gerichtet worden sei, in der um die Einführung des Esperanto
n den Handels- und kaufmännischen Fortbildungsschulen ge⸗—
beten werde. Zum Schluß erörterte Redner in eingehender
Weise eine Reihe von Propagandafragen. Schließlich wurde
noch der Haushaltungsplan für 1911/12 festgestellt und ge—
nehmigt.
Nach Beendigung der Sitzung fand unter Führung von
Mitglieder der hiesigen Ortsgruppe eine Besichtigung des
Rathaufes, des Domes und des Heiligengeist—
shospitals statt. Daran schloß sich ein Fostessen im
Fermanistenkeller des Ratsweinkellers. Im Verlaufe desselben
orachte Herr Dr. Mybs-Altona ein Hoch auf den Kaiser
aus; Serr Patentanwalt Schaeff⸗Berlin weihte sein Glas
dem Seenat und der Stadt Lübeck; Herr Stadtrat Stard⸗
Magdeburg toastete auf die Lubecker Esperantisten; Serr Syn⸗
dikus Dr. Kandt⸗-Bromberg feierte den Ehrenvorsitzenden
und den Ehrenortsausschuhß des Kongresses; Herr Seminar⸗
hirektor Möbusz-Lübedk brachte den ausländischen Gästen
ein Hoch dar; Herr Prof. Dr. Schmadt-Potsdam weihte
sein Glas dem Autor des Esperanto, Dr. Zamenhof und Herr
Kaufmann Istel-Wiesbaden togstete auf die Damen. Gegen
7 Uhr erreichte die Festtafel, die mit Blumen, Maienzweigen,
Farnblättern und buntfarbigen Standern geschmückt war, hr
Ende. Danach begab man sich mit der Straßenbahn hinaus
zur Forsthalle, wosebst dise Regimentskapelle konzertierte,
der Wald durch Lampions und bengalisches Feuer wunderschön
veleuchtet war, und der überaus herrliche Sommerabend den
Aufenthalt im Walde zu einem gana besonders angenehmen
machte.
Die Esperantoausstellung in der Kactharinenkirche
perdient wirklich die eingehendste Beachtung aller Kreise, die
des Esperanto kundig sind oder die sich über diese Hilfssprache
tin Urteil bilden wollen. Ein Gang durch die reich be—
scchidten und Übersichtlich geordneten Abteilungen dieser Aus—
tellung gibt dem Laien einen überzeugenden Aufschluß über
den genialen Aufbau, den mannigfachen Nutzen und die schon
Werraschend großze Verbreitung des Esperanto. Da finden
vir zunächst Schriften, die die Notwendigkeit einer Welt⸗
prache dartun (zum Beispiel die geistvolle Broschüre des
ßeheimrats Prof. Ostwald), wir finden Tabellen und Klar⸗
egungen über die Verbreitung der verschiedensten Sprachen
vie über den Bau des Esperanto, Flugschriften aus aller
Zerren Ländern, die die wirkuch verblüffende Einfachheit und
zie geniale Leistungsfähigkeit der Hilfssprache aufdecken, und
erner eine stattliche Anzahl Esperanto-Kehrmittel der
Aerschiedensten Vöolker. Von der Fünfpfennig⸗Broschüre an,
die schon die Kenntnis des Esperanto in elementarer Weise
»ermittelt, bis zum eingehendsten Lehrbuch, das alle Fein⸗
zeiten dieser Sprache enthält, ist hier jedes Unterrichtsmittel,
vie es das jeweilige Unterrichtsbedürfnis erheischt, anzutreffen.
daß daneben auch Schlüssel wie Wörterbücher nicht fehlen,
dersteht sich von selbst; von den letzteren ist vielleicht der
echssprachige „Wortschatz“ von Professor Hecker besonders er⸗
vpahnenswert. Unter den Tabellen, die das Anwachsen des
ksperanto zeigen, fällt eine von einem Lübeder sauber und
nüuhsam hergestellts Karte auf, die die Orte verzeichnet, an
denen sich Esperantogruppen (über 1700) befinden. Leider
ist sie noch nicht vollständig, da der Osten und der Norden
Europas auf der Karte noch nicht boarbeitet werden konnten.
