Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

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Ausgabe A. Sonntag, den 14. Mai 191. 
— 
Tagesbericht — 
Lubeck, 14. Mab. 
schrift der Briefe nach HRamburg. Die Briefbestellung 
in — wird von 28 Postämtern ausgeführt. Vollstän⸗ 
digteit der Aufschrift ist unerläßliche Vorbedingung fur die 
rechtzeitige Zustellung der Briefe. Zur Vollständigkeit der 
Aufschrift gehört bei Briefsendungen nach Hamburg unbe⸗ 
dingt die Angabe der Stratße und Hausnummer, mög⸗ 
lichst auch des Gebäudeteils und Stocherks sowie die Bezeich⸗ 
nung (Nummer) der Bestellpostanstalt. Dies gilt 
nicht nur für Sendungen an Privatpersonen, sondern 
auch für die an Behörden, handelsgerichtlich ein— 
getragene Firmen uslw. gerichteten Postsendungen. Wel⸗ 
cher Bestellungspostanstalt die Strahen usw. zugeteilt sind, 
ergibt das alphabetische Straßenverzeichnis von Hamburg, 
das zum Preise von 5 Pfg. an den Briefmarkenverkaufsschal⸗ 
tern der hiesigen Postämter zu kaufen ist. Von diesem Ver⸗ 
jeichnis ist jetzt eine neue Ausgabe veranstaltet worden. 
*Ballonaufftieg. Der für gestern abend vorgesehene Auf⸗ 
stieg des Ballons „Lübeck“ mußte leider wegen des Gewitters 
unterbleiben. Mit den Füllungsarbeiten war bereits begonnen 
worden und blieb der Ballon unter der Aufficht der 
Wach- und Schließgesellschaft die Nacht über auf dem Füllplatze. 
Der Aufstieg wird nunmehr voraussichtlich heute vormittag 
zwischen 8 und 9 Uhr erfolgen. 
Promenaden⸗Konzert der Kapelle des Inßf.⸗Regts. 
Lübed“ (3. Hanf. Nr. 162) auf dem Marktplatz am Sonntag, 
dem 14. Mai, mittags von 12 -1 Uhr. Das Programm lautet: 
1. Frühlingsboten, Marsch von Lehmann. 2. Jubelouvertüre 
von Bach. 3. Im Frühling, Fantasie von Nehl. 4. Frühlings⸗ 
lied von Gounod. 5. Nachtigall im Fliederbusch, Idylle von 
Menzel. 6. O schöner Mai, Walzer von Strauß. 
o. Stadthallentheater. Die neue Sommerspielzeit wird 
am Sonntag, dem 21. Mai, eröffnet werden. Herr Dir. Feld⸗ 
jusen, der durch sein künstlerisches Streben in den langen 
Jahren seiner Wirksamkeit in Lübeck sich große, von Jahr 
zu Jahr noch wachsende Sympathien erworben hat, ließ es 
sich angelegen sein, auch die bevorstehende Spielzeit wieder 
würdig vorzubereiten. Als Eröffnungs-Vorstellung ist die beste 
Neuheit „Sommerspuk“ von Kurt Küchler in Aussicht ge— 
nommen. Das erfrischend natürliche und harmlos heitere 
Lustspiel hat am Thaliatheater in Hamburg in zahlreichen 
Aufführungen sich viele Freunde gewonnen. Auch an den 
Hoftheatern in Dresden, München, Stuttgart, Kassel, Hannover 
und Oldenburg hat es dauernde Erfolge zu verzeichnen. 
Der Vorverkauf findet wieder bei F. Nagel und an der 
Stadthallenkafse statt. 
b. Verein zur Fürsorge für cnilassene Gesangene und silt⸗ 
lich Verwahrloste. Es sei nochmals an den Vortrag erinnert, 
den auf Einladung des Fürsorgevereins Herr Pastor Clemens 
Schultz, Hamburg-St.“Pauli morgen (Montag), abends 8 Uhr 
in dem Großen Saale der Gemeinnützigen Gesellschaft, König— 
straße Nr. 5, über „Die verkommene weibliche Großstadt⸗— 
jugend“ halten wird. — Bei dem Vortrag wird auch eine 
Liste ausgelegt sein zur Einzeichnung für die Teilnahme an dem 
Ausfluge nach Rickling am Montag, 22. Mai, zur 
Besichtigung der Fürsorgeanstalten dortselbst. Anmeldungen 
sind auch bis zum 19. Mai an Herrn Regierungsrat Dr. Lange, 
Rathaus (Fernsprecher Nr. 42 und Nr. 430), zu richten. 
