uf und Betrieb berühren, sind mehrfachen Mißver—
täudnissen begegnet. Zu ihrer Beseitigung durften
die nachfolgenden Klarstellungen beitragen: Bei den Volkszäh—
ungen, wie sie vom Bundesrat alle fünf Jahre angeordnet
verden. und bei den Berufs⸗ und Betriebszählungen, wie sie
n längeren Zeitabständen auf Grund besonderer Reichsgesetze
»us Reichsmitteln durchgeführt werden, erfolgt die Erhe«4
»ung und Vrüfung des Zählstoffes durch örtliché
Ztellen. Die Verarbeitung zu Landesüuber—
sichten und zu den fsonstigen Uebersichten für bundesstaat—
iche Zwecke sowie die textliche Bearbeitung fur die meist sehr
ingehenden bundesstaatlichen Veröffentlichungen werden dursch
die statistischen Zentralstellen der einzelnen
undesstaaten vorgenommen. Erst auf Grund der von
ꝛen bundesstaatlichen statistischen Zentralstellen gelieferten
zahlentafeln kann das Kaiserliche Statistische Amt die vom
zundesrate vorgeschriebenen, von Reichswegen zu veröffent-
icheliden Reichsübersichten zusammenstellen und verarbeiten. Bei
»iesem Verfahren leiden die Arbeiten für die vom Bun⸗
»esrat vorgeschriebenen Reichsveröffentlichungen an drei
Mängeln. Sie entbehren zunächst der vollen Gleich-—
näßigkeit der Bearbeitung, sie werden ferner durch ihre
Verteilung auf eine größere Zahl aufbereitender Stellen ver⸗—
reuert, und endlich führt das jetzige Verfahren weiter zu
einer ssarken Verzögerung bei der Fertigstellung der
Reich⸗veröffentlichungen. Um den erwähnten Mängeln bei künf—
igen großen Reichszählungen vorzubeugen, kann der Teil
der Arbeiten, der für die vom Bundesrat vor⸗
zeschriebenen Reichsveröffentlichungen nöti—
it, behufs einheitlicher, schnellerer und billigerer Erledigung
mit Hilfe wirksamer technischer Hilfsmittel im Kaiserlichen
Statistischen Amte vereinigt werden. Bei der
etzten Berufs⸗ und Betriebszählung haben bereits 14 deutsche
Staaten die Aufbereitung dem Kaiserlichen Statistischen Amte
ibertragen. Für die von der Reichsverwaltung wahrzuneh—
nenden Bedürfnisse kommt nur der eben erwähnte Teil der
Aufbereitungsarbeiten in Frage. Alle anderen Teile
ꝛer Aufbereitung würden unter allen Umständen den
bundesstaaten verbleiben, falls sie es nicht selbst
»orziehen. diese Arbeiten dem Kaiserlichen Statistischen Amte zu
übertragen.
Frankreich.
BNachdem Jaurös in der Kammer rühmend eines im Temps
rschienenen Artikels von Tardien gedacht hat, erklärt sich der
Temps mit seinem intimsten Feinde Jaurös halb und halb soli—
arisch, und zwar bei seiner Rüge der diplomatischen
zurückhaltung Frankreichs in den Fragen der Ori—
eutpolitik. Der Schluß des langen Artikels, in dem
ioch einmal eine größere Aktivität auf diesem Gebiete ange—
raten wird, ist ein Hymnmnus auf den Minister Pichon, der
den ruhigen Weg schon finden werde, wenn er nur seiner eigenen
Ansicht folgt und sich nicht anderer Meinung anbequemt. In
dieser Lobrede zieht ein kEleiner Satz die Aufmerksam⸗
keit auf sich: „Es ist zu wünschen“, sagt der Temps, „dah
Pichons Dienste dem Lande noch lange erhalten
vleiben“. Wer den diplomatischen Stil kennt, der weiß, daß
einiges nur dann ausgesprochen wird, wenn an die Gefahr einer
Zcheidestunde zu denken ist. Sollte es richtig sein, daß in der
evorstehenden Debat‘e über die Ngoko-Sangha-Entschädigung
ein Verstoß gegen Pichon geplant wird, der dessen Stellung
erschüttern könnte? Es ist zwar wenig wahrscheinlich, aber
der Temps ist meistens sehr gut unterrichtet?
