Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

1126 M). — Am ersten Advent 17140 wurde in den 
Kirchen für die Armenpflege kollektiert. Die Sammlung er— 
gab 4550 K.M. 5 Schill. (etwa 5460 M). — Am Sonn—⸗ 
ag Invocavit des Jahres 1757 wurde wieder in sämt— 
ichen Kirchen des lübeckischen Gebietes „für die hiesigen not— 
—I 
zetrug 8164 K.—M. (etwa 9800 M). Mehr als die Hälfte 
davon, nämlich 41656 K.⸗M. 1524 Schill., fanden sich in den 
Becken von St. Marien. — Am 18. August 1771 fand in 
den Kirchen eine Kollekte für die Ueberschwemmten in 
Bergedorf und den Vierlanden statt. Die Summe der Gaben 
zelief sich auf 5411 K. M. (etwa 6600 M). — Am Kar⸗ 
freitag wurden die Beden in den Kirchen in der Regel 
ür das Werk⸗ und Zuchthaus St. Annen, gelegentlich auch 
ür das „Unsinnigen Haus“ aufgestellt. Sie enthielten 1778: 
5924 K.M. 1514 Schill. (etwa 7100 M); 1787: 4596 R.M. 
194 Schill. (etwa 5500 M); 1789: 3237 K.M. 2 Schill. 
lefwa 3900 M); 1798: 3097 R.M. 145, Schill. (etwar 
3700 M). — 17896 brachte eine Kirchenkollekte für die 
Abgebrannten in Kopenhagen 5449 K.M. 1384 Schill. (etwa 
500 M). — Lübeck ist heute drei- bis viermal so groß und 
mindestens zehnmal so reich wie im 18. Jahrhundert. 
Die Mildtätigkeit ist aber gegen früher fraglos geringer 
geworden. Vor allem gilt das von der kirchlichen 
Mildtätigkeit; im Jahre 1909 belief sich der Ertrag der 
Sammlungen für die kirchliche Armenpflege in sämtlichen 
tädtischen Kirchen nur auf 7742 M, also weniger als 1757 
rin Sonntag einbrachte. Dafür hat sich allerdings die 
außberkirchliche Wohltätigkeit, die im 18. Jahrhundert 
raum vorhanden war, kräftig entwichelt. Aber trotzdem kann 
nan mit Fug und Recht sagen: unsere Vorfahren waren 
berhältnismähßig doch freigebiger als wir. — Mögen die 
Lübecker sih am Blumentage ihrer Vorfahren würdidg 
erweisen. 
Kinderhilfstag. Dem seitens des Ausschusses für den 
Kinderhilfstag an die hiesigen Geschäftsleute gerichteten Er— 
uchen, ihre Schaufenster mit Margareten zu schmücken, ist 
dankenswerterweise in weitestem Maße entsprochen worden. 
In einer großen Anzahl Schaufenstern der verschiedenen 
Strahen sahen wir heute bereits manch hübsche und sinnige 
Ausschmückung; in vielen weiteren Läden wurde noch eifrig 
in der Fertigstellung des Blumenschmuckes gearbeitet, so 
daß wir wohl sagen dürfen, dah es morgen auch in den 
Schaufenstern viel schönes zu sehen geben wird. — 
Wie ihre Bundesbrüder in Hamburg, Flensburg, Hannover 
ind in Städten Süddeutschlands haben sich auch, wie schon 
rwöhnt, die Lübecker „Wandervögel“ (unter Führung von 
Primaner Lübke, Adlerstraße 20) bereit erklärt, auf eigene 
Weise ihr Scherflein zum Kinderhilfstag beizutragen: nach 
Art der alten Kurrendeschüler wollen sie singenderweise und 
m Wanderanzug durch die Straßen ziehen und einem dank— 
»aren Publikum ihre Wanderweisen darbieten in der Hoff— 
ung, für Sang und Klang klingende Gegenliebe zu finden. — 
Der Weckruf zum Blumentag wird sich bewegen von der 
gönigstraße über den Geibelplatz durch die Breite Straße, Klingen— 
berg, Mühlenstraße, Kronsforder Allee, Brehmerstraße, Friedrich- 
Wilhelm⸗Straße, Hüxtertor-⸗Allee, Hüxstrahe, Königstraße, Jo— 
jannisstraße, Schüsselbuden, Braunstrabe, Holstenbrücke, Bahn⸗ 
Jof, Lindenplatz, Holstenstraße, obere Wahmstraßbe nach der 
Königstraße Nr. 5. 
