Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Londou, 26. Mai. Während Lissabon zurzeit ganz ruhig 
st, sind die republikanischen Behörden an der spanischen 
Srenze sehr tätig. Die Stadt Valenca ist von einer starken 
Infanterie-Abteilung besetzt und der Kreuzer „Adamastor“ hat 
Maltosen gelandet, die nach Caminha abmarschiert sind. Die 
dauptverschwörer haben sich jedoch über die Grenze geflüchtet, 
vwie zum Beispiel der Abt von San Felice, der die Bauern 
regen die Republik aufreizte. Ein anderer Mönch der Abtei 
iber, der die Sturmglocken läutete, um das Volk aufzuwiegeln, 
vurde festgenommen. 
In Oporto ist ein Weberstreik ausgebrochen. Etwa 
3000 Weber marschierten durch die Straßen. Es ist wahrscheinlich, 
aß andere Gewerbe sich ihnen anschließen, um einen allge— 
neinen Streik zu erklären. 
Neuefte Nachrichten und Telegraͤmme. 
Kaiser Franz Josef. 
WV. Wien, 26. Mai. Das Befinden des Kaisers Franz 
Josef wird anhaltend als befriedigend erklärt. Hofrat 
Neuhßer ist noch nicht hierher zurückgekehrt; andauernd er— 
zält sich das Gerücht, daß er sich noch in Budapest befindet 
ind tagtäglich nach Gödölls zum Kaiser fährt. 
Das Neue Wiener Journal meldet: Der Kaiser leidet in⸗ 
folge seines Katarrhs an asthmatischen Beschwerden. Die seit 
einer letzten Krankheit unausgesetzt erfolgenden ner vösen 
Schwächeanfälble treten immer dann auf, wenn sich der 
Kaiser über efwas aufgeregt hat, wie das in letzter Zeit 
wohl öfter der Fall war. 
Beisetungsfeierlichkeit des Kriegsministers Berteaux. 
W. Paris, 26. Mai. Die Trauerfeier für den verstor— 
zenen Kriegsminister Berteaux fand heute vVormittag im Mi— 
iisterium unter großer Beteiligung statt. Präsident Fallières, 
»ie gesamte Regierung, die Bureaus der Kammer, zahlreiche 
Abordnungen und das gesamte diplomatische Korps nahmen 
eil. Als Vertreter des Königs von England wohnte Generalk 
French bei. F 
W. Paris, 26. Mai. Bei der Leichenfeierlichkeit füt Ber— 
teaux hielten die Präsidenten des Senats und der Kammer 
Reden, in denen auf den Patriotismus Berteaux hingewiesen 
purde, welcher davon geträumt habe, Bürgersoldaten und eine 
sdation in Waffen zu schaffen. Justizminister Perrier sprach 
iamens der Regierung. Er wies auf das bedeutende militär—⸗ 
politische Werk Berteaux' hin und erinnerte an den Erfolg, mit 
dem Berteaux die marokkanische Expedition in die Wege ge— 
leitet habe. Nach den Reden zog sich Präsident Fallières zurück. 
Oer von der Tricolore bedeckte Sarg wurde auf eine Lafette 
gehoben und umgeben von Truppenabteilungen nach dem 
Bahnhof Bois de Boulogne gebracht, von wo die Leiche nach 
Lhatau übergeführt wird. Eine große Menschenmenge grüßte 
den Sarg respektvoll. In dem Zuge wurden das diplomatische 
Korps und die fremden Militärattachés bemerkt. 
Der Rücdtritt des mexikanischen Präsidenten. 
W. Newnork, 26. Mai. Ein Telegramm aus Merxiko 
meldet: Die Deputierten nahmen den Rücktritt von Diaz und 
Forral einstimmig zur Kenntnis. In dem Schreiben, in dem 
Porfirio Diaz seinen Verzicht kundgibt, erklärt er, er sei 
ich keiner Handlung bewußt, die die Revolution verursachen 
onnte. Er sei zurückgetreten, um weiteres Blutvergießen zu 
yerhindern und das Land zu rehabilitieren. Das ganze Kabi— 
nett ist zurückgetreten. 
WVt. Mexiko, 26. Mai. De la Barra leistete den Eid 
auf die Verfassung und führt die Präsidentschaft bis zu den 
nächsten allgemeinen Wahlen. 
