Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe A. 
—Z— 
Tagesbericht. — 
Lubecd, 8. Juni 
D80. Geburistag. Am Freitag, dem 9. Juni, felert 
her Kaufmann, jetzt Privatier, Herr Eduard Korte im 
Kreise seiner Familie und in körperlicher und geistiger Rüstig⸗ 
'eit seinen 80. Geburtstag. Wir wunschen unserm lang—⸗ 
lährigen Abonnenten der Lübeckischen Anzeigen, daß ihm noch 
recht viele Jahre in ungeschwächter Gesundheit und zur 
Freude seiner Angehörigen beschieden sein mögen. 
Die Landesvereine für das höhere Mädchenschulwesen in 
Bremen, Oldenburg, Hamburg, Lübeck. Medlenburg⸗Schwerin 
und Medlenburg-Strelitz hielten gestern hier ihre erste, recht 
zut besuchte Kartellversammlung ab. Sie fand in der Aula der 
ErnestinenSchule statt. Frl. Bartels begrüßte die Versamm⸗— 
ung namens des Lübeckischen Landesvereins, Herr Schulrat 
Professor Dr. Wychgram im Auftrage der Oberschul—⸗ 
zehörde, Oberlehrerin Budde⸗-Schwerin im Auftrage des Meck- 
ienburgische, Landesvereins, Herr Direktor Pechner⸗-Hamburg 
namens des Hamburger Landesverbandes und Herr Professor 
Dr. Klippenberg-Bremen im Auftrage des Bremen-Olden⸗ 
hurgischen Landesverbandes. Sodann hielt Herr Direktor Pesch⸗ 
rer⸗Hamburg einen Vortrag über „Deutsch im Mittelpunkt des 
Unterrichts“ und faßte seine Ausführungen in folgende Leitsätze 
susammen: 1. Jede Lektion in jedem Lehrgegenstand muß wo—⸗ 
nöglich mit freier, zusammenhängender Wiedergabe des Ge—⸗ 
ernten schließen. 2. Die Bewältigung des Deutsche Pensums 
der Oberstufe erfordert wenigstens fünf Stunden wöchentlich. 
3. Der Vortrag von Poesie und Prosa miuß in gleicher Weise 
geübt werden wie der Gesang, und die Schülerinnen müssen 
höhe und Tiefe, Stärke und Schwäche des Tones, Länge und 
Zürze der Silben, sowie die Pausen zunächst nachahmen, dann 
frei gebrauchen lernen. 4. An die Belehrungen und Verskunst 
müssen sich auf der Oberstufe leichte Uebungen schließen. 5. Bei 
der Auswahl der Prosalektüre muß die Rüchsicht auf Klarheit 
und Schönheit des Stils ausschlaggebend sein. 6. Als Muster 
ür die Grammatik sind Proben aus Gedichten nicht geeignet. 
— An den Vortrag schloß sich eine lebhaste Aussprache, in der 
nicht alle Ansichten des Redners den vollen Beifall der Ver⸗ 
jammlung fanden. Nicht die einhellige Zustimmung der Ver—⸗ 
sammlung fanden die Schaffung einer fünften Unterrichtsstunde 
für Deutsch in der Oberstufe und die Einführung von Dekla⸗ 
mationsübungen in der gleichen Weise wie die Gesangsübungen. 
Ferner wurde die Ansicht vertreten, daß die Leitsätze zu sehr 
der Verstandesbildung huldigten, zumal gerade bei den Mädchen 
das Innen- und Gemutsleben mehr als bei Knaben Be— 
rücksichtigung verlange. Im Mittelpunkt des Unterrichts im Deut⸗ 
schen müsse immer die Lektüre bleiben, damit die Schüler sich eine 
Kenntnis der Literatur selbst erarbeiteten. — Die nächste Kar—⸗ 
tellversammlung wird im kommenden Jahre in Hamburg statt— 
finden. Gegenstand der Verhandlung wird die Selbstverwal⸗ 
tüng der Schullerin sein. 