Schlechtes Wetter im Anzuge! Von fachkundiger Seite 
vird dem Hamb. Fremdenblatt unterm 22. Mai geschrieben: 
Nach den schönen Maitagen der letzten Wochen scheint jetzt ein 
Witterungaswechsel bevorzustehen. Ucber dem 
Atlantischen Ozean, nordwestlich von England, ist über Nacht 
in barometrisches Tiefdruckgebiet erschienen, das sogar eine 
ehr b edeutende Intensität aufweist. Das Zentrum des Wirbels 
hat eine Tiefe von etwa 730 min. Da zugleich über dem 
üdlicheren Ozean, in der Gegend der Azoren, hoher Luft⸗ 
ruck in stdie Erscheinung getreten ist, so wird das genannte 
Tiefdruckzentrum sich aller Voraussicht nach unserer Gegend 
chnell nähern, so daß wir bereits morgen trübes und reg⸗ 
ierisches Wetter erhalten dürften mit westlichen Winden und 
Abkuͤhlung. 
SEin Wüstling. Heute vormittag kam ein Radler durch 
die Bülowstraße gefahren, hielt einen Augenblick an, hob ein 
twa 414jähriges Mädchen auf sein Stahlroß und jagte mit 
em Maädchen in der Richtung auf Wesloe davon. Gluͤdlicher- 
veiso war die Entführung beobachtet worden, sodaß die Eltern 
es Mädchens sofort Kenntnis von dem Vorfall erhielten. 
Fe benachrichtigten schleuniost die Polizei die auch sofort 
Gustav Mahlers Sestament. Das soeben publizierte Testa— 
ment Gustav Mahlers hat folgenden Wortlaut: „Für den 
Fall meines Ablebens setze ich meine Gattin Alma, geborene 
S„chindler, zur Universalerbin ein, indem ich meine Nachkom— 
nenschaft, und zwar die jetzige und die künftige, auf den 
gzflichtteil beschränke. Zum Vormund über meine Kinder be— 
telle ich meinen Freund und verschwägerten Herrn Karl Moll, 
um Testamentsvollstrecker und Abhandlungspfleger bestimme 
ch meinen Freund Dr. Emil Freund.“ Dies Testament stammt 
»om April 1904, als Mahler noch zwei Kinder hatte, eines 
tseither gestorben. — Gustav Mahlers musikalischer 
Rachlaß wird bekanntlich von Bruno Walter geordnet und 
serausgegeben. Im Nachlaß befindet sich, wie dem B. T. aus 
Wien telegraphiert wird, die neunte Symphonie, die 
iber bereits im Drudk bei der Universal Edition ist und demnächst 
erscheinen wird, ferner ein großes ChorwerkDas klagende 
ried“, dann eine Anzahl Klavierlieder aus früheren Zeiten, 
nehrere Gesänge mit Orchester, teils nach des Knaben Wunder— 
horn, teils nach Rückert komponiert, ein Zyklus von Gesängen 
nach chinesischen Dichtern für Altstimme und Tenor mit Or— 
hester, das „Lied von der Erde“ becttelt, die zusammen 
ine Symphonie bilden. 
Gustav Mahlers letzte Fahet. In Wien fand Montag 
iachmittag unter zahlreicher Beteiligung hervorragender Per— 
önlichkeiten der Wiener Musikwelt das Leichen begängnis 
sustav Mahlers einem letzten Wunsche des Verstorbenen 
gemäh in einfachster Weise ohne Grabreden statt. 
Die Beerdigung von Wilhelmine Seebach fand Montag 
achmittag in dem Erbbegräbnis auf dem Dreifaltigkeitskirch— 
jof zu Berlin statt. Das Präsidium der Bühnengenossen⸗ 
chaft ließ einen Kranz niederlegen. — Wie das B. T. hört, 
zat die Verstorbene die Bühnengenossenschaft in ihrem 
Testament bedacht. 
Eine neue Komposition des Prinzen Joachim Albrecht. 
