Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

jahr ausgesetzt, Verluste zu erleiden. Auf Antrag der Reichs⸗ 
hank sind nunmehr die öffentlichen Kassen angewiesen, alle 
‚ur Vorlagse kommenden Fünfzigpfennigstücke durch einen Ein— 
chnitt zu kennzeichnen. Der Einzahler erhält also eine am 
hande eingeschnittene Münze zurück, die hierdurch ohne weiteres 
als außer Kurs gesetzt erkennbar ist. 
Due Prãmꝛen von je 300 000 Meund Gewinne von 
3000 Mark der preußischen Klassenlotterie fielen 
im gestrigen letzten Ziehungstage der fünften Klasse auf Nr. 
159 869, Abt. 1 und 2. 
»Sein 25jähriges Geschãftsjubiläum feiert heute Herr 
Jos. Gobdschmitt, Inhaber von Goldschmitts Hotel in 
kravemünde. An Ehrungen mannigfachster Art dürfte es 
zem hochgeschätzten Jubilar zum heutigen Tage sicher nicht 
ehlen. 
WModerne Beleuchtung und Feuersicherheit. Wenn man 
»von elektrotechnischer Seete sich zur Wehr setzt gegen die Furcht, 
„ie in weiten Kreisen vor Kurzschlüssen in den elektrischen An⸗ 
agen und ihrer Feuergefährlichkeit besteht, so wird man dem 
ückhaltlos beistimmen müssen; denn die beiden am meisten 
n den Wohnungen verbreiteten Kraftträger, Elektrizität sowohl 
wie Gas, besitzen in gleichem Mañße die größte, überhaupt 
don der modernen Technik erreichbare Sicherheit gegen Brand⸗ 
jefahr. Im Interesse der ungemein zahlreichen Gasabnehmer 
st es aber ebenso nötig, gegen falsche Vorstellungen aufzutreten, 
die auch gegen das Gas betr. seiner Brandgefährlichkeit sich 
ichten und noch kürzlich in die Tagespresse Eingang gefunden 
zaben. Das Preußische Statistische Landesamt führt in seiner 
imtlichen Veröffentlichung vom 17. Sept. 1910, worin es über 
»ie Brandstatistik vom Jahre 1908 berichtet, 878 Brandfälle auf, 
zei denen Gas als Entstehungsursache erwiesen ist, während 
ies bei ferneren 45 amtlich als mutmaßlich bezeichnet wird; 
»ie Brandschadensumme beträgt im ganzen 645 735 M. 
Die Elektrizität wird in 293 Fällen als erwiesene Brandursache 
ingegeben, während für fernere 101 Fälle die amtliche Ver— 
nutung dieser Brandursachen ausgesprochen ist. Die im ganzen 
»er Elektrizität zur Last gelegten 394 Brandfälle verursachten 
inen Schaden von 3834782 M. Um aus diesen Zahlen 
Schlüsse zu ziehen, müssen daneben die Vergleichszahlen für 
zie Verbreitung der Gasversorgung und der Elektrizitätsver— 
orgung gestellt werden. Solche gab das Statistische Landes⸗ 
imt erst ganz kürzlich in seinen Veröffentlichungen für das 
zahr 1906, und zwar stellte es fest, daß damals 84270 
zaushaltungen mit Elektrizität versorgt waren, dagegen rund 
rie zehnfache Anzahl (8588 109 Haushaltungen) mit Gas. Es 
st sicher, daß dieses Verhältnis in den zwei Jahren von 1906 
is 1908,. für welches Jahr die Brandstatistik gilt, und wahr— 
cheinlich auch weiterhin sich nicht wesentlich verschoben hat. 
