Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe 4. Mittwoch, den 7. Juni 191. 
— ö ————— 
Morgen⸗Blatt Kr. 281. 
Cagesbericht 
— 
VI. Deutscher Esperanto⸗Kongreß 
(Bundestag des deutschen Esperanio⸗Bundes). 
3. Tag.) 
V Lübeck, 6. Juni. 
In der heutigen zweiten Arbeitsfitzung wurden 
‚zunächst eine Reihe von Aen derungen der Satzungen 
des Bundes, u. a. dahingehend, daß das Kalenderjahr das 
Geschäftsjahr des Bundes sein soll, die Ortsgruppen in ihren 
Namen und ihren Satzungen ihre Zugehsrigkeit zum Deutschen 
Esperantobund zum Ausdruck zu bringen haben, daß der Min— 
bdestbeitrag von 3 Meäaufgehoben, an scine Stelle ein Grund— 
beitrag von 65 Mupro Gruppe treten und dafür den Gruppen 
ein Exemplar des Bundesblattes, 2 Exemplare des Korrespon⸗ 
denzblattes und ein Exemplar des Jahrbuches kostenlos ge— 
liefert werden soll, quch für unterstüthende Mätglieder, stu— 
dentische und Jugendvereine, soll der Beitrag nur 5 Mube— 
tragen. Zur Schlichtung von Streitigkeiten und Meinungs— 
verschiedenheiten unter Bundesmitgliedern soll ein Schiedsgericht 
geschaffen werden; die Ordnung desselben soll vom Beirat 
aufgestellt und dem nächstijährigen Bundestag zur Genehmigung 
borgelegt werden. 
Es folgten sodann die Wahlen. Zum Schatzmeister wurda 
Herr Bankier Dr. Arnhold-Dresden gewählt. Er schied infolge 
dessen aus dem Beirat aus, ferner durch das Los die Herren 
Börgermann-Krefeld, Professor Kristaller⸗Stuttgart, Regie— 
cungsbauführer Tarnow-Barmen, Direktor Professor Dr. Rohr⸗ 
bach⸗Gotha, Stadtverordneter Starck- Magdeburg, Dr. med. 
Thalwitzer-Dresden, der eine Wiederwahl nicht wunschte, Handels 
lehrer Vogler-Hamburg, Regierungs- und Medizinalrat Dr. 
Seemann⸗Danzig, Rentner Elb⸗Kötzschenbroda und P. Gott⸗ 
getreu-Hannover. Sämtliche Herren wurden wieder- und für 
Herrn Dr. Thalwitzer Herr Ober-Postpraklikant Behrend-Bres⸗ 
lau gewählt. 
Zum Ort für den nächsten Bundestag 1012 wurde 
Danzig-Zoppot gewählt. 
Zur Verhandlung gelangten sodann die Anträge der Espe— 
ranto⸗Societo „ßZamenhof“ in Görlitz, dahhingehend, eine 
wirksame Werbearbeit zu entfalten, um die breiten Massen für 
Esperanto zu interessieren und Mittel zu ergreifen, die ge— 
wonnenen Mitglieder an die Gruppe zu felleln. Die Anträge! 
vertrat in wirksamster, wenn auch in mancher Hinsicht anfecht⸗ 
barer Weise, Herr Fabrikant Mally-Görlitz, indem er darlegte, 
wie man dort für Esperanto werbe. Es wurde beschlossen, 
die Frage betreffend diꝛe Werbearbeit auf dem nächstjährigen 
Bundestag eingehend zu erörtern. — 
Herr Diplom-Ingenieur v. Frendell-Dresden sprach 
sodann über die geschlossene und einheitliche Vertretung des 
Deutschen Esperantobundes auf internationalen Esperanto Kon- 
gressen und die Unterhaltung der internationalen Esperanto— 
Geschäftsstelle in Paris durch Veranstaltung nationaler Samm— 
lungen, sowie das internationale Komitee zur Wahrung der 
Reinheitu nd Weiterentwicklung des Esperanto und beantragte, 
auf dem 7. internationalen Esperantokongreß in Antwerpen 
im August dieses Jahres seitens des Deutschen Esperanto— 
bundes den Antrag zu stellen bezw. zu verlangen, daß die 
Mitglieder für das internationale Esperanto-Sprachenkomitee 
nicht mehr durch sich selbst oder von den Ortsgruppen, sondern 
von den Landesverbänden vorgeschlagen werden. Der 
Antrag wurde mit lebhaftem Beifall einstimmig angenommen: 
er wird der internationalen Geschäftsstelle in Paris übermittelt 
werden. 