D49. Sängertag des Niedersächsischen Sängerbundes in 
Schwartau. Auf eine Einladung und unter dem Vorsitz des 
Sprechers des Niedersächsischen Sängerbundes, Herrn Karl 
Deitmann⸗-Lübeck, hielten die Vorstände der dem Bunde ange— 
hörenden Männergesangvereine in Lübeck am Mittwoch abend 
:m Bürgerverein eine Versammlung ab. Gegenstand der Be— 
ratung war die Beschlußfassung über einen auf dem Sänger— 
tage in Schwartau einzubringenden Antrag auf Abhaltung 
des 50. Sängertages im Jahre 1912 in Lübeck. Wenngleich 
vom Sprecher in stiner Begrühungsansprache ausgeführt wurde, 
daß in der Regel die Sängertage nur nach kleineren Orten 
uu verlegen seien, so glaube man doch nicht versäumen zu 
jollen, das 50jährige Jukbtläum des Niedersächsischen Sänger— 
hundes an der Gründungsstätte des Bundes in besonders 
vürdiger Weise zu feiern, um so mehr als durhh das im 
iächsten Jahre stattfindende 8. Teutsche Sängerbundesfest aͤn 
Nürnberg nach den Satzungen des Deutschen Sängerbundes 
die Abhaltung eines Niedersächsischen Sängerbundesfestes nicht 
itatthaft sei. Nachdem sämtliche Redner den Vorschlag des 
Bundesrats unterstützt hatten und der Sprecher eine Schil— 
derung des geplanten Verlaufes des Jubiläumssängertages 
gegeben hatte, wurde zur Abstimmung über den Antrag ge— 
schritten, welche das Ergebnis hatte, daß die fast vollzählig 
erschienenen Vorstandsmitglieder aller hiesigen Bundesvereine 
ꝛinstimmig die Annahme des Antrages für den Sängertag 
in Schwartau belchlossen. — Es mag noch darauf hingewie- 
en werden, daß die Lübeder Bundesvercine bei dem Konzert 
in Schwartau unter der Leitung des Herrn Kgl. Obermusik. 
neisters Fl. Clausnitzer, welcher in liebenswürdigster Weise 
zie Vertretung des leider erkrankten Vereinigungsdirigenten 
derrn Sonnenberg übernommen hat, drei Chorlieder zum Vor— 
rag bringen werden. Die zweite und vorl tzte Probe findet 
am Freilag im Gesellschafeshaus „Monopol“, Johannisstraße, 
tatt und es werden die Sänger um vollzähliges und pünkt, 
liches Erscheinen zu dieser und zu der am nächsten Freitag 
tattfindenden letzten Probe dringend gebeten. Mögen die 
Lübecher Sänger durch tatkräflige Unterstützung des Sänger⸗ 
sages in unserm schönen Nachbarorte sich die Sympathien der 
Abgeordneten für ihren eigenen Antrag erwerben. 
Die Tagung der „Deutschen Verlehrs⸗Vereine“ wurde 
im Dienstag in Worms eröffnet. Auch Lübedist durch ein 
Vitglied des Vorstandes des Vereins zur Hebung des Frem⸗ 
enverkehrs vertreten. Die Wormser Zeitung begrüht die 
Bersammlung mit einem Artikel, in dem u. a. ausgeführt 
wird: „Der Bund der deutschen Verkehrsvereine aber bildet 
die Grundlage, auf der eine ersprießliche Arbeit sich aufbaut. 
Seine Tätigkeit ist unerläßlich, soll das Streben der einzelnen 
Vereine Erfolg haben. „Förderung des Verkehrs, Organi⸗ 
sation und Propaganda, Bearbeitung von Verkehrsfragen und 
Streben nach Vereinheitlichung der deutschen Eisenbahnen“, 
— damit bezeichnet er sein Arbeitsgebiet, das nicht das Stadt⸗ 
gebiet, sondern das ganze deutsche Vaterland umfaßt. Einen 
mäͤchtigen volkswirtschaftlichen Faktor nannten wir den Frem⸗ 
denverlehr; doch damit erschöpft sich seine Bedeutung für das 
deutsche Reich nicht. Die Förderung des internationglen Reise⸗ 
ind Fremdenverkehrs, durch die es den Buͤrgern fremder 
Länder ermöglicht wird, sich ein selbständiges Urteil über Land 
und Leute, Sitten und Bräuche, Kulturhöhe und öffentliche 
Einrichtungen des besuchten Staates und Volkes zu bilden, 
bat für diesa selbit mebr als nur eine polt 
—— 27. 