die Zahl der Brandunfälle stellt sich also für das Gas in 
Anbetracht seiner ungemeinen Verbreitung noch wesentlich 
ünstiger als für die Elektrizität. Diese amtlichen Zahlen 
iber die Verbreitung beider Versorgungsarten sind aber die 
rinzigen zuverlässigerweise bekannten, die solchen Vergleichungen 
„ugrunde gelegt werden können. Andere Angaben, die ge— 
egentlich zum Beispiel über die Anzahl der elektrischen und 
oer Gaslampen angeführt werden, besitzen diese Zuverlässigs— 
kelt nicht und tragen ferner auch dem Umstande nicht Rechnung, 
datß die Brand-⸗ und Kurzschlußgefahr bei der Elektrizität 
weniger in den Lampen als in den Leitungen selbst liegt, also 
vieder die räumliche Verbreitung ausschlaggebend ist. Das 
ßas braucht sich also, auch was seine Brandsicherheit anbe— 
rifft, nicht vor der Elektrizität zu verstecken. Die erfreuliche 
ländige Verminderung der Brandunfälle überhaupt ist mit 
eine Folge der Tatsache, daß der Zuwachs an Gasabnehmern 
zugenblicklich in Deutschland größer ist als je zuvor; es 
ommen jährlich etwa 400 000 neue Gasanschlüsse hinzu, und 
ementsprechend tritt der Verbrauch des feuergefährlichen 
Petroleums und der Kohle in den Haushaltungen zurück. 
* 
Großzherzo gtum Oldenburg, Fürstentum Lübed. 
Ahrensböol, J. Juni. Das 50jährige Stiftungs- 
est des Männer-Turnvereins hat trotz der großen 
Ankosten. die das Fest verursachte, erfreulicherweise noch einen 
Ueberschuß von zirka 80 Mefür den Turnhallenbaufonds 
rgeben. 
Großherzogtümer Mecklenburg. 
Rostock, 1. Juni. Eine Roggenähre von ungewöhn— 
icher Länge, die von dem jetzigen üppigen Stande des Roggens 
zeugt, wurde dem Rostocker Anzeiger eingeliefert; sie mißt von 
der Wurzel bis zur Aehre 1m 88 em und ist einem Roggenschlage 
»es Erbpächters Bobzin in Teschendorf entnommen. 
Wismar, 1. Juni. Studienreisse. Montag krafen 
zier von Stettin anus 50 Bautechniker ein und nahmen die 
Sehenswürdigkeiten unserer Stadt in Augenschein. Später wurde 
in Abstecher nach Seebad Wendorf gemacht. Die Nacht blieben 
die Ausflügler hter in der Stadt und fuhren Dienstag nach Lübeck 
veiter. Auch Schwerin soll auf dieser Rundreise ein Besuch ab⸗ 
neslattet werden. 
88 Grevesmühlen, 1. Juni. Zum Schutz gegen 
Maul⸗-⸗und Klauenseuche hat der Magistrat angeordnet, 
dak die slädtischen Herden abends nicht nach Hause kommen, 
ondern in eingerichtete Nachtkoppeln gebracht werden. — Der 
Füllenmarkt; Ker am 13. Juni siattfinden sollte, ist auf 
den 20. Juni vertagt worden. — Das Schützenfest wird 
am 18. und 19. Juli stattfinden. Das Volksfest wird am 
B. Juli gefeiert werden. — Vom Tode des Ertrinkens 
ettete der Bote Bedmann das etwa dreijährige Tochterkind des 
Arbeiteis Bentin, das in der Nähe des Waschbassins an der 
Allee gespielt hatte und hineingefallen war. 
F Sqhönberg, 1. Juni. Ein Schiekklub hat sich 
jier gebildet, der gestern zum ersten Male seine Uebung im 
cchützenhause abhielt. — Der Kriegerverein für das 
Fürstentum Ratzeburg hat beschlossen, einer Einladung des 
riegervereins für Herren wyk und Umgegend am 18. Juni 
‚u folgen. Der Verein wird mit Fahne vertreten sein. — 
Der Schlagasdorfer Spar- und Darlehnskassen— 
peréein zählt jetzt 57 Mitglieder. Die Spar⸗- und Depositen⸗ 
gelder sind auf 20 451 M angewachsen. 
Pritzwalk, 1. Juni. Die Dummen werden nicht 
Alle. In Falkenhagen ist die Saat für den „Wunderdok⸗ 
or aus Medlenburg“ aufgegangen. In Scharen, wie 
inst zu Schäfer Ast, pilgern Lahme, Blinde, Fallsüchtige und 
indere meist unheilbare Kranke zu dem „weisen“ Mann, der 
»urch ausstrahlenden Magnetismus oder Suggestion Heilung ver⸗ 
pricht, ohne jemals helfen zu lönnen. Wünschenswert wäre, 
venn die Polizeibehörden dem Schlaumeier, der nur seine Taschen 
nit den Ersparnissen armer, abergläubischer Leute süllt, sein 
Handwerk legten, da doch das Heilgewerbe im Untherziehen 
esetzlich verboten ist. 
