Full text: Lübeckische Anzeigen 1911 (1911)

Die reichs landische Verfaffungsreform. Betreffs ber elsaß⸗ 
lothringischen Verfassungssrage glaubt man in parlamen⸗ 
tarischen Kreisen, daß die gestrige Abstimmung nur der 
rugenblicklich fehlerhaften Auffassung der Gesamtlage zuzu⸗ 
chreiben sei. Es sei der gute Wille vorhanden, die Vorlage 
zuur Verabschiedung zu bringen. Man hofft, daß noch heute oder 
morgen die Verhandlungen zu einem befriedigenden Abschluhß 
sführen. Die Kommission wird dann in die Beratung des Wahl⸗ 
zesetzes eintreten und eventuell noch eine weitere Lesung des 
Entwutfes vorzunehmen haben. Damit würde allerdings ein 
Kekord aufgestellt werden. Immerhin wäre diese Lösung besser, 
als wenn die Kommission an das Plenum berichtete, daß sie 
die Ablehnung des Verfassungsentwurfes empfehle. (Tel.) 
Eine neue Kundgebung gegen die bahyerische Lehrerschaft. 
der bayerische Epistopat erläßt in seinen Amtsblättern eine 
reuer Kundgebungagegen die Lehrerschaft. Er be— 
scchwert sich darüber, daß die Lehrer den Bitten und väterlichen 
Ermabhbnungen der Bischöfe Widerstand entgegengesetzt hätten. 
Rach wie vor müßten die Bischöfe mit allem Nachdruck ver— 
augen, daß Angriffe der Lehrer auf die katholische Glaubens— 
ehre und die Betätigung kirchlicher Gesinnung sowie Ausfälle 
gegen die religiösen Wahrheiten, den Glauben und das Recht 
der Kirche auf Beaufsichtigung des Religionsunterrichts unter⸗ 
blieben. Die Bischöfe wollten aber die Hoffnung nicht auf— 
geben. daß ihnen weitere Schritte erspart blieben. (Tel 
Neueite Nachrichten und Telegramme. 
GHener alversammlung der Gefellschaft für soziale Reform. 
W. Berlin, 12. Mai. Im Bürgersaale des Rathauses 
vurde heute vormittag unter zahlreicher Beteiligung die Ge— 
ieralversammlung der Gesellschaft für soziale Reform eröff— 
iet. Vertreten sind die meisten Reichsämter und Ministerien 
uus allen Teilen Deutschlands, das Reichsgesundheitsamt und 
andere. Nach der Begrüßungsansprache des Staatsministers 
Berlepsch fand ein Vortrag des Professors Grube über den 
Berufsschutz der jugendlichen Arbeiter statt. 
Deutsche Unternehmungen. 
Betrlin, 12. Mai. Nach Meldungen englifscher Blätter soll 
ne deutsche Handelsgesellschaft (gemeint sind die Gebr. Man— 
iesmann) in Erksis einen der besten Häfen an der Küste des 
Susgebietes in Marokko okkupiert haben. Die Anwesenheit 
ines deutschen Kreuzers in den marokkanischen Gewässern deute 
darauf hin, daß diese „friedliche Besetzung“ auch die Unter⸗ 
tützung der deutschen Regierung habe. 
Man sieht von vornherein, daß es sich bei diesen Nach— 
richlten nur um eine plumpe Erfindung handelt. An maß— 
jebender Stelle, wo wir uns trotzdem erkundigten, wird uns 
das bestätigt. Weder ist ein deutscher Kreuzer in den dortigen 
Gewässern anwesend, noch hat die Regierung irgendwelchem 
deutschen Privatvorgehen in Marokko ihre Sanktion erteilt. 
Richtig ist allerdings, daß tatsächlich die Gebrüder Mannes— 
mann in der betreffenden Gegend geschäftlich interesssert sind 
und Unternehmungen vorbereiten. 
Prozeß gegen 19 franzöfische Bürgermeifter. 
V. Paris, 12. Mai. Morgen findet vor dem Zucht⸗ 
polizeigericht in Bar-sur-Aube der Prozeß gegen 19 Bürger— 
neister statt, die zur Zeit des Protestes gegen die Ausschlietzung 
»es Departements Aube aus dem Champagnebezirk sich wei— 
gerten, die Bekanntmachung der Vollkszählung anschlagen zu 
assen. 
