Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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IV F XI J 0 —260608 Bun R 
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Ausgabe A. Sonnabend. den 20. Mai 1911. 
Abend⸗Blatt Ur. 254. 
Ac⸗ 
gus den Rachbargebieten. J 
Sansestadte. 
— 20. Mait. f Pastor Maurice Brun, 
ber enurge französisch⸗reformierten Gemeinde hierselbst, 
en. 
it — — — in Hamburg. Die Bürger— 
schaft hat abermals eine lange, bis Mitternacht dauernde 
Siung der Beratung der Steuervorlagen gewidmet. Interessant 
st, daß ein Redner hervorhob, die jezige hamburgische Steuer⸗ 
reform, die eine Erzielung von 8 Mill. M jähr licher Mehr⸗ 
einnahmen bezwede, habe für Hamburg verhältnismähig die⸗ 
selbe Bedeutung, wie die letzte große Finanzreform für das 
Reich, unter deren Folgeerscheinungen wir noch jetzt litten. 
Von sozialdemokratischer Seite und auch seitens des Vertreters 
der Linken wurde bezweifelt, daß Hamburg überhaupt eine 
— habe. Es 
wurde namentlich darauf hingewiesen, daß infolge der Besse— 
lung der allgemeinen Geschäftslage die Einnahmen aus der 
Finkommensteuer voraussichtlich in diesem Jahre schon erheblich 
zunehmen würden. Demgegenüber hob der Chef der Finanz- 
deputation hervor, daß an dem Bedürfnis der geforderten 
Mehreinnahmen nicht gezweifelt werden könne. Das Defizit 
des Budgets sei so groß, daß es ohne neue Einnahmen nicht 
werde gedeckt werden können. Es ständen aber gewaltige 
neue Ausgaben vor der Tür, die sich an den Staat heran⸗ 
drängten und denen man sich nicht entziehen könne. So 
müsse er bemerken, daß, während zurzeit mit einem Kosten⸗ 
ausfwande von über 40 Mill. Mudie Hoch- und Unter— 
garundbahn gebaut werde, die Techniker schon dabei seien, 
ein weiteres gleichartiges Projekt zu entwerfen, 
das voraussichtlich denselben Betrag erfordern werde. Ferner 
denke man jetzt an den Bau eines vierten großen Kranken⸗ 
hauses, während das dritte für einen Betrag von 10 Mill. M 
nebaut werde. Auch das Projekt einer dritten hamburgischen 
Irrenanstalt rücke näher. Dazu kämen dann die großen 
Ausgaben für die Erweiterung der Häfen und die Regulie— 
trung der Unt erelbe, die in den nächsten Jahren aufzu⸗ 
wenden seien. Ohne neue Einnahmequellen würde Hamburg 
diese Aufgaben nicht erledigen können. Es sei zu bedenken, 
daß unsere Konkurrenzhäfen, sowohl im Inlande wie im Aus— 
lande, mit den Mitteln der groben hinter ihnen stehenden 
Staaten arbeiten könnten, während Hamburg auf sich selbst 
gestellt sei und auch wünsche, daß es so bleiben möge. 
Hamburg, 20. Mai. Die Schadenersatzklage 
des Arbeitgeberschutzverbandesder Holz— 
industrie gegen den Solzarbeiterverband 
ist von ersterem nunmehr endgültig gewonnen worden, da die 
Zivilkammer 8 des Landgerichts durch Urteil vom 21. Febr. 