er macht nur selten Redensarten, die nichts bedengß«
ren, und der Temps nimmt an dem Schicksal der Ngoko—
Sangha⸗Gesellschaft einen überaus lebhaften Anteil, weil sein
Lusiandsredakteur zu den Schiedsrichtern in der Entscheidungs⸗
rage gehörte. Deshalb gibt diese Bemerkung des Temps
zu denken.
heer und Flotte.
W. Berlin, 16. Jan. Der Ablösungsdampfer „Neckar“
nit dem Ablösungstransport für das Kiautschougebiet und
das Flußkanonenboot„Tsingtau“ sind auf der Ausreise am
1i6. Jan. in Vort Said eingetroffen und setzen am 16. Jan.
die Reise über Colombo (Ceylon) fort. R.P.⸗D. „Derff⸗
inger“ mit dem Rekrutentransport för die Marinefeldbatterie
Tsingtau ist auf der Ausreise am 16. Jan. in Shanghai
ingetroffen und setzt am 17. Jan. die Reise nach Tsingtau
fort. „Gneisenau“ ist am 14. Jan. in Cochin (Vorder⸗In⸗
dien) eingetroffen und geht am 18. Jan. von dort nach
CLolembo (Ceylon.) Flußkanonenboot „Vaterland“ ist am 14.
in Tschingkiang am Yangtse eingetroffen und geht am 25. Zan.
von dort nach Nanking. Flußkanonenboot „Tsingtau“ ist am
4. Jan. in Hongkong eingetroffen und geht am 23. Jan. von
rt nach Canton.
leueste Nachrichten und Telegramme.
Wt. Berlin, 16. Jan. Beim Reichsskanzler und Ge—
nahlin findet heute abend ein Diner für das Präsidium des
deichsftags und die Fraktionsvorsitzenden statt.
We Berlin, 16. Jan. Der Reichsanzeiger veröffentlicht
den Entwurf des Versicherungsgesetzes für Angestellte.
W. Berkin, 16. Jan. Das Abgeordnetenhaus
vählte das Präsidium wieder und setzta die Etatsberatung
iort.
W* Braumschaveig, I6. Jan. Die Braunschweiger Neuest.
stachrichten melden: Der Herzogregent lehnte das Ent—
assungsgesuch des Hoftheaterdirektors Frederiks ab.
W. TDoesden, 16. Jan. Das Dresdner Journal ver⸗
zffentlicht eine ministerielle Verordnung über die Ein fuhr
ovon Schlachtrindern aus Frankreich nach Sachsen. Es
dürfen wöchentlich eingeführt werden auf dem Schlachthof in
Dresden bis zu 500 Rinder, in Leipzig bis zu 500, inChem⸗
ritz bis zu 300, in Zwichkau bis zu 200 und in Plauen bis
u 200.
W. Stuttgart, 16. Jan. Der französische Haupt⸗
nann Lux, der vor mehreren Wochen in Friedrichshafen
inter dem Verdacht der Spionage von einem früheren
Straßburger Volizeibeamten verhaftet wurde und sich seither
n Haft befindet, wird dieser Tage von zwei Polizeibeamten
iach Straßburg gebracht, wo die Untersuchung weitergeführt
vird.
W. Kepenhagen. 16. Jan. Das Landwirtschafts⸗
ministerium hebt die wegen der Maul- und Klauen⸗
enuche über Teile des Amtsbezirks Aarhus und Skander—
zurg verhängte Sperre morgen auf, da die Seuche
röllia erloschen ist.
Wet. Wildenbruchh, 16. Jan. Daͤe Fundstelle des ver⸗
jeintlichen Ballons „Sildebrandt“ ist abgesperrt. Der
zallon und die toten Insassen bleiben unberührt, bis eine
lntersuchung durch Sachverständige stattgefunden hat, die mor—⸗
en vorgenommen werden soll.