Der neut französische Kriegsminister. 
W. Varis, 26. Mai. Mehrfach verlautet, dah der Mi— 
nisterpräsident nach eingehenden Unterhandlungen mit Del— 
zasse, Cruppi und Caillaux beschlossen hat, die Uebernahme 
des Kriegsministeriums im Hinblick auf die marokkanischen 
kreignisse einem General anzubieten und zwar voraussichtlich 
»em Kommandeur des sechsten Armeekorps in Chalons sur 
Marne, General Goiran, der sich bei den letzten Herbst— 
nanövern Hls ein hervorragender Organisator bewährt hat. 
Wt. Paris, 26. Mai. General Goiran, Kommandeur 
des 6. Armeekorps, nahm das ihm vom Ministerpräsidenten 
angebotene Vortefeuille des Krieges an. 
Die Franzoßen in Fez. 
W. Paris, 26. Mai. Nach einer Meldung des Echo de 
Paris vom 21. Mai aus Fez ist der Forschungsreisende Mar— 
»Uis de Segonsac vom Sultan empfangen worden. Der 
Zultan erklärte, es sei hohe Zeit gewesen, daß die Ankunft 
der französischen Truppen die Europäer befreite. Nach Ansicht 
Zegonsacs sei es notwendig, daß die französische Kolonne 
rings um Fez zum Angriff gegen die Aufrührer übergehe, 
die nur wenig von der Hauptstadt entfernt seien. Aus Tanger 
vird berichtet, daß bei Sidi Rogani zwischen dem Kaid der 
Beni Malek und dem Scherifen der Diebbala, der sich kürzlich 
um Sultan ausrief, ein Kampf stattfand, der mit einer Nieder— 
ace und Flucht der Diebbala endete. Einem Gerücht zu— 
olge soll der neue Rogi schwer verwundet, nach anderen Mel— 
dungen sogar im Kampfe gefallen sein. 
Wit. Paris, 26. Mai. Wie aus Suk el Arba vom 
4. Mai gemeldet wird, wurde die Kolonne des Obersten Gau— 
and, welche dem General Moinier in einem Abstand von 
»rei Tagemärschen folgt, nach dem Ueberschreiten des Ued Biht 
von den Marokkanern angegriffen. Die Kolonne schlug den 
Feind mit einem Verlust von 5 Toten und 20 Verwundeten 
nn die Flucht. Der Feind ließ 120 Tote, Waffen und Muni— 
ion auf dem Kampfplatz zurück. Die Kolonne setzte den 
Marsch nach dem Gefecht fort. 
Luftfahrt. 
Wt. Leipzig, 26. Mai. Der Flieger Lindpaintner 
landete um 7 Uhr 40 Min. mit einem Passagier, Laitsch, der 
im 6 Uhr 50 Min. mit einem Passagier in Dresden auf⸗ 
gestiegen war, um 8 Uhr 1 Min. auf dem Lindentalber Flugfelde. 
W. Frankfurt a. M. 26. Mai. Prinz Séinrich 
yon Preußen ist im Automobil, von Mainz kommend, um 
11 Uhr vormittags auf dem Flugplatze eingetroffen. 
Wie die Oberleitung meldet, ist Förster bei Ketsch gelandet. 
Freiherr v. Thyna steigt heute nachmittaa von Karlsrube 
rach Frankfurt a. M. auf. 
W. Frankfurt q. M., 26. Mai. Hirth langte mit dem 
Grafen Spee als Passagier um 5 Uhr 40 Min. in Mainz 
an und fuhr um 6 Uhr 27 Min. wieder ab. Um 7 Uhr 
andete er in Frankfurt. Hirth fuhr durchschnittlich in 180 
Mieter Höhe bei böigen Winden. Witterstätter mußte in 
Finten bei Mainz landen, da er infolge falscher Drientierung 
den Startolatz Mainz überflog. Jeannin landete um 6 Uhr 
3 Mein. in Mainz, dann wegen Motordefekts 6 Uhr 45 Min. in 
Brühl bei Schwetzingen. Brunhuber gab die Teilnahme wegen 
nervöser Ueberreizung auf. 
