Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Sonnabend, den 27. Mai 1911. Abend⸗Blatt Kr. 265. 
J— 
1 
Ausqgabe A. 
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Aus den Nachbargebieten. 
Sansestädte. w 
Hamburg, 27. Mai. Das Ergebnis des 
Margaretentages übertrifft trotz der regnerischen 
Mitterung am Mittwoch alle Erwartungen. Bis zum Abend 
waren von 6500 Blumenmädchen bereits annähernd drei Mil⸗ 
lionen Blumen und eine halbe Million Ansichtspostkarten ver—⸗ 
kauft. Der Reinertrag dürfte 300 000 Miübersteigen. 
Bremen, 27. Mai. Aus der Bürgerschaft. 
Gelegentlich der Budgetberatung haben die Sozialdemokraten 
die Aufhebung der Gebühren von 16,60 Mubei Ableistung 
des Bürgereides beantragt. Diese Abgabe ist den Genossen 
schon lange verhaßt, weil sie glauben, daß sie viele der 
Ihrigen daran hindert, bremischer Bürger zu werden. Die 
Bürgerschaft lehnte den Antrag auch diesmal ab. Zur An—⸗ 
nahme gelangte dagegen ein aus der Mitte der bürgerlichen 
Linken gestellter Antrag, das Schulgeld für Volksschulen ganz 
aufzuheben. Es besteht hier die Einrichtung, daß jeder seine 
Kinder in entgeltliche oder in unentgeltliche Volksschulen schicken 
kann. Erstere werden von 11000, die Freischulen von 17000 
Schülern besucht. Lehrplan usw. sind ganz gleich. Obwohl 
es alle Eltern in der Hand haben, ob sie Schulgeld zahlen 
wollen, bildet die Sache doch ein vielbenutztes Agitations⸗ 
thema. Die schwachbesuchte Rechte blieb in der Minderheit. 
Schleswig⸗Holstein. 
Alkona, 27. Mai. Ein falscher Leutnant. Vor 
efwa 14 Tagen tauchte hier in der Uniform des 48. Inf.Regts. 
ein angeblicher Leutnant Kopetzki auf und mietete sich in der 
Nähe der Kaserne eine elegante Wohnung. Von hier aus 
beschwindelte er eine Menge Geschäftsleute, indem er sich auf 
Kredit allerlei Waren liefern ließ und diese schleunigst zu 
Geld machte. Er verkehrte, natürlich stets in Uniform, in 
den ersten Lokalen. In Hamburg logierte er in mehreren 
Hotels, kontrahierte erhebliche Zechschulden und verduftete dann. 
Die Kriminalpolizei wurde schließlich verständigt. die den Ge— 
juchten verhaäftete und feststellte, daß der Verhaftete kein 
Offizier, sondern ein im Jahre 4800 in Berlin geborener 
Kommis Julius Heinrich Stredelow ist. 
Wandsbek, 27. Mai. Das Gut Höltigbaum, bei 
Altrahlstedt belegen, wurde für 520 000 Mean ein Konsortium 
nerkauft. F 
Kiel, 27. Mai. Erstochen. In der Baracee bei Rosen⸗ 
anz am Kaiser⸗Wilhelm-Kanal wurde der Arbeiter Rilkowski 
von dem Arbeiter Trusch erstochen. Der Täter wurde später 
in Strohbrücke ergriffen und nach dem Amtsgerichtsgefängnis 
in Gettorf gebracht. Ebenfalls verhaftet wurde ein zweiter 
Arbeiter, der unter dem Verdacht der Mittäterschaft steht. 
Elmshorn, 27. Mai. Die hiesigen Leder— 
fabrikanten haben die Einarbeitungen wieder im größeren 
Mahße aufgenommen. In fünf Betrieben arbeiten insgesamt 
300 Mann: die anderen Betriebe verzichten vorläufig auf 
jegliche Einstellung von Arbeitskräften. In letzter Zeit ange⸗ 
botene Vergleichsverhandlungen wurden von den Tobrikanten 
abgelehnt. 
