
nvalidenfonds, dessen einstige Höhe sich auf 561 Mill. 
Mark belief, nunmehr en dgültig aufgezehrt. Infolge— 
»essen werden sich die Beträge, die für die Kriegsinvaliden 
rus allgemeinen Reichsmitteln bereitgestellt werden müssen, 
für das nächste Etatsjahr voraussichtlich auf rund 32 Mill. 
Mark belaufen. 
Erbbaurecht und Sypothekenbanken. Der ständige Aus— 
chub des Deutschen Juristentages hat in der Pfingstkon—⸗ 
erenz beschlossen, den nächsten Deutschen Juristentag im 
September 1912 in Wien stattfinden zu lassen. Es soll 
u. a. das Thema: „Sind für die Zwecke der Beleihung von 
Erbbaurechten durch Hypothekenbanken und andere Kredit— 
nstitute die Bestimmungen des geltenden Rechts ausreichend, 
»der erscheint — und in welchem Sinne — eine Ergänzung 
»ieser Bestimmungen geboten?“ auf die Tagesordnung ge— 
setzt werden. 
Ueber die Einnahmen der Reichsverkehrsanftalten im Etats- 
ahr 1910 lesen wir in mehreren Blättern: Die Einnah— 
men der Reichspostverwaltung sind auf 705,73 Millionen 
Mark festgestellt worden. Da der Etat die Einnahmen auf 
393,22 Millionen Mark veranschlagt hat, ergibt sich ein 
Deberschuß von 12,51 Millionen Mark gegenüber 
dent Etatsanschlag. Die Einnahmen der Reichseisen- 
bahnverwaltung haben sich mit 132,22 Millionen Mark 
noch um d,3 Millionen Mark höher herausgestellt, als 
man am Ende April d. J. angenommen hatte. Da der Vor— 
anschlag des Etats 122,32 Millionen Mark beträgt, sind 
rahezu 10 Millionen Mark mehr eingekommen, als 
man angenommen hatte. 
Zum Fall Jatho. In das Spriuchkollegium ist nach der 
Schles. Ztg. vom Konsistorium in Koblenz, da augenblicklich ein 
Heneralsuperintendent nicht vorhanden ist, das älteste geist— 
iche Mitglied Geh. Konsistorialrat Le. Mettgenberg ent⸗ 
sendet worden. Von der rheinischen Provinzialsynode sind 
zewählt worden: Superintendent Stursberg in Bonn, Pfarrer 
D. Hafner in Elberfeld, Geh. Kommerzienrat D. Conze in 
Langenberg (Rheinpr.). Ferner gehören dem Spruchkollegium 
an: der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrates Wirkl. 
Geh. Rat D. Voigts, Oberhofprediger D. Dryander, Wirkl. 
Geh. Rat D. Harnack, die Wirklichen Oberkonsisto rialrätel 
D. Moeller und D. Koch, ferner Graf Sohenthal-Dölkau und 
die Professoren D. Kahl, D. Loofs und D. Haußleiter. 
Sind Wisd und Gefügel Fleisch und abgabenfrei? Der 
13 des Zolltarifgesetzes vom 25. Dezember 1902 bestimmt, 
»aß für Rechnung von Kommunen oder Korporationen vom 
t. April 1910 ab Abqgaben auf Fle'sch und Fleischwaren nicht 
t 
„Der Markgraf kommt, den müssen wir sehen,“ sagten die 
Edelleute, und die Bauern sprachen's ihnen nach. 
„Ter Markgraf kommt nach Müncheberg,“ sagte Jochen 
Schapelow, „da muß ich hin, meine Söhne in Empfang zu 
nehmen.“ 
„Zehn Jahre ist er alt,“ sagte Gisela, „nimm mich mit, 
Vater, den muß ich sehen.“ 
Und so entstand schon eine lleine Völkerwanderung im 
Ldebuser Land, als Ludwig noch in der Stadt Strausberg 
var, im Oberbarnim. 
Der Tag und schließlich die Stunde seines Einzuges in 
Müncheberg rückte immer näher. Vor dem Strausberger Tore 
rartete schon stundenlang eine unübersehbare Volksmenge. Hätte 
man sie eingelassen, sie hätte hingereicht, um alle Straßen 
und Plätze der Stadt zu erfüllen. So ließ man sie draußen. 
Und nun kam der Zug. Voran Truppen zu Pferde und 
zu Fuß. Sie mußten vor dem Tor erit die Straße freimachen, 
und das gelang ihnen dank ihrer Rüchsichtslosigkeit sehr schnell. 
