am Tage lag die Temperatur bei bewölktem Himmel seit
Mittwoch meist niedriger als vorher. Niederschläge sind
nur vereinzeltt im Often und meist in geringer Menge ge—
fallen. In der Nacht zum Freitag hat es hier in Läbecd
siemlich stark geregnet, auch heute (Freitag) vormittag war
der Himmel stark bewölkt, und zwischen 8 und 9 Uhr vormittags
regnete es ein wenig. Die Temperatur zeigte in der Stadt
ohormittags 11 Uhr nur 16 Grad Celsius.
Schöffengericht. Sitzung vom 8. Juni. Wegen
Uebertretung derStraßenbahnordnung, Wider—⸗
tandes gegen die Staatsgewalt und Versuchs
»er Gefangenenbefreiung haben sich die Arbeiter
Meno Fr. und Heinrich Gr. zu verantworten. Weil er rauchte
und einen Hund bei sich führte, wurde Fr. am 2. Mai von
einem Straßenbahnschaffner aufgefordert. das Innere des
Wagens zu verlassen. Fr. leistete der Aufforderung keine
Folge. Als ein hinzugerufener Schutzmann ihn zweds Felt-
tellung seiner Personalien zur Wache führen wollte, leistete
er Widerstand, indem er sich im Wagen festhielt. Gr. suchte
den Fr. aus der Gewalt des Schutzmannes dadurch zu be—
freien, dah er dem Schutzmann beide Hände gegen die Brust
jetzte und ihn zurückzudrängen suchte. Das Urteil lautet gegen
Fr. auf 10 MuGeldstrafe ey. 3 Tage Haft und 3 Wochen
Hefängnis, gegen Gr. auf 1 Woche Gefängnis. — Der
Unterschlagung hat sich der Reisende Hans Dr. schuldig
gemacht, indem er im Juli v. J. ein ihm von dem Fahrrad⸗
händler Dortmund zur Benutzung übergebenes Fahrrad im
Werte von 40 Muim eigenen Nutzen für 20 Mubei einem
Wirt verpfändete. Er wird zu 30 MeGeldstrafe ev. 6 Tagen
Gefängnis verurteilt. — Des Diebstahls ist die Ehefrau
Marie W. angeklagt. Während ihrer Beschäftigung als Wasch-
jrau hat die Angeklagte den Beständen des Zahnarztes W.
einen Unterrock, einen größeren Posten Taschentücher, ein
Sandtuch und ein Instrumententuch für sich entnommen. Dem
Fräulein T. hat sie mehrere Paar Strümpfe, ein Handtuch,
einen Kopfklissenbezug, sechs Taschentücher und zwei Damen⸗
beinkleider weggenommen. Sie wird dafür zu 2 Wochen
und 3 Tagen Gefängnis verurteilt. — Des Betruges
ist der Dentist Christian S. angeklagt. Er soll den Schneider—
neister H. zur Anfertigung und Lieferung eines Anzuges zum
Preise von 72 M durch die unwahre Angabe, er wolle den
Anzug sofort nach der Lieferung bezahlen, bewogen haben.
Mangels hinreichenden Beweises erfolgt Freisprechung. —
Wegen Betruges ist ferner angeklagt der Heizer Wilhelin
Di. von hier. Am 10. März verschaffte er sich von dem
Wirt Sa. 35 M, indem er dem Wirt eine Heuernote über
38 Meuvorlegte mit der Angabe, er sei für den Dampfer
„Jupiter“ angemustert und werde den Dienst antreten; sobald
er den Dienst angetreten habe, könne Sa. sich die 38 Mzahlen
iassen. Der Angeklagte hat den Dienst nicht angetreten. Er
will die feste Absicht gehabt haben, den Dienst anzutreten,
will sich aber schwer betrunken und infolgedessen die Abfahrt
des Dampfers verschlafen haben. Auch er wird freigesprochen.
