Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Lichtbildervorträge usw. für die schulentlassene Jugend ab⸗ 
uhalten. Reinhardt (Berlin) erklärte, daß die Turnerschaft 
feine Politik treibe; an diesem Grundsatz müsse auch fest⸗ 
gehalten werden. Er habe aber die Empfindung, als ob die 
Turnerschaft sich zu sehr im Hintergrunde halte. Man könne 
mit den anderen Jugendpflegevereinen, auch mit den rechts— 
tehenden Parteien zusammenarbeiten. — Der Vorsitzende Götz 
rahm nochmals das Wort und verzichtete ebenfalls auf 
eine politische Betätigung, doch müsse man die sozialdemo⸗ 
ratischen Turnvereine bekämpfen, die nicht turnerische, son⸗ 
dern nur politische Zwedee verfolgten. — Von anderer Seite 
purde ein Zusammengehen mit den Geiftlichen empfohlen, 
iamentlich für Bayern, wo die konfessionellen Jugendpflege—⸗ 
hereine für das Turnwesen nicht entbehrt werden könnten. 
— Es wurde schließlich beschlossen, dem nächsten Turntage in 
Dresden eine Resolution vorzulegen, in der ein Zusammen⸗ 
gehen der Deutschen Turnerschaft mit den staatserhaltenden 
Kreisen gefordert wird. — Sodann referierte Fickenwirth 
(Dresden) über die Internationale Hygiene-Ausstellung in 
Dresden, die auch von der Deutschen Turnerschaft beschickt 
worden ist. Außerdem veranstaltet die Deutsche Turner⸗ 
schaft auf dem Dresdener Sportplatz während der Ausstellung 
turnerische Vorführungen. Mit Rücksicht auf die während des 
Turnertages, der ebenfalls in Dresden stattfinden soll, zu 
erwartende Verteuerung der Wohnungen wurde angeregt. 
den Turnertag zu verlegen, doch fand diese Anregung 
keine Mehrheit. Als Tagungsort für die nächste Ausschuß⸗ 
jitzung wurde Kiel gewählt, von welcher Stadt eine Ein—⸗ 
ladung vorlag. Für das nächste Deutsche Turnfest haben 
die Akademischen Turnvereine gebeten, nachher ein deutsches 
Olympia abhalten zu dürfen. Es wurde beschlossen, diesen 
Plan nach Möglichkeit zu unterstützen, aber außerhalb des 
Rahmens des Deutschen Turnfestes. Darauf wurden die Ver⸗ 
handbingen auf heute vertaqt. 
I Strafkammer II. Sitzung vom 26. Mas.. Wegen 
Diebstahls hat sich der Eisendreher Wilhelm N. aus Char⸗ 
ottenburg zu verantworten. Im Jahre 1910 hat der Ange—⸗ 
lagte sich zu oft wiederholten Malen auf den unverschlossenen 
ßausboden der „Deffentlichen Lesehalle“ zu Lübed geschlichen 
und hat von den hier lagernden, dem genannten Institut 
gehörigen Büchern insgesamt gegen 100 Bände im Gesamt-⸗ 
werte von mindestens 30 Meänach und nach weggenommen. 
Die sämtlichen Bücher sind in seiner Wohnung gefunden. — 
Im Oktober 1910 war Dr. med. S. von hier mit seiner 
Familie verreist. Die Wohnung war verschlossen und die 
herabgelassenen Fenstervorhänge ließen von der Straße aus 
erkennen, daß die Wohnung von ihren Bewohnern verlassen 
war. Während der Abwesenheit der Bewohner wurde nun 
eines Nachts in der S.schen Wohnung ein Einbruchsdiebstahl 
verübt. Namentlich wurden eine Menge Kleidungsstücke des 
dausherrn gestohlen, sowie Bücher und Schmudsachen. Ferner 
war aus Handtüchern, Leinenzeug, Bettwäsche und Büchern 
ein großes Paket zusammengepackt und in Wachstuch ein—⸗ 
gewickelt. Dieses Paket war offenbar in der Absicht, es später 
uu holen, auf dem Vorplatz der Wohnung niedergelegt. Der 
Angeklagte gibt zu, bei diesem Diebstahl mit tätig gewesen 
zu sein, er will aber einen Genossen gehabt haben, über den 
nichts zu ermitteln war. Fast alle gestohlenen Sachen waren 
n seinem Besitz oder waren von ihm verkauft. Der bisher 
uicht bestrafte Angeklagte wird zu 1 Jahr und 1 Monat 
üefängnis verurteilt. — Wegen fahrlässiger Körper— 
verletzung wurde der Heizer Peter Lo. aus Stodelsdorf 
yom Schöffengericht zu Schwartau zu 30 MuGeldstrafe ev. 
s3 Tagen Gefängnis verurteilt. Er sollte am 19. Dez. v. J. zu 
Fackenburg verbotenerweise den durch Fackenburg führenden 
Fußsteig befahren und den auf dem Fußsteig stehenden Sjähr. 