Glückstadt, 27. Mai. Ihre diamantenevHochzeit 
feierten Donnerstag die Eheleute R. Olhuus und Frau. Sie 
tehen im 87. und 91. Lebensiahre und sind verhältnismäßig 
zeistig noch recht frisch und körperlich rüstig. Der Jubilar 
ist ein Kampfgenosse von 1848/51; er war lange Jahre als 
Schuldiener an der Glückstädter Bürgerschule tätig. 
Neumünster, 27. Mai. Selbstmord. Das 16iähr. 
Fabrikmädchen Kahl ertränkte sich in der Nähe der Hartstein- 
werke von Thorn K Co. in einem Wassergraben. Der Grund 
ist unbekannt 
rec herzogtümer Medlenburgu. 
Rostock, 27. Mai. Nach der Staatsangehörig⸗— 
eit der Studenten der hiesigen Universität studieren 
rugenblicklich in Rostock 316 Mecllenburg-Schweriner, 36 Meclen⸗ 
urg⸗ Strelitzer, 384. Preußen, 29 Bayern, 36 Sachsen, 
0 Württemberger, 4 Badenser, 4 Hessen, 8 Oldenburger, 
2 Braunschweiger, 33 Hamburger, 7 Bremer, 5 Lübecdcer 
s. a. Ausländer studieren hier 5 Oesterreicher, 10 Russen, 
2Chilenen, 2 Japaner, 2 Serben, 1 Portugiese. 
Wismar, 27. Mai. Tödlicher Unglücksfall. Das 
jährige Mädchen des Arbeiters Schriever stürzte aus einem 
renster der dritten Etage auf den Hof und fiel in eine 
dellerluke. Das Kind war während der Abwesenheit der 
zItern, die auf dem Dache mit Bettenausklopfen beschäftigt 
baren, in der Obhut des Bruders geblieben. Als die 
zltern die Wohnung wieder betraten, vermißten sie die Kleine 
ind erhielten auf Befragen vom Bruder die Antwort, daß 
eine Schwester aus dem Fenster gefallen sei. Das Kind, das 
ehr schwere Verletzungen erlitten hatte, ist seinen Verlekungen 
rlegen. 
88 Grevesmühlen, 27. Mai. Die Kommission 
ür die Landespferdezucht ließ sich gestern diejenigen 
Stuten, die zur Eintragung ins Gestütsbuch für edle Pferde 
vbezw. zur Prämiierung angemeldet waren, vorführen. Neu 
ingetragen wurden je eine Stute des Erbpächters Jaacks- 
hr.⸗»Pravtshagen und des Schulzen Evert-Upahl. Von den 
rüher eingetragenen Stuten wurden prämiiert mit 50 M: je 
ine Stute der Schulzenwitwe Lau-Büttlingen und des Schulzen 
krert-Upahl und zwei Stuten des Erbpächters Rath-Dassow; 
rit 30 M: je eine Stute des Erbpächters Qualmann— 
dastahn, des Schulzen Stein-Wohlenhagen, des Erbpächters 
Varnemünde-Nedderhagen und des Erbpächters Kiencke-Warncken⸗ 
agen; mit 20 M: eine Stute der Erbpächterwitwe Stein— 
Vohlenhagen. Für Zuchtzwecke angekauft wurden: ein Hengst⸗ 
üllen des Erbpächters Rath-Dassow für 400 M, sowie ein 
raunes Stutfüllen von demselben für 360 Mund außerdem 
ioch ein Stutfüllen von der Erbpächterwitwe Stein-Wohlen— 
hagen für 300 M. — Die 15. Sauptversammlung 
es metklenburgischen Landesschulzenvereins, 
e hier am 9. und 10. Juni stattfindet, verhandelt u. a. 