— Wegen groben Unfugs und wegen Wider—
tandes gegen die Staafsgewalt hat sich ferner
derselbe Angeklagte zu verantworten. Am 26. Mai beobachtete
ein Schutzmann, wie Di. in der Pfaffenstraße in betrunkenem
Zustande umhertaumelte und Passanten anrempelte, so daß
diese das Trottoir verlassen mußten. Als der Schutzmann
ihn zur Wache befördern wollte, widersetzte Di. sich sehr
energisch dadurch, daß er sich mit den Fühen gegen den
Erdboden stemmte, sich niederwarf, mit Händen und Füßen
im sich schlug und stieß. Erst nachdem drei weitere Schutz-
eute hinzugekommen waren, gelang der Transport. Urteil:
Woche Haft und 3 Monate Gefängnis.
o-· Erbrochener Schaukasten. In der Nacht zum Sonn—⸗
jag, dem 4. Juni, ist von einem Hause am SHüxterdamm
ein Schaukasten abgebrochen und in die in der Nähe be⸗—
sindlichen Anlagen verschleppt worden. Dort wurde der
Kasten erbrochen und demselben folgende Gegenstände ent⸗
nommen: 2 Paar braune Boxrkalf⸗Herren-Schnürstiefel mit
weißem Futter, 1 Paar schwarze Boxkalf⸗Herren⸗Schnür⸗
stiefel, 1 Paar braune Chevreau⸗Damen⸗Schnürstiefel mit
weißem Futter und roter Borte, 2 Paar durchgenähte braune
Kindersandalen und 3 Paar braune, auf Rand genähte Kin⸗
dersandalen.
Fugendlicher Dieb. Bei einem Schulknaben wurden
12 Zitronen gefunden, die er am Sonnabend, dem 3. Juni,
don einem auf dem Marktplatze ohne Aufsicht haltenden
Sandwagen gestohlen haben will. Der Eigentümer der
Zitronen konnte bisher nicht ermittelt werden.
Sichleswig⸗Holstein.
Kiel, 9. Juni. Amerikanische Gäste. Der be—
kannte amerikanische Finanzier Pierpont Morg an beauftragte
die Firma Schütt & Sieck, für seine am 24. Jum zu erwartende
Anlunft in Kiel für seine Dampfijacht „Corsaio“ die nötigen
Vorbereitungen zu treffen. „Corsaio“ wird eine der größten
Jachten der diesjährigen Kieler Woche sein. Der Raumgehalt
veträgt 1896 Jachttonnen. In Laboe haben 13 amerikanische
Familien für die Kieler Woche Wohnungen bestellt.
Uetersen, 9. Juni. Tod auf den Eisenbahn⸗
schienen. Donnerstag vormittag wurde der Händler Michael
von hier, als er bei der Haltestelle Batzhorn das Geleis der
Eisenbahn mit einer Karre überschreiten wollte, von einem
Güterzuge erfaßt und vollständig zermalmt. Der Verunglückte
war schwerhörig und konnte schlecht sehen, so daß er das
zderannahen des Zuges nicht bemerkt hatte.
M. Burg a. F. 9. Juni. Gekentert ist am Donnerstag
nachmitiag ein mit Badegästen besetztes Ruderboot. Einer der
Bootsinsassen, der Oberzollsekretär Liebau aus Altona, ist,
obgleich Hilfe zur Stelle war, ertrunken.
Lauenburg. F
D. Sandesneben, 9. Juni. Der landwirtschaft—
iche Verein hielt eine Versammlung ab, in welcher der
Direltor der lauenburgischen landwirtschaftlichen Winterschule,
Dr. Brase, einen Vortrag hielt über Gründüngung, Zwischen⸗
fruchtbant und System „Immergrün“, Durch Gründüngung
werde dent Boden hauptsächlich Stichsstoff zugeführt. Unter
System „Immergrün“ verstehe man, wenn auf demselben Acler
smmer ein und dieselbe Frucht gebaut würde. Dann be—
dauerte Referent noch sehr, daß zu wenig Landwirte in
Lauenburs ihre Söhne zur landwirtschaftlichen Winterschule
chidten; die geringen Kosten verzinsten sich doch großartig
durch die Fachbildung, welche die jungen Landwirte erzielten.
Zum Schluß referierte der Vorsitzende noch über Seimatschitz.