ODtto Pelikan derart angefahren haben, daß dieser stürzte 
und das Bein brach. Der Angeklagte hat Berufung ein— 
zelegt und bestreitet, wie früher, so auch jetzt. der Täter ge⸗ 
wesen zu sein. Er wird heute wegen nicht genügenden Be— 
weises freigesprochen. — Wegen Diebstahls im Rüc— 
falle hat sich der Arbeiter Rudolf Hü. aus Nüchel zu ver—⸗ 
antworten. Er ist geständig, am 7. April d. J. aus dem 
Pferdestall des Gastwirts Stresse zu Eutin ein dem Händler 
Maas in Plön gehöriges Pferdegeschirr im Werte von etwa 
20 Muweggenommen zu haben. um es sich anzueignen. Tas 
Pferdegeschirr ist wieder herbeigeschafft. Das Urteil lautet 
auf eine Gefängnisstrafe von 6 Moönaten. — Wegen Jagd— 
vergehens wurden der Arbeiter Karl Be. aus Stodelsdorf, 
der Landmann Ernst Be. aus Edhorst und der Landmann 
Otto Be. daher zu je 10 MeuGeidstrafe ev. 2 Tagen Ge— 
angnis verurteilt. Sie sollen im November 1910 gemein— 
chaftlich auf der Kleekoppel der Witwe Pedelhoff, wo zu jagen 
ie nicht berechtigt waren, die Jagd ausgeübt haben. Nur ein 
Zeuge will die Angeklagten gesehen und sie erkannt haben. 
Die Angeklagten bestreiten entschieden, die Täter zu sein und 
wollen durch Zeugen beweisen, daß sie zur fraglichen Zeit nicht 
am Tatorte gewesen sein können. Das gelingt ihnen auch bis 
miuf wenige Tage. Die Aussage des Zeugen läßt es aber 
weifelhaft erscheinen, daß gerade an denjenigen Tagen, bezüg⸗ 
ich welcher der Alibibeweis nicht gelungen ist, das Jagd- 
vergehen begangen ist. Mangels hinreichenden Beweises werden 
die Angeklagten freigesprochen. — Wegen Milchfälschung 
vurde die Wirtschafterin Hedwig K. aus Kattenhöhlen vom 
Schöffengerichte uu Schwartau zu 25 MeGeldstrafe ev. 5 Tagen 
GHefängnis verurteilt. Sie soll im Jahre 1910 fortgesetzt zum 
zwecke der Täuschung im Handel und Verkehr Milch, durch 
Entnahme von Rahm verfälscht und diese so verkälschte Milch 
vissentlich unter Verschweigung des Umstandes, daß sie ver— 
älecht war, verkauft haben. Die von der Angeklagten gegen 
dieses Urteil eingelegte Berufung wird nach wiederholter Beweis— 
aufnahme verworfen. — Wegen Beleidigung und 
Uebertretung des 8 360,10 des Str.⸗G.⸗B, wurde der Arbeiter 
Hermann Ma, aus Kl.Mühlen vom Schöffengericht zu Schwartau 
»U 14 Tagen Gefängnis und zu 14 Tagen Haft verurteilt auf 
Grund folgenden Tatbestandes: Am 18. Dez 1910 brannte 
in Pehnsdorf eine Kate ab, wobei sich eine große Menschen⸗ 
menge, darunter auch der Angeklagte, als Zuschauer einge⸗ 
funden hatte. Die Löscharbeiten leitete der Bauervogt. Als 
anfänglich zu wenig Bedienungsmannschaften bei den vor—⸗ 
sandenen Spritzen waren, forderte der Bauervogt den Ange—⸗ 
lagten zur Hilfeleistung auf. Der Angeklagte weigerte sich. 
