Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

tommen. Man glaubt, da die Kaiserin-Witwe das Kom— 
mando des Regiments Kaiser-Ulanen abgibt, daß der 
deutsche Kronprinz dieses Regiment erhalten wird. 
Das preuß. Abgrordneben,aus überwies Sonnabend zunächst 
den Eniwurf über die Erweiterung des Stadtkreises 
Elberfeld der verstärkten Gemeindekommi sion und begann 
dann die zweite Lesung des Zweckverbandsgesetzes 
Groß⸗Boerlin. Die ersten sechs Paragraphen wurden noch 
erledigt. Heute wurde die Beratung fortgesetzt. 
Neuprägung von 25⸗Pfennigstücken. Der Bundesrat hat 
in seiner letzten Sitzung der Reichsregierung die Ermächtigung 
zrieilt, für weitere 5S Millionen M 25-Pfg.-Stücke auszuprägen. 
Bisher sind von dieser Münzsorte 5 Millionen M zur Aus— 
prägung gelangt, von denen sich in den Beständen der Reichs— 
zank nur ein geringer Prozentsatz, nämlich noch nicht einmal 
ür 300 000 Meubefinden. Da aber wiederholt Anträge auf 
leberlassung von 25-Pfg.-Stücken an die Reichsbank gelangt 
sind, ohne daß ihnen enisprochen werden konnte, so ist eine 
weitere Ausprägung erforderlich geworden. Diese Tatsache 
zeweist, daß der Verkehr die bisher allerdings in mäßigem 
Umfange ausgegebenen Siücke aufnimmt, und daß ein Rüd⸗ 
trömen in die Kassen der Reichsbank tatsächlich nicht stattfindet. 
Von dem durch den Bundesrat zugelassenen neuen Betrage 
dürften zunächst etwa 154 bis 2 Millionen ausgeprägt werden, 
vährend der Rest nach Maßgabe des steigenden Bedarfs später 
ur Ausprägung gelangt. 
Dankadresse der Hamburger Bürgerfschaft an Serrn Ed⸗ 
mund J. A. Siemers. Im Rathause fand am Sonnabend 
nachmittag die feierliche Ueberreichung einer Adresse der Bürger— 
chaft an Herrn Edmund J. A. Siemers statt. Der Präsident 
der Bürgerschaft übergab Herrn Siemers die lünstlerisch aus— 
teführte Adresse, in der den Stifter des Vorlesungs- 
rebäudes der Dank der Bürgerschaft zum Aus— 
»ruck gebracht wird. — Die Adresse ist ꝓon der Firma Hulbe 
eergestellt. 
Beschäftigung von Zuschneidern an Sonntagen. Hierzu 
erhalten wir aus Hamburg folgende Mitteilung: Der Ver— 
band deutscher Detailgeschäfte der Textilbranche war vor einiger 
Zeit bei dem preußischen Handelsminister dahin vorstellig ge— 
worden, daß das in dem ninisteriellen Erlasse vom 19. Mai 
1910 enthaltene Beschäftigungsverbot der Zuschneider mit Maß—⸗ 
nehmen usw. an Sonn⸗- und Feiertagen wieder zur Aufhebung 
zelange. Der Handelsminister hat nunmehr eine Verfügung 
an die Regierungspräsidenten erlassen, worin die Zuläsfigkeit 
der Beschäftigung von Zuschneidern an Sonn- und Feiertagen 
zum Zwecke des Maßnehmens, jedoch nur in der Zeit nach Be⸗ 
endigung des Hauptgottesdienstes bis spätestens 2 Uhr nach⸗ 
nittags und nach Maßgabe des örtlichen Bedürfnésses ausge⸗ 
prochen wird. 
Dachparpenfabrikansen und He'ma schutb stebungen. Gegen 
die Heimaischutzbestrebungen, die von der Regierung erfreulich 
zefördert werden, haben die Dachpappeninteressenten 
ꝛine unschöne Agitalion eingeleitet. Sie sürchten, das wieder 
zu Ehren kommende Dachstroh könne den Absatz ihrer Er— 
zeugnisse vermindern. Auch an den Landtag haben sie sich 
nit Eingaben gewendet, die jüngst im Ausschuß beraten wurden. 