Bei rechtzeisiger Anmeldung werden den Teilnehmern Fahr⸗ 
karten zum ermäßigten Preise zur Verfügung gestellt. 
b. Gasthof Reuterkrug. Am Sonntag vormittag gegen 
10 Uhr treffen fünf Luxuspferde für den Marstall Sr. 
Maiestät des Königs von Schweden ein. Dieselben sind bis 
Montag nachmittag 5 Uhr im Reuterkrug zu besichtigen. 
h.. Waldhalle⸗Schwartau. Am Dienstag, dem 16. Mai, 
beginnen die diesjährigen viel und gern befuchten Kur⸗ und 
Abonnements⸗Militärkonzerte der Waldha'le. Durchgreifende 
Verbesserungen werden die diesjährigen Konzerbesucher aufs 
Angenehmste überraschen. Der Konzertplatz ist durch Ver— 
legung des Musikparillons bedeutend vergrößert, doch so, dahß 
die Klangwirkung noch bedeutend gewinnen wird. Die aner— 
kannt vortüglichen Leistungen der Lübecker Regimentskapelle, 
unter Leitung des Herrn Obermuüi'm isters Clausnitzer, werden 
sicher nicht verfehlen, eine große. Anziehungskraft auf das 
Instliebende Publikum Lübeds und seiner Umgegend auszu— 
en. 
b Die vom Verein „Oeffen liche Lesealle“ ergangene Bitte 
um Zeichnung von Beiträgen zur Dechung der durch Rat⸗- und 
Bürgerschluß abgelehnten Erhöhung der erbetenen Beihilfe von 
zus. 5000 Mehat bis jetzt einen Betrag von rund 38500 M er⸗ 
geben. Die hierdurch den Bestrebungen des Vercins zum Aus⸗ 
druck gebrachte Anerkennung ermutigt zu der Annahme, daß 
— der noch fehlende Betrag von 15600 Mugezeichnet werden 
wird. 
b. Die Kaiser⸗Wilhelm Gedäch nisspiele der Lübecker Sport⸗ 
Vereinigung finden in diesem Jahre am Simmelfahrtstage 
mit freundlicher Genehmigung des Regiments auf dem St.⸗ 
Lorenz⸗Kasernenhofe statt. Es gibt sich für diese nicht nur 
in Norddeutschland, sondern im ganzen DTeutschen Reiche be— 
kannten und beliebten leichtathleischen Wettkämpfe das aller— 
lebhafteste Interesse kund. So hat sich bereits die berühmte 
erste Mannschaft des Berliner Sportklubs von 1898/96 ge⸗ 
meldet, die hier auf die besten Vertreter Norddeutschlands 
stoßen wird. Wie sehr die Sportbewegung unter der deutschen 
Jugend sich immer mehr Geltung erringt, mag daraus er- 
hellen, daß die Hamburger Turnerschaft, der Hamburger Lehrer⸗ 
turnverein, die Lübecker Turnerschaft neuerdings Sportabtei— 
lungen gründeten, die sich dem Norddeuischen Fußballverbande, 
dessen Schutzherr der Herzogregent von Braunschweig, Herzog 
Johann Albrecht von Medlenburg ist, anschlossen. Es ist 
recht erfreulich, daß damit der alte Streit zwischen Turn⸗ 
und Sportvoreinen aufhört, und daß man nun gemeinsam 
an der körperlichen Ertüchtigung unserer Jugend arbeitet. Be— 
kannt ist, daß jetzt auch beim Wälitär neben dem Turnen eifrig 
der Fußballsport und die Leichtathletik gefördert werden. Diesem 
Umstande Rechnung tragend, hat die Lübecker Sportvereinigung 
mit Zustimmung des Regiments drei Konkurrenzen eingelegt. 