iber folgende Punkte: Vortrag des Hofrats Ihlefeld-Greves⸗ 
nühlen über Haftpflichtversicherung, Besorechung über geist⸗ 
iche Vaulasten, über Beiträge zur landwirtschaftlichen Berufs— 
genossenschaft und Domanial-Schulsteuer, Aussprache über Er—⸗ 
'ahrungen mit dem neuen Domanial-Brandversicherungsgesetz 
„ezw. Neueinschätzung, Festsetzung der Beratungsthemen für 
912, Wahl von ausscheidenden Vorstandsmitgliedern und des 
ächstiährigen Versammlungsortes. Vor der Versammlung Be— 
ichtigung der gewerblichen Anlagen der Stadt (Malzfabrik usw.), 
iach der Versammlung gemeinsames Essen und Ausflug nach 
Klütz und Boltenhagen. 
Gnoien, 27. Mai. Totgefahren. Auf dem Ritter⸗ 
nute Kranichshof hatte sich ein etwas schwachsinniger Mensch 
von 15 Jahren auf einen mit Sand beladenen Wagen ge⸗ 
setzt. Der Vater der jungen Menschen folgte dem Wagen in 
iniger Entfernung. Plötzlich sah er, daß der Knabe vom 
Wagen herunterfiel. Da der Kutscher von dem Vorfall nichts 
vahrnahm, so gingen die Räder des Wagens dem Unglück 
ichen über den Kopf hinwea Der Tod trat augenblicklich ein 
ieinem Herden nahe standen, Abschied genommen und 
»en berühmten Brief an die Mitglieder verfaßt. Jetzt galt es 
ioch, rasch Ordnung zu machen, der Schreibtisch wurde aus— 
eräumt. Mahler wandte sich zum Gehen, da machte ihn 
ein Diener Hassinger darauf aufmerksam, daß seine Schreib⸗ 
ischlada noch angefüllt mwit Ordensauszeichnungen sei. „Die 
asse ich meinem Nachfolger“, sagte Mahler und verließ das 
Ddirektionszimmer. — Es waren die letzten Worte, die er 
in der Hofoper gesprochen hat. 
Entdedung der Radioaktivität menschlicher Organe. Im 
zeidelberger Institut für Krebsforschung sind jetzt von Dr. 
Albert Caan interessante Untersuchungen geführt worden, die 
ie Radioaktivität menschlicher Organe festgestellt haben. Das 
krgebnis der Untersuchung solcher Organe, die niemals mit 
sadium in Berührung gekommen waren, auf Radioaktivität 
eigte das Vorhandensein einer Substanz, welche die Fähigkeit 
Aesitzt, die Luft für Elektrizität leitend zu machen. Ob diese 
Substanz identisch mit Radium ist, dafür fehlt, wie Dr. Caan 
in einer von Czerny der Heidelberger Akademie der Wissen— 
chaften vorgelegten Abhandlung sagt, zunächst der sichere Nach- 
veis. Daß es sich jedoch um eine radioaktive Substanz handelu 
ürfte, dafür spricht nach den bisherigen Ergebnissen die Eigen— 
chaft der Substanz, das Isoliervermögen der Luft, welches diese 
m normalen Zustande besitzt, in mehr oder minder hohem Grade 
rufzuheben. Außerdem zeigten einige Organe sowohl im Roh—⸗ 
ustande wie auch nach der Veraschung eine Beeinflussung der 
hotographischen Platte. Lebensstellung und Heimat der In— 
ividuen übt auf die Höhe der Aktivitätswerte der einzelnen 
Organs keinen wesentlichen Einfluß aus; dagegen stieg mit 
er Zunahme des Lebensalters fast stets auch die Menge der 
adioakliven Substanz. Dagegen ist wohl zufällig der geringe 
lnteil der untersuchten weäblichen Individuen an der Aktivitäts⸗ 
nenge. Für die Herkunft der radioaktiven Substanz gibt es 
wei Erklärungen: ihre Aufnahme mittels Nahrung oder Ge— 
ränka — gibt es doch an vielen Orten radioaktive Trink— 
wässer — oder die Absorpiion der durch den Atmungsprozeß 
in die Blutbahn gebrachten radioaktiven Emanation. 