Nicht zu ihrem Heile. Regierungsvertreter wie Abgeordnete 
varen in ihrem Urteil gleicher Meinung. Nachdem noch darauf 
zingewiesen worden, daß von einer schweren Schädigung der 
Teer- und Zementindustrie durch die Heimatschutzbewegung 
nischt die Rede sein könne, da beiöde ja Uungeheuereander— 
veitige Absatzgebéiete hätten, beschloß der Ausschuß 
zenn auch „mit großer Mehrheit“, der Vollversammlung des 
Abgeordnetenhauses zu empfehlen, über die Wünsche auf. Be— 
eiligung des Strohdaches zur Tagesordnung über«— 
zugehen. 
Der dritte deutsche Friedens kongreß findet am 20. und 
21. Mai 19811 in Frankfurt a. M. in den Räumen des Kauf⸗ 
männischen Vereins statt. Der reichhaltigen Tagesordnung 
entnehmen wir neben dem geschäftlichen Teil ein Referat von 
—— 
Aktualitäten.“ Geheimrat Professor Dr. Ostwald wird über 
„Arbeit oder Kampf“ sprechen und Umfrid-Stuttgart über 
„Rüstung und Abrüstung“. Mit dem Kongreß ist eine Jubi—⸗ 
äumsfeier des Franlsurter Friedens verbunden. — 
Jathos Verteidiger. Für die Verhandlungen vor dem 
irchlichen Spruchkollegium hat Pfarrer Jatho ijetzt seine 
Verteidiger gewählt. Es sind der Universitätsprofessor Baum⸗ 
arten in Kiel und Pfarrer Traub-Dortmund 
„Na,“ sagte Marquardsdorf, gut gelaunt, „dann müssen 
wir den Wendelin wieder heim holen, heute oder morgen, 
nicht ?“ 
„Ei,“ jubelte der Kleine, „so nimmst du mich mit nach 
Quilitz?“ 
„Das wird nicht gehen, Junge,“ entgegnete der Vater, 
‚wir liegen in Fehde mit den Rittern. Aber nun schnell 
u Tisch! Ich habe noch viel zu tun heute.“ 
Den ganzen Rest des Tages kehrten die Gedanken des 
Baters immer wieder zu Wendelin zurück. Ursprünglich wollte 
er noch an demselben Tage nach Quilitz reiten. Er sah aber 
hald ein, daß das heute nicht ging. Zwar ein Hornruf erscholl 
nicht mehr. Aber kaum hatte er das Mittagsmahl beendet 
— schneller, als sonst —, so kamen schon die vier Stadtväter 
ain, die mit ihm zusammen arbeiten sollten. Drei von ihnen 
varen vollständig gerüstet, als wollten sie in der nächsten 
Minute ausreiten zu ritterlichem Strauß; der vierte aber, 
Nikolaus Drysch, nicht bloß ohne jedes Waffenstück, sondern 
auch sonst in ärmlicher und abgetragener Kleidung. 
„Das hat man nun davon,“ sagte er mit weinerlicher 
Stimme, „Pferde, Geld und Waffen, alles haben die Jungen 
nitgenommen und sind davon geritten, wer weiß wohin.“ 
„Du höättest ihnen so reichlich nicht zu geben brauchen,“ 
entgegnete Nikolaus Hentze; „als ich auszog in die weite 
Welt, da sagte mein Vater: „Sieh zu, wie du durchkommst“; 
und es ging ganz gut so.“ 
„Ja, die schönen Pferde,“ lamentierte Drysch weiter, „und 
die schönen Waffen! Aber die beiden Schapelows, die Junker 
jon Quilitz, hatten ihnen den Kopf verdreht; da war ja 
ein Halten mehr.“ 
„Red' doch nicht,“ fuhr Nikolaus Crest dazwischen, „die 
nanze Stadt wird dir sagen, daß es ein Unverstand war, 
die Jungen so reichlich auszurüsten. Gewißß waren es schöne 
Pferde, aber es waren die beiden einzigen, die du in deinem 
Stalle hattest. Nun kannst du auf deinen Küuhen reiten, in 
Tuchsocken und mit einer Hopfenstange bewaffnet.“ 
„Genug,“ sagte Marquardsdorf, „wir haben wichtigere 
Dinge zu beraten. Setzt euch!“ F 
«Fortsetzung folgt.) 