ktwa fünf Minuten später sagte ihm der Bauervogt. wenn 
er nicht helfen wolle, solle er weggehen, worauf der Ange— 
lagte erwiderte, er, der Bauervogt, habe ihm nichts zu 
sagen, er könne welche ins Genick kriegen. Einige Zeit später 
wollte der Angeklagte beim Pumpen helfen, doch lehnte der 
Bauervogt jetzt die Hilfe ab, da Leute genug vorhanden 
seien. Darauf fing der Angeklagte an, in so arger Weise 
auf den Bauervogt zu schimpfen, daß dieser sich veranlaßt 
ah, sich an einen Gendarm zu wenden, der den Angeklaaten 
aorläufig festnahm. Die von dem Angeklagten gegen dieses 
Irteil eingelegte Berufung wird verworfen. — Wegen 
Drkundenfälschung, Betruges und Diebstahls 
at sich der 17 Jahre alte Knecht Otto Ba. aus Wöbs zu 
erantworten. Der Angeklagte stand im Sommer 1910 bei 
em Hufner B. in Hutzfeld als Knecht im Dienst. Eines Tages 
⸗rschien er bei dem Fahrradhändler Bartels zu Brackrade, um 
in altes Fahrrad im Werte von 45 Mzu kaufen. Als 
Bartels eine Anzahlung verlangte, erklärte der Angeklagte, 
zazu nicht imstande zu sein, er wolle aber am 1. Novb. 1910 
eine Schuld bezahlen, denn dann erhalte er von B. seinen 
dohn. Darauf wollte Bartels sich nicht einlassen, vielmehr 
»erlangte er von dem Angeklagten, er solle ihm von seinem 
dienstherrn eine Bescheinigung bringen, wonach dieser sich ver⸗ 
pflichte, a6 Mevon dem Lohn des Angeklagten zurückzu—⸗ 
behalten. Der Angeklagte ging fort, erschien dann aber 
nach kurzer Zeit wieder und überreichte ein Schriftstück folgen— 
den Inhalts: „Sie können sich am 1. November 45 Mvon 
nir holen. Theodor B.........“. Dieses Schriftstüd 
atte der Angeklagte selbst angefertigt. Bartels hielt es 
ür echt und händigte dem Angeklagten das Fahrrad auf 
tredit aus. Durch den Vater des Angeklagten hat Bartels 
»as Rad zurückerhalten. Am 22. März d. J. nahm der Ange— 
lagte einem Nebenknecht, der sein Portemonnaie mit Geld 
mmer unter dem Kopflissen verwahrte, das Portemonnaie 
nit etwa 1068 MäInhalt weg und versteckte es auf dem 
ßehöft seines Diensthern. Dort wurde es am folgenden 
Tage gefunden. In Rüchksicht auf die Jugend des Ange— 
lagten wird auf eine Gefängnisstrafe von nur 2 Monaten 
ind 2 Wochen erkannt. 
o.- Verhafset wurde ein Former, der aus dem Gefängnis 
in Friedland i. M. entwichen ist. 
o.· Seinen Uebermut mit dem Tode gebüßt hat in der 
Nacht zum Freitag der Zimmermann des bei der Kochschen 
Schiffswerft kiegenden Dampfers „Konstantia“. Er sprang 
uus Uebermut ins Wasser, um schraͤmmend vom Lande aus sein 
„chiff zu erreichen, obaleich er sich bereits in einem Boot be— 
and, welches ihn an Bord bringen sollte. Er ertrank. Die 
deiche wurde nach länagerem Suchen von der Besatzung geborgen. 
Sportna chrichten. 
Rennen zu Maisons-Laffitte. 20. Mai. Prix Consul. 
vßros Papa (M. Barat) 1. Basse Pointe (G. Stern) 2. 
Joyeux Drille (Ch. Hobbs) 3. Tot.: 30: 10. Platz: 16, 
15: 10. Ferner liefen: Negofol, Amadis, Magali. 
Luftfahrt. 
sr. Die Meldeliste für den Deutschen Rundflug 1911 um 
»en B. 3.-Preis der Lüfte ist jetzt im Nachmeldeschluß de— 
initiv festgestellt. Obwohl einige der Flieger ihre Anmel— 
„ungen zurückgezogen haben, so umfaßt die Meldeliste doch, 
»a sich nachträglich eine Reihe bekannter Flieger haben ein— 
ragen lassen, 20 Unterschriften. Im einzelnen nannten: Emil 
zeannin (Aviatik-Ein- oder Zweidecker, Bruno Büchner 
Aviatik-Ein- oder Zweidecker), Robert von Moßner Wright⸗ 
3weidecder), Oskar Wittenstein (Maurice Farman-Zweidecker), 
k. Lindpaintner (Farman-Zweidecker, Sommer-Eindecker, De— 
erdussin-Eindecker), Bruno Hanuschke Ganuschke-Ein decker). 