Die großen frauzösischen Flotienmanöver. 
W. Paris, 12. Mai. An den diesjährigen großen Flotten⸗ 
manövern werden vier Dreadnoughts der Dantonklasse teil— 
nehmen, deren Vollendung eigentlich erst im Januar 1912 vor⸗ 
zjesehen ist. Sie werden bereits im Juli 1911 unter dem 
Kommando des Admirals Lapeyrers zu einem Geschwader ver⸗ 
einigt. Bei den Flottenmanövern, die im September im Mittel⸗ 
neer unter Oberleitung des Admirals Jourequiberry statt⸗ 
finden und 14 Tage dauern werden, gelangen 17 Panzerschiffe, 
z Panzerkreuzer und 18 Torpedojäger mit einer Besatzung 
on 750 Offizieren und 18 600 Mann zur Verwendung. Die 
französische Flotte, bemerkt der Matin, habe niemals eine 
olche Stärke aufgewiesen. 
Die Kämpfe in Maroklo. 
W. Paris, 12. Mai. Dem Echo de Varis wird von dem 
hie Mahalla des Hauptmanns Moreaus begleitenden Sonder⸗ 
zerichterstatter Marquis Seganzac aus dem Lager bei Larbä 
Sidi Buaissa vom 9. Mai gemeldet, daß die umliegenden 
Ztämme von fremden Agenten zu einem Aufstand angestiftet 
vürden. Dieser Aufruhr könnte vielleicht den Spaniern eine 
Helegenheit bieten, Truppen in Larrasch zu landen. Damit 
zrkläre sich die Mission, die der Kanzler der spanischen Ge— 
andischaft in Tanger gegenwärtig in Alkassar ausführe. 
W. Stuttgart, 12. Mai. Der König verlieh, dem Staats— 
anzeiger zufolge, dem Generalinspekteur des Mililär- und Ver— 
kehrswesens, Generalleutnant Freiherrn v. Lynchker, das Groß⸗ 
kreuz des Friedrichordens. 
Wt. Stuttgart, 12. Mai. Bei der heutigen Schult⸗ 
heißwahl wurde Regierungsrat Lautenschläger mit 13154 
Stimmen gewählt. Dr. Lindemann erhielt 12236, Oberbürger— 
neister Ked 3365 Stimmen. 
W. Kousftantnopel, 12. Mai. Senator Ahdur Rabman 
wurde zum Unterrichtsminister ernannt. 
W. Mexico Cithn, 12. Mai. Die Friedens verhand⸗ 
lungen der mexikanischen Regierung mit den Aufständischen, 
die nach einem kürzlich bei der Hamburg-Amerika Linie einge—⸗ 
troffenen Telegramm bereits erfolgreich gewesen sein sollten, 
tind noch nicht zum Abschluß gekommen, werden aber fort—⸗ 
zesetzt. Inzwischen scheint die Rebellion an Ausdehnung ge— 
vonnen zu haben. 
WV'it. Mexiko, 12. Mai. Flüchtlinge berichten: In Ma— 
atlan herrscht Hungersnot sowie Seuchengefahr. Depeschen 
an das Kriegsdepartement melden, daß hunderte von Auf— 
tändischen Torreon bedrohen. In der Nähe dieser Stadt 
vpurde der Deutsche Katerfeld bei der Verteidigung seiner 
Farm erschosien. 
Berlin, 12. Mai. Zu einer wüsten Szene kam es heute früh 
n dem Kontor eines Fensterreinigungsinstituts in der Wein- 
neisterstraße. Der Inhaber des Instituts hatte in einem In— 
erat einen Inspektor zur Kontrolle des Arbeitspersonals ver⸗ 
angt. Es meldeten sich über hundert Bewerber. Die Anwärter 
uuf diesen VPosten standen bereits kurz nach 8 Uhr dicht ge— 
vrängt auf der Straße, im Hausflur und bis auf die Straßée 
hinaus. Plötzlich hörte man vom Kontor ber wüstes Schreien 
und das Klirren von Fensterscheiben. Wie sich herausstellte, 
satte einer der Bewerber, in der Annahme, daß der Dire!⸗ 
kor des Instituts auf Kautis nsschwsndeleien ausgehe, 
in einem Wutanfall alles Erreichbare kurz und klein schlagen 
vollen. Die Erregung des einen Mannes teilte sich den 
ibrigen Leuten mit. In wenigen Augenblicken glaubte alles, 
s mit einem Kautionsschwindler zu tun zu haben. Bei dem 
zlinden Lärm flüchtete der Inhaber des Instituts und seine 
Zuchhalterin in einen Nebenraum und schlofsen sich dort ein. 
