Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

am Tage lag die Temperatur bei bewölktem Himmel seit 
Mittwoch meist niedriger als vorher. Niederschläge sind 
nur vereinzeltt im Often und meist in geringer Menge ge— 
fallen. In der Nacht zum Freitag hat es hier in Läbecd 
siemlich stark geregnet, auch heute (Freitag) vormittag war 
der Himmel stark bewölkt, und zwischen 8 und 9 Uhr vormittags 
regnete es ein wenig. Die Temperatur zeigte in der Stadt 
ohormittags 11 Uhr nur 16 Grad Celsius. 
Schöffengericht. Sitzung vom 8. Juni. Wegen 
Uebertretung derStraßenbahnordnung, Wider—⸗ 
tandes gegen die Staatsgewalt und Versuchs 
»er Gefangenenbefreiung haben sich die Arbeiter 
Meno Fr. und Heinrich Gr. zu verantworten. Weil er rauchte 
und einen Hund bei sich führte, wurde Fr. am 2. Mai von 
einem Straßenbahnschaffner aufgefordert. das Innere des 
Wagens zu verlassen. Fr. leistete der Aufforderung keine 
Folge. Als ein hinzugerufener Schutzmann ihn zweds Felt- 
tellung seiner Personalien zur Wache führen wollte, leistete 
er Widerstand, indem er sich im Wagen festhielt. Gr. suchte 
den Fr. aus der Gewalt des Schutzmannes dadurch zu be— 
freien, dah er dem Schutzmann beide Hände gegen die Brust 
jetzte und ihn zurückzudrängen suchte. Das Urteil lautet gegen 
Fr. auf 10 MuGeldstrafe ey. 3 Tage Haft und 3 Wochen 
Hefängnis, gegen Gr. auf 1 Woche Gefängnis. — Der 
Unterschlagung hat sich der Reisende Hans Dr. schuldig 
gemacht, indem er im Juli v. J. ein ihm von dem Fahrrad⸗ 
händler Dortmund zur Benutzung übergebenes Fahrrad im 
Werte von 40 Muim eigenen Nutzen für 20 Mubei einem 
Wirt verpfändete. Er wird zu 30 MeGeldstrafe ev. 6 Tagen 
Gefängnis verurteilt. — Des Diebstahls ist die Ehefrau 
Marie W. angeklagt. Während ihrer Beschäftigung als Wasch- 
jrau hat die Angeklagte den Beständen des Zahnarztes W. 
einen Unterrock, einen größeren Posten Taschentücher, ein 
Sandtuch und ein Instrumententuch für sich entnommen. Dem 
Fräulein T. hat sie mehrere Paar Strümpfe, ein Handtuch, 
einen Kopfklissenbezug, sechs Taschentücher und zwei Damen⸗ 
beinkleider weggenommen. Sie wird dafür zu 2 Wochen 
und 3 Tagen Gefängnis verurteilt. — Des Betruges 
ist der Dentist Christian S. angeklagt. Er soll den Schneider— 
neister H. zur Anfertigung und Lieferung eines Anzuges zum 
Preise von 72 M durch die unwahre Angabe, er wolle den 
Anzug sofort nach der Lieferung bezahlen, bewogen haben. 
Mangels hinreichenden Beweises erfolgt Freisprechung. — 
Wegen Betruges ist ferner angeklagt der Heizer Wilhelin 
Di. von hier. Am 10. März verschaffte er sich von dem 
Wirt Sa. 35 M, indem er dem Wirt eine Heuernote über 
38 Meuvorlegte mit der Angabe, er sei für den Dampfer 
„Jupiter“ angemustert und werde den Dienst antreten; sobald 
er den Dienst angetreten habe, könne Sa. sich die 38 Mzahlen 
iassen. Der Angeklagte hat den Dienst nicht angetreten. Er 
will die feste Absicht gehabt haben, den Dienst anzutreten, 
will sich aber schwer betrunken und infolgedessen die Abfahrt 
des Dampfers verschlafen haben. Auch er wird freigesprochen. 