Die Reite der Budgetlommifsion ins Moorgebiet. Zu Be⸗— 
zinn der nächsten Woche begibt sich die Budgetkom⸗- 
nission des preußischen Abgeordnetenhauses in das 
Moorgebiet links von Ems, um die Moorkultur und 
dis Möglichkeit der Anfiedelung von Kolonisten zu studieren. 
Der Landwirtschaftsminister bereist erst gegen Pfingsten das 
Hebiet. Weiter heißt es, gleichzeitig würden im Schoße der 
Regierung Erwägungen angestellt, wiee die Ansiedlungs— 
täkügkeit in den Ostmarken ohne Anwendung der 
Enteignung zugunsten des Deutschtums gefördert wer—⸗ 
den könnte. 
Erholungsheim für Verkäuferinnen. Aus Hamburg geht 
uns folgende Zuschrift zu: Eine hochherzige Stiftung hat 
der Hamburger Großkaufmann Ed. Lippert an die dortige 
Detaillistenkammer gemacht, indem er derselben in dem von 
hmuerrichteten Erholungsheimfür Verkäuferinnen 
n Poppenbüttel bei Hamburg zehn Freibetten zur Verfügung 
estellt hat. Das Erholungsheim ist dazu bestimmt, achtbaren 
ungen Mädchen, welche in einem Ladengeschäfte angestellt sind, 
»urch unentgeltliche Aufnahme und Verpflegung Erholung zu 
zewähren. Für die Aufnahme ist eine obere Altersgrenze 
on 30 Jahren vorgefehen. 
Tagesbericht. 
Cahresfeier des Coangenischen Bundes, Hauptverein 
üheck. 
V Lübeck, 16. Mai— 
Das am Sonntag abgehaltene Jahresfest des lübeckischen 
Hauptvereins des Evangelischen Bundes wurde durch einen 
restgottes dienst in der St. Petri-Kirche eingeleitet, bei welchem 
derr Pastor Papenbrod vor einer recht zahlreichen Gemeinde 
Aie Festpredigt hielt. Nach Beendigung des Gottesdienstes er— 
lang Luthers Kampf⸗- und Trutzlied „Ein! feste Burg ist unser 
Sott“, von einem Posaunenchor geblasen, vom Turm weithin 
in den herrlichen Frühlingstag. 
Nachmittags fand zunächst im Kolosseum eine Versammlung 
der Mitglieder des lübectischen Hauptvereins statt, in welcher 
er Jahresbericht erstattet und sonitige Vereinsangelegenheiten 
neordnet wurden. Daran schloß sich eine 
öffentliche Versammlung für evangelische 
Christen, 
die mit dem Meyerbeerschen Krönungsmarsch aus „Der Prophet“, 
jespielt vom Orchester des Vereins der Musikfreunde, einge—⸗ 
eitet wurde. Infolge des überaus schönen Frühlingswetters 
var die Versammlung leider nicht allzu stark besucht. Nach— 
dem Herr Pastor Evers die Versammlung namens des Vor—⸗ 
tandes des lübeckischen Hauptvereins, Herr Gym— 
rasialdirektor Professor Dr. Wegehaupt-Hamburg seitens 
des hamburgischen Hauptvereins, Herr Rektor 
Bruhn⸗-Kiel als Vertreter des schleswig-holsteinischen 
ßauptvereins und Herr Superintendent Wachsmuth— 
Lüneburg im Auftrage des hannoverschen Hauptver— 
eins begrüßt hatten, sang die Versammlung den Choral: 
Ein' feste Burg ist unser Gott“. Danach nahm der ge— 
chäftsführende Vorsitzen de des Evangelischen Bun— 
des zur Wahrung der deutscheprotestant ischen 
Interessen, Herr Reichstagsabgeordneter Lie. 