Heorg Schendel (Dorner-Eindecker), Witterstätter (Euler-Zwei 
»ecker), H. Delerich (Sächsische Flugzeug⸗Werke-Zweidecker), 
darb Müller (Sächsische Flugzeug-Werke), Eugen Wincziers 
Norane-Eindecker), Gustav Otto (Otto-Doppeldecker), Robert 
Thelen (Ad Astra⸗-Wriaht-Doppeldedcker), Otto Reichardt (Euler— 
zweidecker), König (Albatros), Hirth (Etrich-Rumpler), von 
zorissen (Deutschland-Zweidecer, Euler-Zweidecker und 
zaefelin-Eindecker), Laitsch (Albatros), Lt. Jahnow (Harlau) 
ind Suvelack Deutsche Flugmaschinen-Baugesellschaft). Die 
ztartnummern der 20 Flieger, deren Anmeldungen noch durch 
en Deutschen Luftschiffer-Verband nachzuprüfen sind, stehen 
m einzelnen noch nicht fest. In der Meldeliste enthalten 
ind unsere bekanntesten deutschen Flieger, von denen ein 
keil sich gerade bei den jetzt stattfindenden Ueberland⸗ 
ügen in Sachsen und am Oberrhein besonders ausgezeichnet 
saben. Es ist daher ein spannender Kampf' zu erwarten. 
zür den Rundflug ist von Gorissen am besten ausgerüstet, 
enn während sich die Mehrzahl der Flieger mit 2 bis 
Aupparaten begnügen, bringt er nicht weniger als sieben 
Naschinen ins Rennen, davon drei Deutschland-Zweideder, 
in Euler⸗Doppeldecker und drei Haefelin-Eindeder. 
C.K. Ein nationales Institut für Luftschiffahrt. Aus 
roudon wird berichtet: Einen bemerkenswerten Versuch, die 
r5lugkunst in England in großem Maße zu fördern, unternimmt 
as Komitee der „Luft-Liga“, indem es während der Krö— 
ungstage die allgemeine Begeisterung des Volkes benutzen 
ind eine große Sammlung veranstalten will, deren Ergeb— 
iis für die Schaffung und Unterhaltung eines „nationalen 
Instituts für Luftschiffahrt“ bestimmt sein soll. Der Plan 
vird von zahlreichen hochgestellten Personen unterstützt, und 
nan hofft, etwa 5—26 Millionen Mark zusammenzubringen. 
Zu der Kieler Flugwoche lief Donnerstag die Melde— 
»flicht ab. Im ganzen meldeten vierundrmanziag Flieger drei— 
unddreißig Maschinen an— 
—— 
Vermischtes. 
Augsburg als Großstadt. Die Haupistadt des bayerischen 
zchwabenlandes hat am 20. und 21. Mai das Ergebnis der 
Voltszählung mit einer großartigen Feier beantwortet. Eigent— 
ich sind 102 000 Einwohner wenig für die 15 v. Chr. gegründete 
ztadt, die Ende des Mittelalters und Anfang der Neuzeit 
nie reichste und üppigste von Süddeutschland war. Nürnberg, 
»as noch tiefer als Augsburg herabgekommen und bankerott 
ꝛar, als es bayerisch warde, hat sich weit schneller gehoben 
1910 hatte es 332 651 Einwohner), und mehr noch mit feinen 
95 000 Seelen das verhältnismähig junge München. Mag 
ie Textilindustrie, die Waschinenfabrikation usw den Augs— 
hurgern eine zweite Blütezeit beschert haben, so haftet der Staͤdt 
»och heute noch etwas von der Eigenart Venedigs an, die früher 
veit mächtiger und reicher war, als heute. Keine andere deutsche 
seichsstadt hat den Verluft ihrer Reichsunmittelbarkeit so schmerz— 
lich empfunden, hat sich gleich hartnäckig. davor zu schühen ge— 
ucht, wie gerade Augsburg. Rührend ist es wie man mit den 
etzten verfügbaren Geldmitteln immer wieder Bevollmächtigte 
rach Paris entsandte, welche die dortigen Machthaber bestechen 
ollten. Und wie man, als Napoleon die Stadt besuchte, das 
LIeuhßerste versucht hat, um das starre Herz des Gewaltigen zu 
rweichen. Als trotz alledem 1806 die Bayern kamen, hat das 
Ztadtmilität sich durchaus nicht entwaffnen lassen wollen. So 
nut bayerisch die Stadt auch geworden sein mag, so ist doch erst 
üngst die Wegnahme einiger Bilder aus den Augsburger Ga—⸗ 
erien überaus bitter empfunden worden Sehr zu gönnen ist 
nen Augsburgern daher die Freude, daß ihr alter RKultursth 
ieben München und Nürnberg in die Reihe der bayerischem 
ßroßstädte eingerückt ist. 