— 
die nur für Soldaten des Regiments ‚Lübeck“ offen sind. 
U. a. gibt es für die Soldaten auch das für das Publikum 
tets besonders interessante Tauziehen. Wunschen wir der 
Lübecker Sport-⸗Vereinigung für ihren frischen Unternehmungs⸗ 
zeist und ihr reges sportliches Streben einen recht starken Be— 
uch als Lohn für ihre Mühe. 
b. Zur Pfingstfahrt nach dem Englischen Kanal und zurück 
zieten die großen Ozeandampfer des Norddeutschen Lloyd in 
Bremen Gelegenheit, die der Beachiung sehr zu empfehlen ist. 
Ber die Pfingsttage fern von dem Gedränge und Getriebe 
berfüllter Ausflugsorte in aller Ruhe und Behaglichkeit auf 
oher See verbringen will, kann Laum etwas besseres tun, 
ls eine Rundfahrt durch den Englischen Kanal zu unter⸗ 
ehmen. Die Fahrt geht an der Englischen Südkuste, an 
er lieblichen Insel Waͤght entlang, nach Southampton, und 
ach kurzem Aufenthalt daselbst weiter nach dem französischen 
driegshafen Cherbourg. Sie bietet nicht nur eine angenehme 
'rholung, sondern auch eine sehr interessante Abwechselung. 
ie Kosten einer solchen Seercise, die nicht mehr als 4 Tage 
ne Anspruch nimmt, sind sehr gering (Hin⸗ und Rückfahrkarte 
100 M). Die Unterbringung an Bord ist fuür die Fahrgäste 
„eser kurzen Strecke eine besonders angenehme. Da die Mehr⸗ 
ahl der Amerikareisenden erst in Cherbourg an Bord geht 
ind bei den von Newyork einkommenden Dampfern schon in 
Fherbourg — dem Hafen von Paris — das Schiff verläßt, 
ind für den Kanalverkehr immer eine große Anzahl bester 
zlätze zur Verfügung. Ein hübsch ausgestattetes Heftchen 
Nach dem Englischen Kanal“ enthält alles Wissenswerte und 
dird vom Norddeutschen Lloyd und dessen Vertretern gern 
msonst abgegeben. Für einen Ausflug während der Pfingst— 
age kommen für die Ausfahrt der Dampfer „Prinz Friedrich 
Pilhelm“, ab Bremen Sonnabend, 3. Juni, und für die Rück⸗ 
ahrt der Schnelldampfer „Kronprinzessin Cecilie“, ab Plymouth 
ind Cherbourg am Pfingstmontag, den 5. Juni, in Betracht. 
b. Der Zirkus Sarrasani kommt nach Lübeck! Zum ersten 
Nale wird im Juli d. J. der berühmte Zirkus Sarrasani zu 
inem Gastspiele kommen. Es ist bekannt, daß der Zirkus 
Zarrasani der jüngste, aber daher auch der modernste, der 
ielseitigste und der größte aller eurodäischen Zirkusse ist, ein 
hekordunternehmen im wahrsten Sinne. Denn Rekordzahlen 
bringt dieser Zirkus nach Lübeck. Sarrasani besitzt mit 108 
edlen Pferden nicht nur den gröhten und erlesensten aller 
ropäifschen Zirkusmarställe, Sarrasani zeigt mit seinen 16 
klefanten, seinen 21 Löwen, seinen 8 Seelöwen, seinen 15 
zamelen die größten dressierten Gruppen dieser Art in der 
Welt schlechthin. Ständige Marokkaner-, Japaner-, Chinesen⸗ 
ind Mexikanertrupps in Stärke von je 12 bis 285 Mann sind 
m Gefolge dieser Wanderschau, deren gesamtes Personal sich 
nuf mehr als 8300 Köpfe beziffert. Sarrasani hat das größte 
iller bisher existierenden Zirkuszelte, ein Rundzelt mit einem 
Durchmesser von 56 Metern und einem Fassungsvermögen von 
3500 Menschen. Er baut zur Beherbergung seiner sehens- 
werten Menagerie, in der sich Nilpferde, Zebras, senegalesische 
Stiere, Lamas,. Hundemeuten, Affen, abessynische Esel und 
allerlei drefsiertes Getier mehr befinden, 20 Zeltanlagen 
auf. Sarrasani besitzt eine eigene Feuerwehr und fünf Ma— 
schinen, die ersten aller deutschen Straßenlokomotiven. Dem 
großen Ereignisse seines kurzen Gastspieles darf man jeden⸗ 
falls mit aller Spannung entgegensehen. 