der Krawall setzte sich noch lange fort. Erst als mehrers 
Schutzleute erschienen und die erregte Gesellschaft beruhigten, 
'onnten Kontor und Haus geräumt werden. 
W. Königsberg (Preußen), 12. Mai. Unter dem Verdacht, 
ein Paket mit Sprengstoffen nach Schirwindt gesandt zu haben, 
purde gestern der Fleischer Franz Müller verhaftet. Er bestrei⸗ 
et, mit der Tat etwas zu tun zu haben. Die Pillkaller Grenz— 
eitung meldet, in Schirwindt wurde auch der Fleischermeister 
Müller, der Vater des in Königsberg Verhafteten, der mit 
er verletzten Familie Schwandtner in einem Hause wohnt 
und mit ihr in Feindschaft lebt, unter dem Verdacht, Mit— 
visser oder Urheber des Attentats zu sein, verhaäftet und 
in das Gerichtsgefängnis in Stallupönen gebracht. 
W. Breslau, 12. Mai. Die Schlesische Zeitung meldet 
mus Oels: Vorgestern abend fand in der Nähe der Stadt, dem 
ogenannten Beniaminbusch, ein Duell zwischen dem Leutnant 
5rhrn. von Loe und dem Leutnant Frhrn. von Dalwig statt, 
eide der Maschinengewehrabteilung Nr. 8 angehörend. Loe 
rhielt einen Schuß in die Brust und wurde in das Garnison— 
azarett gebracht. 
Breslau, 12. Mai. Der Stellenbesitzer Malek in Lisso— 
vitz ist, als er in seinem Garten schlief, von seinem Dienst— 
necht Franz Jaschke durch Axthieb ermordet und seiner 
ühr und Barschaft beraubt worden. Der Mörder ist ge 
lüchtet. 
Meldorf, 12. Mai. Der frühere Betriebsleiter des hie— 
igen Elektrizitätswerkes, Schmalz, hat sich hier in der letzten 
Nacht im Bahnhofshotel erschossen. 
Sarburg. 12. Mai. Der Streikt der Metallarbeiter ist, 
da die Verhandlungen ein günstiges Ergebnis gehabt haben, 
heendet. Die Arbeit soll morgen wieder aufgenommen werden. 
Köln,. 12. Mai. In der Brikettfabrik auf der Zeche 
Adler bei Kupferdreh explodierte ein Behälter, wodurch 
die Fabrik in Brand geriet. Vier Arbeiter erlitten Brand— 
vunden. Einer von ihnen ist so schwer verletzt, daß man an 
einem Aufkommen zweifelt. 
Hanau, 12. Mai. Der seit zwei Jahren am hiesigen 
ztadttheater tätig gewesene Regisseur und erste Charakter— 
omiker Willi Steiger, der zuletzt am Frankfurter Ko— 
nödienhause tätig war, hat sich heute früh aus gekränktem 
Ehrgeiz in seiner Wohnung in Hanau erhängt. 
Wt. Eßlingen, 12. Mai. In der Heilanstalt Kennenberg 
ist der frühere Chef des Verlages Bädeker, Karl Bädeker, 
gestorben. 
Zürich, 12. Mai. Gestern abend ist ein Streik der 
Maurer ausgebrochen. In den Straßen, die zu dem Ar— 
eiterviertel führen, erfolgte ein blütiger Zusammen— 
toß mit der Polizei, wobei auf beiden Seiten scharf 
eschossen wurde. Bei dem Versuche, einen Arrestanten zu be— 
reien, wurden zwei Volizisten schwer verletzt. In der Stadt 
herricht große Aufregung. 