Kon vielen werde die Heimatschutzbewegung wohl noch nicht
ichtis aufgefaßzt. Es solle das alte, gute erhalten werden.
um Beispiel sollen keine unnötigen Knickausrodungen vorge⸗
ommen werden. Auch sollten den Leuten bei Neubauten durch⸗
aus leine Schwierigleiten in den Wes gelegt werden, es soll
sich das Gebäude nur so viel wie möglich der Landschaft
anpassen. Landwirtschaftliche Gebaͤude lassen sich auch sehr
zut so herstellen, daß sie den Anforderungen der Landwirt⸗
schaft und des Heimatschutzes gerecht werden. Statt der
eisernen Einfriedigung vor den Wohnhäusern solle man doch
die geschmachvolleren hölzernen Befriedigungen nehmen. Dann
bewilligte die Versammlung noch 25 MeBeihilfe fur die
Wanderausstellung in Hamburg für ländliche Wohlfahrts—
und Heimatspflege.
Großherzog tũmer Medtenbura.
Schwerin, 9. Juni. Der Großherzog kehrte gestern
ormittag aus Kolberg hierher zurück und begab sich im Auto—⸗
nobil nach Grambow. — Der Erbgroßherzog von
Aldenburg und die Herzoginnen Ingeborg und Altburg
ehten Sonntag von Rabensteinfeld nach Oldenburg zurück.
Dömitz, 9. Juni. Beim Baden in der Elbe
ertrank am ersten Pfingstfeiertage nachmittags ein etwa
Mjähriger junger Mann, Mitglied des zurzeit hier gastierenden
zirkus Roberti. Der des Schwimmens Unkundige sprang an
iner tiefen Stelle ins Wasser und ging, ehe ihm noch Hilfe
zebracht werden konnte, unter. Er wurde nur noch als Leiche
ans Land gezogen.
Dassow, 9. Juni. Gutsabstand. Der im Domanial—⸗
amte Grevesmühlen belegene Haushaltspachthof Grevenstein
dessen Pachtzeit noch bis Johannis 1918 läuft, ist von dem
derzeitigen Pächter an dessen Sohn, Landmann Heinrich Kien—
ꝛppel, zu Johannis d. J. mit Allerhöchster Genehmigung abge—
landen worden.
Neustrelitz, 9. Juni. Die Großherzogin reiste
jeute zu längerem Aufenthalt nach Saßnitßz auf Rügen. —
Ddie Sanitätskolonne mußte, wie die Landeszeitung
mitteilt, beim Einzug des Kaiserpaares 17mal in Tätigkeit
xeten, um Personen, die infolge der Hitze und des Gedränges
Anwohl geworden waren, Hilfe zu leiften.
Internationaler Guttemplertag.
Hamburg, 9. Juni.
III.
Ueber „Jlkohol im Kindesalter“ sprach Dr. med.
olitscher-Pirdhammer. Redner wies darauf bin, daß auch
chon Kinder zwischen dem Säugtingsalter und dem 6. Jahre
t genug geistige Getränke erhalten. Er besprach die Gründe
ieset auffallenden Erscheinung, hob die Vorurteile über die
Wirkung des Alkohols hervor und rerurteilte auf das schärfste
ie leider auch noch von Aerzten unterstützte Darreichung an kranke
chwache und blutarme Kinder. Schon sehr kleine Mengen seier
imstande, schwere Erkrankungen bervorzurufen; es seien viel«
Fälle von Säuferleber, Säuferwahnsinn und dergl. bei Kin—
»ern beobachtet worden. Besonders gefährlich sei regelmäßige
Berabreichung wegen der Hemmung der körperlichen Entwicklung
und der Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit gegen Infek—
tionskrankheiten. Nicht minder bedenklich sei die durch zahllose
kriahrungen belegte Schädigung des Charakters und des Geistes,
»ie bei egelmähigem Alkoholgenusse der Kinder rege mäßig auf—
trete. Redner kam zu dem Schlusie, daß der Grundsatz: „Den
Kindern keinen Tropfen Alkohol“ unbedingt anzuerkennen sei,
daß aber auf seine Turchführung nur gerechnet werden könne,
venn Lehrer, Erzieher und Aerzte sich auf den Boden allgemeiner
Enthaltsamkeit stellen.