W. Alsasua, 25. Mafk. Als der Flieger Gibert heute 
nachmittag den Flug fortsetzen wollte, schlug der Flugapparat 
im. Gibert blieb unverletzt. Der Propeller und ein Flügel 
des Flugzeuges wurden zertrümmert. 
W. Madrid, 26. Mai. Der Flieger Vedrines ist um 
7 Uhr 45 Min. morgens hier eingetroffen. 
Wi. Madrid, 26. Mai. Vedrines kam nicht um 7 Uhr 
15 Min., sondern um 8 Uhr 6 Min. 41 Sek. auf dem Flug« 
olatze Getafe an. Er stieg unter lebhaften Kundgebungen des 
Bublikums nachts 2 Uhr 45 Min. in Burgos auf. Der Flieger 
onnte sein Fahrzeug ohne Hilfe verlassen, mußte aber dann, 
veil er vollständig erschöpft und leicht erstarrt war, ins 
Krankenhaus gebracht werden, wo er massiert wurde, um ihn zu 
beleben. 
Wt. Gatschina. 26. Mai. Der Luftschiffer Scharsky, 
der mit einem Passagier von Gatschina nach Vetersburg fliegen 
vollte, stürzte infolge Motorbruchs in einen Wald. Der 
Apparat wurde zertrümmert. Scharskhy erlitt einen Bein— 
ruch und andere Verletzungen, der Vassagier eine Fußver— 
enkung. 
WMi. Berlin, 26. Mai. Gouverneur Brückner ist im Schutz⸗ 
zebiet Togo eingetroffen und hat nach einer aus Lome ein—⸗ 
zegangenen Meldung die Geschäfte des Gouvernements über⸗ 
rommen. 
Wt. Berlin, 26. Mai. Die Reichstagskommission für den 
chwedischen Handelsvertrag hat dem Vertrage mit 
1 gegen 5 Stimmen zugestimmt; dagegen waren 3 Zen—⸗ 
ruemsabgeordnete, 1 Nationalliberaler und der Vertreter der 
wirtschaftlichen Vereinigung. 
WMt. Berlkin, 26. Mai. Die Handelsvertragskommission 
des Reichstages hat dem Gesetzentwurf betreffend Erneuerung 
des Handelsvertrages mit Japan zugestimmt. 
Wt. Berlin, 26. Mai. In einer von mehreren tausend 
Bäckergesellen besuchten Versammlung wurde einstimmig be— 
ichlossen, in allen Bäckereien, die die Forderungen bis— 
ser nicht bewilligten die Arbeit sofort einzustel— 
ren. Es wurde mitgeteilt, daß 1122 Kleinmeister und mehrere 
Sroßbäckereien, die insgesamt 700 Gesellen beschäftigen, die 
Forderungen bewilligten. 
W. Hamburg, 26. Mai. Nach einem aus Bitterfeld bei dem 
zansa⸗Luftverkehr eingetroffenen Telegramm des Oberleutnants 
Stelling muß die Abfahrt des Parseval-Luftschiffes wegen 
ingünstiger Wetterlage wiederum verschoben werden. Die Be— 
iachrichtigung über die Abfahrt wird rechtzeitig erfolgen. 
Wt. Kopenhagen, 26. Mai. Das am 24. März erlassene 
Verbot der Viehausfuhr aus Teilen Nordfalsters ist guf⸗ 
rehoben worden. 
Deutscher Reichstag. 
W. Berlin, 26. Mai. 
Zunächst werden Petitionen ohne Debatte erledigt. So— 
dann wird das Diätengesetz für die Herbsttagung 
beraten. 
Abg. Bebel (Soz): In der Begründung sind einige Be— 
nerlungen gemacht, die unangenehm berühren müssen. Es wäre 
viel richtiger, den Reichstag rechtzeitig einzuberufen. Die Vor— 
iage beweist nur, daß das jetzige Diätengesetz unhaltbar ist 
und der Revision bedarf. 
Abg. Bassermannu (natlib): Ob die jetzige Regelung der 
Diäten notwendig ist und ob sie das Ansehen des Reichstages 
erhöht. darüber haben allerdings auch meine Freunde Zweifel. 