Luftfahrt. 
Der Sieger Paris — Rom. Der Flug Paris —Rom be—⸗ 
ann, wie erinnerlich, Sonntag, den 28. Mai. Beaumont 
artete um 644 Uhr früh in Vincennes, traf um 1114 Uhr 
Dijon ein (etwa 270 km), landete nachmittags in Lyon 
etwa 180 kmm) und erreichte an demselben Abend Avignon 
etwa 210 kmy)y. Am Montag, dem 29., landete er bei 
Zrignoles (Departement Var) und kam 7 Uhr 10 Min“ 
ibends in Nizza an (etwa 210 km). Er erreichte Mittwoch, 
en 31.. 7 Uhr morgens Genua (etwa 160 km), dann im 
zaufe des Tages Pisa (etwa 140 km) und nachmittags Rom 
etwa 280 km). Der Flieger, der in Nizza schon 100 000 Frs. 
nit seinem Flug gewonnen hat, ist also der Sieger des 
zluges Paris —Rom, auf dem er innerhalb 322 Tage etwa 
500 kim absolvierte. 
Der internationale Kongre für Luft-Recht. Auf dem 
Dienstag morgen in Varis unter dem Vorsitz des ehemaligen 
Rinisters Millerand eröffneten Internationalen Kongreß für 
ruftschiffer-Kecht ist Deutschland durch Dr. Andreas, Dr. 
ller Meyer, den Rechtsanwalt Dr. Niemeyer und Fritz 
zimon vertreten. Niemeyer wurde zum Vizepräsidenten ge— 
vählt. 
Ueberlandflug HSannover — Hamburg — Kiel. Der 1855 ä h- 
ige hannoversche Flieger Noelle beabsichtigt, nach Er— 
edigung einiger größerer Flüge in Hannover am Mittwoch 
zach Pfingsten sich auf dem Luftwege über Soltau, Har⸗ 
urg nach Hamburg zu begeben, dort auf dem Groß⸗— 
Zzorsteler Flugfeld mit seinem Grade-Apparat eine Lan⸗ 
ung vorzunehmen und am 8. Juni nach Kiel weiter zu 
liegen, um sich dort für die Kieler Flugperanstaltungen 
inläßlich des deutschen Rundfluges 1911 vorzubereiten. Noelle 
oird auf seiner Fahrt von einem Hilfsauto begleitet sein. 
Sportnachrichten. 
Für die Lauenburger Rennen in Sonntag, dem 11. Juni, 
ind 53 Nennungen für 5 Rennen eingegangen gegen 47. 
ür 6. Rennen im Jahre 1910. 
Rennen zu Epsom, 31. Mai. Derby. 130000 M. 
Zunstar (Stern) 1. Stedfast 2. Royal Tender 3. 26 Pferde 
iefen. Wetten: 13: 8, 100:8, 25: 1; Pl.: 7:4 auf, 9:4. 
— Caterham Plate. 4000 M. Für Zweijährige. Jing— 
ing Geordie 1. Clodius 2. Gorman 3. Wetten: 5:2. 
Hermischtes. 
