Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

unter dem 18. Mai ergangenen Einladungen sehen für die 
Tagesordnung des in der italienischen Kammer tagenden Kon— 
gresses u. a. die Zulassung der Mital'ieder der deutschen Einzel- 
sandtage zu der Union Interparlamentaire vor. Antragsteller 
hier für ist Lord Weardale. 
Ter frühere Minifter von Moltke, den die National-⸗ 
liiberalen und Konservativen im Reichstagswahlkreis Tilsit— 
Niederung aufgestellt haben, hat sich in Tilsit den Vorständen 
der beiden Partcien vorstellen lassen. So berichtet die national— 
liberale Tilsieer Ztg. Die Königsb. Hart. Ztg. schreibt hierzu: 
„In dem Abkommen der beiden liberalen Parteien für Ostpreuben 
st der Wahlkreis Tilit-Niederung der Fortschrittlichen Volks— 
»artei überwiesen worden. Die Königsberger Zentralleitung 
der naiionalliberalen Partei hat sich infolge davon bemüht, 
uuf die Tilsiter lokale Organisation dahin einzuwirken, dak 
ie geschlossen für den fortschrittlichn Kandidaten, Ritterguts⸗ 
zesiter Kopp, eintritt. Es ist dies aber nicht erreicht worden, 
ie lokale Tilsiter Organisation hat sich vielmehr außerhalb 
des Abkommens gestellt und beschlossen. für den Konservaliven 
inzutreien.“ 
Der Wahlkreisvorstand der nationalliberalen Vartei für 
Bielefeld-Wiedenbrück hat die Auflösung des Landesverbandes 
Minden-Ravensberg erklärt und scinen Anschluß an den Landes—⸗ 
verband der Provinz Westfalen vollzogen. 
Berliner Reichstags kand daluren. Im 2. Berliner Reichs⸗ 
agswahlkreis haben die Konservativen den Rentier Mechelke 
als Kandidaten aufgestellt. Bisher wurden im 1. Berliner 
Reichstagswahlkreise von den Deutschsozialen Oskar Thomas, 
— VD— 
iagsabgeordnete Behrens, im 6. Reichssstagswahlkreis von den 
Konservativen der Prorinzialschulsekretär Huick aufgestellt. Der 
3. und 5. reichshaupistädtische Reichstagswahlkreis sind noch 
nicht mit rechtsstehenden Kandidaturen besetzt. 
Austritt der Ehhässer aus der Zentrumspartei. Was dieser 
Tage nach den Beratungen über die reichsländische Verfassungs⸗ 
reform schon mit einiger Bestimmtheit angekündigt wurde, 
ist jetzt zur Tatsache geworden: Die Reichstagsabgeordneten 
Delfor, Wetterls und Hauß haben ihren Austritt aus der 
Zentrumspartei erklärt. Die Zentrumspartei verliert an diesen 
hHerren nichts. Sie kann im Gegenteil nur froh sein, dac 
ie diese hetzerischen Französlinge so billig losgeworden ist. 
Neue Vundesraisbevollmächtigte. Ter Präsident des 
Reichsmilitärgerichts General Graf von Kirchbach und der 
zraunschweigische Staatsminister Hariwieg lsind zu Bundesrats- 
ßevollmächsigien ernannt worden. 
Schärfere Heranziehenng der arbeiisscheuen Unlerhaltungs⸗ 
zflichtigen. Bei den zuständigen Ministerien wird eine schärfere 
deranziehung der arbeitsscheuen Unterhaltungspflichtigen vor— 
pereilet. Es kann angenommen werden, dak eine entsprechende 
Vorlage dem Landtage in nächster Session zugehen wird. 