Die nicht an den Beratungen Beteiligten, insbesondere die 
Damen machten am Vormittag einen Ausflug nach Schwartau. 
Nachmittags wurde das Schabbelhaus, das Weinlager der 
Firma J. C. Engelhard & Söhne und die Warienkirche be—⸗ 
sichtigt, in welch letzterer um 6 Uhr ein Orgelkonzert statt— 
jand, in dem auch der Seminarchor mitwirkte. Ein gemütlicher 
Bierabend in der von Kerzen erhellten altertümlichen Schank—⸗ 
stube der Schiffergesellschaft beschloß den zweiten Tag des 
Kongresses. 
zugeteilt werden. Kommandeur des Korps soll Generalleut— 
nant v. Beélow werden. 
S Kälterückfall in Rußlandd. Eanem Brief eines Lu⸗ 
heckers in Moskau an einen hiesigen Geschäftsfreund ent— 
rehmen wir folgendes: „Vor drei Tagen habe ich meineée 
dandwohnung bei schönem warmen Wetter bezogen, am an—⸗ 
deren Tage war es bitterlich kalt und windig, nur 3 Grad 
Wärme, so daß wir heizen mußten, innerlich und äußerlich, 
ind das nennt man Vergnügen; heute sind 5 Grad!“ 
Fußballsport. In den an den beiden Pfingsttagen in 
deustadt stattgefundenen drei Fußballwettspielen siegte 
kimbria J gegen den Lübecker B.C. III mit 230 Toren 
kimbria J gegen den Lübecker B. C. III mit 2:0 Toren 
Cimbria J gegen Viktoria (kombiniert) Hamburg mit 7:0 
oren. 
—¶ 
auf der linken Seite der Chaussee fuhr. Alle Signale des 
Kraftwagens blieben unbeachtet, bis dieser auf wenige Meter an 
)»as Gefährt herangekommen war. An der Kurve bog dieses 
„lötzlich nach rechts hinüber, direkt in die Bahn des Automobils 
zjinein. An ein Stoppen war nicht zu denken. Dem Chauffeur 
olieb nur die Wahl, entweder gegen das Fuhrwerk zu fahren 
oder in die Baumreihe hineinzuhalten. Er wählte das letztere. 
kin folgenschweres Unglück war die Folge. Der Kraftwagen 
prallte gegen einen Baum, und die Insassen, bis auf den 
Chauffeur, wurden aus dem Wagen geschleudert. Alle, Passa— 
ziere und Fahrer, blieben bewußtlos liegen. Das Bauerngefährt 
tagte davon, ohne sich um die Verunglückten zu bekümmern! 
Baron von Schröder, dessen Automobil die Strecke passierte, 
leistete die die erste Hilfe und ließ die Verletzten nach Oldesloe 
ms Krankenhaus bringen. Herr Jebe kam zuerst wieder zum 
Bewußtsein; er hat eine Handverletzung davongetragen. Seine 
Gattin erlitt einen doppelten Schädelbruch und starb nach zwei 
S„tunden. Das Kind trug einen Schlüsselbeinbruch davon, doch 
zibt das Befinden der Kleinen zu Bedenken keinen Anlaß. Dem 
Lhauffeur sind mehrere Rippen gebrochen; sein Befinden ist 
benfalls zufriedenstellend. Das über die Familie Jebe herein— 
zebrochene Unglück findet in hiesiger Stadt allgemeine Teil— 
iahme. 