Hansestãdte. 
Hamburg, 14. Mai. GKleine Nachrichten.) Ein 
angeblicher Detektiv der internationalen Abteilung der 
Berliner Kriminalpolizei hat hier eine Reihe von Schwindelelen 
erübt. Hauptsächlich kaufte er bei Buchhändlern unter der un—⸗ 
vahren Angabe, von der Berliner Kriminalpolizei beauftragt 
u sein, wissenschaftliche Werke über Kriminalistik. In zahl—⸗ 
eichen Fällen ist ihn der Coup gelungen. Der Schwindler 
st der Kaufmann Oppermann, auf den die Polizei eifrig fahndet. 
— Der Buchhalter einer bedeutenden Firma in der Gr. 
Reichenstraße wurde verhaftet, weil er sich der Urkunden⸗ 
älschung und Unterschlagung schuldig gemacht hat. Seine Ver— 
intreuungen hat er längere Zeit durch unrichtige Eintragungen 
u verdecken gewußt. — Die Friseurgehilfen sind in 
ine Lohnbewegung eingetreten. Sie fordern vor allem Be— 
eitigung des Kost- und Logiszwanges. 
Bremen, 14. Mai. Seiner Frau die Kehle 
durchschnitten? Der Bauarbeiter Grocholik erschien in der 
Nacht zum Sonnabend auf der Polizeiwache und gab an, daß 
einer Frau, die er wegen ihres nicht einwandfreien Lebens⸗ 
vandels während der Nacht gesucht hatte, von einem unbe— 
annten Manne die Kehle durchgeschnitten worden sei. Die 
Polizei fand die Frau in einem Straßengraben schwer verletzt 
or mit tiefen Stichen am Hals. Der Verdacht der Täterschaft 
lenkte sich auf den Ehemann, der in Haft genommen wurde 
a Schles wig⸗ Holftein. 
Altona, 14. Mai. Eine kaum glaubliche Frech 
heit legten drei Schulknaben an den Tag, indem sie 
eine leerstehende Wohnung in der Weidenstraße gewaltsam 
ffneten, sämtliche Türen aushakten und diese an einen Alt— 
jändler verkauften. Letzterer, der gewußt haben mußte, daß 
es sich um unrechtmäßig erworbene Sachen handelte, ist wegen 
jewerbs⸗ und gewohnheitsmäßiger Hehlerei in Untersuchung 
gezogen worden. 
