Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Behaudlung der Fragen, die die Balkanhalbinsel und 
ie Mittelmeerländer Afrikas betreffen, sich 
richt ausschalten lassen dürfe; denn von der Art 
der Lösung dieser Fragen hänge es ab, ob Italien seine 
Stellung als Großmacht werde erhalten können. Er erinnerte 
aran, daß in den letzten Jahren bei der Behandlung der 
Fragen durch die Diplomatie die Interessen Italiens nicht 
smmer genügend gewahrt worden seien, insbesondere, was die 
Lage Italiens in Tripolis angehe. Er wünsche, daß die Er— 
klärungen San Giulianos ihn davon überzeugen könnten, daß 
die Stellung Italiens in den Mittelmeerländern Afrikas nicht 
beeinträchtigt worden ist. (Zustimmung.) Was die Balkanhalb- 
insel anbetreffe, so verlange das Interesse Italiens, daß keine Ge— 
bietsveränderung das europäische Gleichgewicht stört und daß die 
Küste von Antivari bis Prevesa mit dem Hinterland nicht in die 
Hände irgend einer Großmacht fällt. Italien müsse darüber 
machen, daß der Status quo auf dem Balkan erhalten werde. 
Guicciardini drückte dann sein Bedauern darüber aus, daß man 
zu oft den Eindruck habe, daß Italien trotz seiner Bündnisse und 
Freundschaften in Europa isoliert sei. (Zustimmung und Zwischen- 
rufe.) Er erkenne jedes Verdienst des Dreibundes an, glaube 
aber, daß man auch heute noch die Behauptung aufstellen könne, 
die einst Graf Robilant getan habe, daß für Italien eine Politik 
auftichtiger Freundschaften einer Politik der Bündnisse vorzu— 
ziehen sei. Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge sei er jedoch 
einer Erneuerung des Dreibundes geneigt, die 
auf eine Weise vollzogen werden müsse, die ebensowohl die 
Gründe gegenseitigen Mißtrauens zwischen den vertragschließen⸗ 
den Mächten, als auch den Cindruck beseitigen müßte, daß 
das Bündnis niehr formell als wirksam sei. Ganz besonders 
sei dies der Fall, soweit es sich um die Beziehungen zwischen 
Oesterreich Ungarn und Italien handle. Er wünsche aufrich⸗ 
tig eine Beruhigung der Stimmung zwischen 
Jtalien und Oesterreich, weil eine feste österreichisch- 
italienische Freundschaft die wirksamste Bürgschaft für den euro— 
päischen Frieden sei. Der auf diesen Grundlagen erneuerte Drei— 
bund würde für lange Jahre ein wesentliches Element des 
Friedens und der Zivilisation sein. Man müsse das Heer und 
die Flotte stark und bereit halten, damit die militärische 
Macht dem diplomatischen Vorgehen Kraft und Stärke gebe. 
Er erwarte die Erklärungen des Ministers des Aeußern und sei 
bereit, davon Kenntnis zu nehmen, auch wenn sie von Opti⸗ 
mismus erfüllt sein sollten. Er wisse nicht, ob der Minister 
imstande sei, die Befürchtung zu zerstreuen, daß Italien in der 
gegenwärtigen internationalen Lage, die so schwierig und ver- 
wickelt sei, nicht wachsam genug jei. (Der Redner, dem sehr 
lebhafte Zustimmung zuteil wurde, wurde von vielen Seiten 
beglückwünscht.) 
Inland und Ausland. 
Deu tiches Raich. 
Aufenthalt des Kaiserpaares in Somburg v. d. Söhe. 
Homburg v. d. Höhe, 7. Juni. Während seiner letzten 
Anwesenheit in Homburg hatte der Kaiser seinen Be— 
such für den Herbst noch einmal in Aussicht gestellt. Durch 
den Unfall und die Erkrankung des Prinzen Joachim 
ist aber der Besuch des Kaiserpaares schon für die nächste 
Zeit in Aussicht gestellt worden, da die Aerzte dem Prinzen 
Joachim eine Machkur in Homburg v. d. Höhe verordnet 
haben. In dem Schlosse zu Homburg werden augenblicklich 
umfangreiche bauliche Veränderungen vorgenommen, die jetzt 
sehr beschleunigt werden, weil die Kaiserin mit dem Prinzen 
schon Ende Juni dort eintreffen will. Der Prinz wird sich 
einer Badekur unterziehen, um seine angegriffene Gesund⸗ 
heit wieder gänzlich herzustellen. Nach Beendigung der 
Nordlandsreise wird dann auch der Kaiser für einige Zeit 
m Homburger Schlosse Wohnung nehmen. 