Aus Karlsstadt meldet der Traht: Die hiesige Kurkapelle 
st seit einigen Tagen mit den Proben des musikalischen Werkes 
Raskolnikow“ vom Prinzen Joachim Albrecht von Preußen 
ꝛeschäftigt, das am nächsten Freitag im Sinfoniekonzert der 
durkapelle zur Aufführung gelangen soll. 
ie Verfolgung des Flüchtigen aufnahm. Inzwischen war aber 
uch e inem berittenen Schutzmann der Radfahrer mit dem Kinde 
ufgefallen, sodaß er den Menschen verfolgte. Bei Arnims— 
ah ließ dieser Kind und Fahrrad im Stich und lief in den 
Vald hinein, wohin ihm der Schutzmann mit seinem Pferde 
ider nicht folgen konnte. Bald danach aber wurde die Spur 
es Eniflohenen von mehreren Schutzleuten mit einem Polizei— 
und wieder aufgenommen und verfolgt. Der Mensch hat 
nzweifelhaft die allergemeinsten Absichten gegen das kleine 
Rädchen gehegt, worauf einzelne an der Kleidung desselben 
orgenommene Handlungen hindeuten. Auf Grund der am 
ahrrad angebrachten Polizeinummer wurde festgestellt, daß 
as Rad 1909 einem vorm Mühlentor wohnhaften Arbeiter 
ehörte und seitdem das Rad nicht mehr versteuert worden 
t. Ob der derzeitige Besitzer des Rades und der heutige Eigen⸗ 
ümer desselben ein und dieselbe Person sind, steht noch dahin. 
b. Segelsport. Der Meldeschluß für die Regatten der 
dieler Woche sowie für die Travemünder Woche 
30. Juni bis 5. Juli) ist am Sonnabend, dem 27. Mai, abends 
Uhr in Kiel, Düsternbrooker Weg 110, worauf wir alle 
ZSegler, die an diesen Regatten teilnehmen wollen, aber noch 
richt gemeldet haben, besonders aufmerksam machen. 
b. 53 AUnteroffiziere und Mannschaften des Infanterie⸗ 
degiments „Lübeck“ werden sich an den Wettkämpfen der 
zportvereinigung auf dem St. Lorenz-⸗Kasernenhof beteiligen. 
Vie kürzlich auf der Hygiene-Ausstellung in Dresden werden 
ie Leute einen Schnellauf über 100m, Stafettenläufe ver— 
hiedener Kompagien untereinander sowie ein Tauziehen, bei 
em sich Mannschaften des ersten und zweiten Bataillons 
zegenübertreten werden, ausführen. Auf jeden Fall darf 
nan gespannt sein, wie unsere braven 162er sich gegen die 
ingeübten Sportsleute und Turner halten werden. 
b. Der von der Lübeder Rudergesellichaft non 1885 und 
em Lübecdder Yacht⸗Club für den Himmelfahrtstag in Aussicht 
senommene gemeinsame Ausflug nach den Hohenmciler Tannen 
indet infolge Ablebens des langjährigen Ehrenvorsitzenden der 
udergesellschaft und des Vorstandsmitgli:des des Yachti-Clubs. 
zerrn Konsul Behncke, nicht itatt. 
S Travemünde, 23. Mai. Das 50. Gauruenfest des Trave— 
aues findet den 10. u. 11. Juni hierselbst statt. Heute rühren 
ich schon im Festausschuß alle Hände, um diesen Tag so würdig 
ind so vielgestaliig als nur irgend möglich begehen zu können. 
zine vornehm ausgestattete Festschrift ist druckfertig. Trave— 
liünde wird Festschmuck anlegen. Das Entgegenkommen der 
ravemünder hinsichtlich der Stellung der Freiquartiere ist 
roß, und gibt auch in diesem Falle wieder Zeugnis von der 
pferwilligkeit unserer Bevölkerung. Kurz, man ist hier von 
llen Seiten bemüht, Travemündes Ruf als Sporiplatz nach 
zräften festigen zu helfen. Das Feit ist verbunden mit einer 
rahnenweihe des hiesigen Männeriurnvereins. Die Beieiligung 
ius Turnerkreisen wird vorauslichtlich, nach dem für diese 
heranstaltung zutage getretenen Interesse zu urteilen, cine 
zußerst rege. Hoffentlich lohnt cin zahlreicher Besuch die mit 
ßeschick und Verständnis getroffenen Vorbereitungen, damit 
uiuch der pekuniäre Erfolg nicht ausbleibt. 