Wt. Lissabon, 16. Jan. Der Eifenbahntunnel von
chella ist durch die EEplosion einer Bombe beschädigt
orden. Die Züge auf der Lissaboner Gürtelbahn werden
nfolgedessen umgeleitet.
Wt. London, 16. Jan. Ben Tillett, der Sekretär der
dock- und Werftarbeiter Großbritanniens sagte in
inem Interview, es werde zweifels ohne zu einem Aus⸗-
band kommen. Man müsse jedoch nicht denken, daß die Krö⸗
ungzeit gewählt werde. Es sei reiner Zufall, daß die Krö⸗
ung in dieser Zeit liege. Der Ausstand sei unter den
egenwärtigen Umständen un vermeidlich. Die Pläne müß—
en geheim gehalten werden. Der Ausstand werde, wenn er
tattfände, innerhalb 24 Stunden in den britischen, deutschen
nnd amerikanischen Häfen begonnen. Die Leute würden unter
en obwaltenden Bedingungen in den Ausstand getrieben.
deutscher Reichstag.
W. Berlin, 16. Januar.
Nach debatteloser Erledigung der Petitionen tritt das
ius in die zweite Beratung des Zuwachssteuer-
esetzes ein.
Abg. Graf Westarp (kons.): Wir stimmen dem Grundgedanken
es Gesetzes, wie es sich in der Kommission gestaltet hat, zu.
dicht nur fiskalische, sondern auch sozialpolitische Momente
ind bei dieser Steuer zu berüchsichtigen, damit der Grund
nd Boden nicht übermähig verteuert wird. Das bewegliche
tapital dieser Steuer zu unterwerfen, erscheint zurzeit un—
urchführbar, trotzdem halten wir diesen Gedanken für gut.
der Zweck der Steuer ist, einen richtigen Ersatz für den Um—
atzstempel zu erreichen. Dieser Zweck wird durch die Vorlage
rreicht. Das Erträgnis sollte wenigstens zum Teil den Vete—
anen zugute kommen.
Staatssekretär Wermuth: Die Entscheidung fällt in der
zorlage auch über den Gedanken, ob die Zuwachssteuer auch
ür die Gemeinden einzuführen ist. Der Zentralverband der
zrundbesitzer sagt von seinem Standpunkt aus mit Recht,
aß diese Steuer keinesfalls dem Reich gehöre. Es ist rich—
ig, daß, wenn sie für das Reich fällt, sie auch nur in ganz
venigen Gemeinden gehalten werden könnte. Don beweist
ie Bewegung in den Berliner Vororten und im Westen.
Insofern geht das Interesse von Reich und Gemeinden Hand
n Hand. Das Recht des Reiches geht aber voran. Von mehr
ils dreihundert Gemeinden, die die Wertzuwachssteuer haben,
aben 97 Prozent keine Steigerung der Grundstückspreise und
Nieten und keine Einschränkung der Bautätigkeit zu ver—⸗
eichnen. Der Prozentsatz der Fälle, in denen überhaupt Folge⸗
ischeinungen dieser Art beobachtet wurden, ist also ganz gering.
er Mietertrag erklärt ausdrüdlich, daß die Mieler von der
uwachssteuer nichts zu befürchten haben. Die Landwirtschaft
eht in der Zuwachsteuer eine Einschränkung des unsoliden
üterhandels. Selbst die Hausbesstzer und die Grundbesitzer
»weit sie die Einzelheiten des Gesetzes ausreichend würdi—
en, halten die Vorlage für gut. Der Mittelstand und der
eine Mann sind die überzeugenbdsten Freunde der Zuwachs⸗
euer. Ich versichere aufs bestimmteste, daß die Regierung
lle Härten und Ungleichheiten vermeiden wird. Allerdings
rauchen wir eine längere Uebergangszeit. Deshalb müssen
pir den sicheren Ertrag des Umsatzstempels behalten, bis die
Zuwachssteuer sich entwickelt hat. Dann kommen die An—
orderungen des Etats auch für die späteren Jahre, nament⸗
ich für unsere Wehrkraft und Sozialpolitik, die wir voraus—
ehen, vor. Gört, hört!) Unsere Schätzungen der Erträg⸗
lisse find durchaus brauchbar. Gewiß soll der Ertrag teils
en Veteranen zugute kommen. Die Sanierung unserer Finan—⸗
en darf nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Für wirk—
iche Bedürfnisse auch wirkliche, keine Scheinmittel, da gibt es
ein Wanken, kein Weichen!