In einer weiteren Abteilung finden wir die Werbemittel
der verschiedensten Länder für Esperanto und ferner eine schon
erstaunlich große Sammlung von Zeitungen. Da grüßen
iich friedlich die verschiedenartigsten Nationen und Rassen:
Algier, Australien, China, Indien, Japan, Mexiko usw. haben
neben den Kulturvölkern Europas ihre Sonder-Esperanto⸗
zeitungen gesandt. Ehrenvoll ist natürlich unser Vaterland
vertreten. Wir finden ferner Zeitschriften sür Blinde, für
Pädagogik, Literatur, Friedensbewegung, Sozialismus, Arbeiter
isp. Und daneben wird ein stattlicher Auszug aus den
krzeugnissen der schöngeistigen Literatur gebracht, über
die die junge Hilfssprache beretts verfügt. Außer esperantisti⸗
chen Originalwerken aus vielen Teilen der Welt finden wir
yortreffliche Uebersetzungen von Meisterwerken der französischen,
nglischen. deutschen, italienischen, russischen, polnischen,
armenischen usw. Literatur. Sodann fesselt uns eine kleine
Zammlung von Musikalien, die einen verschwindenden
Teil der Kompositionen ausmacht, die das Esperanto bereits be⸗
itzt. In der Abteilung Korrespondenz sehen wir, wie
ꝛifrig Esperantisten aller Herren Länder untereinander korrespon⸗
dieren und wie ungemein fruchtbar Esperanto schon auf die
Postkarten⸗Industrie eingewirkt hat. Ferner wird das Ver—⸗
zältnis zwischen Esperanto und der Wissenschaft
clargelegt. Hier treffen wir Schriften von den verschiedensten
Arbeitsgebieten der Wissenschaft an, der Philosophie, Vhysik,
Heographie, Medizin usw. Wir sehen die Hilfssprache im
Ddienste der verschiedensten Kulturbewegungen: der
ztenographie, der Friedensbewegung, des Antialkoholismus, des
‚Roten Kreuzes“ usw. Die Abteilung für Tourismus siellt
zen Nutzen dieser Sprache für Reisende klar, indem sie eine
zroße Anzahl von Führern durch Städte der verschiedenen
Länder bringt, und zuletzt werden wir mit den Einwirkungen
ieser Zamenhofschen Erfindung auf Handelund Industrie
bekannt gemacht, indem wir außer zahlreichen Prospekten und
Zatalogen in dieser Sprache noch verschiedenes andere an—
reffen. Einem von den Besuchern besonders umstandenen
Anziehungspunkt der Ausstellung wollen wir aber beim Hinaus⸗
jehen noch einen Blick zuwenden: einer Kollektion reizender
Buphpen in den verschiedenen Nationaltrachten, die in einem
Hlaskasten zu schauen sind. Anläßlich der Dresdener Puppen⸗
usstellung wandten sich Esperantistinnen mit einer entsprechen⸗
den Bitte an die „Samideaninoi“, worauf die hier ausge—
tellten Puppen eingeschikt wurden. Die hochinteressante Aus⸗
stellung ist bis z2um Imenden Sonntaa uu besichtiden.
