Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

werden. Bis Sonnabend war der ganze erste Rang, das Par⸗ 
kett ꝛc. bereits fast ganz ausverkauft und nur die oberen 
Ränge gewähren noch Platz für einige nachträgliche Abnehmer 
von Eintrittskarten. Bei der Vorstellung wirken übrigens außer 
hen früher ermähnten Einzelmitçliedern eine Reihe von Kräften 
»es Ensembles der verflossenen Stadttheater-Spielzeit mit: die 
Damen Frl. Botz, Gerlach, Hofer und Janson werden neben 
»en Herren Albert, Ellmar, Stahl-Nachbaur und geschätzten 
dilettanten in der reizenden Komödie „Die Liebe wacht“ von 
Laillavet und de Flers mitwirken. — Der Zutritt zu den 
Festsälen wird von 9 Uhr für Nichttheaterbesucher gegen 
1M Eintrittsgeld gestattet sein. — Anerkennenswerterweise 
hahen die Mitglieder des Papierhändler-Vereins be— 
chlossen, am Kinderhilfstage Blumen und Margaretenpostkarten 
niicht zu verkaufen, sondern dies lediglich den Damen des 
usschusses zu überlassen. — Der Ausschuß richtet an die Ge— 
chäftsinhaber das Ersuchen, sich für den Kinderhilfstag reichlich 
nit Kleingeld, das die Reichsbank bereitwilligst abgibt, 
u versehen, um beim Wechseln, wenn nötig, aushelfen zu können. 
b. Stadthallentheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt 
nan uns: Kurt Küchlers heiteres Spiel „Sommerspuk“ wird 
Sonntag, Montag und Dienstag zur Aufführung gelangen. 
Ddas gesamte Lustspielpersonal ist beschäftigt. Die Leitung 
liegt in den Händen des Oberspielleiters Michael Pichon. 
Mittwoch ist zugunsten des Kinderhilfstages Hermann Suder- 
nanns „Die Schmetterlingsschlacht“ neueinstudiert und für 
Donnerstag ist „Sein Doppelgänger“, der glänzende Schwank 
bon Hennequin und Duval, in Vorbereitung. In der nächsten 
Woche wird Herr Hans Helmuth Koch als „Oswald“ in 
Ibsens „Gespenster“ auftreten, eine Nachricht, die von den 
hielen Freunden des jungen Lübeder Künstlers gewiß mit 
zroßem Interesse aufgenommen wird. — Der Vorverkauf 
st wieder bei F. Nagel, Am Marlt, und an der Stabthallen⸗ 
asse und gelangen für jede Vorstellung die Karten zwei 
dage vorher zur Ausgabe. 
b. Wald⸗ und Maifest in Israelsdorf. Das liebliche Wald⸗ 
dorf prangt im schönsten Frühlingsschmuck. Es feiert in her— 
gebrachter Weise scin beliebtes Wald- und Maifest. Wir wün—⸗ 
schen dem Feste vor allem einen sonnigen Himmel; er ist Vor—⸗ 
zedingung für den Massenbesuch, den Israelsdorf an seinem 
Festtage gewohnt ist. Selbstverständlich haben die Israels— 
»orfer Wirte auch in diesem Jahre alles aufgeboten, ihren 
ßästen frohe Stunden zu bereilen; auch an Vollshelustägungen 
rird kein Mangel sein. 
b. Internationaler Guttempler⸗Tag Hamburg 1911. Für 
die drei Theaterabende aus Anlaß des J. G.T. in Hamburg 
m Stadttheater sind drei der tiefsten Werke der klassischen 
Literatur gewählt worden: „Egamont“, „Nathan der Weise“ 
ind „Wilhelm Tell“. Die besten Künstler werden im Stadt— 
heater trotz Sommerszeit zur Verkörperung der Dichterwerke 
ruf den Brettern agieren, die heute mehr als die Welt be— 
eutfen. 
Hansestũdte DD 
Hamburg, 21. Mai. Der Elbtunnel soll nach 
iner Mitteilung der Baudeputation Ende Juni d. J. für 
den Personenverkehr und einige Zeit später für den 
Wagenverkehr freigegeben werden. 