Falschspieler in der italien schen Aristokratie. Der Polizei 
n Rom ist es gelungen, eine vorzüglich organisierte Bande von 
ralschspielern zu entlarven, der bekannte Lebemänner der rö— 
rischen Gesellschaft und, waͤe verlautet, auch zwei Abgeordnete 
ingehören. Die Bande hat in den letzten Tagen einem Mitglied 
»er hohen i talienischen Aristokratie, einem Herzog, den Betrag 
»on 40 000 Frks. und auch den zum Concours Hippique nach 
Rom gekommenen zahlreichen fremden Ofsizieren bedeutende 
veldbeträge abgenommen. Die Entlarvung der Fallschspieler 
rfolgte durch e inen Großindustriellen und einen Polizeikom⸗ 
nissar, der sich gegen Entrichtung des festgesetzten Monatsbei— 
trages von 400 Frks. die Mitgliedschaft in dem Klub erworben 
hatte. Man spricht von sensationellen Enthüllungen und 
Verhaftungen. Der Ministerpräsident Giolitti hat wegen der 
Angelegenheit sich vom Polizeipräfekten ausführlich Bericht 
erstatten lassen 
RKeisen, Bäder und Sommerfrischen. 
215. Beillige Ressfen Württemberg — Schwez—Italicn. Eine 
sleine Drucksache, in der sämtliche im Württ.Schweizerischen 
Verkehr bestehenden ermähßigten feiten Rundreisekarten über— 
ächtlich zusammengestellt sind, ist soeben erschienen. Die be— 
iebten Karten bieten neben 45 —60tägiger Gültigkeit mannig— 
ache Vorteile (z. B. auch Fahrpreisermäßigung auf Berg— 
zahnen der Schweiz). Ferner sind die Bestimmungen über 
»ie Fahrpreisermäßigungen anläßlich des italienischen Jubi— 
äumsjahres, der Ausstellungen in Florenz und Turin, sowie 
Aine Fahrpreistabelle über die ermäßigtien Fahrkarten von 
Chiasso nach Florenz. Rom und Turin in der Drucksache ent⸗ 
hao ltorn 
Buntes Allerlei. 
Mahler und seine Orden. Ein Wiener Blatt erzählt ein 
Zeschichichhen von Gustav Mahler, das für den nüchternen, 
chlichten Sinn des großen Künstlers ungemein bezeichnend ist: 
Es war in den letzten Tagen von Mahlers Direktionstätig— 
feat in der Hofoper. Dor Meister hatte von allen, mest— 
Welt und Wissen. 
Die Neuzucht des amerikanischen Bifon . 
Der einst in Millionenherden über Nordamerika verbreitete 
Bison war nahe daran, auszusterben; der ganze Besit stellte 
sich nur noch aus einigen hundert Tieren zusammen. Die späteren 
energischen und langjährigen Bemühungen, dieses Tier zu er— 
halten, haben solche Fortschritte gemacht, daß nunmehr seine 
Zukunft als gesichert gelten kann. Es bestehen, wie die Zeit— 
ichrift „La Nature“ mitteilt, in den Vereinigten Staaten drei 
Bisonherden, eine im Yellowstone-⸗Park mit 985, eine in Wichita 
mit 19 und eine dritte in Montana mit 47 mänmlichen Tieren. 