V Die Feier des 100fährigen Bestehens des „Will⸗
lommens“ der Bäcergesellen⸗Brüderschaft am Pfingstsonntag
aahm unter lebhafter Beteiligung auswärtiger Bruderschaften
zinen sehr schönen Verlauf. Um 4 Uhr nachmittags versam⸗
nelte sich die Bäckergesellen-Brüderschaft mit den Abord⸗
uungen zahlreicher Brüderschaften aus Schleswig⸗Hollstein und
Mecklenburg, die zum Teil auch ihre Fahnen mitgebracht
jatten, im Vereinslokal in der Stavenstraße, und marschier—
en von hier in festlicher Handwerkstracht — weißen Mützen,
veitzem Oberhemd, dunklem Beinkleid und blauen Schärpen
»der solchen in den Landesfarben — sowie mit dem großen,
nit silbernen Schildern verzierten Willkommens-Humpen an
»er Spitze, nach der Fleischhauerstraße, um dort die Meister
wus ihrem Innungslokal zur Feier im Konzerthaus Lübed
ibzuholen. Nachdem die Innung in den Festzug, in welchem
pir 8 Fabnen zablten und an dem sich auch die hiesige
ladargelellen Briderschaft beeillate— eingelteten war. b
vegte sich der Zug unter den Klängen flotter Märsche nach
em Festlokal hinaus. Infolge des herrlichen Sommer⸗
betters konnte die Jubiläumsfeler im Garten stattfindemn«
zin herzlicher Willkommensgruß seitens des Vorsitzenden der
zäckergesellen-Brüderschaft, Herrn Stricker, leitete die Feier
in. Dann sang die Liedertafel der Bäckerinnung das Lied
Bruder reicht die Hand zum Bunde“, worauf Fri. Müller
inen poesievollen Prolog sprach. Dann nahm der Ober—⸗
neister der Bäckerinnung, Herr Kliefoth, das Wort und führte
.ad. aus: „Leider fehlen nähere Daten und Urkunden, um
eststellen zu können, wer den Willkomm seinerzeit gestiftet
at, und zu welcher Jahreszeit und bei welcher Gelegenheit
as Geschenk Abergeben worden ist; es steht nur darauf
erzeichnet: „Dies ist der löblichen Weiß- und Festbäckergesellen
yren Willkumpft gemacht im Jahre 1811. Zu der Zeit sind
Atgesellen gewesen: V. W. Ludgens, J. C. Basow, C.
zchulz, J. F. Wandt, F. Ahrtt, H. Dinse und als Büssen⸗
chaffer C. Hartung.“ Auf der vergilbten Fahne steht ge—
eichnet: „Hans Berend, Möller, Möllerbüssenschaft. Anno
753.“ Es ist nicht ausgeschlossen, daß im 17. und 18. Jahr⸗
zundert eine besondere Kollegialität zwischen Müllerbrüder⸗
chaft und der Bäckergesellenschaft bestanden hat. Wissen
vir älteren Kollegen doch noch aus unserer Wanderzeit,
»aß die Bezeichnung zwischen diesen beiden Gruppen als
„Schwager“ galt, und wenn man sich auf der Landstraße
»der Herberge traf, der Gruß galt „Hochschätz“ und ent⸗
regnet wurde „Klapperschütz“. — Aus den älteren lübeckischen
zunftrollen, die von dem Staatsarchivar Wehrmann im
zahre 1864 herausgegeben sind, ist zu entnehmen, daß
„ie Brüderschaften im 13. Jahrhundert entstanden sind.
Zie waren damals auf religiösen Grundlagen aufgebaut.
auptsächlich sind es die Knochenhauer, Barbiere, Schmiede
nd Bäder, die die größten Brüderschaften aufwiesen. Erst
ach der Reformationszeit haben sich die Brüderschaften zu
eselligen Vereinigungen umgestaltet, und es sind viele noch
is zur Einführung der Gewerbefreiheit im Jahre 1867 be—
lehen geblieben, so u. a. auch die Bäckergesellen-Brüderschaft.
