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IEEESSA
6. Jahrgang Machrichten fur das herzogtum Lauenburg, die
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Rνι zZende medlenburgische und holsteinische Gebiet.
Orug und Verlag: Gebrüder Borchers S.m. b. S. in Lüũbed. — Gesdrrsneile Adreß baus (Kömastr. 46). Fernidrecher 9000 u. 9001.
—R Mittwoch, den 17. Mai 19.
— 353—
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Ausgoabe
Ahend⸗Blatt Ur. 248.
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Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt.
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Amfang der heutigen Nummer 6 Seiten.
ihtamtlicher Feil.
Zeppelins neues Mißgeschick.
d. Lübeck, 17. Mai.
ODas Passagierluftschiff „Deutschland“ ist gestrandet, so
aukete gestern wieder eine erschütternde Kunde aus Düsseldorf.
Während ganz Rheinland-Westfalen den sieghaften Fahrten in
»en letzten Tagen begeistert beiwohnte, zerstörte plötzlich ein
merbittliches Geschick die Festesfreude.
Sollen wir darum an dem Werke des greisen Grafen
erzweifeln? Das wäre voreilig und kurzsichtig gehandelt.
ßat uns doch der Erfinder selbst ein ermannendes Beispiel
zegeben, sich durch Schicksalsschläge nicht niederbeugen und
entmutigen zu lassen, sondern diese Prüfungen wie ein Held
u ertragen. Als solcher ist er uns längst ein leuchtendes
Vorbild edler standhafter Männlichkeit geworden, und wir
vünschen es nicht bloß, sondern wir sind schon ohne weiteres
m voraus davon überzeugt, daß er auch diesmal die tapfere
zraft seines reichen Gemütes bhewähren wird, die wir in ihm
uau bewundern und zu lieben gelernt haben.
Prüfen wir die Ursachen, die zu der neuen Kata—
trophe geführt haben, so erweisen sie aufs neue, daß die
Uchillesferse des starren Systems weniger in der Kon—
truktion selbst liegt als in Begleitumständen, mit denen
s zu rechnen hat, und es zeigt sich dabei immer wieder, daß
ie meisten Katastrophen hätten verhütet werden können, wenn
die Führer des Schiffes es nicht hätten an der nötigen Um—
icht und Gewissenhaftigkeit fehlen lassen. Das ist längst feste
leberzeugung in den weitesten Kreisen geworden und man
»eklagt es immer vernehmbarer, daß die Umgebung des Grafen
ich fast nur aus Dilettanten zusammensetzt. Die vielen Un—
älle haben Millionen-Werte vernichtet. So scheint langsam
in das Friedrichshafener Unternehmen die Sorge einzuschleichen,
»ie zu unangebrachter Sparerei führt. Mit der Sorge aber
ommen leicht die Vorwürfe und Zerwürfnisse, und so ver—
lautet gerade in diesen Tagen von einem Bruch zwischen dem
Hrafen Zeppelin und seinem früheren wissenschaftlichen Rat
Heheimrat Hergesell in Straßburg, der aus persönlichem Ehr⸗
jeiz und um seiner Beziehungen zum Hofe willen den Grafen
uu unnötigen Geldausgaben, wie z. B. der Nordpol⸗Vor⸗
xpedilion veranlaßt haben soll. Solange nicht feststeht, was
»aran Wahres ist, ist man zu einem Urteil natürlich nicht be—
echtigt. Jedenfalls aber ist zu befürchten, daß sich das schöne
Werk, das aus der Nationalspende hervorwuchs, in einem
rilischen Stadium befindet
—
Bie Schöpfung des Grafen an sich wird von alledem
nicht berührt, so sehr man tiefes Mitgefühl mit ihm empfinden
nag. Ihm selbst ist auf seinen Fahrten, selbst in stürmischstem
»agelschauer und Regenwetter fast nie ein Unfall zugestoßen.
er hat so glänzende Fahrten vollbracht, daß die Leistungs-
ähigkeit seines Schiffes nicht mehr bestritten werden kann.
Uber in den fremden Händen, denen er es nunmehr
invertraut, war sein Flugschiff nicht in guter Hut.