Sodann sprach über „Diie Schule und der Al—
'ohol“ Lehrer Scharrelmann-Hamburg. Letzterer führte
1. a. aus: Die Forderung nach Tinführung direkter Beleh—
uung unserer Kinder über die Schädigungen des Alkohols und
»ie Bekämpfung der Trinksitte durch die Schule dönne leider zurzeit
ioch nicht allgemein erhoben werden, weil 1. die heutige Lehrer⸗
chaft wegen ihrer ungenügenden Kenntnis der Alkoholfrage und
vegen der Lebensfremdheit der Seminarerziehung einen wir—
ungsvollen Antialkohotunterricht doch nicht zu erteilen vermöchte
and 2. weil die vollgepackten und mit Lernzielen aller Art
iberladenen Lehrpläne unserer Schulen eine stoffliche Be—
astung nicht mehr ertrügen. Indessen müsse von den deutschen
zchulbehörden wegen der ungeheuren Bedeutung der Altohol—
rage für das Volkswohl und wegen des greßen Einflusses,
den die Schule auf die Denkweise der heranwachsenden Ge—
teration habe, die Einrichtung ron Einführungskursen in die
Iltoholfrage durch Vertreter unserer Bewegung in den Seminaren
zefordert werden und des weiteren Hand in Hand mit der Schul—
eformbewegung: 1. rationellere Entwickelung der ktindlichen
zräfte in der Schule durch die Pflege seiner produktiven Fähig⸗
eiten; 2. größere Berüchsichtigung des lindlichen Interesses beim
Interricht; 3. Erziehung zur wissenschaftlichen Denkart und zu
einer vertieften sittlichen Auffassung und Betätigung. — Ober—
erzt Dr. Nonne⸗-Hamburg referierte über „Aerztliche und
zuristische Forderungenbeider Behandlung Al—
koholkranker“. Redner schilderte den schädigenden Einfluß
des Alkohols auf die wichtigsten Körperorgane und namentlich
das Nervensystem und begrühßte es lebhaft, daß in Zukunft
inter bestimmten Voraussetzungen auch die Trunkenheit an sich
trasbar sein soll. Die Verabreichung von Alkohol an Kindel
und Minderjährige müsse unter allen Umständen verboten werden.
— Ferner sprach Professor Ir. Weygandt⸗-Hamburg
über „Die Notwendigkeit alkoholfreier Jugend—
erziehung“. Der Redner schilderte (unter Zuhilfenahme eines
zahlenmaterials, das eine überzeugende Sprache führte) in fesseln⸗
der Weise die körperlichen und geistigen, sittlichen und wirt⸗
chaftlichen Schäden, die der Alkohol, den die Eltern trinken.
owohl als auch den, den die Kinder selbst trinken, bei den
etzteren verursacht, und kam zu der entschiedenen Forderung,
dah die Jugend Alkohol in keiner Form und in keiner Menge
zu sich nehmen dürfe. Zur Durchführung der alkoholfreien
Jugenderziehung empfahl er den Unterricht, die Verordnung,
ind vor allen Dingen das persönliche Beispiel
»er Enthaltsamkeit seitens aller Jugenderzieher. —
kndlich sei noch erwähnt der Vortrag von Landrichter
Sr. Popert-SHamburg über die Notwendigkeit des Zu—
ammenarbeitens aller Enthaltsamkeitsvereine, indem er u. a
rusführte: Bei der Herausarbetiung des Äbstinenzgedanken
nüfsen alle Verbände ohne Ausnahme alle ihre Mitglieder,
om ersten Führer bis zum jüngsten Rekruten mit dem Be—
pußtscin erfüllen, dah der Kampf gegen den Alkoholismus
»er Kampf gegen das Alkoholkapital ist. Hinsichtlich de⸗
zusammenarbeiiens in der Organisierung der Bewegung machte
xer Redner besonders darauf aufmerksam, daß sich auch
is verschiedenen Vereine vom Blauen Kreuz dem „Allge.