deider sind die alten Zunftsachen vielfach veräußert wor—⸗
en. So sollen z. B. in dem Altonger Museum besondere
»ertvolle Sachen unserer hiesigen Malerinnung ausgestellt
eiin. Auch von den früheren Gegenständen der Bäcerzunft
saben Vexierbecher, zinnerne Krüge u. a. den Weg alles
fFleisches wandern müssen. Einem besonderen Verdienst des
soch jetzt lebenden Ladenmeisters C. Schacht und des da—
aaligen Altgesellen Ernst Schmidt ist es zu verdanken,
aß dieser 100jährige Willkomm vor Jahren der Brüder—
haft zurückgegeben werden konnte.“ Redner betonte so—
ann das gute Einvernehmen zwischen den Bäckergesellen
ind ihren Meistern, sprach die Hoffnung aus, daß es auch
erner so bleiben möge, und schenkte der Brüderschaft im
Auftrage der Innung einen silbernen Schild zum Andenken
ind Schmüchung des „Willkommens“. Namens des Stadit—
ind Landamtes sprach sodann Herr Rat Dr. Vobger
nd gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Aufsichtsbehörde
ie Veranlassung haben werde, Streitigkeiten schlichten zu
iüssen, sondern der Brüderschaft stets nur helfend gegen—
berzustehen brauche. Herr Obermeister Rosenquist sprach
er Bäckergesellen-Brüderschaft die Glückwünsche der Ge⸗
erbekammer aus und verband damit den Wunsch,
aß auch in den anderen Gewerben ein ebenso darmonisches
zerhältnis zwischen Meistern und Gesellen herrschen möge
ie bei den Bäckern und Schlachtern. Weiter ließen ihre
zlückwünsche durch Abgeordnete aussprechen die Bäcker—
esellen-Brüderschaften in Güstrow, Wismar, Schwerin
nd Kiel, die zugleich je einen silbernen Schild zum Humpen
henkten, ferner die hiesige Schlachtergesellen-Brü—
erschaft, die Bäckergesellen-Brüderschaft in Rostoc so—
zie die Herbergsmutter Gurke, die je einen Fahnennagel
um Andenken überreichten, und endlich noch die Bäcker⸗
esellen-Brüderschaften in Husum, Flensburg und Neu—
nünster. An diesen Festakt schloß sich ein Gartenkonzert;
päter folgte ein Festessen, an welchem mehrere hundert
zersonen teilnahmen, und ein bis in die frühen Mdorgen—
unden währender Ball schloß die aufs schönste verlaufene
zubelfeier.
Das prachlvolle Pfmgstuelter hatte den Verkehr, der
hon am Freitag und Sonnabend den ganzen Tag über unge—
„öhnlich groß gewesen war, an den beiden Festtagen ins unge—
iessene gesteigert. Schon in den frühen Morgenstunden waren
m Sonntag und Montag die Landitraßen von Wanderlustigen
evölkert; elektrische und Eisenbahnen waren kaum imstande.
ie große Zahl dier dusflügler zu befördern, und auf den
ampfern und Motorbooten, die den Verkehr zwischen Lübeck
nd den Ausflugsorten Schwartau, Israelsdorf., Gothmund,
adelügge uswp. sowie nach Travemünde und den olden—
urgischen. holsteinischen und medcllenburgischen Ostseebädern ver—
itteln, herrschte mehrfach ein fast lebensgefährliches Gewühle;
er Automobilverkehr zwischen Hamburg, Berlin, Lübeck und
avemünde war ebenfalls ein sehr starker. — Hamburg und
mgebung stellten an beiden Tagen ein sehr großes Kontingent
on Pfingstausflüglern, die namentlich Travemünde und
ie holsteinische Schweiz sowie die oldenburgischen Ostseebäder
evölkerten, aber auch über Lübed nach Ratzeburg und Mölln
uhren. Die Lübecker selbst waren in hellen Scharen an die
zee oder in die weitere Umgebung geslüchtet, um dem gewaltigen
zerkehr zu entrinnen. Die Eisenbahn hat sast übermenschliches
eleistet und übertrifft alles bisher dagewesene. Die neuen
Jahnhofsanlagen in Lübech und diejenigen in Travemünde—
ztrand kamen diesem großen Verlkehr sehr zustatten. Im all⸗
emeinen wickelte sich dieser infolgedessen recht glatt ab, wenn
uch mancher Zug Verspätungen zu erleiden hatte, die sich z. B.
im Montag (ab Travemünde 9,50 Uhr abds.) bis auf 20 Min.