Das gilt auch für den Düsseldorfer Unfall. Obwohl man
zurch schwerste Verluste längst erkannt haben mußte, daß
»ie Landung und Bergung des Schiffes die einzig jedenfalls
auptsächlichste Gefahr bildet, hat man in Düsseldorf den
latz für eine feste Halle an einer windreichsten
ztelle gewählt und die Gefahr durch eine so—
renannte Schutzwand vergrößert, an der nun—
nehr auch das Schiff zerschellt ist. Bei ökonomischer
zewirtschaftunz und der vorhandenen Opferwilligkeit hätte
s wohl leicht ermöglicht werden können, eine drehbare Halle
u errichten, wie sie das Siemens-Schuckert-Luftschiff in Berlin
esitztt, um damit die Landungsmöglichkeit und Ausfahrt
cherer zu gestalten. Wie man sich in Düsseldorf erzählt,
at man aus Sparsamkeitsgründen als Bedienungs—
nannschaften vollständig ungelernte Leute aus
sen Herbergen geholt, die dem zarten Gebilde natür—
ich wenig Verständnis entgegenbringen, ebenso wie auch da—
nals in Baden-Oos leichtsinniges Umgehen mit Feuer den
Interaang herbeigeführt hat
—
Grafen nicht zu verzweifeln, wohl aber kann man allseitis
den Glauben aufgeben, daß es in unsachgemähßen Händen eine
Zukunft haben kann.
Die russische Reise des Kronprinzenpaares.
W. Eydtkuhnen, 16. Mai. Ver Kronprinz und die Kron⸗
rinzessin sind heute abend 9 Uhr 40 Min. hier eingetroffen
ind von einem zahlreichen Publikum begrüßt worden. Um
Uhr 50 Min. exsfolgte die Ankunft in Wirballen, wo der
ussische Ehrendienst zum Empfang sich eingefunden hatte.
Die Begrüßung durch die russische Presse.
WM. St. Petersburg, 16. Mai. Die offiziöse Rossija sagt
neinem Leitartikel über den Besuch des Kronprinzen u. a.:
Dieses Ereignis ist von hervorragender politischer Bedeutung: es
ient als neue, feierliche Bekräftigung der Unwandelbarkeit der
reundschaftlichen Beziehungen, die schon seit mehr als einem
zahrhundert zwischen Rußland und Deutschland zum Wohl
zeider Staaten und Völker belhsehen. Die nahen Verwandt—
chaftsbande, die seit langem zwischen den Herrscherhäusern
estehen, forderten in bedeutendem Maße in den wechselseitigen
2eziehungen der beiden benachbarten Großmächte solche Bedin—
zungen, die der Erhaltung des europäischen Friedens güntig
ind.“ Zum Schluß wird noch einmal die Ueberzeugung aus—
gesprochen, die Ankunft des Kronprinzenpaares werde dem
aAllgemeinen Wohle und noch größerer Festigung der Freund—
chaft dienen, die seit altersher zwischen beiden Ländern be—
tehe, die außerdem durch gemeinsame traditionelle Anhänglich-
keit an das monarchische Prinziv verbunden find.
Die Nachfolge des Mr. Hill.
Ende dieser Woche trifft Mr. David Jane vill in Berlin ein,
im seinen Hausstand allmählich aufzulösen, Abschied von seinen
rreunden zu nehmen, dem Kaiser — vermutlich während der
dieler Woche — sein Abberufungsschreiben zu überreichen.
Ver sein Nachfolger sein wird, das dürfte erst in der nächsten
zeit bekannt gegeben werden. Fast ein halbes Dutzend von
damen ist genannt worden, und in Wirklichkeit mag die Zahl
er Kandidaten noch erheblich größer gewesen sein. Nach
»en letzten aus Washington eingetroffenen Privatmeldungen
oll der Präsident der Vereinigten Staalen sich nunmehr, wie
ie N. G. C. schreibt, enischieden haben, und zwar soll seine
Pahl auf einen seiner besten Freunde. Me. Lars Anderson. ge—
allen sein.
Mr. Anderson, der 1886 in Paris als Sohn eines Gene—
als geboren wurde, also, mit 44 Lebensjahren, noch ver—⸗
ältnismäßig jung ist, vereinigt in der Tat eine Reihe von
kigenschaften, die ihn für die Vertretung seines Vaterlandes
m Auslande empfehlen. Er hat eine vollkommen internationale
Frziehung genossen und ist einer der besten nordamerikan schen
— ——
„Gisela, höre doch auf zu weinen,“ sagte er abermals
zittend, „ich kann es nicht mit ansehen.“
„Nein,“ sagte sie, in ihrer Stellung verharrend, „du
gjehst hinaus in die weite Welt, und ich fühle es, ich sehe
dich niemals wieder.“
Auf dem Hofe wieherten die Rosse und mahnten zum
Aufbruch.