Everling-Halle das Wort zu jeinem Vortrage über 
Die nationalen Aufgaben des deutschen Protestantismus, 
n welchem er etwa nachstehendes ausführte: Die evange— 
rische Kirche und der Protestantismus bedingen und 
ördern einander, aber sie sind nicht dasselbe. Mag die 
vangelische Kirche im Vergleich mit anderen kirchlichen Organi— 
ationen wie eine schlichte Magd erscheinen, der Protestantis- 
nus ist eine Macht, eine gewaltige Kulturmacht. Nach 
ind nach vollzieht sich in allen Ländern die sigatliche und 
ulturelle Gestaltung in einem Geiste der Freiheit, der im 
Brotestantismus wurzelt und dessen Gesahr der Ueberschreitung 
uuch durch seine religiösen Kräfte am ehesten beseitigt wird 
dieser Protestantismus hat nationale Aufgaben: die Wah 
ung und Förderung der Einheit und Freiheit des Vater— 
andes, die Gemeinbürgerschaft zu stärken. Ein 
Zämpfer für diese nationalen Aufgaben des Protestantismus 
vill der Evangelische Bund sein. Als ein großer Volks— 
»und will er den deutschen Protestantismus für diese Ziele 
rus der passiven Planlosigkeit heraus zur kraftvollen Zusam— 
nenfassung und zielbewußten Auswirkung seiner bedeutenden 
räfte verhelfen. Bedroht ist die Gemeinbürgerschafft 
inseres Volkes durch viele Eischeinungen: Turch den 
ten Partikularismus der deutschen Volksstämme, der 
n der Hansestadt Lübech allerdings wohl keine Rolle spielt, 
urch den Klassenunterschied und Klassenkampf der ver—⸗ 
chiedenen Volksschichten. Auf diesem Gebiete hat der Ka⸗ 
holizismus auch durch seine sonst so bedauerlichen politischen Be— 
irebungen mancherlei Erfolge errungen. Aber auch der Prote— 
tantismus hat, so wenig er als soicher Richtlinien für sozial— 
;olitische Gesetzgebung geben will, doch eine Geistesrichtung, die 
ern von falscher Gleichmacherei, die ausgleichende Gerechtigkeit 
und verbindende Liebe zur Versöhnung der Volksschichten wirk⸗ 
am macht. Die nationale Aufgabe, die unsern Bund am 
ächsten liegt, ist die Behandlung und Ueberbrückung der kon⸗ 
essionellen Kluft. Das ist sein Amt im öffentlichen Leben: die 
Borbedingungenschaffen für einen wahren kon— 
tessionellen Frieden. „RKonfessioneller Friede“, dieses 
johe Ziel iem Geistesleben unseres Volkes, vielfach als ge— 
dankenloses Schlagwort gebraucht, ist dem deutschen Volke der 
zielen Grenzen und vielen Feinde wegen besonders nötig. Ein 
Loblied ihm singen ist leicht, aber einen solchen Frie den 
ördern, der nicht auf Kosten der protestantischen Ehre und der 
ationalen Freiheit geschlossen wird, ist schwer. Will man ihn 
chaffen, so gilt es, das rechte Gleichgewicht der Kon⸗ 
essionen bewahren. Eine Zahlenverschiebung zu 
inserem Ungunsten ist eingetruten in dem letzten Jahrzehnt. Wich⸗ 
tiger ist die Macht verschiebung zu unserem Nachteil! Der 
iltramontane Kaotholizismus hat den Geisteskampf zwischen Rom 
and Wittenberg vom Gebiet des Geisteskampfes auf das Gebiet 
des politischern Machtkampfes übertragen, er will die kleri⸗ 
alen Machtansprüche, die mit den GFrundlagen der deutschen 
Kultur unvereinbar sind, mit den politischen Machtmitteln der 
Zentrumspartei auf allen Lebensgebieten durchsetzen. Demgegen⸗ 
ler gilt es, die Gintgung und Stärkung des Protestan— 
ismus zu erstreben. Die Einigung nicht nur durch engeren 
Zusammenschluß der Dandeskirchen, sondern auch durch eine kirch⸗ 
tiche Toleranz, durch tieferes Verständnis der evangeli« 
schen Lebenswerte. Diese im Zeitalter der Surrogate 
wahren, heißt uns stärken! Wir muüssen im gemeinsamen 
Rampf und Aufbau viel mehr herausstellen, was uns eint, 