Aba. Müller⸗Meiningen (VPpt.): Auch wir sind der 
Meinung, daß das unwürdige. Diätengesetz geändert werden muß. 
Mit unserer Arbeitskraft wird jetzt geradezu Raubbau ge—⸗ 
trieben. 
Darauf wird der Entwurf in erster und zweiter Lesung 
unverändert angenommen. 
Es folgte die erste Beratung der Novelle zum Zündwaren⸗ 
tteuergesetz. 
Abg. Enders (Vpt.): Den Notstand der Zündwaren—⸗ 
fabrikation erkennen auch wir an, glauben aber, daß Abhilfe 
nur möglich ist durch Aufhebung des ganzen Gesetzes. 
Abg. Brey (Soz.): Wir lehnen die Vorlage ab; die Wir— 
kunigen des Zündwarensteuergesetzes sind geradezu erschreckend. 
Abg. Toma (natlib.): Trotz gewichtiger Bedenken stim— 
men wir der Vorlage zu. 
Die Novelle wurde sodann in erster und zweiter Lesung 
angenommen. 
Es folgt die dritte Lesung der Verfassungsvor— 
lagen für Elsaß-Lothringen. 
Der Reichskanzler betritt den Saal. 
Abg. Winckler (kons.): Unsere ablehnende Haltung wird 
iicht beeinflußt durch die kritischen Besprechungen der Presse 
»er Linken über die Vereinsamung der Konservativen; sie liegt 
nder geschichtlichen Entwicklung der Dinge. Durch eine wei— 
ere Ausdehnung der Vorlage werden unsere Bedenken verstärlkt. 
das gilt namentlich von den Bundesratsstimmen und die Ra— 
ikalisierung des Wahlrechts. Wir können die Verantwortung 
nicht tragen. Deshalb beantragen wir namentliche Abstimmung. 
Abg. Zehnter (Z3tr): Mit einigen wenigen Ausnahmen 
timmen wir für das Gesetz. Die Vorlage bringt einen we— 
entlichen Fortschritt. Spätere Aenderung des Wahlrechts durch 
zie elsaß-lothringische Gesetzgebung ist möglich, ebenso eine an⸗ 
»ere Wahlkreiseinteilung. Der Sprachenparagraph ist für uns 
ein Grund, die Vorlage abzulehnen. Die Aufregung, die 
Jegenwärtig noch in den Reichslanden besteht. wird bei nüchterner 
Betrachtung schwinden. 
Abg. Frank (Soz.): Wir bedauern lebhaft, daß es uns 
iicht gelungen ist, für Elsaß⸗Lothringen eine demokratische 
Gerfassung zu erringen. Auch die anderen Einzelfragen ent⸗ 
prechen nicht unseren Wünschen. Gleichwohl werden wir für 
»ie Verfassung und das Wahlrecht stimmen. 
Abg. Müller⸗Meiningen (Vpt.): Wir haben schwere Be—⸗ 
»enken gegen Einzelheiten der Vorlage gehabt. In Einzel⸗ 
yeiten läßt sich aber jetzt die Vorlage nicht abändern, will 
nan nicht das ganze Werk stürzen. Wir stimmen auch in 
drikker Lesung für die Vorkage, da sie einen wesentlichen 
Fortschritt auf dem Wege zur Autonomie bedeutet. 
Abg. Beck (natlib.): Für uns war mitbestimmend: Was 
'oll werden, wenn das Gesetz nicht zustande kommt? — Es 
väre ein unabsehbarer Schade, für den wir die Verantmor⸗ 
ung nicht tragen könnten. 
Abg. Schultz (Kpt.): Namens derjenigen meiner Freunde, 
bie dem Gesetz nicht zustimmen, habe ich zu erklären, dahß die 
Gültigkeit der Bundesratsstimmen in antipreußischem Sinne filr 
uns die Hauptbedenken darstellt. Dann bewog uns die Hal— 
ung der Verbündeten Regierungen in dieser Frage zur Ab⸗ 
ehnung. Das Mißtrauen au unserer Regierung ist durch deren 
Haltung bei der Reichsversicherungsordnung berechtigt. Wir 
nüssen fordern, daß die Regierung keine Konzessionen mehr 
nacht, wenn sie einmal „Unannehmbar“ sagt. (Lebhaftes Bravo 
rechts, Zischen bei den Sozialdemokraten und Polen.) 
