Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe A. Sonntag, den M. Juni 1911. 
Tagesbericht. 
Lübeck, 11. Juni. 
Denkmal für Kaiser Wilhelm J. in Lübeck. 
Jahrzehnte sind ins Land gegangen, seitdem Senat und 
Bürgerschaft beschlossen haben, Kaiser Wilhelm dem Großen 
in der deutschesten der deutschen Städte ein würdiges Denkmal 
u errichten; nahezu anderthalb Jahrzehnte sind verflossen, 
seit unter großen Feierlichkeiten der Grundstein zu diesem Denk— 
mal gelegt wurde. Dann sind nur noch hin und wieder die 
gesetzgebenden Körperschaften und Bewohner Lübecks an ihre in 
Aller Form Rechtens zustande gekommenen Verpflichtung, Kaiser 
Wilhelm J. in Lübecks Mauern ein Tenkmal zu setzen, erinnert 
worden, aber dabei ist es auch geblieben. Auch die von Herrn 
Senator Dr. Vermehren gelegentlich der Enthüllung des Denk⸗ 
mals des Altreichskanzlers und Ehrenbürgers Lübeds, Fürsten 
Otto von Bismarck, ausgesprochene Hoffnung, daß, wie der 
Fürst seinem kaiserlichen Herrn im Leben oft vorangegangen und 
ihm die Wege geebnet habe, nunmehr auch Kaiser Wilhelm J. 
baldigst in Lübeck ein Denknal erstehen werde, ist unerfüllt 
geblieben. 
Nun hat Herr Generalmajor z. D. Stern an den 
Senat eine Eingabe gerichtet, in der er zum Ausdruch bringt, 
daß die Errichtung eines Reiterdenkmals, das Kaiser Wilhelm J. 
„als Herzog der Teutschen, hoch zu Roß, wie er auszog an der 
Spitze seiner Heerscharen, wie er heimkehrte, siegesgekrönt,“ 
darstellt, bisher wohl deshalb unterblieben ist, weil die Künstler 
ein solches Standbild für den Sinn und die Denkungsart der 
lübeckischen Bevölkerung nur schwer oder gar nicht zu schaffen 
vermocht haben und Kaiser Wilhelm J. den Lübedern auch noch 
mehr als der Kriegsherr ist, nämlich die Summe aller bür— 
gerlichen und kriegerischen, erwerblichen, arbeitlichen, künst-⸗ 
lerischen und sozialen Lebens und Strebens des Volkes. Es ist 
a denkbar, daß ein Künstler in einem großen Wurfe auch dies 
Figentliche“ restlos zum Ausdruck bringt, wie ja das Ham—⸗ 
burger BismarchDenkmal das Verhältnis zwischen dem deut— 
ichen Volke und seinem ersten Kanzler in ergreifender Weise 
versinnbildlicht. Aber es ist nkicht gelungen, ein Reiterstandbild 
des ersten Kaisers des neuen Deutschen Reiches zu schaffen, das 
nach dieser Richtung den Vergleich mit der Hamburger Denk— 
äule seines „treuen Dieners“, des getreuen Roland des deutschen 
Volkes, vertragen würde. 
Herr Generalmajor Stern bringt darum in Vorschlag, vor 
dem Holstentor beim Bismardk-Tenkmal zur Erinnerung an 
Kaiser Wilhelm J. ein Kaiser-Wirhelm-Volkshaus 
zu errichten, welches dem öffentlichen Wohle und dem freien Ge— 
»rauche eines jeden aus dem Volke gewidmet sein soll; eine 
Anstalt, die im Sinne der unter der glorreichen Führung 
»es Heldenkaisers Wilhelm J. erkämpften und erarbeiteten Eini— 
aung des deutschen Volkes alle Schichten der Bevölkerung 
gesellig und geistig verbinden, dadurch zur Annäherung der 
Lebensanschauungen beitragen und so an seiner Stelle und mit 
seinen Mitteln jenes große Werk der KFinigung unseres Volkes 
jortsetzen und in unausgesetzter stiller Arbeit fördern soll. 
