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ibendẽ, Sonntags morgens) erschelnend. Bezugs⸗
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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund.
Amtsblatt der freien und Hhansestadt Lübeck 16. Jahrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die
veiblatt: Gesetz und verordnungseblatt Beꝛ r gürstentümer Ratzeburg, Lübed und das angren⸗
—ERX 20 8820 ——— —— ee et zende mecklenburgische und holsteinische Gebiet.
Drud und Verlaa: SGebrüder Borchere G m.b. S. in Lũbed. — Geschãrisftelle Adretz haus (Khniagitt. 46). Ferniprecher 2000 u. 9001.
GCGroße Ausgabe) mittwoch, den 24. Mai 1901. Morgen⸗Blatt Nr. 260.
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dubech, Margaretentag.
O Lübecd, 24. Mai.
Wenn diese Zeilen gelesen werden, wird
dübeck in seinen Straßen und auf seinen freien
Blätzen bereits einem großen Blumenmarkte
gleichen. Die Aktion im Dienste der Wohl⸗
tätigkeit wird dann schon im vollen Gange sein;
unsere Einwohnerschaft vermag ietzt zu zeigen,
daß sie sich gern und reichlich an einem edlen
Wettstreit deutscher Städte beteiligt, dessen er—
freuliche Ergebnisse wir schon seit Monaten mit
Interesse verfolgt haben. Wenn man nun be⸗
denkt, daß nach einer kürzlich aufgestellten Be⸗
rechnung in verhältnismäßig kurzer Zeit in
Deutschland durch die Veranstaltung von Blu—
nentagen rund 196 Millionen Mark für wohl—⸗
fätige Zwecke aufgebracht wurden, so kann man
ich der Ueberzeugung nicht verschließen, daß
den Blumentagen auf dem Gebiete der christ—
sichen Mildtätigkeit ein hervorragender Platz
inzuräumen ist.
Auch bei uns in Lübeck wird man sich
»es Zaubers des Blumentages nicht entziehen
vollen, wenn die Margarete in ihrer schlich—
en Schönheit zu Tausenden und Abertausen—
den das Feld der Wohltätigkeit beherrscht und,
von schöner Hand geboten, um milde Gabe
bittet. Die Vorbereitungen für die heutige
Feier sind bereits sorgfältig getroffen worden.
sticht nur die „Offiziellen“ haben sich mit Be—
zeisterung und Aufopferung in den Dienst der
Zache gestellt, sondern auch ein großer Teil
»er weiblichen Jugend hat im Verein mit der
Heschäftswelt und zahlreichen Privatleuten eifrig
Sorge getragen, um einen prächtigen Rahmen
u schaffen, für das äußere Bild dieses Tages,
dessen Devise lauten soll:
Margaretenblumen überall!
Bereits seit einigen Tagen und besonders
restern begann es sich sehr lebhaft zu regen,
im die Schaufenster für den heutigen Tag
vürdig auszugestalten. Gestern abend waren
m vielen Ladengeschäften, besonders in der
Breiten Straße und Holstenstraße, die z. T. sehr
geschmackvollen Dekorationen der Schaufenster
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Das kleine Margaretenkindchen.
Märchen von Jenny Müller-Spielter.,
Bremen.
Mit zwei Zeichnungen von der Verfasserin.
(Machdruck verboten.)
In der ersten Margaretenblume, welche er—⸗
zlüht, wohnt in jedem Frühjahr ein kleines,
holdes Blumenkind, und nun will ich euch er—⸗
zählen, welche gefährlichen Abenteuer dieses kleine
Wesen einst zu bestehen hatte.
Auf grüner Wiese, am Ufer eines Baches,
chaukelte es sich im lauen Winde, denn eben
hatte die erste Margaretenblume ihre weißen
Zlätter entfaltet.
„Ei, wie schön ist die Welt!“ Bienen,d
zchmetterlinge und Vöogel begrühten das Mar⸗
garetlein und huldigten ihr, und auf dem Bach,
chnatterte eine Entenfamilie. Ein gelbes
unges Entenküchlein setzte sich ins Gras, ge—
ade unter die weiße Blume und erzählte ihr,
wie es auf der Welt zuginge.