Mild und zuverläßsig. Die Münchener Jugend bringt 
solgenden Scherz: In einem ostoreußischen Grenadierregimenkt 
ziht ein Leutnant Unterricht und fragt den Grenadien 
GSrigoleit: „Grenadier Grigoleit, was machen Sie, wenn Sie 
uuf dem Schlachtfelde einen schwer, sehr schwer verwundeten 
eindlichen Soldaten gefangen nehmen? — Grenadier Grigoleik 
intwortet nach kurzem Besinnen: „Da trät ich ihm doot, 
hert Leitnant!“ — „Nein“, erwiderte der Leutnant, „das 
st ganz falsch, das tut ein braver Soldat nicht; was machen 
Sie, Grenadier Schneidereit?“ — Grenadier Schneidereit denkt, 
ex will nicht so grob sein, und meint: „Ich kweel' (quäle) 
hmäerst noch e bißchen!“ — „Nein“, erwidert wieder det 
deutnant. „das ist auch ganz falsch — was machst Du, 
Kaczmarek, Pollacs?“ — „Ich rüff dem Herrn Oberstabs⸗ 
irzt!“ — „Richtig, und dann?“ — „Dann tritt der 
d non selbst an ihm heran“ 
Neueste Nachrichten und Telegraͤmme. 
Nachspiel zum Benner Budenzauber. J 
W. Köln. 27. Mai. Das Kriegsgericht hatte sich gestern 
nit einem Nachspiel zum Bonner Budenzauber zu befassen, 
vobei ein einzähriger Unteroffizier von einer Anzahl Borussen 
ind einem Husaren-Einjährigen in seiner Wohnung überfallen 
vurde. Angeklagt waren der Leutnant Frhr. von Herr, der 
Leutnant Frhr. Mild von Hohenbaum und der Unteroffizier 
»er Reserve Freiherr von Plessen wegen gemeinschaftlichen 
hausfriedensbruches. Ersterer war vom Erscheinen enibunden 
vorden; gegen den Zweiten, der wegen Krankheit nicht er— 
chienen ist, wird später verhandelt. Nach ssichzinhalbstündiger 
Berhandlung wird Frhr. von Herr freigesprochen, da als 
licht erweesen angesehen wird, daß er die Wohnung betreten 
zat; Angeklagter von Plessen wurde zu acht Tagen Gefängnis 
erurieilt. 
Entwurf einer Eisenbahnzollordnung. 
W. Eerlin, 27. Mai. Vom Reichsschatzamt ist ein Ent—⸗ 
wurf einer neuen Eisenbahnzollordnung ausgearbeitet worden, 
der zurzeit den Bundesregierungen zur Aeußerung vorliegt. 
Theaterstkandal im Braunschweiger Hof heater. 
W. Braunschweig, 27. Mai. In der gestrigen Abschieds— 
»orstellung der durch die Affäre mit dem Hofkapellmeister 
Riedel bekannt gewordenen Hofopernsängerin Röder kam es 
u einem Skandal. Von einer Dame, die in der ersten Reihe 
»es Varketts saß, wurden gleich bei Beginn der Vorstellung 
nit e iner Metallpfeife Pfiffe abgegeben, so daß der Inten— 
ant die Vorstellung abbrechen mußte. Das Publikum war 
ehr erregt. Der Intendant erschien dann selbst im Parkett 
ind forderte die Dame auf, das Theater zu verlassen. Darauf 
vurde die Vorstellung fortgesetzt. 
Eine pernliche Affäre in Nürnbera. 
W. Mürnberg. 27. Mai. Ein Zahnarzt wurde wegen 
Zuppelei zu zwei Monaien Gefängnis verurteilt. In die 
einliche Affäre sind 24 Herren und 22 Damen der besseren 
Hefellichaftskreise verwickelt. 