— Wegen groben Unfugs und wegen Wider— 
tandes gegen die Staafsgewalt hat sich ferner 
derselbe Angeklagte zu verantworten. Am 26. Mai beobachtete 
ein Schutzmann, wie Di. in der Pfaffenstraße in betrunkenem 
Zustande umhertaumelte und Passanten anrempelte, so daß 
diese das Trottoir verlassen mußten. Als der Schutzmann 
ihn zur Wache befördern wollte, widersetzte Di. sich sehr 
energisch dadurch, daß er sich mit den Fühen gegen den 
Erdboden stemmte, sich niederwarf, mit Händen und Füßen 
im sich schlug und stieß. Erst nachdem drei weitere Schutz- 
eute hinzugekommen waren, gelang der Transport. Urteil: 
Woche Haft und 3 Monate Gefängnis. 
o-· Erbrochener Schaukasten. In der Nacht zum Sonn—⸗ 
jag, dem 4. Juni, ist von einem Hause am SHüxterdamm 
ein Schaukasten abgebrochen und in die in der Nähe be⸗— 
sindlichen Anlagen verschleppt worden. Dort wurde der 
Kasten erbrochen und demselben folgende Gegenstände ent⸗ 
nommen: 2 Paar braune Boxrkalf⸗Herren-Schnürstiefel mit 
weißem Futter, 1 Paar schwarze Boxkalf⸗Herren⸗Schnür⸗ 
stiefel, 1 Paar braune Chevreau⸗Damen⸗Schnürstiefel mit 
weißem Futter und roter Borte, 2 Paar durchgenähte braune 
Kindersandalen und 3 Paar braune, auf Rand genähte Kin⸗ 
dersandalen. 
Fugendlicher Dieb. Bei einem Schulknaben wurden 
12 Zitronen gefunden, die er am Sonnabend, dem 3. Juni, 
don einem auf dem Marktplatze ohne Aufsicht haltenden 
Sandwagen gestohlen haben will. Der Eigentümer der 
Zitronen konnte bisher nicht ermittelt werden. 
Sichleswig⸗Holstein. 
Kiel, 9. Juni. Amerikanische Gäste. Der be— 
kannte amerikanische Finanzier Pierpont Morg an beauftragte 
die Firma Schütt & Sieck, für seine am 24. Jum zu erwartende 
Anlunft in Kiel für seine Dampfijacht „Corsaio“ die nötigen 
Vorbereitungen zu treffen. „Corsaio“ wird eine der größten 
Jachten der diesjährigen Kieler Woche sein. Der Raumgehalt 
veträgt 1896 Jachttonnen. In Laboe haben 13 amerikanische 
Familien für die Kieler Woche Wohnungen bestellt. 
Uetersen, 9. Juni. Tod auf den Eisenbahn⸗ 
schienen. Donnerstag vormittag wurde der Händler Michael 
von hier, als er bei der Haltestelle Batzhorn das Geleis der 
Eisenbahn mit einer Karre überschreiten wollte, von einem 
Güterzuge erfaßt und vollständig zermalmt. Der Verunglückte 
war schwerhörig und konnte schlecht sehen, so daß er das 
zderannahen des Zuges nicht bemerkt hatte. 
M. Burg a. F. 9. Juni. Gekentert ist am Donnerstag 
nachmitiag ein mit Badegästen besetztes Ruderboot. Einer der 
Bootsinsassen, der Oberzollsekretär Liebau aus Altona, ist, 
obgleich Hilfe zur Stelle war, ertrunken. 
Lauenburg. F 
D. Sandesneben, 9. Juni. Der landwirtschaft— 
iche Verein hielt eine Versammlung ab, in welcher der 
Direltor der lauenburgischen landwirtschaftlichen Winterschule, 
Dr. Brase, einen Vortrag hielt über Gründüngung, Zwischen⸗ 
fruchtbant und System „Immergrün“, Durch Gründüngung 
werde dent Boden hauptsächlich Stichsstoff zugeführt. Unter 
System „Immergrün“ verstehe man, wenn auf demselben Acler 
smmer ein und dieselbe Frucht gebaut würde. Dann be— 
dauerte Referent noch sehr, daß zu wenig Landwirte in 
Lauenburs ihre Söhne zur landwirtschaftlichen Winterschule 
chidten; die geringen Kosten verzinsten sich doch großartig 
durch die Fachbildung, welche die jungen Landwirte erzielten. 
Zum Schluß referierte der Vorsitzende noch über Seimatschitz. 