1911 unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Wulff 
für Recht erkannte: „Der Beklagte, Bevollmächtigter der Zahl⸗ 
stelle Hamburg des Holzarbeiterverbandes, Adam Neumann 
in Hamburg, wird zur Zahlung von 6800 Munebst 4 00 
Zinsen vom Klagetage verurteilt. Er hat das restliche Drittel 
der Kosten dieser Instanz und die Hälfte der Kosten des 
Berufsverfahrens zu tragen.“ Die Begründung lautet: Durch 
»as Urteil des Reichsgerichts vom 20. Dez. 1909 in Ver— 
zindung mit dem Urteil des Hanseatischen Oberlandesgerichts 
vom 5. Nov. 1908 ist festgestellt, daß der Beklagte dem 
klagenden Verbande den ihm durch die Verletzung des Tarif— 
vettrages vom 16. Mai 1905 seit dem 8. Mai 1906 er— 
wachsenen Schaden zu ersetzen habe, und zwar sowohl den 
ihm direkt erwachsenen Schaden als auch den der dreizehn 
klägerischen Zedenten erwachsenen, dem klägerischen Verbande 
von jedem dieser Zedenten bis zur Höhe von 500 Müber⸗ 
fragenen Schaden Ob den dreizehn Zedenten ein Schaden 
— 
brandkasse gegen Feuersgefahr versichert war, in betrügerischer 
Absicht abends zwischen O und 10 Uhr in Brand gesetzt haben. 
Meyer wurde freigesprochen. Es wurden verurteilt Rog⸗ 
nann und Martienßen zu je einem Jahr sechs Monaten Gefäng- 
nis. Dem Rogmann wurden acht Monate, dem Martienßen 
drei Monate der Untersuchungshaft angerechnet. — Wegen 
Brandstiftung, begangen am 11. Febr. d. J. in Lübbers⸗ 
dorf bei Friedland, wird Freitag der Maler und Arbeiter 
ꝙ. Kietzmann, geb. am 209. Okt. 1871 zu Lubzin, mehrfach vor⸗ 
estraft. zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus verurteilt. Kietz⸗ 
nann hatte die Scmitterkaserne vorsätzlich in Brand gesetzt. Die 
weite auf Freitag anstehende Verhandlung betrifft die Straf⸗ 
ache gegen die Tagelöhnerfrau Wilhelmine Bünger zu Wutschen⸗ 
orf, geb. am 20. Jamuar 1879, nicht vorbestraft. Die Ange— 
lagte hat sich gleichfalls wegen Brandstiftung zu verant— 
oorten. Sie wird beschuldigt, am 24. Sept. 1910 zu Wutschen— 
dorf das Tagelöhnerhaus und ihr gegen Feuersgefahr versicher— 
es Imventar in Brand gesetzt zu haben. Sie wird kreigesprochen. 
Wegen versuchter Notzucht wird der Knecht H. Vogel aus Dresden 
unter Ausschluß der Oeffentlichkeit zu 8 Monaten Gefänganis 
derurteilt. 
und event. in welcher Höhe entstanden ist, braucht hier nagt 
intersucht zu werden, da der aus eigenem Rechte von dem 
lagenden Verbande geltend gemachte Schaden mehr als 6800 M 
eträgt, der diesen Betrag erreichende Klageanspruch jedenfalls 
egründet ist. Der Beklagte hat nicht mehr bestritten, daß 
er klagende Verband den dreizehn Firmen Entschãdigung 
afür bezahlt hat, daß am 8. Mai 1906 in ihrem Betriebe 
eschäftigte, der Zahlstelle Samburg⸗Altona des Deutschen 
zolzarbeiterverbandes angehörige Arbeiter die Arbeit nieder⸗ 
elegt hatten. Der klagende Verband hat 7065 Maan seine 
reizehn Mitglieder gezahlt, und um diesen Betrag ist sein 
zermögen vermindert worden. Beklagter bestreitet, daß dem 
erbande ein Schaden entstanden sei. Er hat ausgeführt, 
ie gezahlte Unterstützung stamme aus Extrabeiträgen der 
erbandsmitglieder. Diese Extrabeiträge seien gerade zu dem 
wede gegeben, um dadurch die statutsmäßig zu gewährende 
Nitgliederunterstützung gewähren zu können. Der Verband 
abe daher nur das ausgegeben, was er zu diesem Zwecke 
halten habe, er könne daher durch die gemachten Auf⸗ 
»endungen nicht geschädigt sein. Uebrigens seien auch die 
zerbandsmitglieder durch die Hergabe der Extrabeiträge nicht 
eschädigt, da sie durch die ihnen gewährten Unterstützungen 
icht nur die geleisteten Beiträge zurückerstattet erhalten, son⸗ 
ern noch höhere Beträge hinzugezahlt erhalten hätten. Der 
zerband hat einen Schaden von 7065 Mäerlitten. Er sordert 
ur einen Ersatz in Höhe von 6600 M. Diesen Betrao nebst 
en seit dem Klagetage geforderten Verzugszinsen hat der 
zeklagte dem Kläger zu ersetzen. — Die gegen dieses Urteil 
ingelegte Berufung hat der Zivilsenat II des Hanseatischen 
Iberlondesgerichts unter dem Vorsitz des Senatspräsidenten 
döhmann kostenpflichtig verworfen. 