sh. Hauptversjammlung des Vereins für das Deutschtum 
im Auslaud. In der gestrigen Hauptversämmlung des Vereins 
zur Erhaltung des Deutschtums im Ausland wurde be— 
schlossen, einen deutsch-bosnischen und deutsch-russischen Fonds 
zu gründen. Auch soll ein Kolonialdirektor angestellt wer—⸗ 
den. Auf Antrag von Prof. Pasckowsli wurde ein Ge⸗ 
dächtnisfonds geschaffen, aus dem junge Auslandsdeutsche, 
die im deutschen Reiche studieren, Stipendien erhalten sollen. 
Seatsminister v. Hintze gab einen Ueberblick über die 
30;,ährige Tätigkeit des Vereins, der sowohl an Mitgliedern 
wie an Ortsgruppen gewachsen ist, wie auch die Unterstützun— 
gen ganz beträchtlich zugenommen haben. Minister v. Dintze 
erklärte, daß Staatssekretär v. Szemrich ihm mitgeteilt habe, 
daß das Gesetz über Erhaltung der deutschen Staatsangehörig⸗ 
keit vom Jahre 1871 in der nächsten Zeit gründlich refor— 
miert werden soll und sich ein bezüglicher Entwurf bereits 
im Schreibtisch des Ministers befinde. Pfarrer Nack aus 
Vosnien sprach über die bedrängte Lage der Deutschen 
n Bosnien, worauf die Versammlung geschlossen wurde. 
————— — — — 
Tömke Wins, der aus adligem Geschlecht stammte, fand eine 
lebhafte Unterredung statt. 
Ein dreiblättriges Kleeblatt war es, das dort über die 
lünftigen Unternehmungen beriet; und es war bemerkenswert, 
wie jeder der drei Ritter seine Eigenart dabei hervorkehrte. 
Crich von Wulkow blieb, wie immer, barsch und einsilbig; 
er verlor keinen Augenblick das Bewußtsein seiner Würde, daß 
er außer dem Landesherrn der einzige war, der im Lande 
Lebus zu befehlen hatte. Zudem trug ihn das gehobene 
Gefühl, eine große Schlacht gewonnen zu haben. Freilich 
auf Anerkennung seines Markgrafen hoffte er wenig, denn 
der war noch ein Kind und — wie er sehr wohl wußte — 
völlig in den Händen Jobs von der Marwitz. Vor dem 
aber wollte er nicht zu Kreuze kriechen und konnte ihn 
nicht leiden. 
Job aber, fast schon ein Greis, wiewohl noch sehnig 
und äußerst rüstig, hatte in seiner Art und Redeweise etwas 
scheinbar Mildes und Väterliches, mas gerade dem Vogt un— 
ausstehlich war. Dabei verriet er mit keiner Miene, daß er 
eigentlich die landesherrliche Macht völlig in Händen hatte; 
im Gegenteil trug er stets zur Schau, daß er der untertänigste 
Diener des Landesherrn wäre, der nur gewöhnt wäre, dessen 
Befehle zu hören und auszuführen. 
Tömke Wins aber war voll jprudelnder Lebhaftigkeit und 
eifrig darauf bedacht, daß die Machtbefugnisse des Vogts ja 
nicht zu groß würden. Er war sich außerdem nur zu sehr 
bewußt, daß Erich von Wulkow ohne ihn nichts unternehmen 
konnte und daß er — der Bürgermeister — die Städte des 
aanzen Lebuser Landes auf seiner Seite hatte. 
Von der Marwitz drängte milde dazu, daß der Krieg 
zjegen den Feind des Landes weitergeführt werden sollte. 