Daͤe Ermordung der Schauspilerin Ocinsisa. Lemberg, 
1. Mai. Vor dem hiesigen Geschworenengericht begann, wie 
em B. T. gemeldet wird, gestern der Prozeß gegen den fünf— 
ndzwanzigiährigen Studenten Kasimir Lewicki, der, wie 
inerzeit berichtet, die Schauspielerin Antonie Oginska er— 
lordet hat. Die Ermordete war die Frau des Redakteurs 
zzenderowicz und trat am liesigen Nationalthraler unter 
em Namen „Oginska“ auf. Lewicki gehört einer angesehenen 
zürgerfamilie an, hatte ober keine Beschäftigung und ist in 
er Lemberger Lebewelt sehr bekannt. Mit der um 12 Jahre 
lteren Oginsta, die sehr exaltiert gewesen sein soll, unter— 
ielt er drei Jahre lang ein Liebesverhältnis. Der Prozeß 
ielt sich unter großen Andrang des Publikums ab. Auf 
ntrag des Staatsanwalts beschloß der Gerichtshof, das Ver— 
ör des Angeklagten geheim durchzuführen. Lewicki erklärte 
ch für nichtschuldig an dem Mord, gab aber zu, 
as Maturitätszeugnis gefälscht zu haben. Frau Oginska 
abe er zum ersten Male im Theater gesehen, wo sie ihm 
»fort aufgefallen sei und cinen tiefen Eindruck auf ihn ge— 
macht habe. Später habe er lie in einem literarischen Zirkel 
esehen. Dort habe sie ehn fixiert und ermutigt. Schließlich 
abe er gewagt, sie anzusprechen. Allmählich seien nähere 
zeziehungen zwischen i hnen enistanden. Sie habe ihm wieder—⸗ 
olt geklagt, daß sie in ihrer Ehe nicht glücklich sei, und er 
abe sich vorgenommen, die Ehe zu ze stören, damit die Frau 
hin angehören könne. Lewicki erzählte dann, er habe vor 
wei Jahren einen Selbstmordversuch unkernomnmen, weil 
annahm, Frau Oginsta spielte mit ihm Komödie. Die 
evolverkugel habe ihn aber schlecht geiroffen, und er sei 
ach vierzehn Tagen wieder gesund gewesen. Er habe dann 
n Absteigequartier gemietet, wo Frau Oginska ihn besuchte. 
zr habe ihr nur kleine Geschenke gemacht, denn wertvolle 
abe sie nicht angenommen. Auf einigen Reisen, die sie zu— 
immen gemacht hätten, habe sie ihren Teil der Kosten selbst 
estritten. Der Angeklagte erzählte weiter, die Situation sei 
ir ihn und Frau Oginska unhaltbat geworden. Es habe 
vischen ihnen oft Zwistigkeiten gegeben, sie hätten sich 
ann immer wieder versöhnt, und in solchen Momenten 
ei zwischen ihnen die Rede davon gewesen, gemeinsam zu 
erben. Dann erklärte der Angeklagte weiter, er könne 
ich an die Vorgänge, die unmittelbar vor der Ermordung der 
rau Oginsta sich abgespielt haben, nicht mehr erinnern. In 
er Voruntersuchung hat er allerdings nähere Angaben darüber 
emacht. Jetzt sagt er aus, er wisse nur, daß er nicht die, 
Ibsicht hatte, se zu töten. 
185. In der „Internationalen Ausstellung für Reise⸗ und 
tremdenverkehr“ am Zoologischen Garten zu Berlin (J. April 
is 20. Juni 1911) fällt der Pavillon des Allgemeinen Deut⸗ 
hen Versicherungsvercins in Stuttgart durch sein intimes Ar—⸗ 
angement angenehm in die Augen; lauschig mit Blumen ge— 
hmückt, gewährt er — als einer der wenigen Plätze in der 
anzen Ausstellung — bequeme Sitzgelegenheit: eine freund⸗ 
iche Einladung, an den ausgestellten Sehenswürdigkeiten nicht 
chtlos vorüberzuschreiten! In geometrischer wie bildmäßiger 
Darstellung und Ausführung werden Geschäftsbetrieb, Gröke 
ind Wachstum des Stukttgarter Gegenseitigkeitsvereins ver— 
inschaulicht, der bekanntlich mit stattlichem Erfolge Haftpflicht-, 
Infall- und Lebensversicherung betreibt und vor allem in 
er erstgenannten Branche an der Spitze aller deutschen Ge— 
ellschaften marschiert. Gegründet im Jahre 18758, hatte er 
ẽznde 1909 insgesamt 24623 Mill. Mevereinnahmt, wovon 
m galeichen Zeitraum 314 Mill. als Gewinn (Aeberschuß) 
ind 102 Mill. als Schadenzahlungen an die Versicherten 
arückflossen; die Bumme der hierbei regulierten Schaden⸗ 
älle betrug 616 000; die Aktiva waren bis Ende 1909 auf 
3 Mill. M, die Jahresprämie auf mehr als 26 Mill. M 
ind die laufenden Versicherungsurkunden auf nahezu 800 000 
ingewachsen — Ziffern, die inzwischen schon wieder weit über⸗ 
solt sind. Während die Zahl der bei der' Stuttgarter Zen⸗ 
rale beschäftigten Angestellten zu Ausgang 1875 erst aus 
»ier Mann bestand, hat sie sich mittlerweile auf 1476 erhöht, 
vozu noch 250 Reisebeamte und nahezu 12 000 Agenten kommen. 