Schles wig⸗ Holt ein. 
Wesselburen, 20. Mai. Verhafteter Geld— 
chrankknacher. Vor 14 Tagen wurde auf der hiesigen 
zisenbahnstation der Geldschrank eübrochen und aus demselben 
nehrere hundert Mark gestohlen. Gestern wurde ein in der 
zergstraße in Altona wohnender, vielfach vorbestrafter, unter 
holizeiaufsicht stehender Makler verhaftet unter der Beschul⸗ 
igung, diesen Einbruch verübt zu haben. Bei dem Verhafteten 
zurde viel Taͤebeshandwerkszeug gefunden. 
Lauenbura. 
B. Mölln, 20. Mai. Achtuhr-Ladenschluß. Am 
Juni gelangt nach einer Bekanntmachung des Regierungs— 
räsidenten in sämtlichen offenen Verkaufsstellen der Stadt Mölln 
er Achtuhr⸗Ladenschluß zur Einführung. Sonnabends bleiben 
‚iie Geschäfte bis 9 Uhr abends geöffnet. 
Großherzogtümer Mecktenburag. 
Schwerin, 20. Mai. Gutsverkaus. Das 1900 
Norgen große Rittergut Moisall bei Bernitt wurde vom Besitzer 
zchulte (Marxlow) an Gutsbesitzer Capsius, Seekamp, für 
O6 000 Maäzum 10. Juni verkauft. 
— Güstro w, 20. Mai. Schwurgericht. (10. und 
1. Tag.) Die Verhandlung betrifft die vierte der Gr.« 
zaascher Brandstiftungen, die in dieser Schwurge— 
ichtsperiode zur Verhandlung kommen. Auf der Anklagebank 
rscheint auch diesmal wieder der Tischler und Häusler Emil 
Neyer und ferner der Büdner Fritz Kogmann zu Gr.Laasch, sowie 
er Büdner Ludwig Martienßen von dort. Rogmann und Mar— 
ienßen sind noch nicht vorbestrast. Meyer dagegen ist, 
Rie berichtet, vom Schwurgericht zusätzlich zu den bisher 
egen Brandstiftung gegen ihn erkannten Zuchthausstrafen im 
anzen zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Die drei Ange- 
lagten sollen am 6. April 1907 gemeinschaftlich den Schweine— 
all auf der Büdnerei Nr. 40 zu Gr.Laasch, die der Ehefrau 
es Andgeklaaten Rogmann gehört und der bei der Tomanial—⸗ 
Sportnachrichten, 
W. Deutsch⸗öosterreichische m eeenedtt auf der Elbe. 
In Schandau landete Freitag um 1 Uhr 35 Minuten 
das erste der 33 früh von Aussig abgefahrenen Boote 
der deutsch-österreichischen Motorbootfahrt. Auf der festlich 
geschmüctten Landungsbrücke begrüßte Bürgermeister Voigt und 
ine Abordnung des Stadtrates die Fahrtteilnehmer. Uwm 
2 Uhr 45 Min. waren sämtliche Boote gelandet. Abends 
fand im Kurhause ein von der Stadtvertretung gegebene— 
Festmahl statt. Heute vormittag erfolgte die Abfahrt nad 
Pirna. 