Die beiden anderen Ritter aber wollten mit ihren Streit— 
kräften im Lande bleiben, um es nicht von jeglichem Schutz 
zu entblößen. F 
Fortsetzung folgt) 
Verminderung der Zahl der Doppelmandatare. Bei der 
Iufstellung der Kandidaten für die nächsten Reichstagswahlen 
vird von den Parteiorganisationen großer Wert darauf 
zelegt, die Zahl der Doppelmandatare zu vermindern, da 
jas System der Doppelmandate zu große Schäden im Ge⸗— 
'olge hat. Während die kleinen deutschen Landtage fast 
eine Doppelmandate mehr besitzen, ist auch in letzter Zeit 
»ie Zahl der Doppelmandatare im preuhischen und baye ri⸗ 
chen Landtage erheblich zurüclgegangen. Im preußischen Ab⸗ 
eordnetenhause sitzen zurzeit 70 Doppelmandatare. Auch die 
donservativen und das Zentrum, die zurzeit mit 24 resp. 
22 Doppelmandataren belastet sind, streben dahin, bei den 
ächsten Reichstagswahlen diese Zahl bedeutend herabzusetzen. 
— Der 22. Evangelisch⸗Soziale Kongreß trat am Mittwoch, 
bdie schon telegraphisch gemeldet, zu seinen Beratungen in 
danzig zusammen, in deren Mittelpunkt diesmal die Frage 
er Landflucht steht. Außer Adolf Wagner waren alle 
ekannten Mitglieder des Kongresses erschienen, an ihrer 
zpitze der Vorsitzende Prof. Dr. Adolf Harnack, ferner 
drof. Dr. Hans Delbrück und Abg. Naumann. Nach Ge— 
ang und Gebet eröffnete Prof. Adolf Harnack die 
kagung wie üblich in einer programmatischen Ansprache, die 
iesmal besonders dem Zustandekommen der Reichsver— 
icherungsordnung gewidmet war. Redner betonte, daß 
eben der sonstigen sozialen Fürsorge die Hauptaufgabe des 
dongresses bleiben müsse, das soziale Erbübel unserer Tage, 
„en Kastengeist und den Kastenhochmut zu be⸗ 
ämpfen. Denn er vor allem halte die Selbständigkeit 
ind Freudigkeit groher Schichten des Volkes danieder, nicht 
er Mangel an Brot. Wohl seien wir ein gerechtes Volk, 
ber es fehle uns an jener feinsten Gerechtigkeit, die 
edermann mit Achtung entgegenkomme und an jener Höflich— 
eit des Herzens und der Formen, die die Standesunterschiede 
aif dem Gebiete ausgleiche, auf dem sie ausgeglichen werden 
önnten. Auf der Tagesordnung stand zuerst ein Vortrag des 
zrof. D. Arthur Titius-Göttingen über die Frage: „Wie 
assen sich die sittlichen Ideale des Evangeliums in das 
jegenwärtige Leben überführen.“ 
Errichtung eines Lepraheims in Samoa. Den Gouperne—⸗ 
nentsrat für Samoa hat kürzlich die Errichtung eines Lepra⸗ 
heims beschäfligt. Wie das Samoanische Gouvernemenisblat! 
zerichtet, hob der stellvertretende Gouverneur, Oberrichter Dr 
Schultz, die mit der Errichtung eines Lepraheims verbundenen 
Zchwierigkeiten hervor. Die größte Schwierigleit sei die Platz⸗ 
rage, da eine geeignete Insel in dem inselarmen samoanischen 
Archipel nicht vorhanden sei. Es sei daher seine Absicht, 
ur Prüfung dieser Frage eine Kommission einzusetzen, die 
rus Mitgledern des Gouvernementsrats, Beamten und Ver— 
retern der Missionen bestehen solle. Er lege Wert darauf, 
ie Missionen in der Kommission vertreten zu lassen. da 
sis an dem Beiriche des Lepraheims beieiligt werden würden. 
Die katholische Mission habe bereits in dankenswerter Weise 
zugesagt. (D.) 
Der VII. Inlernationale Koengreß für Kümmalanthecpo— 
sogie. In den Tagen vom 9. bis 13. Oktober d. J. wird in 
Köln der 7. Internalionale Kongreß für Kaninalanthropologie 
tattfinden. Mit der Versammlung soll eine Ausstellung 
riminalpsychologisch oder polize wesienschaftlich wicheiner Gegen— 
tande verbunden werden. Anmeldungen zur Teilnahme sind 
zu richten an Assistenzrat Dr. Brüggelmann-Köln, Psychia⸗ 
trische Klinik. 