Sportnachrichten. 
Rennen zu Berlin⸗Soppegarten, 22. Mai. Klassen-Ersatz- 
breis. Vantagruel (Childs) 1. Eria 2. Tot.: 10: 10. — 
Lreis von Müncheberg. Don Cesar (Foy) 1. Cimon 2. 
PVaterman 3. Tot.: 35: 10. Pl.: 12, 11: 10. — Pumpernicel⸗ 
»andikab. Sherlock Holmes (Bulloch) 1. Apache (erkl.) 2. 
ßermania J 3. Tot.: 83: 10. Pl.: 15, 13, 11: 10. — Fels⸗ 
dennen. Inamor (J. Childs) 1. Taftioy 2. Tot.: 13: 10. 
3l.: 11, 15: 10. — Trachenberg-Rennen. Novelle GBulloch 1. 
zort 2. Tot.: 23: 10. — Boris-Rennen. Oranier (Gagel—⸗ 
nann) 1. Epsoma 2. Tot.: 25: 10. Pl.: 12, 12: 10. — 
Trost-Handikap. Landbote (Spear) 1. Werra II 2. Peter 
ind Paul 3. Tot.: 63: 10. Pl.: 18, 14, 20: 10. 
sr. Rennen zu Prag. 21. Mai. Prager Mai— 
Zteeple⸗Chase. 25000 Kr. Von den fünf deutschen 
Zertretern endeten drei in Front. Graf Cl. Westvhalens Sodar 
Healy) 1. Blitz (Martin) 2. Neuilly II GBrown) 3. Tot.: 
.30: 10. Pl.: 46, 247, 49: 20. 
Rennen zu Wiesbaden, 21. Mai. Niederwald-Jagd— 
skennen. Goldgräber (Kt. Loß) 1. Roture 2. Myrthe 3. 
Tot.: 17: 10. Pl.: 12, 22, 32: 10. 
Luftfahrt. 
Für die Kieler Flugwoche und den vorhergehenden Ueber— 
indflug Schwerin —Hamburg—Kiel stehen Geldpreise in der 
attlichen Höhe von 66 500 Mezur Verfügung. Davon ent—⸗ 
illen auf den 230 kmälangen Ueberlandflug nach Kiel 
9000 Meuund auf die großen Flugveranstaltungen in Kiel 
8800 M. Der für die längste Gesamfflugzeit ausgesetzte 
zroße Preis von Kiel ist mit 21000 Mäso bemessen, daß 
r für die besten deutschen Flieger, die am nationalen Rund— 
luge teilnehmen, Anreiz bietet, in Dauer- und Hochflügen, 
n Starten und Landen und in einem Stafettenflug, der 
ber den Kriegshafen nach Ostholstein geht, ihre Kräfte in 
tiel zu messen. Zur Flugwoche in Kiel werden nur solche 
jührer zugelassen, die im Besitz eines Führerzeugnisses sind 
ind den Nachweis für einen Flug von mindestens 54 Stunde 
Hauer erbringen können. 
Das aviatische Bennett-Rennen, das in England zur Ent— 
cheidung gelangt und in dem Graham White als Ver— 
eidiger des Pokals startet, wird, wie nunmehr von dem 
döniglichen Aero-Klub von England bekannt gemacht wird, 
n Eastchurch beginnen. 
Ein interessanter Ueberlandfiug wurde von dem deutschen 
LIviatiker Hirt auf einem Etrich-Rumpler-Eindecker von Stutt⸗ 
jart nach Baden⸗Baden ausgeführt. Hirt legte, mit einem 
Bassagier an Bord, die Stredee, auf der der Schwarzwald zu 
iberwinden ist, in anderthalb Stunden zurüch. Er erreichte 
ine Höhe von 900m. 
Nationaler Rundflug 1911. Die Stadt Neumünster 
tifiete einen Preis von ZO000 Mifür eine Zwischenlan⸗— 
dung der Flieger auf der Strecke von Hamburg nach Kiel. 
Vernburg, 22. Mai. Der Maler Theile wurde gestern 
bei einem Absturz mit einem Flugapparat eigener 
zonstruktion aus einer Höhe von 10 m schwer verletzt. 