Abg. Graf Mielzynski (Pole): Für die Polen ist die 
Annahme unmöglich. 
Abg. Söffel (Rpt.) bittet, die Vorlage anzunehmen. 
Abg. Riclin (Els.): Die Vorlage ist kein Schritt, sondern 
ein Hemmnis für die Erreichung der vollständigen Autonomie, 
Unsere Hauptbedenken liegen in der Wahlkreiseinteilung. 
Abg. Preiß (Els.): Wir lehnen die Vorlage ab. Wir 
verlangen völlige Gleichstellung mit den übrigen Bundesstaaten 
Abg. Vonderscheer (Z3tr.): Ich stimme der Vorlage zu, 
da ich sie für einen wesentlichen Fortschritt im Staatsleben 
Flsaß⸗Lothringens halte. 
Abg. Gregoire (lothr. Natlib.): Ich würde es für unver— 
antwortlich halten, die Vorlage abzulehnen, weil sie uns nicht 
volle Autonomie gewährt. 
Damit schließt die Generaldiskussion. In den Spezial— 
diskussionen werden die einzeinen Paragraphen angenommen. 
Es folgt die bereits gemeldete Abstimmung. 
Es folgt die dritte Lesung der Reichsversicherungs— 
ordnung. 
Abg. Trimborn (Ztr.) Uns liegt an dem unbedingten 
Zustandekommen des Gesetzes. Wir sind überzeugt, daß im 
allgemeinen das Richtige getroffen ist. Dem Mißbrauch der 
Kassen zur parteipolitischen Agitation wird vorgebeugt, das 
bedeutet nicht eine Entrechtung, sondern Neutralisierung der 
Kassen. Dadurch wird ihr Vertrauen bei den Arbeitgebern 
und den Arbeitern gehoben. Wir müssen vor allen Dingen 
Rarauf sehen, daß das Werk nicht scheitert. Darum stellen 
wir an sich berechtigte Einzelwünsche zurück. 
Abg. Schidert (kons.): Die sozialdemokratischen Anträge, 
die zum Teil auch jetzt wieder eingebracht sind, bedeuten eine 
ganz außerordentliche Mehrbelastung der an sich schon so hohen 
allgemeinen Ausgaben für die sozialpolitische Gesetzgebung. Von 
ziner Entrechtung der landwirtschaftlichen Arbeiter kann keine 
RKede sein. Wir werden für die Reichsversicherungsordnung 
timmen. zur Förderung und Erhaltung der Gesundheit und 
Kraft des Volkes. 
Abg. Mugdan (Vpt.): Bezüglich der Altersgrenze und 
der Frage der Landkrankenkassen hätten wir vielmehr er— 
reichen können, wenn das Zentrum ferngeblieben wäre. Für 
einen Teil meiner Freunde ist die Zustimmung wegen der Be— 
timmungen über die Landkrankenkassen unmöglich. Ich selber 
werde der Vorlage zustimmen, wenn auch mit einer gewissen 
Resignation. Wir werden versuchen, noch eine Reihe vor 
Verbesserungen durchzusetzen. 
Darauf wurde die Weiterberatung auf Sonnabend 11 Uhb 
vertagt. 
heer und Flotte. 
W. Berlin, 26. Mai. Das Miilitärwochenblatt meldet: 
Buckingham Palace, 16 Mai. Der König von Groß— 
britannien wurde zum Generalfeldmarschall der preußi— 
schen Armee ernannt. 