neinen Deutschen ZJentralverband zur Bekämpfung des Alkoho
ismus“ anschliehen möchten. Und der Redner meinte weiter
Swerde zu erwägen lein, ob nicht die zahlreichen Preß—
»⸗rgane der Abstinenzbewegung zu einem mächtigen Jentral—
rraan zusammengeschlossen werden könnten. Auch tkrat er
afür ein, dak eine Wiedervereinigung des neutralen“ Gut⸗
emplerordens mit dent Internalüonalen Guttemplerorden stait—
inden müsse. Hinsichtlich der Taftit nannte der Redner es
eine Pflicht aller Abstinenzorganisationen, sich darüber klar
auu werden, daß die Tabkuük der deutschen Abstinenzbewegung
ur die des schärfsten Angriffs sein önne. Die Ausführungen
des Redners fanden stürmischen Beifall der Versammlung.
Luftfahrt.
Berlhin, 7. Juni. Gestern stellte der Aviatiker Hirtlli
einen Weltrekord für Passagierffüuge auf, indem er mii seinem
Apparat 1600 m hoch stiea. Der Aviatiker Schendel schlug
en vorgestern aufgestellten Höhenrekord Vollmöller, indem er
uuf einem Dorner-Eindecher 2000 m hoch stieg. Schendel ließ
sich in glänzendem Gleitflug nieder.
Johannisihal. 7. Juni. Am drilten Tage der natio4-
nalen Flugwoche flog ohne Passagier Kahnt 1 Stunde
15 Min. Heidenreich a3 Min, Röver 33 Min. Beim Flug
mit einem Passagier erreichte Eyring eine Flugdauer voit
59, Jablonstyn von 52 und König von 23 Miͤn.
Paris, 7. Juni. Der Flug Paris —Rom des Apiatikers
Vedrines, der gestern früh um 3 Uhr 31 Min. auf dem
Flugplatze Buo aufgestiegen war und um 7 Uhr 25 Miu. in
Dijon gelandet war, hat ein rasches Ende gesunden. Um
751 Uhr abends war er von Dijon wieder aufgestiegen,
er mußte jedoch infolge von Fehlzündungen seines Motors
urz vor Macon landen. Dabei rannte er gegen einen Pfahl.
Der Apparat überschlug sich und zerbrach. Vedrines erlitt
keine Verletzungen, gab aber seinen Flug endgültig auf.
sr. Die Meldezliste far den europätschen Rendflug, der dom
18. bis 30. Juni stattfindet, umfaßt jetzt bereits 63 Mel—
»ungen. Die L'iste gestattet einen interessanten Vergleich mit
erienigen für den Deutschen Rundflug 1911, um den B.Z3.⸗
Preis der Lüfte. Obwohl für den Deutschen Rundflug rund
425 000 Mäan Preisen zur Versugung stehen, bei dem Europäi⸗
Rundflug aber nur ca. 366 000 Mugewonnen werden können,
ist doch für den Europäischen Rundflug eine doppelt so
yohr Zahl von Meldungen cingegangen, was rieder beweist,
vwie bedeutend weiler die Aviatik in Frankreich entwidhel: ist,
als in Deuischland.
—BMW—æÆ»æöcbF—
Neueste Rachrichten und Telegramme.
Die Rede des Großherzogs von Medlenburg-Strelitz.
Neustrelitz, 8. Juni. Der gçgencue Texct der gestrigen Rede
des Großherzogs lautet wie folgt:
„Euren kaiserlichen Maiestäten spreche ih meinen ehr—
urchtsvollen, herzlichen Dank aus für den gnädigen Be—
uch, den Eure Majestäten meinem Hause und meinem Lande
zeute abstatten. Ich wage, daraus zu entnehmen, daß
Fure Maijestät die verwandtschaftliche Gesinnung auch auf
mich übertragen haben, wie sie seit den Tagen der Königin
Luise zwischen Eurer Majestät erhabenen Vorfahren und
den meinigen bestand. Eure Majestäten haben bei der
Einfahrt die freudigen Gesichter der jubelnden Bevöllerung
zesehen, die zusammengeströmt sind, um Eure Maijiestäten zu
begrüßen. Der Mecdlenburger ist treu und steht mit seinem
Hroßherzog treu zu seinem Kaiser. Ich trinke auf das
Wohl Eurer Majestäten: Seine Maiestät der Kaiser, Ihre
Mafestät die Kaiserin und das kaiserliche und königliche
ßaus Hurra!“
Die spanische Marollovolitil vor der Kammer.
