Behaudlung der Fragen, die die Balkanhalbinsel und
ie Mittelmeerländer Afrikas betreffen, sich
richt ausschalten lassen dürfe; denn von der Art
der Lösung dieser Fragen hänge es ab, ob Italien seine
Stellung als Großmacht werde erhalten können. Er erinnerte
aran, daß in den letzten Jahren bei der Behandlung der
Fragen durch die Diplomatie die Interessen Italiens nicht
smmer genügend gewahrt worden seien, insbesondere, was die
Lage Italiens in Tripolis angehe. Er wünsche, daß die Er—
klärungen San Giulianos ihn davon überzeugen könnten, daß
die Stellung Italiens in den Mittelmeerländern Afrikas nicht
beeinträchtigt worden ist. (Zustimmung.) Was die Balkanhalb-
insel anbetreffe, so verlange das Interesse Italiens, daß keine Ge—
bietsveränderung das europäische Gleichgewicht stört und daß die
Küste von Antivari bis Prevesa mit dem Hinterland nicht in die
Hände irgend einer Großmacht fällt. Italien müsse darüber
machen, daß der Status quo auf dem Balkan erhalten werde.
Guicciardini drückte dann sein Bedauern darüber aus, daß man
zu oft den Eindruck habe, daß Italien trotz seiner Bündnisse und
Freundschaften in Europa isoliert sei. (Zustimmung und Zwischen-
rufe.) Er erkenne jedes Verdienst des Dreibundes an, glaube
aber, daß man auch heute noch die Behauptung aufstellen könne,
die einst Graf Robilant getan habe, daß für Italien eine Politik
auftichtiger Freundschaften einer Politik der Bündnisse vorzu—
ziehen sei. Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge sei er jedoch
einer Erneuerung des Dreibundes geneigt, die
auf eine Weise vollzogen werden müsse, die ebensowohl die
Gründe gegenseitigen Mißtrauens zwischen den vertragschließen⸗
den Mächten, als auch den Cindruck beseitigen müßte, daß
das Bündnis niehr formell als wirksam sei. Ganz besonders
sei dies der Fall, soweit es sich um die Beziehungen zwischen
Oesterreich Ungarn und Italien handle. Er wünsche aufrich⸗
tig eine Beruhigung der Stimmung zwischen
Jtalien und Oesterreich, weil eine feste österreichisch-
italienische Freundschaft die wirksamste Bürgschaft für den euro—
päischen Frieden sei. Der auf diesen Grundlagen erneuerte Drei—
bund würde für lange Jahre ein wesentliches Element des
Friedens und der Zivilisation sein. Man müsse das Heer und
die Flotte stark und bereit halten, damit die militärische
Macht dem diplomatischen Vorgehen Kraft und Stärke gebe.
Er erwarte die Erklärungen des Ministers des Aeußern und sei
bereit, davon Kenntnis zu nehmen, auch wenn sie von Opti⸗
mismus erfüllt sein sollten. Er wisse nicht, ob der Minister
imstande sei, die Befürchtung zu zerstreuen, daß Italien in der
gegenwärtigen internationalen Lage, die so schwierig und ver-
wickelt sei, nicht wachsam genug jei. (Der Redner, dem sehr
lebhafte Zustimmung zuteil wurde, wurde von vielen Seiten
beglückwünscht.)
Inland und Ausland.
Deu tiches Raich.
Aufenthalt des Kaiserpaares in Somburg v. d. Söhe.
Homburg v. d. Höhe, 7. Juni. Während seiner letzten
Anwesenheit in Homburg hatte der Kaiser seinen Be—
such für den Herbst noch einmal in Aussicht gestellt. Durch
den Unfall und die Erkrankung des Prinzen Joachim
ist aber der Besuch des Kaiserpaares schon für die nächste
Zeit in Aussicht gestellt worden, da die Aerzte dem Prinzen
Joachim eine Machkur in Homburg v. d. Höhe verordnet
haben. In dem Schlosse zu Homburg werden augenblicklich
umfangreiche bauliche Veränderungen vorgenommen, die jetzt
sehr beschleunigt werden, weil die Kaiserin mit dem Prinzen
schon Ende Juni dort eintreffen will. Der Prinz wird sich
einer Badekur unterziehen, um seine angegriffene Gesund⸗
heit wieder gänzlich herzustellen. Nach Beendigung der
Nordlandsreise wird dann auch der Kaiser für einige Zeit
m Homburger Schlosse Wohnung nehmen.