Die Zugbrücke am. äußeren Tor ging nieder. Die Söldner 
bildeten eine Gasse und sorgten dafür, daß sich die Schau⸗ 
ustigen nicht in die Stadt drängten. 
Freudiger Hornruf erscholl von bden Zinnen am Torturme. 
Man hatte jemand ausfindig gemacht, der sich besser auf das 
Signalblasen verstand, als Ehrhards Nachfolger. 
Mit großer Spannung schaute das Volk nach dem Mark- 
zrafen aus. Und endlich erblickte man ihn und gewaährte, 
daß neben ihm, im großen Ornate — der Lebuser Bischol 
Stepham ritt. 
Nortsekung folgt.) 
Theater. Kunst und Wissenschaft. 
Lübeckh 14. Juni. 
Stadthallen⸗Theater. 
„Wann kommst du wieder ?* 
Lustspiel in 3Z Akten von Sommerset-Maughan. 
Es ist das alte Lied: wie dann eine liebende Gattin den 
ibseits vom rechten Wege wandelnden Herrn und Gebieter auf 
den Vsad der Tugend zurücführen und dauernd am sich fesseln? 
nelegt werden dürfen. Es war streitig geworden, ob Wild 
ind Geflügel zum „Fleisch“ im Sinne dieses Gesetzes zu rechnen 
eien. Der 7. Senat des preußischen Oberverwaltungsgerichtes 
jzat jetzt diese Frage bejaht und damit im Sinne des Vereins 
»reußischer Wild- und Geflügelhändler und entgegen der An—⸗ 
icht des Finanzministers, des Ministers des Innern, des 
Staatssekretärs des Reichsschatzamts, sowie vieler Stadtver⸗ 
valtungen auch die Einfuhr von Wild und Geflügel 
tjür abgabenfrei erklärt. 
Die Ausfuhir von Togo. Das Amtsblatt für Togo ver⸗ 
zffentlicht eine Statistik der Ausfuhr der wichtigsten Pro— 
ukts über die Seegrenze Togos während des Kalenderijahres 
910. Danach betrug die Ausfuhr von Palmkernen rund 
,1 Mill. kg, d. h. rund 202 000 kg mehr als im Vorjahre. 
Sie Ausfuhr von Palmöl stellte sich auf rund 3 000 000 kg 
». h. rund 246 000 kg mehr als im Voriahre. Die Ausfuhr 
»on Mais ging von rd. 13 000 000 kg im Jahre 1909 auf 
d. 3300 000 kg zurück, so daß die Minderausfuhr erd. 
700 000 kg beträgt. Auch der Kautschuk hat bei einer 
lusfuhr von rd. 134 000 kg eine Verminderung von rund 
1000 xg zu verzeichnen. Tie Ausfuhr von Rohbaum—- 
»olle ftellte sich auf rd. 470 000 kg gegenerd. 510 000 kg 
n Voriahre, so daß hier eine Verminderung umerd. 40 000 xg 
orliegt. Daie Ausfuhr von Erdnüssen betrugerd. 10 000 kg 
egen rd. 15 000 kg im Vorjahre. Endlich verminderie sich auch 
ie Ausfuhr von Elfenbein umerd. 700 xg, da sind rund 
300 ke gegen rd. 3000 kg im Voriahre ausmachte. 
Für die Aufstellung des nächstjährigen Reichselais sind in 
den Reichsressorts die hauptsächlichen Arbeiten jetzt beendet 
rorden. Die Forderungen werden noch einer Ueberarbeitung 
interzogen werden und im Laufe des nächsten Monats dem 
teichsschatzamt zur näheren Prüfung übergeben. Die Auf— 
tellung des Etats für 1912 ist an sich eine sehr einfache, 
»a dieser Etat hauptsächlich nur die laufenden Ausgaben 
ind die durch die Heeresvorlage bedingten neuen Ausgaben 
ringen wird. Eine Uebersicht über die Reichseinnahmen und 
Ausgaben im Rechnungsjahre 1910 und in der Zeit vom 
. April bis 1. Oktober 1911 wird dem Reichstage im Herbste 
ugehen. Neue Vorlagen werden jedoch dem Reichstage im 
serbste, von Kleinigkeiten abgesehen, nicht zugehen. 