Einkommensteuer-Machsorderungen, die be— 
anntlich erst in 80 Jahren veriähren, bilden im hambur- 
ischen Staatshaushaltsetat einen beachtenswerten Faktor. Die 
Steuerdeputation, der für die Nachprüfung der Einkommens— 
und Vermögensverhältnisse zahlreiche Hilssmittel zu Gebote 
tehen, hat z. B. im Jahre 1910 über 800 000 Mean 
Steuern nebst Zinsen nachgefordert und aus diesem 
Anlaß Strafen im Gesamtbetrage von mehr als 106000 
Manrk festgesetzt. Das laufende Jahr hat bisher zu ähn— 
ichen Ergebnissen geführt. Während Strafen bis zum zehn— 
achen und im Wiederholungsfaile sogar bis zwanzigfachen 
Betrag der in den letzten 5 Jahren vorsätzlich oder fahrlässig 
hinterzogenen Steuer festgesetzt werden können, sichert das 
Gesetz dem Straffreiheit zu, der seine zu niedrigen 
Angaben freiwillig berichtigt. Turch solche Anzeige wird be— 
gangenes Unrecht wieder gut gemacht und einer Bestrafung 
vorgebeugt. 
Die Parseval-Luftschiffhalle wird am Sonn— 
ag, dem 21. Mai, nachmittags 3 Uhr, zur Besichtigung frei— 
Jegeben. Um 1 Uhr mittags wird sie eingeweiht werden. Für 
musikalische Genüsse wird das Hamburger Philharmonische Blas— 
Orchester Sorge tragen. Wenn möglich wird auch schon ein 
Fesselballon auf dem Platze aufsteigen. 
Das Luftschiff „P. 6“, das sich augenblicklich in der 
Bitterfelder Halle befindet, soll bei geeignetem Wetter in 
der Nacht vom Montag zum Dienstag zur Fahrt nach Ham⸗ 
zurg aufsteigen, wo es am Mittwoch nachmittag zum Ham⸗— 
zurger Blumentag eintreffen wird. Nach der Ankunft wer— 
den Vassagierfahrten veranstaltet. Das Luftschiff nimmt vor— 
aussichtlich auf mehrere Wochen in Hamburg Station. 
Der neue Riesendampfer, den die Samburg-Ame— 
tika Linie auf der hiesigen Vulcan-Werft erbauen läßt, wird 
den Namen „Imperator“ erhalten. 
Hamburg, 21. Mai. Keine Einigung im Holz— 
gewerbe. Die Einigungsverhandlungen zwischen Arbeitgebern 
ind Arbeitnehmern sind Sonnabend gescheitert. Am Dienstag 
wird ein Schiedsspruch gefällt werden. 
Brandstiftung auf See. Am 13. April d. J. brach 
während der Reise auf dem zur Laeiszschen Reederei gehörigen 
Schiff „Pitlochry“, Kapitän R. Miethe, Feuer aus, das glüd— 
licherweise bald entdeckt und gelöscht werden konnte, bevor es 
grohen Schaden anrichten konnte. Das Feuer war angelegt am 
Rinnstein querab der Luke 4 im Zwischendeck und zwar brann— 
ten die dort lagernden Salpetersäcke. Das ganze Schiff war 
mit Salpeter geladen und repräsentierte mit Ladung einen Wert 
pvon 293 Millionen Mark. Später fand man im Rinnstein 
der Backbordseite bei der Luke 1 eine zweite Feuerstelle, da⸗ 
neben lagen Reste von Streichhölzern, Papier und Streich— 
holzschachteln. Der Kavilän stellte sofort Recherchen an, die 
Verdacht' gegen den Leichtmatrosen Haupt erweckten, doch waren 
genügende Beweise noch nicht vorhanden, um zu seiner Ver⸗ 
haftung schreiten zu können. Auf die Anzeige des Kapitäns 
begaben sich nach Ankunft des Schiffes auf der Elbe der Kri— 
minalkommissar Kuesfeld und der Kriminalwachtmeister Weg—⸗ 
ner nach Cuxhaven und vernahmen nochmals die ganze Mann— 
schaft, wodurch der Verdacht sich wiederum gegen H. lenkte. 
Er wurde in ein Kreuzverhör genommen und gestand schließ— 
lich die Tat zu. Als Grund gab er an, er habe die Versiche— 
rungssumme für seine Effekten in Höhe von 300 Miserlangen 
wollen. 
Großherzogkum Oldenburg, Fürstentunz Lübed. 