sh. Hauptversjammlung des Vereins für das Deutschtum
im Auslaud. In der gestrigen Hauptversämmlung des Vereins
zur Erhaltung des Deutschtums im Ausland wurde be—
schlossen, einen deutsch-bosnischen und deutsch-russischen Fonds
zu gründen. Auch soll ein Kolonialdirektor angestellt wer—⸗
den. Auf Antrag von Prof. Pasckowsli wurde ein Ge⸗
dächtnisfonds geschaffen, aus dem junge Auslandsdeutsche,
die im deutschen Reiche studieren, Stipendien erhalten sollen.
Seatsminister v. Hintze gab einen Ueberblick über die
30;,ährige Tätigkeit des Vereins, der sowohl an Mitgliedern
wie an Ortsgruppen gewachsen ist, wie auch die Unterstützun—
gen ganz beträchtlich zugenommen haben. Minister v. Dintze
erklärte, daß Staatssekretär v. Szemrich ihm mitgeteilt habe,
daß das Gesetz über Erhaltung der deutschen Staatsangehörig⸗
keit vom Jahre 1871 in der nächsten Zeit gründlich refor—
miert werden soll und sich ein bezüglicher Entwurf bereits
im Schreibtisch des Ministers befinde. Pfarrer Nack aus
Vosnien sprach über die bedrängte Lage der Deutschen
n Bosnien, worauf die Versammlung geschlossen wurde.
————— — — —
Tömke Wins, der aus adligem Geschlecht stammte, fand eine
lebhafte Unterredung statt.
Ein dreiblättriges Kleeblatt war es, das dort über die
lünftigen Unternehmungen beriet; und es war bemerkenswert,
wie jeder der drei Ritter seine Eigenart dabei hervorkehrte.
Crich von Wulkow blieb, wie immer, barsch und einsilbig;
er verlor keinen Augenblick das Bewußtsein seiner Würde, daß
er außer dem Landesherrn der einzige war, der im Lande
Lebus zu befehlen hatte. Zudem trug ihn das gehobene
Gefühl, eine große Schlacht gewonnen zu haben. Freilich
auf Anerkennung seines Markgrafen hoffte er wenig, denn
der war noch ein Kind und — wie er sehr wohl wußte —
völlig in den Händen Jobs von der Marwitz. Vor dem
aber wollte er nicht zu Kreuze kriechen und konnte ihn
nicht leiden.
Job aber, fast schon ein Greis, wiewohl noch sehnig
und äußerst rüstig, hatte in seiner Art und Redeweise etwas
scheinbar Mildes und Väterliches, mas gerade dem Vogt un—
ausstehlich war. Dabei verriet er mit keiner Miene, daß er
eigentlich die landesherrliche Macht völlig in Händen hatte;
im Gegenteil trug er stets zur Schau, daß er der untertänigste
Diener des Landesherrn wäre, der nur gewöhnt wäre, dessen
Befehle zu hören und auszuführen.
Tömke Wins aber war voll jprudelnder Lebhaftigkeit und
eifrig darauf bedacht, daß die Machtbefugnisse des Vogts ja
nicht zu groß würden. Er war sich außerdem nur zu sehr
bewußt, daß Erich von Wulkow ohne ihn nichts unternehmen
konnte und daß er — der Bürgermeister — die Städte des
aanzen Lebuser Landes auf seiner Seite hatte.
Von der Marwitz drängte milde dazu, daß der Krieg
zjegen den Feind des Landes weitergeführt werden sollte.