Neue gesetzliche Maßnahuen gegetn die Spronage. Der 
AIusschuß, der seit dem 4. April im Reichsjustizamt unter 
Zorsitz des Geh. Regierungsrats Dr. Lucas über die Reform 
es Strafgesetzbuches berät, wird, wie eine Nachrichtenstelle 
neldet, auch neue gesetzliche Maßnahmen gegen den Verrat 
nilitärischer Geheimnisse festlegen und in kurzer Zeit ver— 
„fentlichen. Daraus geht hervor, daß das Reichsspio⸗ 
ragegesetz vom 3. Juli 1893 nicht umgearbeitet 
verden soll. 
Gewerkschaften wollen die Maifeier abschaffein. Die Gi⸗ 
werkschaften wollen, wie wir in der Täglichen Rundschau lesen, 
die internationale Maifeier abschafsen. Dem nächsten Deut 
chen Gewerkschaftskongreß, der in nächster Zeit in Potsdant 
usammentritt, wird ein Antrag auf Abschaffung der Mai— 
eier unterbreitet werden. Die Vertreter des Verbandes der 
eutschen Buchdrucker werden den Antrag begründen. Außer 
en Buchdruckern sind auch andere große Gewerkschaften (Me⸗ 
allarbeiter, Maler, Sattler usw.) zum Teil 
zegner der Maifeier, die an die Kassen große An— 
'orderungen stellt und ständig Reibungen mit den Unternehmern 
zervorruft, was von vielen unangenehm empfunden worden 
st. Der Vorsitzende Döblin vomn Buchdruckerverband, Mit— 
llied der Generalkommission der Gewerkschafien, hat erklärt, 
zurch die Maifeier enistehe mehr Schaden wie Nutzen. 
Ddie Abgeordneten Legien und v. Elm sollen gleicher Ansicht 
ein. Die unverblümte Absage an die Maifeier würde wohl 
ils reaktionär und rückständig bezeichnet werden, die Gewerk— 
chaften müßten aber den Mut haben, offen auszusprechen, 
wie sie über diesen alten Zopf dächten. 
Der Schttzmann⸗Dolmetscher ist das Neueste in Leipzig. 
Da während der Messen stets ein ungeheurer Strom von 
Ausländern in Leipzig weilt, hat, wie der Confeltionär 
nitteilt, der Rat der Stadt Schutzleute in englischer und 
ranzösischer Sprache ausbilden lassen, sowie russisch 
ind polnisch sprechende Unteroffiziere zu Schutzleuten aus— 
gebildet. Die „Schutzmann⸗Dolmetscher“ tragen Armbinden in 
zer Farbe des Landes, dessen Sprache sie beherrschen und 
werden bereits während der Michagelismesse Dienste tun. 
Dernburg Aufsichtsratsmitglied der Deutsch⸗Asiatischen Bank. 
Auf der heute stattfindenden Generalversammlung wird die 
Zuwahl des früheren Kolonialstaatsselretärs Dernburg in 
en Aufsichtsrat vorgeschlagen werden. Maßgebend für die 
zFanziehung Dernburgs sind dessen Kenntnisse und Erfah—⸗ 
ungen in ostasiatischen Angelegenheiten. Eine besondere Tätig— 
eit in der Verwaltung der Deutsch-Asiatischen Bank ist für 
zerrn Dernburg nicht in Aussicht genommen. 
Schweiz. 
Ein französisch⸗schweizerischer Schiedsgerichtsvertrag? Aus 
Bern wird gemeldet: Die französische Regierung hat beim 
Bundesrat den Abschluß eines Vertrages zwischen der Schweiz 
und Frankreich angeregt, nach dem alle zwischen den beiden 
Staaten entstandenen Streitigkeiten durch ein Schiedsgericht 
zu erledigen wären. Die Kommission des Ständerats be— 
merkt hierzu: Es frage sich, ob das Vöollerrecht heute schon 
o ausgebaut sei, um den vertragschließenden Staaten zu 
gestatten, ohne Beeinträchtigung ihrer Integrität sich vor— 
ehaftlos auf eine schiedsgerichtliche Erledigung aller ihrer 
Zwiste einzulassen. Auch die Vollziehung der Schiedssprüche 
ete Schwierigkeiten. 
SFrankreich. 