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onnerstag, den 8. Juni 191. 
Morgen⸗Blatt Rr. 283. 
Bedeutung. Gerade das deutsche Volk und die deun hen 
ffentlichen Einrichtungen haben vielfach unter einer falschen 
geurteilung seitens des Auslandes zu leiden. Was ist da⸗ 
ser mehr zu begrühen, als die Auslanbspropaganda des 
zundes deutscher Verkehrsvereine? Die Ausgestaltung und 
krleichternung des Verkehrs mit dem Auslande nennen wir 
eine verdienstvolle Tätigkeit, denn sie kommt jeder deutschen 
ztadt zugute. Ein wertvolles Mittel zur Auslandspropa⸗ 
anda ist die vom Bunde herausgegebene Zeitschrift, Deutsch⸗ 
and“, die in glänzender Ausstattung mit reichem, und 
nannigfaltigem Text, begleitet von einem geradezu hervor⸗ 
agenden Bildermaterial erfolgreich bestrebt ist, im Aus⸗ 
mde das Interesse an dem unerschöpflichen Reichtum deutscher 
indschaftlicher und architektonischer Schönheit zu erweitern. 
janz besonders geschickt ilt nach dieser Seite hin die Sonder⸗ 
ummer zusammengestellt, die dazu bestimmt ist, den ameri— 
anischen Reiseverkehr in noch stärkerem Maße als bisher 
ach Deutschland zu lenken. Der Bund hat nunmehr 28 Aus—⸗ 
unftsstellen im Auslande errichtet, die für unser Vaterland 
rußerordentlich nützlich wirken.“ 
W. Inernatienale wi nschaftliche Ballenaufstiege. Mitt⸗ 
voch, Donnerstag und Freitag, den 7. 8. und 9. Juni, 
inden in den Morgenstunden internationale wissen- 
chaftliche Ballonaufstiege statt. Es steigen Trachen, 
emannte oder unbemannte Ballons in den meisten Haupt—⸗ 
ädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbemannten 
zallons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon bei— 
egebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente 
orgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort tele— 
raphisch Nachricht sindet. 
Die Deutsche Geselschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hielt 
Nittwoch in der Aula der Marine-Akademie in Kiel in Gegen⸗ 
vart des Ehrenpräsidenten Großadmirals Prinz Heinrich von 
ßreußen und seines Adjutanten Korv.Kapt. v. Usedom, des 
Hertreters der königlichen Staatsregierung Regierungspräsidenten 
Lkert⸗Schleswig und des Oberbürgermeisters Dr. Fuß als 
bettreters der Stadt Kiel ihre diesjährige Generalversamm- 
ung ab. Der Jahresbericht, dessen wesentlichsten Inhalt wir 
ereits mitgeteilt haben, wurde unverändert genehmigt. Der 
dassenbericht weist 328 132,34 Muin Einnahme (darunter 
7759,69 M Stiftungsgelder und einmalige Gaben) und 
lusgahe auf. Die Bilanz schließt mit 3650 499,72 Meab. Die 
ztiftungsgelder im Jahre 1910 betragen allein 59938,07 M. 