Da raffte er sich zusammen.
„Leb wohl, Gisela!“ sagte er, ihre Hand ergreifend, „ich
veiß nicht, was die Zukunft bringen wird. Leb wohl, auf
Wiedersehen!“
Sie stand auf.
„Es muß sein,“ sagte sie; „leb wohl!“
Sie umschlang ihn und küßte ihn unter heißen Tränen
„Kommst du mit in den Hof?“ fragte er.
„Nein,“ erwiderte sie, „ich lann mich so den Knappen
richt zeigen. Lebe wohl, Wendelin! Gott behüte dich und
ringe dich bald wieder her zu uns.“
Mit mattem Lächeln nickte er ihr noch einen Abschieds-—
ruß zu. Dann eilte er aus dem Garten.
Schnell waren die Rosse bestiegen. Und ohne sich noch
uimzusehen, ritt er mit Dieter zur Burg hinaus.
Die Brücke wurde wieder hochgezogen und der Torwart
blies ein lustiges Liedlein ols Abschiedswunsch zu fröhliche?
Keise. —
Zu den zahllosen Verschuldungen, die an dem vorhandenen
dapital und dem Vertrauen zu dem Zeppelinschen System
mbeängstigender Zunahme gezehrt haben, kommt nun diese
neitere Fahrlässigkeit. Man wird daher dringend wünschen
lüssen, daß endlich fachkundige Leute — in Friedrichshafen ist
ur ein wirklicher Ingenieur unter dem dortigen Personal —
ie Zeppelinsche Erfindung in die Hand nehmen. Die wirk—
chen Störungen während der Fahrt, die Motordefekte, sind
iehr behoben worden und vielleicht läßt sich auch für das
zerüst bald ein widerstandskräftiges leichtes Metall her—
ellen. Das alles ist nur eine Frage der Zeit. Die Fahrtüch—
gkeit der Zeppelin-Schiffe hat sich, wie gesagt, zu wieder—
olten Malen glänzend bewährt, und der Einbau von Ka—
inen, der bis jetzt nur bei den Zeppelin-Luftschiffen möglich
t, gibt allein die Möglichkeit zur Verwendung der Luftschiffe
1praktischen Zwecken, da bei den übrigen Motorfahrzeugen
er Aufenthalt in der Gondel durch die Erschütterung und
as Geräusch der Motoren auf die Dauer unerträglich ist.
luch ist den Zeppelinschiffen zugute zu halten, daß sie bis—
er noch kein Menschenleben gefordert haben, während die leich—
este Verletzung bei den nicht starren Ballons den sofortigen
lbsturz zur Folge haben, wie die Katastrophen des französi—
chen Luftschiffes und des Erbslöh-Schiffes so verhängnis—⸗
DlI dorfafen Mir hrouchen daher an dem Morf des«g
Wendelin.
Eine Erzählung aus dem vierzehnten Jahrhundert
von C.Kohlweyer.
19. Fortsetzung.) Nachdruck verboten)
„So,“ sagte er, z,nun willst du hören, was ich dazu sage.
Tu weißt, dah ich auch kein Blatt vor den Mund nehme.
Was du da redest von Städtern und Rittern, das ist Unsinn.
Ich schere mich den Kuckuck darum, was einer über meine Fehden
»enkt; ich führe sie gegen Bürger und gegen meinesgleichen,
vie mir's beliebt. Das isst Numero Eins. Nun weiter!
Dder Sohn gehört auf die Seite des Vaters. Das wäre noch
ichöner, wenn der Sohn das Schwert gegen seinen Vater
sühren wollte, und wenn ich das noch gutheißen und unter—
dützen sollte! Also auch das ist Unsinn, eine Tummheit, die
ich dir nicht zutraue, und die du hosfentlich noch einsehen
virst. Und nun drittens. Du hagst Zuflucht bei mir gesucht.