Auch wird es eine der Kunlt der Architekten würdige Aufgabe 
sein, einen dem Andenken des volkstümlichen großen Kaisers 
gewidmeten Gedächtnisbau zu schaffen. Wie diese Bestimmung 
einen entsprechenden Ausdruck finden soll, etwa in der Aus— 
gestaltung und Ausschmückung der Fassade oder in einer inneren 
Anordnung, vielleicht durch Einfügung einer besonderen Ge— 
dächtnishalle oder auf andere angemessene Weise, darüber würde 
die Kunst entscheiden müssen. In das Kaiser-Wilhelm-Volkshaus 
würden aufzunehmen sein die Oeffentliche Bücher- und Lese⸗ 
Jalle, ein großer Saal zur Besprechung gemeinsamer Angelegen⸗ 
heiten der Bürger oder einzelner zu bestimmten gemeinnützigen 
Zwecken verbundener Teile von ihnen, zur Abhaltung von 
pollstümlichen Vorträgen wissenschaftlichen, künstlerischen, wirt⸗ 
schaftlichen und gemeinnützigen Inhalts, Räume für edle Unter⸗ 
haltung, Belehrung und Fortbildung der den Schulen ent—⸗ 
wachsenen Jugend, für wechselnde Ausstellungen aus den Ge— 
bieten der Kunst, des Kunstgewerbes und des Kunsthandwerkes, 
des Handels und der Industrie, Räume für die Oeffentliche 
Rechtsauskunfsisstelle. fuür eine Jürsordesterse für franf- vr 
die Ausstelung bemalter wohnrdume in 
Hamburg in Einzeldarstellungen. 
Hamhuro- Anfandg Jun 
4. 
In der folgenden Artikelserie soll die Ausstellung gruppen⸗ 
weise einer eingehenden Besprechung unterzogen werden, um 
im Einzelfalle festzustellen, inwieweit eine schöpferische Idee 
die Aussteller bezw. ihre Künstler geleitet hat und, ob sie 
eine Förderung des raumkünstlerischen Gedankens bedeutet. Es 
ioll dabei die Stilrichtung nicht als Ausgangspunkt einer 
Wertbeurteibeng gewählt werden. spfern ein Raum überbaunt 
nur Siil besitzt. 
Die Eingangshalle der Ausstellung betriit man durch 
ein überdachtes Portal, das unter einer darauf stehenden 
Wandelhalle liegt. Der zweineschossige, leicht überwölbte Raum 
wirkt in einfach strenger Archilektur angenehm. Vier Pilaster 
fragen den Fußboden des ersten Geschosses, das mit einer 
Brüstung abschließt und so die Horizontale kräftig betont. 
Dis großen Flächen, die der Architekt dem Maler überließ, 
ind von Otto Fischer-Trachausin einer schwarz⸗grau⸗ 
zrünen Stimmung behandelt worden. Der Entwurf schließt 
sich dem modernen Dresdner Geschmack an mit Anklängen 
an Barock. Die Wände und Pfriler sind mit leuchlend frischem 
Srün bemalt, die Kapitäle schwarz; die Wände des erflen 
Stodes und die Brüstung der Galerie sind grau. Nur an der 
Dede mit ihrem Oberlicht sind noch blau und gelb verwendet. 
Von der Halle aus betritt man die Restaurationsraume 
und die Kleiderablage, an die sich der lange Korridor 
anschließt, um den sich die Mehrzahl der Räume gruppiert. 
In seinem ersten Teil ist der Korridor mit einer Kammzug⸗ 
technik der Plastolitwerke detoriert, deren Verfa hren je⸗ 
doch, wie mir scheint, eine dankbare Verwendung nicht zu⸗ 
lassen wird. Dee Versuche in der Ausstellung geben jeden⸗ 
lalls Anlak au dieser Ueberzeusunß— 
und pflegebedürftige Volksangehörige und sonstige gemein— 
nützige Anstalten im Sinne der Zwecke des Kaiser-Wilhelm- 
Volkshauses. In der Errichtung und Unterhaltung eines solchen 
Gedächtnishauses schaffe sich Lübeck das herrlichste Denkmal 
tiür Kaiser Wilhelm J. unvergänglicher als in Erz und Marmor. 