Paris, 12. Mai. Im Gefängnis von Rheims hat sich 
jestern wieder ein Winzer erhängt, der unter der Anklage 
tand, sich besonders lebhaft an den Plünderungen und Brand— 
tiftungen in Ay beteiligt zu haben. 
W. Nilolajicw, 12. Mai. Der Brand der Schwarzmeer— 
Schiffswerft ist heute morgen gelöscht worden. 
Deutscher Reichstag. 
W. Berliu, 12. Mai. 
Die Reichsversicherungsordnung wird weiter be— 
raten bei der Zusammensetzung des Kassenvorstandes (88 340, 
341, 342, 361a, 371 a, 412). 
Abg. Heinze (natlib.): Als zweckmäßig ist der jetzige Zu— 
tand nicht anzuerkennen, seine Folgeerscheinungen müssen zu— 
ückgewiesen werden. Die Sozialdemokraten haben klar aus— 
jesprochen, daß die Ortskrankenkassen benutzt werden müßten 
u sozialdemokratischen Zwecken. (Lebh. sehr richtia hei der 
Mehrheit.) 
Abg. Geyer (Soz) ruft: Das ist eine ganz niedrige Ver— 
drehung. 
Präsident Graf Schwerin-Löwitz ruft Geyer zur Ordnung. 
Abg. Heinze (fortfahrend): Ich erkenne ohne weiteres an, 
zaß auch die Ortskrankenkassen in sozialdemokratischen Händen 
hutes geleistet haben. Es ist aber erwiesen, daß sozialdemo— 
ratische Agitatoren lediglich wegen ihrer Varteitätigkeit als 
dassenbeamte angestellt sind. Wir können die Institutionen, 
sie der Förderung der sozialen Wohlfahrt dienen sollen, nun 
ind nimmermehr den einzelnen Parteien ausliefern. (Sehr 
ichtig!) Dadurch wird der Unfrieden genährt. Von einer 
zertrümmerung der Selbstverwaltungsrechte der Arbeiter ist 
eine Rede, wenn sie auch eingeschränkt werden. Wir nehmen 
in, daß durch unsere Beschlüsse die Krankenkassen für ihre 
igentliche Aufgabe mehr freigemacht werden für die soziale 
rürsorge und das Vertrauen weiter Kreise zu diesen Kassen 
jefestigt werde und darauf kommt es im Grunde an. (Leb⸗ 
jafter Beifall.) 
Abg. Behrens (w. Vag.): Brauchbare sozialdemokratische 
Zassenbeamte haben für die Zukunft nichts zu fürchten. Wir 
»erlangen aber, daß die Anstellungsbedingungen den guten 
Zitten entsprechen. Mir halten an den Kommissionsbeschlüssen 
est. 
Abg. Schmudt (Soz.): Die ganzen hier gehörten Reden 
ollen nur die wohl erwogenen politischen Interessen und Ab—⸗ 
ichten der bürgerlichen Parteien verdeceen. 
Abg. Kulerski (Pole): Der Entwurf bedeutet die Entrech- 
ung der Arbeiter. Die Kommissionsanträge sind für uns 
mnannehmbar. 
Abg. Irlk (3tr.): Wir haben allen Anlaß, jetzt dafür zu 
orgen, daß die Mißstände in der sozialdemokratischen Kassen- 
eitung von Grund aus beseitigt werden. (Lebhafter Beifall.) 
Abg. Cuno (Vpt.): Daß der sozialdemokratischen Miß- 
virtschaft in den Ortskrankenkafsen ein Ende gemacht werden 
nuß, dtarin sind wir mit allen Parteien bis auf die sozial— 
emokratische einig. (Bravo! bei der Mehrheit.) Die Zustim⸗ 
nung wird uns erleichtert durch den Antrag Schultz, der das 
Gerfahren bei der Entlassung der Angestellten entĩprechend 
»en Vorschriften des Reichsbeamtengesetzes geregelt wissen will. 
Abg. Seine: (Soz.): Die Interessen der Arbeitgeber können 
nicht zu einer Verbesserung der Kassenleistungen führen, des⸗ 
halb mußte die Arbeiterschaft sich der Kassen bemächtigen. Dis 
Aufsicht der Behörden erwies lich stets nur als Hemmschuli 
wenn die Kassen über das hinausgehen wollten, was unbedingt 
notwendig war. Die Begründung für die Behauptung, die So 
zialdemokratie trage die Politik in die Ortskrankenkassen, sind 
ordinärste politische Hetzereien. (Zuruf bei den Sozialdemo— 
kraten: Reichsverband.) 