Großzherzogtum Oldenburg, Fürstentunr Lübed. 
E Schwartau, 7. Juni. Pfingstverkehr. Vom 
ichönsten Wetter begünstigt, brachte das Pfingstfest unserm Kur— 
orte einen enormen Fremdenverkehr. Am Pfingstmorgen kamen 
ichon bald nach 5 Uhr vollbesetzte Dampfer von Lübeck, so 
daß in Lokalen, in denen Frühkonzerte abgehalien wurden, 
chon früh ein lebhaftes Treiben begann. An beiden Tagen 
beförderten Dampfer und Züge ungezählte Scharen von Aus— 
lüglern nach hier, welche in den weiten Waldungen herumstreif— 
ten. Die Lokalinhaber sind denn auch mit dem Ergebnis 
des Festes sehr zufrieden, war doch in Lokalen wie „Wald—⸗ 
ichlößchen“, „Waldkater“ und in der altrenommierten Waldhalle 
in beiden Tagen kaum ein Platz frei. Allgemein lästig empfun— 
den wurde allerdings die bedeutende Staubbildung, wogegen die 
Straßensprengung ganz unzureichend war, ist doch beispielsweise 
in der Peterstrahe und der Elisabethstraße, die ohnehin sehr 
inter dem Staub zu leiden haben, überhaupt nicht gesprengt 
vorden. 
X. Niendorf, 7. Juni. Der Pfingstverkehr hier, 
vie auch in den übrigen oldenburgischen Ostseebädern war 
m den beiden Festtagen ein sehr guter. Vor allen Dingen 
var der Passantenverkehr am Timmendorfer Strand ein ganz 
normer; verschiedene Hotels und Pensionats waren zeit— 
veilig überfüllt. Trotz der Dampferverbindung und der 
oielen zu Gebote stehenden Wagen machte sich in den 
Abendstunden doch ein Mangel an Fahrgelegenheit bemerk— 
bar, und wer sich nicht schon morgens einen Platz gesichert 
hatte, mußte des Abends den Weg zu Fuß machen. Durch⸗ 
veg können die Hotels usw. wohl mit dem Pfingstverkehr 
zufrieden sein. 
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
nan uns: Die Festtags-Vorstellungen, die so äußerst bei— 
ällig aufgenommen wurden, werden diese Woche nochmals 
wiederholt, und zwar am Mittwoch das reizende Lustspiel 
„Komtesse Guckerl“ und Donnerstag der originelle Schwank 
„Der Doppelmensch“.“ Ibsens „Hedda Gabler“ geht sorg— 
ültig vorbereitet am Freitag in Szene mit Frl. Wanda 
Wilden vom Stadttheater in Halle als „ßHedda“. Dem 
Auftreten der jungen Künstlerin wird von vielen Seiten 
zroßes Interesse entgegengebracht. Als Tochter des hier be— 
onders geschätzten Justizrats Vielhaack in Mölln, findet sie 
zum ersten Male Gelegenheit, sich ihren vielen Freunden 
ind Bekannten in ihrem Künstlerberufe vorzustellen. Die 
Lorbestellungen aus Mölln laufen besonders zahlreich ein 
and erscheint es daher geboten, sich rechtzeitig mit Karten 
zu versehen. 
u. Travenünde, 7. Juni. Ein außerordentlich leb— 
hafter Pfingstverkehr machte sich hier in diesem Jahre 
»emerkbar. Schon am Sonnabend waren alle größeren 
dotels bis auf den letzten Platz besetzt. Die Gäste mußten 
um Teil nach Niendorf weiterreisen, um Unterkunft zu 
inden. Auch der Tagesverlehr erreichte eine seltene Höhe. 