Kiel, 14. Mai. Deutsche Gesellschaft zur Ret— 
unsg Schiffbrüchiger. Die Jahresversammlung des Ge— 
ellschaftsausschusses findet Mittwoch, den 7. Juni in der Aula 
»er Marineakademie in Kiel statt. Wie verlautet, wird Prinz 
heinrich von Preußen, der bekanntlich Protektor der Gesell⸗ 
schaft ist, Aer Tagung beiwohnen. — Eine Kommiffion 
der franzsösischen Gesellschaft zur Ret— 
tung Schiffbrüchiger wird in den nächsten Tagen hier 
eintreffen, um das in Laboe stationierte Motor⸗Rettun 984 
boot, bekanntlich das erste seiner Art, zu besichtigen. Die 
französische Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat die Ab⸗ 
Ficht, ebenfalls Motor-⸗Rettungsboote an ihren Küsten pu sta⸗ 
tionieren. — Tsdlicher Ungläüdsfall. Freitag abend 
wurde Oberlehrer an der Schiff- und Maschinenbauschule, Dipl.⸗ 
Ing. Wohllebe, von einem Automobil überfahren und duf der 
Stelle getötet 
— 
Kiel, 14. Mai. In Sachen des Werftparks, der 
vom Wohlfahrtsausschuß der Kaiserlichen Werft für Unbefugte, 
insbesondere für die Besucher des dortigen Volks- und Jugend— 
ppielplatzes geschlossen worden war, weil die Stadtkollegien 
die Bewilligung einer jährlichen Beihilfe von 2000 Muver—⸗ 
agt hatten, hat nunmehr eine Verhandlung zwischen dem Aus 
schuß und dem Magistrat stattgefunden, die zu einer Einigung 
geführt haben. Danach hat sich der Wohlfahrtsausschuß be⸗ 
reit erklärt, der Stadt Kiel gegen eine jährliche Vergütungç 
»on 1000 Muden Spielplatz fur die städtischen Schulen und den 
tieler Jugendspielverein freizugeben. Der Magistrat beantragt 
zei den Stadtkollegien die Bewilligung der 1000 M. Da diese 
weifellos erfolgen wird, ist damit der unerquickliche Streit 
us der Welt geschafft. — Eine Jugendwehr ist hier 
unter Mitwirkung der Vorstände verschiedener Militärvereine 
egründet worden. Zweck der Gründung ist, die männliche 
zugend im Alter von 15 bis 20 Jahren in den Abendstunden, 
owie an Sonn⸗ und Feiertagen den Gefahren der Großstadt 
u entziehen und sie zu dem Zwed durch militärische Uebungen, 
vie Turnen, Exerzieren, Schwimmen, Fechten, Singen, sowie 
zurch Samariter⸗- und Marinedienst zu beschäftigen. Die Wehr 
'oll in je eine Infanterie, Marine-,, Samariter⸗- und Spiel— 
leute⸗Abteilung und einen Sängerchor eingeteilt werden, doch 
verden die letzteren vier Abteilungen je einmal in der Woche 
auch am Infanteriedienst teilnehmen. — Konkurs. Eine be— 
rannte Kieler Tiefbauunternehmerfirma, Conradi, hat ihre Zah⸗ 
lungen eingestellt. Der Konkurs ist eröffnet. — Für die sehr 
rwünschte Verbindung Kiel-Elmschenhagen 
iegt jetzt ein Projekt der Kleinbahn-Gesellschaft Hannover— 
zamburg vor. Die Bahn würde bei einer Länge von 5 Km 
298 000 Meäkosten. Eine Verzinsung erscheint gesichert. In 
Kiel und Elmschenhagen wird der Bau sehr gewünscht. 
Wandsbek, 14. Mai. Prozeßbeendigung. Der 
wischen der Stadtverwaltung und der katholischen Gemeinde 
schwebende Prozeß wegen des Eigentumsrechts an dem bisher 
non der Gemeinde benutzten Schulgebäude ist vom Altonaer 
Zandgericht zuungunsten der katholischen Gemeinde entschieden 
worden. 
W. Neumünster, 14. Mai. Automobilunfall. 
Ddas Automobil des Kaufmanns Jensen aus Hamburg fuhr 
jestern nachmittag auf der Rückfahrt aus dem Bothkampschen 
wut auf der Plöner Chaussee gegen einen Baum. Das Auto 
vurde zertrümmert. Der Chauffeur erlitt am Kopf schwere 
Verletzungen. Jensen und Frau, sowie ein siebenjähriger Sohn 
wurden durch Splitter des Autos verletzt und kehrten mit 
der Bahn nach Hamburg zurück. 
S roßher; o gtümer Medlenburg. 
Rehng, 14. Mai. Als Silfsprediger und 
Rektor in Brüel ist als Nachfolger des Pastors Köhler 
Rektor Voß von hier in Aussicht genommen. — Eine reiche 
Honigernte ist bei der herrlichen Blüte der Rübsen— 
und Rapsfelder in Aussicht. 
Ddas Lob der Ungarin. 