Eutin, 21. Mai. Prinz Adalbert von Preußen 
Xsuchle vorgestern nachinittag auf einer AUtomobil-Rundfahrt um 
s — 
Kiel unsere Stadt und speiste mik seiner aus 5 Herren bestehenden 
Begleitung im „Voßhause“ zu Mittag. 
ESchleswig⸗ Holstein 
Altona, 21. Mai. Kinderhospttalneubau. Das 
Breisrichterkollegium zur Prüfung der Pläne für den mit einem 
Zostenaufwande von einer Million Mark zu errichtenden Neu⸗ 
au eines Kinderhospitals ist jetzt gebildet. Für die besten 
Zläne sind Preise von 6000 Muäausgesetzt. — Welche Vor⸗ 
icht beim Zubereiten von Fischen anzuwenden ist, 
eweist folgender Fall: Die auf dem Schulterblatt wohnende 
rrau Nelkt brachte sich beim Zubereiten eines Hechtes durch die 
harfen spitzen Zähne dieses Fisches eine Rißwunde am Zeige— 
inger der rechten Hand bei. Die Frau achtete nicht auf die 
ubedeutende Wunde; schon nach einigen Stunden schwollen Hand 
ind Arm an, ein Arzt konstatierte hochgradige Blutvergiftung 
ind ließ die Frau nach dem Krankenhause bringen, wo, um 
as schlimmste zu verhüten, eine Amputation des Armes ange⸗ 
rdnet wurde. — Ein Freund des Kinderhilfs— 
ages hat dem Ausschuß ein Pianoforte zum Wert von 
300 Munentgeltlich zur Verfügung gestellt. Das 
zinstrument soll nach dem Kinderhilfstage unter den jungen Damen, 
»ie als freiwillige Helferinnen tätig gewesen sind, verlost 
verden. 
Kiel, 21. Mai. Die Erhöhung des Zuschlags 
der Kieler Kommunglsteuern auf 250 Proz. hat die 
lufsichtsbehörde genehmigt. Kiel steht damit beinahe an der 
Zpitze aller deutschen Großstädte. In Kiel kommen nämlich noch 
25 Proz. Kirchensteuer hinzu, so daß jetzt der Zuschlag 275 Proz. 
eträgt. — Die Einweihung des für die schleswig-hol- 
teinische Jugend bestimmten 2. Kieler Jugendheims fin— 
det am 28. Mai statt. 
Käel, 20. Mai. Ein Streik der Kutscher und 
zausdiener droht auszubrechen. Der Arbeitgeberverband 
jat es in einer gestern abend abgehaltenen Sitzung abgelehnt, 
zuf Einzelheiten einzugehen; er will nur einen für alle Ge— 
chäfta bindenden Tarif anerkennen. 
Reinfeld, 21. Mai. Automobil- uUnd Taxa—⸗ 
neterbetrieb. Im Laufe nächster Woche gedenkt die Firma 
2öwenthal cius Bergedorf hier ein viersitziges Automobil und 
Taxameter⸗-Fuhrwerke dem hHiesigen öffentlichen Verkehr zu 
übergeben. Als Standort wird der Bahnhof gewählt. 
Segeberg, 21. Mai. Die Maul- und Klauen— 
euche ist vorgestern in Bahrenhof, und zwar beim Gemeinde— 
orsteher Reimers, festgestellt worden. Bis jetzt sind vier oder 
ünf Rinder, die auf der Weide gehen, erkrankt. Ein Glüch, 
daß sie nirgends besonders bösartig auftritt. Meistens gesundet 
das von der Seuche befallene Vieh nach 10 bis 12 Tagen. 
Büsum, 21. Mai. Die Rettungsmedaille am 
Bande wurde dem Fischer Kurt Jahn, der ein in die See ge— 
allenes Kind eines Badegastes unter eigener Lebensgefahr vom 
Tode des Ertrinkens rettete, verliehen. 
Flensburg, 21. Mai. Die Stadtkollegien be— 
chlossen, den Theater⸗Pachtvertrag mit Direktor Oskar noch 
nicht zu verlängern, sondern zunächst die Angelegenheit in der ver— 
tärkten Theaterkommission noch einmal nachzuprüfen. Die Stadt—⸗ 
erordneten haben den Wunsch, doß die Stelle neu zur Bewer⸗ 
ung ausgeschrieben wird. 500 Miwerden bewilligt, um einer 
zchlagballmannschaft und zwei Lehrern der Oberrealschule die 
deilnahme an der Jahnfeier in Berlin am 17. Juni zu ermög⸗ 
ichen. — Der Flensburger Schiffswerft wurde von 
er Kosmoslinie in Hamburg der Bau eines 12 000-Tons-⸗ 
Ddampfers Abertragen. 