Die beiden anderen Ritter aber wollten mit ihren Streit—
kräften im Lande bleiben, um es nicht von jeglichem Schutz
zu entblößen. F
Fortsetzung folgt)
Verminderung der Zahl der Doppelmandatare. Bei der
Iufstellung der Kandidaten für die nächsten Reichstagswahlen
vird von den Parteiorganisationen großer Wert darauf
zelegt, die Zahl der Doppelmandatare zu vermindern, da
jas System der Doppelmandate zu große Schäden im Ge⸗—
'olge hat. Während die kleinen deutschen Landtage fast
eine Doppelmandate mehr besitzen, ist auch in letzter Zeit
»ie Zahl der Doppelmandatare im preuhischen und baye ri⸗
chen Landtage erheblich zurüclgegangen. Im preußischen Ab⸗
eordnetenhause sitzen zurzeit 70 Doppelmandatare. Auch die
donservativen und das Zentrum, die zurzeit mit 24 resp.
22 Doppelmandataren belastet sind, streben dahin, bei den
ächsten Reichstagswahlen diese Zahl bedeutend herabzusetzen.
— Der 22. Evangelisch⸗Soziale Kongreß trat am Mittwoch,
bdie schon telegraphisch gemeldet, zu seinen Beratungen in
danzig zusammen, in deren Mittelpunkt diesmal die Frage
er Landflucht steht. Außer Adolf Wagner waren alle
ekannten Mitglieder des Kongresses erschienen, an ihrer
zpitze der Vorsitzende Prof. Dr. Adolf Harnack, ferner
drof. Dr. Hans Delbrück und Abg. Naumann. Nach Ge—
ang und Gebet eröffnete Prof. Adolf Harnack die
kagung wie üblich in einer programmatischen Ansprache, die
iesmal besonders dem Zustandekommen der Reichsver—
icherungsordnung gewidmet war. Redner betonte, daß
eben der sonstigen sozialen Fürsorge die Hauptaufgabe des
dongresses bleiben müsse, das soziale Erbübel unserer Tage,
„en Kastengeist und den Kastenhochmut zu be⸗
ämpfen. Denn er vor allem halte die Selbständigkeit
ind Freudigkeit groher Schichten des Volkes danieder, nicht
er Mangel an Brot. Wohl seien wir ein gerechtes Volk,
ber es fehle uns an jener feinsten Gerechtigkeit, die
edermann mit Achtung entgegenkomme und an jener Höflich—
eit des Herzens und der Formen, die die Standesunterschiede
aif dem Gebiete ausgleiche, auf dem sie ausgeglichen werden
önnten. Auf der Tagesordnung stand zuerst ein Vortrag des
zrof. D. Arthur Titius-Göttingen über die Frage: „Wie
assen sich die sittlichen Ideale des Evangeliums in das
jegenwärtige Leben überführen.“
Errichtung eines Lepraheims in Samoa. Den Gouperne—⸗
nentsrat für Samoa hat kürzlich die Errichtung eines Lepra⸗
heims beschäfligt. Wie das Samoanische Gouvernemenisblat!
zerichtet, hob der stellvertretende Gouverneur, Oberrichter Dr
Schultz, die mit der Errichtung eines Lepraheims verbundenen
Zchwierigkeiten hervor. Die größte Schwierigleit sei die Platz⸗
rage, da eine geeignete Insel in dem inselarmen samoanischen
Archipel nicht vorhanden sei. Es sei daher seine Absicht,
ur Prüfung dieser Frage eine Kommission einzusetzen, die
rus Mitgledern des Gouvernementsrats, Beamten und Ver—
retern der Missionen bestehen solle. Er lege Wert darauf,
ie Missionen in der Kommission vertreten zu lassen. da
sis an dem Beiriche des Lepraheims beieiligt werden würden.
Die katholische Mission habe bereits in dankenswerter Weise
zugesagt. (D.)
Der VII. Inlernationale Koengreß für Kümmalanthecpo—
sogie. In den Tagen vom 9. bis 13. Oktober d. J. wird in
Köln der 7. Internalionale Kongreß für Kaninalanthropologie
tattfinden. Mit der Versammlung soll eine Ausstellung
riminalpsychologisch oder polize wesienschaftlich wicheiner Gegen—
tande verbunden werden. Anmeldungen zur Teilnahme sind
zu richten an Assistenzrat Dr. Brüggelmann-Köln, Psychia⸗
trische Klinik.