Kon vielen werde die Heimatschutzbewegung wohl noch nicht 
ichtis aufgefaßzt. Es solle das alte, gute erhalten werden. 
um Beispiel sollen keine unnötigen Knickausrodungen vorge⸗ 
ommen werden. Auch sollten den Leuten bei Neubauten durch⸗ 
aus leine Schwierigleiten in den Wes gelegt werden, es soll 
sich das Gebäude nur so viel wie möglich der Landschaft 
anpassen. Landwirtschaftliche Gebaͤude lassen sich auch sehr 
zut so herstellen, daß sie den Anforderungen der Landwirt⸗ 
schaft und des Heimatschutzes gerecht werden. Statt der 
eisernen Einfriedigung vor den Wohnhäusern solle man doch 
die geschmachvolleren hölzernen Befriedigungen nehmen. Dann 
bewilligte die Versammlung noch 25 MeBeihilfe fur die 
Wanderausstellung in Hamburg für ländliche Wohlfahrts— 
und Heimatspflege. 
Großherzog tũmer Medtenbura. 
Schwerin, 9. Juni. Der Großherzog kehrte gestern 
ormittag aus Kolberg hierher zurück und begab sich im Auto—⸗ 
nobil nach Grambow. — Der Erbgroßherzog von 
Aldenburg und die Herzoginnen Ingeborg und Altburg 
ehten Sonntag von Rabensteinfeld nach Oldenburg zurück. 
Dömitz, 9. Juni. Beim Baden in der Elbe 
ertrank am ersten Pfingstfeiertage nachmittags ein etwa 
Mjähriger junger Mann, Mitglied des zurzeit hier gastierenden 
zirkus Roberti. Der des Schwimmens Unkundige sprang an 
iner tiefen Stelle ins Wasser und ging, ehe ihm noch Hilfe 
zebracht werden konnte, unter. Er wurde nur noch als Leiche 
ans Land gezogen. 
Dassow, 9. Juni. Gutsabstand. Der im Domanial—⸗ 
amte Grevesmühlen belegene Haushaltspachthof Grevenstein 
dessen Pachtzeit noch bis Johannis 1918 läuft, ist von dem 
derzeitigen Pächter an dessen Sohn, Landmann Heinrich Kien— 
ꝛppel, zu Johannis d. J. mit Allerhöchster Genehmigung abge— 
landen worden. 
Neustrelitz, 9. Juni. Die Großherzogin reiste 
jeute zu längerem Aufenthalt nach Saßnitßz auf Rügen. — 
Ddie Sanitätskolonne mußte, wie die Landeszeitung 
mitteilt, beim Einzug des Kaiserpaares 17mal in Tätigkeit 
xeten, um Personen, die infolge der Hitze und des Gedränges 
Anwohl geworden waren, Hilfe zu leiften. 
Internationaler Guttemplertag. 
Hamburg, 9. Juni. 
III. 
Ueber „Jlkohol im Kindesalter“ sprach Dr. med. 
olitscher-Pirdhammer. Redner wies darauf bin, daß auch 
chon Kinder zwischen dem Säugtingsalter und dem 6. Jahre 
t genug geistige Getränke erhalten. Er besprach die Gründe 
ieset auffallenden Erscheinung, hob die Vorurteile über die 
Wirkung des Alkohols hervor und rerurteilte auf das schärfste 
ie leider auch noch von Aerzten unterstützte Darreichung an kranke 
chwache und blutarme Kinder. Schon sehr kleine Mengen seier 
imstande, schwere Erkrankungen bervorzurufen; es seien viel« 
Fälle von Säuferleber, Säuferwahnsinn und dergl. bei Kin— 
»ern beobachtet worden. Besonders gefährlich sei regelmäßige 
Berabreichung wegen der Hemmung der körperlichen Entwicklung 
und der Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit gegen Infek— 
tionskrankheiten. Nicht minder bedenklich sei die durch zahllose 
kriahrungen belegte Schädigung des Charakters und des Geistes, 
»ie bei egelmähigem Alkoholgenusse der Kinder rege mäßig auf— 
trete. Redner kam zu dem Schlusie, daß der Grundsatz: „Den 
Kindern keinen Tropfen Alkohol“ unbedingt anzuerkennen sei, 
daß aber auf seine Turchführung nur gerechnet werden könne, 
venn Lehrer, Erzieher und Aerzte sich auf den Boden allgemeiner 
Enthaltsamkeit stellen. 