)arunter sind von Ungenannt in Berlin 14 000 Meund aus dem 
dachiaß des Privatiers Staib-⸗Stuttgart 10 000 M. Dem Vor—⸗ 
and wurde Entlastung erteilt. Nach Genehmigung des Antrages 
es Vorstandes betr. Erhöhung der Prämien hielt Herr Ober— 
aspektor Neuhaus einen Vortrag über die bei der Verwendung 
»on Motor⸗Rettungsbooten gemachten Erfahrungen. Genehmigt 
vurden hierauf nachstehende Anträge der Bezirksverwaltungen 
ẽmden betr. die Errichtung eines Ausgucksgerüstes auf Juist 
Kostenanschlag 1000 My), die von Helgoland beantragte Ver— 
egung der Bootsslip und die Erbauung eines hölzernen Schup⸗ 
ens für das zweite Rettungsboot GKostenanschlag je 6000 My, 
ie von Heide beantragte Ausrüstung des zu erbauenden Segel— 
ettungsboots für Friedrichskoog mit einem Motor und Beiboot 
nd der Einbau eines Motors in das Büsumer Segelrettungs— 
oot (Kostenanschlag 11700 Muäund 10 000 M),. der von Susum 
eantragte Einbau eines Motors in das Rettungsboot auf 
lmrum-Süd (Kostenanschlag 10 000 M) und die Erbauung eines 
euen Segelrettungsboots mit Motor und Beiboot für Amrum— 
dord GKostenanschlag 22700 M). Für Saßnitz wurde eine 
letlungsbootsstation mit Motorboot und Slipwagen für 38 300 
Nark, für Laase eine Station mit Boot nebst Raketen-Apparat 
ir inssesamt 24 000 Miuund sür die Station Stolpmünde-West 
n Stelle des alten ein neues Boot mit Transportwagen für 
000 Mebewilligt. Im Voranschlag für 1912 sind die Einnahmen 
uf 320 000 M, die Ausgaben auf 359 000 Muveranschlagt. 
ie Gesellschaft genehmigte den Voranschlag, aus ihrer Mitte 
urde aber die Hoffnung ausgesprochen, daß das Defizit tatsächlich 
urch höhere Einnahmen wettgemacht werde. Das Vermögen der 
zesellschaft beträgt 2863598 M. Bei der Frage der Mit— 
liederwerbung wurde vom Vorsitzenden mitgeteilt, daß die 
Narine in dankenswerter Weise in ihren Kreisen zum Beitritt 
mgeregt hat und zwar mit dem Erfolg, daß im vorigen Jahre 
us ihrer Mitte rund 500 neue Mitglieder gekommen sind. Die 
ächstiährige Tagung soll in Mülhausen i. E. stattfinden. 
— ⸗ 
ist, so hat sie doch zur Folge gehabt, daß wohltätige Bestre— 
bungen in unserer Stadt, soweit sie nicht am Blumentage be— 
seiligt waren, in den Hintergrund gedrängt sind und vergessen 
verden. So sind z. B. in diesem Jahre die Beiträge für 
die Milchkolonie so spärlich geflossen, daß der Verein sich 
erneut an unsere Mitbürger mit der Bitte wendet, zu diesem 
echten Kinderhilfswerke durch reichliche Geldspenden beitragen 
zu wollen, Wir verweisen dabei auf den Aufruf im An— 
zeigenteil. 
Hanlestãdte. 
Hamburg, 8. Juni. Prinz und Prinzessinv 
August Wilhelm von Preußtzen werden zu dem am 
Zonnabend nachmittag um 4 Uhr auf der Vulcan-Werft statt⸗ 
indenden Stapellauf des Linienschiffes „Ersatz Heimdall“ hier 
zintreffen. Die Prinzessin wird die Taufe vollziehen und dem 
Schiff, wie schon erwähnt, den Namen „Friedrich der Große“ 
geben; die Taufrede wird Generalfeldmarschall v. d. Goltz 
halten. 
Staatsminister v. Breitenbach, der Dienstag von 
Berlin kommend in Altonga eintraf, um die dortigen Bahnhofs- 
anlagen zu besichtigen, besuchte gestern vormittag in Begleitung 
des Oberpräsidenten v. Bülow, des Eisenbahnpräsidenten Franke 
ind einiger anderer Herren den Hamburger Hafen. Nach der 
dafenrundfahrt wurde der Elbetunnel in Augenschein genommen, 
vorauf im Restaurant St. Pauli-Landungsbrücken ein Früh— 
tück serviert wurde. Hieran schloß sich eine Fahrt durch den Köhl— 
orand, die besonders den dort ausgeführten Regulierungs- 
arbeiten galt. 
Schleswig⸗Holstein. 