Vizepräsident Schultz: Die Art, wie hier immer der Reichs— 
verband von der Sozialdemokratie bezeichnet wird, ist eine 
kränkende Aeußerung. (Großer Lärm bei den Soz. Rufe: 
Sie haben hier objektiv zu präsidieren, nicht als Reichsver— 
bändler! Erneute große Unruhe.) Es ist empörend, wie Sie 
jiich gegenüber den Mahnungen des Präsidenten verhalten 
(Große Unruhe.) 
Abg. Heine (fortfahrend): Vertrauen in eine loyale Hand— 
habung des Gesetzes können wir nicht haben. Wir kämpfen hier 
nicht um die Futterkrippe, sondern um das Bestehen der Frei 
heit in der Selbstverwaltung. 
Ministerialdirektor Caspar: Unser Material über die Miß 
stände in den Kassenleitungen beruht auf amtlichen Mitteilungen 
der Orts⸗ und Landesbehörden. 
Nach kurzen Bemerkungen de⸗ Abg. Potihoff (Vpt.) wird 
die Debatte geschlossen. Der Antrag der fortschrittlichen Volks— 
partei, den 8 340 zu fassen: 
Die Vorstandsmitglieder wählen aus ihrer Miite den Vor— 
sitzenden des Vorstandes — und die weiteren Bestimmungen 
zu streichen, wird abgelehnt, ebenso der Antrag der Polen, 
der auch die Vorsitzenden in den Landeskrankenkafsen aus der 
Mitte des Vorstandes gewählt wissen will. Ferner wurde ein 
Antrag der Sozialdemokraten abgelehnt, der die Bestimmun— 
gen über gesonderte Abstimmung der beiden Gruppen der Ar— 
beitgeber und der Arbeitnehmer streichen will. Der erste Absatz 
des 8 340: Die Vorstandsmitglieder der Ortskrankenkasse wäh⸗ 
len aus ihrer Mitte den Vorsitzenden des Vorstandes, wird 
angenommen. 
Der zweite Absatz des 8 340 (Gewählt ist, wer die Mehrheit 
der Stimmen aus der Gruppe sowohl der Arbeitgeber als 
auch der Versicherten im Vorstande erhält, wird mit 208 
gegen 101 Stimmen in der Kommissionsfassung angenommen. 
8 341 sieht die Ernennungsbefugnis der Behörden bei 
Nichtzustandekommen der Wahl vor. Ein sozialdemokratischer 
Abänderungsantrag wird in einfacher Abstimmung abgelehnt. 
Die fortschrittliche Volkspartei will den Paragraphen streichen. 
Dieser Antrag wird mit 208 gegen 101 Stimmen abgelehnt. 
8 342 (Wahl des stellvertretenden Vorsitzenden) wird un— 
verändert angenommen. Ueber die 88 343 bis 361 wird später 
debattiert und abgestimmt werden. 8 3614 regelt die Be— 
setzung der besoldeten Kassenämter. 
Der Antrag der Sozialdemokraten, diese Anstellung durch 
Mehrheitsbeschluß geschehen zu Tassen, wird abgelehnt und der 
Paragraph nach der Kommissionsfassung mit 208 gegen 108 
Stimmen angenommen. 8 361b Gestallungsrecht der Auf 
ichtsbehörde) bis 8 363 werden unverändert angenommen 
3 364 wird entsprechend dem Antrage der Kommission abge— 
ehnt. 8 365 (Aufstellung der Dienstordnung) wird in der 
Kommissionsfassing mit 255 gegen 53 Stimmen bei einer 
Stimmenthaltung angenommen. Zu 8 368 wird ein Kom— 
promißantrag Schultz betr. Disziplinarverfahren einstimmig (ein— 
cchließlich der sozialdemokratischen Stimmen) angenommen. Die 
übrigen Paragraphen bis 3714 werden angenommen. 8 412, 
der die Drittelung der Beiträge vorsieht, wird gleichfalls in 
der Kommissionsfassung angenommen. 
Weiterberalung Sonnabend vormittag 10 Uhr. 
heer und glotte. 