Abg. Marx (Itr.): Wir sind grundsätzlich für eine Wert⸗
uwachssteuer, die dem Reiche zugute kommt. Eine neue Be—
astung des Nationalvermögens wollen wir vermeiden, des—⸗
zalb fordern wir. die Beseitigung des Umsatzstempels.
Staatssekretär Wermuth: Die Auffassung, als ob das
keichsschatzamt die Steuergesetze ohne Berücksichtigung der
dechte und Interessen des Volkes ausgearbeitet hat, trifft
icht zu. Angesichts der Abschwächungsanträge wird es mir
llerdings zweifelhaft, in welcher Weise für die Veteranen ge—
orgt werden soll. (Hört! Sört!) Unsere Berechnungen sind
lsicht derart angelegt, daß günstige Beispiele herauskommen
nußten.
Abg. Göhre (Soz.):, Wir beantragen die Wiederher—⸗
ellung des Paragraphen 1 der ursprünglichen Regierungs⸗
»orlage. Wir werden an dem Zustandekommen des Gesetzes
n allem Ernst mitarbeiten.
Abg. Weber (natlib.) Wir stehen nach wie vor auf dem
ztandpunkt, daß die Wertzuwachssteuer trotz mancher Bedenken
mzustreben unvermeidlich ist, und daß die Steuer schließlich
»och dem Erwerber des Grundstücks zugeschoben wird. Be—
onders schwer ist es, für das ganze Reich allgemeine Grund⸗
ätze zu schaffen. Der Anteil der Gemeinden an dem Steuer—⸗
rtrage sollte erhöht und der Anteil der Bundesstaaten redu⸗
iert werden. Wird die Steuer eingeführt, muh der ganze
zrundbesitz herangezogen werden, auch die landesfürstlichen
zäuser. Dagegen sind wir nicht dafür zu haben, daß der
chwer verdiente Zuwachs unter die Steuer failt.
Abg. Cuno (Fortschrittsparteij: Zu einer an sich wun—⸗
chenswerten Verbilligung des Bodens wird das Gesetz nicht
ühren. Die Beibehaltung des Umsatzstempels erscheint nicht
ünschenswert.
Die Weiterberatung wird auf morgen 1 Uhr vertagt.
Sprechsaal.
Für den Inhalt dieser Rubrik übernimmt die Redaktion
keine Verantwortung.)
Eingesandt.)
Wettersäule in der Vorstadt St. Gertrud.
Wir werden um Aufnahme folgender Ausführungen er—
ucht: Die Vorstadt St, Gertrud besitzt seit einigen Jahren
ine vom St.Gertrud-Verein aufgestellte Uhr in der Nähe der
Zurgtorbrücke, deren Gang seit der Einführung elektrischer
zeleuchtung der Zifferblätter anstatt des bisher benutzten Gas—
ichtes nichts mehr zu wünschen übrig läht, und deren Ziffer—
sätter auch bei Dunkelheit nach allen vier Seiten hin deutlich
dithar sind. Gerade durch diesen Umstand unterscheidet lie
ich vorteilhaft von der vor dem Mühlentor ausgestellten Uh.