Parteitag der Dãnen. Der dänische Wählerverein, der 
m Jahre 1888 gearündet wurde, hat 393 Vertrauensmänner. 
die Gründung des Vereins erfolgte zu dem Zweck, die Wahlen 
ugunsten der dänischen Kandidaten vorzubereiten. Ferner hat 
»er Verein die Errichtung des Nordschleswigschen Kreditvereins 
n die Wege geleitet, das unter Leitung eines Redakteurs 
tehende Arbeitersekretariat errichtet, das in allen möglichen 
Fragen unentgeltlich Auskunft und Rat erteilt usp. Mit der 
Steigerung der dänischen Agitation im allgemeinen hat auch 
der Wählerverein ständig an Mitgliedern zugenommen. 1902 
„atte er 2906, 18903 3078, 1904 3187, 1907 3459, 1909 5451, 
1910 6420 und heute 6635 Miiglieder, darunter 845 Frauen. 
die Sammlung eines eisernen Fonds hat jetzt 45 000 Muer⸗ 
deben. Der zweite Tag der dänischen Jahresversammlung war 
von gegen 3000 Personen besucht. Es wurden zahlreiche Reden 
von den führenden Männern gehbalten. die zur Weiterarbeit 
uffordern. 
Tagesbericht. 
Lübeck 14. Juni. 
M Beisetzungsfeier für Intendanzrat Direktor Kurtscholz. 
der am Sonntag entschlafene Direktor unserer städtischen 
zühnen, Herr Intendanzrat Kurtscholz, wurde heute auf 
»em Vorwerker Friedhof zur letzten Ruhe bestattet. Mit 
en tiefgebeugten Angehörigen hatten sich Mitglieder der Theater— 
ehörde, zahlreiche Freunde und Bekannte des Verewigten 
owie das Chor⸗ und technische Personal des Stadttheaters 
n der Kapelle des Krematoriums um den mit den VDrden 
es Dahingegangenen sowie prachtvollen Kränzen geschnüdten 
Sarg versammelt. Die Trauerandacht hielt Herr Pastor 
füvers, welcher in seiner trostreichen und erhebenden An—⸗ 
prache ausführte: „Eine der neutestamentlichen Seligprei⸗ 
ungen wollen wir heute, wo wir zu ernster Feier uns 
n diesem stimmungsvollen Raum versammelt haben, in 
den Mittelpunkt unserer Betrachtungen stellen, das Wort 
des heiligen Sehers Johannes: „Selig sind die Toten, 
»ie in dem Herrn sterben, sie ruhen von ihrer 
Arbeit.“ Dieses Trostes von oben bedürfen wir in der 
Ihschieöehesstuimde hesonders on diesem Saroe. Steben mir 
In diesem Falle gibt der Vater des Töchterchens, ein Mathe— 
natikprofessor, dem niemand Welt- und Menschenkenntnis zu⸗ 
taut, goldene Regeln, die denn auch, mit Selbstbeherrschung 
efolgt, zum Ziele führen. Diese goldenen Regeln, deren 
Uegitimer Vater übrigens Oskar Wüde zu sein scheint, klingen 
jus dem Munde des alten Herrn, den Alfred Falk köstlich 
rocken gab, sehr einleuchtend, und ihre Durchführung bringt 
ine Reihe von drolligen Szenen zuwege, aber dem ganzen Stüch 
nangelt es an großzügigem Humor, an Originalität der Per⸗ 
onen und an zielbewußtem Aufbau. So kommen Füllszenen, 
beil der Verfasser momentan nicht recht weiter weiß und doch 
zrei Akte voll werden sollen. Es langt denn auch, streng 
zenommen, nur für zwei. In den Händen unseres guten 
fknsembles kann das Stüch immerhin einen Ahoönd lustiag 
ausfüllen. 
Leider unterstützen die Lübeder das künst- 
erische Unternehmen des Herrn Feldhusen un⸗ 
»egreiflich wenig. Gestern klafften sogar in den ersten 
echs Reihen bedenkliche Lücken. Bei dem himmlisch milden 
Wetter der ersten Wochen war das noch verständlich, aber 
etzt wäre es wirklich an der Zeit, daß den vortrefflichen 
darbietungen unserer Sommerbühne etwas mehr Anteil ge⸗ 
chenkt würde. Daß unter solcher Leere schließblich auch die 
Stimmung der Kunstler leidet, ist wohl kein Wunder. Dazu 
nachte sich gestern die Tüche des Objekts ein paarmal unange-— 
iehm bemerkbar und — einigen der Herrschaften scheint die 
Nähe der Schwimmanstalt gefährlich zu werden. 
Die Damen Marianne Pawlow, Clara Bracco 
uind Emnmy Debner vertraten mit gutem Erfolg die Haupt— 
ollen. Die beiden Vertreterinnen des jugendlichen Faches 
zelebten das Bühnenbild anmutig durch elegante Toiletten. 
Rleinoschegg, Falk und Pichon erfüllten ihre zum Teil 
twas gezwungen komischen Rollen mit gutem Humor. Sehr 
hzübsch und vornehm war di⸗e Baudoirausstattung des letzten 
Aktes. 8.O. DV. 