Neue gesetzliche Maßnahuen gegetn die Spronage. Der
AIusschuß, der seit dem 4. April im Reichsjustizamt unter
Zorsitz des Geh. Regierungsrats Dr. Lucas über die Reform
es Strafgesetzbuches berät, wird, wie eine Nachrichtenstelle
neldet, auch neue gesetzliche Maßnahmen gegen den Verrat
nilitärischer Geheimnisse festlegen und in kurzer Zeit ver—
„fentlichen. Daraus geht hervor, daß das Reichsspio⸗
ragegesetz vom 3. Juli 1893 nicht umgearbeitet
verden soll.
Gewerkschaften wollen die Maifeier abschaffein. Die Gi⸗
werkschaften wollen, wie wir in der Täglichen Rundschau lesen,
die internationale Maifeier abschafsen. Dem nächsten Deut
chen Gewerkschaftskongreß, der in nächster Zeit in Potsdant
usammentritt, wird ein Antrag auf Abschaffung der Mai—
eier unterbreitet werden. Die Vertreter des Verbandes der
eutschen Buchdrucker werden den Antrag begründen. Außer
en Buchdruckern sind auch andere große Gewerkschaften (Me⸗
allarbeiter, Maler, Sattler usw.) zum Teil
zegner der Maifeier, die an die Kassen große An—
'orderungen stellt und ständig Reibungen mit den Unternehmern
zervorruft, was von vielen unangenehm empfunden worden
st. Der Vorsitzende Döblin vomn Buchdruckerverband, Mit—
llied der Generalkommission der Gewerkschafien, hat erklärt,
zurch die Maifeier enistehe mehr Schaden wie Nutzen.
Ddie Abgeordneten Legien und v. Elm sollen gleicher Ansicht
ein. Die unverblümte Absage an die Maifeier würde wohl
ils reaktionär und rückständig bezeichnet werden, die Gewerk—
chaften müßten aber den Mut haben, offen auszusprechen,
wie sie über diesen alten Zopf dächten.
Der Schttzmann⸗Dolmetscher ist das Neueste in Leipzig.
Da während der Messen stets ein ungeheurer Strom von
Ausländern in Leipzig weilt, hat, wie der Confeltionär
nitteilt, der Rat der Stadt Schutzleute in englischer und
ranzösischer Sprache ausbilden lassen, sowie russisch
ind polnisch sprechende Unteroffiziere zu Schutzleuten aus—
gebildet. Die „Schutzmann⸗Dolmetscher“ tragen Armbinden in
zer Farbe des Landes, dessen Sprache sie beherrschen und
werden bereits während der Michagelismesse Dienste tun.
Dernburg Aufsichtsratsmitglied der Deutsch⸗Asiatischen Bank.
Auf der heute stattfindenden Generalversammlung wird die
Zuwahl des früheren Kolonialstaatsselretärs Dernburg in
en Aufsichtsrat vorgeschlagen werden. Maßgebend für die
zFanziehung Dernburgs sind dessen Kenntnisse und Erfah—⸗
ungen in ostasiatischen Angelegenheiten. Eine besondere Tätig—
eit in der Verwaltung der Deutsch-Asiatischen Bank ist für
zerrn Dernburg nicht in Aussicht genommen.
Schweiz.
Ein französisch⸗schweizerischer Schiedsgerichtsvertrag? Aus
Bern wird gemeldet: Die französische Regierung hat beim
Bundesrat den Abschluß eines Vertrages zwischen der Schweiz
und Frankreich angeregt, nach dem alle zwischen den beiden
Staaten entstandenen Streitigkeiten durch ein Schiedsgericht
zu erledigen wären. Die Kommission des Ständerats be—
merkt hierzu: Es frage sich, ob das Vöollerrecht heute schon
o ausgebaut sei, um den vertragschließenden Staaten zu
gestatten, ohne Beeinträchtigung ihrer Integrität sich vor—
ehaftlos auf eine schiedsgerichtliche Erledigung aller ihrer
Zwiste einzulassen. Auch die Vollziehung der Schiedssprüche
ete Schwierigkeiten.
SFrankreich.