Lußtfahrt. 
W. Fraukfurt a. M., 27. Mai. Leutnant Förjster ist mit 
deütnant Mahnke um 4 Uhr 54 Min. zum Rundfluge Frankfurt 
im Main— Darmstadt—Frankfurt a. M. gestartet. Jeannin 
im 5 Uhr 12 Min., Hirth um 5 Uhr 15 Min. mit einem 
dassagier und Leutnant Thusna um 4 Uhr 39 Min. ab Karlsruhe. 
W. Frankfurt a. M., 27. Mai. Auf dem Giesheimer 
krerzierplatz bei Tarmstadt, wo der Großherzog und die Große 
serzogin von Hessen und Prinz Heinrich von Vreußen sich einge— 
unden hatten, landeten Leutnant Förster um 5 Uhr 35 Min., 
dirth um 5 Uhr 54 Min. Beide setzten um 5 Uhr 58 Mim 
ezw. 6 Uhr 02 Min. den Rundflug fort und trafen um 
Uhr 32 Min. in Frankfurt wieder ein. Jeannin mußte nach 
einem Abflug von Frankfurt eine Notlandung in Sachsenhausen 
im Riedhof vornehmen. Reichardt, der als Ersatzmann für 
Bitterstätter um 5 Uhr 13 Min. in Mainz aufgestiegen ist, 
wußte im Osthafengebiet landen. Leutnant Frhr. v. Thusna, 
on Karlsruhe kommend, ist um 5 Uhr 27 Min. in Mannheim 
jelandet. Bei der Landung erlitt das Flugzeug Beschädi— 
sungen, die die Weiterfahrt nach Frankfurt bis heute abend 
erzögern dürften. Brunhuber nahm in Mannheim von einer 
weiteren Teilnahme am Zuverlässigkeitsskiug Abitand, da der 
Motor in Unordnung ist. 
W. Dresden, 27. Mai. Büchner ist mit Leutnant Steffens 
ils Passagier heute früh 4 Uhr 18 Min. nach Leipzig auf— 
nestiegen und um 5 Uhr 30 Min. in Leipzig aglatt gelandet. 
dahnt stieg ohne Passagier um 5 Uhr 26 Min. auf und 
andete um 6 Uhr 50 Min. glatt in Leipzig. Grade ist 
im s Uhr 30 Min. ebenfalls nach Leipzig aufgestiegen und 
hefindet sich unterweos 
A: äààÄÑXää.ò ôäÑÑààòLOÆOOαα 
W. Berlin, 27. Mai. Das 25jährige Jubiläum wurde 
jesteen von der Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im 
Rriege vom Roten Kreuz durch ein kameradschaftliches 
Beisammensein begangen. Am Himmelfahrtstage wurde bereits 
ine Paradeaufstellung mit anschließender Uebung abgehalten. 
Dem Festakt, der gestern mittag in der Kaiser-Wilhelm- 
Akademie stattfand, wohnte auch die Kaiserin bei. Heute 
»eschlieht eine Sonderfahrt nach Hamburg die Tagung. 
W. Berlin, 27. Mai. Gegen 4000 Straßenbahner nahmen 
ine Resolution an, in welcher bedauert wird, daß sich die 
direktion einer anderweitigen Regelung der Löhne vollständig 
iblehnend gegenüberstellt. 
W. Metzz, 27. Mai. Ein Musiker vom Infanterie-Regiment 
Nr. 137, der zum Spielen nach Forbach beurlaubt gewesen 
war, bemerkte auf der Fahrt nachts 2 Uhr, daß er zu weil 
gjefahren war. Aus Angst, zu spät in die Kaserne zu kommen, 
prang er aus dem Zuge, wurde überfahren und getötet. 
W. Betersburg, 26. Mai. Ein heute veröffentlichter 
aiserlicher Erlaß spricht den Beamten, die an der Revisions⸗ 
ätigkeit der Senatoren Neidhart und Garin teilgenommen 
»aben, Dank und Wohlwollen des Kaisers aus. * 
W. Baris, 26. Mai. Der französische Konful in 
Bremen, Boeufvé, wurde zum Generalkonsul ernannt. 
W. Wien, 27. Mai. Der Ausstand der Stüdmeister 
und Gehilfen in der Herrenschneiderbranche ist, den Blättern 
ufolge,“ durch einen Ausgleich been det. Heute wird die 
Arbeit in allen Betrieben wieder dufgenommen
	        
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