Altona, 8. Juni. In der Landesbrandkasse für 
die Provinz Schleswig-Holstein werden sicherem Vernehmen nach 
nit dem 1. Jan. 1912 neue Bestimmungen über die Verwaltung 
n Kraft treten. In Zukunft sollen auch die Interessenten in der 
Berwaltung vertreten sein. Das ist ein Schritt, der sicherlich allge— 
neine Anerkennung findet. — Die Leiche des vor etwa acht 
Tagen im Vorort Oevelgönne beim Anbordspringen ertrunkenen 
Sohnes des Geldschrankfabrikanten Leisner aus Ottensen ist am 
tisten Pfingsttage in der Nähe der Unglücsstätte aufgefischt 
corden. — Selbstmord. Am Sonnabend-Abend mietete 
in junger Mann im Vorort Oevelgönne ein Boot und ruderte 
n den Strom hinaus. Dort sprang er, wie man vom dies— 
eitigen Ufer wahrnehmen konnte, in die Elbe und verschwand in 
»en Fluten. Die Leiche ist bis jetzt nicht gefunden. 
Elmshorn, 8. Juni. Der Wald- und Beide— 
zrand in den Lutzhorner Tannen wurde durch das Pignier- 
Bataillon in Harburg bekämpft. Dienstag kam erneut ein 
jeuer im Westmoor und in den Tannenschonungen auf dem 
kotenkirchener Gebiet zum Ausbruch. Die Löschmannschaften 
mus der Umgegend wurden wieder an die Brandstelle gerufen 
Iuch in der Lutzhorner Försterei brennt es wieder. Man be— 
auert, daß die Vioniere so rasch in ihre Garnison zurückgekehrt 
ind. Der Schaden in den Lutzhorner Tannen ist ganz enorm. 
Den Hauptschaden hat der Fiskus. Vom fiskalischen Besitz 
ind allein 800 Tonnen Waldbestand und 600 Tonnen Heide— 
fllächen, außerdem etwa 400 Tonnen Privateigentum abge 
hrannt. 
Lauenburg. 
Lauenburg, 7. Juni. „Parse val s“ passierte Sonn⸗ 
tag vormittag gegen 8 Uhr auf der Fahrt von Bitterfeld 
tach Hamburg jenseits der Elbe unsere Stadt. Recht viele 
ßewohner haben das interessante Schauspiel gesehen und alle 
varen begeistert von dem Anblick des „Parseval 8“. Von 
anem hiesigen Einwohner wurde dem Luftschiff durch dreimaliges 
Zissen einer Flagge nach Seemannsart der Gruß entboten, 
der durch dreimaliges Neigen des Luftschiffes mit der vorderen 
Spitze vom Oberleutnant Stelling erwidert wurde. 
S Ratzeburg, 8. Juni. Der Großherzog von 
Meclenburg-Strelitz hat der Stadtgemeinde in Ratze— 
zurg die Genehmigung erteilt, während des Turmbaues an der 
Z3t.⸗Petri⸗Kirche die Domkirche für alle gottesdienstlichen Hand— 
ungen benutzen zu dürfen. Da mit dem Bau schon in der 
cächsten Woche begonnen werden soll, wird die Stadtgemeinde 
hren ersten öffentlichen Gottesdienst am Sonntag, 18. Juni, 
m Dom abhalten. — Infolge der anhaltenden 
Ddürre gewähren die Felder und Gärten in der Umgegend 
einen recht betrübenden Anblick. Der Roggen wird auf leichtem 
Boden schon notreif und das Sommerkorn ist total verbrannt. 
Die Viehweiden sind völlig kahl und da die Narbe völlig ver— 
rannt ist, ist an Nachwuchs lange nicht zu denken. Aber noch 
rauriger sieht es in den Gärten aus. Was mit großer Mühe 
zepflegt ist und zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, ist 
velk und trocken. Erbsen sind bereits in der Blüte verbrannt 
nd die Erdbeeren werden nur einen kaum nennenswerten Er— 
rag liefern. Auch die Obstbäume haben trotz der reichen Bluüte 
nur schwach angesetzt und die noch vorhandenen Früchte werden 
don dem überhandnehmenden Ungeziefer zerstört und liegen in 
zroßer Anzahl welk am Boden. 