W. Berlin, 12. Mai. R-P. D. „Lützow“ mit dem weiteren 
Teil der aus dem Kiautschougebiet abgelösten Offiziere und 
Mannschaften ist auf der Heimreise am 11. Mai in Antwerpen 
ingetrofsen und hat ahn 12. Mai die Reise nach Bremerhaven 
ortgesetzt. „Chemnitz“ mit dem Ablösungstransport für 
Bremen“ hat am 11. Mai von Bremerhaven aus die Aus 
eise nach Baltimore angetreten. Transportführer ist Ober— 
eutnant zur See Scabell. „Königsberg“ ist am 1. Mai in 
Blissingen, „Zieten“ am 11. Mai in Gotenburg, Flußkanonen 
boot „Otter“ am 11. Mai in Hankau, „Scharnhorst“ mit dem 
Chef des Kreuzergeschwaders, „Gneisenau“ und „Leipzig“ am 
12. Mai in Tsingtau und „Iltis“ am 12. Mai in Swatau ein 
zetroffen. „Eber“ ist am 12. Mai von Lagos in See gegangen, 
„Pelikan“ am 11. Mai von Kiel nach Cuxhaven gegangen. Der 
englische Fischereikreuzer „Skipiach‘' ist am 11 Mai in Wil— 
helmshaven eingetroffen. 
Vermischtes. 
Eiftrsuchtstragödie auf der Straße. In Loslau, Kreis 
Rybnik in Oberschlesien spielte sich auf offener Straße eine 
kifersuchtstragödie ab, der ein Menschenleben zum Opfer siel 
Dort erstach der Stellmacher Scheifczyk aus Eifersucht den 
33jährigen Tischle Franz Dresler. Der Erstochene ist 
Witwer und Vater eines dreijährigen Knaben. Der Täter wurde 
m Roguer Wald verhaftet. Er hatte das Messer eigens 
ur Tat gekauft und ist geständig. 
Wegen Verletzung der Eidespflicht verurteilt. Der jetzige 
Schauspieler J. A. Merck in Frankfurt a. M. wollte an der 
Hießener Universität als Doktor der Philosophie vromoviert 
werden, nachdem er an sechs Universitäten studiert hatte. 
Bei der Einreichung seiner Dissertation gab er die vor— 
geschriebene Versicherung an Eidesstatt ab, daß er andere 
als in der Dissertation angegebene wissenschaftliche Hilfsmittel 
hei der Arbeit nicht benutzt habe. Etwa der zehnte Teil 
der Dissertation war aber nahezu wörtlich aus einem wissen— 
chaftlichen Werke abgeschrieben, weshalb die Universität den 
Berfasser wegen Verletzung der Eidespflicht beim 
Hericht anzeigte. Merck erklärte in der Verhandlung vor der 
Ztraflammer, daß er die fraglichen Stellen von einem Freund 
erhalten habe, ohne daß sie als Auszug aus einem Buche 
ftenntlich gemacht gewesen seien. Das Urteil lautete auf 
eitnen Monat Gefängnis, da auch dieser Sachpverhalf 
den Angeklagten nicht straffrei machen konnte. 
Die Betrügereien der Agramer Primaballerina. Die Unter⸗ 
uchung in der Angelegenheit der Primaballerina des kroatischen 
Nationaltheaters in Agram, Frl. Claire Genta, die, wie 
herichtet, wegen großer Betrügereien verhaftet wurde, hat 
einem Telegramm des B. T. aus Wien zufolge, ergeben, 
daß es sich um große Hinterziehungen in einem Konkurs 
handelt, den der Schwager der verhafteten Tänzerin im Verein 
nit ihr durchführte. Der Schwager, Otto Lorenz, lebte 
als Kaufmann in München. Er wurde gleichfalls ver⸗ 
haftet und dem Münchener Strafgericht eingeliefert. Es 
vird den beiden Verhafteten zur Last gelegt, daß sie bef 
inem Notar in Kärnten eine Urkunde aufnehmen ließen, nach 
der der Schwager seiner Schwägerin 75 000 Kr. schuldete. 
Sie lichen die Urkunde aufnehmen, um der Kondkursmais- 
hiesen Betraaga zunentziehen
	        
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