Einweihungsfeier der Lübecker Ueberlandzentrale. 
Die Siemens Elektrischen Betriebe A.«G., sowie die Siemens— 
zchuckertwerke G. m. b. H., vertreten durch die Herren Dr. Ber—⸗ 
iner-Berlin, Direktor Bannwarth-Hamburg und Direktor 
zchwennicke, Leiter der Aeberlandgentrale Lübeck, hatten 
im Sonnabend nachmittag eine größere Anzahl Herren 
aus Lübeck und den angrenzenden Landesteilen Medlen— 
zurg, Schleswig-Holstein, Lauenburg und dem Fürstentum 
rübeck geladen, um die im Bau vollendete und teils schon 
im Betrieb befindliche Ueberlandzentrale Lübeck zu besich 
igen. An dieser Besichtigung nahmen teil aus Lübeck: 
Ze. Magnifizenz Herr Bürgermeister J. H. Eschenburg, die 
herren Senatoren Dr. Eschenburg, Dr. Kallbrenner, 
Dr. Lienau, Friedrich Ewers, Heinrich Evers, Ed. 
Rabe, sowie die Regierungsräte Dr. Geise, Dr. 
ßeiste. Dr. Lange; Wortführer der Bürgerschaft 
zerr Konsul Dimpker, der Stellvertreter desselben Herr 
zeinsohn, der Wortführer des Bürgerausschusses Herr Dr. Gört 
ind dessen Stellvertreter Herr Max Jenne, der Präses der Han 
elskammer Herr Hermann Eschenburg und der 2. Stellvertreter 
es Präses Herr Hinckeldeyn, Herr Syndikus DTr. Wallroth 
zerr Handelskammersekretär Dr. Horn, Herr Archiorat Dr. 
dretzschmar, Herr Baudirektor Baltzer, die Herren Bauräte De— 
itius, Mühlenpfordt, Neufeld und Studenrund, der Direktor 
es Hochofenwerks Herr Dr. Neumark, Herr Telegraphendirektor 
dübel, Herr Betriebsinspektor Lorenz von den städtischen Elek— 
tizitätswerken, der Direktor der LübeckBüchener Eisen— 
ahngesellschaft Herr von Alvensleben, ferner die Herren 
ßZaumeister W. Torkuhl, Direktor Rey, Buchdruckerei— 
zesizer Heise, Chefredakteur Mantau und. Redakteun 
Zachmann. Von auswärtigen Herren waren zugrgen: 
iegierungspräsident Dr. Meyer-Eutin, Landrat Springer, Ober— 
zürgermeister Dr. Wildfang. Regierungsassessor Haßkamp, Amts— 
zerwolter Dr. v. Bülow, Bürgermeister Dr. v. Leitner, Bürger— 
neister Monich, Kommerzienrat Lönnies, die Herren Ritter— 
zutsbesitzer v. Brocken, Feddersen, Lueder, Generalsekretär Dr, 
needer-Eutin, Oekonomierat Ruhstrat, Oekonomierat Bruhns, 
Hutsbesitzer Jansen, Obersorstmeister v. Bassewiz, Direktor 
rindekugel, Gutsbesitzer v. Lassen, Gutsbesizer Clüver, die 
hemeindevorsteher. Evers, Höper und Wilder, sowie Kaufmann 
zolstein und Gutsbesitzer Stockkmann. Die Herren Direktor 
cchwennicke und Dr. Berliner begrühßten an der Abfahrtsitelle 
es Ertradampfers an der Drehbrücke unterhalb der Engels— 
ꝛrube die Herren, die sich gegen 23 Uhr nachmittags dort 
ur gemeinsamen Fahrt versammelten. Auf dem festlich durch 
Lorbeerbäume und Eichengirlanden geschmückten Dampfer 
.St. Lorenz“ der Hafenfähre ging es durch die mit Dampfern, 
Zeglern und Elbkähnen sehr zahlreich besetzten Häfen hinaus 
nach Herrenwyk, wo nach einer Fahrtdauer von einen 
Stunde pünktlich 33 Uhr die Landung erfolgte. Hier teilten 
ich die Teilnehmer unter Leitung von Herrn Direktor Schwennicke 
and Herrn Diplom-Ingenieur Tonnemacher in zwei Gruppen 
u je 30 Herren und traten den kurzen Weg zu dem ebenfalls 