Rendsburg, 21. Mai. Schwere Einbruchsdieb— 
tähle wurden in der vorletzten Nacht in der Umgegend 
sendsburgs verübt. Beim Landmann Haß in Neuholtsen wur—⸗ 
den mehrere Herrenuhren, eine goldene Damenuhr und mehrere 
zetten, beim Gutssekretär in Scharbau zwölf silberne Tee— 
öffel, Eßlöffel u. a. m. und beim Arbeiter Lamp in Seld—⸗ 
cheide ein Trauring, eine goldene Brosche und Bargeld ge— 
stohlen. Vom Diehe fehlt jede Spur. 
Grozhertogkimer Medlenburg. 
Schwerin, 21. Mai. Das Jubelfest ihres drei— 
vierteltausendjährigen Bestehenus wird die Resi— 
denz Schwerin vom 7. bis 9. Juli d. J. feiern. Das Fest 
vird u. a. ein altmecklenburgisches Tanzfest im Freien, Reuter⸗ 
estspiele, eine große Serenade und Illumination, Fackelzug und 
Kommers auf dem Marktplatz bringen. In jene Zeit fällt 
auch die große mecklenburgische Landesgewerbe-Ausstellung. 
Schwerin,; 21. Mai. Die Bahn Uelzen—Dan— 
nenberg ist von der Budgetkommission des Preußischen W— 
Jeordnetenhauses Tienstag einmütig bewilligt worden. Zu 
en Anregungen, welche darauf a bzielten, die Umwandlung der 
Nebenbahn in eine Hauptbahn so bald wie irgend möglich 
ins Auge zu fassen, stellte der Minister fest, daß technisch einer 
olchen Umwandlung keine Hindernisse im Wege stehen. Ta— 
ifarisch würden allerdings die Vorteile keine großen sein. Die 
rinienführung st ehe noch nicht in allen ihren Teilen fest. — 
zJedenfalls ist die Bewilligung der Strecke im Plenum gesichert. 
damit wird die Verbindung zwische Mecklenburg und 
ommern einerseits und Hanno ver—Westfalen we— 
entlich verbessert. 
Stavenhagen, 21. Mai. Das Programm zur 
Fnthüllungsfeier des Fritz-Reuter-Denkmals 
st jetzt, wie folgt, festgestellt: Dienstag, 11. Juli, nachm. 
Ibrs 8 Uhr: Empsfang der Gäste: abends 824 Uhr: Allgemeiner 
Festkommers in der Festhalle. Mittwoch, 12. Juli, vorm. 
7 Uhr: Großes Wecken; 754 bis 8154 Uhr: Konzert auf dem 
MNarktplatze; 8 Uhr: Niederlegen von Kränzen an den Gräbern 
zer Eltern und Freunde Fritz Reuters; 824 bis 10 Uhr: Emp— 
ang der Gäste; 1024 Uhr: Besichtigung der Sehenswürdig— 
eiten und Reuter-Erinnerungen; 11 Uhr: Aufstellung der 
gereine usp. auf dem Marktplatze; 1123 Uhr: Enthüllung 
»es Denkmals, anschließend daran Festzug. Nachm. 
Uhr: Festessen mit Damen, Konzert in den Gärten von 
Wolter und Schumacher. Abends 8 Uhr: Vorträge platt— 
euischer Dichtungen in der Aula der städtischen Schule. Tanz 
in den Gärten, in den Hotels „Fritz Reuter“ und „Erbgroß— 
erzog“. Donnerstag, 18. Juli, vorm. 9-10 Uhr: Kon— 
ert auf dem Marktplatze; 1073 Uler: Frühschoppen, nachm. 
3 Uhr: Ausflug nach Ivenack. 
— Rehna, 21. Mai. Verschönerungsverein. 
Nach dem in der Ceneralversammlung erstatteten Jahres— 
hericht schloß die Abrechnung mit einem Kassenbestande von 
lo1,80 Meab. Da die Mitgliederzahl in den leßien Jahren 
ehr zurückgegangen ist, muß der Verein sich im Sinblick auf 
eine geringen Mittel leider auf die Erhaltung des bisher 
Heschaffenen beschränken. — Nicht unerhebliche Ver— 
etzungen erlitt bei einem Wagenunfall Schulze 
heeck aus Breesen, der auf der Roggendorfer Chaussee infolge 
lushakens der Deichsel mit seinem Fuhrwerk in den Chaussee— 
raben stürzte. 