Die letzte, erst vor wenigen Jahren zusammengebrachte Herde 
verspricht die beste zu werden, da sie dank der großen Aus— 
dehnung des Geländes gegen die schädlichen Wirkungen der 
Inzucht geschützt ist. Auch die Wichita-⸗Herde hat eine ähnlich 
aünstige Lage, dagegen ist das Gelände im Yellowstone-Park 
verhältnismähig klein. Im ganzen befanden sich am 1. Mai 
1910 in Nordamerika 1633 Bisons in Gefangenschaft gegen⸗ 
über 1010 Tieren im Jahre 1903. Von den 1633 Tieren 
leben 1007 in den Vereinigten Staaten und die übrigen 26 
in Kanada. Die Zahl der wilden Bisons wird auf 475 Tiere 
geschätzt, von denen sich 25 im Yellowstone-Park und 450 
in Kanada befinden. Die Gesamtzahl der echten Bisons in 
Nordamerika beträgt mithin 2108. —4d. 
* ¶ 
e 
Rassenmischlinge. 
Die Frage, ob verschiedene Menschenarten sich ehelich ver— 
mischen können, ohne an ihrer körperlichen und geistigen Ver— 
fassung Schaden zu leiden, oder ob vielleicht sogar durch Ver⸗ 
mischung die Vorzüge verschiedener Rassen vereinigt werden 
lönnen, wird in einer interessanten Studie aufgeworfen. Letztere 
Meinung ist viel verbreitet, und so wird von vielen der 
Rassenmischung das Wort geredet. Manche hegen die Vor—⸗ 
stellung, als ob auf solche Weise allmählich eine Art Normal⸗ 
Menschentum entstehen müßte, so dah dann Rassengegensätze 
und nationale Streitigkeiten verschwänden und ein großes 
Reich des Friedens die Menschheit umspannte. Und sie setzen 
ruch voraus, daß das Endergebnis dieser Menschenmischung ein 
veredeltes Wesen mit allen Tugenden und Vollkommenheiten 
sein mühßte. Diejenigen, die das praktische Ergebnis beob⸗ 
achteten, sind anberetr Meinung geworden. Sie alauben ent⸗ 
deckt zu haben, daß die Rassenkreuzung im allgemeinen — ven 
einzelnen Ausnahmen abgesehen — kein gutes Erzeugnis liefert; 
daß sich in den Rassenmischlingen zumeist die Fehler und 
—„chwächen ihrer Erzeuger paaren, deren Vorzüge aber verloren 
ehen. Und zwar gilt diese Erfahrung in bezug auf seelische 
rigenschaften fast noch mehr, als hinsichtlich der körperlichen. 
die Rassenmischlinge erweisen sich häufig als sittlich haltlose 
zeschöpfe; sie entbehren der Tüchtigkeit und ernsten Kraft 
ind stellen keine Erhöhung der Menschheit dar. Und so ist 
ie fortschreitende Rassenmischung als eine Ursache des sitt⸗ 
ichen und kulturellen Verfalles der Völker erkannt worden. 
der Rassenmischling entbehrt augenscheinlich der inneren Har— 
nonie. In ihm sind unausgeglichene Kräfte tätig, die ihn 
saltlos hin und her werfen. seinem Lehen das Zielbewußtsein 
auben. — d. 
uchen. Also er sät zunächst ins fieie Land. Ta muß nun 
der Boden rein von Ungeziefer (kalken), umgegraben, locker, 
iahrhaft, trochen sein und gut abgerecht sein. Wenn aber die 
krde nicht fein ist? Na, da arbeiten wir, je nach der Größe 
er zu besäenden Fläche, eine oder mehrere Radewellen gutes 
dand möglichst klar und sieben es dann etwa 2 Zentimeter 
och 'aufs Beet. Ist der Boden lehmig, hart, so können wir 
urch Mischung mit Sand, Sägespänen und dergleichen für 
dockerung sorgen. Darin kann dann der Same keimen und 
Wurzel fassen, die später auch in den unteren, weniger klaren 
Zoden eingreifen. Nach dem nicht zu dichten Säen übersieben 
bir die Aussaat etwa doppelt so hoch wie der Same dick 
st, mit Erde, die wir leicht andrücken, überstreuen die ganze 
rläche dünn mit Sägespänen und feuchten die Saat, indem wir 
nit der hochgehaltenen Gießkanne am Beet mal hin und her 
jehen, durch den Brausekopf an, als ob es sanft regnete. 
das Ausfstreuen von Sägespänen bei feineren Sämereien ge— 
chieht, um die Erdoberfläche vor dem Verkrusten zu schützen. 