Vorlbereitung der neuen Handelsverträge. Auf der 
in Berlin, Hotel Adlon, abgehaltenen 13. Mitglieder— 
»ersammlung des Deutsch-Russischen Vereins zur Pflege und 
Förderung der gegenseiligen Handelsbeziehungen wurde nach 
inem Referat des Syndikus des Vereins, M. Busemann, „Ueber 
»ie Entwickelung des deuisch-russischen Handels unter der Wir⸗ 
ung des bestehenden Handelsvertrages“ einstaͤmmig nachstehender 
Beschluß gefaßt: „Die am 27. Mai 1911 in Berlin tagende 
13. o rdeniliche Mitgliederversammlung des Deutsch-Russischen 
Vereines beschließt, daß der Verein eine eingehende Spezial⸗ 
enquele darüber anstellt, wie der Außenhandel beider Länder 
im Ganzen und die Handelsbeziehungen untereinander in den⸗ 
ienigen Waren, auf welche der Zoll 1906 erhöht wurde, sich 
gestaliet hat, und welche Wirkung der BSandelsvertrag über⸗ 
haupt auf die wictschafilichen Beziehungen zwischen Teutsch- 
land und Rußland ausübt.“ Der Deutsch-Russische Verein 
st damit der erste, der die Vorarbeiten für die neue Gestaltung 
»er Handelsveriräge praktisch in bie Hand genommen hat. 
Möchten bald andere Fachverbände diesem Vorgehen folgen. 
Die Turmuhren und die Luftschiffahrt. Rittmeister von 
Frankenberg, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, ein System 
»on Orientierungsmitteln für die Luftschiffahrt zu schaffen, 
yat nach dieser Richtung einen weiteren Schritt getan; er 
schlägt vor, die Turmuhren zur Orientierung auszunutzen. 
Das ganze Deutsche Reich soll in Bezirke geteilt werden, 
deren jeder eine bestimmte Nummer erhält. Innerhalb der 
Bezirke werden kleinere Gebiete und Ortschaften mit Buch— 
taben bezeichnet. Im Höchstfall sind eine Nummer und zwei 
Buchstaben erforderlich, um einen Punkt genau festzulegen, 
ind der Luftschiffer, der diese Zeichen mahrgenommen hot 
——— — — 
Nach einer Weile blickte die Nonne nach ihrer Gefährtin 
und ging zu ihr. 
„Du weinst,“ sagte sie bestürzt und schlang ihren Arm 
um sie, „was stimmt dich so trautig, liebes Herz?“ 
„Ich bin unglücklich, liebe Ursula,“ sagte Beate, „mein 
Vater ist alt, meine Muhme ist tot. Ich könnte ihm die 
Wirtschaft führen und seinen Garten bestellen, statt dieses 
remden. Ach, wie sehne ich mich nach dem kleinen Gärtchen 
an der Stadtmauer mit seinen Rosen.“ 
Und sie bedecktte ihr Antlitz mit der Hand und schluchzte. 
„Armes Ding,“ tröstete Ursula, „nimm meinen Rat an 
und den unserer Aebtissin: entsage der Welt und werde eine 
der Unsrigen, dann wirst du zum Frieden kommen. Fried- 
and heißt unser Kloster, aber bloh für die, die von dem 
Unstieden der Welt Abschied genommen haben.“ 
„Nein, nein,“ entgegnete Beate haitig und riß sich von 
der Nonne los. 
Die Glocke ertönte, die zum Mittagstische rief. 
Beate suchte schnell die Spuren ihrer Tränen zu ver— 
wischen. 
„Ursula,“ sagte sie, „erzähle keinem von meiner Traurig-⸗ 
keit, auch der Aebtissin nicht.“ 
Sie eilten beide aus dem Garten in den Klosterhof ge— 
radeswegs auf das Refektorium zu. Aber wie erstaunten sie, 
als sie dort von einer anderen Ordensschwester die Nach— 
richt erhielten, der gesamte Orden versammle lich in der 
Kapelle. 
Ursula und Beate waren mit die letzten, die eintraten. Die 
Aebtissin saß auf ihrem Ehrenstuhle, tief verschleiert. Die 
Nonnen schauten mit neugierigen Blicken nach dem Prior des 
Klosters, der vor dem Hochaltar stand. Er eröffnete der 
Schar, daß eine große Schande über das Kloster gekommen 
wäre. Eine der Nonnen, Brigitta, von bäurischer Herkunft 
und von wahrhaft riesenhafter Gestalt, war die Sünderin. 