ẽentspricht die Uhr somit den praktischen Anforderungen, so wir
ie ästhetisch nicht befriedigend, da der Uhrkasten auf einer ve—
ältniemäßig zu dünnen Säule ruht. Eine Abänderung dieses
tehlers ist nicht ohne weileres möglich, es sei denn, daß
in Umbau stattfindet, der zugleich einem weiteren Mange'l
ibhelfen könnte. Es besitzt nämlich die Vorstadt St. Gen
rud bisher noch keine öffentlich ausgestellten meteorologi—
hen Instrumente, insbesondere kein selbstregistrierendes Thermo—
neter und Barometer, wie sie die Wetterhäuschen vor dem
MNühlentor und vor dem Holstentor haben. Schon lange
var es ein vom St. Gertrud-Verein vertretener Gedanke,
olche Instrumente — und zwar zunächst getrennt von der
Ihr — in einem Säuschen oder Kasten öffentlich aufzu—
tellen. Der Plan scheiterte aber an der Platzfrage. Neuer—
ings ist nun der Gedanke aufgetaucht, beide Proiekte, die
zerschönerung der Uhr und die Aufstellung der genannten
instrumente, zu verbinden und zwar mittels eines Umbaues
er Uhr durch eine Ummantelung, so daß das Aeußere
en Wetterhäuschen vor den anderen Toren einigermaßen
ihnlich wird. Auf einem Betonunterbau soll sich zunächst ein
vürfelartiger Aufbau aus Eisen erheben, hierauf dann etwa
n Augenhöhe ein sich nach oben veriüngender weiterer Aufbau,
»er nach allen vier Seiten Glasfenster bekommt. zur Auf—
iahme meteorologischer Instrumente, Wetternachrichten, eines
Blanes der Vorstadt und eventuell einiger geeigneterKeklame—
childer. Hierauf wird dann die Uhr, wie sie jeztt ist, sich
rheben, welche durch eine kupferne Haube mit Wetterfahne
ekrönt werden soll.
Der St. Gertrud-Verein hat in seiner Versammlung vom
2. Januar dem Plane im allgemeinen seine Zustimmung
rteiit. Ueber die Aufbringung der Mittel — es werden
twa 1000 Meunötig sein — soll eine spätere Versammlung
Beschluß fassen, doch steht schon jetzt fest, daß aus vorhan—
enen Vereinsmitteln die Unkosten nicht gedeckt werden können,
»aß vielmehr die Vorstadtbewohner ihr Interesse on dem
blane dadurch bekunden müssen, daß sie zu einer einzu—
eitenden Sammlung beisteuern. Erst wenn hierdurch der Be—
deis erbracht ist, daß die Bewohner der Vorstadt, die doch
„hne Ausnahme an dem Plan interessiert find, ein gewisses
Rpfer bringen wollen, ist zu hoffen, daß die Verschöne—
ungsabteilung des St. Gertrud-Vereins einen erheblichen
zeitrag zur Verfügung stellen wird.
Der Zweck dieser Zeilen ist, die Bewohner der Vor—
ladt, die bisher von dem Plane noch nichts wissen sollten,
arauf hinzuweisen und ihre Hilfe zu erbitlen. Was die Ve—
zohner der Vorstadt St. Jürgen in verhältnismäßig kurzer
zeit zustande gebracht haben, sollte die Vorstadt St. Ger—
rud auch bewerkstelligen können. Es darf bemerkt werden,
aßß die Gesamtunkosten der Uhr nebst dem Umbnu sich
ler Wahrscheinlichkeit nach nicht höher stellen werden, als
die die Gesamtkosten der Uhr mit Wetterhäuschen vor dem
N]uhlentore. Es wird also nicht zu befürchten sein, daß durch
‚en Umbau der Uhr Geld verbraucht wird, welches man bei
leichzeitiger Errichtung der Uhr und des Wetterhäuschens
ätte sparen können. Fülr ein gutes Gelingen des Werkes
uͤrfte der Umstand wesentlich beitragen, daß das Bau—⸗
imt sich freundlich bereit erklärt hat, den St. Gertrud-Verein
m dieser Angelegenheit mit seinem Rate zu unterstützen. —
Dar Prozeß gegen den Bildergrafen d'Aulby hat jetzt vor
»eni Gericht in Tours sein Ende erreicht. Der falsche Graf
»urde zu einem Monat Gefängnis verurteilt, seine
ßattin wurde freigesprochen. Das Urteil erfolgte, weil
Aulby ein Gemälde, das er selbst als ein Werk „nach
er Art Corots“ gekauft hatte, an seine amerikanischen
freunde als einen echten Corot weitergegeben hatte. Das
Irteil, das weit hinter dem Antrag des Staatsanwalts
urücbblieb, wurde vom Publikum mit Beifall begrüßt.