Ver fruͤhere Ministerpräsident Maurice Rouvier *ẽ. Det
krühere Ministerpräsident Rouvier ist gestern in Neuilly⸗-sur—
Seine an einer Lungenkongestion gestorben. Maurice Rouvier
sttand im 70. Lebensijahre. Er wurde am 17. April 1842
in Aix geboren. Er praktizierte nach Beendigung seiner
Studienzeit in Marseille als Advokat. Als Generalsekretär
des Departements Bouches⸗du⸗Rhöne wandte sich Rouvier
aktiv der Politik zu, wurde 1871 Mitglied der National-
dersammlung, war in den Jahren 1876/77 Mitglied der
deputiertenkammer, wurde 1881 Handelsminister bis 1886,
nit einer Unterbrechung von 1882-1884. Im Jahre 1881
vurde er Ministerpräsident, trat aber bald wieder zurück.
Ddie Jahre 1880 bis 1892 sowie 1902 bis 1905 sahen ihn
ils Finanzminister. 1905/06 war er wieder Ministerprä—
ident, übernahm auch das Ministerium des Aeußern, schloß
mit Deutschland ein Marokkoabkommen und setzte am 8. Juli
1905 das Gesetz betreffend Trennung von Staat und Kirche
durch, trat aber wegen dessen übereilter Durchführung am
3. März 1906 zurück.
Tagesbericht.
Lübeck, 8. Juni.
SPosi⸗Ueberweisungs⸗ und Schedverlehr in den Jahren
1909 und 1910. Der am 1. Januar 1908 ins Leben getretene
Postüberweisungs- und Schechverlehr hat von vornherein leb⸗
haft eingesetzt und sich als eine Einrichtung erwiesen, die
vesentlich dazu beitragen wird, den Zahlungsverkehr durch
inschränkung der Barzahlungen zu verbessern. Der Post⸗
chedverkehr hat sich in den ersten beiden Jahren folgen der⸗
naßen gestaltet:
1909: 1910:
Kontoinhaber
Ende Dezember 43 929 60 023
Gesamtumsatz I1774 334 207Mm 21802 683 467 M
)avon waren:
Gutschriften 5 925 268 000- 10918 614 437 -
Lastschriften 5 849 066 198- 10884 039 030-
huthaben der Konto⸗
inhaber Ende Dez. 76 201 831⸗ 110777 2688-
In Lübeck waren Ende 1909: 102, Ende 1910: 144, Ende Maĩ
.911: 151 Kontoinhaber vorhanden.
Die Zählung der leerstehenden Wohnungen am 1. De⸗
ember 1910. Bei der mit der Volkszählung verbundenen Er—
mittelung der leerstehenden Wohnungen wurden 941 leere
Vohnungen, das sind 3,67 v. H. sämtlicher vorhandenen,
nd außtzerdem 87 leerstehende Geschäftslokale, unter diesen
2 Läden, gezählt. Im Oktober 1809 standen nur 681 oder
3772 v. 8. lꝛer. Der Wohnungsvorrat war alse ein reich—
icher; nur in den Jahren 1903 und 1904 war er mit 3,89
ind 4,10 v. H. sämilicher Wohnungen größer. Kleinwohnungen
is 200 MiMitte standen 388 gegen 172 im Oktober 1909
eer. Auf die innere Stadl entfielen 393 (1908: 222) leere
Wohnungen, auf St. Jürgen 147 (166), auf St. Lorenz
264 (181) und auf Si. Gertrud 137 (112).
Die Bautätiglent in der Stadt Lübeck im Jahre 1819. Die
Zahl der Wohngebäude hat sich um 120 und die der Wohnun⸗
gen um 571 vermehrt. Im Jahre 1809 betrug der Zugang
noch 158 bezw. 782. Von dem Zuwachs an Wohnungen ent⸗
felen auf die innere Stadt 53 (1909: 42), auf die Vorstädte
318 (720), hiervon auf St. Jürgen 165 (259), auf Si.
dorenz 239 (282) und auf St. Gertrud 114 (179).