dir müssen empfinden: es gibt einen deutschen Protestantismus 
Dann werden wir stark! Und nur mit demn Starken macht 
man Frieden. Aber nicht nur durch unsere Stärkung 
uand Wahrung des Gleichgewichts der Kon— 
essionen schaffen wir Vorbedingungen zum kon— 
fessionellen Frieden. Auch durch Erhaltung des rechten 
Verhältnisses zwischen Staat und Kirche. Der 
Grenzstreit zwischen dem souveränen Staat und der römi— 
schen Kirche ist alt und stets neu. Es liegt die Gefahr vor, daß 
durch eine Politik der nachgiebigen Genügsamkeit die Grenz 
äberschreitung zum Gewohnheitsrecht wird, das durch die Zen—⸗ 
trumsmacht möglich wird. Deshalb fordern wir eine Politi 
der Entschiedenheit, die nur durch größeren Einfluß des Prote 
stantismus auf Presse und Parlament möglich ist. Hier 
muß unser Volksbund eingreifen. Manches hat er in letzter 
Zeit in den Vollsvertretungen wider die ultramontanen Vor— 
töße durch Toleranzantrag, Borromäusenzyklika, Antimorer⸗ 
nisteneid usw. erreicht, nicht ohne bedeutsame Mitwirkung un— 
seres Bundes. Und das ist Jein „Kulturkampf“, sondern eine 
aationale Lebensaufgabe, die Schaffung der Vorbedingung zum 
nonfessionellen Frieden und die Erhaltung der unersetzlichen Grund— 
agen der Kultur im Mutterlande der Reformation. Mutt zu 
hieser Arbeit gibt uns nicht nur das Wachstum des Bundes, 
»der mit seinen 2700 Vereinen und 450 000 Miitgliedern, mit seiner 
umfassenden Betätigung in Presse und öffentlichem Leben. Mut 
zibt uns das Vertrauen zu den Riesen der Geschichte, den 
Mächten: Glaube und Heimat, Religion und Na— 
tion, evangelische Wahrheit und deutsches 
Vaterland. Wer diese unverwüstlichen Mächte kennt, wer 
ihre Macht erfahren, der schaut im brausenden Strom der Ent— 
wicklung nicht ängstlich zurück und mutig empor! Deutsch und 
ꝛvangelisch, das sind Sterne, die sieghaft uns leuchten! (Leb— 
jafter Beifall. — Mit dem gemeinsamen Gesang des Liedes 
„Deutschland, Deutschland über alles“ schloß dieser erste Teib 
der Versammlung. 
Der zweite Teil der Versammlung wurde durch das An— 
dante aus Beethovens Sonate Pathétique eingeleitet. Da— 
nach sprach Herr Pastor Evers über die Arbeit des Evan— 
relischen Bundes in der engeren Heimat. Unter 
letzterer verstand er das Gebiet des lübeckischen Hauptver ins, 
umfassend den lübechischen Staat und das Fürstentum Lübeck. 
Redner dankte zunächst für die Begrüßungen seitens der benach 
harten Hauptvereine. Der lübeckische Hauptverein habe an dem 
dem deutschen Protestantismus von Rom aufgedrungenen Abwehr— 
ampf lebhaften Anteil genommen, und er habe mit großer 
Freude vernommen, daß die Stadtverwaltung Roms die Er— 
aubnis zum Bau einer evangelischen Kirche dortselbst erteilt habe. 
die Mischung sder Bekenntnisse in unserer Gegend sei nicht be— 
auerlich, sie könne nur dazu beitragen, den evangelischen Prote⸗ 
lantismus zu beleben und zur Betätigung zu erwechen. Das 
jabe sich vor allem in Eutin gezeigt, das bisher als die Hoch 
»urg der vordringenden Katholisierung gegolten habe. Weiter 
rrach Redner dem schleswig-holsteinischen Hauptverein den Tank 
»es lübeckischen dafür aus, daß er den Uebertritt des Eutiner 
uind Ahrensböker Zweigvereins zum lübeckischen Hauptverein ge— 
tattet hat, dankte ferner für die letzterem gespendeten Gaben 
ür die österreichische Diaspora-Gemeinde Radkersburg, berich— 
tete über die Zweigvereine im lübeckischen Gebiet und schloß 
nit einer warm empfundenen Ermahnung zur Begeisterung zu 
neuemn Kampfe unter dem Rufe: Deutsch-Evangelische, was 
wollt ihr begehren mehr, als des evangelischen Namens Ehr'! 