Sprechsaal. 
sFur den Inhalt dieser Rubrik übernimmt die Rsdaktien 
keine Verantwortung.) 
Eingesandt.) 
Auf meinem regelmähigen Spaziergange vor den Toren 
freue ich mich so oft über die gärtnerischen Anlagen, freue 
mich, daß meine schöne Heimatstadt immer mehr an 
Schmucplätzen gewinnt, sind sie auch nur einfach, ich nehme 
den Willen für die Tat. Aber mit blutendem Herzen sehe 
ich auch so oft das Zerstörungswerk — den Mutwillen — 
herrenloser Hunde und ungezogener Bengels. Den Höhepunk! 
zeigte mir ein Herr unterhalb der Percevalstraße. Hier 
hatte ein Köter den Boden eines soeben gesäten Rasens 
vollständig aufgewühlt, 6 Löcher gescharrt und andere gleiche 
Flächen zertreten. Aber auch die Kinder üben sich in 
einer beispielslosen Weise im Vernichten und Ruinieren 
So sah ich den Draht einer Einzäunung vollständig verbogen. 
Hier lagen abgerissene Zweige, dort Grassoden, die Angler 
beim Würmersuchen herausgerissen und auf den Weg ge— 
porfen hatten. Mit welchem Rechte dürfen dann diese Herren bei 
hrem Angelgeschäft unsere Böschungen zertreten und die 
Kanten der Rasen vernichten? Ueberall erblickte ich auch ab— 
getretenen Rasen, hervorgerufen durch spielende Kinder, ob— 
zleich die schönsten, idealsten Spielplätze in Hülle und Fülle 
horhanden. Aber nein, die Rasen müssen es sein. Von 
den Wallabhängen, die jetzt durch mit Stacheldraht ver— 
oundene Pfähle vor weiterem Ruin geschützt sind, will ich nicht 
sprechen. Schön ist was „anderes“. 
Auf meine Ermahnungen warf mich hinterrücks ein kleiner 
Knirps mit Steinen und, um das Maß voll zu machen und 
um mich zu ärgern, hieb er mit seiner Angelrute in einen 
Fliederbusch hinein. Verdienten nicht alle diese Bengels eine 
dehörige Tracht Prügel, denn das Rowdytum hat wirklich 
die Höhe erreicht! Nirgends findet man mehr Achtung und 
Gehör. Warum geht daher nicht der Wunsch des B.M 
Herrn Thiele in Erfüllung, Parkwächter anzustellen? Sie 
ind so nötig wie das liebe Brot. Warum' gibt es keine 
Verordnung, Köter in den Anlagen an der Leine zu 
führen? Diese Vergünstigung existiert auch hier nur in 
Ldübec! Wie ist es sonst wohl möglich, daß ein gewisser 
herr seine beiden mächtigen Doggen jeden Tag in den An⸗ 
lagen frei umhertreiben lassen darf? Ich nehme an, daß der 
herr kurzsichtig und schwerhörig ist, denn sonst müßte er 
den Unfug der Köter sehen, und das häufige Angitgeschret 
der Kinder hören, die diese Köter in frecher Weise be— 
schnüffeln. Der Herr stützt sich eben mit Manneswürde aul 
die Verordnung, die dieses Treiben ja nicht verbietet! 
Darum, liebe Polizei, liebe Bürgerschaft, schafft Park—⸗ 
wächter und Verordnungen, damit unsere Anlagen dem Auge 
erhalten bleiben. Luschemann. 
Briefkasten der Redaktion. 
K. S., Reinfeld. Trösten Sie sich mit den Worten, 
die Schiller im „Demetrius“ dem Sapieha in den Mund legt: 
„Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist 
stets bei wen'gen nur gewesen; man soll die Stimmen wägen 
und nicht zählen.“ 
Laugjähriger Leser, Moislinger Allee. Die „Internationale 
Hygiene-Ausstellung“ hat ein ganz ungewöhnliches Interesse in— 
sherhalb und außerhalb Deutschlands gefunden. Das zeigt sich 
auch darin, daß 250 — sage und schreibe: zweihundertundfünfzig! 