Man hatte entdectt, daß sie ein Liebesverhältnis mit 
einem Bauernburschen unterhielt. Sie hatte also ihr Ordens⸗ 
zelübde gebrochen, Dis Nomenschar erschauerte bei diesen 
Mmittellungen? wukte man doch welche arauenbafte Strafe 
zraucht nur auf einer Tasel nächzusehen, um zu erfahren, 
velchen Ort er gesichtet hat. Die Marken, die auf den 
zifferblätterrn der Turmuhr angebracht werden sollen, be— 
tehen in einem Strich und einem Punkt, und zwar bedeutel 
ener die Einer, dieser die Zehner. Fuür die Bezirke 1212 
ist nur ein Strich unter der betreffenden Stundenziffer nötig, 
wvährend beispielsweise beim Bezirk 34 bei der Stundenzahl 4 
ein Strich und bei der 8 ein Punkt angebracht wird. Das 
System ist in der Tat so einfach, daß eine weitere Erläuterung 
iberflüssig erscheint. (d.) 
Der bargeldlose Zahlungsaustausch hat durch den dieser 
Tage erfolgten Beitritt des Berliner Postscheckamts 
ais Mitglied der Abrechnungsstelle der Reichsbank 
ine rege Förderung erfahren. Wie wir hören, wurden zwi— 
chen dem Postscheckamt und den der Abrechnungsstelle ange— 
hörenden Berliner Banken gleich in der ersten Woche nach 
dem Beitritt des Postscheckamts 3970 Schecks im Gesamtbe— 
trage von 53,8 Miblionen Mark bargeldlos verrechnet. 
—XI 
Amerilanischer Flottenbesuch und das irrtümliche Hoch auf 
die deutsche Flotte. Der Admiral Badger stattete kurz nach 
der Ankunft in Kopenhagen dem dänischen Ministerpräsidenten 
ind Marineminister Klaus Berntsen einen Besuch ab, wobei 
Berntsen die Bande herzlicher Freundschaft erwähnte, die zwischen 
dänemark und Nordamerika bestünden. Abends gab der 
Vizeadmiral der dänischen Flotte Wandel zu Ehren der 
merikanischen Seeoffiziere ein Essen, wobei mehrere Toaste 
uusgebracht wurden. Etwas erstaunt war man, als Admiral 
zadger seine Rede mit einem begeisterten Hoch auf 
»die deutsche Marine schloß; erst nach mehreren Zurufen 
‚danish!... danish!“ berichtigte er seinen Fehler. Glücklicher— 
weiss kommen die Dänen über derartige „kleine Irrtümer“ ver— 
hältnismäßig leicht hinweg. 
Frankreich. 
Eine Störung bei Barteaux' Leiche bugängnis. Als am 
Freitag der Trauerzug mit der Leiche des verstorbenen Kriegs- 
ninisters Berteaux am Ende der Avenue du Bois de Boulogne 
ingelangt war, drängte sich ein Mann aus der ersten Zuschauer— 
eihe durch das Truppenspalier und warf seine Mützze auf 
»en von der Trikolore bedeckten Sarg, der auf 
iner schwarzverhüllten Lafette gefahren wurde. Der Täter 
vurdae sofort verhaftet und gab auf dem nächsten Polizei— 
zureau an, er sei ein Wagenwäschher Namens Gourion, 
»erweigerte aber, den Grund srines unpassenden Benehmens 
inzuoek⸗n 
Taaesbericht. 
Lübeck, 29 Mai. 
verein der Musikfreunde in Lübeck. 
Dem in der heutigen Generalversammlung erstatteten 15. 
Jahresbericht entnehmen wir das nachstehende: Das ver— 
zangene Jahr war für die CEntwicklung des Vereins der 
Musikfreunde von ganz besonderer Bedeutung, ist doch in ihm 
der Vertrag mit dem lübeckischen Staate zustande gekommen, 
»er dem Verein, zunächst für die lommenden drei Jahre, die 
MNöglichteit gibt, 39 Musiker in ein Jahresengagement zu 
ehmen, damit einen festen Stamm von Musikern sich zu er—⸗ 
dalten und hierdurch die Leistungen des Orchesters dauernd 
»uf einer Höhe zu halten, auf welche sie durch Hermann 
Tbendroths geniales, rastloses Wirklen gebracht, und Wunsch 
ind Ziel aller musikliebenden Kreise Lübeds gewesen sind. 