— M. Wagners „Suldigungsmarsch“ und die letzte Strophe 
des Chorals „Ein feste Burg ist unser Gott“ bildeten den Schluß 
der erhebenden und begeisternden Feier. 
Der J. Lübecker Schwimmverein hielt an Sonntag vor— 
nittag seine zweite diesijährige Hauptversammlung im 
Turnerschaftshause unter dem Vorsitze des Herrn Kommer— 
ienrats Scharff ab, die sich eines guten Besuches erfreute. 
Für den unentgeltlichen Schwimmunterricht, den 
»er Verein den Kindern seiner Mitglieder gewährt, waren 
lechs Anmeldungen eingelaufen, die mit dem Bedauern über 
hre so geringe Zahl verlesen wurden. Den zweiten Punkt 
der Tagesordnung bildeten die Veranstaltungen des 
Vereins im Sommer, über die folgendes mitgeteilt 
purde. Das Schwimmfest des Kreises II Hansa 
und Norden, das im vorigen Sommer hier abgehalten 
vorden ist, wird am 16. Juli in Delmenhorst statt— 
inden. Der weit entlegene Ort macht indessen eine Beteili— 
zung des Vereins daran ungewiß. Am 9. Juli veranstaltet 
her Schwimmverein Poseidon-Uhlenhorst ein Propaganda— 
chwimmfest in Schwerin, um die dort darniederliegenden 
Badeverhältnisse zu beleben. Voraussichtlich wird dieses Fest 
ruch vom Verein aus beschickt werden können. Die Meister— 
schaft von Lübeck verbunden mit einigen internen Kon— 
turrenzen, soll am 20. August im Krähenteich ausge— 
chwommen werden. Die Beteiligung an weiteren auswärtigen 
Zchwimmfesten wird nach Maßgabe der vorhandenen Kräfte 
entschieden werden. Die so beliebten Schwimmfahr— 
en sollen bei günstigen Witterungsverhältnissen möglichst 
zahlreich unternommen werden. Die sonntäglichen Ver— 
zinsübungen werden in bisheriger Weise nachmittags 
in Krähenteich stattfinden. Das Verbandsfest des 
Ddeutschen Schwimmverbandes in Berlin am 
.2./14. August wird wohl keine Beschickung von hier aus 
erfahren können. — Für die Ermäßigung des Saison— 
Abonnements für die Mitglieder der Herrenabteilungen 
ind Ueberlassung der Krähenteichanstalt des Sonntags⸗ 
Nachmittags sprach der Vorsitzende dem Finanzdepartement 
den Dank des Vereins aus, ebenso dem Pächter der St 
dorenz-⸗Badeanstalt Herrn C. Evers. Ueber unsere Fluß⸗ 
zadeanstalten wurde mitgeteilt, daß auf ihre Instand— 
etzung in diesem Jahre eine ganz besondere Sorgfalt ver— 
vendet worden sei. Mit dem bisherigen verkehrten Spar— 
ystem an Farbe, Oel und Karbolineum sei gebrochen worden, 
das durch den unausbleiblichen Verderb des Holzes in kurzer 
Zeit zu umfangreichen Reparaturen nötige. So habe der 
Bürgerausschuß am 1. März 6000 Meäbewilligt, zur Hälfte 
ür die Badeanstalt Krähenteich zur Erneuerung der 
derfaulten Schwellhölzer und Pfosten, des Belages der Zu— 
zangsstege und für die Beseitigung des morsch gewordenen 
Balkons am Weltgiebel der Anstalt, zur anderen Hälfte 
ür die Erneuerung der Auskleidehalle der —A 
Finkenberg, die in völligen Verfall geraten wäre. In 
der Doppelbadeanstalt Falkenwiese lei das Dach 
iber dem Fahrradstand erheblich verbreitert, so daß nun 
Zonne und Regen den Rädern nicht mehr verderblich wer— 
den könnten. Die Auskleideplätze in beiden Abteilungen seien 
erheblich vermehrt und ebenfalls die ganze Anstalt neu ge— 
trichen worden. Die gleiche Wohltat sei der Marli-Bade— 
unstalt zuteil geworden zum ersten Male seit ihrer Er— 
hauung im Jahre 19095. Die wünschenswerte Verbreiterum—
	        
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