Ver fruͤhere Ministerpräsident Maurice Rouvier *ẽ. Det 
krühere Ministerpräsident Rouvier ist gestern in Neuilly⸗-sur— 
Seine an einer Lungenkongestion gestorben. Maurice Rouvier 
sttand im 70. Lebensijahre. Er wurde am 17. April 1842 
in Aix geboren. Er praktizierte nach Beendigung seiner 
Studienzeit in Marseille als Advokat. Als Generalsekretär 
des Departements Bouches⸗du⸗Rhöne wandte sich Rouvier 
aktiv der Politik zu, wurde 1871 Mitglied der National- 
dersammlung, war in den Jahren 1876/77 Mitglied der 
deputiertenkammer, wurde 1881 Handelsminister bis 1886, 
nit einer Unterbrechung von 1882-1884. Im Jahre 1881 
vurde er Ministerpräsident, trat aber bald wieder zurück. 
Ddie Jahre 1880 bis 1892 sowie 1902 bis 1905 sahen ihn 
ils Finanzminister. 1905/06 war er wieder Ministerprä— 
ident, übernahm auch das Ministerium des Aeußern, schloß 
mit Deutschland ein Marokkoabkommen und setzte am 8. Juli 
1905 das Gesetz betreffend Trennung von Staat und Kirche 
durch, trat aber wegen dessen übereilter Durchführung am 
3. März 1906 zurück. 
Tagesbericht. 
Lübeck, 8. Juni. 
SPosi⸗Ueberweisungs⸗ und Schedverlehr in den Jahren 
1909 und 1910. Der am 1. Januar 1908 ins Leben getretene 
Postüberweisungs- und Schechverlehr hat von vornherein leb⸗ 
haft eingesetzt und sich als eine Einrichtung erwiesen, die 
vesentlich dazu beitragen wird, den Zahlungsverkehr durch 
inschränkung der Barzahlungen zu verbessern. Der Post⸗ 
chedverkehr hat sich in den ersten beiden Jahren folgen der⸗ 
naßen gestaltet: 
1909: 1910: 
Kontoinhaber 
Ende Dezember 43 929 60 023 
Gesamtumsatz I1774 334 207Mm 21802 683 467 M 
)avon waren: 
Gutschriften 5 925 268 000- 10918 614 437 - 
Lastschriften 5 849 066 198- 10884 039 030- 
huthaben der Konto⸗ 
inhaber Ende Dez. 76 201 831⸗ 110777 2688- 
In Lübeck waren Ende 1909: 102, Ende 1910: 144, Ende Maĩ 
.911: 151 Kontoinhaber vorhanden. 
Die Zählung der leerstehenden Wohnungen am 1. De⸗ 
ember 1910. Bei der mit der Volkszählung verbundenen Er— 
mittelung der leerstehenden Wohnungen wurden 941 leere 
Vohnungen, das sind 3,67 v. H. sämtlicher vorhandenen, 
nd außtzerdem 87 leerstehende Geschäftslokale, unter diesen 
2 Läden, gezählt. Im Oktober 1809 standen nur 681 oder 
3772 v. 8. lꝛer. Der Wohnungsvorrat war alse ein reich— 
icher; nur in den Jahren 1903 und 1904 war er mit 3,89 
ind 4,10 v. H. sämilicher Wohnungen größer. Kleinwohnungen 
is 200 MiMitte standen 388 gegen 172 im Oktober 1909 
eer. Auf die innere Stadl entfielen 393 (1908: 222) leere 
Wohnungen, auf St. Jürgen 147 (166), auf St. Lorenz 
264 (181) und auf Si. Gertrud 137 (112). 
Die Bautätiglent in der Stadt Lübeck im Jahre 1819. Die 
Zahl der Wohngebäude hat sich um 120 und die der Wohnun⸗ 
gen um 571 vermehrt. Im Jahre 1809 betrug der Zugang 
noch 158 bezw. 782. Von dem Zuwachs an Wohnungen ent⸗ 
felen auf die innere Stadt 53 (1909: 42), auf die Vorstädte 
318 (720), hiervon auf St. Jürgen 165 (259), auf Si. 
dorenz 239 (282) und auf St. Gertrud 114 (179). 