zreilich ist diese Freude nicht ungetrübt, denn das abgelaufene 
zahr ist das letzte gewesen, in welchem Hermann Abendroth, 
„er am 3. Dez. 1810 unter glänzenden Bedingungen in die 
ztellung eines städtischen Musikdirekltors in Essen berufen wurde, 
in der Spitze des Orchesters stand und in den Sinfoniekonzerten 
pvie in den volkstümlichen Konzerten musikalische Leistungen 
zot, wie sie nach dem einstimmigen Urteil seiner sachverstän— 
„igen Zuhörer kaum übertroffen werden konnten. Ihm, dem 
cheidenden jungen Meister, sei darum im Anfang des Berichtes 
er aufrichtige Dank des Vereins gesagt für alles, was 
r in seiner sechsjährigen Tätigkeit für das Musikleben Lübecks 
zetan hat. — Die Verhandlungen über die ganziährige An— 
tellung von 39 Musikern haben fast das ganze Berichtsjahr 
in Nnfnruch genommen Dar Vorstand glaubte zunächst, daß 
die arme Brigitta erwartete. Von Mittagessen war keine Rede. 
Vielmehr mußten alle zu zweistündigem Bußgottesdienst zu—⸗ 
ammenbleiben. Des weiteren legte der Prior dem Kloster 
in dreitägiges Fasten auf, sowie den strengen Befehl, daß 
ruf längere Zeit keine Nonne das Kloster verlassen dürfe. 
Dann wurden alle auf ihre Zellen verwiesen, wo sie den Rest 
»es Tages mit Gebeten verbringen sollten. 
Inzwischen wurde Brigitta einem mehrstündigen Verhör 
»on dem Prior unterworfen. Die Nonnen erschraken jedesmal, 
venn das gellende Wehgeschrei an ihre Ohren drang, das die 
ßemarterte unter den Geißzelhieben laut werden liekß. 
Es war schon spät in der Nacht, als die Nonnen nach 
er Kapelle gerufen wurden. Sie wußten, um was es sich 
zandelte. Unter leisem, zitterndem Gesange der Ordens- 
chwestern wurde Brigitta. mur mit einem Hemd bekleidet. 
ebendig eingemauert. 
(Fortsetzung folgt.) 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Lübech, 29. Mai. 
Stadthallen⸗Theater. 
FSinmaliges Gastspiel des Herrn Sigismund 
Elfeld. 
„Die Schumetterliugsschlacht“, 
Komödie in 4 Aktten von Hermann Sudermann. 
Der Keßler Sigismund Elfelds war eine vornehme, 
inheitliche Leistung. Er gab den smarten Geschäftsmann und 
ewiegten Lebenskünstler mit ruhiger Ueberlegenheit und hatte 
„esonders im Zusammenspiel mit dem alten Fabrikanten glück⸗ 
iche Momente. So kam die Stelle: „Nein, es geht doch 
icht, schade —“, welche flir einige Hauptpersonen so charak⸗ 
erisierend ist, zu vollster Wirkung. Dagegen fehlte es ihm 
twas an der gewissen Schnodderigkeit, manche Stellen müßten 
ynischer kommen, er ist oft schon rein sprachlich zu wenig 
Berliner. Herr Elfeld fand wohlperdienten, herzlichen 
syplaus des besser besuchten Hauses. 8S.O. B. 