W. Berlin, 26. Mai. R.P.⸗D. „Seydlitz“ mit dem Trans— 
port der von „Cormoran“ abgelösten Besatzung ist am 25. Mai 
in Port Said eingetroffen und hat die Reise nach Neapel am 
gleichen Tage fortgesetzt. „Cormoran“ ist am 25. Mai in Bris— 
bane und „Gneisenau“ am 25. Mai in Tsingtau eingetroffen 
R.P.D. „Kleist“ mit dem Rest der aus dem Kiautschougebiel 
abgelösten Offiziere und Mannschaften ist auf der Heimreise 
am 25. Mai in Southampton eingetroffen und hat die Reist 
nach Antwerpen am gleichen Tage fortgesetzt. R⸗-P.⸗D. „Chem 
nitz“ mitd er Ablösung für „Bremen“ ist am 25. Mai in Balti— 
nore. „Iltis“ am 26. Mai in Kiukiang angekommen. „Grille“ 
st am 25. Mai in Kiel eingetroffen und ist am 26. Mai nad 
laresund gegangen. „Zieten“ ist am 24. Mai in Kiel einge 
roffen und hat dlen Hafen am 26. Mai wieder verlassen 
‚Vineta“ ist am 24. Mai in Saßnitz eingetroffen und geht am 
77. Mai wieder in See. „Hohenzollern“ ist am 24. Mai in 
Friel eingetroffen. „G 196 ist am 24. Mai von Stapel ge— 
laufen. — Privatpakete an die Besatzungen der sich in Ost— 
isien befindlichen Schiffe, sowie an „Planet“ und „Cormoran“, 
die Besatzung von Kiautschou und die angehörigen ostasiatischen 
Marinedetachements können zu den bekannten Versendungsbe— 
diugungen für Privatpakete kostenfrei verschickkt werden, wenn 
ie mit der Post porto- und bestellgeldfrei bis spätestens zum 
I. Juni 1911 bei der Speditionsfirma Matthias Rohde & Joer— 
Jens, Bremen, eintreffen. Für die Verpackungs- und Ladegebühr 
sind 30 Pfg. bei der annehmenden Postanstalt zu entrichten. 
M. Samhurg, 26. Mai. Der Stapellauf des Li— 
nienschiffes „Ersatz Heimdal“ auf der hiesigen Vul— 
kanwerft ist auf den 10. Juni festgesetzt. Die Taufe 
wird von der Prinzessin August Wilhelm von Preußen voll—⸗ 
zogen. Generalfeldmarschall v. d. Goltz wird die Taufrede 
hallen. 
Bunte Chronik. 
Diebstahl. — Unterschlagung. — Selbstmord, 
Berlin, 24. Mai. Ein großer Diebstahl wurde bei 
der Rentiere Schönberg in Charlottenburg verübt. Die Ein— 
brecher hatten zwei mit silbernen Messern, Löffeln, Gabeln usw. 
zefüllte Kasten mitgenommen, dazu noch eine Geldtasche, die 
zwei Hundertmarkscheine enthielt, eine Schlipsnadel, zwei Hypo— 
thekenbriefe über 40 500 M, auf die Namen Thal und Brüning 
lautend, und eine Reihe wertvoller Gegenstände. — Der 34jähr., 
aus Leichholz gebürtige Kutscher Ulrich unterschlug einen 
Scheck über 2000 M, 800 Mubares Geld und 30 kg 
Silber in Barren im Werte von 1800 M, die ihm zur 
Ablieferung von dem Butterhändler K. anvertraut waren, und 
herschwand mit der Beute. — Die Fahrkartenverkäuferin 
Michaelis. die auf dem Görlitzer Bahnhof sich hatte Ver— 
untreuungen zuschulden kommen lassen. vergiftete sich in 
inem Hotel in Thale. 
Mord. Torgau, 24. Mai. In Borragk bei Mühl— 
berg ermordete der 2g9jährige Dienstknecht Müller die 
25 Jahre alte Witwe Dreßler und deren Tochter. Beweggrund 
it verschmähte Liebe. 
Schneefälle und Frost. Lemberg, 24. Mai. Aus 
Limanova und Zakopane werden Schneefälle und Frost 
demeldet. Die Anpflanzungen sind beschädigt worden. 
Einsturz eines Turmes. Paris, 24. Mai. Aus 
Troyes wird gemeldet: Heute früh um 4 Uhr stürzte 
der Glockenturm der 700 Jahre alten Johanneskirche 
zin. Zwei kleine Nachbarhäuser wurden zerstört. Sie waren 
eit wenigen Tagen unbewohnt, weil der Glöckner hbereits ver 
dächtige Anzeichen wahrgenommen und die Bewohner gewarnt 
zatte. Ballenstücke und Schuttmassen bedecten die Umgebung, 
Das zuletzt unter Heinrich III. restaurierte Kirchenschiff und 
ver Chor zeigen arge Verwüstungen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.