W. Madrid, 8. Juni. In der Kammer interpellierte der
zer liberalen Partei angehörige frühere Minister Villanuera
iber Marokko. Er verlangte klare und bestimmte Erklärungen
iber die Grenzen der spanischen Cinflußzone, die dein Vertras
rwähne; sdie Regierung sollte den französisch-panischen Ge⸗
zeimvertrag von 1904 zur Kenntnis bringen. Ministerpräsident
Fanalejas erwiderte, er dönne nicht mit voller Freiheit ant—
vorten, weil die Verhandlungen zwischen Frank—
eich und Spanien noch andauerten. Keine
kegierung könne man weniger beschuldigen, sich in
riegerisshe Unternehmungen zu stürzen, sowie in Alkte
»er Gewalttätigkeit zunm Schaden der Rechte anderert
stationen. Die Unruhen in Miarotko, suhr der Ministerpräsiaß
»ent fort, haben uns dazu geführt, gegenüber den Stämmen
Sicherheitsmaßregeln zu ergreisen. Man wundert sich, dak wir
licht gegen die französische Expedition nach Fez protestierten.
Pas hätten wir tun können? Frankreich bat in Fez eine von
den Mächten a nerkannte Mission. Tie spanische Cinflußzone bei
rarrasch ist nicht durch Verträge jestgesezt, sondern durch die
Heschichte begründet. Wir werden uns weder voun den abge-
chlossenen Verträgen entfernen, noch von denen, die sich aus den
Verhandlungen mit Frankreich rgeben. Ohne Ein'elheiten hier⸗
iber mitzuteilen, vrersicherte Canaletas, daß es sich leineswegs
arum handle, einen bestehenden Rechtszustand zu ändern. „Un⸗
ere historischen Rechte sind gut sestgelegt und designiert; wir
rehen auf keine Sroberung aus, es gibt keine
nternationale Gefahr“. Daracuf wurde die Sitzung
rufgehoben.
Der Internationale Seemannsftreitk vor dem Ausbruch.
W. Antwervpen, 8. Juni. Der Sekretär des Syndikats
von belgischen Seeleuten teilte in einer Versammlung mit, dauf
der Bürgermeifter von Antwerpen es übernommen habe, zwischen
den Seeleuten und Reedern Belgiens zu vermitteln. Aber es
sei wahrscheinlich daß die Reeder wegen ihrer Verpflichtungen
gegenüber dem internatie aalen Reederverband die Vermittelung
nicht annehmen. Sollten sie es ablehnen, würde in den
belgischen und holländischen Häsen in der nächsten Woche
galeichzeitig der Streik ausbrechen. Die Ausstandsbewegung set
auch für Großbritannien beschlossen, würde dort aber erst nach
den Krönungsfeierlichkeiten beginnen.
W. Berlin, . Juni. Die Ueberführung des
Prinzen Joachim vom Kabinettskause in Potsdam nach
dem Neuen Palais fand gestern abend in einem Kranken“
wagen des königlichen Marstalls statt. Die Kaiserin hatté
perfönsich die vorsorglichsten Anordnungen getroffen.
W. Berlin, 9. Juni. Zum 580jährigen Gedenktag det
Fründung der deutschen Fortschrittspartei bringen die liberalen
Blätter Artikel mit interessanten Erinnerungen.
W. Berlin, 9. Juni. Der Streik in den Eisen—
konstruktionsbetrieben hat bis jetzt an Schärfe noch nichts
verloren.
W. Weimar, 9. Juni. — In Auwesenheit des Großherzogs.
sowie des Herzogs und der Herzogin und des Herzogs von
Sachsen-Altenburg wurde geitern die Einweihnng der Flugplau-
anlagen vollzogen.