in fester Beitrag des Staates von 30 500 Mugenügen werde 
im das erstrebte Ziel zu erreichen. Im August 1910 abe 
raten die Orchestermitglieder an den Vorstand mit der For 
»erung auf Verbesserung und Neufestsetzung ihrer Gehälter 
zeran. Der Vorstand konnte sich der Ueberzeugung nicht ver— 
chließen, datn das Verlangen der Orchestermitglieder auf Ver— 
zesserung ihrer Gehaltsverhältnisse gerechtfertigt sei, und so 
vurden nach Anhörung des Ausschusses des Orchesters die Ge 
hälter der Musiker neu festgelegt. Diese Gehaltsfestsetzung 
machte eine vollständige Aenderung des Voranschlages not 
vendig. Es wurden 5 Gehaltsklassen gebildet und 7 Alters— 
sulagen von je 100 Mäfestgesetzt, die nach je 3 Dienstjahren 
dewährt werden, so daß das Söchstgehalt in 21 Dienst- 
jahren erreicht wird. Nachdem das Finanzdepartement die 
gnach umgestalteten Forderungen des Vorstandes fur berechtigt 
merkannt hatte, unterbreitete der Senat dem Bürgerausschuß 
einen Vertrag zur Begutachtung, der die Schaffung eines aus 
zesten Kräften zusammengesetzten Orchesters von 53 Musikern 
vährend der Zeit vom 1. Okt. bis 1. Mai und 39 Musikern 
vährend der übrigen Zeit des Jahres vorsah, und einen 
ztaatsbeitrag von 34900 Meäfür das Jahr 1011,12, von 
7700 Meäfür das Jahr 1912,13 und von 38500 Mefür das 
Jahr 1913/14 festsetztee. Der vom Theaterdirektor für die 
Benutzung des Vereinsorchesters zu zahlende Betrag war auf 
30 000 M, die für die Gestellung des Kurorchesters in Trave— 
nünde zu gewährende Vergütung auf 22500 Meäfestgestellt 
ZRieser Vertrag fand jedoch in bürgerschaftlichen Kreisen Wider— 
pruch, die angesichts der erheblichen staatlichen Opfer eine Be— 
influssung und Beaufsichtigung der Vereinsgeschäfte seitens der 
taatlichen Behörden für notwendig erachteten. Im Vorstande 
des Vereins glaubte man zwar, daß die bisher durch das Stadt⸗ 
und Landamt ausgeübte Aufsicht öber die Geschäftsführung des 
Bereins als ausreichend angesehen werden könne, war aber gerne 
zereit, sich einer weitergehenden Aufsicht zu unterwerfen und erhob 
aur Widerspruch dagegen, daß der Vorstand bei seiner Ge— 
schäftsführung der Theaterbehörde unterstellt würde, weil die 
Interessen des Theaters und diejenigen des Vereins zeitweise 
in Widerspruch miteinander gestanden haben und naturgemäß 
auch in der Zukunft stehen werden. So kam denn nach längeren 
Kommissionsverhandlungen ein Vertrag zustande, der eine be— 
ratende Mitwirkung zweier Kommissare der Theaterbehörde und 
oweit Voranschlag und Abrechnung in Frage kommen, etwaiger 
Kommissare des Finanzdepartements vorsieht. Die gegen— 
värtigen Mitglieder des Vorstandes haben weiter, wie übrigens 
auch schon in dem ersten Vertrage vorgesehen war, die persönliche 
Hastung dafür übernommen, daß in den Rechnungsjahren 1911/12 
1912,13 und 1913/14 dem Verein aus Privatbeiträgen minde— 
stens jährlich 3000 Me zufließen. CErleichtert ist ihnen diese, im 
Interesse des Musiklebens Lübecks übernommene Verpflichtung da— 
durch, daß die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätig— 
keit in ihrer Dezember-Versammlung 1910 beschlossen hat, dem 
Verein der Musikfreunde für die nächsten 3 Jahre je einen 
Jahresbeitrag von 2000 Mäzu gewähren. — Der philharmoni— 
scche Chor hat in diesem Jahre drei Konzerte abgehalten, die 
iich eines durchschnittlichen Besuches von 490 Personen zu erfreuen 
jzatten und in ihren drei Hauptproben einen durchschnittlichen 
Besuch von 306 Personen aufwiesen. Die Zahl der Mitglieder 
zetrug 106 Tamen und 69 Herren. Nur dem kräftigen Eintreten 
Abendroths ist es zu verdanken, daß der Chor in dieser Stärke 
usammengekommen ist. Das Bestehen des Lehrergesangvereins. 
es Vereins für kirchlichen Chorgesang, sowie des sogenannten 
Zpernabends bereiteten der Schaffung dieses Chors nicht uner⸗ 
ebliche Schwierigkeiten. Das Ausscheiden Abendroths zwang 
»en Vorstand des Vereins, sich nach einem neuen Kapellmeister 
imzusehen. Auf geschehene Ausschreibung in den „Signalen“ 
neldeten sich 97 Bewerber um den Kapellmeisterposten, von 
»enen der Vorstand nach eingehender Prüfung 4 zum Probe— 
irigieren aufzufordern beschloß. Ter ungeheure Andrang des 
BZublikums, der zu den 4 Probekonzerten stattfand, bewies, mit 
velch regem Interesse das Publikum der Wahl des neuen Kapell— 
neisters entgegensah. Am 13. April erwählte der Vorstand 
derrn Wilhelm Furtwängler zum Kapellmeister des Orchesters. 