Rennen zu Maisons⸗Laffitte, 19. Mai. Prix Paul Aumont 
Tadet Roussel III (Jennings) 1. Seigneurie II 2. Grand 
seigneur 3. Tot.: 111: 10. Platz: 56,81: 10. 
Luftfahrt. 
W. Das Schaufliegen anläßlich des deuischen Zuverlässig— 
keitsfluges am Oberrhein nahm pünktlich 4 Uhr in Oos bei 
Baden-Baden seinen Anfang. Demselben wohnten das Groß⸗ 
zerzogspaar von Baden, das in Begleitung des Prinzen 
Wilhelm von Sachsen-Weimar-Eisenach und der Herzogin von 
Anhalt im Automobil auf dem Flugplatz eintraf, bei, wo 
je vom Grafen Zeppelin und dem badischen Minister des 
Innern Freiherrn von und zu Bodmann begrüßt wurden. 
Auch Prinz Heinrich von Preußen, Prinz und Prinzessin 
Max von Baden und der badische Finanzminister Rheinboldt 
varen anwesend. An den Preisflügen beteiligten sich sechs 
Piloten: Jeannin mit einem Aviatik-Zweidecker, Lammler 
mit einem Aviatik-Zweidecker, Brunhuber mit einem Albatros⸗ 
zweidecker, Diplom⸗Ingenieur Witterstädter mit einem Euler—⸗ 
zweidecher, Hirth mit einem Etrich-Eindecker, Robert Thelen 
mit einem Wright-Zweidecher. Den Frühpreis von 300 M 
rhielt Witterstädter, den ersten Passagier-Flugpreis Brun— 
uber mit 500 M, den zweiten Passagier-Flugpreis Hirth 
nit 300 M. Brunhuber unternahm vier Passagierflüge von 
nsgesamt 25 Minuten, Hirth fünf Flüge von insgesamt 55 
Minuten. Von dem Preis fur Dauerleistungen von 24100 M 
vurden 2000 Mäan folgende Flieger verteilt: Jeannin 167 M, 
dammler 177 M, Brunhuber 573 M, Witterstädter 281 M. 
Zzirth 562 M, Thelen 240 M. Außerdem erhielt einen Preis 
»on 400 MeüBrunhuber als derjenige Flieger, der die längste 
zeit in der Luft war, nämlich 55 Minuten. Das Wetter 
war der Veranstaltung aünstia 
Welt und Wissen. 
Frühjahrsmüdigkeit. 
Ich bin den ganzen Tag müde! Diese Klage kann man 
unn die jetzige Zeit häufig hören, und der Zustand, der ihr 
zugrunde liegt, ist ein so allgemein bekannter, daß der Volks⸗ 
mund ihm schon seit langem den Namen Frühjahrsmüdigkeit 
beigelegt hat. Wie aber ist diese sogenannte Frühjahrsmüdigkeit 
zu erklären? Woraus resultiert sie? Diese Frage läßt sich 
iehr leicht beantworten, wenn man sich nur ein wenig mit 
den organischen Funktionen des menschlichen Körpers be— 
schäftigen will. Bekamtlich entspringt jede Müdigkeit einem 
Mangel an Blut und Sauerstoff im Gehirn. Die Arbeit 
während des Tages entzieht uns hiervon so viel, daß wir 
erst eines mehrstündigen Schlafes bedürfen, um das Fehlende zu 
ersetzen. Auch wenn wir eine reichliche Mahlzeit zu uns ge— 
nommen haben, stellt sich jene Müdigkeit ein, die uns zum 
Mittagsschlaf verloct und die dediglich dem Umstande zuzu— 
schreiben ist, daß die Blutgefähe der Verdauungsorgane wäh— 
rend deren erhöhter Tätigkeit eine weit größere Blutmenge 
wie gewöhnlich für sich in Anspruch nehmen und so das Ge— 
hirn momentan blutleerer machen als sonst. Die Hauptgefäße 
unseres Körpers aber füllen sich während der eintretenden 