— Kongresse in Dresden während der Ausstellung stattfinden 
verden. Die bebaute Fläche der Ausstellung ist über dreimal 
ro groß als s. Zt. die der „Berliner Industrie⸗ Ausstellung“, 
Vermischtes. 
49 000 Mjährlicher staatlicher Zuschuss für den Naturjchutz⸗ 
park in der Lüneburger Heide von der Agrarkommission befür⸗ 
wortet. Die Agrarkommission des preußischen Abgeordneten⸗ 
hauses hat sich Freitag in mehrstündigen Verhandlungen mit 
der Frage der Errichtung eines staatlichen Naturschutzparks 
in der Lüneburger Heide beschäftigt. Es wurde beschlossen, 
und zwar mit allen gegen eine Stimme, die Regierung auf— 
zufordern, in den Etat iährlich 40 000 Mefür diesen Zwed 
hzurch die nächsten zehn Jahre einzustellen. Die Kommission, 
die im März niedergesetzt wurde, hat also wider Erwarten 
chnell gearbeitet. Hoffentlich und voraussichtlich wird das 
Interesse privater Kreise durch diesen Beschluß be— 
deutend angeregt. 
Blutiger Streit. Zu einer folgenschweren Schlägerei kam 
es nach einer Meldung der Magdeburgischen Zeitung in dem 
vestfälischen Orte Freisenbruch, wo aus geringer Ursache 
in Streit zwischen zwei Brüdern ausgebrochen war, in den 
ich andere junge Burschen einmischten. Ein Achtzehnjähriger 
purde durch einen Stich in den Hals getötet und dessen 
Bruder durch Stiche lebensgefährlich verletzt. Ein anderer 
sunger Mann wurde tödlich verletzt. Der Haupttäter weurde 
verhaftet. 
Ein dänischer ODpernsänger verschwunden. Wie aus 
openhagen berichtet wird, ist das Mitglied der dortigen 
Zpet, Harry Hauro witz, unter Hinterlassung von Verbind— 
ichkeiten im Betrage von über 100 000 M plötzlich ver— 
chwunden. Die Spur des Verschwundenen soll nach Deutsch— 
sand bezw. Berlin führen. 
Erfolgreiche Bärenjaad. Von einem besonderen Jagdalüd 
war, wie aus Christiana berichiet wird, ein Jäger begünstigt. 
der in den Wäldern von Romsdal auf die Bärenjagd ging. 
Es gelang ihm, sich an drei ausgewachsene Bären bis auf 
15 m Enifernung heranzuschleichen, worauf er im Laufe einen 
zalben Minute alle drei Pären mit drei wohlgezielten 
ZSchüssen niederstreckte. Der größte Bär wog 150 Kilogr. 
n ree⏑⏑⏑ — — 
wie man die Schuppenbildung beseitiat. 
Von einem Spezialisten. 
Es ist eine allbekannte Tatsache, daß die Bildung von Kopfschuwm 
gen für jast alle Kranlheilen des Haarbodens verantwortlich zu machen 
i insbesondere auch sür das Kahlwerden und das frühzeitige Ergrauen 
der Haare. Manchem dürfte daher das nachstehende Rezept zur Be— 
reiinsig eines bewährten Hausmittels wiissommen sein. von welchew 
ein hervorragender Speziglist nach genauen und weitgehenden Ver— 
uchen erklärt hat, es beseitige die Echuppenbildung meist schon be— 
en! dis dreimaliger Anwendung vollständig. Man kann sich dies Rezept 
eicht von irgend einem Apotheker oder Drogiten zusammenstellen 
astesnt: 85 gr. Bay-Rum. 30 gr. Livola do Composce, 1Gr. krist. Moen- 
nl. Dies vird ordenilich durch einandergeschüttelt und iit dann nach 
albstündigem Slehen gedrauchssertig. Die feruge Flüssigkeit, welche 
dan üch üͤbrigens auch durch Zufügung von Teelodffel besseren 
Parfuüms parsumieren lasen kann, reibe man morgens und abende 
mit den Fingerspißen leicht die Hopfhaut ein. 
Dieses Rezeptast kein Haarfaͤrbemittel. es ist aber unübertrefflid 
ur Staͤriung des Haarwuhhses und erweist sich bei frühzeitig ergrau 
em Haar als sehrt dienlich zur Wiedererlanaung seiner naturliche 
530730 *
	        
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