Als besonderes musikalisches Ereignis bleibt endlich das am 
2. April 1911 unter dem Ehrenprotektorat Seiner Magnifizenz 
des Herrn Bürgermeisters Eschenburg stattgehabte Konzert der 
ereinigten drei Orchester der Musikvereine in Hamburg, Bremen 
ind Lübeck zu bemerken, das vor vollbesetztem Hause unter Abend- 
oths Leitung einen glänzenden Erfolg erzielte und auf alle 
zuhörer einen unvergeßlichen Eindruck hinterließ. Der Ertrag 
es Konzertes war für die Unterstützungskasse der hiesigen 
Drchestermitglieder bestimmt. Ter Verein besteht zurzeit aus 
308 Mitgliedern gegen 778 im Vorjahre und zwar 124 ordent— 
ichen (im Vorjahre 128) und 684 außerordentlichen (im Vor—⸗ 
ahre 650). — Der Bestand des Orchesters betrug 52 Musiker 
Wie im Vorjahre war in den Sinfoniekonzerten vielfach die Ein— 
tellung von Hilfsmusikern erforderlich. Am 1. Oktober 1910 
onnten die Mitglieder des Orchesters Seidel und Otto auf eine 
25jährige musikalische Tätigkeit in Lübech zurückblicken. Der Vor— 
tand sprach ihnen aus diesem Anlaß herzliche Glückwünsche aus. 
Für die acht Sinfoniekonzerte wurden 301 Abomementskarten 
und 39 ständige Freikarten ausgegeben, während im Voriahre 
336 Abonnenten vorhanden waren und 38 ständige Freikarten 
zur Ausgabe gelangten. Die Zahl der ausgegebenen Einzelkarten 
yetrug 1295 gegen 551 im Vorjahre. Zu den Hauptproben 
vurden 948 Karten gelöst gegenüber 797 i. V. Die Hauptproben 
varen, von den Mitgliedern des Vereins abgesehen, durchschnitt⸗ 
ich von 119 Personen besucht, während im Vorjahre die Zahl 
ober zahlenden Zuhörer 100 betrug. Der Gesamtbesuch der Sin— 
oniekonzerte belief sich auf 4476 Personen gegen 4251 im ver— 
jangenen Jahre, der durchschnittliche Besuch auf 547 Personen 
segen 493 im Vorjahre. Die Cinnahmen aus den Sinfoniekon⸗ 
erten, einschließlich der Hauptproben, haben 8814,90 Mcin 
der Spielzeit 1908/10 7910,60 M) betragen und weisen somit 
zegenüber dem Vorjahre eine erfreuliche Zunahme auf. — Im 
dergangenen Jahre wurden insgesamt 30 volkstümliche Konzerte 
zegen 38 im Vorijahre veranstaltet. Vollstümliche Sinfonie⸗ 
onzerte fanden nicht mehr statt. Außerdem veranstaltete der 
Verein zwei Volksschulkonzerte. Tie Gesamtzahl der Besucher 
der 30 volkstümlichen Konzerte betrug 32510 Personen (im 
Vorjahre 29875), die Durchschnittszahl für das einzelne Kon⸗ 
—RB 
ümlichen Konzerte brachten einen Gesamtertrag von 12550,15 
Mark. Der Durchschnittsertrag eines Konzertes stieg infolge 
des erfreulichen Besuches der volkstümlichen Konzerte von 311,36 
Mark auf 418,37 M. Besonders stark waren die Konzerte 
»esucht, welche von den zur Wahl gestellten Kapellmeistern ge⸗ 
eitet wurden, und das letzte von Abendroth geleitete volks⸗ 
ümliche Konzert. — Die Konzerte des philharmonischen Chors 
waren von 1471 Personen besucht, das einzelne Konzert durch— 
chnittlich von 490 Personen. Wie im Vorjahre, fand das 
Drchester seine Haupttätigkeit im Theater; es hat auch hier 
iach Jem Bbereinstinmenden Urtels der Kritiker voruüdliches oë
	        
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