1. Der Erreger des Scharlachs entdedt? U nser medi⸗ 
inischer Mitarbeiter schreibt uns: Trotz jahr⸗ 
⸗bntelangem Bemüuhen der Babkteriologen ist es bis heute 
5 vor einem Rätsel göttlicher Fugung, da der Entschlafene 
idch in der Vollkraft seiner Jahre stand, wo ihm noch 
ziel zu wirken beschieden sein konnte, wo er nach mensch- 
ichem Ermessen noch manche schöne Erfolge und neué« 
ziele hätte erreichen können. Aber unsere Wege 
ind nicht Gottes Wege, und unsere Gedanken nicht Gottes 
ßedanken. Tiefes schmerzliches Leid hat der Heimgang des 
ieben Entschlafenen denen bereitet, die ihm die nächsten im 
krdenleben gewesen sind. Um ihn trauern seine Verwandten 
ind seine Freunde, seine Mitarbeiter und Berufsgenossen, nah 
ind fern; um ihn trauert vor allem die Gaättin, die in 
22jähriger Ehe mit ihm Hand in Hand gewandert ist, seine treue 
vefährtin, die ebenso an seinen Erfolgen herzlichen Anteil 
iahm, wie sie die Trösterin seiner Sorgen gewesen ist. Und 
»och soll auch in das Dunkel dieser Abschiedsstunde ein heller 
ztrahl lebendiger Hoffnung hineinleuchten. Als Christen sind 
oir hier miteinander versammelt, und als solche heben wir die 
lugen auf zu den Bergen, von welchen uns Hilfe kommt. 
deben und Sterben sind nicht blindes Zufallsspiel, sondern 
eide Gottes Fügung. So trösten wir uns auch an diesent 
Sarge: Gottes heiliger Wille geschehe. Der Entschlafene ruht 
un von seiner Arbeit und seinem Wirken im Dienste der Kunst, 
ind die ihm näher gestanden haben im Erdenleben, die wissen 
uind bezeugen es, daß er unermüdlich zur Arbeit bestrebt 
lewesen, die Kunst ihm als hohes leuchtendes Ideal vor Augen 
jestanden hat, für das immer wieder zu ringen er nimmer 
nüde wurde. Wie dies unermädliche Wirken im Dienste der 
dunst vorbildlich gewesen ist für viele, so hat er auch ein 
varmes Herz und liebevolles Verständnis für die gehabt, die 
inter ihm zur Arbeit berufen waren. Möge sehr vieles in 
er Erinnerung auch schmerzlich sein, so, daß sein Wirken 
icht mit ungeschwächter Kraft bis ans Ende hat fortgehen 
ürfen, daß zuletzt die Schatten des Siechtums seinen Lebens— 
bend umdunkelten, so wird doch sein Name als des ersten 
ochbegabten Leiters unserer städtischen Bühne für immer unver⸗ 
essen bleiben. Nun ruht er aus von diesem seinem Wirken, 
nd noch von einer anderen Arbeit darf er ruhen. Zur Arbeit 
er Kinder Gottes, hat einmal ein naumhafter Forscher gesagt, 
ehöre auch, die Trübsal gläubig zu ertragen. Auch an solcher 
Irbeit hat es dem Entschlafenen nicht gefehlt. Es kam und wuchs in 
en letzten Monaten jenes unmerklich beginnende, dann mehr und 
nehr seine Kräfte aufreibende Siechtum, dem nach Gottes Rat— 
chluß nun ein Ziel gesetzt wurde. Und sollte nicht auch 
er den Segen des Leidens erfahren haben? Das Leiden 
st Gottes Segen, öffnet die geheimsten Kammern des Herzens, 
nacht empfänglich für Liebesdienste, dankbar sür treue Pflege. 