Der oberrheinische Zuverläfsigkeitsflug. Straßburg, 
»2. Mai. Brunhubeor ist mit einem Offizier als Mitflieger 
m 7 Uhr 55 Min. abends hier eingetroffen. — Jeannin 
jit mit einem Offizier als Mitflieger heute abend 824 Uhr ge— 
andet, zehn Minuten später Lämmlin. Witterstätter ist nach 
1 Uhr in Maulhausen gelandet. 
Der Flug Paris — Madrid. Etampes, 22. Mai. Der 
Flieger Frey ist auf dem Flug Paris — Madrid bei Lardeg 
ibgestürzt. Das Flugzeug ist zertrümmert, Frey jedoch 
inverletzt. 
————ü — ——— 1 
Neueste Nachrichten und Telegraͤmme. 
Diaz' Gesundheitszustand äußerst ernst. 
W. Newyork. 22. Mai. Der Korrespondent des New— 
york Herald in der Stadt Mexiko meldet, wie er angibt, 
rus ganz zuverlässiger Quelle, daß der Gesundherilszustand Diaz' 
äußerst ernst sei. Es wird Blutvergiftung befürchtet. 
Moinier seit Montag in Fei? J 
W. Paris, 23. Mai. Agence Havas meldet aus El Ksar 
interm 21. Mai: Der Konsularagent Boisset kam mit dem 
Kaid Scherkani am Freitag in Azizonazzani am Ufer des 
Sebu an, wo die Kolonne Moinier lagerte. Diese fand 
ruf dem Wege keinerlei Widerstand. Aus der Gebirgsgegend 
verden Ansammlungen gemeldet. Es ist möglich, daß die 
Kolonne am Montag in Fez ankam. 
Das Befinden des österreichtschen Kaisers. 
W. Wiem, 23. Mai. Die Neue Freie Presse berichtet: In 
hoftreisen verlautet, die Aerzte des Kaisers beraten über 
inen vorübergehenden Aufenthalt des Kaisers in einem südlichen 
turort. Hauptsächlich deshalb sei die gestrige Berufung Pro— 
essor Neußers nach Gedoelloe erfolgt. 
W. Hamburg, 23. Mai. Die Bürgerschaft bewilligte 
2300 000 Mi zu einem Erweiterungsbau der Kunsthalle. 
W. Berlin, 23. Mai. Am . Juni seiert die fortschritt⸗ 
tiche Volkspart ei das fünfzigjährige Jubiläum 
der deutschen Fortschrittspartei. Eine Reihe von Veteranen der 
letzteren nehmen an der Feier teil. 
W. Berlin, 23. Mai. Durch eine Bö ist gestern in der 
Nähe der Pfaueninsel ein mit drei Personen besetztes Segelboot 
zekentert. Obgleich ein Motorboot sofort zur Hilfe eilte. 
onnte nur einer der Insassen gerettet werden, die beiden 
inderen fanden den Tod in den Fluten. Die Leichen der Ver— 
inglückten wurden angeschwemmt, es handelt sich um einen 
2sjährigen Kaufmann und einen ebenso alten Sohn eines 
Beamten. Die jungen Leute hatten trotz mehriacher War— 
ungen eine Segelfahrt auf einem Skuller unternommen. Als 
»as Boot kenterte, klammerte sich der dritte Insasse am Kiel 
est und rettete dadurch sein Leben. 
W. Berlin, 28. Mai. In der letzten Nacht hat der Frost 
nehrsach in der Umgebung nicht unerheblichen Schaden ver— 
irsacht. 
W. Ratibor, 23. Mai. Rechts und links der Oder sind in 
inem großen Umkreise Wiesen und Aechker überflutet. In zahl— 
reichen Wohnungen steht das Wasser fußhoch. 
W. Hirschberg, 23. Mai. Ter Frost richtete in den Fel— 
dern und Gärten erheblichen Schaden an. 
W. Münsterland, 23. Mai. Die Aussperrung in der 
Textilindustrie ist zur Tatsache geworden. Gestern wurden 
alle organisierten Arbeiter in den Betrieben Greven, Nord⸗ 
walde, Bershorst, Coesfeld, Neuenkirchen, Warendorf und Osna— 
zrück ausgesperrt. Es sollen etwa 10000 Arbeiter und 
Arbeiterinnen hetroffen werden. 