Wahnfinnefzene in einem Zirkus. Bei einer Zirkusvor⸗
tellung im Teatro Adriano zu Rom wurde plötlich ein
unger Mensch mit Namen Jonotti irrsinnig und zer—
chnitt einer neben ihm sitzenden Dame das Gesicht.
im Zirkus entstand eine große Panik. Die Dame wurde
chwerverletzt und, für immer verunstaltet, in ein Hospital
ebracht. Der Wahnsinnige wurde verhaftet.
Ein Brief der Tarnowska. Der Mailänder Secolo ver—
ffentlicht einen Brief der Gräfin Tarnowska an ihren
zerteidiger, woraus die schwere seelische Verfassung der
ranken Verbrecherin hervorgeht. Sie schreibt: „Ich weiß
sicht mehr, was ich denke und tue. Fast bin ich schon voll—
ändig erblindet. Ich will nichts mehr um mich haben,
lichts um mich sehen. Von Zeit zu Zeit erscheint mir alles
litzernd weiß wie Schnee. — Erblinden ist ein grausames
zchicksal. — Mein Kind möchte ich noch einmal sehen. Und
ann meinen Vater, der aus Europa fortfuhr, um in der
Zeiten Welt Zeugen für mich zu suchen. Ich habe erst heute
vieder einen neuen Anfall gehabt. Wahrscheinlich werde ich
vahnsinnig; vielleicht bin ich es schon. Die Angst vor diesem
Zchichsal will mich erwürgen. Könnte ich mit meinen eigenen
dägeln doch mir das Herz aus dem Leibe reißen.“
Volkszählung in Norwegen. Nach der am Schluß des
origen Jahres unternommenen Volkszählung in Norwegen
eträgt die Einwohnerzahl des Landes 2390000 ((1900:
240 000. 1891: 2000917). Danach stieg im Jahrzehnt
890 bis 1900 die Volkszahl um zirka 113 00, während die
zunahme im folgenden Jahrzehnt nur zirka 62 600 beträgt.
.K. Lebendig begraben. Im Oktober des vergangenen
zahres sollte in Mailand eine junge Frau bestattet werden,
er Sara war bereits im Hause und die Totengräber waren
ereits eingetroffen, um den Sarz zu schließen. Der Gatte,
er weinend neben der Bahre sat, verweigerte den Männern
en Eintritt, und diese Regung eines verzweifelten Schmerzes,
ie man kopfschüttelnd sür ein Zeichen beginnenden Wahn—
inns ansah, gab den Ereignissen eine unerwartete Wendung:
luter den Tränen des Mannes schlug die vermeintlich Tote
hre Augen auf, sie lebte, und ein Zaudern von wenigen Mi—
iuten entriß sie der Gefahr, lebendig begraben zu werden. Die
iberta erzählt hieran anknüpfeid einige Fälle, die weniger
lücklich verlaufen sind. Im Herbit des vorigen Jahres öffnete
nan in Youngstown in Amerika das Grab eines jungen
Nädchens, das vor einigen Tagen beerdigt worden war; als
»er Sargdeckel abgenommen wurde, stand man der grausigen
krkenntnis gegenüber, daß die Unglückliche erst wenige Minuten
or der Ausgrabung gestorben sein muß. Die Lippen waren
m Schmerz verzerrt, die Nägel der Hände bluteten und man
ah die Spuren der Anstrengungen, unter denen die Aermste
n ihrer Verzweiflung den Sargdedel zu sprengen suchte. Das—
elbe ereignete sich mit der Gattin des bekannten römischen
Vermischtes.