zelief. — Die Wagenabteile waren teils so stark besetzt,
»aß bis zu 20 Personen in einem Abteil 2. Kl. eingepfercht
haren. Dennoch wurde alles mit Humor ertragen, da ein
eder froh war, überhaupt ein bescheidenes Plätzchen ge—
unden zu haben. An die Betriebs⸗Beamten wurden
adiesen Tagen überaus große Anforderungen geslellt,
ie haben fast Abermenschliches geleistet. Der Umsicht und
ꝛer Ruhe dieser Beamten ist es zu danken, daß sich der
zerklkehr so ohne Unfall und glatt erledigte. — Außer den
ahrplanmähigen Sonn- und Festtagszügen, die alle von sehr
roher Achsenzahl waren, dienten zahlreiche lange Sonder⸗
dge dem Verkehr. Alles nur verfügbare Betriebsmaterial
jar in Dienst gestellt, und dennoch reichte es nicht aus,
rotzdem alle vorgesehenen Züge mit ihrer Höchstbelastung
bgelassen wurden. — Wie uns aus Hamburg berichtet wird,
var der Bahnsteig Z des Hamburger BSauptbahnhofs, von
»em die Züge nach Lübeck und Berbhin abfahren, am
Sonntag morgen um 10 Uhr von einer kompakten Menschen⸗
nenge besetzt, so daß kaum jemand die Treppen hinauf
der hinunter kannte. Zeitweise waren hier in Lübeck die
zahnsteige ebense übervöllert. — Travemünde wär
eiden Pfingsttagen so besucht wie noch nie zuvor. Die
kage der Kaiserregatten oder Rennen der früheren Jahro
»urden, was den Verkehr anbetrifft, weit in den Schatten
estellt. — Am Strand, im Kurgarten, 'in der Kaiserallee,
uf der unteren und oberen Strandpromenade wimmelté
s von Menschen, auf der blauen, leicht bewegten Seé
ummelten sich viele Segler und Vergnügungsdampfer. Alle
zotels und Restaurants waren überfüllt; die Wirte hatten
Mühe, alle Gäste zu bedienen. Sie werden alle ein gutes
sttinagstacschäft gemacht haben.
STravemünde. 6. Juni.. Vom Pfinastverkehr.
Man schreibt uns: Der Besuch an den beiden Pfingittagen,
die bei Nordostwind von dem herrlichsten Wetter begünstigk
varen, ist ein derart starker gewesen, wie kaum je zuvor,
is war kein Logis zu haben, selbst die Wohnungen in der
Itstadt sind sämtlich besetzt gewesen. Mehrfach haben die
zinwohner den Gästen ihre eigenen Betten zur Verfügung
estellt, um sich an den beiden Tagen einen Schilling zu
erdienen (3 bis 4 Mupro Bett und pro Nacht). Trotzdem
lle Hotels und Privatlogis bis auf den letzten Platz besetzk
ewesen waren, hat die Unterkunftsmöglichkeit doch aicht aus—
ereicht, so daß man mehrfach zu Strohquartieren hat Zu⸗
ucht nehmen müssen, um unterzukommen. Auch sind die
trandkörbe am Strande in der Nacht vom ersten zum
weiten Pfingsttage vielfach in abgekehrter Windrichtung besetzt
‚ewesen, weil die jungen Leute in der Tat nicht unterzukommen
erwochten. Auch letzte Nacht war am Strande ein fort⸗
vährendes Jubilieren und manche haben erst die Morgenzüg—
zenutzt. um mieder von der See fortzukommen.
deuefte Nachrichten und Telegramme.
Ein neuer Austausch⸗Prof ssor in Behn.
W. Neuwyork, 5. Juni. (Meldung der A'sockated-Preß.)
der Professor für Geschichte an der Columbia-Universität-—
Pilliam Sloane, ist für die Roosevelt-Professur in Berlir
musersesen.
Rich'er noch in Gefangen'chaft.
W. Ima, 6. Juni. Ingenieur Richter, der am 28. Mai
im Olympgebirge von Räubern gefangen genommen wurde,
— —
die Bemühungen, die Spur der Räuher azu verfolgen, waren
isher resultatlos.
die britißke Reichskenferceuz cenn die Konkurtenz ausländisch:es
Schiffer.
W. Londen, 6. Juni. Nach dem amilichen Bericht übet
zie Verhandlungen der Reichskonferenz, beschloß diese am Frei—
ag einmülig, es für wünschenswert zu erklären, daß der un—
llige Weitbewerb fremder subventionierter Schiffe mit der
zritischen Schiffahrt verhindert werde.
Berlebeng im Hause Rothjichisd.
W. Wicen, 5. Juni. Die einzige Tochter-des verstorbenen
Zarons Albert Roihschild, Baronesse Valentine Rothschild, wird
ich, wie einewm Privat-Telegramm aus Wien zufolge das
steue Wiener Journal mitteilt, im August mit dem Londoner
Bankier Sptͤnger, einem Verwandten des Wiener Großindu—
triellen Baron Gustav Springer, verheiraten. Die Mitgift
der Braut wird auf 150 Millionen Kronen geschätzt.