warmen Frühlingstage wieder auf Kosten des Gehirns stärker 
mit Blut, der Sauerstoffverbrauch wird ein größerer, und 
eine Erschlaffung resp. Müdigkeit der übrigen nicht davon 
zrofitierenden Organe, ja des ganzen Körpers ist die unaus⸗ 
v»*leibliche Folge. Wir müssen daher zur Lenzeszeit, in der 
unserm Blut durch die eintretende Wärme und die damit ver⸗ 
obundene Transpiration mehr Wasser entzogen wird, dafür 
Sorge tragen, daß der ganz besondere Saft, wie Goethe den 
roten Lebensquell genannt hat, durch geeignete leichte Kost 
ind leichte Getränke hübsch dünnflüssig erhalten bleibt. Ver⸗ 
meiden wir asso jetzt schwere Fleischgerichte, fette Saucen 
und erregende Getränke und halten wir uns dafür an Mehl— 
reisen, grüne Gemüse, Kompotts und harmlose Limonaden. 
uc. 
ie Richtigkeit dieser Auffassung hat wohl ohne Ausnahme 
zereits in allen Kreisen Anerkennung gefunden, aber trotz dem 
rwachten Verständnis für den großen Wert der Krankenpflege 
eht der Laie einer ihrer wichtigsten Forderungen, nämlich 
er Bestimmung des Fiebers, immer noch mit einer gewissen 
eichtherzigkeit gegenüber. Sehr häufig wird dem Arzt bei seinem 
zesuch gesagt, der Kranke habe gestern hohes Fieber gehabt, 
ind auf die nähere Frage, wodurch denn dieses Fieber er— 
annt sei, erhält man entweder die unlogische Antwort: weil 
xgefiebert habe, oder die wenigstens verständigere, weil die 
aut weiß geworden sei. Nur selten hat der Laie durch das 
hermometer die Körperwärme bestimmt, in den überwiegend 
ieisten Fällen waren es subjektive Schätzungen oder Empfin— 
ungen. Für den Arzt ist es in der Beurteilung des Falles 
ets von größtem Wert, genau zu wissen, ob vor seinem Be— 
uch und in welcher Höhe Fieber bestanden hat, und das trifft 
ar Kinder noch mehr zu als für Erwachsene, weil der kind⸗ 
che Körper viel stärker auf krankhafte Vorgänge reagiert, so 
aß schon ein einfacher Schnupfen bei einem Kinde Tempera⸗ 
uren bis 40 Grad hervorrufen lann. Diese hohen Tempera- 
uren bei Kinderkrankheiten gehen ebenso schnell auch wieder 
arück, und der vielleicht erst am Tage nach der Erkrankung 
inzukommende Arzt ist dann nicht mehr in der Lage, fest⸗ 
ustellen, ob Fieber vorhanden war oder nicht. Das Schätzen 
er Körperwärme mit der Hand ist ein ganz unzuverlässiges 
Rittel für die Erkennung derselben, oft scheint eine Haut 
eiß, ohne es wirklich zu sein, oder das Gegenteil, und selbit 
er erfahrene Arzt kann sich in dieser Beziehung nicht auf 
ein Gesicht verlassen, viel weniger der gänzlich ungeübte Laie. 
luch im Verlauf der Krankheit wird dem Arzt die Be— 
erteilung des Falles bei seinen Vesuchen sehr erleichtert, wenn 
egelmäbßig und sorgfältig ausgeführte Fiebermessungen in seiner 
lbwesenheit geschehen sind, und daher sollte in jedem Haushalt 
in Fieber⸗Thermometer vorhanden sein. dessen Handhabung 
ner Hausarzt gern lehren wird! Dr. M. 