Ils besonderes Unikum liegt im Pavillon unter anderem 
in vom Stuttgarter Verein kürzlich erledigter Unfall Schaden⸗ 
ikt im Original auf, dessen gesamte Korrespondenz lediglich 
6 Seiten umfaßt und der mit der Zahlung von 100 000 M 
einen Abschluß fand. 
sNeueste Nachrichten und Telegraͤmme. 
Einheitliche Negelung der Einfuhr von Weinen. 
W. Neustadt a. Sardt, 1. Juni. Der baye rische Mi⸗« 
ister Brettreich er kkärte in Landau, Bayern beantragte 
ine einheitliche Regelung der Einfuhr ausländischer Weins 
zeim Reiche. — 
Zum Streik der Berliner Eisenkonstruktionsarbeiter. 
W. Berlin. 1. Juni. Da am 16. Mai 75 60 der in den 
kisenkonstruktionswerkstätten Groß-Berlins beschäftigten Ar— 
eiter die Arbeit niedergelgt haben, nachdem die Fabrikanten 
nie Forderungen der Arbeiter nicht bei der ersten Beratung 
n allen Punkten angenommen haben, sind nicht nur die 
tdonstruktionswertstätten, sondern auch die Trägerlager in 
VDitleidenschaft gezogen. Die betreffenden Arbeitgeben 
ehen sich gezwungen, die Lieferungen sowohl in 
donstruktionen als auch in bearbeiteten und unbearbeiteten 
kisenstücken vom 2. Juni abends ab einzustellen. J 
Ein Surdent zum Tode verurteilt. 
W. Lemberg, 31. Mai. Nach mehrtägiger Verhandlung 
segen den Studenten Lewicki, der die Schauspielerin 
Rginska erschossen hat, wurde der Angeklagte, nachdem die 
zeschworenen die Schuldfrage auf Mord mit zehn gegen 
wei Stimmen bejahten, zum Tode verurteiblt. 
20 000 Hasenarbeiter in den Ausstand geireten. 
W. Fiume, 1. Juni. Die Vertreter sämtlicher Arbeiter⸗ 
zrganisationen beschlossen in einer gestern abend abge— 
altenen Konferenz zum Zeichen der Solidarität mit den 
reikenden Angestellten der ungarisch-kroatischen Schiffahrts«a 
esellschaft einen allgemeinen Ausstand zu proklamieren. In— 
olge dieses Beschlusses feiern heute etwa 20000 Arbeiter. 
Finanzgebarungen mit dem marokkanischen Staatsschaz. 
W. Tanger, J. Juni. Agence Havas meldet aus Fez 
einterm 27. Mai: Seit zwei Jahren benutzte el Glaui seine 
5tellung als Großwesir in maßloser Weise dazu, um allée 
nöglichen Erpressungen und Bedrüchungen an den Stämmen 
Aszuüben. Dadurch wurde auch die gegenwärtige Erhebung 
servorgerufen. Mulay Hafid fühlte sich nicht stark genug, 
im nach Belieben zu handeln, aber seit der Ankunft 
Roiniers fühlt sich der Sultan sicherer und zeigt 
ich in Außerordentlicher Strengegegenel Glaui. 
ßanz unvermittelt bedeutete der Sultan dem Großzwesir, 
r möge Rechnung über seine Gebarung und die 
diesensummen ablegen, die er von allen Stämmen 
rhalten, aber an den Staatsschatz niemals abge— 
iefert hat. El Glaui weigerte sich; der Sultan entschloß 
ich, ihn abzuberufen. 
Dae Abschafftg der ẽfterreichscheim Kapitulationsrechte in 
Bulgaritn. 