Im Notfalle tun es auch Tannennadeln oder ein Stüd altes, 
veißes, dünnes Gardinenzeug. Am besten ist's nach Böttner. 
ruf rohes Land eine gute, alte Komposterde überzustreuen. 
Das Saatbeet muß immer feucht, aber nie naß gehalten 
verden. Ins freie Land säen wir Anfang April verschiedene 
Sommerblumen, wie: Mohn, Rittersporn, Ringelblumen, Ma— 
open, Blumenkresse, Lein, Winden, Wicken, Kornblumen. Si— 
enen, Iberis. 
Im zeitigen Frühjahr säen wir von Sommerblumen ins 
Mistbeet, weil sie mehr Wärme brauchen: Astern, Balsaminen, 
devkojen, Chrysanthemen, Nelken, Zinnien, Löwenmaul, Phlox, 
bortulak, Salpiglossen uswp., um sie im Mai nach den Frösten 
uf die Beete zu verpflanzen. Nachher können wir im Juni 
Stiefmütterchen, Akelei, Rittersporn, Campanula medium u. 
1. m. aussäen, um die Pflänzchen im Herbit an ihren Stand— 
ort zu bringen. W 
Du wirst bei deinen ersten Gartenversuchen manche Freude 
rleben — vieles wird auch schief gehen. Die Jugend und der 
ßartenneuling haben das Privilegium, alle Dummheiten selbst 
urchzumachen. Wer sich dagegen verwahren will, der kaufe 
ich Johannes Böttners bereits in 50 000 Exemplaren ver⸗ 
reitetes Gartenbuch für Anfänger (Frankfurt a. O., Verlag 
zon Trowitzsch K Sohn, geb. 8 M.). Ich hab's auch! 
J5 
* 
Die Sehkraft der Schulkinder. 
Unser medizinischer Mitarbeiter schreibt uns: In 
en Volksschulen Hannovers hat eine Prüfung der Sehleistungen 
sattgefunden, die sich auf 18324 Schüler und Schülerinnen 
rstrechte. Besonderes Interesse verdient, daß die Sehleistungen 
er Mädchen im allgemeinen denen der Knaben wesentlich 
achstanden. Die Mädchen blieben um 1100 hinter den Knaben 
urück. Während nämlich die untersuchten 9143 Knaben es 
ruf eine Durchschnittsleistung von über 13m brachten, war 
ür die 9181 Mädchen schon bei 11m die Grenze. Als Ursache 
ieser Erscheinung liegt die veischiedenartige Erziehung der 
ßeschlechter nahe, da die Mädchen weit mehr auf Nahe— 
beit angewiesen sind, als die Knaben. Weiterhin ließ sich 
eststellen, daß die Lage und Bauart der Schulen einen wesent- 
ichen Einfluß auf die Sehleistungen ausübt. Vorort⸗ und 
in der Peripherie gelegene Schulen bieten die größten Vor⸗ 
leile. Die Ansicht, daß dunkeläugige Personen wegen des 
bigmentreichtums ihrer Netzhaut schärfere Augen hätten als 
velläugige. hat sich als irrtümüch erwiesen. —d. 
2 
Etwas vom Ausfäen — für Anfänger. 
(Aus dem praktischen Ratgeber im Obst- und Gartenbau.) 
Der junge Gartenfreund, der bei seinen ersten Versuchen sich 
gflänzchen und Pflanzen beim Gärtner fertig laufte, wird mit 
er Zeit unternehmender, er will auch das Aussäen selbst ver⸗
	        
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