F 
*. 
Die Ausbildung der linken Hand 
Unjser aͤrztlicher Mitarbeiter schreibt: Die Linkshändigkeit 
vird von vielen Lehrern und Aerzten für eine Able Kinder⸗ 
ewohnheit gehalten, die man nötigenfalls beseitigen muß. 
es ist aber in der Tat nicht einzusehen, warum man jemand 
jen besonders geschichten Gebrauch der linken Hanð abgewöhnen 
oll. Im Gegenteil, abgesehen davon, daß gerade in Arbeiter⸗ 
creisen Verletzungen der rechten Hand, naich denen die linke 
hand ergänzend eintreten muß, nicht selten sind, läßt sich 
inschwer nachweisen, daß in vielen Berufen schon mit Rüd— 
icht auf die Ermüdung einer Hand, der Besitz einer zweiten, 
benso brauchbaren, von hohem Wert ist. Die planmäkßige 
ielbewußte Ausbildung der linken Hand behufs Erlangung 
zrößerer Arbeitskraft und Stärkung der linken Körperhälfte 
st etwas sehr Wichtiges. Katscher betont die gesundheitlichen 
Folgen der Doppelhändigkeit; sie beseitigt die einseitige Hab 
ung der Schüler beim Schreiben und trägt zur gleichmäßigen 
kntwicklung des Körpers und des Gehirns bei. Dr. M. 
rränkel meint, die Uebung der linken Hand käme auch der 
kntfaltung der linken Lunge und des Auges zugute. Auch 
die geistige Ueberanstrengung der Schulgehirne ließ sich ver⸗ 
neiden. Nach Dr. Weber würde von Jugend auf geübtes 
Schreiben mit beiden Händen gleichmäßig die wichtigsten Ver— 
chiedenheiten zwischen beiden Gehirnhalbkugeln aufheben und 
ine gleichmäßige Ausnutzung beider ermöglichen. Wenn die 
Menschheit bis jetzt wirklich nur mit halbem Gehirn gearbeitet 
zat, welche gewaltige Leistungen lönnen erst von einer Mensch- 
heit erwartet werden, der die doppelte Geisteskraft zur Ver⸗ 
fügung steht? 
* 
Rot als Schhutz vor Sonnenstrahlen. 
Die scheinbar neue Tatsache, daß die rote Farbe gegen 
ie Somenstrahlen schützt, ist viel älter, als man vermutet: 
Schon das Mittelalter kdamte jsie, und so umgab man 
.B. bei der Pockenbehandlung die Kranken mit roten Bett⸗ 
orhängen. rotem Bettzeug, ja ichlug sie sogar in rote Säcke 
ein, um damit die die Haut reizenden chemischen Strahlen des 
Zomenspektrums fernzuhalten. Diese der Empirie entlehnte 
Methode fand ihre wissenschaftliche Etklärung Anfang der neun⸗ 
iger Jahre durch Finsen, der den exalten Nachweis führte, 
daß es nicht die Waͤrmesltrahlen, sondern hauptsächlich die 
iltravioletten Strahlen sind, die einen irritierenden Ein⸗ 
luh auf die Haut auslüben, und unter ihnen namentlich die 
angwelligen vro ten, deren Durchdringungsfähigkeit die größte 
st. Bringt man diese nun durch Stoffe von gleicher Farbe 
ur Resorption, dann schaltet man ihre Durchgängigkeit unü 
amtt auch ihre irritierende Wirkung aus. Auf diese Nach 
veise sind guch die neuelten Farbenversuche erkenntnistheoretisd 
urũctzufuhren Dr. M. 
. 
wr 
Das Fieber⸗Thermometer. 
In der Krankenbehandlung nimmt die Krankenpflege eine 
rsle Stelle ein, und die Verordnungen des Arztes sind zwech 
os und vergebens, wenn sie nicht von der Umgebung des 
Aranken an Verständnis und Sorgfalt ausgeführt werden.
	        
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