Und an solchem hat es ihm nicht gefehlt seitens seiner Gattin 
ind seiner Freunde. Löst schon das Leiden menschliche Liebe 
ind Teilnahme aus, wie viel mehr göttliche Liebe. Wem ein 
ieferer Blick in das Seelenleben des Entschlafenen zu tur 
ergönnt war, vermag es zu sagen, wie tief er den Segen 
des zu Gott führenden Leidens empfunden hat, wie 
er jenes Wort mit bewegtem Geiste vom Lager 
jerufen hat: „Nun fahre ich ab in die Evwigkeit.“ 
ss zog durch seine Seele das leise Heimweh nach der Ewig⸗ 
eit. Darum: Selig sind die Toten, die in dem Herrn 
terben. Und dieser Tod hat auch lichte, freundliche Seiten 
er brinat wohl das Ende des Erdenlebens, er bringt aber 
ruch Erlösung von Mühe, äußeren Sorgen und innerer An— 
echtung; ein solcher Tod ist nur die Verklärung der mensch- 
ichen Natur. — Siernach widmete Herr Professor Anthes 
em Verewigten einen überaus herzlichen und warm 
mipfundenen Nachruf, in welchem er sagte: Der du im 
deben nie Ruhe fandest, jetzt liegst du im Tode, ruhig für 
ille Zeiten. armer Freund! Arm sage ich, und doch auch 
vieder befriedigt und glücklich. Die Ruhelosigkeit, die nun 
hr Ende gefunden hat, sie war deines Lebens Glück. Aus 
»em Jammer deiner letzten Tage leuchtete wie ein heller 
Stern auf, hob sich das Ziel heraus, nach dem deine 
Unrast rang Zeit deines Lebens: die Kurst. Aus allen den 
Nöten und Aengsten, die Herz und Sinne dir 
berwundeten, klang immer wieder das Wort, der 
Ruf nach der Kunst, das war das Wort, das Du als letztes 
prachst mit einer Inbrunst, die uns erschauern ließ, ob— 
zleich über Deine schmerzverklärten Züge dabei ein Leuchten 
zing. wie aus einer anderen Welt. Die Kunst! Kuntt ist 
Können. Ach ja, ein Wort, das bei Dir in seiner uner— 
zittlichten Konsequenz am Platze ist, einem Manne gegen⸗ 
iber, der in der Fülle der Kraft nach Problemen rang. 
Ddenn wen gelüstet es, das Für und Wider abzuwägen 
an diesem Sarge? Auch war es die auf Erden schwersté 
— —— 
uiicht gelungen, den Erreger des Scharlachs aufzufinden. Auch 
die Streptococken, die man im Blute und in den Organen 
Zzcharlachkranker findet, haben offenbar nur sekundäre Be— 
»eutung für die Krankheit. Nun haben Dr. Höfer und 
Dr. Borchardt am Institut für Infektionskrankheiten, un⸗ 
bhängig von einander, die in den Lymphdrüsen des Ge— 
röses und in den Nieren von Kranken, die an „septischem““ 
Zcharlach gestorben waren, kleine Körper entdeckt, die mög⸗ 
icherweise als die eigentlichen Erreger des Scharlachs an— 
ufehen sind. Die kleinen Kugeln liegen in den Zellen 
im den Kern herum. Ihr Gestell und ihr Aufbau lassen ver— 
muten, daß diese Zelleinschlüsse tierischer Herkunft sind und 
»en Protozoen zugehören. Sie ähneln den Zelleinschlüssen 
die bei der ägyptischen Augenkrankheit, dem Trachom, ge— 
unden und von den Protozoenforschern als Chlamydozoen 
ezeichnet werden. Aber so wenig wie beim Trachom die 
jrage schon endgültig gelöst ist, ob man diese Zelleinschlüsse 
birklich für tierische Parasiten zu halten hat, und ob es 
icht vieimehr nur Zellenprodukte sind, so wenig ist es 
icher, daß die neuentdedten Scharlachkörperchen die Rolle 
er Scharlacherreger spielen. Auch die Entdecder sprechen sich 
n dieser Beziehung mit Zurückhaltung aus und überlassen 
„ie Entscheidung einer genaueren Nachvrüfung an einem arö— 
zeren Material. 
Neue Bachgesellschaft. An Stelle des bisherigen aus Ge— 
undheitsrücksichten aus seinem Amte geschiedenen verdienten 
vorsitzenden der Neuen Bachgesellschaft, Geh-Rat Prof. D. 
Heorg Rietschel, wurde Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Her⸗ 
rann Kretzschmar, Berlin, gewählt. — Die Singakademie zu 
zgerlin hat durch ihren Direktor Prof. Georg Schumann 
der Neuen Bachgesellschaft als Ertrag der Matthäus-Pas- 
ions-⸗Aufführung in der Berliner Garnisonkirche a836 Muzu⸗ 
aunsten Bachs Geburtshauses in Eisenach überwiesen. 
Von den Aniversitäten. Daie theologische Fakultät det 
Lniverfität Greifswald ernannte den Samburgischen 
Professor Karl Meinhof zum theologischen Ehrendoktor. 
Adolf Wilbrandis batzies Drama, Siegfried der Cherusker 
purds von der Diaärektion des Wiener Hofburgtheaters zus 
»rsten Nopität der nächsten Spielzeit bestimmt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.