Ihle Dampfer kamen und gingen vollbesetzt, und groß 
ßar allemal der Kummer derjenigen, die wegen Ueber— 
üllung zurückbleiben mußten. Leider ließ die Straßenbe— 
prengung viel zu wünschen übrig, da die Sprengwagen 
begen Wassermangel nicht in Tätigkeit treten konnten. In— 
olgedessen war der Staub unerträglich. Am Montag morgen 
satte allerdings die Gemeinde-Verwaltung frühzeitig die 
Feuerspritze in Betrieb gesetzt und besprengte so die am 
Wasser liegenden Straßenzüge. Hierdurch wurde wenigstens 
in den ersten Morgenstunden eine Besserung gegen Sonntag 
erzielt. 
HSanßestũdte. 
Hamburg, 6. Juni. Vom Kinderhilfstag. DTas 
J. Gabenverzeichnis schließt mit 14664,09 M, so daß einschl. 
des 1. und 3. Verzeichnisses bis zum 3. Juni 31963,89 M 
hare Spenden eingegangen sind. 
Verkehr an den St. Pauli-Landungsbrücen. 
Zonntag und Montag sind von den St. Pauli-Landungsbrücken 
4000 Ausflügler nach der Unterelbe, nach Cuxhaven und 
iach Helgoland abgefahren. Auf den Pfingstsonntag entfallen 
6 000 Personen. Dies ist die höchste Verkehrszahl, 
die seit dem Bestehen der St. Pauli-Landunagsbrücken er— 
reicht worden ist. 
Bremen, 7. Juni. Neue Polizeistunde im Rats— 
seller. Dem Vernehmen nach hat die Deputation für den 
Ratskeller in Berüchsichtigung vielfach an sie gerichteter Wuürnsche 
eschlossen, den Schluß der Eintrittszeit von 11 Uhr auf 12 Uhr 
bends hinauszuschieben, desgleichen für die Reisezeit, in den 
Monaten Juni bis einschließlich September, an Sonn- und Fest⸗ 
tagen den Keller vormittags von 11 Uhr an zu öffnen. — 
Sndgültiges Ergebnis der Volkszählung vom 
1. Dez. 1910. Die Wohnbevölkerung in Bremen Stadt um— 
aßte 119 762 männliche, 125 113 weibliche, zusammen 244 875 
Bersonen (1005: 211931). — Bremerhaven ergab 22923 
kinwohner gegen 22920 im Jahre 1905, Vegesack 4359 
jegen 4183, das Landgebiet rechts der Weser 15517, links der 
Weser 8141, so daß für den gesamten Staat Bremen 
95 715 Einwohner gegen 259 433 im Jahre 19085, also eine Zu⸗ 
sahme um 36 282 Personen in diesen fünf Jahren festgestellt 
vorden sind. Bemerkenswert dabei ist die Zunahme von 
remerhaven um nur drei Personen, weil damit 
»ie Klagen dieser Stadt um den Rückgang seines Schiffsver—⸗ 
ehrs zugunsten Bremens eine recht deutliche Bekräftigung 
rxfahren. — Zur Boykottierung von 185 bremi— 
chen Schlachtereien durch eine Boykottkommission der 
ßesellen in Verbindung mit der Sozialdemokratie und dem 
zewerkschaftskartell nehmen die Fleischermeister das Wort. 
durch den Vorsitzenden des Vereins bremischer Fleischer erklären 
je öffentlich, daß nicht nur in den bonfottierten Fleischereien, 
ondern in allen hiesigen Fleischereien sich die Inhaber ehren⸗ 
vörtlich und durch Unterschrift verpflichtet haben, irgend⸗ 
velche Forderungen eines sozialdemokratischen Gesellenverbandes 
iicht anzuerkennen. Es handle sich bei dem Boykott um einen 
Zampf, mit dem den Meistern das Machtbedürfnis der Sozial⸗ 
emokratie aufgezwungen und die Ge'ellenschaft in den Zentral⸗ 
erband hineingetrieben werden solle. Die Meister appellieren 
in das Publikum um Unterstützung in ihrem Kampfe. Funf 
abtrünnige Meister teilen im sozialdemokratischen Organ mit, 
daß ihnen vom Verein der Viegkommissionäre alle Viehliefe— 
lung entzogen worden sei. Auch sie appellieren natürlich um 
Anterstützung. 