Als es Abend wurde, kam aus dem ad
Wald ein putziges Zwerglein, sah die kleine &
Margarete und lud sie dringend ein, am an—⸗
vern Tag mit ihm in den Wald zu gehen,
im dort das Geburtstagsfest des Zwerg⸗
fönigs mitzufeiern. „König Funkelstein wird
ich ungemein freuen, wenn du kommst, denn
damenbesuch ist bei uns etwas Seltenes,“ sagte
x, „und du kannst doch nicht immer hier in
einer langweiligen Blume sitzen.“
Als sie am folgenden Morgen den Blu—
denengel, welcher bei Sonnenaufgang über die
Viese schwebt und alle kleinen Blüten aufwecdt,
im Erlaubnis fragte. wurde er sehr betrübt.
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eendet. In zahlreichen anderen Auslagen
varen noch geschäftige Hände tätig, um mit dem
Perke zu beginnen, und einige weitere Ge—
häfte, die bei besonderen Gelegenheiten stets
zervorragendes auf dem Gebiete der Aus—
rattung bieten, ließen durch ihre Vorhänge dar—⸗
uf · schließen, daß sie auch diesmal nicht zu—
adstehen wollten. In vielen Auslagen konn⸗
en wir sodann recht glückliche Versuche be—
bachten, die mit der Blumendekoration gleich⸗
eitig ihre Eigenart zum Ausdruck brachten.
Vir haben Margaretenblumen aus Marzipan
usgestellt gefunden, die Hutgeschäfte und
Nodegeschäfte zeigen Margaretengarnierungen
sw. Ebenso wiesen feine Wäschegeschäfte,
ruchte und Delikatessenläden, ja selbst ein
uwelierladen, sehr geschmackvolle Zusammen—
ellungen mit Margaretendekoration auf. Aber
ie meisten Auslagen und Dekorationen wer—
en erst heute im Margaretenschmuck erschei⸗
en. Hinzu werden noch kommen die Deko—
ationen der Restaurants und Caféss. Zur Be—⸗
ebung des Straßenbildes werden insbesondere
ie beflaggten Häuser, die bekränzten und
ekorierten Fuhrwerke und vor allem die ge—
hmückten Menschen beitragen.
Die Blumentags⸗Ouvertüre.
Wird der Blumentas verregnen? Diese
Vetterfrage ist besonders unmittelbar vor dem
zlumentag akut, und in manchen Städten
aben die Ergebnisse infolge eintretender Regen—
ille stark gelitten und dem Gesamtbilde vieles
on seinem Reize geraubt. Wir wollen aber
offen, daß der Wettergott uns günstig ge—
onnen bleibt. Heute früh um 7 Uhr hat
„er Blumenmarkt bereits seinen Anfang ge—
tsommen. UAeberall, im Zentrum und in den
zorstädten finden wir bereits die Blumenver⸗
äuferinnen an der Arbeit. Ihre Gesamtzahl
ürfte im Laufe des Tages die Höhe von
eichlich 700 erreichen. Zwar wird das Ge—
chäft zunächst noch etwas schüchtern gemacht,
iber der Weckruf der Stadtkapelle wird bald
nehr Leben bringen. Die Promenadenkonzerte
ruf dem Marktplatz, im Rosengarten und beim
Heibeldenkmal werden ein dichtes Menschenge—
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vintmel anloden, und damit muß auch die
zochkonjunktur einsetzen. Sie wird natürlich
ründlich wahrgenommen werden. Mit uner—⸗
aüdlichem Eifer werden die Blumenverkäu⸗
erinnen in hellen, mit der Blume des Tages
eschmückten Kleidern und Margaretenhüten
hre zierlichen Blumenkörbchen und die kleine
ßeldbüchse präsentieten. Aber auch in den
—ztraßenbahnen, den Restaurants wird man nicht
or ihnen sicher sein können und die Blumen—⸗
ovenden und Künstlerkarten abnehmen müssen.