Dicbstahl auf der Tueiner Ausstellung.
Turin, 5. Juni. Der französischen Modefirma Jungmann,
zie im französischen Pavillon der Ausstellung kostbare Roben
russtellt, wurde cine kostbare Chinchillarobe im Werte von
30 000 Fr. aus einer Kiste gestohlen. Das französische Ko—
nitee beschwerte sich bei der italienischen Regierung.
Annahme der griechischen Verfassungsrevision.
W. Athen, 6. Juni. Die Kammer nahm gestern unter
ebhaftem Beifall in der Gesamtabstimmung die Revision der
Berfassung an.
Der türkijchhe Sultan besucht Saloniki.
W. Konstanticophl, 5. Juni. Der Sultan Yt nachmittags
in Bord des Panzerschiffes ‚Barbarossa Chaireddin“ nach Sa—
oniki abgefahren. Die kaiserlichen Prinsen, der Khedive, das
iplomaiische Korps, die Spitzen der Behörden und eine große
Rsienschenmenge hatten sich engefunden. Die Schuljugend war
nit Musik und Fahnen erschienen und brachte dem Sultan
ürmische O valionen dar. Im Gefolge des Sultans befinden
ch zwei Söhne, der Großwesir, der Marineminister, der Unker⸗
ichtsminister, der Minister des Innern, der frühere Finauz-
uinister Dschawid Bey und verschiedene Hofwürdendräger. Die
zanzerschiffe ‚Torgut Reis“ und „Messudije“, der Kreuzer
Medschidaje“, eine Panzerkorveite und zwei Torpedoboote be—⸗
leiteten den Sultan, der vor dem Einlaufen in Saloniki
devue über die Schiffe abhalten wird. Die Blätter heben
ie politische Bedeutung der Reise hervor. Während der Reise
ührt der Scheik uel Islam den Vorsitz im Ministerrat, im
brigen wird der Großwesir vertreten durch den Justizminister.
der Kriegsmänister, der den Sultan ebenfalls begleiten sollte,
erschob, wie verlautet, im lekten Augenblick die Reise auf einen
pöteren Zeitpunkt.
Luftfahrt.
W. Flugplatz Johannisthal, 5. Juni. Am heutigen
weiten Tage der nationalen Flugwoche erreichte
ei den Flügen mit einem Passagier König die beste Zeit in
.Stunde 21 Minuten. Jablonsky flog 1 Stunde 10 Minuten
ind Schendel 26 Minuten. Flüge ohne Passagiere vollführten
er Leutnant Jahnow (1 Stunde 12 Minuten), der zu scharß
andete und das Untergestell brach, er selbst aber unverletzt
lieb; Kahnt (1 Stunde) und König (57 Minuten). Die
ttößte Höhe erreichte Vollmöller auf einem Rumpler-Etrich-
lpparat mit 1870 Meertn. Er schlug damit den bisherigen
eutschen Höhenrelord mit 1561 Metern, aufgestellt von
Bincziers. Jahnow erreichte 1520 Meter. Gestern erreichte
ßollmöller ungefähr 1120 und Schendel mit einem Passaaier
twa 900 Meter.
W. Nizza, 5. Juni. Von dem Flieger Bague, der um
Uhr früh in der Richtung nach Korsika abgeflogen ist, war
is zum späten Abend keine Nachricht eingegangen. Da Vaque
Brieftauben mitgenommen hat, befürchtet man, daß der Flieger
erunglückt ist und die Brieftauben nicht in Freibeit setzen
annte
W. Steinheim (Kreis Höxrter), 5. Juni. Vorgestern sind
hier neun Wohnhäuser niedergebrannt. Elf Familien
ind obdachlos. Der Schaden wird auf mehrere hundert—
ausend Mark geschätzt.
W. Lund, 5. Juni. In dem Landstädtchen Hagen sind
heute abend durch einen verheerenden Brand neun Gehöftée
ndeässchert worden