W. Wernn, 1. Juni. Das heutige Fremdenblatt be— 
aßt sich in seinem Leitartikel mit der gestern in Sofin 
rfolgten Unterzeichnung der Konventionen;, 
urch welche Desterreich-Ungarn auf die ihm in Bulgarien 
loch zustehzenden Kapitulationsrechte verzichtet. Ter 
lrtikel verweist auf die in Sofla bereits im Jahre 1902 und 
sach der im Jahre 1908 erfolgten Unabhängigkeitserklärung 
zulgariens zuiage getretenen Wünsche, zwecks Abschaffung des 
tapitulaiionsregimes Verhandlungen anzuknüpfen. Die Ant- 
vort Oesterreich-Ungarns sci eine Zusage gewesen, auf die 
Ibschaffung der Karitulaläonen nunmehr bedingungsles ohns 
gend we'che Ginschränkung eingehen zu wollen. Die Monarchie 
abe hiermit als erste unter den Großmächten dem neuen 
dönigreiche dieses Versprechen gegeben. In den gestern unter⸗ 
eichneten Verträgen komme das Prinzip vollständiger recht— 
icher Gleichstellung der kontrahierenden Tei'e uneingeschränkt 
ur Geltung. Ungarn habe es von der Hand gewiesen, die 
zinräumung des Zustandes, auf den Bulgauien kraft seines 
fortschrittes Anspruch erheben dürfe, seinerseits an die Er— 
eichung irgendwelcher Vorieile der auch nur an gleiche Ge⸗ 
vährungen anderer Mächte zu binden. Unter solchen Umständen 
ei zu hoffen, daß die guten Beziehungen zwischen Oesterreich— 
Ingarn uUnd Bulgarien in vorheißender Weise sicher gestellt 
eien. 
—B——äü 
W. Berlin, 1. Juni. Die Tänzerin Saharet halk 
sich in Berlin einer Operation an der linken Kniescheibe 
unterziehen müssen. 
W. Berlin, 1. Juni. Ende Juli wird eine Vertretungs 
der französischen Gewerkschaften Deutschlaus 
besuchen. 
W. Blaukenese, 1. Juni. In der letzten Nacht brannte 
das Strohdachhaus des Milchers Barlendorf in Blankenese 
kotal nieder. Die schon betaägten Eheleute Barkendorf sind 
in den Flammen umgekommen. 
W. Pavpenburg, 1. Juni. Gestern nachmittag entstand im 
lädtischen Hochmoor ein Moorbrand, der sich bei dem jtarken 
Pind und der großzen Dürre rasch ausbreitete. Große Mengen 
ertigen Torfes verbrannten. Der beträchtliche Schaden trifft 
iele kleine Leute. Hunderte von Menschen bekämpfen neben 
en Feuerwehren das Feuer, aber bisher vergeblich. Das 
zeuer nähert sich den städtischen Forsten. Mehrere Kolonisten— 
äuser sind stark gefährdet. 
W. München, 1. Juni. Der Schriftsteller Semerau, der 
en Text zu den von Marquis de Bayres gezeichneten Bildern 
Gebeimnisse am Toilettentisch“ lieferte und gegen den, ebenss 
bie gegen den Vorgenannten, ein Verfahren wegen Vergehens 
egen die Sittlichkeit eröffnet wurde, ist in Arco verhaftet 
⸗orden. 
W. Wien, 1. Juni. Ein Techniker geriet mit einem 
—5trdenten in Wortwechsel, in dessen Verlauf letzterer dem 
rsteren einen tödlichen Stich mit einem Messer in die 
Brust versetzte. 
W. London, 1. Juni. Gestern abend gingen über Lon— 
»on und die südlichen Grafschaften Gewitter nieder, wie 
ie hier in gleicher Heftigkeit seit Jahren nicht 
»orgekommen sind. Viele Gebäude wurden schwer be— 
chädigt. In zwei Londoner Kirchen schlug der Blitz ein. Sieben 
Bersonen wurden getötet, fünf davon befanden sich auf dem 
zeimwege von den Rennen in Epsom. Der Schluß der Rennen 
vurde durch das heraufziehende Gewitter beeinträchtigt. Ein 
Sturm fegte über das Feld und die ungeheure Zuschauermenge 
vurde auf dem Wege zur Stadt von einem wolkenbruchartigen 
stegen überrascht. Die niedergegangenen Wasserfluten richteten 
a London und dessen Umgegend aörohen Schaden au.
	        
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