Ungarn hat drei Spezialitäten: seinen berühmten Wein in 
Tokaj, seinen Szegediner Paprika und seine — schönen Frauen. 
leber sie sind schon Bände geschrieben worden, und sie sind sozusagen 
prichwörtlich bekannt, so daß man sich, wie dem Tag aus Budapesß 
zeschrieben wird, ihre ausführliche Beschreibung. angefangen bei der 
chwarzen Glutaugen bdis zu dem zierlichkleinen Fuß, füglich ersparer 
ann. 
Es soll hier von einem besonderen Kapitel über die ungarischer 
Frauen die Rede sein, nämlich von ihren Ruf. Bei dem Grundsatze, 
)aß diejenigen die besten Frauen seien. von denen man am 
venigsten spricht, kämen eigentlich die ungarischen Frauen 
ehr schlehht weg, da gerade über sie viel gepprochen wird. Es 
rann auch nicht geleugnet werden. daß der Ruf, den Ungarns Frauen 
jemeiniglich im Auslande genießen, nicht gerade der beste ist. Wenn 
ußerhalb der ungarischen Lande von „schönen Ungarinnen“ die Rede 
st, so begegnen sich dadei die verschiedensten Vorstellungen, ohne daß 
ruch nur eine davon die richtige ist. Es ist im Auslande schon zur 
vewohnheit geworden, daß man fast mit jeder schönen Ungarin zugleich 
»en Begriff von Leichtlebigkeit verbindet. So schlimm ist es 
iun denn doch nicht, wenn wir audd gewiß nicht behaupten wollen. 
»aß jede Ungarin eine „keusche Susanne“ ist. Das würde schon mit 
»em heihen Temperament der Ungarin nicht vereinbar sein 
So viel muß aber zur Ehre der ungarischen Frauen gesagt werden⸗ 
»aß der Ruf, den sie außerhalb der Grenzen ihres Landes genießen, 
viel schlimmer ist als sie selbst. Man darf sogar behaupten, daß es 
n Ungarn nicht mehr „leichtlebige“ Frauen gibt als in den übrigen 
uropäischen Kulturländern. Der große Unterschied besteht nur darin 
»aß man von der schönen Ungarin immer und überall viel mehr 
als von ihren außerungarischen Geschlechtsgenossinnen dieles 
enres. 
Die ungarischen Frauen sind in gewisser Beziehung vielleicht 
Ibit schuld daran, daß im Auslande ihr Ruf kein besonders guter ist. 
Sie sind nämlich sehr lustig und sehr kokett und geben 
ich bei der Unterhaltung mit Herren viel ungenierter und ungezierter 
ils andere Frauen. Bei all ihrer Ausgelassenheit und Koketterie, die 
hnen reizend ansteht, wissen sie aber doch gewöhnlich die „gewisse 
ßrenze“ zu wahren. Daß es Ausnahmen gibt — warum nicht? — 
iber, wie gesagt, schwerlich mehr, als unter den lustigen Frauen 
ainderer Länder. Auch die Statistik kommt den ungarischen Frauen 
zu Hilfe und zeigt uns, daß es z. B. in Frankreich und Deutschland 
m Jahre viel mehr Ehescheidungen gibt als in Ungarn. Die 
schöne Ungarin“ ist im Durchschnitt sogar eine sehr brave und ar beit⸗ 
‚„ame Ehefrau und eine qute Mutter. Sie ist oft eine ebenso 
reue wie energische Mitarbeiterin an den Geschäften ihres Mannes 
ind lennt sich in denselben zuweilen besser aus als — er selber. Die 
ingarische Frau ist sogar eine viel tüchtigere und wirtschaftlichere 
Hausfrau als so manche ihrer ausländischen Kolleainnen. von denen 
man vielweniger spricht. 
Es ift sehr bedauerlich, daß der zweifelhafte Ruf, in den 
die ungarischen Frauen im Auslande geraten sind, sich mit 
der Zeit lo tief eingewurzelt hat, daß er sich nur schwer wird 
wieder verbessern lassen. Diejenigen „chönen Ungarinnen“, die überall 
jm Auslande für die Unterhaltung der Welt sorgen, in der man sich 
nicht langweilt, kompromittieren allerdings schwer die eigentliche un 
jarische Frauenwelt in der Heimat, diese Ausnahmen bestätigen aber 
hier nicht die Regel 
— —
	        
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