HFut, ich will sie dir nicht verweigern. Aber du wirst mir
nicht zumuten, daß ich jemand beherberge, der das Schwert
zegen meinen Freund zieht, und dein Vater ist mein Freund,
erst recht in dieser Fehde. Ich weiß nicht, ob ich mich daran
„eteiligen kann. Aber ich sehne den Tag herbei, wo ich auf
zute Manier einmal mit dem dicken Ilow und mit Eickendorf
anbändeln kann. Und nun setze dich, mein Junge — Wendelin
hatte sich wieder erhoben — und laß uns überlegen, wie wir
»ie Sache wieder ins Lot bringen! Das Gescheiteste wäre,
»u rittest einsach wieder heim, als ob nichts geschehen wäre,
ind sagtest deinem Vater, du hättest eingesehen, daß du eine
Dummheit gemacht hättest, oder meinetwegen eine Uebereilung.“
„Verzeihe, lieber Ohm,“ erwiderte Wendelin etwas gepreßt,
‚ich habe mit gutem Bedacht so gehandelt. und nach Münche—
verg kann ich deshalb jetzt nicht zurückkehren!“
Da brauste Schapelow auf.
„Ein Trotzkopf bist du!“ schrie er laut und in heftiger
krregung, „und ein Narr dazu, der keine Ueberlegung hat und
meint, alte Leute müßten nach seiner Pfeife tanzen.“
Wendelin erbleichte.
„Wenn du mich gehen heikt.“ saate er, „so will ich
sehen“
„Nach Hause reitest du!“ schrie Schapelow, rot vor Zorn,
„auf der Stelle reitest du zu deinem Vater und bittest ihm die
zroße Eselei ab!“
Wendelin wandte sich ohne Gruß und ging. Laut schlug
»ie Tür ins Schloß. Auf dem Flur hörte er noch laute
Worte Schapelows, die ihm nachflogen, aber er verstand
ie nicht. 1—
Da legte sich eine zierliche Hand auf seine Schulter. Es
var Gisela; und durch die Pudellocken hindurch wurde er
jewahr, daß in ihren Augen Tränen standen.
Gisela sagte nichts. Sie begleitete Wendelin auf den Hof,
vo er Dieter rief und ihm den Befehl zum Satteln gab.
„Herr,“ antwortete der Knappe, „hat's noch ein wenig
zeit? Die Pferde werden soeben gefüttert.“
„Ja,“ sagte Gisela. Sie nahm den Vetter bei der Hand
ind lenkte nach dem Garten zu. „Komm!“ sagte sie kurz; und
Wendelin ließ sich von ihr führen.
Gisela zog ihn nieder zum Sitzen auf eine Bank.
„Warum hast du meinen Rat nicht befolgt?“ sagte sie,
och immer mit Tränen kämpfend, „nun halt du alles ver—
chüttet! Ich habe das Ende eurer Unterredung gehört,
ind ich kenne meinen Vater, daß er auf seinen Kopf besteht.“
„Lak ihn,“ sagte Wendelin finster, indem er aufsprang,
„einen Trotzkopf hat er mich genamt, ein Trotzkopf will ich
venn auch sein! Ich will jedem Widerstand trotzen, der sich
nir entgegenstellt.“
„Wendelin!“ rief sie erschreckt, „so willst du n icht zu
einem Vater reiten?“
„Nein,“ erwiderte er kurz.
„Aber wo willst du hin?“ fragte sie mit großen Augen.
„Ich weiß es nicht.“ entgegnete er dumpf, „die Welt ist
a groß.“
Da setzte sie sich nieder auf die Bank, umklammerte die
?ehne und brach in heftiges Weinen und Schluchzen aus, also
daß sie am ganzen Körper bebte.
Das machte einen erschütternden Kindrud auf ihn.
„Gisela!“ sagte er bittend, und er versuchte, sie auf—
urichten.
Die aber wehrte ihm und ichsuchzie weiter.
IV.
Jlow auf Jlow.
Wie Quilitz, so war auch Jiow eine befestigte Burg,
zenn auch kleiner. Es lag auf einer Insel, die man künstlich
eschaffen hatte. Zwei Dorfteiche varen durch breite Gräben
erbunden und bildeten so den Burggraben. Freilich war kein
‚roßer Verlah auf ihn, denn im Winter war er fast ständig
ugesroren. Dafür duftete er im Sommer sehr stark, zumal
r alle Abwässer der Burg getreulich in sich aufnahm. Aber
ene Zeit war für solche kleine Uebelstände wenig empfindlich.
Die Burg selber war wenig geräumig. Sie enthielt nur
inen einzigen Hof, der zugleich der Wirtschaftshof war. Ihn
imgaben das nur einstöckige, aber große Wohnhaus, die
Niehställe und etliche Wohnhäuschen für die Leute. Ter