nit Flaggen und Grün geschmückten sattlichen Neubau der Ueber— 
andzentrale an, wo von verschiedenen Seiten aus eine Besichtigung 
der großartigen, mit allen technischen Neuerungen und allen er— 
denklichen Betriebssicherungen versehenen Anlage unternom— 
men wurde. Zunächst wurde den Gästen die Zusührung der Gicht⸗ 
gase vom Hochofenwerk in die Kessel gezeigt und erläutert, dann 
purchschritt man den mächtigen Kesselraum, in dem schon einige 
Defen, durch Gichtgase und Koksgase gefeuert, im Betrieb gezeigt 
vurden. Von hier aus betrat man den Pumpenraum, welcher 
die Speisepumpen enthält und in welchem das Speisewasser 
ereinigt wird, darauf das große Maschinenhaus, das, sehr ge— 
chmadvoll und stimmungsvoll dekoriert, eher einer Empfangs— 
jalle eines Hotels als einem Fabrikraum ähnlich sieht. Hier 
sind nnzchit prar Damufturhenen mit Dvngmos gekoppelt. guf— 
Der erste Ausstellungsraum ist cin in großen Dimensionen 
gehaltenes Empfangszimmer. Alle raumkünst erische Wir 
kung mußte der Maler schaffen. Gegen die Gefamitstem— 
mung läßt sich prinzipiell nichts einwenden. Wah scheinlich 
rscheint es jedoch, daß eine wesenllich reichere und reprã⸗ 
entablere Wirlung erzielt worden wäre, wenn die 12 m lange 
Wand eine architektonische Gliederung erhalten hätte. Der 
Künstler hat jedoch bis auf 3 m Höhe dem Raum einen ein« 
yeitlichen empiregrünen Ton gegeben und darüber einen schweren 
chwarzen Linienfries aus stark wirkenden Spiralen angeorduet, 
»er in Uebercinstimmung mit den Unterzügen von goldenen 
Kartuschen unterbrochen wird. Vielleicht ist auch die Dedce 
in Anbetracht der schweren Konstruklionsteile etwas zu leicht 
gehalten. Solche Irrlümer, die man als entwerfender Künsi. 
ser fast immer erst selbst zu spät entdeckt, sind aber außer. 
ordentlich instruktiv und dürfen hier nicht als Vorwurf auf— 
zjefaßt werden, sondern als Anregung und Studienobiekt für 
alle Besucher. Es muß diesen Einwendungen gegenüber betont 
werden, daß bei der Größe des Raumes und der Bescheiden— 
heit der aufgewendeten Mittel eine erstaunliche Geschlosfen— 
heit erreicht wurde. 
— 
In Verbindung mit dem Empfangszimmer steht die Wohn⸗ 
diele der Holsteinischen Werkstätten für Handwerkskunst in 
klmshron⸗Hamburg. Dieser Raum ist mit so viel Verständnis 
nufgebaut, daß man zunächst nicht gewahr wird, wie wenig 
,bemalt“ er ist. Alles Interesse absorbiert die Gesamtanord⸗ 
iung und die Einrichtung. Man vertieft sich in eine Tür 
nit ihren friesischen Motiven, in ein barod-holsteinisches Wand— 
chränkchen, eine Kopie aus dem Kremper Rathaus. Eine 
fertige Kultur nimmt man eben hin und freut sich ihrer. 
Zu diesem Ergebnis kommt man bei jedem überlieferten Kunst- 
ystem, weil das Unvollkommene, Untechnische seine Zeit nicht 
iberdauert. Die Malereien zur Wohndiele beschränken sich auf 
die Bemalung der schmalen weiken Decffenfelpor Wischen den 
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gestellt, von denen je zwei 3000 Pferdekräfte, eine 1500 und eine 
350 Pferdekräfte, zus. etwa 8000, produzieren. Angrenzend an 
das Maschinenhaus befindet sich ein großer Werkstattraum. 