Sodann sprach über „Diie Schule und der Al— 
'ohol“ Lehrer Scharrelmann-Hamburg. Letzterer führte 
1. a. aus: Die Forderung nach Tinführung direkter Beleh— 
uung unserer Kinder über die Schädigungen des Alkohols und 
»ie Bekämpfung der Trinksitte durch die Schule dönne leider zurzeit 
ioch nicht allgemein erhoben werden, weil 1. die heutige Lehrer⸗ 
chaft wegen ihrer ungenügenden Kenntnis der Alkoholfrage und 
vegen der Lebensfremdheit der Seminarerziehung einen wir— 
ungsvollen Antialkohotunterricht doch nicht zu erteilen vermöchte 
and 2. weil die vollgepackten und mit Lernzielen aller Art 
iberladenen Lehrpläne unserer Schulen eine stoffliche Be— 
astung nicht mehr ertrügen. Indessen müsse von den deutschen 
zchulbehörden wegen der ungeheuren Bedeutung der Altohol— 
rage für das Volkswohl und wegen des greßen Einflusses, 
den die Schule auf die Denkweise der heranwachsenden Ge— 
teration habe, die Einrichtung ron Einführungskursen in die 
Iltoholfrage durch Vertreter unserer Bewegung in den Seminaren 
zefordert werden und des weiteren Hand in Hand mit der Schul— 
eformbewegung: 1. rationellere Entwickelung der ktindlichen 
zräfte in der Schule durch die Pflege seiner produktiven Fähig⸗ 
eiten; 2. größere Berüchsichtigung des lindlichen Interesses beim 
Interricht; 3. Erziehung zur wissenschaftlichen Denkart und zu 
einer vertieften sittlichen Auffassung und Betätigung. — Ober— 
erzt Dr. Nonne⸗-Hamburg referierte über „Aerztliche und 
zuristische Forderungenbeider Behandlung Al— 
koholkranker“. Redner schilderte den schädigenden Einfluß 
des Alkohols auf die wichtigsten Körperorgane und namentlich 
das Nervensystem und begrühßte es lebhaft, daß in Zukunft 
inter bestimmten Voraussetzungen auch die Trunkenheit an sich 
trasbar sein soll. Die Verabreichung von Alkohol an Kindel 
und Minderjährige müsse unter allen Umständen verboten werden. 
— Ferner sprach Professor Ir. Weygandt⸗-Hamburg 
über „Die Notwendigkeit alkoholfreier Jugend— 
erziehung“. Der Redner schilderte (unter Zuhilfenahme eines 
zahlenmaterials, das eine überzeugende Sprache führte) in fesseln⸗ 
der Weise die körperlichen und geistigen, sittlichen und wirt⸗ 
chaftlichen Schäden, die der Alkohol, den die Eltern trinken. 
owohl als auch den, den die Kinder selbst trinken, bei den 
etzteren verursacht, und kam zu der entschiedenen Forderung, 
dah die Jugend Alkohol in keiner Form und in keiner Menge 
zu sich nehmen dürfe. Zur Durchführung der alkoholfreien 
Jugenderziehung empfahl er den Unterricht, die Verordnung, 
ind vor allen Dingen das persönliche Beispiel 
»er Enthaltsamkeit seitens aller Jugenderzieher. — 
kndlich sei noch erwähnt der Vortrag von Landrichter 
Sr. Popert-SHamburg über die Notwendigkeit des Zu— 
ammenarbeitens aller Enthaltsamkeitsvereine, indem er u. a 
rusführte: Bei der Herausarbetiung des Äbstinenzgedanken 
nüfsen alle Verbände ohne Ausnahme alle ihre Mitglieder, 
om ersten Führer bis zum jüngsten Rekruten mit dem Be— 
pußtscin erfüllen, dah der Kampf gegen den Alkoholismus 
»er Kampf gegen das Alkoholkapital ist. Hinsichtlich de⸗ 
zusammenarbeiiens in der Organisierung der Bewegung machte 
xer Redner besonders darauf aufmerksam, daß sich auch 
is verschiedenen Vereine vom Blauen Kreuz dem „Allge. 