Vom Spiel in den Tod. Posen, 22. Mai. Auf 
dem Gelände der Gasfabrik in Gertraudtenhütte tummelten 
ich in der Nähe der Stelle, wo die Flühenden Kohlen— 
chlachen abgeladen werden, drei Kinder beim Spielen. 
zlötzlich liefen zwei im Eifer blindlings in die Schlackenalut. 
zie verbrannten zu Kohle. Das dritte Kind erlitt 
chwere Brandwunden. 
Eine Spielergesellschaft verhaftet. Frank— 
zurt, 22. Mai. In Wiesbaden hat die Kriminalpolizei 
n einem Privathause eine Spielergesellschaft von zwölf 
dersonen in der vergangenen Nacht verhaftet, die es haupt— 
ächlich auf die zur Kur in Wiesbaden weilenden Fremden ab—⸗ 
jesehen hatte. Einer der Festgenommenen und ein Buchmacher 
vurden in Haft behalten, die übrigen wurden freigelassen. 
Zei der Spielergesellschaft wurden nambafte Geldbeträge mit 
SBeschlag belegt. 
119 Personen verhungert. London, 22. Mai. 
kiner soeben veröffentlichten Statistik zufolge sind im ver— 
Jngenen Jahre in England 119 Personen des Hunger— 
rodes gestorben, davon allein 54 in der Grafichaäft 
London. 
Eisenbahnunglück. — Feuersbrunst. Christi— 
ruia, 22. Mai. Bei Sannesund wurde gestern bei einem 
zahnübergang ein Fuhrwert von einem Zug über— 
ahren. Die beiden Insassen wurden getötet und gräßzlich 
ersüümmelt. — In der NRähe der Station Stange bei Haumar 
untstand in einem Dorfe eine Feuersbrunst, die acht 
seböfte gänzlich zerstörte. Der Schaden an Vieh 
und Vorräten ist sehr bedeutend. 
Mord. Hattingen GWestf.), 22, Mai. In der Nacht 
um Montag ist die 18jähr. Tochter des Italieners Pasquallucci 
n der elterlichen Wohnung von ihren Landsleuten und früheren 
dostgängern durch Dolchstiche ermordet worden. Die Mutter 
ourde durch einen Schlag auf den Kopf schwer verwundet. 
zwei Täter wurden in der Nacht verhaftet. der dritte ist 
lüchtig. 
Eine Million gewonnen. Paris, 22. Mai. Wie 
ius Bar⸗le-Duc gemeldet wird, ist der glückliche Gewinner 
on einer Million aus der Wobltätigkeitslotterie, die gestern 
norgen gezogen wurde, ein Gerichtsschreiber der Gemeinde 
Triaucourt, namens Dorain. 
Unwetter iund Hochwasser. 
Prerau, 22. Viai. Die Betschwa setzte einen Teil 
»er Stadt unter Wasser, so daß die Bewohner aus 
jen gefährdeten Häusern in Sicherheit gebracht werden mußten. 
Unterhalb Preraus ist der Vetschwadamm miehrfach durch- 
rochen; mehrere Gemeinden sind überflutet. In Kajetein stehen 
O Häuser unter Wasser, drei Gebäude stürzten ein. In 
robositz stürzten funf Häuser ein; bei Tobitschau ist der 
Bahndamm gerissen und der Verkehr unterbrochen. Die March 
ind ihre Nebenflüsse sind angeschwollen, doch be— 
zinnt das Wasser bereits zu fallen. 
Budapest, 22. Mai. Laut telegraphischen Meldungen, 
die von den landwirtschaftlichen Berichterstattern auf dem 
ngarischen Ackerbauministerium eingetroffen, sind am 22. Maß 
m nordwestlichen, im östlichen und westlichen Teile 
»es Landes, insbesondere in den tiefer gelegenen Gebieten. 
deif und in den oberen Gegenden leichtere Fröste auf— 
zetreten. Beschädigt wurden insbesondere die Garten; 
rewächse, stellenweise die Weinstock- und Obstkulturen, ver⸗ 
inzelt Mais und Kartoffeln. In einzelnen Gegenden jenseits 
er Donau erlitten Frühroggensaaten, die sich in der Blute 
efinden. ebenfalls kleinere Schäden
	        
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