Faselei. Die Itzehoer Nachrichten lassen sich aus Kiel 
nelden: „Von Dänenark und von Lübech-Fehmarn aus macht 
nan die größten Anstrengungen, um die neue Dampffährenver⸗ 
indung Fehmarn—Laaland herzustellen. Sae so!l die Rouien 
Kiel —Korsoör und Warnemünde—Giedfer lahmlegen. Man 
zält allgemein die Bemühungen für aussichtslos, da Preußen 
ich nicht beteiligen wird und die Anlagekosten sehr enorm 
ind.“ — Die Mitteilung ist nach jeder Richtung hin unzu⸗ 
frefsend. Niemals ist von den an dem Proiekt einer Bahn⸗ 
derbinduns Kovenhagen — Laaland Fehmarn — Lübed — Ham⸗ 
zurg inieressierten Kreisen der Gedanke ausgesprochen worden, 
zurch die Herstellung dieser internationalen Verbindung die 
hestehenden Linien Kiel —Korsör und Warnemünde — Giedser 
ahmzulegen, denn das wäre wohl ein Dimg der Unmög⸗ 
ichkeit. Auch steht bisher absolut nichts darüber fest, ob 
Preußen sich der Schaffung der unmittelbaren Eisenbußn— 
erbindung Kopenhagen —Lübeck—Hamburg w'der'etzen wird 
‚der nicht, und wie hoch sich die Kosten der Einrichtung einer 
Fährverbindung Fehmarn—Laaland belaufen werden. Da— 
jegen weiß man seit langem, daß nirgends mekr als gerade 
n Kiel die Konkurrenz der Linie Kopenhagen — Lübed — Ham⸗ 
hurg gefürchtet wird, da diese LZnie der Route Hamburg — 
Kiel —Korsör—Kopenhagen ganz bedeutend überlegen sein wird. 
Das schafft man auch nicht dadurch aus der Welt, daß 
man von Kiel aus obige Faseleien in die Welt setzt. 
Die Reichspostverwaltung ist um die Einführung 
riner 13-Pfennig-Marke für Nachnahmedruckiachen ge⸗ 
beten worden, und es ist Aussicht vorhanden, daß diese, 
Anregung auf fruchtbaren Boden fallen wird. Nicht nur 
die Geschäftswelt würde großen Nutzen davon haben, sondern 
auch der Postverwaltung würden Vorteile entstehen. Die 
Beiriebsvereinfachung ist für alle Gebiete des wirtschaftlichen 
debens von Vorteil. 
Die 43. Sauptversammlung der Vereinigung öffentlichet 
Feuerversicherungs⸗Anstalten in Deutjchland findet vom 8. bi; 
. Juni im „Patriotischen Gebäude“ in Hamburg statt. Zu der 
Tagung werden außer den Leitern der meisten deutschen Anstalten 
ind einer großen Zahl von Mitgliedern ihrer Verwal— 
ungsräte Vertreter mehrerer hoher Staatsbehörden deutschet 
Bundesstaaten und ausländischer befreundeter öffentlicherBrand⸗ 
»ersicherungs-Anstalten als Gäste erscheinen. Von den Ver— 
andlungsgegenständen seien u. a. hervorgehoben: „Die neus 
Hesetzgebung über die Hamburger Feuerkasse“ Gerichterstatter: 
Feuerkasse-Direktor Himmelheber, Hamburg), „Blitzableiter an 
lektrischen Anlagen“ (Prof. Dr. Spies, Posen), „Errichtung 
»on öffentlichen Lebensversicherungs-Anstalten“ (General⸗ 
Landschaftsdirektor Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. Kapp, Köonigsberg 
Pr.), „Feuerschutz großer Risiken, insbesondere durch auto⸗ 
natische Feuermelder“ GBranddirektor Westphalen, Hamburg), 
Die taxierte Police“ (Gerichtsassessor Damm, Kiel), „Die 
Verwendung von Kalksandsteinen“ (Departements-⸗Landschafts: 
direktor Edert, Königsberg i. Pr.), „Bedachungsstoffe“ Brand⸗ 
lasse-Inspektor Blund, Kiel). 
5. Vom Pfmngstvrerlehr. Das Hamburger Fremdenblat 
schreibt, daß am Pfinostsonntag der Verkehr in der Richtung 
nach Lübseck besonders stark war. Um die Anzahl der Reisen— 
den fesizustellen, ist man vorläufig nur auf Schätzungen angewiesen.
	        
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