neinen Deutschen ZJentralverband zur Bekämpfung des Alkoho 
ismus“ anschliehen möchten. Und der Redner meinte weiter 
Swerde zu erwägen lein, ob nicht die zahlreichen Preß— 
»⸗rgane der Abstinenzbewegung zu einem mächtigen Jentral— 
rraan zusammengeschlossen werden könnten. Auch tkrat er 
afür ein, dak eine Wiedervereinigung des neutralen“ Gut⸗ 
emplerordens mit dent Internalüonalen Guttemplerorden stait— 
inden müsse. Hinsichtlich der Taftit nannte der Redner es 
eine Pflicht aller Abstinenzorganisationen, sich darüber klar 
auu werden, daß die Tabkuük der deutschen Abstinenzbewegung 
ur die des schärfsten Angriffs sein önne. Die Ausführungen 
des Redners fanden stürmischen Beifall der Versammlung. 
Luftfahrt. 
Berlhin, 7. Juni. Gestern stellte der Aviatiker Hirtlli 
einen Weltrekord für Passagierffüuge auf, indem er mii seinem 
Apparat 1600 m hoch stiea. Der Aviatiker Schendel schlug 
en vorgestern aufgestellten Höhenrekord Vollmöller, indem er 
uuf einem Dorner-Eindecher 2000 m hoch stieg. Schendel ließ 
sich in glänzendem Gleitflug nieder. 
Johannisihal. 7. Juni. Am drilten Tage der natio4- 
nalen Flugwoche flog ohne Passagier Kahnt 1 Stunde 
15 Min. Heidenreich a3 Min, Röver 33 Min. Beim Flug 
mit einem Passagier erreichte Eyring eine Flugdauer voit 
59, Jablonstyn von 52 und König von 23 Miͤn. 
Paris, 7. Juni. Der Flug Paris —Rom des Apiatikers 
Vedrines, der gestern früh um 3 Uhr 31 Min. auf dem 
Flugplatze Buo aufgestiegen war und um 7 Uhr 25 Miu. in 
Dijon gelandet war, hat ein rasches Ende gesunden. Um 
751 Uhr abends war er von Dijon wieder aufgestiegen, 
er mußte jedoch infolge von Fehlzündungen seines Motors 
urz vor Macon landen. Dabei rannte er gegen einen Pfahl. 
Der Apparat überschlug sich und zerbrach. Vedrines erlitt 
keine Verletzungen, gab aber seinen Flug endgültig auf. 
sr. Die Meldezliste far den europätschen Rendflug, der dom 
18. bis 30. Juni stattfindet, umfaßt jetzt bereits 63 Mel— 
»ungen. Die L'iste gestattet einen interessanten Vergleich mit 
erienigen für den Deutschen Rundflug 1911, um den B.Z3.⸗ 
Preis der Lüfte. Obwohl für den Deutschen Rundflug rund 
425 000 Mäan Preisen zur Versugung stehen, bei dem Europäi⸗ 
Rundflug aber nur ca. 366 000 Mugewonnen werden können, 
ist doch für den Europäischen Rundflug eine doppelt so 
yohr Zahl von Meldungen cingegangen, was rieder beweist, 
vwie bedeutend weiler die Aviatik in Frankreich entwidhel: ist, 
als in Deuischland. 
—BMW—æÆ»æöcbF— 
Neueste Rachrichten und Telegramme. 
Die Rede des Großherzogs von Medlenburg-Strelitz. 
Neustrelitz, 8. Juni. Der gçgencue Texct der gestrigen Rede 
des Großherzogs lautet wie folgt: 
„Euren kaiserlichen Maiestäten spreche ih meinen ehr— 
urchtsvollen, herzlichen Dank aus für den gnädigen Be— 
uch, den Eure Majestäten meinem Hause und meinem Lande 
zeute abstatten. Ich wage, daraus zu entnehmen, daß 
Fure Maijestät die verwandtschaftliche Gesinnung auch auf 
mich übertragen haben, wie sie seit den Tagen der Königin 
Luise zwischen Eurer Majestät erhabenen Vorfahren und 
den meinigen bestand. Eure Majestäten haben bei der 
Einfahrt die freudigen Gesichter der jubelnden Bevöllerung 
zesehen, die zusammengeströmt sind, um Eure Maijiestäten zu 
begrüßen. Der Mecdlenburger ist treu und steht mit seinem 
Hroßherzog treu zu seinem Kaiser. Ich trinke auf das 
Wohl Eurer Majestäten: Seine Maiestät der Kaiser, Ihre 
Mafestät die Kaiserin und das kaiserliche und königliche 
ßaus Hurra!“ 
Die spanische Marollovolitil vor der Kammer. 