Lauenburg. 
PÄ Ratzeburg, 6. Juni. Interessante Verhand 
lungen über das Fährrecht auf dem Ratzeburger See schweben 
zereits oder stehen nächstens bevor. Wir hören darüber 
olgendes: Vor einiger Zeit hatte der Inhaber der Dom⸗ 
ähre Fremde nach Campow gefahren. SHierüber ist von 
»em Motorbootsfahrer in Ratzehurg Klage erhoben worden. 
Fin dem Domfährmann wegen Ueberschreitung seiner Befug— 
nisse von der Seeverwaltung zugegangenes Strafmandat ist 
urückgewiesen und gerichtliche Entscheidung beantragt worden. 
Die Verhandlungen werden ergeben müssen, ob eine lauen⸗ 
zurgische Behörde befugt ist, das Landungsrecht auf Medlen— 
rurger Gebiet zu verbieten oder zu gestatten. Tatsache ist, 
aß, bevor die Motorschiffahrt auf dem kleinen See einge— 
ichtet wurde, der Domfährmann Passagiere nach allen Orten 
im See hinbefördert hat, ohne daß die Fahrten jemals 
eanstandet worden sind. Wie wir hören, soll gegen das 
dandungsrecht auf Mecklenburger Gebiet seitens des Ratzeburger 
Motorbootführers bei der mecklenburgischen Regierung Ein— 
pruch erhoben und dieses Recht dem Domfährmann zuge— 
prochen werden. Auch dürfte bei dieser Gelegenheit gleich 
die Frage berührt werden, ob Lübeck das Recht hat, auf 
uinserem See öffentliche Vergnügungsfahrten zu unternehmen und 
m jedem beliebigen Ort zu landen. — Eine weitere Sache 
st die folgende: In der Nähe der Pfaffenmühle ist in den 
Tagen vor Pfingsten auf Mecklenburger Gebiet, das die 
Ratzeburger Aktien-Brauerei mitgekauft zu haben glaubt, für 
»en Ratzeburger Motorbootfahrer ein Anlegesteg erbaut, der 
auch bereits zum Ausschiffen von Personen benutzt ist. Würde 
ziese Anlage zu Recht bestehen, dann würde dem Inhaber 
»er Domfähre dadurch eine unliebsame Konkurrenz entstehen, 
ind die Domfähre selbst würde bedeutend an Pachtwert ver— 
ieren, da ja dann von allen Punkten am See aus Personen 
nach der Baek und von da zurück befördert werden könnten, 
»hne die Domfähre in Anspruch zu nehmen. Nach Bekundung 
erschiedener Zeugen ist aber das in Frage stehende Stück 
Zeeufer nicht Eigentum der Aktien-⸗Brauerei, sondern ein Teil 
eines alten öffentlichen, jetzt allerdings eingegangenen Weges 
wischen Römnitz und den am See liegenden Wiesen. Auf— 
kallend ist allerdings, daß dem Pächter der seit alten Zeiten 
zu Mecklenburg gehörenden Domfähre das Recht abgesprochen 
verden soll, an mecklenburgischen Orten zu landen, während 
dem Privatfährmann in Ratzeburg und Bootinhabern in 
Lübed gestattet sein soll, an allen beliebigen Orten anzu—⸗ 
legen. Man darf wohl auf den Verlauf der Verhandlungen 
gespannt sein. 
2Mölln, 6. Juni. Pfingstverkehr. Die Pfingst⸗ 
tage brachten unserer Stadt einen riesigen Fremdenverkehr— 
Schon in den Tagen vor Pfingsten trafen die Gäste in 
zroßen Scharen ein, so daß bald alle Hotels, Pensionen und 
Prwatwohnungen besetzt waren. Wer sich nicht rechtzeitig 
ein Unterkommen gesichert hatte, lief Gefahr, kein Zimmer 
nehr zu bekommen. Unsere Wälder und Seen waren wäh— 
tend der Festtage infolgedessen sehr belebt. Das günstige 
gfingstwetter war auch recht dazu angetan, die Großstädter 
inauszulocken in die freie Natur, wo sie unter dem schattigen 
daubdach, unbehelligt von dem Staub der Landstraße, ihre 
dungen weiten und neue Kraft für die Arbeit sammeln 
onnten. 