Faselei. Die Itzehoer Nachrichten lassen sich aus Kiel
nelden: „Von Dänenark und von Lübech-Fehmarn aus macht
nan die größten Anstrengungen, um die neue Dampffährenver⸗
indung Fehmarn—Laaland herzustellen. Sae so!l die Rouien
Kiel —Korsoör und Warnemünde—Giedfer lahmlegen. Man
zält allgemein die Bemühungen für aussichtslos, da Preußen
ich nicht beteiligen wird und die Anlagekosten sehr enorm
ind.“ — Die Mitteilung ist nach jeder Richtung hin unzu⸗
frefsend. Niemals ist von den an dem Proiekt einer Bahn⸗
derbinduns Kovenhagen — Laaland Fehmarn — Lübed — Ham⸗
zurg inieressierten Kreisen der Gedanke ausgesprochen worden,
zurch die Herstellung dieser internationalen Verbindung die
hestehenden Linien Kiel —Korsör und Warnemünde — Giedser
ahmzulegen, denn das wäre wohl ein Dimg der Unmög⸗
ichkeit. Auch steht bisher absolut nichts darüber fest, ob
Preußen sich der Schaffung der unmittelbaren Eisenbußn—
erbindung Kopenhagen —Lübeck—Hamburg w'der'etzen wird
‚der nicht, und wie hoch sich die Kosten der Einrichtung einer
Fährverbindung Fehmarn—Laaland belaufen werden. Da—
jegen weiß man seit langem, daß nirgends mekr als gerade
n Kiel die Konkurrenz der Linie Kopenhagen — Lübed — Ham⸗
hurg gefürchtet wird, da diese LZnie der Route Hamburg —
Kiel —Korsör—Kopenhagen ganz bedeutend überlegen sein wird.
Das schafft man auch nicht dadurch aus der Welt, daß
man von Kiel aus obige Faseleien in die Welt setzt.
Die Reichspostverwaltung ist um die Einführung
riner 13-Pfennig-Marke für Nachnahmedruckiachen ge⸗
beten worden, und es ist Aussicht vorhanden, daß diese,
Anregung auf fruchtbaren Boden fallen wird. Nicht nur
die Geschäftswelt würde großen Nutzen davon haben, sondern
auch der Postverwaltung würden Vorteile entstehen. Die
Beiriebsvereinfachung ist für alle Gebiete des wirtschaftlichen
debens von Vorteil.
Die 43. Sauptversammlung der Vereinigung öffentlichet
Feuerversicherungs⸗Anstalten in Deutjchland findet vom 8. bi;
. Juni im „Patriotischen Gebäude“ in Hamburg statt. Zu der
Tagung werden außer den Leitern der meisten deutschen Anstalten
ind einer großen Zahl von Mitgliedern ihrer Verwal—
ungsräte Vertreter mehrerer hoher Staatsbehörden deutschet
Bundesstaaten und ausländischer befreundeter öffentlicherBrand⸗
»ersicherungs-Anstalten als Gäste erscheinen. Von den Ver—
andlungsgegenständen seien u. a. hervorgehoben: „Die neus
Hesetzgebung über die Hamburger Feuerkasse“ Gerichterstatter:
Feuerkasse-Direktor Himmelheber, Hamburg), „Blitzableiter an
lektrischen Anlagen“ (Prof. Dr. Spies, Posen), „Errichtung
»on öffentlichen Lebensversicherungs-Anstalten“ (General⸗
Landschaftsdirektor Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. Kapp, Köonigsberg
Pr.), „Feuerschutz großer Risiken, insbesondere durch auto⸗
natische Feuermelder“ GBranddirektor Westphalen, Hamburg),
Die taxierte Police“ (Gerichtsassessor Damm, Kiel), „Die
Verwendung von Kalksandsteinen“ (Departements-⸗Landschafts:
direktor Edert, Königsberg i. Pr.), „Bedachungsstoffe“ Brand⸗
lasse-Inspektor Blund, Kiel).
5. Vom Pfmngstvrerlehr. Das Hamburger Fremdenblat
schreibt, daß am Pfinostsonntag der Verkehr in der Richtung
nach Lübseck besonders stark war. Um die Anzahl der Reisen—
den fesizustellen, ist man vorläufig nur auf Schätzungen angewiesen.