Ind wo das stumme Angebot nicht hilft, da
jvird man einer herzlichen Bitte oder einem
ieblichen Lächeln kaum widerstehen können. Aber
elbst wenn auch diese Mittel nicht ausreichen,
o kann man unter Umständen auf Zwangs⸗
nittel gefaßt sein, wie wir sie gelegentlich
/on zwei reizenden jungen Damen bei ähn—
icher Gelegenheit beobachten konnten, als sie
inige ihrer Bekannten mit einem als Lasso
enutzten roten Bande einzufangen versuchten.
Lielleicht kummt es aber noch anders, etwa
vie in dem folgenden kleinen Gedichtchen:
Eingefangen.
Die Erste kam auf mich zu im Galopp —
Ich wandt' ihr den Rücken und brummte grob
Ddie Zweite bat mich in Tönen so zart —
Ich wandte mich nicht, doch blieb ich hart.
Da kam — gerade sie als Dritte —
Schwapp hatt' ich die schönste Marguerite.
Wenn nun auch Lübeck als Geschäftsstadt
icht so viel freigebige und lebenslustige männ—
iche Jugend aufweist wie manche Musen- und
ßarnisonstadt, die aus diesem Grunde vielleicht
in lebhafteres und buntes Bild zu geben ver—
nochte an ihrem Margaretentag, so bieten doch
ür den heutigen Tag die zahlreichen Veran—
taltungen von Konzerten, Umzũgen, Korsofahr—
en und Theaterveranstaltungen eine Garantie
ür eine große Beteiligung aller Kreise unserer
Stadt.
Möge der Margaretenblume heute in Lübeck
ein glänzender Sieg beschieden sein! — Hört,
was sie euch sagt, die bittende Blume, und
dann: die Herzen auf, die Hände auf!
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„Warum bist du nicht zufrieden hier in deinet
duftigen Blume? Draußzen lauern überall Ge
fahren auf dich, und wisse — fünf Tage dauert
deine Blütezeit; wenn diese weißen Blätter zu
welken beginnen und du bist nicht zurüchekehrt,
bist du auf ewig verloren und nie wieder
erscheint ein Margaretenkindlein auf Erden.“
Nun war ihr alle Lust zum Reisen ver—
gangen. Nein, sie wollte lieber ruhig daheim
bleiben. — Aber das Zwerglein wußte sie zu
überreden, es hatte ein entzückendes Gewand
mitgebracht, mit Edelsteinen besetzt, und so fein
wie Spinnenweb. Sie schlüpfte aus der
Blume, zog es über und spiegelte sich im klaren
Bach. Dann trippelte sie lustig mit ihm da—
Avon. Zuerst ging alles gut; überall war neues
Nu sehen und die Blumen und Gräser flüsterten
„Glückliche Reise“, nur der Bach murmelte war⸗
HRnend: „Hüte dich, hüte dich.“ Plötzlich stürzte
sich ein riesiger schwarzer Hirschkäfer auf das
kleine Geschöpf und versuchte es mit seinen
Ischarfen Scheren zu kneifen. Fast fiel sie um
vor Schreck, aber das Zwerglein veriagte ihn
bald mit kräftigen Fußtritten.
Unter großen Königsfarn versteckt lag das
Zwergenschloß, und König Funkelstein war sehr
vergnügt und entzückt von Margaretleins Be—
such. Sie mußte neben ihm auf dem glän—
zenden Thron sitzen und trank mit ihm aus
einem goldenen Becherlein. Viele Gäste er—
schienen zur Feier und lustig klang die Tanz⸗
musik. Allerlei Getier, Frösche, Mäuse und
Eidechsen drehten sich im Kreise und schwangen
das Tanzbein. Das war sehr lustig anzu⸗
sehen und bald schwebte auch das kleine Blu—
menkind im Arm eines schlanken Froschtünglinas
ahin.