Ratzeburg, 7. Juni. Pfeingstverkehr. Die Aus— 
Jügler aus Hamburg und Lübeck werden allein auf über 
3000 geschätzt. Die Ratzeburger Kleinbahn beförderte an beiden 
Festtagen rund 5000 Personen. — Warnung vor Kreuz-— 
»ttern! Drei Hamburger Touristen, die am Pfingstmontag 
ruf ihrer Wanderung d'urch Campow kamen, sahen dort eine 
dreuzotter über den Weg kriechen. Da sie dieselbe für eine 
Blindschleiche hielten, griff einer der iungen Leute danach; 
m selben Augenblick hatte ihn das giftige Reptil jedoch in 
»en Unterarm gebissen, der sofort stark anschwoll. Mittels 
Wagen wurde der Verletzte nach dem Ratzeburger Kranken— 
zaus gebracht, wo er einen mehrtägigen unfreiwilligen Auf— 
nthalt nehmen muk, bis er als geheilt entlassen werden 
ann. — Die Baͤkbeerensträucher haben im diesjährigen 
Maimonat überaus zahlreich geblüht, Nachtfröste haben so 
zut wie gar keinen Schaden angerichtet. Es darf demzufolge 
—A 
Gudow, 7. Juni. Ein Schurkenstreich ist nachts 
wuf dem Hofe Sophienthal verübt worden. Von ruchlose 
zdand sind dort 16 Pferden die Schweife abgeschnitten, natür⸗ 
ich in gewinnsuchtiger Wsicht, da von dem Pferdehaar 
ede Spur fehlt. Auch soll in gleicher Nacht ein ähnliches 
Bubenstuck auf der benacbbarten mecklenburaischen Domän⸗ 
R 
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
nan uns: Heute ist die dritte Wiederholung des urkomi—⸗ 
hen Schwanks „Der Doppelmensch“. Freitag geht sorgfältig 
orbereitet „Hedda Gabler“ von Henrik Ibsen in Szene. Die 
lufführung des pactenden Werkes des großen nordischen 
)ichters gewinnt durch das Gastspiel des Frl. Wanda Wilden⸗ 
zielhaack noch besonderes Interesse. Die junge Dame, ein 
rstes Mitglied des Stadttheaters in Halle, wird als eine 
ceffliche Ibsen-Darstellerin außerordentlich geschätzt. — Die 
bliche volkstümliche Vorstellung am Sonnabend, jeder Platz 
O Pfa., bringt nochmals das reizende Lustspiel „Komtesse 
zucherl“. Am Sonntaa findet die erste aroke Doppel-Vor— 
tellung statt. 
b. 30. Gauturnfest in Travemünde. Ueberall in deutschen 
'anden rüsten sich die Turnvereine, das 100jähr. Bestehen 
er deutschen Turnkunst festlich zu begehen. Der Travegau 
18 Turnvereine) verbindet die Feier mit seinem 30. Gauturn⸗ 
est, das in unserem lieblichen Badeort Travemunde am 
onnabend und Sonntag, 10. und 11. Juni, stattfindet. Der 
)rt wird an diesem Tage festlich geschmückt sein. Die mit 
zegeisterung teilnehmende Bevölkerung hat für die Aus— 
hmückung der Häuser über 2000 m Girlanden bestellt. Die 
mzelnen Ausschüsse sind wacker an der Arbeit, etwa 800 
urner haben sich schon zur Teilnahme an dem Fest ange— 
seldet, so daß dieses einen großartigen Verlauf zu nehmen 
erspricht. Die turnerischen Wettkämpfe und Spiele, Stafetten⸗ 
wufen und Ringen finden auf dem ideal gelegenen Festplatzb 
uf dem Leuchtenfelde statt. Möge die Bevölkerung Lubeds 
hr Interesse für die edle Turnsache durch recht zablreichen 
zesuch des Festes belunden. 1 
b. Milchkolonie. Der Kinderhilfstag hat die schöne Ein⸗ 
rahme von falt 30 000 Mugehabt und hat damit dem Ver—⸗ 
nögen der an ihr beteiligten Vereine einen sehr willkommenen 
Zuluk gebrach So erfreulich iel — —2 un emit
	        
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