X Die Verwaltung des Waisenhauses ist heute auf Herrn 
Konsul Rich. Piehl übergegangen. 
Bestandene Prüfumgen. An der Rostocker Navigations⸗ 
and Maschinistenschule fand vom 260. Mai bis 3. Juni in 
Segenwart des Reichsprüfungsanspektors Geh.⸗Rat Dr. Schrader 
das diesjährige zweite Schiffer- und Steuermanns⸗Examen statt. 
Dis Großherzoglich-Meclenburgische Prüfungskommission erleilte 
1. a. folgenden Herren die Befähigung zum Schiffer auf 
großer Fahrt: Hans Blöder ⸗Travemünde, Gerhard 
Hoentschel-Lübeck. Die Sonderprtüfung in Maschinenkunde 
und Schiffbautechnik bestanden sämtliche 10 Herren. — Die 
Prüfung zum Seesteuermann auf großer Fahrt bestand u. a.: 
Otto Tesschau-Lübeck. Die Sonderprtüfung in Gesund⸗ 
heitspflege bestanden sämtliche 10 Herren. 
Die Lübeder Straßenbahn hat an beiden Pfingsttagen 
vohl an 75-80 000 Personen schätzungsweise befördert; 
jedenfalls aber eine größete Zahl als am vorigjährigen Pfingst—- 
jest. Eine genauere Frequenz ist leider nicht zu ermitteln, 
da die Direktion nicht in der Lage ist, Angaben zu machen, 
wie viel Fahrgäste auf Bündelfahrkarten, die in den Vor⸗ 
verkaufsstellen zu 5 und 10 Karten regelmäßig täglich gelöst 
werden, gefahren sind. Eingenommen sind an beiden Pfingst— 
kagen in bar 7463,40 M, ohne Bundelfahrkarteneinnahmen, 
gegen 7215,839 Meäim Jahre 1910 bar einschl. der Straßen⸗ 
bahnmarken. 
Das Schulschiff des Deuischuin Schuifchiffvere ins Prineß 
Eitel Friedrich“ ist am 4. Juni wohlbehalten in Zoppot ange— 
kommen und wird voraussichtlich am 15. Juni nach Trave⸗ 
münde weitersegeln. 
Reservekorpys im Kaisermansver. Während des Kaiser— 
manövers wird aus aktiven und Reservemannschaften des Garde— 
korps ein Reservekorps gebildet werden. Dieses Korps soll 
zusammen mit dem eigentlichen Gardekorps einen Teil der 
vom Generaloberst v. Kessel befähigten Armeeabteilung bilden. 
Das Korps wird ein Generalkommando erhalten, ferner tech- 
nische vin d Verkehrstruppen. Trains und schwere Artillerie 
des Feldbeares. Der Artillerie wird guch das Lehrregiment 
Schleswig⸗Honstein. 
Oldesloe, 7. Juni. Auf der Fahrt zur HSech— 
eitsfeier ums Leben gekommen ist, wie schon Sonn⸗ 
ag morgen telegraphisch kurz gemeldet, die junge Frau des 
rilialleiters der Firtma Benz in Hamburg, namens Jebe. Dieser 
oollte sich mit seiner aus Frau und Kind bestehenden Familie 
m Automobil nach hier begeben, um hier an der BHochzeitsfeier 
eines in Segeberg wohnhaften Bruders teilzunehmen. In der 
Nähe von Blumendorf, etwa 5 km von Oldesloe entfernt, sich⸗ 
tete der Chauffeur des Automobils einen Wagen. dar anbe
	        
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