Als der interessanteste Teil der Anlage ist wohl das Schalt— 
haus anzusprechen. Hier sind die Apparate aufgestellt, welche 
die von den Maschinen erzeugte Spannung von 6000 Volt 
und 30 000 Volt Fernleitungsspannung heraustransformieren 
und sie den Fernleitungen zuführen. Dort haben auch die 
großen Hochspannungstransformatoren von je 3000 Pferde« 
lkraftleistung Aufstellung gefunden. Tas Schalthaus umfaßt 
vier Stockwerke. Unter diesen liegt ein geräumiger Kabel« 
anak, in dem die sämtlichen von den Maschinen kommenden 
und zur Schaltanlage führenden und innerhalb derselben 
perlaufenden Kabel sowie endlich auch diejenigen Kabel Auf— 
nahme gefunden haben, welche zur Versorgung der Stadt 
Lübeck dienen. Das Obergeschoß des Schalthauses wird ein— 
genommen von großen Blitz⸗ und Ueberspannungsschutzvor⸗ 
richtungen, die mit den Hochspannungs-Fernleitungen in Ver—⸗ 
dindung stehen und dazu dienen, bei event. eintretenden 
atmosphärischen Entladungen diese sicher und gefahrlos ab— 
zuleiten . 
Die ganze bauliche Anlage einschließlich der Kabellegung 
nach Lübeck wurde von der Firma W Torkuhl unter schwierigen 
Lerhältnissen ausgeführt. 
Nachdem die beiden Gruppen die Besichtigung, die Hert 
Ddirektor Schwennicke und Herr Dirlom-Ingenieur Tonnemacher 
ingehend erläuterten, beendet hatten, wurde eine Gruppenauf⸗ 
zahme in der Maschinenhalle, die auch mit Blaltgün geschmüdt 
war, von der Schalbühne aus vorgenommen. Um 52 Uhr 
führte der Dampfer „St. Lorenz“ die Teilnehmer wieder 
zur Stadt zurück, wo nach kurter Pause im Ratskeller cin 
gemeinsames Mittagessen stattfand. Die größere Zahl der 
Teilnehmer, mit wenigen Ausnahnien, leisteten der liebens— 
würdigen Einladung der Unlernehmer der Ueberlandzendrale, 
der Siemens Elektrischen Besriebe AG. und Sieznens-Schuckert⸗— 
Werke G. m. b. H. Folge. Zu bemerken ist noch, daß auch 
die 75 m hohen tisernen Gittermasten. auf denen die Fern— 
leitungen über die Trave gespannt sind, mit der deutschen 
Reichsflagne und der Lübecker Flagçce geschrmüft waren. 
— 
* 
Die sehr geschmackvoll im Germanistenkeller hergerichtete 
Festtafel war mit einem Modell eines Kabelturmes bei Schlutup 
und mit schöner Blumendekoration geschmückt. 
Noch dem erlten Gang erhob sich der Vertreter der Stemens 
Elektrischen Betriebe A.“G. in Berlin, Herr Dr. Berliner und 
hicß namens der Siemens Elektrischen Betriebe, der Besitzerin 
der edektrischen Kraftstation und namens der Siemems-Schudert- 
Werke, der Erbauerin der Ueberlandzentrale, die erschienenen 
herren willkommen und brachte den Dank zum Ausdrud, daß 
ie der Einladung gefolgt seien, um das Werk zu besichligen. 