W. Madrid, 8. Juni. In der Kammer interpellierte der 
zer liberalen Partei angehörige frühere Minister Villanuera 
iber Marokko. Er verlangte klare und bestimmte Erklärungen 
iber die Grenzen der spanischen Cinflußzone, die dein Vertras 
rwähne; sdie Regierung sollte den französisch-panischen Ge⸗ 
zeimvertrag von 1904 zur Kenntnis bringen. Ministerpräsident 
Fanalejas erwiderte, er dönne nicht mit voller Freiheit ant— 
vorten, weil die Verhandlungen zwischen Frank— 
eich und Spanien noch andauerten. Keine 
kegierung könne man weniger beschuldigen, sich in 
riegerisshe Unternehmungen zu stürzen, sowie in Alkte 
»er Gewalttätigkeit zunm Schaden der Rechte anderert 
stationen. Die Unruhen in Miarotko, suhr der Ministerpräsiaß 
»ent fort, haben uns dazu geführt, gegenüber den Stämmen 
Sicherheitsmaßregeln zu ergreisen. Man wundert sich, dak wir 
licht gegen die französische Expedition nach Fez protestierten. 
Pas hätten wir tun können? Frankreich bat in Fez eine von 
den Mächten a nerkannte Mission. Tie spanische Cinflußzone bei 
rarrasch ist nicht durch Verträge jestgesezt, sondern durch die 
Heschichte begründet. Wir werden uns weder voun den abge- 
chlossenen Verträgen entfernen, noch von denen, die sich aus den 
Verhandlungen mit Frankreich rgeben. Ohne Ein'elheiten hier⸗ 
iber mitzuteilen, vrersicherte Canaletas, daß es sich leineswegs 
arum handle, einen bestehenden Rechtszustand zu ändern. „Un⸗ 
ere historischen Rechte sind gut sestgelegt und designiert; wir 
rehen auf keine Sroberung aus, es gibt keine 
nternationale Gefahr“. Daracuf wurde die Sitzung 
rufgehoben. 
Der Internationale Seemannsftreitk vor dem Ausbruch. 
W. Antwervpen, 8. Juni. Der Sekretär des Syndikats 
von belgischen Seeleuten teilte in einer Versammlung mit, dauf 
der Bürgermeifter von Antwerpen es übernommen habe, zwischen 
den Seeleuten und Reedern Belgiens zu vermitteln. Aber es 
sei wahrscheinlich daß die Reeder wegen ihrer Verpflichtungen 
gegenüber dem internatie aalen Reederverband die Vermittelung 
nicht annehmen. Sollten sie es ablehnen, würde in den 
belgischen und holländischen Häsen in der nächsten Woche 
galeichzeitig der Streik ausbrechen. Die Ausstandsbewegung set 
auch für Großbritannien beschlossen, würde dort aber erst nach 
den Krönungsfeierlichkeiten beginnen. 
W. Berlin, . Juni. Die Ueberführung des 
Prinzen Joachim vom Kabinettskause in Potsdam nach 
dem Neuen Palais fand gestern abend in einem Kranken“ 
wagen des königlichen Marstalls statt. Die Kaiserin hatté 
perfönsich die vorsorglichsten Anordnungen getroffen. 
W. Berlin, 9. Juni. Zum 580jährigen Gedenktag det 
Fründung der deutschen Fortschrittspartei bringen die liberalen 
Blätter Artikel mit interessanten Erinnerungen. 
W. Berlin, 9. Juni. Der Streik in den Eisen— 
konstruktionsbetrieben hat bis jetzt an Schärfe noch nichts 
verloren. 
W. Weimar, 9. Juni. — In Auwesenheit des Großherzogs. 
sowie des Herzogs und der Herzogin und des Herzogs von 
Sachsen-Altenburg wurde geitern die Einweihnng der Flugplau- 
anlagen vollzogen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.