Redner führte weiter aus, daß nahezu drei Jahre verflofsen 
eien, daß die ersten Verhandlungen mit dem Senat einge— 
eitet worden seien, die den Grund legten, um später zu dem 
definikiven Vereinbarungen zu führen. Vor etwa zwoi Mo— 
iaten sei man in der Lage gewesen, prodisorisch den Strom 
n das Netz hineinzuleiten. Heute habe man nun das Werk 
zeweiht, welches bestimmt sei, den elektrischen Strom in alle 
Lande hinauszusenden und pulsierendes Leben wachzurusen. Er 
hoffe, daß alle ein gewüses Interesse an dieser Zentrale neh— 
nen, und wünschte, daß die Hoffnungen, die an die Ueber— 
andzentrale geknüpft würden, voll und ganz in Erfũllung 
ehen möchten. Er wolle darauf verzichten, eine eingehend 
Schilderung der Zentrale zu geben, da man aus berufenem 
Munde diese bereils bei der Einweihung entgezengenommen 
habe. Mit dem nochmaligen Danke an die Gäste für das 
Erscheinen und dem Danke, daß die Anwesenden dazu beige⸗ 
tragen hätten, der Zentrale die richtige Weihe zu geben, schloß 
Redner mit dem Wunsche, daß die Hoffnungen in Erfüllung 
zjehen möchten und bat die Anwesenden, in diesem Sinne das 
Glas zu leeren. Kurz darauf nahm Se. Magnifisenz Herr 
Bürgermeister Herm. Eschenburg das Wort und sprach 
namens der anwesenden Herren den Vertretern der Siemens 
Elektrischen Betriebe und der Siemens-Schuckert-Werke den auf— 
richtigen Dank aus, daß es mögqlich gewesen sei, an der Er— 
— — — * — —— 
Balken. H. Röhr, Lehrer der Kunsigewerbeschule in Altong, 
erwählte sich den friesischen Stern als Haupimotiv, den er 
um eine grüne Lilienranke anordnete. Der Vorzug der Malerei 
liegt in einer angenehmen Zurüdhaltung. Nichts drängt sich 
vor, nichts wird zurückgedrängt. Ter nächste Raum, ein Wohn— 
zimmer mit Mahagonimöbeln der späteren Biedermeierzeit, 
erinnert an das Mildezimmer des Famburgischen Museums füt 
Kunst und Gewerbe. Die Einfühlungsarbeit wird erschwert 
dadurch, daß es in diesem Raum zu keinem Zusammeningen 
rommt. Reizvolle Einzelheiten fehlen aber nicht. Aber die 
Stimmung des Raumes ist nebliger, milchiger, als der Maler 
J. W. Lind sich das wohl gedacht hat. Raum 7, ein 
derrenzimmer des gleichen Ausstellers, scheint mir in der Idee 
lücklich, in der Ausführung aber weniger gelungen als Raum 6. 
Das Zimmer ist mit einer Tonne überwölbt. Die Art, wie diese 
Architektur durch die Malerei überwunden werden sollte, wider⸗ 
spricht dem an sich architektonischen Raumgedanken. Am reiz⸗ 
vollsten sind die kleinen ovalen Medaillons, die auf rotem 
Grund geschickt gemalte mythologische Figuren tragen. — 
Raum 8: Kneip⸗ und Billardzimmer. Auch dieser Raum ist 
überwölbt und mit einem Erkeranbau und verglaͤsten Fenstern 
nischenförmig abgeschlossen. Der Raum erhält dadurch seine 
Zweiteilung, die in der Malerei stark betont wurde. Der 
pordere Teil ist in kleine Kassettenfelder geteilt, die durch 
arüne Ranken miteinander verbunden werden. Die Maler Storm 
und Röseler, die Aussteller dieses Billardzimmers, legten einen 
Ehrgeiz hinein, diese Dede möglichst reich und schwer zu ge⸗ 
talten, und diese Absicht ist auch erfüllt. Der Charakter 
der Malerei erinnert etwas an die Zeit der Prunkrenaissance 
der achtziger Jahre, ist aber mit großer Detailliebe und tech⸗ 
nischem Können ausgeführt. Der kleine Erker ist dagegen 
ehr hell behandelt, die Malerei betont nur die Rippen der 
Nische. Tie Gesamtstimmung des Raumes ist schwer und solide. 
Jeder Versuch, originelle Motive und neuartige Raumgedanker 
zu manifestieren. wurde vermieden
	        
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